Island 2011

 

Samstag, 18.06.2011: Es regnet fast den ganzen Tag und wir nutzen die wenigen Regenpausen zum Beladen des Autos. Am späten Nachmittag fahren wir nach Schleswig. Der Stellplatz ist voll und wir finden auf einem Parkplatz in der Nähe des Doms einen Platz für die Nacht. Der Vortrag von Jim Brandenburg mit den schönsten Bildern seiner 50jährigen Karriere ist ein echtes Erlebnis. Um 23:00 Uhr sind wir wieder im Auto.

Sonntag, 19.06.2011: Es regnet die ganze Nacht und auch am Morgen ist kein Ende ich Sicht. Wir fahren zum Stadtmuseum und lesen auf dem Parkplatz die Zeitung. Rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung sind wir da und können noch vor den offiziellen Ansprachen die über 100 zum Teil großformatigen Fotos bewundern. Einen Fotografen von der Klasse Jim Brandenburgs in Schleswig zu haben ist schon ein besonderes Ereignis. Zurück in Kiel erledigen wir die letzten „Arbeiten“ in der Wohnung und fahren zu Christa, um uns zu verabschieden. In Puttgarden kommen wir ohne Wartezeit auf die Fähre und finden auf Farø unterhalb der Brücke über den Storstrommen einen schönen Stellplatz für die Nacht. Es hört auf zu regnen wir können nach dem Abendessen noch ein Stück spazieren gehen. Wir beenden den Abend mit einem Film, den wir auf der Fähre gekauft haben.

Montag, 20.06.2011: In der Nacht fängt es an zu stürmen und wir werden richtig durchgeschüttelt. Wir werden oft wach und schlafen daher etwas länger, wenn auch nicht so besonders gut. Vor dem Frühstück müssen wir den Wagen noch um Parken, damit unser Herd nicht ständig vom Sturm ausgeblasen wird. In Køge bummeln wir durch die mittelalterliche Altstadt, in der noch viele Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten geblieben sind. Am Hundige Strand machen wir eine längere Pause und stärken uns auf einer Bank am Strand mit dem zuvor gekauften Kuchen. Anschließend gibt es im Auto noch eine Tasse Cappuccino bzw. Espresso. In Kopenhagen treffen wir uns auf dem Absalon Campingplatz mit Kirsten und Kurt. Kirsten hat heute Geburtstag und wir verbringen gemütliche Stunden zusammen. Da Kirsten morgen wieder arbeiten muss, wird der Abend nicht zu lange und wir machen es uns im Roadrunner gemütlich. Das Wetter wird auch langsam besser, heute ist es warm und bis auf ein paar kurze Schauer auch trocken – so kann es bis Ende Oktober bleiben.

Dienstag, 21.06.2011: Als wir uns auf den Weg zu den Duschen machen startet Kirsten mit dem Fahrrad zur Arbeit. So können wir uns auch noch von Ihr verabschieden. Nach dem Frühstück sagen wir dann  auch „Tschüss“ zu Kurt und Suki und machen uns auf den Weg nach Humlebæk. Wir fahren auf der Küstenstrasse 152 nordwärts bis zum berühmten Louisiana Museum für moderne Kunst. Unser Hauptaugenmerk gilt der Ausstellung „Me Draw on iPad“ von David Hockney. Auf 20 iPads und 20 iPod-Touch sowie über mehrere Beamer werden die Bilder gezeigt, die David Hockney in den letzten 3 Jahren auf seinem iPhone und seinem iPad erstellt hat. In Form von Diashows und „Entstehungsvideos“ werden die Bilder sehr schön präsentiert. Wir sind sehr gespannt, ob diese Art der Kunst in Zukunft weitere Anhänger finden wird. Anschließend queren wir den nördlichen Teil der Insel Seeland und erreichen in Hundested die Mündung des Isefjord. Eine Fähre bringt uns in 25 Minuten nach Rørvig und erleichtert unsere Reisekasse um 257 Kronen. Wenige Kilometer weiter westlich stehen wir erneut an einem Fährhafen. Von Odden an der Spitze der Sjællands Odde wollen wir nach Ǻrhus übersetzen. Für die bereits wartende Schnellfähre ist unser Roadrunner zu hoch, so dass wir eine Stunde auf die nächste Fähre warten müssen. Für weitere 820 Kronen erreichen wir in 70 Minuten Fahrzeit Ǻrhus. Geli nutzt die Zeit zum Lesen, ich „arbeite“ am iPad. Nördlich der Stadt beziehen wir in Risskov auf einem Parkplatz direkt am Strand Quartier – hoffentlich werden wir hier nicht verscheucht. Nach dem Abendessen setze ich mich auf eine Bank am Strand und spiele Didgeridoo während Geli im Auto am PC einen Reisefilm bearbeitet.

Mittwoch: 22.06.2011: Wir beginnen den Tag auf sehr erfrischende Weise mit einem Bad in der Ostsee. Das Wasser ist so kalt, dass es wie Tausende kleine Nadeln auf der Haut zu stechen scheint. Dennoch macht es viel Spaß und man spürt mit jeder Zelle das man lebt! Wir fahren dann noch einmal nach Ǻrhus zurück und erkundigen uns nach dem Projekt „Sculptures by the Sea“ und werden schließlich südlich des Hafens fündig. Entlang der Küste sind hier zahlreiche Skulpturen aufgebaut und schaffen auf diese Weise eine schöne Freiluftgalerie.  Unser nächstes Ziel ist der nördlich von Randers gelegene Mariagerfjord. Auf dem Weg dorthin können wir auf einem Rastplatz auf der E45 unseren Abwasser- und Toilettentank entsorgen. Der Mariagerfjord zählt zu den schönsten dänischen Fjorden und mutet mit dichten Wäldern und Wiesen rund ums Wasser schon fast schwedisch an. Wir bummeln durch den kopfsteingepflasterten Hafenort Mariager, eine der kleinsten Städte Dänemarks. Über Hobro fahren wir weiter an den Limfjord, wo wir in Trend auf einem Parkplatz direkt am Fjord Quartier beziehen. Nach dem Abendessen unternehmen wir einen  schönen ausgedehnten Strandspaziergang am Limfjord. Als wir schon an den Rechnern sitzen kommt ein freundlicher Däne und macht uns darauf aufmerksam, dass wir unseren schönen Stellplatz nur bis zum Sonnenuntergang nutzen dürfen. Um Schwierigkeiten zu vermeiden fahren wir an den nördlichen Ortsrand von Trend, wo auf einem Parkplatz das Parken über Nacht gestattet ist. Beim Verlassen unseres Stellplatzes entdecken wir dann auch das kleine Schild, dass das Campen verbietet. Der andere Parkplatz ist zwar nicht ganz so schön, aber dafür können wir keine Probleme bekommen. Auch von hier haben wir einen schönen Blick über dem Limfjord und erleben einen sehr schönen Sonnenuntergang.

Donnerstag, 23.06.2011: Im nahegelegenen Løgstør ergänzen wir in einem Netto Markt unsere Vorräte und tanken. Wir verlassen den Limfjord und kaufen in Fjerritslev frisches Brot und Kuchen und bummeln durch den kleinen Ort. In Slettestrand stärken wir uns mit einem Hotdog und gehen an der Jammerbucht, einem 80 km langen Strandabschnitt spazieren. In der hafenlosen Jammerbucht müssen die Fischer ihre Boote auf den Strand ziehen, was für schöne Fotomotive sorgt. Der Strand selbst ist hier allerdings nicht so schön – er ist von Steinen übersät. Schon am frühen Nachmittag beenden wir in Løkken unsere heutige Etappe. Nördlich des Ortes finden wir auf dem Løkken Strand Camping einen ruhigen Stellplatz mit direktem Zugang zum Strand. Wir waschen unsere Wäsche, genießen den leckeren Kuchen, lesen und „arbeiten“ an den Notebooks. Nach dem Abendessen geht es dann noch einmal zu einem ausgiebigen Spaziergang an den hier sehr schönen und nicht so steinigen Strand der Jammerbucht. Wir erkunden die weitläufige Bunkeranlage, können in einige Bunker sogar hinein- oder hinaufklettern. In Løkken liegen die Fischerboote fotogen am Strand und ein großes Feuer zur Sommersonnenwende lockt alle Anwohner an den Strand. Fast zwei Stunden sind wir unterwegs, bis wir es uns wieder im Roadrunner gemütlich machen können.

Freitag, 24.06.2011: In der Nacht werden wir vom Sturm wieder ordentlich durchgeschüttelt, so dass wir sehr oft wach werden. Im Action House von Løkken, einer großen Halle mit Bowlingbahnen, Kartbahn, Paintballarena und vielen Spielgeräten nutzen wir den Internetzugang und lesen unsere E-Mails. Unser nächstes Ziel ist die Steilküste Rubjerg Knude bei Lønstrup, wo Flugsand hohe Wanderdünen gebildet und den 23 m hohen Leuchtturm Rubjerg Fyr eingeschlossen hat. Als der Leuchtturm am 27.12.1900 in Betrieb geht, steht er auf der höchsten Klippe 60 m über dem Meer und 200 m von der Küste entfernt. Heute steht er inmitten der riesigen Wanderdünen fast direkt an der Küste und seine Nebengebäude sind bereits vollständig unter dem feinen Sand begraben. Aufgrund des Sturmes weht uns bereits bei der Annäherung an den Turm der Sand ins Gesicht und Geli kehrt um. Ich kämpfe mich auf den Dünenkamm hinauf und mache ein paar Fotos vom Leuchtturm und der stürmischen Nordsee. Der Sand weht mir dabei derart um die Ohren, dass ich mich wie in einem Sandstrahlgebläse fühle. Wie durch ein Wunder überlebt die Kamera diesen Einsatz unbeschadet. Dennoch ist es ein schönes Erlebnis diese Landschaft bei den Naturgewalten zu erleben, die sie geformt haben. Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Hirtshals, dem nördlichen Ende der Jammerbucht. Wir fahren zum Fährterminal, wo Smyril Line auch ausgeschildert ist. Es gibt allerdings kein Büro oder speziellen Abfertigungsbereich, so dass wir erst morgen sehen werden, wo es genau losgeht. Nach einem kurzen Bummel durch die nicht sehr ansprechende kleine Hafenstadt fahren wir zum schönen Leuchtturm von Hirtshals, der oberhalb der Stadt auf einer Klippe thront. In diesen Klippen befindet sich die einzige vollständig ausgegrabene und öffentlich zugängliche deutsche Bunkeranlage. Das Bunkermuseum besteht aus 54 Bunkern sowie zahlreichen Kanonen-, Mörser- und Maschinengewehrstellungen, Radar- und Scheinwerferanlagen. Insgesamt besteht die Anlage aus 70 verschiedenen Standorten, die mit 3,5 km langen Laufgräben miteinander verbunden sind. Viele der Bunker sind begehbar und zum Teil wieder originalgetreu eingerichtet. Wir sehen uns einiger der Anlagen an und machen uns dann auf die Suche nach einem Campingplatz. Der am Fuße des Leuchtturm gelegene Campingplatz von Hirtshals liegt zwar sehr schön direkt am Strand bietet allerdings keinerlei Schutz gegen den Wind. Etwas weiter südlich finden wir auf dem Tornby Strand Camping einen schönen, von Bäumen umgebenen Platz, der ein wenig Schutz vor dem Sturm bietet. Wir hoffen, dass der Wind bis morgen noch nachlässt, ansonsten droht uns eine sehr unruhige Fahrt zu den Färöer Inseln. Dank WLAN-Zugang (40 Kronen pro Tag) können wir am Abend noch skypen, E-Mails beantworten und die Homepage aktualisieren.

Samstag, 25.06.2011: Wir lassen uns viel Zeit, bummeln noch einmal über den Campingplatz und versuchen an der Entsorgungsstation die Salzkruste auf dem Auto mit Frischwasser abzuspülen. Kurz vor 12:00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Hirtshals und sehen unsere Föhre, die Norröna gerade einlaufen. Am Fährterminal packen wir unsere Sachen und schmieren ein paar Brote mit dem restlichen Käse, den wir nicht einführen dürfen. Geli geht zu Fuß an Bord und ich fahre den Roadrunner auf das Schiff. Gut zwei Stunden vor der Abfahrt sind wir an Bord, können allerdings nicht gleich auf unsere Kabine, da dort noch sauber gemacht wird. Wir verschließen unsere Reisetasche und deponieren in einem Vorraum zu den Kabinen. Auf einem ersten Rundgang erkunden wir die Norröna und machen es uns auf dem Sonnendeck bequem. Auch nach dem Bezug unserer Kabine gehen wir wieder an Deck und genießen die Sonne. Eine Viertelstunde früher als geplant legen wir ab und schnell entschwinden Hirtshals und die dänische Küste unserem Blick – wir sind auf der offenen See. Der Wind frischt wieder etwas auf und rund um das völlig ruhig fahrende Schiff bilden sich Wellen. So kann es bleiben! Wir lesen und dösen in der Sonne und ich unternehme noch einen weiteren Rundgang über das Schiff. Diesmal finde ich auch den Fitnessbereich und den Pool ganz tief unten im Bauch des Schiffes. Wir lassen uns die mitgebrachten Brote schmecken und schlecken zum Nachtisch ein leckeres Eis. Es kommt Land in Sicht – dabei handelt es sich um die norwegische Küste, die wir in weiter Ferne passieren. Wir nehmen die Notebooks mit an Deck und bearbeiten Fotos und Filme bzw. schreiben am Reisebericht. In der Cafeteria essen wir Pizza, die allerdings nicht besonders gut ist. Anschließend machen wir es uns in der Kabine gemütlich und sehen uns einen James Bond Film im Fernsehen an.

 
 

Sonntag, 26.06.2011: Auch in der Nacht bleibt es ruhig, nur ein  ganz sanftes Schaukeln wiegt uns in den Schlaf. Als wir zum Frühstücksbuffet gehen, herrscht dichter Nebel. Später lichtet sich der Nebel etwas und wir können die Küste der Orkney Inseln in der Ferne erkennen. In der Kabine sehen wir uns den Rom-Film an, den Geli gestern fertiggestellt hat. Als wir wieder an Oberdeck gehen scheint kurz die Sonne, dann kommt der Nebel zurück und es fängt an zu regnen. Wir verbringen die Zeit lesend und essen in der Cafeteria Spaghetti Bolognese, die deutlich besser sind als die Pizza. Zwei Stunden vor Ankunft müssen wir die Kabine räumen und ergattern im Café die letzten freien Plätze. Pünktlich erreichen wir Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer Inseln. Die Inselgruppe besteht aus 18 Inseln mit zusammen 1.399 km²und erstreckt sich etwa in Gestalt eines kopfstehenden Dreiecks 113 km in nordsüdlicher und 75 km in ostwestlicher Richtung. Es gibt fast 50.000 Färinger, von denen über ein Drittel im Gebiet der Hauptstadt leben. Wir beziehen auf dem Campingplatz von Tórshavn einen Stellplatz mit Blick auf den Nordatlantik. In einem kleinen Laden in der Nähe füllen wir unsere Vorräte wieder auf und machen es uns im Auto gemütlich. Wir freuen uns wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, auch wenn die Überfahrt sehr ruhig gewesen ist.

Montag, 27.06.2011: In der Nacht nimmt der Wind wieder deutlich zu, was jetzt nichts mehr ausmacht. Wir finden in Tórshavn einen zentral gelegenen Parkplatz und machen uns zu Fuß auf den Weg. Von einem Aussichtspunkt verschaffen wir uns einen Überblick über die Stadt. Anschließend gehen wir zum Hafen hinunter, bummeln durch die Hauptgeschäftsstraßen und sehen uns den historischen Stadtkern aus dem Mittelalter an. Zum Abschluss unseres Rundgangs sehen wir uns die alte Hafenfestung Skansin an, wo auch der Leuchtturm von Tórshavn steht. Im Einkaufszentrum „sms“ trinken wir einen Latte Macchiato und nutzen das WLAN des Cafés zum Lesen unserer E-Mails. Versorgt mit frischem Fisch und Lammfilets beginnen wir mit der Erkundung der Hauptinsel Streymoy. Nördlich von Tórshavn nutzen wir die Entsorgungsstation um unseren Abwasser- und Toilettentank zu entleeren. Die Straße führt immer am Wasser entlang und es bieten sich uns tolle Ausblicke auf die Landschaft. Das Wetter wechselt sehr schnell zwischen Sonnenschein und einem Schauer, was für grandiose Lichtstimmungen sorgt. Wir verpassen den Abzweiger nach Saksun und fahren stattdessen auf der teilweise nur noch einspurigen Straße bis nach Tjørnuvik in den äußersten Norden Streymoys. Dabei kommen wir am Fossá, dem mit 140 m höchsten Wasserfall der Färöer vorbei. Durch den starken Wind ist der Sprühnebel so heftig, dass sofort alles pitschenass ist und ein Fotografieren des Wasserfalls damit kaum möglich ist. Das Dorf Haldarsvik wird von der schönen achteckigen Kirche dominiert. Auf einer Brücke überqueren wir die schmale Meerenge Sundini und erreichen Eysturoy, die zweitgrößte Insel der Färöer. Vorbei an Eiði erreichen wir über eine sehr schöne Passstraße mit spektakulären Ausblicken den kleinen Ort Gjógv an der nordöstlichen Spitze von Eysturoy. Wir bummeln durch den schönen Ort und genießen die Ausblicke auf die Landschaft. Ziel des heutigen Tages ist Æðuvik an der Südspitze von Eysturoy, wo wir auf dem kleinen Campingplatz einen Platz für die Nacht finden. Zum Abendessen gibt es leckeren Fisch mit Blick auf eine kleine Bucht direkt am Meer. Zu unserer Überraschung gibt es hier sogar ein, wenn auch sehr schwaches, WLAN-Netz, so dass wir sogar noch online gehen können. Unser erster Eindruck von den Färöer ist sehr positiv: Zwar ähneln sich die Landschaften aber die schönen Lichtstimmungen machen es dennoch immer wieder interessant.

