Auf dem Weg nach und unterwegs in Irland

 

Auf unserem Weg nach Irland machen wir ein paar Umwege. Zunächst treffen wir uns mit Heidi & Ingo (Gelis Vater) in Lüneburg und gehen gemeinsam bei Fischer Grube in Hoopte zum Fischbuffet. Danach fahren wir nach Bremerhaven, wo wir uns im Klimahaus auf eine Weltreise entlang des 8. Längengrades Ost um den Globus begeben. Anschließend geht es in den kleinen Ort Sinderen in Holland, wo wir Toos und Jan besuchen, die wir in Island kennengelernt haben. Nach einem sehr schönen gemeinsamen Abend fahren wir, einem Tipp der beiden folgend, nach Brügge in Belgien weiter.
   
Ohne Probleme finden wir mitten im Zentrum der mittelalterlichen Handelsstadt Brügge, die seit 2000 von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt ist, einen Parkplatz. Bei einem Bummel durch die wunderschöne Altstadt von Brügge kommen wir uns vor wie in einem Freilichtmuseum des Mittelalters. Zu Recht gilt Brügge als eine der schönsten Städte der Welt. Ich komme natürlich nicht an den unzähligen Chocolatiers vorbei, ohne eine Portion köstlicher Belgischer Pralinen zu kaufen.
   
   
Über Dunkerque erreichen wir Calais und wenig später das Terminal des Eurotunnels. Für die einfache Fahrt sollen wir 330 € bezahlen – das ist uns eindeutig zu viel. Wir fahren zurück zum Hafen von Calais und buchen Hin- und Rückfahrt mit offenem Rückfahrtdatum bei Seafrance für immer noch recht teure 309 €. Günstiger bekommt man die Überfahrt, sowohl Fähre als auch Tunnel, wohl nur bei rechtzeitiger Vorbuchung. Nach knapp eineinhalb Stunden ruhiger Überfahrt sind wir in Dover und starten auf der Autobahn in Richtung London. Auf dem Autobahnring umfahren wir die britische Hauptstadt im Süden und biegen schließlich auf die M4 in westlicher Richtung ab. Südlich von Reading finden wir im Wellington Country Park einen sehr schönen aber auch recht teuren Campingplatz (ca. 31,50 € inkl. Eintritt in den Park). Wir fahren auf der M4 weiter westwärts und überqueren kurz hinter Bristol auf einer schönen Brücke (Maut: 6,5 €) den Mouth of Severn. Hinter Cardiff machen wir auf einem Rastplatz eine Pause, essen eine Kleinigkeit und nutzen das kostenlose WLAN-Netz zum Lesen unserer E-Mails. Hinter Swansea endet die Autobahn und es geht auf einer Art Bundesstraße noch 100 km weiter bis nach Fishguard. Unser erster Weg führt uns am nächsten Tag zum Terminal von Stena Line, wo wir ohne Probleme einen Platz auf der Fähre um 14:30 Uhr bekommen. Da ein Rückfahrtticket nicht günstiger ist, buchen wir nur die Hinfahrt und lassen uns so die Möglichkeit offen, auf dem Rückweg eine andere Verbindung zu nehmen. Das Vergnügen der dreieinhalbstündigen Überfahrt über den St. Georgs-Kanal nach Rosslare Harbour kostet uns umgerechnet 232 €. Die Zeit bis zur Abfahrt nutzen wir für einen Bummel durch Fishguard. Wir kommen uns vor wie Zeitreisende, die mindestens dreißig Jahre in die Vergangenheit gereist sind. Viele Geschäfte stehen leer und auch den Bewohnern sieht man es teilweise an, dass sie unter der Wirtschaftskrise zu leiden haben.
   
In der Wartelinie am Fährterminal essen wir noch eine Kleinigkeit und beobachten die 1981 in Göteborg erbaute Stena Europe beim Einlaufen in den Hafen. Wir legen pünktlich ab und genießen vom Oberdeck aus den Blick auf die Küste von Wales, die langsam am Horizont verschwindet. Im Café sehen wir uns bei Latte Macchiato und Kuchen den Animationsfilm „Rango“ an. Kurz vor dem Anlegen bekommen wir von einem sehr netten gebürtigen Iren, der jetzt in England lebt, noch ein paar Tipps für unsere Reise. Kurz nach 18:00 Uhr fahren wir aus dem Bauch des Schiffes und sind nach fast 2.000 km quer durch Europa schließlich in Irland angekommen.
   
