Unterwegs in Island

Eine halbe Stunde früher als geplant legt die Norröna ab. Trotz des leichten Nieselregens haben wir einen schönen Blick auf Tórshavn als wir den Hafen verlassen. Die ersten knapp zwei Stunden der Fahrt bleiben wir immer in Sichtweite der Färöer und lernen so auch einige der von uns nicht besuchten Inseln von der Wasserseite aus kennen. Schließlich verschwinden die letzten Klippen der Färöer Inseln am Horizont und um uns herum gibt es nur noch den Atlantik.

   
   
Pünktlich erreichen wir Seyðisförður und verlassen fast als letztes die Norröna. Von einem Parkplatz werfen wir einen Blick auf den Ort und die Norröna, die bereits wieder für die Rückfahrt beladen wird. Wir haben jetzt 6 Wochen Zeit Island zu erkunden und sind sehr gespannt, wie es uns gefallen wird.
   
Wir verlassen Egilsstaðir auf der Straße 94 nordwärts, zunächst auf Asphalt, dann Schotter und schließlich wieder Asphalt. Auch die geschotterten Abschnitte sind in einem sehr guten Zustand und völlig problemlos zu befahren. Über die Sandebene Héraðssandur und den Fluss Selfljót hinweg erklimmen wir den Pass über das Dyrfjöll. Immer wieder bieten sich uns herrliche Ausblicke auf die Küste.
   
   
Unser Ziel ist der kleine Hafen von Bakkagerði am Borgarfjörður. Hier befinden sich auf dem Hafnarhólmi Brutkolonien von Küstenseeschwalben und Papageientauchern. Besonders letztere haben es uns angetan und so verbringen wir eine Stunde bei den Clowns der Meere und bannen sie auf unsere Speicherchips.
   

 

 
Wir beziehen auf dem Campingplatz von Vopnafjörður Quartier und genießen den Ausblick auf den Fjord. Gegen 23:00 Uhr verfärben sich die Gipfel der Hellisheiði im Licht der tiefstehenden Sonne und es bilden sich die beiden Enden eines Regenbogens. Wir ziehen uns die dicken Jacken über und machen vom Campingplatz noch ein paar Fotos.
   
Wir fahren teilweise durch dichten Küstennebel, der, wenn er sich lichtet, schöne Ausblicke auf die Küste ermöglicht.
   
Nördlich von Kópasker entdecken wir einen sehr schönen Strandabschnitt mit bizarren vulkanischen Formationen, an dem wir ein Stück entlang spazieren.
   
Wir folgen der 864, die uns als gut zu befahrende Schotterpiste zunächst zum Hafragilsfoss bringt. Von den Klippen der Schlucht haben wir einen herrlichen Ausblick auf den kleinen Bruder des Dettifoss und die wüstenartige Landschaft, die ihn umgibt. Nur 4 km weiter erreichen wir den Parkplatz des Dettifoss. Er ist der wasserreichste Wasserfall Europas und eines der beeindruckendsten und bekanntesten Naturwunder Islands. Auf einer Breite von 100 m stürzen sich durchschnittlich 193 m³Wasser pro Sekunde über die 45 m hohe Abbruchkante. Neben dem Wasserfall ist auch die Schlucht des Jökulsá á Fjöllum sehr beeindruckend und bietet immer wieder schöne Fotomotive. Wir setzen uns an den Rand der Schlucht nur wenige Meter vom Wasserfall entfernt und genießen das sich bietende Naturschauspiel – Regenbogen im Sprühnebel der Fälle inklusive.
   
   
   
Bevor wir den Mývatn erreichen, besuchen wir am Fuß des Bergmassivs Námafell das Solfatarenfeld Hverir. In diesem Hochtemperaturgebiet blubbert heißer Schlamm und schwefelhaltiger Dampf aus zahlreichen Erdlöchern und bildet vielfarbige Mineralienablagerungen. Das alles vor der Kulisse des gelblich-braunen Bergrückens des Námafell ist sicherlich ein weiterer Höhepunkt des Tages.
   