Dienstag, 28.06.2011: In der Nacht nimmt der Wind wieder an Stärke zu und es fängt an zu regnen. Wir können gerade noch im Trockenen entsorgen und zusammenpacken als wieder anfängt zu regnen. Der Himmel ist wolkenverhangen und lässt auf wenig Besserung hoffen. So wirkt die gestern noch sehr reizvolle Landschaft heute trübe und ein wenig trostlos. Wir fahren bis zum gestern verpassten Abzweiger nach Saksun und machen auf dem Parkplatz des Friedhofes von Hvalvik in der Hoffnung auf Wetterbesserung eine längere Pause. Als der Regen etwas schwächer wird machen wir uns auf den Weg nach Saksun, das versteckt am Ende einer 10 km langen Stichstraße liegt. Der Ort liegt sehr schön oberhalb einer teilweise versandeten Bucht und besteht hauptsächlich aus dem heute als Freilichtmuseum genutzten alten Hof Dύvugarður und seinen Nebengebäuden. Aufgrund des wieder stärkeren Regens machen wir aus dem Auto heraus ein paar Fotos. Als wir in dem sehr schön gelegenen Hafenort Vestmanna ankommen scheint für einen kurzen Moment sogar die Sonne und es bleibt eine Zeit lang trocken. Diese Zeit nutzen wir für einen Bummel durch den Ort und sind gerade rechtzeitig vor dem nächsten Schauer wieder im Auto. Unser letztes Etappenziel für heute ist Kirkjubøur im äußersten Südosten von Streymoy. Während des Mittelalters war Kirkjubøur das kirchliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Heute bezaubert der Ort durch seine schöne Lage am Hestsfjødur, den Blick auf die vorgelagerten Inseln und die hübschen, mit Grassoden gedeckten Häuser. In Tórshavn beziehen wir wieder Quartier auf dem Campingplatz, der sich im Laufe des Tages noch richtig füllt. Alle warten auf die Norröna, die uns morgen nach Island bringen soll. Zum Abendessen gibt es die leckeren Lammfilets, die wir gestern gekauft haben. Der Wind hat sich wieder gelegt und auch der regen hat aufgehört. In der Hoffnung auf eine ruhige und schöne Überfahrt nach Island gehen wir schlafen.

Mittwoch, 29.06.2011: Das Wetter ist trübe und immer wieder gibt es einen kurzen Schauer, aber dafür ist es absolut windstill und der Nordatlantik liegt wie eine Spiegelfläche vor uns. Wir nutzen noch einmal die Entsorgungsstation etwas außerhalb von Tórshavn und fahren anschließend zum Einkaufszentrum „sms“. Bei einem Espresso bzw. Cappuccino aktualisiere ich die Homepage und werfe einen Blick auf die E-Mails. Anschließend kaufen wir ein frisches Brot für morgen früh und zwei Pakete Sushi für heute Abend. Wir parken den Roadrunner am Hafen und bummeln noch einmal durch Tórshavn. Ein paar Brötchen ergänzen unsere Bordverpflegung und wir beobachten eine der kleineren Fähren, die zwischen den Inseln verkehrt beim Anlegen. Schließlich reihen wir uns in die Warteschlange ein und warten im Auto auf die Ankunft der Norröna. Das Wetter wird immer besser, die Sonne kommt durch und es bleibt auch weiterhin windstill. Geli geht wieder zu Fuß an Bord und ich fahre den Roadrunner in den Bauch des Schiffes. Diesmal allerdings als einer der letzten. Eine halbe Stunde früher als geplant legt die Norröna ab. Trotz des leichten Nieselregens haben wir einen schönen Blick auf Tórshavn als wir den Hafen verlassen. Die ersten knapp zwei Stunden der Fahrt bleiben wir immer in Sichtweite der Färöer und lernen so auch einige der von uns nicht besuchten Inseln von der Wasserseite aus kennen. Wir können auch noch einmal einen Blick auf den kleinen Campingplatz von Æðuvik werfen. Schließlich verschwinden die letzten Klippen der Färöer Inseln am Horizont und um uns herum gibt es nur noch den Atlantik. Wir bleiben auf dem Sonnendeck sitzen, lesen und essen unser Sushi. Als es uns zu kühl wird gehen wir auf unsere Kabine „arbeiten“ an den PCs und sehen fern.

Island ist mit rund 103.000 km² – nach dem Vereinigten Königreich – der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat Europas. Die im Nordatlantik liegende Hauptinsel ist die größte Vulkaninsel der Erde und befindet sich knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken und damit sowohl auf der Nordamerikanischen als auch auf der Eurasischen Platte, wobei sich die Plattengrenzen von Südwesten nach Nordosten in etwa diagonal über die Insel ziehen. Die Platten entfernen sich jährlich etwa 2 cm voneinander. Heute bedecken Gletscher wieder 11,1 % der Landesoberfläche. Der Gletscher mit Europas größtem Eisvolumen ist der Vatnajökull. Seine Eiskappe ist bis zu 1.000 m dick. Die Landschaft ist einerseits durch Vulkanismus geprägt, andererseits auch durch den Wasserreichtum. Es gibt zahlreiche Flüsse, Seen und Wasserfälle.

 
 

Donnerstag, 30.06.2011: Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker – kaum zu glauben, dass wir normalerweise immer zu so einer unchristlichen Zeit aufstehen. Um 6:30 Uhr müssen wir die Kabine räumen. Wir lassen uns das Frühstücksbuffet schmecken und sichern uns anschließend einen Platz in Bar. Es kommt Land in Sicht – wir laufen in den Seyðisförður ein. Pünktlich erreichen wir den gleichnamigen Hafen und verlassen fast als letztes die Norröna. Auf einem Parkplatz packen wir unsere Sachen aus und werfen einen Blick auf den Ort und die Norröna, die bereits wieder für die Rückfahrt beladen wird. Wir haben jetzt 6 Wochen Zeit Island zu erkunden und sind sehr gespannt, wie es uns gefallen wird. Wir starten von Seyðisförður in Richtung über den Pass in Richtung Egilsstaðir. Neben der Straße rauschen verschiedene Wasserfälle zu Tal, darunter auch der sehr schöne Gufufoss. Ein Rastplatz auf der Passhöhe bietet einen herrlichen Blick zurück ins Tal und auf dem Fjord. Auf der anderen Seite liegt Egilsstaðir vor uns, das sehr schön am Lagarfljót, dem drittgrößten See Islands liegt. Hier versorgen wir uns im Infozentrum mit Material über die verschiedenen Regionen Islands, an einem Geldautomaten mit Isländischen Kronen und in einem Supermarkt mit den notwendigen Lebensmitteln. Wir verlassen Egilsstaðir auf der Straße 94 nordwärts, zunächst auf Asphalt, dann Schotter und schließlich wieder Asphalt. Auch die geschotterten Abschnitte sind in einem sehr guten Zustand und völlig problemlos zu befahren. Immer wieder sehen wir Singschwäne in dem sumpfigen Schwemmland. Über die Sandebene Héraðssandur und den Fluss Selfljót hinweg erklimmen wir den Pass über das Dyrfjöll. Immer wieder bieten sich uns herrliche Ausblicke auf die Küste. Unser Ziel ist der kleine Hafen von Bakkagerði am Borgarfjörður. Hier befinden sich auf dem Hafnarhólmi Brutkolonien von Küstenseeschwalben und Papageientauchern. Besonders letztere haben es uns angetan und so verbringen wir eine Stunde bei den Clowns der Meere und bannen sie auf unsere Speicherchips. Für den Rückweg wählen wir die Straßenkombination 944 und 925, zwei sehr gute Schotterpisten. Wir sehen uns den Kirchhof Kirkjubær und erreichen nördlich von Egilsstaðir die Ringstraße 1. Wir werfen einen Blick in die Schlucht, die der Gletscherfluss Jökulsá á Dal in die Felsen gefräst hat. Wir wollen auf der 917 nach Vopnafjörður fahren, werden jedoch von einem Hinweisschild abgehalten. Dort heißt es, das der Pass über Hellisheiði durch Schnee noch nicht befahrbar sein kann. So ist es uns zu unsicher die höchste und steilste Passstraße Islands in Angriff zu nehmen und wir wählen den Umweg über die Straße 85. Als wir in Vopnafjörður ankommen und die schneebedeckten Gipfel der Hellisheiði sehen, sind wir froh uns so entschieden zu haben. Wir beziehen auf dem Campingplatz von Vopnafjörður Quartier und genießen den Ausblick auf den Fjord. Gegen 23:00 Uhr verfärben sich die Gipfel der Hellisheiði im Licht der tiefstehenden Sonne und es bilden sich beiden Enden eines Regenbiogens. Wir ziehen uns die dicken Jacken über und machen vom Campingplatz noch ein paar Fotos.

Freitag, 01.07.2011: Heute machen wir nach nur wenigen Kilometern gleich wieder eine Pause: Unser erstes Ziel ist das Schwimmbad Selárlaug, das sehr schön im Tal des Seláflusses liegt. Wir genießen das warme Wasser im großen Becken und die beiden unterschiedlich heißem Hot Pots. Den Wanderweg zum Naturschutzgebiet Fuglabjarganes können wir nicht finden und fahren auf der 85 weiter nordwärts. Ein kurzer Abstecher bringt uns nach Bakkafjörður, das allerdings einen etwas abgewrackten Eindruck macht und von der großen Fischfabrik dominiert wird. Den nahegelegenen Draugafoss sehen wir zwar von der Straße, es gibt jedoch keine Möglichkeit das Auto abzustellen und einen Weg über die sumpfigen Wiesen können wir auch nicht erkennen. So bleibt es bei einem Blick aus der Ferne. Wir fahren teilweise durch dichten Küstennebel, der wenn er sich lichtet, schöne Ausblicke auf die Küste ermöglicht. Der kleine Ort Pórshöfn gefällt uns sehr gut, er macht einen sehr gepflegten Eindruck. Unser Ziel ist es die Halbinsel Melrakkaslétta auf der 85 zu umrunden. Es wundert uns, als wir plötzlich eine Abzweigung mit der Nummer 874 nach Raufarhöfn erreichen. Nach unseren Unterlagen liegt der nördlichste Ort Islands direkt an der 85. Wir fahren die knapp 20 km nach Raufarhöfn und stellen fest, dass die 85 wohl erneuert und asphaltiert wurde und die alte Strecke eine neue Nummer bekommen hat. Geli möchte dennoch nicht der Küstenstraße folgen, da die 85 ja jetzt woanders verläuft. So fahren wir anstatt entlang der landschaftlich sicherlich reizvolleren Küstenstraße auf uns nicht bekannter Strecke durch das eintönige Hinterland, was zudem auch noch einen Umweg bedeutet und erreichen südlich von Kópasker wieder die Küste. Hier folgen wir der 870 (ehemals 85) nordwärts und erreichen bei Grjótnes den nordwestlichen Zipfel der Halbinsel Melrakkaslétta. Der von Freunden erwähnte Vogelfelsen befindet sich auf privatem Grund und es ist uns nicht wichtig genug extra um Erlaubnis zu fragen. So machen wir kehrt und entdecken einen sehr schönen Strandabschnitt mit bizarren vulkanischen Formationen, an dem wir ein Stück entlang spazieren. In Kópasker richten wir uns auf dem kleinen Campingplatz für die Nacht ein. Schade, dass wir den nördlichsten Teil Islands heute verpasst haben.

Samstag, 02.07.2011: Auf der 85 erreichen wir die Brücke über den Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum und den Jökulsárgljύfur-Nationalpark, der den Flusslauf und die Wasserfälle unter Schutz stellt. Wir folgen der 864, die uns als gut zu befahrende Schotterpiste zunächst zum Hafragilsfoss bringt. Von den Klippen der Schlucht haben wir einen herrlichen Ausblick auf den kleinen Bruder des Dettifoss und die wüstenartige Landschaft, die ihn umgibt. Nur 4 km weiter erreichen wir den Parkplatz des Dettifoss. Er ist der wasserreichste Wasserfall Europas und eines der beeindruckendsten und bekanntesten Naturwunder Islands. Auf einer Breite von 100 m stürzen sich durchschnittlich 193 m³Wasser pro Sekunde über die 45 m hohe Abbruchkante. Neben dem Wasserfall ist auch die Schlucht des Jökulsá á Fjöllum sehr beeindruckend und bietet immer wieder schöne Fotomotive. Wir setzen uns an den Rand der Schlucht nur wenige Meter vom Wasserfall entfernt und genießen das sich bietende Naturschauspiel – Regenbogen im Sprühnebel der Fälle inklusive. Zurück auf dem Parkplatz gibt es erst einmal eine Stärkung. Kurz bevor wir die asphaltierte Ringstraße erreichen mutiert die 864 zu einer derben Waschbrettpiste und unser Auto wird ordentlich durchgeschüttelt. Bevor den Mývatn erreichen, besuchen wir am Fuß des Bergmassivs Námafell das Solfatarenfeld Hverir. In diesem Hochtemperaturgebiet blubbert heißer Schlamm und schwefelhaltiger Dampf aus zahlreichen Erdlöchern und bildet vielfarbige Mineralienablagerungen. Das alles vor der Kulisse des gelblich-braunen Bergrückens des Námafell ist sicherlich ein weiterer Höhepunkt des Tages. Auf der anderen Seite des Námafell liegt der 37 km² Mývatn (Mückensee) vor uns. Wir fahren in den kleinen Ort Reykjahlíð und erkundigen uns in der Visitor Information nach Ausflugsfahrten ins Hochland zur Askja, der größten Caldera Islands. Man sagt uns, dass die Piste immer noch wegen Schnee gesperrt ist, ein Anbieter aber mit Snowmobilen zum Parkplatz der Askja fährt. Von dort muss man dann durch den Schnee stapfen um einen Blick in die Caldera werfen zu können. Wir beschließen daraufhin auf diesen Ausflug zu verzichten. Alternativ kommt noch ein Rundflug in Betracht, der sich aber nur bei wirklich sehr gutem Wetter lohnt. Im Supermarkt des Ortes kaufen wir etwas ein und essen ein sehr leckeres Softeis. Als wir uns auf dem Campingplatz Hlíð einrichten, fängt es an zu regnen. Wir geben unsere Wäsche im Büro des Platzes zum Waschen und Trocknen ab und können sie nach drei Stunden wieder abholen. Der Service kostet allerdings auch umgerechnet 12 €. Mit Blick auf den Mývatn essen wir zu Abend und während ich an den Fotos und am Reisebericht sitze, malt Geli mir auf dem iPad ein Bild: Ich habe am Strand auf den Färöer einen Stein gefunden, der von der Form her an eine Ente erinnert. Den haben wir fotografiert und auf dem iPad gespeichert. Jetzt bekomme ich einen elektronisch bemalten Stein zum Geburtstag. Es ist klasse im 21. Jahrhundert zu leben!

Sonntag, 03.07.2011: Zu meinem 48. Geburtstag gibt es ein ganz besonderes Frühstück: Zusätzlich zu einem normalen Brötchen probieren wir heute „Hot Spring Bread“ oder „Hverabrauð“ , eine lokale Spezialität. Durch Ausnutzung der Erdwärme wird der Teig in 24 Stunden zu einem Brot gegart. Es schmeckt leicht nussig und gefällt uns sehr gut. So gestärkt machen wir uns auf den Weg die Sehenswürdigkeiten der Mývatn-Region zu erkunden. Wir beginnen mit den Pseudokratern von Skύtustaðir am Südufer des Sees. Wasser wurde durch sich auftürmende Lavaströme aufgestaut, das Wasser begann zu kochen und der Dampf brachte die Lavadecke zum Platzen – so sind die Pseudokrater entstanden. Auch die eigentümlichen Lavagebilde auf der Halbinsel Klasar im Südosten des Sees sind auf das schnelle Erkalten der Lava durch Wasser zurückzuführen. Die gleiche Entstehungsgeschichte haben die Lavaburgen von Dimmuborgir „Düstere Burgen“. Hier führt ein sehr schön angelegter Weg durch ein Labyrinth aus eigentümlichen Lavagebilden. Höhepunkt auf dieser Strecke ist ein Lavator das den Blick auf den 452 m hohen Vulkankrater Hverfell freigibt. Im Kaffi Borgir am Parkplatz von Dimmuborgir essen wir zur Feier des Tages mit herrlichem Blick auf den Mývatn sehr leckeres gerilltes Lamm. Mit vollen Bäuchen geht es zur Caldera Krafla, die wir auf gut ausgebauter Straße  durch das Hliðardalur erreichen. Auf dem Weg kommen wir an den Dampfkraftwerken vorbei, die die geothermische Energie in Strom umwandeln. Von einem Parkplatz am Fuße des rotbraunen Vulkankegels Krafla (818 m) geht es zum Explosionskrater Viti, der einen Durchmesser von 320 m hat und einen bläulich schimmernden Kratersee enthält. Er ist bei einer gewaltigen Eruption im Jahr 1724 entstanden. Zur Entspannung der müden Knochen beenden wir den Tag mit einem Besuch des Mývatn Nature Bath, eine moderne Badeanlage, die sich an dem Vorbild der berühmten Blauen Lagune auf der Halbinsel Reykjanes orientiert. Hier wird die Abwärme der Industrieanlage Bjarnaflag genutzt, um das Wasser auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Beim Baden genießen wir den Blick über den Mývatn. Die Dampfsauna sorgt für eine weitere Abwechslung. Allerdings ist der Spaß mit 15 € pro Person auch nicht ganz günstig. Gut durchgewärmt geht es für die Nacht wieder zum Campingplatz Hlíð am Nordufer des Sees. Es war heute ein herrlicher und sonniger Tag, allerdings auch mit einem sehr starken und kalten Wind. Über die Anrufe und SMS zu meinem Geburtstag habe ich mich sehr gefreut.

Montag, 04.07.2011: Bevor wir den Campingplatz verlassen nutzen wir noch den WLAN-Zugang und werfen einen Blick in unsere Mailbox. Hier finde ich weitere Glückwünsche, die ich natürlich noch kurz beantworte. Unseren ersten Stopp machen wir an der hübschen Kirche von Reykjahlíð. Die Kirche liegt inmitten eines Lavafeldes und ist im Inneren von schlichter Schönheit mit hellen Farben und goldglänzendem Altarbild. Beim Supermarkt nutzen wir die Gelegenheit und waschen den Roadrunner, tanken voll, kaufen etwas ein und gönnen uns ein weiteres köstliches Softeis. Bevor wir Reykjahlíð verlassen besuchen wir noch die schönen Pferde, die auf einer Weide direkt am Mývatn herumtollen. Ohne eine einzige Mücke gesehen zu haben verabschieden wir uns vom Mückensee. Auf der Straße 87 fahren wir in Richtung Hύsavík, was wir ohne weitere Unterbrechung nach knapp 60 km erreichen. Von einem Parkplatz an der schönen Bucht Skjálfandi können wir mit den Ferngläsern Delphine beobachten. Wie wir später erfahren werden, handelt es sich um Weißschnauzendelphine. Wir parken das Auto am Hafen und erkundigen nach der nächsten Möglichkeit an einer Walbeobachtungsfahrt teilzunehmen. Eine halbe Stunde später sind wir an Bord der Náttfari und fahren auf die Bucht Skjálfandi hinaus. Ein Buckelwal lässt sich lange von uns beobachten und kommt dem Boot dabei recht nahe. Trotz Wellengangs gelingen einige schöne Aufnahmen dieses gewaltigen Tieres. Ein paar Weißschnauzendelphine runden das Erlebnis ab. Auf der Rückfahrt gibt es zur Stärkung noch Zimtschnecken und heiße Schokolade. Da es während der dreistündigen Tour immer wieder mal geregnet hat und auch recht kühl war, machen wir im Auto die Heizung an. Nachdem wir uns aus den nassen Sachen befreit haben, teilen wir uns eine leckere Portion Fish & Chips. So gestärkt sehen wir uns das Walmuseum an, dass ebenfalls direkt am Hafen zu finden ist. Es enthält sehr sehenswerte Exponate und Erklärungen über die Meeressäuger und auch eine Abteilung zum Thema Walfang in Island. Oberhalb des Ortes befindet sehr versteckt ein großer Metallbottich mit heißem, mineralhaltigem Wasser umgeben von einem hölzernen Windschutz. Hier entspannen wir uns für 1,2 € pro Person und genießen den herrlichen Ausblick auf die Bucht Skjálfandi und die Vogelinsel Lundey. Da das Übernachten hier leider verboten ist, fahren wir zurück in den Ort und stellen uns auf den Campingplatz. Zum Abendbrot gibt es noch einen leckeren Pfannkuchen mit Apfelmus.