Zu Fuß machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt von Wexford. Von der Brücke über dem Fluss Slaney haben wir einen schönen Blick auf die Stadt. In einem Vodafone Shop holen wir uns eine neue Karte für unsere Mobile WiFi Device. In einer Art Gallery entdecken wir Fotos von Johnstown Castle und haben damit unser nächstes Ziel gefunden. Die Burg aus dem 19. Jahrhundert steht inmitten einer sehr schönen Parkanlage und wir genießen die Umgebung und das schöne Wetter.
   
   
Auf dem Ring of Hook Coastal Drive erreichen wir den Leuchtturm am Hook Head, der äußersten Spitze der Hook Peninsula. Dabei handelt es sich um den ältesten noch genutzten Leuchtturm der Welt.
   
In Kilkenny finden wir einen Parkplatz in der Nähe des Schlossgartens und spazieren durch diesen zum Kilkenny Castle, einer Burg aus dem 12. Jahrhundert. Anschließend bummeln wir durch das Gewirr von Gassen aus dem 17. Jahrhundert.
   
Der kleine Ort Cashel wird dominiert von der 1.000 Jahre alten Burg „Rock of Cashel“, die auf einem Felsen thront. Wir verzichten auf eine Führung und begnügen uns mit einem Blick von außen auf die majestätische Burgruine. Ganz in der Nähe befindet sich mit den Überresten der Hore Abbey, einer von Benediktinern Ende des 12. Jahrhunderts gegründeten Abtei, ein weiterer geschichtsträchtiger Bau.
   
   
Rund 30 km hinter Cashel finden wir, einem Tipp des Womo-Reiseführers folgend, am Fuße der Galty Mountains einen schönen Stellplatz im Glengarra Wood an einem Bergbach. Wir können in völliger Ruhe prima schlafen und beginnen den nächsten Tag mit einer kleinen Wanderung durch das Glengarra Wood.
   
Auf der neuen Autobahn M8 erreichen wir sehr schnell Cork, wo wir in der der Hauptstraße St. Patrick´s Street einen Parkplatz finden. Wir bummeln durch die geschäftige Stadt und finden unser eigentliches Ziel, den English Market. In einem viktorianischen Gebäude mit kunstvoll gewölbten Decken und Säulen befinden sich zahlreiche Marktstände mit lokalen Produkten aller Art. Wir lieben die Atmosphäre in solchen Markthallen, bewundern die farbenfrohen Auslagen und kaufen ein paar Kleinigkeiten ein. Im Farmgate Café, in einem Zwischengeschoss oberhalb des Marktes nehmen wir eine kleine Stärkung zu uns und machen uns danach auf den Weg zurück zum Auto.
   
In Rosscarbery biegen wir auf die R597 ab und erreichen nach wenigen Kilometern den Drombeg Stone Circle. Auch dieser Parkplatz ist durch eine Bake für uns versperrt, so dass wir das Auto vor dem Parkplatz abstellen müssen. Die 17 aufrecht stehenden Steine bilden einen Kreis mit 9 m Durchmesser und stammen vermutlich aus dem 5. Jahrhundert vor Christi, der Eisenzeit.
   
In Ballydehob entdecken wir einen Parkplatz am Fluss und beschließen, unser Kanu startklar zu machen. Der Aufbau geht schnell, leider sind wir ebenso schnell wieder am Auto. Steine versperren nach ein paar hundert Metern den Flusslauf und auch ein Umtragen ist hier nicht möglich. So verstauen wir alles wieder im Auto, suchen uns einen Platz am Viadukt, essen eine Kleinigkeit und machen uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Auf dem Rückweg folgen wir dem „Scenic Walk“, naschen ein paar Brombeeren, beobachten zahlreiche Fische in der Flussmündung und machen es uns dann auf unserem schönen Stellplatz im Auto gemütlich.
   
Auf dem Mizen Head Drive verlassen wir Ballydehob und nehmen die Mizen Head Peninsula in Angriff. Nach wenigen Kilometern haben wir einen herrlichen Blick auf Schull mit Hafen und Bucht. Leider gibt es, wie so oft, keine Möglichkeit anzuhalten und die schöne Landschaft zu Fotografieren. An der Toormore Bay gibt es dann einen Parkplatz, der auch nicht durch eine Bake „abgehängt“ ist und wir nutzen diese Gelegenheit. Neben einem schönen Blick auf die Bucht können wir auch noch einen Altar-Dolmen aus der Steinzeit, der über die Jahrhunderte hinweg als heiliger Platz genutzt worden ist.
   