   
Ich habe am Strand auf den Färöer einen Stein gefunden, der von der Form her an eine Ente erinnert. Den haben wir fotografiert und auf dem iPad gespeichert. Diesen "virtuellen Stein" hat Geli mir jetzt als Geburtstagsgeschenk mit einer Ente bemalt. Auch von den putzigen Papageientauchern hat Geli sich zu einem Bilkd auf dem iPad inspirieren lassen. Alle bisherigen Werke der iPad-Art findet Ihr bei Gelis Bilder auf der Homepage unter der neuen Rubrik iPad-Art!
   
   
Wir machen uns auf den Weg, die Sehenswürdigkeiten der Mývatn-Region zu erkunden. Wir beginnen mit den Pseudokratern von Skύtustaðir am Südufer des Sees. Wasser wurde durch sich auftürmende Lavaströme aufgestaut, das Wasser begann zu kochen und der Dampf brachte die Lavadecke zum Platzen – so sind die Pseudokrater entstanden.
   
   
Auch die eigentümlichen Lavaburgen von Dimmuborgir „Düstere Burgen“ sind auf das schnelle Erkalten der Lava durch Wasser zurückzuführen. Hier führt ein sehr schön angelegter Weg durch ein Labyrinth aus eigentümlichen Lavagebilden. Höhepunkt auf dieser Strecke ist ein Lavator das den Blick auf den 452 m hohen Vulkankrater Hverfell freigibt.
   
Weiter geht es zur Caldera Krafla, die wir auf gut ausgebauter Straße  durch das Hliðardalur erreichen. Auf dem Weg kommen wir an den Dampfkraftwerken vorbei, die die geothermische Energie in Strom umwandeln. Von einem Parkplatz am Fuße des rotbraunen Vulkankegels Krafla (818 m) geht es zum Explosionskrater Viti, der einen Durchmesser von 320 m hat und einen bläulich schimmernden Kratersee enthält. Er ist bei einer gewaltigen Eruption im Jahr 1724 entstanden.
   
Zur Entspannung der müden Knochen beenden wir den Tag mit einem Besuch des Mývatn Nature Bath, eine moderne Badeanlage, die sich an dem Vorbild der berühmten Blauen Lagune auf der Halbinsel Reykjanes orientiert. Hier wird die Abwärme der Industrieanlage Bjarnaflag genutzt, um das Wasser auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Beim Baden genießen wir den Blick über den Mývatn.
   
   
Bevor wir Reykjahlíð verlassen besuchen wir noch die schönen Pferde, die auf einer Weide direkt am Mývatn herumtollen. Ohne eine einzige Mücke gesehen zu haben verabschieden wir uns vom Mückensee.
   
Auf der Straße 87 fahren wir in Richtung Hύsavík, was wir ohne weitere Unterbrechung nach knapp 60 km erreichen. Wir parken das Auto am Hafen und erkundigen uns nach der nächsten Möglichkeit, an einer Walbeobachtungsfahrt teilzunehmen. Eine halbe Stunde später sind wir an Bord der Náttfari und fahren auf die Bucht Skjálfandi hinaus. Ein Buckelwal lässt sich lange von uns beobachten und kommt dem Boot dabei recht nahe.
   
   
Wir verlassen Hύsavík und erreichen nach gut 50 km den Goðafoss, den Wasserfall der Götter. Der Gode und Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði hatte im Zuge der Christianisierung des Landes um das Jahr 1000 hier alle heidnischen Götterbilder in die Fluten geworfen. Der Goðafoss ist zwar nur 12 m hoch, dafür aber fast 100 m breit und gehört mit dem markanten Basaltblock in der Mitte zu den schönsten Wasserfällen Islands.
   
   
   
Wir verlassen die Ringstrasse nach wenigen Kilometern und biegen auf die Piste 835 in Richtung Grenivik ab. Die Strecke verläuft landschaftlich sehr reizvoll durch das Tal des Fnjóska. Mit bewaldeten Hängen und schneebedeckten Bergen im Hintergrund erinnert uns die Landschaft an Kanada. Mit der 83 bekommen wir wieder Asphalt unter die Räder und erreichen den sehr schönen kleinen Ort Grenivík an der Bucht Eyjafjörður. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort und lassen das Panorama des Eyjafjörður und das schöne Licht auf uns wirken.
   
   
Das Bild der Löwenzahnblüte vor dem Licht der tiefstehenden Sonne hat es mir dabei besonders angetan - Euch hoffentlich auch?
   