Dienstag, 05.07.2011: Vom Campingplatz aus gehen wir zu einer Pferdekoppel und sehen uns die schönen Tiere an. Geli war gestern Abend schon einmal hier und hat mit einem der Pferde Freundschaft geschlossen – es kommt sofort an den Zaun und lässt sich streicheln. Ich fotografiere die Lupinen, die hier fast überall am Straßenrand zu finden sind. Auf der 85 fahren wir ein  Stück auf die Halbinsel Tjörnes hinaus und genießen den herrlichen Ausblick auf die Bucht Skjálfandi. Mit dem Fernglas beobachten die Ausflugsboote auf der Bucht und können einen Wal entdecken, der von den Booten aus beobachtet wird. Auch ein paar Delphine ziehen wieder ihre Bahn. In Hύsavík frage ich im Büro von North Sailing ob sie Interesse an Fotos des Buckelwals haben, den wir gestern gesehen haben. Die Firma betreibt zusammen mit dem Walmuseum nämlich auch Forschungsarbeit über die Meeressäuger. Anschließend sehen wir uns die schöne Kreuzkirche des Ortes an, die 1907 aus norwegischem Holz erbaut wurde. Ungewöhnlich empfinden wir, dass sich unter allen Bänken Heizkörper befinden. Das Innere wir von dem großen Altarbild dominiert. Auf dem Parkplatz nutze ich das kostenlose WLAN der N1-Tankstelle und schicke zwei meiner Fotos zur Bestimmung des Wals an North Sailing. Wir verlassen Hύsavík und erreichen nach gut 50 km den Goðafoss, den Wasserfall der Götter. Der Gode und Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði hatte im Zuge der Christianisierung des Landes um das Jahr 1000 hier alle heidnischen Götterbilder in die Fluten geworfen. Der Goðafoss ist zwar nur 12 m hoch, dafür aber fast 100 m breit und gehört mit dem markanten Basaltblock in der Mitte zu den schönsten Wasserfällen Islands. Wir stellen den Roadrunner am Café ab und nähern uns dem Wasserfall zunächst von der Westseite her. Von der Fußgängerbrücke über den Skjálfandafljót fällt der Blick zunächst auf den Geitafoss, den kleinen Bruder des Goðafoss. Entlang des Ufers ergeben sich immer wieder andere, schöne Perspektiven auf den Goðafoss. Nach einer kurzen Pause am Auto widmen wir uns der Ostseite des Flusses, die wieder ganz andere Ausblicke auf den Wasserfall bietet. Oberhalb der Fälle setzen wir uns auf die Klippen und ich spiele ein bisschen Didgeridoo. Fast drei Stunden haben wir am Wasserfall der Götter verbracht als wir uns wieder auf den Weg machen. Wir erlassen die Ringstrasse nach wenigen Kilometern und biegen auf die Piste 835 in Richtung Grenivik ab. Die Strecke verläuft landschaftlich sehr reizvoll durch das Tal des Fnjóska. Mit bewaldeten Hängen und schneebedeckten Bergen im Hintergrund erinnert uns die Landschaft an Kanada. Mit der 83 bekommen wir wieder Asphalt unter die Räder und erreichen den sehr schönen kleinen Ort Grenivík an der Bucht Eyjafjörður. Da das Schwimmbad in wenigen Minuten schließt wird es nichts mehr mit dem entspannenden Bad im heißen Wasser. Wir nutzen den unterhalb des Schwimmbads ganz neu angelegten Campingplatz mit Blick auf den Ort und genießen die warme Nachmittagssonne. Zum ersten Mal in Island werfen wir unseren kleinen Gasgrill an und können sogar draußen essen. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort und lassen das Panorama des Eyjafjörður und das schöne Licht auf uns wirken. Ein sehr schöner und angenehm warmer Tag auf Island geht damit zu Ende. So kann das Wetter die nächsten Wochen bleiben.

Mittwoch, 06.07.2011: Wir folgen der Straße noch ein Stückchen weiter nördlich von Grenivík, bis die Piste in einen Feldweg übergeht und wir umkehren. Der Ausblick auf den Eyjafjörður ist zudem durch sehr tief hängende Wolken etwas getrübt. Nur wenige Kilometer weiter südlich sehen wir uns in Laufás den Torhof an, der heute unter der Regie des Nationalmuseums als Heimatmuseum betrieben wird. Der Siedlungsplatz Laufás und die dazugehörige Kirche werden in den Geschichtsbüchern erstmals im Jahr 1047 erwähnt. Die heutige Kirche, einer der stattlichsten ihrer Zeit wurde 1865 erbaut. Das imposante Gehöft stammt in seiner heutigen Form aus der Zeit von 1866-1870 und ist typisch für einen Torfhausbau auf einem großen Pfarrsitz. Die sehr schön restaurierten und liebevoll eingerichteten Gebäude vermitteln einen Eindruck vom Leben zur Zeit der Wende vom 19. In das 20. Jahrhundert. Vom Vorplatz des Gehöfts haben wir außerdem einen sehr schönen Blick auf den Eyjafjörður  und die ihn umgebenden Berge. Nach der Besichtigung stärken wir uns in dem kleinen Café mit einem Kakao und leckerem Kuchen. Kaum in Laufás gestartet, sind wir schnell auf der Ringstraße und werfen von einem Rastplatz gegenüber von Akureyri einen ersten Blick auf die lebhafte Hafenstadt. Mit etwa 18.000 Einwohnern ist Akureyri die zweitgrößte Stadt des Landes und kulturelles sowie wirtschaftliches Zentrum für den gesamten Norden Islands. Wir stellen den Roadrunner am Busterminal ab und kaufen uns für morgen Busfahrkarten für einen Trip in das isländische Hochland. Anschließend bummeln wir durch die Hafnarstræti, die Fußgängerzone des Ortes. Hier bekomme ich ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk, eine schöne Woll Softshell Jacke der Firma Norwear. Wir bewundern das erst im letzten Jahr eröffnete Kultur- und Konferenzzentrum Hof, einen kreisrunden Bau direkt am Hafen. Die Außenfassade erinnert an die in Island allgegenwärtigen Basaltsäulen und das Innere ist eine gelungene Kombination aus Holz und modernen Materialien. Im Café trinken wir einen Cappuccino mit Blick auf den Hafen und die Stadt. Wir beenden unseren Rundgang an der Akureyrarkirkja, die auf einem Hügel über der Stadt thront, zu dem 112 Stufen hinaufführen. Der Baumeister Guðjón Samύelsson wollte mit der eigenwilligen Architektur die wilde isländische Natur darstellen. Das schlichte Innere steht hingegen für die karge Landschaft des Hochlandes, die bunten Glasfenster bilden dazu einen farbenfrohen Kontrast. Hier gibt es deutliche Parallelen zur Hallgrímskirkja in Reykjavík. Vom Vorplatz der Kirche haben wir einen herrlichen Blick über die Stadt, den Hafen und die Fjordlandschaft. Wir gehen zum Auto und holen das Notebook um bei Eymundson, einer Kombination aus Café, Buch- und Zeitschriftenladen etwas zu trinke und das kostenlose WLAN-Netz zum Lesen unserer E-Mails und Abgleich der Bankkonten zu nutzen. Anschließend sichern wir uns auf dem örtlichen Campingplatz einen Stellplatz für zwei Nächte und besuchen das nahegelegene Schwimmbad. Über eine Stunde verbringen wir in den unterschiedlich warmen Becken, Hot Pots und dem Dampfbad – herrlich! Während ich an den Fotos und am Reisebericht arbeite, geht Geli noch ein paar Lebensmittel einkaufen.

Donnerstag, 07.07.2011: Um 5:30 Uhr beendet der Wecker eine viel zu kurze Nacht, da ich zudem auch noch schlecht geschlafen habe. Nach dem Frühstück schmieren wir uns noch Brote als Marschverpflegung. Hochnebel hält die Sonne fern und es sind nur 6 Grad. Wir nehmen alle Jacken und vorsichtshalber auch noch die Regenhosen mit und ziehen die dicken Wanderstiefel an. Pünktlich um 8:00 Uhr geht es los, der Bus der Gesellschaft SBA-Norðuleið bringt uns in das Hochland. Zunächst geht es auf der Ringstraße bis nach Varmahlið, wo es noch einen kurzen Stopp gibt. Nun verlassen wir bald die Ringstraße und fahren auf die Hochlandpiste F35. Zunächst ist der Zustand der Straße sehr gut, am Wasserkraftwerk Blöndustöð ist ein steiler Anstieg sogar asphaltiert. Auch im Hochland herrscht zunächst noch Hochnebel, so dass von der Landschaft noch nicht so viel zu erkennen ist. Langsam lichten sich die Wolken und am Horizont zeichnen sich die großen Gletscher Langjökull und Hofsjökull ab. Je näher wir dem Thermalgebiet von Hveravellir kommen, desto besser wird das Wetter und desto rauer wird die Piste. Sie ist sicherlich bei vorsichtiger Fahrweise auch mit einem normalen PKW oder Wohnmobil zu bewältigen, aber der Spaß hält sich dann sicherlich in Grenzen. Nach genau drei Stunden Fahrzeit haben wir unser Ziel, das Geothermalgebiet Hveravellir erreicht. Hier haben wir jetzt vier Stunden Zeit, bis wir mit dem gegenläufigen Bus wieder nach Akureyri zurückfahren. Wir erkunden zunächst auf sehr schön angelegten Wanderpfaden und Bohlenwegen das Thermalgebiet. Aus dem Öskuhólt (Donnerkegel) zischt der Dampf, überall blubbert es; in den Bláhver, das wohl schönste „Blauwasserbecken“ Islands möchte man sich hineinlegen – doch das Wasser ist über 90 Grad heiß! Kieselmineralien schaffen auch an den anderen Bassins mit Namen wie Grænihver (Grünes Becken) oder Meyrarauga (Mädchenauge) bunte Ablagerungen. Der isländische Wanderverein Ferðafélag unterhält in Hveravellir eine Berghütte mit Campingplatz und einen Hot Pot, dessen Temperatur sich über ein bewegliches Rohr für den Heißwasserzulauf regulieren lässt. Auch wir nutzen die Gelegenheit in dieser herrlichen Landschaft in einem der urigsten Badeplätze Islands ein heißes Bad zu nehmen. Anschließend genießen wir das herrliche Sommerwetter im T-Shirt auf der Veranda der Berghütte bis zur Abfahrt unseres Busses. Jetzt können wir die Landschaft entlang der Piste so richtig genießen, vieles war auf dem Hinweg vom Hochnebel verdeckt. Am Stausee Blöndulón machen wir eine kurze Fotopause, kaufen uns in Varmahlið noch etwas zu Essen und zu Trinken und sind schließlich nach fast 11 Stunden wieder in Akureyri. Hier ist es immer noch bewölkt und deutlicher kühler als im Hochland – was haben wir doch wieder für ein Schwein (Eberhard ist bei uns für das gute Wetter zuständig) mit dem Wetter. Nach dem Abendessen geht es an der Reisebericht und die Fotoausbeute des Tages. Ein langer aber wunderschöner Tag geht zu Ende und wir fallen müde in die Betten. Der Ausflug ins Hochland ist gelungen und hat sehr viel Spaß gemacht!

Freitag, 08.07.2011: Unser Plan noch vor dem Frühstück unsere Wäsche zu waschen scheitert daran, dass schon jemand vor uns diese Idee hatte und die einzige Waschmaschine blockiert ist. Zunächst geht es für einen Großeinkauf zu einem großen Einkaufszentrum am Stadtrand von Akureyri. Zum Abschluss des Einkaufs gibt es wieder ein leckeres Softeis. An einer Tankstelle nutzen wir den Waschplatz um unseren Roadrunner vom gröbsten Dreck der letzten Pistenstrecken zu befreien. Das kleine Kunstmuseum in der steilen Kaupvangsstræti hat für unseren Geschmack nicht so recht etwas zu bieten. Schöner ist da schon der ebenfalls sehr kleine aber liebevoll gepflegte Botanische Garten. Wir verlassen die Stadt und unternehmen auf der Strasse 821 einen Abstecher in das Eyjafjarðardalur. Einen ersten Stopp machen wir auf dem Hof Grund, wo wir vom Hofhund freundlich begrüßt werden. Hier steht eine der ungewöhnlichsten Landkirchen Islands, die auch aufgrund ihrer Größe beeindruckt. Sie wurde 1905 auf Kosten des Bauern und Kaufmanns von Grund Magnύs Sigurðsson. Der Hof Grund war immer eines der bekanntesten Großgüter Islands. Leider kommen wir in die Kirche nicht hinein, da der Schlüssel in Akureyri verwahrt wird. Einige Kilometer weiter sehen wir uns auf dem Pfarrhof Saurbær die kleine Torfkirche aus dem Jahr 1858 an, eine von sechs noch existierenden Torfkirchen in Island. Bis ins 19. Jahrhundert hinein gehörten die meisten isländischen Kirchen diesem Bautyp an. Die dicken Außenwände sind aus Soden und Stein, das Dach ist mit Soden gedeckt, Innen aber ist das Gebäude aus Holz. Kirchen dieser Bauart waren immer ohne Türme, die Glocken, wie hier, meist auf dem Vordergiebel. Zurück auf dem Campingplatz befüllen wir noch vor dem Einchecken die Waschmaschine. Nachdem dann auch der Trockner seine Arbeit getan hat, gehen wir für ein entspannendes heißes Bad in das benachbarte Schwimmbad. Wieder halten wir uns über eine Stunde in den verschiedenen Becken und dem Dampfbad auf – eigentlich müsste die Krankenkasse unsere Reisekosten übernehmen. Am Abend „arbeite“ ich an einem neuen Bericht für die Homepage. Gegen 23:00 Uhr verfärbt sich der Himmel und als das Farbspiel immer intensiver wird machen wir uns um Mitternacht noch einmal auf den Weg. Über Parkplätze und Firmenhinterhöfe gelangen wir schließlich an das Ufer des Eyjafjörður und bekommen einen freien Blick auf die Berge. Leider hat die Verfärbung jetzt schon etwas nachgelassen. Um 01:30 Uhr sind wir wieder am Auto und gehen schlafen.

Samstag, 09.07.2011: Als wir aufwachen lacht die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Nach dem Frühstück macht Geli den Abwasch alleine und ich stelle den Bericht für die Homepage fertig. Bei Eymundson versuche ich dann die Homepage zu aktualisieren, scheitere jedoch an der nicht zustande kommenden FTP-Verbindung zum Webserver. Wir nutzen die Zeit zum Lesen und Beantworten von E-Mail – ich am Notebook und Geli am iPad. Ein Stopp bei der Filiale von 66°North, einem isländischen Outdoor-Ausrüster bleibt nicht ohne Folgen. Geli findet auch eine warme Woll Softshell Jacke mit Kapuze und damit ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Kurz hinter Akureyri verlassen wir die Ringstraße auch schon wieder und folgen der 816 zur Ausgrabungsstätte eines mittelalterlichen Handelsplatzes der Wikinger bei Gásir. Für uns Nicht-Archäologen ist hier nicht allzu viel zu erkennen, aber der Platz bietet einen herrlichen Blick auf den Eyjafjörður. An der Brücke über den Hörgá treffen wir auf die 82, die uns an die Spitze der Halbinsel Tröllaskagi bringen wird. Der Straßenverlauf am westlichen Ufer des Eyjafjörður ist nur als spektakulär zu bezeichnen. Immer wieder bieten sich uns grandiose Ausblicke auf den Fjord und auf die Insel Hrísey. In dem kleinen Hafenort Hauganes sehen wir uns ein wenig um, gehen zum Hafen und machen eine Mittagspause. Unser Blick fällt auf den Ort Grenivík auf der gegenüberliegenden Seite des Eyjafjörður, wo wir vor 4 Tagen übernachtet haben. Die Hafenstdt Dalvík liegt sehr schön in einer kleinen Bucht des Fjordes und wir machen am Hafen ein paar Fotos. Der Ort selbst ist dann nicht so fotogen, so dass wir nur noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Kurz vor der Einfahrt in den Tunnel nach Ólafsfjörður bietet ein Picknickplatz noch einmal einen tollen Blick auf den Eyjafjörður. Wir überlegen, ob hier übernachten wollen, entscheiden uns dann aber doch das herrliche Wetter auszunutzen und noch bis nach Siglufjörður weiter zu fahren. Der 3,4 km lange Tunnel ist einspurig und wir müssen an Ausweichstellen den Gegenverkehr passieren lassen, der Vorfahrt hat. Der kleine Ort Ólafsfjörður am gleichnamigen Fjord bietet als Besonderheit eine kleine Sprungschanze mitten im Ort. Wir nutzen die erst 2010 fertiggestellte Tunnelverbindung nach Siglufjörður, die die Strecke deutlich verkürzt. Der erste, 7 km lange Tunnel entlässt uns am Héðinsfjörður, wo uns ein weiteres grandioses Panorama erwartet. Wir versuchen uns einer Gruppe von Singschwänen zu nähern, brechen jedoch ab, als die Tiere unruhig werden. Der zweite, 5 km lange Tunnel endet dann am Siglufjörður und ein Rastplatz bietet einen herrlichen Blick auf den Fjord und die gleichnamige Stadt – die nördlichste Stadt Islands. Schon von diesem Aussichtspunkt aus entdecken wir den ehemaligen Campingplatz des Ortes, der etwas außerhalb an einem Lawinenwall liegt. Hier finden wir einen Stellplatz mit herrlichem Ausblick und verschieben den Besuch von Siglufjörður auf morgen. Um 23:00 Uhr ziehen wir noch einmal los und haben von einem Aussichtspunkt auf einem der Lawinenwälle einen wunderschönen Blick auf den Siglufjörður und die Stadt.