Mit der Mizen Head Signal Station erreichen wir den südwestlichsten Punkt Irlands. Für 6 € Eintritt bekommen wir Zugang zum Besucherzentrum, dem über 100 Jahre alten Leuchtturm und einer weitläufigen Anlage mit herrlichen Ausblicken auf die bizarre Küste. Höhepunkt ist eine spektakuläre Bogenbrücke, die einen Meeresarm überspannt. Wir halten uns hier recht lange auf, nutzen jeden Aussichtspunkt und bannen die tolle Landschaft auf die Speicher der Kameras.
   
   
   
Der Ring of Beara führt uns auf immer schmaler werdender Straße bis an die Spitze der Beara Peninsula. Die Straße endet an einem großen Parkplatz, von dem aus eine Cable Car, eine Kabinenseilbahn, über den Dursey Sound auf die Insel Dursey führt. Wir machen zunächst im Auto eine Pause und stärken uns mit Cappuccino und Kuchen, ehe wir mit der einzigen Seilbahn Irlands nach Dursey Island fahren. Über eine Bergkuppe wandern wir bis zum ersten Dorf auf der 6,6 km langen und 1,5 km breiten Insel. Die Ausblicke auf die bizarre Küste und den Atlantik sind herrlich. Nach einer guten Stunde sind wir wieder an der Seilbahn und fahren zurück auf das Festland.
   
   
   
Auf dem Ring of Kerry fahren wir auf die Halbinsel Iveragh hinaus. Durch dichte Vegetation, die teilweise Tunnelcharakter annimmt, fahren bis nach Sneem. In Castle Cove verlassen wir die Hauptstraße und fahren auf einer größtenteils extrem schmalen, einspurigen Straße 4 km bergauf. Am Ende der Straße steht das Staigue Fort, eine sehr gut erhaltene Ringfestung aus dem 3. oder 4. Jahrhundert. Die Mauern, die aus aufeinander geschichteten Steinen bestehen, sind 6 m hoch und bis zu 4 m dick. Der ausgeklügelte Bau lässt darauf schließen, dass es einst einem mächtigen Häuptling gehörte. Obwohl die Sicht hinunter zur Küste völlig frei ist, kann man es vom Meer aus nicht sehen. Staigue Fort ist eines der größten und am besten erhaltenen Steinforts Irlands.
   
Den landschaftlich reizvollsten Abschnitt des Ring of Kerry erreichen wir zwischen Caherdaniel und Waterville. Von einem Parkplatz auf der Passhöhe haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Küste.
   
   
In Castlemaine verlassen wir die Hauptstraße und biegen auf die Dingle Peninsula ab. Ein entgegenkommender LKW verpasst uns einen Steinschlag auf der nagelneuen Windschutzscheibe. Diesmal ist der Einschlag zum Glück nur klein und wird sich wohl reparieren lassen. Auf dem Parkplatz vom Inch Strand kleben wir die Stelle ab, damit kein Schmutz hineinkommt. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg auf die etwa 5 km lange Sandnehrung. Wir genießen den Ausblick auf die Dingle Bay, den herrlichen Strand und die Kleinigkeiten am Wegesrand. Darunter ist ein muschelbesetzter Baumstamm, den wir genauer unter die Lupe nehmen. Die Muscheln kommen aus ihren Schalen und bewegen sich vor unseren Linsen. Ein kräftiger Regenschauer erwischt uns diesmal ohne Regenhosen und wir trocknen uns bei Cappuccino und Kuchen im Café am Parkplatz.
   
   
Auf dem Slea Head Drive umfahren wir den westlichsten Zipfel Europas. Am Dunbeg Fort regnet es so stark, dass wir auf eine Besichtigung verzichten. Stattdessen sehen wir etwas weiter die sogenannten Bienenkorbhütten, die bereits 2.000 v. Chr. erbaut wurden. Steine wurden in kreisförmigen Schichten aufeinander gelegt, wobei die Kreise immer kleiner werden. Durch diese Kragsteinmauern entstanden ganz ohne Mörtel regen- und winddichte Bauwerke.
   
Von der schmalen Straße aus haben wir trotz des relativ schlechten Wetters immer wieder herrliche Ausblicke auf die Dingle Bay und die vorgelagerten Inseln. Besonders schön ist der Blick vom Clogher Head auf eine schöne Bucht mit einem herrlichen Strand.
   