Nur wenige Kilometer südlich von Grenivík sehen wir uns in Laufás den Torhof an, der heute unter der Regie des Nationalmuseums als Heimatmuseum betrieben wird. Der Siedlungsplatz Laufás und die dazugehörige Kirche werden in den Geschichtsbüchern erstmals im Jahr 1047 erwähnt. Die heutige Kirche, einer der stattlichsten ihrer Zeit wurde 1865 erbaut. Das imposante Gehöft stammt in seiner heutigen Form aus der Zeit von 1866-1870 und ist typisch für einen Torfhausbau auf einem großen Pfarrsitz. Die sehr schön restaurierten und liebevoll eingerichteten Gebäude vermitteln einen Eindruck vom Leben zur Zeit der Wende vom 19. In das 20. Jahrhundert. Vom Vorplatz des Gehöfts haben wir außerdem einen sehr schönen Blick auf den Eyjafjörður  und die ihn umgebenden Berge.
   
   
Kaum in Laufás gestartet, sind wir schnell auf der Ringstraße und werfen von einem Rastplatz gegenüber von Akureyri einen ersten Blick auf die lebhafte Hafenstadt. Mit etwa 18.000 Einwohnern ist Akureyri die zweitgrößte Stadt des Landes und kulturelles sowie wirtschaftliches Zentrum für den gesamten Norden Islands.
   
Am nächsten Tag geht es pünktlich um 8:00 Uhr los, der Bus der Gesellschaft SBA-Norðuleið bringt uns in das Hochland. Zunächst geht es auf der Ringstraße bis nach Varmahlið, wo es noch einen kurzen Stopp gibt. Nun verlassen wir bald die Ringstraße und fahren auf die Hochlandpiste F35. Zunächst ist der Zustand der Straße sehr gut, am Wasserkraftwerk Blöndustöð ist ein steiler Anstieg sogar asphaltiert. Auch im Hochland herrscht zunächst noch Hochnebel, so dass von der Landschaft noch nicht so viel zu erkennen ist. Langsam lichten sich die Wolken und am Horizont zeichnen sich die großen Gletscher Langjökull und Hofsjökull ab. Je näher wir dem Thermalgebiet von Hveravellir kommen, desto besser wird das Wetter und desto rauer wird die Piste. Wir erkunden zunächst auf sehr schön angelegten Wanderpfaden und Bohlenwegen das Thermalgebiet. Aus dem Öskuhólt (Donnerkegel) zischt der Dampf, überall blubbert es; in den Bláhver, das wohl schönste „Blauwasserbecken“ Islands möchte man sich hineinlegen – doch das Wasser ist über 90 Grad heiß!
   
   
Der isländische Wanderverein Ferðafélag unterhält in Hveravellir eine Berghütte mit Campingplatz und einen Hot Pot, dessen Temperatur sich über ein bewegliches Rohr für den Heißwasserzulauf regulieren lässt. Auch wir nutzen die Gelegenheit in dieser herrlichen Landschaft in einem der urigsten Badeplätze Islands ein heißes Bad zu nehmen.
   
Anschließend genießen wir das herrliche Sommerwetter im T-Shirt auf der Veranda der Berghütte bis zur Abfahrt unseres Busses. Jetzt können wir die Landschaft entlang der Piste so richtig genießen, vieles war auf dem Hinweg vom Hochnebel verdeckt.
   
   
   
Wir sehen uns den kleinen aber liebevoll gepflegten Botanischen Garten von Akureyri an.
   
Anschließend verlassen wir die Stadt und unternehmen auf der Strasse 821 einen Abstecher in das Eyjafjarðardalur. Auf dem Pfarrhof Saurbær sehen wir uns die kleine Torfkirche aus dem Jahr 1858 an, eine von sechs noch existierenden Torfkirchen in Island.
   
Auf der Karte könnt Ihr unsere bisherige Reiseroute (blau) nachvollziehen. Bislang hatten wir, Eberhard sei Dank, unheimlich viel Glück mit dem Wetter. Kaum Regen, viel Sonne und teilweise sogar richtig sommerliche Temperaturen.
   

Wir grüßen Euch alle ganz herzlich aus dem hohen Norden Islands!

Bis demnächst!

 

Eure Geli & Gunter