Sonntag, 10.07.2011: Wir fahren zu dem sehr vollen Campingplatz in der Stadtmitte, stellen den Roadrunner ab und können unseren Toilettentank entsorgen. Anschließend beginnen wir unseren Bummel durch Siglufjörður. Es ist an diesem Wochenende so voll, weil Folklorefestival stattfindet. Rund um den kleinen Hafen stehen einige schöne und bunt bemalte Häuser. Hauptsehenswürdigkeit von Siglufjörður ist jedoch das Heringsmuseum, das größte Seemanns- und Industriemuseum Islands. In drei unterschiedlichen Häusern werden der Fang und die Verarbeitung des „Meeressilbers“ dargestellt. Im Bootshaus liegen größere und kleinere Fischerboote am Steg. Im Gebäude Grána stellt eine Ausstellung die Trangewinnung aus Fisch dar, die oft als erste Industrie Islands bezeichnet wird. Neben der Tranherstellung wurden die Fische aber auch in Salz eingelegt und Salzheringe in viele europäische Länder und die USA exportiert. Viele Jahre lang machten Hering und Heringsprodukte bis zu 35 % der Gesamtexporterträge Islands aus. Die Róaldsbrakki ist eine norwegische Heringsfabrik aus dem Jahre 1907. Auf den vier Stockwerken werden die Arbeits- und Lebensverhältnisse in den Unterkünften der Saisonarbeiter dargestellt. Das Heringsmuseum erhielt im Jahr 2000 den Isländischen Museumspreis und wurde 2004 mit dem Europäischen Museumspreis als bestes neues Industriemuseum ausgezeichnet. Unabhängig von diesen Ehrungen gefallen uns die Ausstellungen sehr gut und wir verbringen viel Zeit in den drei Gebäuden. Bevor wir Siglufjörður wieder verlassen, sehen wir uns noch die Ausstellung von Halla Har, einer lokalen Künstlerin an, die sehr schöne Bilder malt. Im Auto gibt es einen kleinen Imbiss und wir fahren auf der 76 nordwärts. Der 800 m lange einspurige Tunnel Strákagöng bringt uns an die kleine Bucht Fljótavík. Hier thront bei Sauðanes ein farbenfroher Leuchtturm auf einer Klippe hoch über dem Meer. Wenig später ist der Fjord Skagafjörður erreicht und von einem Aussichtsturm bei Lónkot haben wir einen schönen Blick auf die im Fjord liegenden Felseninseln, unter anderem die langgezogene Insel Málmey. In Hofsós sehen wir uns das Schwimmbad an, das direkt am Meer liegt. Es ist von außen einsehbar und uns ist es für einen Besuch bereits zu voll. Wir erreichen Sauðárkrókur am Südende des Skagafjörður. Der Ort ist ein wichtiges Verwaltungszentrum im isländischen Nordwesten und eines der Stockfisch-Produktionszentren der Insel. Im örtlichen Museum Minjahύsið, im dem auch die Tourist-Information untergebracht ist, gibt es eine kleine Ausstellung zu alten Handwerksberufen. Auch ein präparierter Eisbär, der 2008 hier in der Gegend erlegt wurde, ist hier zu finden. Ich erkundige mich einer Möglichkeit mit meinem PC ins Internet zu kommen, um die Homepage zu aktualisieren und erhalte prompt das Angebot, das Netzwerk des Museums zu nutzen. So kann ich heute den neuen Reisebericht veröffentlichen, da es jetzt mit der FTP-Verbindung problemlos klappt. Ich bedanke mich für den tollen Service und wir beziehen auf dem örtlichen Campingplatz direkt am Schwimmbad Quartier. Zwar hat das Bad heute schon geschlossen, aber wir können und morgen früh den Luxus gönnen vor dem Frühstück ein heißes Bad zu genießen. Wir genießen den bislang wärmsten Abend am Ende eines weiteren herrlichen Sommertages und spielen nach dem Abendessen noch etwas Indiaca.

Montag, 11.07.2011: Direkt nach dem Aufstehen geht es ins Schwimmbad. Neben einem 25 m Becken gibt es zwei Hot Pots mit unterschiedlichen Temperaturen. Wir schwimmen ein paar Bahnen genießen dann das 41 Grad heiße Wasser im Hot Pot. Das machen wir ein paar Mal im Wechsel und haben anschließend richtig Appetit auf das Frühstück. Bevor wir Sauðárkrókur wieder verlassen, sehen wir uns am Hafen die Gestelle mit dem Stockfisch an und machen ein paar Aufnahmen. Über die Straßen 744 und 745 umrunden wir die Halbinsel Skagaheiði. Die Pisten sind in einem sehr guten Zustand und lassen sich völlig problemlos befahren. Von der Nordspitze der Halbinsel bei Hraun haben wir noch einmal einen herrlichen Blick auf die Inseln im Skagafjörður, die wir gestern von der anderen Seite aus gesehen haben. Auch der weitere Verlauf der Straße bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die Küste und den Nordatlantik. Bei Kálfshamarsvík fahren wir auf einer etwas holperigen Stichstraße zum Leuchtturm hinunter. Neben dem Leuchtturm finden sich an der Küste die Überreste der Siedlung Kálfshamarsnes, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet wurde. In den 1920er Jahren lebten hier über 100 Menschen und in den 1940er Jahren wurde die Siedlung dann wieder aufgegeben. Von den einstigen Torfhäusern sind heute nur noch Reste der Grundmauern erhalten. Die Küstenlinie wir hier von bizarren Basaltsäulen gebildet. In Skagaströnd bekommen wir wieder Asphalt unter die Räder und nutzen in Blönduós die Gelegenheit zu einem Einkauf, zum Tanken und zum Wagenwaschen. Die nächsten 34 km fahren wir auf Ringstraße südwestwärts. Der rege Verkehr auf der Ringstraße kommt uns nach den vielen Nebenstraßen, die wir jetzt gefahren sind schon komisch vor. Die 716 bringt uns zur 711, auf der wir die Halbinsel Vatnsnes umrunden wollen. Zunächst fahren wir am See Vesturhópsvatn entlang, dann folgt der Sigríðarstaðavatn und bei Ósar erreichen wir mit dem Hύnafjörður wieder das offene Meer. Die Stichstraße zum Parkplatz an Hvítserkur ist so holperig, dass wir auf halber Strecke aufgeben und den Roadrunner  neben der Piste abstellen und den Rest zu Fuß gehen. Der Hvítserkur ist ein 15 m hoher Basaltfelsen, der etwas von der Küste entfern im Hύnafjörður steht und von verschieden Seevögeln bevölkert wird. Von der Aussichtsplattform haben wir einen schönen Blick auf den Hvítserkur, den Hύnafjörður, den Sigríðarstaðavatn und die Berge im Hintergrund. Wir fahren noch bis zur Nordspitze der Halbinsel Vatnsnes, wo wir neben der Straße einen schönen Platz mit herrlichem Ausblick für die Nacht finden. Zum Sonnenuntergang gehen wir dann noch einmal vor die Tür und genießen trotz des kalten Windes dieses Schauspiel, das die Natur uns bietet.

Dienstag, 12.07.2011: Heute begrüßt zum ersten Mal seit Tagen kein blauer, sondern ein bedeckter Himmel. Mit dem Fernglas erkennen wir auf den kleinen Inseln in der Bucht unter unserem Platz auch noch etliche Robben – leider zu weit weg für ein Foto. Nach dem Frühstück gehen wir noch einmal auf Erkundungstour: Geli erklimmt den Hang hinter unserem Auto und ich widme der Welt im Kleinen und mache ein paar Makroaufnahmen. Beim Verlassen unseres wunderschönen Übernachtungsplatzes setzen wir mit der Trittstufe auf und es knirscht ganz fürchterlich. Zunächst lässt sich die Stufe nicht mehr ausfahren, so dass wir einen ernsthaften Schaden befürchten müssen. Auf einem Parkplatz lege ich mich unter das Auto, löse ein paar kleine Steine aus der Verkleidung und die Stufe funktioniert wieder – wenn  auch etwas stockend. Es ist wohl kein bleibender Schaden entstanden. Vom Campingplatz Illugastaðir aus folgen wir dem sehr schön angelegten Wanderpfad zu einer Beobachtungshütte an der Küste. Schon mit bloßem Auge sind die Robben zu erkennen, die auf den vorgelagerten Inseln faulenzen. In der Hütte liegen sogar zwei Ferngläser zu besseren Beobachtung aus. Bei so viel Service geben wir gerne einen kleinen Obolus in die an der Hütte befestigte Box. Wir machen ein paar Aufnahmen und gehen zum Auto zurück. In Hvammstangi nutzen wir die Einrichtung des Campingplatzes zum Entsorgen und den Waschplatz einer Tankstelle für die Autowäsche. Nach wenigen Kilometern treffen wir auf die Ringstraße und folgen ihr bis nach Brύ. Hier gibt es eine große N1-Tankstelle, deren kostenloses WLAN wir zum Lesen unserer Mails und zum Abrufen aktueller deutscher Nachrichten nutzen. Außerdem schlecken wir ein sehr leckeres Softeis und trinken einen Cappuccino. Auf der Straße 68 (früher 61) fahren wir jetzt nordwärts auf die Westfjorde, die mit unberührter Natur, romantischen Fjorden und idyllischen Fischerorten zu den schönsten Teilen Islands zählen. Am Hrύtafjörður machen wir eine Pause, essen eine Kleinigkeit und genießen den Ausblick über den Fjord und auf den Pfarrhof Prestbakki. Bitrufjörður, Kollafjörður und Steingrímsfjörður bieten weitere schöne Ausblicke auf die Fjordlandschaft, ehe wir unser heutiges Etappenziel Holmavík erreichen. Die Straße 68 verläuft teils asphaltiert, teils als Piste manchmal direkt am Fjord, manchmal etwas landeinwärts aber immer mit schöner Aussicht – eine gute Einstimmung auf die Westfjorde. In Holmavík sichern wir uns einen Platz auf dem Campingplatz, der wieder direkt neben dem Schwimmbad liegt. So nutzen wir noch vor dem Abendessen die Gelegenheit im heißen Wasser zu entspannen. Gegen 23:30 Uhr gehen wir noch einmal raus und sehen uns die schönen Wolkenformationen an, die sich über dem Steingrímsfjörður und den ihn umgebenden Bergen gebildet haben.

Mittwoch, 13.07.2011: Die Entsorgungsstation des Campingplatzes ist leider defekt, so dass wir Toilettentank nicht entleeren können. Nach einem kleinen Einkauf und dem Volltanken des Autos machen wir uns auf den Weg. Am Ende Steingrímsfjörður biegen wir auf die 643 ab, wenig später auf die 645, die uns auf Asphalt bis nach Drangsnes bringt. Auf dem dortigen Campingplatz gibt es auch keine Entsorgungsmöglichkeit. Von jetzt an geht es auf Schotter weiter. Nach der Umrundung der Halbinsel Bjarnarfjarðarháls treffen wir wieder auf die 643. Jetzt liegen noch 90 km enge und kurvige Schotterpiste unterschiedlicher Qualität bis nach Krossnes vor uns. In der Bucht Kaldbaksvík machen wir Kaffeepause und essen leckere Zimtschnecken. Dabei beobachten wir einen Sandregenpfeifer und werfen einen Blick in sein Nest. Fünf für den kleinen Vogel recht große Eier liegen dort ohne nennenswerte Polsterung in einer Erdmulde. Die Piste verläuft immer in Küstennähe und bietet spektakuläre Ausblicke auf die Veiðileysa, den Reykjarfjörður und den Norðurfjörður. Am Ende des Reykjarfjörður liegt unter einem Wasserfall der Ort Djύpavík, dessen Bild von einer verfallenen Fischfabrik und einem verrosteten Schiffswrack geprägt wird. Am Ende des Norðurfjörður biegen wir auf die 646 ab und erreichen kurz danach Krossnes. Ein kurzes Stück hinter der Siedlung befinden sich die Krossneshverar, die heißen Quellen von Krossnes. Mit bis zu 64 Grad strömt hier das heiße Wasser aus der Erde. Bereits 1954 wurde an der Küste des Nordatlantik ein Schwimmbad erbaut, das aus den Quellen gespeist wird. Auch wir nutzen die einmalige Gelegenheit an diesem abgelegenen Ort ein entspannendes Bad vor grandioser Kulisse zu genießen. Dabei kommen wir mit einem 68jährigen Radler aus Darmstadt in Gespräch, der für 10 Wochen die holperigen Pisten Islands mit dem Fahrrad bereist. Auf dem Rückweg sehen wir uns in der verfallenen Fischfabrik von Djύpavík die Ausstellung „200+ pictures“ von Claus Sterneck, sind allerdings enttäuscht von den kleinen Abzügen und auch die Qualität der Fotos kann uns nicht begeistern. Danach gibt es noch eine Überraschung: Eine kleine Steinlawine hat die Straße versperrt und wir müssen ein paar Steine notdürftig aus dem Weg räumen, um im Slalom darum herumzukommen. Bei den nächsten steinigen Abhängen, die wir passieren, beschleicht uns ein etwas mulmiges Gefühl und wir sind froh, als wir sie hinter uns haben. Direkt an der Einmündung der 643 in die 645 finden wir bei einem Sendemast am Steingrímsfjörður einen Übernachtungsplatz mit schönem Blick auf den Fjord. Nach fast 200 km Piste genießen wir den milden Abend, einzig die vielen Fliegen an unserem Stellplatz stören ein wenig. Aus Fenstern können wir die Eiderenten auf dem Fjord beobachten. Bei unseren abendlichen Aufnahmen des verfärbten Himmels werden wir von einer Küstenseeschwalbe attackiert, die wohl in der Nähe ihr Nest hat. Geli sieht dann noch eine Robbe, die sich dann leider nicht mehr zeigt.

Donnerstag, 14.07.2011: Auch heute Morgen gibt es wieder einiges zu beobachten: Neben den Eiderenten auf dem Fjord tummeln sich einige kleinere Vögel um unser Auto. Als wir schon los fahren wollen entdecken wir einen Delphin oder kleinen Wal, den wir dann noch einige Male auftauchen sehen. Wir halten in Reykjanes, das im Polyglott als Ferienzentrum beschrieben wird und sich ziemlich heruntergekommene ehemalige Internatsschule entpuppt, in der sich jetzt ein Gästehaus befindet. Auch das einzige 50 m Schwimmbecken in Island, das aus einer heißen Quelle beim Gästehaus gespeist wird, ist schon etwas in die Jahre gekommen – das hatten wir uns anders vorgestellt. Von hier aus beginnt die Fahrt entlang der weit eingeschnittenen Westfjorde. Eine neue Brücke überspannt den Mjóifjörður, so dass wir diesen Fjord nicht abzufahren brauchen. Es geht dann eine Zeit lang am Hauptfjord, dem Ísafjarðardjύp, entlang. Von einem sehr schönen Aussichtspunkt am Skötufjörður haben wir einen Blick auf die Vogelinsel Vigur und auf die gegenüberliegende Bergkette mit dem Drangajökull. Am Ufer finden wir Lavaformationen mit eigenartigen, wabenartigen Strukturen. Wir setzen uns ins Gras, genießen die Sonne, essen einen leckeren Skyr (isländischer Quark) und ich spiele etwas Didgeridoo. Am alten Hof „Litli Bær“ aus dem Jahr 1895 gibt es leider keinen freien Parkplatz, so dass wir auf den Besuch verzichten müssen. Im Hestfjörður können wir einige Robben beobachten und von einem Aussichtspunkt zwischen dem Seyðisfjörður und Álftafjörður haben wir einen herrlichen Rundblick über die beiden Fjorde,  den Ísafjarðardjύp und den von norwegischen Walfängern gegründeten Ort Sύðavík. Hier machen wir eine Pause, waschen das Auto und essen ein leckeres Softeis. Jetzt ist es nicht mehr weit und das sehr schön auf einer Landzunge im Skutulsfjörður liegende Ísafjörður ist erreicht. Einer der besten Naturhäfen ganz Islands ließ die Stadt zum Versorgungs- und Verwaltungszentrum für die gesamte Westfjord-Region aufsteigen. Wir ergänzen unsere Vorräte, tanken und beziehen auf dem Campingplatz Tungudalur etwas außerhalb Quartier. Hier nutzen wir die Gelegenheit zum Waschen unserer Wäsche und das milde Wetter zum Grillen und Abendessen im Freien. Mit Silikonspray kann ich auch unsere Trittstufe zu bewegen sich wieder ohne Probleme ein- und ausfahren zu lassen. Wir haben einen schönen Blick auf den gegenüberliegenden Wasserfall und sehen uns den Film „Did you hear about the Morgans?“ auf DVD an.

Freitag, 15.07.2011: Wieder schein die Sonne, wir können unser Glück mit dem Wetter kaum fassen und haben unseren Eberhard schon heimlich zum König von Island gekrönt. Bevor wir den Campingplatz verlassen sehen wir uns noch den Wasserfall etwas näher an. Wir gehen ein Stück den Hang hinauf und suchen uns unterschiedliche Perspektiven auf die Fälle. Am Ortseingang von Ísafjörður nutzen wir die Wohnmobil-Entsorgungsstation und stellen dann den Roadrunner in den Innenstadt ab. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg durch den Ort. Es gibt ein paar schöne Häuser, aber auch viele weniger fotogene Bauten. Das Fischereidenkmal zeugt davon, wovon noch heute die meisten Bewohner Ísafjörðurs leben. Die moderne Kirche wurde 1995 fertiggestellt, nachdem die alte 1987 einem Brand zum Opfer gefallen war. Das Altarbild besteht aus 749 Vögeln aus Lehm, die die Mitglieder der Gemeinde unter Anleitung des isländische Designers Ólöf Nordal gefertigt haben. In einem Café stärken wir uns mit einem Cappuccino und leckerem Kuchen und kaufen ein frisches Brot, sowie ein paar Leckerlies für morgen. Zum Abschluss unseres Besuches sehen wir uns das Fischereimuseum an. Das Tjöruhύs, das älteste Haus Islands, stammt aus dem Jahr 1734. Gemeinsam mit dem angrenzenden Krambuð, einem ehemaligen Laden von 1761, sowie dem 1744 erbauten Turnhύs, steht es unter Denkmalschutz. Das in der Häusergruppe untergebrachte Schifffahrts- und Fischereimuseum der Westfjorde dokumentiert die harten Arbeits- und Lebensbedingungen der Fischer. Wir fahren dann noch einmal zur Kirche und ich nutze die sehr gute Akustik um ein bisschen Didgeridoo zu spielen. Nur 15 km, davon 5 in einem neu eröffneten Tunnel, trennen uns von unserem nächsten Ziel, Bolungarvík, dem nördlichsten Ort der Westfjorde – von hier aus sind es nur noch 350 km bis nach Grönland. Am Ortsrand sehen wir das Museum Ósvör an: Hier wurde alte Fischerhütten aus dem 19. Jahrhundert originalgetreu nachgebaut. Es gibt eine Wohnbaracke, in der zwei sechsköpfige Mannschaften leben konnten, ein Salzhaus zur Herstellung von Stockfisch und eine Hütte zum Trocknen von Fisch. In den Wintermonaten von Oktober bis Mai fuhren die Männer in offenen Ruderbooten aufs Meer hinaus und blieben bis zu vier Tage weg. Ganz in der Nähe des Museums steht der hübsche kleine Leuchtturm Óshólaviti, den wir uns auch noch ansehen. Auf dem Campingplatz neben dem Schwimmbad richten wir uns ein und gehen wieder einmal Baden – herrlich, auch wenn das Schwimmbad nicht den allerneuesten Stand hat. Zum Abendessen zaubert Geli superleckere Lammfilets in Pilz Soße – köstlich!