   
Am Gallarus Oratory, einer vermutlich vor 1.300 Jahren aus gestapelten Steinen (Kragsteinmauern) errichteten kleinen Kirche beenden wir unsere heutige Etappe. Das Gebäude ist ungefähr 8 m lang, 5 m breit und 5 m hoch und erinnert von der Form her an ein Kiel oben liegendes Boot. Im Besucherzentrum sehen wir uns den sehr interessanten Film zur Geschichte der Dingle Peninsula an und beziehen dann auf dem benachbarten Campingplatz unser Quartier für die Nacht.
   
Bevor wir die Dingle Peninsula wieder verlassen, stehen noch Besichtigungen auf dem Programm: Wir beginnen mit den Überresten der Klostersiedlung Riasc aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. Hier ist auch eine Steinsäule mit wunderschönen keltischen Verzierungen zu finden.
   
Die Kilmalkedar Church verwechseln wir zunächst mit einer anderen Kirche, die aber wohl deutlich jüngeren Datums ist. Die echte Kilmalkedar Church steht am Rande eines Friedhofs und stammt aus dem 12. Jahrhundert.
   
In Tralee sehen wir uns die restaurierte Windmühle von Blennerville an, die als die größte ihrer Art in Irland und Großbritannien gilt.
   
Auf dem Parkplatz der Mühle stärken wir uns mit Müsli für die Weiterfahrt und erreichen über Listowel in der Nähe von Tarbert den Fähranleger am River Shannon. Wir müssen fast eine Stunde auf die nächste Fäher warten und erreichen nach nur 20 Minuten Fahrzeit den kleinen Ort Killimer am Nordufer des Flusses.
   
Kilrush und Kilkee sind weitere Stationen auf unserem Weg zum Leuchtturm von Loop Head. Auf hohen Klippen, die steil in den Atlantik abfallen thront der immer noch aktive Leuchtturm. Eine erste Erkundung führt uns hinunter an Klippen, von wo aus wir zurück auf die Dingle Peninsula blicken können. Zusammen mit drei weiteren Wohnmobilisten wird dieser schöne Ort unser Stellplatz für die Nacht.
   
Auf einem kurzen Rundgang am Loop Head nach dem Frühstück genießen wir den Ausblick auf die Klippen.
   
Für den Weg zurück nach Kilkee nehmen wir die Coast Road, die ebenfalls sehr schöne Blicke auf die gewaltigen Klippen ermöglicht. Vom Parkplatz an den Bridges of Ross führt ein Pfad direkt an die Kante Klippen mit herrlichem Panorama auf die Küste.
   
An der Coast Road zum Spanish Point beobachten wir einige Esel auf einer Weide am Straßenrand, darunter auch ein sehr schönes, geschecktes Fohlen.
   
Wenig später erreichen wir die Cliffs of Moher, eines der Haupttouristenziele Irlands. Um dem Andrang Herr zu werden, wurde 2007 ein großes Besucherzentrum angelegt. Gut angelegte Wege führen auf die bis zu 203 m hohen Klippen. Der Blick fällt auf die anderen Klippen dieses 8 km langen Küstenabschnitts und hinaus auf den Atlantik, wo in der Ferne die Aran Islands zu erkennen sind. Auf einer der Klippen der thront der O´Brien´s Tower. Der Massenandrang ist hier schon ziemlich abstoßend und so sind wir trotz der schönen Landschaft froh, als wir den Massentourismus wieder hinter uns lassen.
   
   
Entlang der Galway Bay fahren wir nach Galway hinein. Mit über 70.000 Einwohnern ist Galway die größte und bedeutendste Stadt an der Westküste Irlands. Am Hafen finden wir den im Womo-Führer angegebenen Stellplatz und unternehmen nach dem Abendessen noch einen Bummel durch die quirlige Stadt. In einigen Pubs wird schon Livemusik gespielt und Straßenmusikanten unterhalten die Passanten.
   
Seit 10 Tagen sind wir jetzt in Irland unterwegs und haben schon einiges gesehen und uns an die teilweise sehr schmalen Straßen gewöhnt. Irland ist landschaftlich reizvoll, vom Wetter her eher wechselhaft und touristisch stellenweise noch nicht sehr erschlossen. Wohnmobile sind wohl teilweise nicht beliebt - viele Parkplätze sind mit Baken auf eine Durchfahrhöhe von 2 m abgehängt.
   

Wir grüßen Euch alle ganz herzlich aus dem Westen Irlands!

Bis demnächst!

 

Eure Geli & Gunter