Samstag, 16.07.2011: Auch heute lacht wieder die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Unser erstes Ziel ist der Gipfel des Bolafjall, der über eine schmale, teilweise raue Piste zu erreichen ist, die für die Radarstation angelegt wurde. Der Blick auf die grandiose Fjordlandschaft aus der Vogelperspektive ist einfach überwältigend. Während Geli auf dem ersten Gipfel bei der Radarstation zurückbleibt, wandere ich etwa eine Stunde lang über weitere Gipfel, die miteinander verbunden sind weiter. Es ist wunderschönes Erlebnis in dieser unberührten Natur, bei bestem Wetter und mit geradezu unglaublicher Aussicht zu wandern. Schade, dass Geli nicht dabei ist. Einzig meine Schuhwahl ist mit den Teva-Sandalen nicht so ganz angemessen, da es nicht nur sehr felsig, sondern stellenweise auch matschig ist. So müssen Schuhe und Socken nach der Rückkehr zum Auto gewechselt werden. In Ísafjörður kaufen wir noch einmal ein und fahren dann durch einen Tunnel in Richtung Suðureyri. Am Hafen machen wir eine Pause, trinken einen Cappuccino und essen die Leckereien, die wir gestern in der Konditorei gekauft haben. In Flateyri unternehmen wir einen Bummel durch den Ort, der aber bei der Anfahrt deutlich netter aussieht als von Nahem. Sehr schön ist auf jeden Fall der Önundarfjörður, dessen Ende wir auf einer Brücke überqueren. Danach geht es hinauf auf die Gemlufallsheiði und wieder runter zum Dýrafjörður. An dessen Südufer liegt Þingeyri. Der Campingplatz am Schwimmbad ist uns zu voll, so dass aus dem heißen Bad heute nichts mehr wird. Wir teilen uns in der Tankstelle am Hafen eine leckere Portion Fish & Chips und fahren auf wunderschöner Strecke über die Hochebene Hrafnseyrarheiði zum Arnarfjörður weiter. Unser heutiges Etappenziel, der Dynjandifoss (auch Fjallfoss genannt) liegt am Ende des Fjordes. Er ist der eindrucksvollste Wasserfall der Westfjorde und einer der schönsten ganz Islands. Es handelt sich um ein ganzes System von Wasserfällen. Der Dynjandi fällt auf einer Breite von 30 m über 100 m tief ins Tal. Darunter schließen sich in Kaskaden verschiedene kleinere Wasserfälle an. Am Fuße der Fälle gibt es direkt am Dynjandifluss einen einfachen Campingplatz. Wir stehen mit Blick auf den Dynjandifoss und Arnarfjörður in traumhaft schöner Umgebung – nur die vielen Fliegen stören ein wenig. Auf einem seitlich der Fälle angelegten Wanderweg erkunden wir die verschiedenen Fallstufen, bewundern die Regenbögen, die sich in den Sprühnebeln bilden und genießen außerdem die Aussicht auf den Fjord. Es ist schon 21:30 Uhr als wir unsere Wanderung beenden. Es war eine sehr gute Entscheidung noch bis hierher zu fahren, denn der Dynjandifoss und seine kleineren Kollegen erstrahlen im Licht der Abendsonne. Zum Abendessen gibt es Skyr mit Fruchtcocktail – super lecker!

Sonntag, 17.07.2011: Während Geli sich noch einmal auf Erkundungstour begibt, sichte ich die restlichen Fotos von gestern, was ich am Abend nicht mehr geschafft habe. Die Piste führt uns auf die Dynjandisheiði, eine karge Steinwüste. Leider passt sich Piste der Landschaft an und wird immer rauer und ungemütlicher. Grobes Waschbrett gepaart Schlaglöchern und großen Steinen in der Piste machen die Fahrt eher zur Qual als zum Vergnügen. Das ist die bislang schlechteste Piste, die wir aus Island gefahren sind. Auf der Hochebene biegen wir rechts ab in Richtung Bíldudalur und erreichen am Trostansfjörður wieder Meeresniveau. Im Reykjarfjörður gibt es ein einfaches Schwimmbecken direkt am Fjord. Uns interessiert jedoch mehr die Vogelkolonie und wir können aus dem Auto heraus – zum Schutz vor den aggressiven Küstenseeschwalben und um die Tiere so wenig wie möglich zu stören – Fotos von den Küstenseeschwalben und einigen Eiderenten machen. Am Ende des Fossfjörður passieren wir den Wasserfall Foss, der aber vom Lichteinfall nicht so günstig zum Fotografieren und Filmen ist. Kurz vor Bíldudalur bekommen wir wieder Asphalt unter die Räder und erholen uns im Ort bei einem Bummel und einem leckeren Softeis von dem Gerüttel auf der Piste. Auf der Straße 63 überqueren wir die Hochfläche Tunguheiði und erreichen am Talknafjörður den gleichnamigen Ort. Hier ist die Entsorgungsstation des Campingplatzes leider verstopft, so dass wir hier nichts loswerden können. Die sehr schöne Kirche des Ortes ist leider verschlossen und der Ort selbst macht keinen besonders fotogenen Eindruck. Wir fahren auf der 617 noch ein Stück über den Ort hinaus und werden mit einem sehr schönen Ausblick auf den Talknafjörður belohnt. Über die nächste Passhöhe, die Botnaheiði gelangen wir nach Patreksfjöður am gleichnamigen Fjord. Hier können wir am Campingplatz entsorgen, an der Tankstelle volltanken und das Auto vom Dreck der Piste befreien und im Schwimmbad im heißen Wasser entspannen. Bis auf den kleinen Hafen hat der Ort für uns fotografisch auch nicht viel zu bieten. Wir beschließen dennoch hier zu bleiben und auf dem Campingplatz zu übernachten. Der Mitarbeiter der Gemeinde, der die Campinggebühr kassiert ist ein Deutscher aus Bremen, der seit gut drei Jahren in Island lebt und mit seinem Leben hier sehr zufrieden ist. Wir können noch etwas vor dem Auto sitzen, bis der kalte Wind uns nach drinnen treibt.

Montag, 18.07.2011: Wir machen uns auf den Weg zum westlichsten Punkt Europas. Eine erste Pause gibt es am Schiffswrack Garðar, einem alten Walfangboot. Das, laut Hinweistafel, älteste Stahlschiff Islands wurde 1912 in Norwegen gebaut und hier 1981 auf Grund gesetzt. An mehreren Stellen gibt es wunderschöne Dünen und Sandbänke, die teilweise an tropische Strände erinnern. Als uns ein Geländewagen entgegenkommt, in dem die Insassen winken und dann stehen bleiben, treffen wir hier am Ende der Welt auf Kerstin und Georg, Bekannte aus dem Hamburger Fotoclub. Wir unterhalten uns eine Zeit lang am Straßenrand und verabreden für den Abend an den Vogelfelsen von Látrabjarg. Wenig später erreichen wir Hnjótur, wo wir das kleine Privatmuseum Minjasafn Egils Ólafssonar besuchen. Wir bekommen eine persönliche Führung durch die Tochter des Hauses, die uns die unterschiedlichsten Ausrüstungsgegenstände des täglichen Lebens und der Arbeit früherer Zeiten erklärt. Bemerkenswert ist der deutschsprachige Film über die legendäre Rettungsaktion durch Einheimische, als diese kurz vor Weihnachten 1947 Seeleute des am Látrabjarg gestrandeten britischen Trawler Dhoon in halsbrecherischer Weise über die Klippen retteten. Wir machen kurz vor unserem Ziel in der Bucht Látravík noch eine Pause. Auf holperiger Waschbrettpiste geht es weiter zum Leuchtturm Bjargtangar, dem westlichsten seiner Art in Europa. Hier parken wir den Wagen und machen uns auf den Weg die bis zu 450 m hohen Klippen von Látrabjarg zu erkunden – der größte Vogelfelsen Islands. Neben unseren Lieblingen, den putzigen Papageientauchern, gibt es hier verschiedene Möwenarten, Trottellummen und die größte Tordalkenkolonie der Welt. Als wir uns nach dem ersten Rundgang zum Abendessen ins Auto zurückziehen, treffen Kerstin und Georg ein. Nach dem Essen geht es auch für uns wieder los und die einmalige Gelegenheit den Tieren so nahe kommen zu können, bringt die Speicherchips der Kameras zum Glühen. Für einen wärmenden Tee geht es dann zu viert wieder in den Roadrunner. Kurz vor Sonnenuntergang gibt es dann noch eine weiter Fotosession. Um Mitternacht verabschieden wir uns von Kerstin und Georg, die zu ihrem Zelt nach Breiðavík zurückfahren müssen, während wir hier bleiben können. Wir verabschieden uns noch von den Papageientauchern und gehen schließlich um 01:30 Uhr ins Bett.

Dienstag, 19.07.2011: Nach dem etwas späteren Frühstück schreibe ich das Reisetagebuch und fange an die über 1.000 Fotos von gestern zu sichten. Geli geht noch einmal an die Klippen – diesmal mit Fotoapparat statt Videokamera bewaffnet. Am frühen Nachmittag brechen wir schließlich auf un rumpeln über die derbe Piste zurück. Den Abstecher nach Rauðasandur lassen wir aus, da wir sowohl von Kerstin und Georg als auch von anderen gehört haben, das diese Piste noch schlechter und daher für Wohnmobile nicht geeignet ist. In Brjanslækur passieren wir den Fährhafen zu Überfahrt auf die Halbinsel Snæfellsnes. Wahrscheinlich ist die Fähre auch die bessere Alternative zur Fortsetzung der Fahrt. Die Straße 60, die uns am Südrand der Westfjorde entlang führt, bietet jedenfalls landschaftlich nichts Besonderes. Als es dann auch noch anfängt zu regnen und die Piste immer schlechter wird, werden wir ordentlich durchgeschüttelt und das Auto völlig verdreckt. In Bjarkkalundur haben wir genug und richten uns auf dem Campingplatz ein. Leider gibt es hier keinen Waschplatz für das Auto aber immerhin eine Möglichkeit unseren Toilettentank zu entleeren. Am Abend fängt es wieder an zu regnen – unser zweiter Tag mit Regen!

Mittwoch, 20.07.2011: Zunächst folgen wir der Straße 60, jetzt auf Asphalt, noch ein Stückchen weiter. Auf einem Damm überqueren wir den Gilsfjöður und biegen wenig später rechts ab auf die Piste mit der Nummer 590. Sie führt uns am Skarðsströnd entlang und bietet immer wieder sehr schöne Ausblicke auf den Breiðafjörður und die vorgelagerten Inseln. Kurz nachdem wir in einer tiefen Schlucht durch den Berg Klofningur hindurchgefahren sind, bietet ein Picknickplatz ein atemberaubendes Panorama über die Breiðafjörður auf die Berge der Halbinsel Snæfellsnes, unserem nächsten Ziel. Entlang des Fellsströnd geht es auf der Südseite der Halbinsel zurück zur 60. Knapp 20 km später erreichen Bύðardalur. Hier können wir Tanken, den Wagen vom Dreck befreien und Einkaufen – ein leckeres Softeis sorgt für die nötige Stärkung. Am Südende des Hvammsfjörður verlassen wir die 60 erneut und folgen der Schotterpiste 54 auf die Halbinsel Snæfellsnes. Auch hier gibt es wieder schöne Ausblicke sowohl auf den Hvammsfjörður als auch auf den Breiðafjörður. An einem Picknickplatz mit toller Aussicht gibt es einen kleinen Imbiss. Besonders schön ist der Streckenabschnitt am Álftafjörður mit den schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund. Die letzten Kilometer bis nach Stykkishólmur geht es dann wieder auf Asphalt. Der hübsche Ort liegt sehr schön an der Spitze einer zerklüfteten Halbinsel, die weit in den Breiðafjörður hinein ragt. Wir parken den Roadrunner am geschützten Hafen und machen uns zu Fuß auf den Weg. Neben den schönen alten Holzhäusern in der Nähe des Hafens ist die etwas oberhalb der Stadt auf einem Hügel erbaute Kirche der Blickfang des Ortes. Der Architekt Jön Haraldsson hat die 1990 fertiggestellte Kirche einem Wikingerboot nachempfunden. Vom Parkplatz der Kirche haben wir einen herrlichen Blick auf die Berge im Hinterland. Leider ist der Parkplatz zu schräge um ihn als Übernachtungsplatz zu nutzen, wie wir später feststellen. Der Campingplatz neben dem Schwimmbad ist uns viel zu voll, so dass wir auf der Suche nach einem freien Übernachtungsplatz dem Tipp im Womo-Reiseführer folgen und etwas außerhalb auf einem Waldparkplatz stehen bleiben. Die Sonne wärmt das Auto und lädt die Bordbatterie. Wir hören das sehr unterhaltsame Hörbuch „Hummeldumm“ über eine etwas verkorkste Namibia-Gruppenreise zu Ende. Am späten Abend gehen wir auf einen Hügel hinter unserem Stellplatz, um die Berge im Licht der untergehenden Sonne aufzunehmen. Ein weiterer herrlicher Sommertag in Island findet so einen schönen Abschluss.

Donnerstag, 21.07.2011: Heute ist es bedeckt und leider bleibt auch der Gipfel des Snæfellsjökull den ganzen Tag über unter der Wolkendecke verborgen. Nur gelegentlich kann sich die Sonne einmal für ein paar Minuten einen Weg durch die Wolken bahnen. Wir nutzen die Entsorgungsstation auf dem Campingplatz von Stykkishólmur und sehen uns anschließend die Kirche an, die bei unserem gestrigen Besuch geschlossen war. Ich spiele Didgeridoo und bekomme mit einem Paar aus München auch noch ein paar Zuhörer. Im Postamt des Ortes können wir kostenlos ins Internet und lesen unsere E-Mails. Beim Bäcker kaufen wir zwei Stückchen Kuchen für heute Nachmittag und machen uns auf den Weg. Auf der gut zu befahrenden Piste 577 fahren wir um das Helgafellssveit herum und machen einen Abstecher zum Bjarnarhöfn. In dem kleinen Museum sind Geräte aus vergangenen Zeiten ausgestellt und wir erfahren etwas über die Herstellung von Hákarl – fermentiertem Hai – und können auch probieren. Es schmeckt überraschend gut, erinnert an stark gereiften Blauschimmelkäse. Der Hai wird zerlegt, zunächst gekühlt und dann sechs Monate getrocknet. Die kleine Kirche auf dem Grundstück ist aus dem Jahr 1856 und damit eine der ältesten Holzkirchen Islands. Leider können wir nicht hinein und müssen uns mit einem Blick von außen begnügen. Wieder zurück auf der Straße 54 überqueren wir auf Dämmen den Selja- und den Kolgrafafjörður und erreichen den kleinen Ort Grundarfjörður am gleichnamigen Fjord. Wir parken am kleinen Hafen, trinken einen Cappuccino und essen den in Stykkishólmur gekauften Kuchen. Grundarfjörður liegt sehr schön in einer geschwungenen Bucht am Fuße des 469 m hohen Vulkankegels Kirkjufell. Über Ólafsvík kommen wir nach Hellisandur, wo wir einen Blick von außen auf das alte Torfhaus werfen, in dem das Fischereimuseum untergebracht ist. Ein Abstecher von der Hauptstraße bringt uns zu Bucht Skarðsvík, deren Strand aus zermahlener Lava und Muscheln besteht. Zwei weitere Abstecher bringen uns zum Leuchtturm von Malarrif und zu bizarren Bucht von Hellnar. Wenig später ist Arnarstapi erreicht, wo wir uns auf dem Campingplatz einen Stellplatz suchen. Auf einem kleinen Rundgang kommen wir an die Küste mit ihren 20 m hohen Lavaklippen, die zum Teil bizarre Formen angenommen haben. Hier steht auch die 6 m hohe Lavasteinskulptur  Bárður Snæfellsás von Ragnar Kjartansson, eine Sagengestalt, die an die ersten Siedler auf Snæfellsnes erinnert. Leichter Nieselregen treibt uns zum Auto zurück, wo wir uns nach dem Abendessen den Film „The Time Traveler´s Wife“ ansehen. Die DVD haben wir schon vor längerer Zeit beim Einkaufen entdeckt und mitgenommen.

Freitag, 22.07.2011: Auch heute ist es wieder bedeckt und vom Snæfellsjökull bekommen wir nichts zu sehen – schade! Wir sehen uns den kleinen Naturhafen von Arnarstapi an und fahren dann weiter nach Bύðir. Hier sehen wir uns die pechschwarz gestrichene Holzkirche an und gehen ein Stück an dem sehr schönen, rotgelben Muschelsandstrand spazieren. Dabei schweift der Blick über die große Bucht Faxaflói bis auf die Berge des Hinterlandes. Da es so aussieht, als ob die Wolken doch noch einen Blick auf den Snæfellsjökull freigeben würden, fahren wir noch einmal zurück zum Leuchtturm von Malarrif. Hier haben wir heute zumindest sehr schönes Licht und spazieren an einem Strand entlang, der aus unzähligen von den Kräften der Natur rund geschliffenen Steinen unterschiedlichster Größe besteht. Da die Wolken sich als hartnäckiger als erhofft erweisen, setzen wir unsere Fahrt fort. Einen weiteren Stopp machen wir an der Bucht von Ytri-Tunga, wo wir mit dem Fernglas einige Kegelrobben beobachten können. Für Foto oder Film sind sie leider zu weit entfernt. Unsere letzte Station auf der Halbinsel Snæfellsnes sind die Basaltsäulen von Gerðuberg. Eine ganze Wand aus sechseckigen, bis zu 3 m hohen Säulen bilden ein beeindruckendes Muster. Ohne weitere Unterbrechung fahren wir weiter nach Borgarnes, das auf einer Halbinsel in den Borgarfjörður hineinragt. Hier treffen wir auch wieder auf die Ringstraße. Direkt am Ortseingang liegt der Campingplatz sehr schön am Fjord. Ein Schild weist darauf hin, dass man zum Waschen seiner Wäsche das Hostel in der Stadt aufsuchen soll. Hier füllen wir eine Waschmaschine und gehen in der Zwischenzeit Einkaufen und Tanken, einen Waschplatz gibt es hier leider nicht, so dass unser Roadrunner vorerst dreckig bleiben muss. Im Aufenthaltsraum des Hostels nutzen wir die Wartezeit bis unsere Wäsche fertig ist für PC-Arbeit. Geli schneidet einen Film über die Papageientaucher und ich schreibe am Reisebericht, lade die Fotos runter und komme sogar noch dazu am neuen Bericht für die Homepage weiter zu machen. Anschließend richten wir uns auf dem Campingplatz ein und zum Abendessen gibt es leckere Pfannkuchen mit Apfelmus.

Samstag, 23.07.2011: Heute begrüßt uns der Tag wieder mir blauem Himmel und Sonnenschein. Unser erster Weg führt noch einmal ins Hostel, wo ich die WiFi-Verbindung nutze um die Homepage zu aktualisieren und Mails zu lesen. Währenddessen macht sich Geli auf die Suche nach unserem Frischwassertank-Verschluss, den sie zum Glück auf dem Campingplatz wieder findet. Er war wohl nicht so richtig drauf und ist wieder abgefallen. Wir fahren auf der Ringstraße nordwärts bis zur Abzweigung der Straße 50. Die Tankstelle an der Kreuzung hat einen Waschplatz, den wir natürlich sofort nutzen, um den Roadrunner vom Staub der letzten Pisten zu befreien. Als wir den Gletscherfluss Hvíta überqueren sehen wir schon in der Ferne Dampfschwaden aufsteigen und folgen diesem Signal zum Hof Deildartunga. Hier sprudelt mit der Deildartunguhver die ergiebigste heiße Quelle der Welt aus dem Boden. Durchschnittlich 180 Liter kochendes Wasser pro Sekunde schießen hier geradezu aus dem Boden. Diese Energie wird nicht nur genutzt um die Gewächshäuser des Hofes zu heißen, sie versorgt auch die Städte Borgarnes und Akranes über ein System von Pipelines und Pumpstationen mit Fernwärme. Wir fahren auf der 518 durch das Tal der Hvíta bis zu einem großen Parkplatz an den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss. Beim Hraunfossar handelt es sich um Wasserkaskaden, die über eine Länge von 1 km unter einer Lavaschicht hervorquellen und in die Hvíta stürzen. Der Barnafoss ist ein Abschnitt der Hvíta, der durch eine enge Schlucht führt. Beide Fälle sind über einen schön angelegten Weg und Aussichtsplattformen gut zugänglich. Wir folgen der 518 noch ein Stück weiter bis nach Hύsafell, einem Ferienzentrum mit vielen Ferienhäusern, Campingplatz und Thermalbad. Uns ist es hier viel zu voll und wir machen kehrt. Auf dem Rückweg halten wir in Reykholt, dem Wohnort des isländischen Dichters und Gelehrten Snorri Sturluson. Wir wollen allerdings nicht auf historischen Spuren wandeln, sondern suchen nach einer Schokoladenmanufaktur, von der ich in einem Prospekt gelesen habe. Es stellt sich heraus, dass wir im falschen Reykholt sind. Gemeint ist der gleichnamige Ort in der Nähe des Gullfoss, so dass ich mich mit der Schokolade noch etwas gedulden muss. Schließlich erreichen wir wieder die Ringstraße und fahren bis nach Akranes. Auf den letzten Kilometern bekommt uns der Sturm, der offensichtlich an der Küste tobt, in seine Gewalt und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Wir bleiben gleich auf dem Campingplatz am Ortseingang, der sehr schön direkt an der großen Bucht Faxaflói liegt. Unsere Nachbarn sind ein niederländisches Paar, die wir jetzt schon mehrfach getroffen haben, so dass wir gleich ins Gespräch kommen. Über den DVD-Player sehen wir uns Gelis Film „Just Puffins“ an, der die Begegnungen mit den putzigen Papageientauchern in Bakkagerði und Látrabjarg zusammenfasst. Zwischen 23:00 Uhr und Mitternacht erleben wir einen spektakulären Sonnenuntergang an der Bucht direkt hinter dem Campingplatz.

Sonntag, 24.07.2011: In der Nacht stürmt es weiter und wir werden im Auto richtig durchgeschüttelt – dementsprechend unruhig ist der Schlaf. Der Morgen begrüßt uns mit grauem Himmel. Wir wollen uns die Außenanlagen des Museumszentrums von Akranes mit seinen alten Häusern und Booten ansehen. Als wir es schließlich gefunden haben, ist es nicht so fotogen wie nach dem Prospekt vermutet. Da es dann auch noch anfängt zu regnen, fahren wir gleich weiter. Durch den 6 km langen, mautpflichtigen Tunnel Hvalfjarðargöng fahren wir unter dem Hvalfjörður hindurch und erreichen nach kurzer Zeit Mosfellsbær. Wir erkundigen uns nach Palli the Knife Maker, einem ehemaligen Zahnarzt, der in seiner Werkstatt wunderschöne, komplett handgefertigte Messer herstellt, die die Grenze zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstwerk aufzuheben scheinen. Sein Sohn ist so nett uns die in Pallis Werkstatt vorrätigen Messer zu zeigen. Um die 300 € kosten die Sammlerstücke inklusive ebenfalls handgefertigter und passgenauer Lederscheide. Da ich nicht wirklich ein solches Messer brauche, bleibe ich standhaft, auch wenn es bei einigen Exemplaren schwerfällt. Am Nordufer des Þingvallavatn erreichen wir mit Þingvellir einen sowohl aus geologischer als auch aus historischer Sicht interessanten Ort. In der gewaltigen Almannagjá-Schlucht, der Allmännerschlucht, nahm im Frühsommer des Jahres 930 die älteste noch heute intakte Demokratie ihren Anfang. Die damals 36 Goden versammelten sich hier um das rechtliche Zusammenleben auf der Insel zu ordnen. Am östlichen Ufer des Öxará-Flusses markiert heute die um 1860 erbaute Þingvalla-Kirche jenen Ort, an dem die erste isländische Kirche nach der Bekehrung zum Christentum im Jahre 1000 stand. Am 17. Juni 1944 wurde hier die isländische Republik ausgerufen und Þingvellir  zum Nationalheiligtum erklärt. Im Juli 2004 wurde dieser Ort von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Almannagjá-Schlucht ist aber gleichzeitig auch die Nahtstelle zwischen der europäischen und amerikanischen Kontinentalplatte. So wandern wir buchstäblich ein Stück zwischen den Welten als wir durch die Almannagjá-Schlucht spazieren. Trotz des leichten Nieselregens ist es hier schon beeindruckend. Wir stärken uns noch auf dem Parkplatz mit Cappuccino und Zimtschnecken ehe wir weiter fahren. Auf dem Rückweg möchte Geli sich das Wohnhaus des isländischen Dichters und Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness ansehen, kann jedoch aufgrund eines stattfindenden Konzertes nicht hinein. Immerhin kann sie sich eine filmische Kurzbiografie ansehen. Ohne weiteren Zwischenstopp fahren wir in die Innenstadt von Reykjavík, der nördlichsten Hauptstadt der Welt. Mit gut 120.000 Einwohnern leben etwa ein Drittel aller Isländer in Reykjavík. Ohne Probleme finden wir einen Parkplatz und sichern uns Karten für die „Volcano Show“ im Red Rock Cinema, in direkter Nachbarschaft zur deutschen Botschaft. Vilhjálmur - Villi und sein Vater Ósvaldur Knudsen haben sich der vulkanischen Aktivität Islands verschrieben und alle Vulkanausbrüche auf Island seit 1947 filmisch dokumentiert. Nach dem einstündigen Film bekommen wir noch eine Vorabversion der Ereignisse am Eyjafjallajökull aus dem vergangenen Jahr zu sehen. In einem italienischen Restaurant essen wir Pizza und spazieren anschließend noch ein bisschen durch die Fußgängerzone von Reykjavík. Im Laugardalur-Park finden wir noch einen Platz auf dem recht vollen Campingplatz, wieder in Nachbarschaft zu den beiden Niederländern.

Montag, 25.07.2011: Vor dem Frühstück gehen wir in das benachbarte Schwimmbad Laugardalslaug, das mit 50 m Becken, vier unterschiedlich heißen Hot Pots, Dampfbad und Sauna einiges zu bieten hat. Die ganze Anlage ist schon etwas in die Jahre gekommen und wirkt auf uns zum Teil etwas morbide, dem morgendlichen Badespaß tut das jedoch keinen Abbruch. So haben wir dann auch richtig Appetit auf das Frühstück. Vom Büro des Campingplatzes bekommen wir den Hinweis, wo wir unser Abwasser und den Toilettentank entsorgen können und finden die beschriebene Station auch problemlos. Etwas schwerer tun wir uns mit der Anfahrt zur Mercedes Niederlassung ASKJA, die wir gestern bei der Anfahrt gesehen haben. Sie liegt zwar direkt an der Haupteinfallsstraße ist jedoch für Ortsunkundige etwas schwierig zu finden. Der Verdacht, dass das seltsame Geräusch, was unser Roadrunner bei niedrigen Geschwindigkeiten von sich gibt, ein Problem ist, wird hier leider bestätigt. Ein Lager der Antriebswelle ist defekt und muss, um größeren Schaden zu vermeiden, ausgewechselt werden. Laut Aussage des Mechanikers ist die Dichtung des Lagers das Problem. Sie geht häufig kaputt und zieht dann den Lagerschaden nach sich. Bei ASKJA ist dieser Defekt bei den Sprintern ein recht häufiges Problem. Freundlicherweise ist man bereit die Reparatur sofort durchzuführen. Fast drei Stunden müssen wir dann allerdings warten, bis wir wieder – jetzt ohne Geräusche aber dafür um fast 400 € ärmer – vom Hof fahren können. Während Geli die Zeit zum Lesen nutzt, komme ich mit dem iPad über das WLAN-Netz von ASKJA ins Internet, lese und beantworte E-Mails und sehe mir die aktuellen Nachrichten an. So beginnt unsere Besichtigungstour von Reykjavík erst am Nachmittag mit dem Besuch des Kunstmuseums. Zunächst sehen wir uns die Sonderausstellung „Horses in Icelandic Art“ an. Danach geht es dann in die Galerie mit den Bildern von Jóhannes S. Kjarval, dem berühmtesten Maler Islands im 20. Jahrhundert. Beide Ausstellungen sind nicht so ganz nach meinem Geschmack aber teilweise immerhin interessant. Anschließend fahren wir zur Hallgrímskirkja, wo wir direkt neben der Kirche einen Parkplatz finden. Der Bau der hoch emporragenden und weithin sichtbaren Kirche hat bis zur endgültigen Fertigstellung fast 50 Jahre in Anspruch genommen (1937 – 1986). Die Architektur des Gotteshauses soll die isländische Landschaft widerspiegeln: die Außenfassade die Basaltsäulen der Steilküste, das schneeweiße Interieur das Eis der Gletscher. Ein Organist spielt gerade einige Stücke auf der Orgel, als wir die Kirche besichtigen. Mit einem Fahrstuhl fahren wir auf den 73 m hohen Turm und genießen die herrliche Aussicht auf die Stadt. Vor der Kirche steht auf einem Granitsockel die Bronzestatue des Leifr Eiricsson, des echten Entdeckers Amerikas. Das Standbild wurde der Republik Island von den USA zum 1000. Jahrestag des Althing 1930 gestiftet. Über die Straße Skólavörðustígur, die in ihrem Verlauf immer wieder einen schönen Blick auf die Hallgrímskirkja ermöglicht, erreichen wir die Haupteinkaufsstraßen Bankastræti und Laugavegur. Unser Weg führt uns zunächst zum Hafen, wo wir uns an einer Imbissbude mit dem Namen „Die Besten der Stadt“ mit einem Hotdog stärken. Zurück am Auto geht es direkt zum nächsten Wahrzeichen der Stadt – Perlan. Auf dem 61 m hohen, bewaldeten Hügel Öskuhlíð stehen Heißwassertanks, die rund 20 Millionen Liter speichern und Teile Reykjavíks beheizen. Auf den Tanks ruht eine spiegelnde Glaskuppel, die dem markanten Gebäude seinen Namen gab: die Perle. Wir suchen uns einen etwas abgelegenen Parkplatz, da wir hier auch übernachten wollen und genießen den herrlichen Ausblick von der Aussichtsterrasse über die Stadt. Den Besuch des in Perlan untergebrachten Saga Museums verschieben wir auf morgen. Wieder gibt es einen sehr schönen Sonnenuntergang, der Himmel über der Stadt verfärbt sich rot und in weiter Ferne zeichnet sich die Silhouette des Snæfellsjökull ab. Wir spazieren einmal um Perlan herum, suchen nach dem besten Blick auf die Stadt. Leider stört der Wald auf dem Öskuhlíð etwas den Ausblick. Aber auch Perlan selbst bietet im Abendlich ein recht schönes Motiv.

Dienstag, 26.07.2011: Wir können auf unserem ruhigen und mit noch zwei weiteren Wohnmobilen besetzten Stellplatz sehr gut schlafen. Leichter Nieselregen verhindert weitere Außenaufnahmen von Perlan und wir gehen stattdessen hinein und sehen uns das moderne Saga-Museum an. In 16 Szenen von der Landnahme durch die Wikinger bis zu den Sagas im Mittelalter werden die wichtigsten Stationen in der Geschichte Islands multimedial dargestellt. Die Darstellung der Umgebung und vor allem auch der Figuren ist so täuschend echt, dass wir uns fast wie Zeitreisenden fühlen. Per Audioguide bekommen wir zusätzliche Informationen. Ein absolut empfehlenswertes Museum und eines der besten, das wir bislang besucht haben! Zum Abschluss essen wir in der Cafeteria des Perlan ein sehr leckeres Eis und sehen uns im Foyer die sehr schönen Schnitzereien von Stefán Haukur Erlingsson an. Auf dem Parkplatz nutzen wir das begehbare Dach eines Technikgebäudes um das Dach unseres Autos zu waschen. Wir können ganz nah an das Gebäude heran fahren und mit einem Wischmopp unser Dach, das wir von unten nicht erreichen können, vom gröbsten Dreck befreien. Bevor wir zur Entsorgungsstation fahren suchen wir eine Autoglaserei auf, um unsere zwei Steinschläge in der Scheibe reparieren zu lassen. Dort hat man jedoch keine Zeit und veranschlagt für morgen drei bis vier Stunden für die Reparatur. Das ist uns zu lange, in Australien hat das praktisch im Vorbeifahren funktioniert. Mittlerweile hat es richtig angefangen zu regnen und auch der Wind nimmt immer mehr zu. Wir entsorgen und wollen uns das Skulpturenmuseum von Sigurjón Ólafsson ansehen, was aber erst am Nachmittag aufmacht. Wir verlassen den Innenstadtbereich und finden auf dem Weg nach Keflavík die Einkaufsmöglichkeiten, die wir suchen. In einem Elektronikladen kaufen wir Videokassetten für Gelis Kamera, DVD-Rohlinge, Druckerpatronen für unseren kleinen Drucker und drei Spielfilme auf DVD. Im Supermarkt nebenan können wir unsere Vorräte ergänzen und im gegenüberliegenden Shoppingcenter wohlen wir im Food Court eine Kleinigkeit essen. Das Angebot ist allerdings nicht so nach unserem Geschmack. Dafür entdecken wir in einem Vodafone-Shop ein mobiles WiFi-Gerät zu einem recht günstigen Preis. Da es dann auch noch eine Prepaidkarte mit 5 GB Volumen für umgerechnet 12 € gibt, schlagen wir zu. Bei einem kleinen Imbiss im Auto wird die Neuerwerbung sofort getestet und ohne Problem kommen wir mit dem iPad über das eigene WLAN ins Internet – klasse! Im strömenden Regen zunehmenden Sturm fahren wir weiter zur Blauen Lagune. Der Parkplatz ist trotz des schlechten Wetters gut gefüllt und besonders die Tour Unternehmer setzen ihre Kunden hier für ein paar Stunden ab. Der Sturm peitscht das Wasser der Blauen Lagune auf und lässt es kühler erscheinen als es wirklich ist. Trotz der ungünstigen Bedingungen ist das Bad in dem mineralhaltigen, geothermisch erwärmten Meerwasser inmitten bizarrer Lavafelder schon ein Erlebnis. Mineralsalze, Kieselschlamm und blaugrüne Algen geben der Lagune nicht nur ihre unwirklich schöne, milchig blaugrüne Farbe, sondern sie reinigen und beleben auch die Haut. Wir verbringen knapp zwei Stunden in der Lagune und im Dampfbad und finden dann auf dem sehr schönen Campingplatz von Grindavik einen stürmischen Stellplatz für die Nacht. Wieder sind die beiden Niederländer unsere Nachbarn und wir grüßen uns jetzt schon immer freundlich, wenn wir uns sehen und halten ein kurzes Schwätzchen. Heute haben wir den bislang vom Wetter her schlechtesten Tag auf Island. Mal sehen, wie wir bei dem sturmbedingten Geschaukel schlafen können.

Mittwoch, 27.07.2011: Trotz des Sturmes können wir einigermaßen schlafen und irgendwann hört es sogar auf zu regnen. Bei immer noch trübem Wetter starten wir unsere Erkundung der Reykjanes Halbinsel. Mit Gunnuhver erreichen wir ein Hochtemperaturgebiet, das zu den heißesten seiner Art gehört. Temperaturen von über 300 Grad wurden hier bereits gemessen. Aus dem  mineralhaltigen Wasser wird in einer dampfenden Fabrikanlage Salz gewonnen. Von hier aus gehen wir zum Leuchtturm Reykjanesviti, der 1907 in Betrieb genommen wurde und den bei einem Erdbeben 1887 beschädigten alten Turm ersetzt. Recht zutrauliche Islandpferde bekommen auf dem Weg ein paar Streicheleinheiten und wir werfen einen Blick auf Reykjanestá, den südwestlichsten Punkt von Island. Unser nächster Stopp führt uns zur Brücke zwischen den Kontinenten, einer 18 m langen Brücke, die den Graben zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte überspannt. Am Leuchtturm von Stafnes, Stafnesviti, machen wir ebenfalls halt. Leider fängt es wieder stärker an zu regnen, so das weitere Pausen zunächst ausfallen. In Keflavík machen wir im Auto eine kleine Mittagspause mit Müsli und Obst und fahren dann noch einmal zur Blauen Lagune. Wir erwischen eine Regenpause und können ein paar Aufnahmen machen. Von Grindavík fahren wir auf der 427 ostwärts, zunächst auf Asphalt, auf Schotter mit zum Teil derben Waschbrett. Auch die 42 hat noch geschotterte Abschnitte. Die Straße 38 bringt uns dann wieder komplett auf Asphalt bis nach Hveragerði. Hier erkundigen wir uns nach den Öffnungszeiten des Schwimmbades und beziehen auf dem Campingplatz in der Nähe Quartier. Am Abend sorgt der Film „Duplicity“ mit Julia Roberts, eine der Neuerwerbungen aus Reykjavík, für Unterhaltung. Hoffentlich wird das Wetter morgen wieder besser, wenn wir zum Gullfoss fahren.

Donnerstag, 28.07.2011: Wir beginnen den Tag mit einem Wellnessprogramm. Noch vor dem Frühstück gehen wir zum benachbarten Schwimmbad und nutzen Pool, Hot Pot und Dampfbad – herrlich! Nachdem wir uns gestärkt haben gehen noch einmal zu Fuß los und sehen uns den Reykjafoss an, der gegenüber vom Campingplatz über eine Felskante stürzt. Wir können sogar einige Lachse bei dem Versuch beobachten die Fälle im Sprung zu überwinden. Gegen Mittag verlassen wir schließlich den Campingplatz und fahren zum „Geothermal Park Hveragerði“, der zwar ganz interessant aber wenig fotogen ist. Letzte Station in Hveragerði ist das LÁ Art Museum, in dem wir uns eine Ausstellung zum Thema „Þingvellir „ ansehen und von der sehr netten Mitarbeiterin des Museum persönlich betreut werden. Für ein paar Kilometer fahren wir auf der von uns bislang weitestgehend gemiedenen Ringstraße, biegen jedoch von Selfoss auf die 35 ab. Am Fluss Sog bietet ein Picknickplatz einen schönen Ausblick über das Tal. Wenige Kilometer weiter halten wir am Kratersee Kerið, einem rund 6.500 Jahre alten Krater, der zur Kraterreihe Tjarnarhólar gehört. Das Oval misst rund 270 mal 170 m; der Krater selbst ist 55 m tief. In dem kleinen Ort Laugarvatn am gleichnamigen See machen wir auf dem Parkplatz eines Hotels, mit Blick auf den See, eine Pause. Unser nächstes Ziel, das Hochtemperaturgebiet Haukadalur, ist schnell erreicht. Wir haben Glück und erwischen ein Wolkenloch, so dass die Eruptionen des Strokkur, des aktivsten Geysirs des Gebietes von der Sonne bestrahlt werden. Stóri, der „Große Geysir“ gab allen Springquellen der Welt seinen Namen. Nach einem starken Erdbeben im Juni 2000 macht der Geysir nach fast 100-jähriger Pause wieder Versuche zu sprühen –die Zeiten der über 60 m hohen Fontänen ist jedoch vorbei. Dafür kommen die Ausbrüche des Strokkur mit schöner Regelmäßigkeit alle paar Minuten und erreichen zum Teil stattliche Höhen. Auch die Thermalbecken Fata, Blesi, Konungshver und Litli Geysir sehen wir uns genauer an. Zum Abschluss wollen wir uns im Geysir-Center die Multimediashow ansehen, die aber schon geschlossen hat. Dafür entdecken wir zwei Daunenwesten der isländischen Firma Icewear und wir können nicht wiederstehen – so bekommen wir jeder noch ein weiteres Geburtstagsgeschenk. Nach wenigen Kilometern erreichen wir unser heutiges Ziel, den Wasserfall Gullfoss. Die Hvítá, ein Gletscherfluss des Langjökull, rauscht zunächst über eine 11 m hohe Gesteinstreppe, ehe das Wasser an einem zweiten Vorsprung weitere 21 m hinabstürzt. Wir richten uns auf dem Parkplatz, der unterhalb des Informationszentrums direkt an der Schlucht der Hvítá liegt, ein und machen nach dem Abendessen die ersten Fotos dieses schönen Wasserfalls. Leider verhindern die Wolken, dass die Sonne ihm seine namensgebende goldene Färbung geben kann. Noch ein weiterer Camper gesellt sich zu uns und wir verbringen eine ruhige Nacht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gullfoss.

Freitag, 29.07.2011: Das Wetter hat sich über Nacht leider nicht gebessert. Ein Busfahrer meint dann auch noch uns auf eine äußerst unfreundliche Art und Weise anmeckern zu müssen, dass es hier kein Campingplatz sei. So etwas haben wir in Island bislang nicht erlebt. In voller Regenmontur machen wir uns auf den Weg zum Aussichtsfelsen am Fuße der ersten Kaskade. Der Sprühnebel des Gullfoss ist allerdings nicht so schlimm wie wir befürchtet haben. Wir gehen auch noch einmal hoch auf den Rand der Schlucht und blicken von oben auf die Wasserfälle hinab. Das Informationszentrum hat geschlossen und der Souvenirshop nichts Besonderes zu bieten. Wir gehen zurück zum Auto und machen uns auf den Weg. Auf der Straße 35 kommen wir nach Reykholt, wo sich nun tatsächlich das Café Mika befindet, das wir vor einer Woche schon im falschen Reykholt gesucht haben. Zu meiner großen Enttäuschung gibt es weder handgemachte Schokolade noch Pralinen zu kaufen, die in der Broschüre so gelobt worden sind. Als Entschädigung genehmigen wir uns in der benachbarten Tankstelle nach dem Tanken ein  Softeis. Auf der Straße 32, dem Beginn der Sprengisandur-Piste, fahren wir ein Stück in Richtung Hochland. Da das Wetter immer schlechter wird und wir von der uns umgebenden Landschaft nichts erkennen können, machen wir in Árnes eine kurze Pause und gehen in das dortige Visitor Center. Bezüglich des Wetters gibt es eine sehr ernüchternde, ja schon fast erschütternde Auskunft: Es wird wohl bis Mitte kommender Woche schlecht bleiben und zwar in ganz Island, also auch eine Flucht vor dem Regen ist nicht möglich. Die freundliche Mitarbeiterin des Infozentrums zeigt uns die entsprechende Wettervorhersage im Internet und meint dazu: „In der ersten Augustwoche regnet es meistens in Island, das ist ganz normal!“ Wir machen kehrt, erreichen auf der 30 schließlich die Ringstraße und fahren weiter bis nach Hella. Auf dem Campingplatz gibt es Waschmaschine und Trockner, so dass wir, als die Maschinen schließlich frei sind, unsere Wäsche waschen können. Die Wartezeit überbrücken wir mit „PC-Arbeit“ im Auto. Als die Wäsche schließlich fertig ist, ist auch für einen Besuch des Schwimmbades schon zu spät. Wir legen unsere Regenverkleidung an und unternehmen einen Spaziergang durch den Ort, versorgen uns an einem Geldautomaten mit Bargeld. Am Abend gibt es im Roadrunner-DVD-Kino den Film „Passengers“. Parallel „arbeitet“ Geli an ihrem Film über die Färöer und ich am nächsten Islandbericht für die Homepage.

Samstag, 30.07.2011: Das Wetter hat sich über Nacht etwas gebessert – viel schlechter hätte es ja auch nicht werden können. Es ist bedeckt mit einigen Lücken in der Wolkendecke und es hat aufgehört zu regnen. Auf der Ringstraße kommen wir schnell nach Hvolsvöllur. Hier nutzen wir den Waschplatz an einer Tankstelle zum Säubern unseres Autos. Einige Kilometer weiter stürzt direkt neben der Straße der Seljalandsfoss über eine 60 m hohe Klippe. Das Besondere an diesem eigentlich nicht sehr mächtigen Wasserfall ist der Weg, der hinter dem Wasserfall entlangführt. So bietet sich die einmalige Gelegenheit einen Wasserfall einmal von der Rückseite zu betrachten und dabei zusätzlich den Blick auf die Umgebende Landschaft zu genießen. Ganz trocken schafft man den Weg zwar nicht aber wird auch nicht völlig durchnässt. Wir überlegen, ob wir aufgrund des recht guten Wetters zuerst zum Skógafoss weiterfahren oder nach Bakki, um uns nach den Fährverbindungen zu den Westmänner-Inseln zu erkundigen – der Wasserfall gewinnt. Der Streckenabschnitt der Ringstraße ist landschaftlich sehr schön und bietet herrliche Ausblicke auf die Klippen, die ehemals die Steilküste gebildet haben. So stehen wir also knapp 30 km weiter vor dem gewaltigen Skógafoss, der sich auf einer Breite von 25 m über 62 m in die Tiefe stürzt. Der Fluss Skógar wird vom Schmelzwasser der Gletscher Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull gespeist. Der Siedler Þrasi, der sich in Skógar niederließ, soll eine Kiste voll Gold hinter dem Wasserfall versteckt haben. Wenn die Sonne scheint, kann man heute noch sehen, wie das Gold von Þrasi in der Gischt des Wasserfalls schimmert – so sagt die Geschichte. Rechts des Wasserfalls führt ein Pfad über Treppen auf die Klippe hinauf. Auf etwa zwei Drittel der Höhe können wir den Skógafoss aus einer etwas anderen Perspektive bestaunen. Oben angekommen stehen wir direkt neben der Fallkante und blicken zurück ins Tal. Wir folgen dem Lauf des Skógar noch Stück weiter und erreichen eine weitere Kaskade, die wie ein römischer Brunnen immer breiter werdend über eine Basaltschwelle tost. Hier machen wir kehrt und stärken uns im Auto mit einem kleinen Imbiss. Wir fahren jetzt wieder zurück, kommen noch einmal am Seljalandsfoss vorbei und fahren zum Fährhafen Bakki. Schon der Parkplatz ist brechend voll, da viele Isländer an diesem Wochenende das Þjóðhátið-Fest traditionell auf den Westmänner-Inseln begehen. Das Fest erinnert an die Einführung der isländischen Verfassung 1874. Es werden mehr als 10.000 Besucher im Hauptort Heimaey erwartet. Wir überlegen, ob wir morgen trotz des Trubels als Tagesausflug ohne Auto nach Heimaey fahren, entscheiden uns aber dagegen und begnügen uns mit einem Blick vom schönen schwarzen Strand auf die Inseln. Zurück am Auto bekommen wir Besuch von einem älteren Herren, der mit seiner frau in einem roten Allrad-Sprinter unterwegs ist. Wir unterhalten uns eine ganze Zeit über das Reisen, bis er sich schließlich für die Fähre bereit machen muss. Eine sehr nette Begegnung! Schließlich landen wir auf dem Campingplatz des Skógafoss, wo wir für die Nacht bleiben – viel Fahrerei für wenig Strecke. Am Abend nutze ich noch mal unser privates WLAN zum Lesen und Beantworten von E-Mails – Technik, die begeistert!

Sonntag, 31.07.2011: Der heutige Tag ist irgendwie gebraucht. Es beginnt damit, dass ich mich eine ganze Zeit lang abmühe, um die Staubpunkte vom Sensor meiner Kamera zu entfernen. Bevor wir Skógar endgültig verlassen, werfen wir noch einen Blick von außen auf das in einem alten Torfhof untergebrachte Volkskundemuseum. Am Fuße des Eyjafjallajökull sehen wir uns das von einer Farmersfrau betriebene kleine Museum zum Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 an. Sehr schön ist der 20minütige Film „Eyjafjallajökull  erupts“, der die damaligen Geschehnisse aus der ganz persönlichen Sicht der Farmersfamilie sehr eindrucksvoll schildert. Ein entgegenkommender Geländewagen schleudert einen Stein mit so großer Wucht auf unsere Windschutzscheibe, das wir uns über die kleineren Stellen, die wir haben ausbessern wollen, keine Gedanken mehr machen müssen – jetzt brauchen wir eine ganz neue Scheibe. Die Aufprallstelle hat etwa 5 cm Durchmesser, aber zum Glück hält die Scheibe noch! Zu dem ohnehin schon sehr kräftigen Wind kommt jetzt auch noch starker Regen dazu und die Böen haben schon Orkanstärke. Da das Fahren unter diesen Bedingungen keinen Spaß macht, machen wir an einem Picknickplatz eine Pause. Als sich das Wetter auch nach knapp 2 Stunden noch nicht gebessert hat, fahren wir vorsichtig weiter bis nach Vík, der südlichsten Siedlung Islands. Hier können wir Lebensmittel einkaufen, volltanken und Frischwasser auffüllen. Da ein Besuch im Freibad bei diesem Wetter auch kein Vergnügen ist, fahren wir zum Campingplatz. Dieser entpuppt sich als völlig aufgeweichte und sumpfige Wiese, wo wir uns garantiert festfahren würden. So suchen wir uns im Ort ein  einigermaßen windgeschütztes Plätzchen und werden vor einem der staatlichen Alkoholgeschäfte Vínbύðin fündig. Geli malt und ich aktualisiere über unser „privates WLAN“ die Homepage. Da auch nach dem Abendessen keine Wetterbesserung in Sicht ist, beschließen wir einfach hier stehen zu bleiben. Neben dem Pech mit der Scheibe haben wir heute auch noch das bislang scheußlichste Wetter unserer Reise – ein gebrauchter Tag! Der Tag findet mit dem Film „The Notebook“ auf DVD dann wenigstens noch ein schönes Ende.

Montag, 01.08.2011: In der Nacht wird das Wetter sogar noch schlechter: Der Roadrunner wird ordentlich durchgeschüttelt und der Regen prasselt auf das Auto, als wenn jemand mit einem Hochdruckreiniger am Werk wäre. Dementsprechend schlecht können wir schlafen. Am Morgen gibt es dann eine kurze Trockenphase, die wir für einen Spaziergang an den südlich des Ortes gelegenen, tiefschwarzen Reynisfjara-Strand nutzen. Er gilt als einer der schönsten Lavastrände Europas und liegt sehr schön am Fuß der steilen Klippen des Reynisfjall. Hier brüten verschiedene Vogelarten, auch einige Papageientaucher können wir erkennen. Vor der Steilküste ragen die bizarren, bis zu 66 m hohen Felsnadeln Reynisdranger aus dem Meer. Einer Legende zufolge handelt es sich um versteinerte Trolle. Ein Denkmal erinnert an die Seeleute, die in der deutschen Islandfischerei ihr Leben verloren Haben und dankt gleichzeitig den Isländern, die viele Schiffbrüchige gerettet haben. Als wir uns gerade auf den Rückweg machen,  fängt es wieder an zu gießen – zum Glück haben wir unsere volle Regenmontur angelegt. Äußerlich völlig nass kommen wir wieder zum Auto. Den geplanten Besuch des Kap Dyrhólaey, dem südlichsten Punkt des festländischen Island, lassen wir aufgrund des Wetters ausfallen. Stattdessen machen wir uns auf den Weg nach Kirkjubæjarklaustur. Zunächst geht es über die weite Sandebene Mýrdalssandur, die im Falle eines Vulkanausbruchs von den Wassermassen des Mýrdalsjökull überflutet werden würde. Durch das bizarre Lavafeld Eldhraun erreichen wir schließlich den kleinen Ort Kirkjubæjarklaustur. Leider ist von der sicherlich faszinierenden Landschaft, durch die wir hier fahren, nicht viel zu sehen. Außerdem muss ich mich voll konzentrieren, um den Roadrunner bei den Sturmböen auf der Straße zu halten – schade! Unser erster Weg führt uns zum Fuß des Systrafoss, eines schönen Wasserfalls, den wir schon von der Ringstraße aus gesehen haben. Im Büro der Tourist-Information erkundigen wir uns nach der aktuellen Wettervorhersage und der von uns geplanten Bustour nach Landmannalaugar. Wir müssen nichts vorbuchen und können einfach zum Bus gehen. So können wir den Ausflug vom Wetter abhängig machen. Im Schwimmbad, das direkt am Fluss Skaftá liegt, versuchen wir das schlechte Wetter im Hot Pot zu vergessen. Auf dem Campingplatz finden wir einen ruhigen Stellplatz für die Nacht. Aufgrund der unruhigen letzten Nacht und des geplanten Ausflugs gehen wir heute zeitig schlafen.

Dienstag, 02.08.2011: Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Da es nicht regnet machen wir uns auf und sind um kurz vor 9:00 Uhr an der N1-Tankstelle. Unser Bus, der aus Skaftafell kommt, hat eine halbe Stunde Verspätung und uns wir langsam kalt. Die ersten 25 km geht es durch das Lavafeld Eldhraun auf der Ringstraße zügig voran, auch die ersten Kilometer der 208 sind noch asphaltiert. Mit Beginn der der Hochlandstraße und der damit verbundenen Umbenennung in die F208, ist es damit vorbei. Zunächst nur eine schlaglochübersäte Piste, wird die Strecke immer ruppiger und es kommen auch noch etliche Furten dazu. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir den Parkplatz in der 70 km langen Vulkanspalte Eldgjá, die bei einem Ausbruch 934 entstanden ist. Die einstündige Pause nutzen wir für eine Wanderung zum Ófærufoss, einem sehr schönen, zweistufigen Wasserfall des Flusses Nyrðriófæra. Leider regnet es und die Lichtbedingungen sind nicht optimal, außerdem hätten wir gerne etwas mehr Zeit gehabt – der Nachteil an Busreisen. Es geht dann noch eine gute Stunde weiter und die Landschaft wird immer bizarrer und schöner. Zwei letzte Furten und wir haben Landmannalaugar, das größte und einzigartige Rhyolithgebiet Islands erreicht. Wir sind schockiert von dem Massentourismus der hier herrscht: Mindestens 20 Busse auf dem Parkplatz und ein völlig überfüllter Campingplatz. Trotz der landschaftlichen Schönheit sind wir froh, dass wir hier nicht bleiben müssen. Von Rostrot bis Ockergelb reichen die Nuancen des Rhyolithgesteins, dazwischen tiefschwarze Lavaströme und bizarre Felsformationen. Mit Blick auf das schöne Gebirge, Parkplatz und Campingplatz im Rücken, können wir die wunderschöne Natur trotz des Trubels genießen. Mit Tee und einer heißen Schokolade wärmen wir uns auf und kehren zum Bus zurück. Den zweiten Stopp in der Eldgjá nutzen wir für einen Spaziergang entlang der Piste und klettern zu einem Loch in einem Felsen hinauf. Genau 10 Stunden nach der Abfahrt sind wir wieder an der Tankstelle, essen dort einen Hamburger mit Pommes und sind etwas erschöpft als wir wieder am Auto ankommen. Trotz des nicht ganz optimalen Wetters hat sich der Ausflug ins Hochland gelohnt, wir haben einmalige und faszinierende Landschaften gesehen und einen weiteren Eindruck von den Hochlandpisten bekommen.

Mittwoch, 03.08.2011: Nachdem wir noch ein paar Sachen eingekauft haben, erkundigen wir uns in der Tourist-Information nach der genauen Lage der Basaltformation Kirkjugólfið. An der N1-Tankstelle waschen wir das Auto und machen uns dann von dort aus zu Fuß auf den Weg. Am Rand der gegenüberliegenden Wiese finden wir den „Kirchenboden“ – Kirkjugólfið. Dabei handelt es sich um von Gletschern und der Brandung glattgeschliffene Basaltsäulen, die senkrecht in  der Erde stehen und auf diese Weise aussehen wie ein mit Naturfliesen ausgelegter Kirchenboden. Der kleine Ort Foss á Síðu verdankt seinen Namen dem Wasserfall, der direkt hinter dem Ort von der Klippe stürzt. Ein Stückchen weiter lohnen die Basaltformationen von Dverghamrar einen Stopp. Die Formationen entstanden durch die Kräfte der Brandung bei höherem Meeresspiegel während der letzten Eiszeit. Auch die alten Hofgebäude des Torfhofes Nύpsstaður sehen wir uns an. Bemerkenswert ist vor allen die kleine Kirche aus dem 17. Jahrhundert, eine der wenigen erhaltenen Grassodenkirchen Islands. Der letzte Bewohner des Hofes, Filippus Hannesson, ist 2010 einhundertjährig verstorben – seitdem ist der Hof verlassen. Hinter dem Gelände des Hofes erhebt sich der 767 m hohe Tafelberg Lómagnύpur, dessen Gipfel jedoch von Wolken verdeckt wird. Über die weite Sanderfläche Skeiðarársandur nähern wir uns dem gewaltigen Gletschermassiv des Vatnajökull. Der Vatnajökull Nationalpark ist der größte Nationalpark Europas. Allein der Vatnajökull Gletscher bedeckt eine Fläche, die etwa halb so groß ist wie Schleswig-Holstein. Unter seinem an manchen Stellen 1.000 m dicken Eispanzer verbergen sich aktive Vulkane, wie die Grímsvötn. Auf einem Parkplatz  in der Skeiðarársandur finden sich neben den Informationstafeln zu den Gletschern auch die bei einem der letzten Gletscherläufe völlig zerstörten Brückenelemente. Schon von der Ringstraße aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Gletscher Skeiðarárjökull, Skaftafellsjökull und Svínafellsjökull. Am Besucherzentrum von Skaftafell stellen wir den Wagen ab und machen uns nach einer kleinen Stärkung auf den Weg zum Svartifoss, dessen Kulisse ein Halbrund aus Basaltsäulen bildet, die an Orgelpfeifen erinnern. Der sehr gut angelegte Wanderweg bietet schöne Ausblicke auf die Berg- und Gletscherwelt des Vatnajökull Nationalpark, darunter auch auf den Hvannadalshnύkur, den mit 2.119 m höchsten Gipfel Islands. Wir kommen auf dem Weg zum Svartifoss auch an dem kleineren Hundafoss vorbei. Mit vielen und am Svartifoss auch längeren Fotopausen brauchen wir für die drei Kilometer zum Wasserfall und zurück knapp zweieinhalb Stunden. In Skaftafell herrscht reger Betrieb, auch hier kann man schon von Massentourismus sprechen. Wir nutzen ein paar Kilometer weiter die Stichstraße, die uns direkt an die Gletscherzunge des Svínafellsjökull bringt. Ein kurzer Weg führt uns an den Rand des Eises. Als wir auf der Ringstraße weiter fahren, kommen noch weitere Gletscherzungen des Öræfajökull ins Blickfeld. Plötzlich kommen wir in schlechtes Wetter. Wir geben daher den Plan heute noch bis zur Gletscherlagune Jökulsárlón zu fahren auf und kehren um. Der Campingplatz von Skaftafell ist uns zu überlaufen, der einfache Platz in Svínafell gefällt uns nicht und so bleiben wir schließlich auf dem Picknickplatz Sandfell. Hier gab es früher mal einen Hof, an den allerdings nur noch der alte Friedhof und ein paar Grundmauern erinnern. So haben wir einen schönen Stellplatz mit Blick auf die Skeiðarársandur ganz für uns alleine.

Donnerstag, 04.08.2011: Der Tag beginnt mit einer seltenen Begegnung: Als wir beim Frühstück sitzen, zieht am Hang oberhalb unseres Stellplatzes ein Polarfuchs vorbei. Wir können ihn mit dem Fernglas sehr gut beobachten und Geli filmt ihn auch. Für ein Foto ist er allerdings zu weit entfernt. Nach ein paar Kilometern folgen wir einer Schotterpiste zur Gletscherzunge des Kvíárjökull. Auch am Fjallsjökull gibt es eine Zufahrt, die wir aber auslassen. Wenig später erreichen wir die Gletscherlagune Jökulsárlón. Auf dem blaugrün schimmernden See mit etwas milchigem Wasser schwimmen zahlreiche Eisberge, die teilweise von Vulkanasche marmoriert sind und bläulich schimmern. Auf der gegenüberliegenden Seite reicht die Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull bis zum See. Dort brechen die Eisberge vom Gletscher ab und treiben dem Meer entgegen. Nach einem Spaziergang an der Lagune gehen wir zur Mündung der Jökulsá an den schwarzen Kiesstrand, wo viele Eisberge wieder angeschwemmt werden. Hier lassen sich schöne Detailaufnahmen dieser natürlichen Kunstwerke machen. Trotz der nicht optimalen Lichtverhältnisse – die Sonne versteckt sich hinter einer dicken Wolkenschicht – gelingen ein paar gute Aufnahmen. Wir fahren weiter, kehren jedoch nach wenigen Kilometern wieder um, als die Sonne es doch noch schafft einen Weg durch die Wolkendecke zu finden. Als wir wieder am Strand ankommen, ist sie allerdings schon wieder verschwunden. Wir trinken einen Espresso und warten ab. Leider schafft die Sonne keinen weiteren Durchbruch und wir setzen unsere Fahrt fort. In der Sanderfläche Heinabergssandur halten wir an dem Aussichtspunkt Eskey. Von dem Hügel haben wir einen schönen Blick über die Sanderfläche, auf den Heinabergsjökull und über den Hornafjörður bis nach Höfn, unserem heutigen Etappenziel. Die Kleinstadt mit dem bedeutenden Fischereihafen liegt sehr schön auf einer Landzunge zwischen dem Hornafjörður und dem Skarðsfjördur. Wir tanken und genehmigen uns an der Tankstelle ein Softeis, ehe wir unsere Vorräte ergänzen. Auf dem Campingplatz können wir entsorgen und unsere Wäsche zum Waschen und Trocknen abgeben – ein netter Service. Die Erkundung des Ortes verschieben wir auf morgen.

Freitag, 05.08.2011: In  der Nacht fängt es an zu Stürmen und zu Regnen. Nach dem wir gefrühstückt haben, hat das Wetter sich soweit beruhigt, dass wir trocken abbauen und entsorgen können. Wir fahren in den Ort und sehen uns im Art Museum die Ausstellung von Svavar Guðnason an. Anschließend bummeln wir durch den Ort bis zum Hafen. Auf dem Rückweg sehen wir uns noch die Gletscherschau „Ís-Land – Eis-Land“ an. Mit Hilfe von verschiedenen Filmen und Schautafeln wird das Leben auf und mit dem Gletscher veranschaulicht. Im Kaffi Hornið essen wir sehr leckere Nudeln mit Hummerkrabben, einer lokalen Spezialität. Dem jetzt wieder schlechteren Wetter schlagen wir im Schwimmbad von Höfn mit Hot Pot und Dampfbad ein Schnäppchen. Wir verlassen den Ort und wollen unsere Fahrt fortsetzen, doch der Sturm ist so heftig, dass es kaum möglich ist das Auto auf der Straße zu halten. So kehren wir um und quartieren uns für eine weitere Nacht auf dem Campingplatz von Höfn ein. Im gemütlich warmen Auto können wir das schlechte Wetter gut aussitzen. Ich nutze die frühe Ankunft auf dem Campingplatz und fange an den letzten Islandbericht für die Homepage zu erstellen. Zum Abendessen gibt es aufgrund des üppigen Mittagessens nur noch Rote Grütze mit Vanillesauce – köstlich!

Samstag, 06.08.2011: Wir fahren noch einmal nach Höfn hinein um ein paar Vorräte einzukaufen. Heute ist das grandiose Panorama auf die Gipfel und Gletscherzungen des Vatnajökull Nationalparks frei. Breiðamerkurjökull, Skálafellsjökull, Heinabergsjökull und Fláajökull liegen in ihrer ganzen Pracht vor uns. Obwohl es auch heute immer noch stürmisch ist, können wir unsere Fahrt jetzt problemlos fortsetzen. Nach wenigen Kilometern auf der Ringstraße verlassen wir den Skarðsfjördur durch einen Tunnel und erblicken an der Bucht Lónsvík wieder das Tageslicht. Die Straße entfernt sich etwas von der Küste und wir umfahren so die vom Gletscherfluss Jökulsá í Lóni durch Schlick und Geröll gebildete Sanderfläche. Auf dieser Fläche grasen in einem eingezäunten Areal ein paar Rentiere. Am Lónsfjörður kommen wir wieder an die Küste und genießen beim Leuchtturm von Hvalnes die herrliche Aussicht auf die Fjordlandschaft und die bizarren Gipfel. Wenig später erreichen wir mit dem Álftafjörður den südlichsten der Ostfjorde. Der Álftafjörður ist eher eine flache Lagune als ein echter Fjord und bietet zahlreichen Singschwänen eine Heimat. In Djύpivogur, einem Ort, der im 17. Jahrhundert von der Hanse gegründet wurde, machen wir am Hafen eine Mittagspause. Djύpivogur wird überragt vom 1.069 m hohen Bύlandstindur, der an eine übergroße Pyramide erinnert und ähnlich wie der Snæfellsjökull als Energiezentrum gilt. Am Leuchtturm von Streitishvarf ist es sehr stürmisch und wir müssen gegen den Wind ankämpfen. Entschädigt werden wir mit einem herrlichen Ausblick auf die Breiðdalsvík. Im Ort Breiðdalsvík verlassen wir die Ringstraße und folgen der Straße 96, um an der Küste der Ostfjorde bleiben zu können. In Stöðvarfjörður am gleichnamigen Fjord sehen wir uns die Stein- und Mineraliensammlung von Petra Sveinsdóttir an. Dabei handelt es sich um die sehr liebevoll präsentierte, weltweit größte private Sammlung dieser Art. Neben den Steinen ist allein schon der sehr gepflegte und schön angelegte Garten den Besuch wert. Der Ort Fáskrύðsfjörður am Nachbarfjord gleichen Namens ist französisch geprägt, da hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Hauptstützpunkt für französische Seeleute war. Auf der gut zu befahrenden Schotterpiste fahren wir auch diesen Fjord aus und sehen uns am Übergang zum Reyðarfjörður den Leuchtturm Vattarnestangi an. Wenig später entdecken wir einen schönen Stellplatz mit herrlichem Blick auf den Reyðarfjörður. Allerdings müssten wir direkt auf der schmalen Piste abseits der Straße stehen bleiben, was Geli nicht behagt, da sie befürchtet,  es könnte noch jemand passieren wollen. So fahren wir weiter und landen schließlich auf dem kostenlosen Campingplatz von Reyðarfjörður. Seit dem Bau der Aluminiumschmelze Alcoa hat sich Reyðarfjörður mit 1.100 Einwohnern zum größten Ort der Ostküste entwickelt. Das für den gewaltigen Strombedarf der Aluminiumschmelze initiierte gigantische Kárahnjύkar-Staudammprojekt ist in Island allerdings sehr umstritten.

Sonntag, 07.08.2011: Unser erster Weg führt uns zur Ólis-Tankstelle in Reyðarfjörður. Hier können wir entsorgen, volltanken und das Auto waschen. Wir fahren auf der Straße 92 am Ufer des Reyðarfjörður weiter. In Eskifjörður verlassen wir den Fjord und es geht über Serpentinen aufwärts. Der 630 m lange, einspurige Tunnel Oddsskarðsgöng bringt uns auf die andere Seite des Gebirgszuges und wir erreichen den kleinen Hafen Neskaupstaður am Nordfjörður – hier endet die Straße und wir fahren auf gleichem Weg zurück. In Eskifjörður sehen wir uns den mehrstufigen Wasserfall an, der uns bei der Hinfahrt aufgefallen ist. Ohne weiteren Stopp erreichen wir Egilsstaðir und schließen damit unsere Rundfahrt um Island. Im Informationszentrum erkundigen wir uns nach den Preisen eines Anbieters für Touren zur Askja. Mit fast 160 € pro Person ist es uns aber zu teuer und wir beschließen unsere letzten Tage auf Island anders zu verbringen. Wir fahren am Ostufer des Lagarfljót, des drittgrößten Sees Islands, entlang und finden in der Bucht Atlavík einen sehr schön gelegenen Campingplatz. Hier im Gebiet Hallormsstaðarskógur befindet sich das größte zusammenhängende Waldgebiet Islands. Wir überlegen kurz, ob wir den heutigen Tag früh beenden sollen und es uns auf dem Campingplatz gemütlich machen. Zum Glück entscheiden wir uns aufgrund des guten Wetters anders und machen uns stattdessen auf den Weg ins Hochland. Durch das Kárahnjύkar-Staudammprojekt ist die Straße 910, die bis zum Staudamm führt, inzwischen asphaltiert und ermöglicht so auch uns nicht geländegängig motorisierten einen kleinen Einblick ins Hochland. Über Serpentinen geht es steil hinauf auf die Fljótsdalsheiði. Die Aussicht ist grandios: Vor uns liegt der 1.833 m hohe Snæfell, in der Ferne sehen wir den König der isländischen Berge, den 1.682 m hohen Vulkan Herðubreið, dem angeblichen Wohnsitz der alten isländischen Götter. Auch das Dyngjufjöll-Massiv, zu dem auch der Einbruchkrater Askja gehört, ist deutlich zu erkennen. Unser Blick reicht auch bis zum Vulkanmassiv Kverkfjöll und dem gewaltigen Gletscher Brύarjökull am Nordrand des Vatnajökull. Schließlich erreichen wir den Kárahnjύkar-Damm und die asphaltierte Straße geht in eine Hochlandpiste über. Der 198 m hohe und 700 m lange Damm besteht überwiegend aus Geröll und wird lediglich zur Wasserseite mit einer Betonschicht abgeschlossen. Er gehört zu den weltweit zu den größten Dämmen dieser Bauart. Er verschließt den vom Gletscherfluss Jökulsá á Dal ausgewaschenen Hafrahvammar Canyon. Wir blicken über den Stausee Hálslón auf den Snæfell und das Vatnajökull Massiv, wir befinden uns hier auch innerhalb des Vatnajökull Nationalparks. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zum kleinen Stausee Ufsarlón. Dieser Ausflug ins Hochland bei herrlicher Sicht ist ein echtes Highlight, auch wenn die Temperatur bis auf 4 Grad fällt. Zurück am Lagarfljót beziehen wir auf dem heute Nachmittag ausgewählten Campingplatz direkt am See Quartier.

Montag, 08.08.2011: Heute nehmen wir nicht dir Brücke sondern fahren auf der alten Strecke um das Südende des Lagarfljót herum. Unser erstes Ziel ist der Hof Skriðuklaustur, das wuchtige ehemalige Wohnhaus des Dichters Gunnar Gunnarsson. Entworfen hat das Haus der deutsche Architekt Fritz Höger 1939. Als Gunnarsson 1948 mit seiner Familie nach Reykjavík gezogen ist, hat er das Anwesen dem isländischen Staat mit der Maßgabe geschenkt, es für kulturelle Zwecke zu nutzen. Fast 50 Jahre wurde das Anwesen als landwirtschaftliche Versuchsstation genutzt und erst mit der Gründung des Instituts Gunnar Gunnarsson 1997 seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt. Auf dem Gelände befinden sich die Überreste des Klosters von Skriða, das 1493 gegründet wurde. Während ich mir nur die Außenanlagen ansehe, besucht Geli das Museum. Ich nutze die Wartezeit um wieder einmal Didgeridoo zu spielen. Anschließend statten wir dem Snæfellsstofa Vatnajökull NP Visitor Centre einen Besuch ab. In einer modernen, multimedialen Ausstellung wird hier über die Attraktionen und Aktivitäten im Nationalpark informiert. Den Abschluss unserer Informationsrunde bildet das Informationszentrum Végarður des Energieunternehmens Landsvirkjun. In einem Film erfahren wir etwas über die Stromgewinnung aus dem Kárahnjύkar-Staudammprojekt. Im Klausturkaffi von Skriðuklaustur stärken wir uns mit frischen Waffeln und nehmen dann den Aufstieg zum Hengifoss in Angriff. Mit 118 m Fallhöhe ist der Hengifoss der dritthöchste Wasserfall Islands. Die Felswand, über die das Wasser in die Tiefe stürzt, ist fast noch beeindruckender als der Wasserfall selbst. Sie  besticht durch den Wechsel roter Sedimentstreifen mit graubraunen Lavaschichten. Beim Aufstieg kommen wir am kleineren, 30 m hohen Litlanesfoss vorbei, der von sehr schönen Basaltformationen umgeben ist. Wir fahren auf der 931 am Westufer des Lagarfljót entlang und genießen die Aussicht auf den See von der etwas oberhalb gelegenen Piste. Von Fellabær fahren wir nach Egilsstaðir, da wir noch Post aufgeben wollen – das hat aber leider schon geschlossen. Wir fahren ein Stück auf der Ringstraße und biegen auf die Straße 917 ab, die wir vor gut 5 Wochen wegen des vielen Schnees auf dem Bergkamm Hellisheiði nicht gefahren sind. Der Campingplatz an einem Hotel in Svartiskógur gefällt uns nicht und wir finden schließlich neben der Straße am Ufer des kleinen Flusses Kaldá einen schönen Platz für die Nacht.

Dienstag, 09.08.2011: Wir machen auf den Weg zum Pass über den Bergkamm Hellisheiði, mit seinen 656 m nicht nur der höchste sondern auch der steilste Pass Islands. Die Serpentinen erinnern uns an den Trollstigen in Norwegen. Belohnt werden wir mit einer grandiosen Aussicht über die Sanderfläche Héraðssandur bis zum Dyrfjöll. Wir finden allerdings keinen Hinweis auf den Startpunkt für die Wanderung zu den farbigen Klippen von Þerribjörg, der nach unseren Karten irgendwo entlang der Passstraße liegen müsste. Wieder am Fuß des Passes angelegt parken wir den Roadrunner auf einer Kiesfläche und folgen einem Fahrweg. Dabei stellt sich schon nach wenigen Metern die größte Hürde – ein kleiner Flusslauf ist zu überqueren. Schließlich gelingt es uns mit im Flussbett platzierten Steinen trockenen Fußes auf die andere Seite zu gelangen. Der Fahrweg endet an einem Ferienhaus und es geht über feuchte Wiesen und weitere kleine Bäche. Erst als wir unser Ziel erreicht haben und die farbenfrohen Klippen von Þerribjörg vor Augen haben, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Klippen von Þerribjörg gelten als die farbigsten von ganz Island. In Egilsstaðir unterziehen wir den Roadrunner einer gründlichen Wäsche, stärken uns mit einem Softeis und kaufen noch etwas ein. Auf dem Weg nach Seyðisfjörður haben wir von der Passhöhe einen schönen Blick zurück auf den Lagarfljót bis hin zum Snæfell. In Seyðisfjörður sichern wir uns auf dem Campingplatz einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte. Ein Franzose, neben dessen Wohnmobil wir uns gestellt haben, regt sich mächtig auf und parkt später seinen Wagen um – die spinnen die Franzosen! Wir gehen ins Schwimmbad, das zu den kleinsten und ältesten gehört, die wir in Island kennengelernt haben. Am Abend machen wir es uns im Auto gemütlich und verschieben die Erkundung von Seyðisfjörður auf morgen.

Mittwoch, 10.08.2011: Unser letzter Tag auf Island begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Nach dem Frühstück ist die Waschmaschine des Campingplatzes frei und wir nutzen die Gelegenheit, um noch einmal unsere Wäsche zu waschen. Während die Wäsche in der Maschine ihre Runden dreht, machen wir uns auf den Weg durch Seyðisfjörður. Der kleine Ort liegt sehr schön am Ende des gleichnamigen Fjordes und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Norwegern besiedelt. Noch heute erinnern die vielen bunten Häuser an Norwegen. Die hübsche blaue Kirche bestimmt das Ortsbild, ist aber leider verschlossen, so dass wir uns mit einem Blick von außen begnügen müssen. Wir erkundigen uns nach der Möglichkeit unsere Tax-Free Bescheinigungen einzulösen und erfahren, dass wir das morgen auf der Norröna machen können. Wir schlecken ein letztes isländisches Softeis und kaufen für das Abendessen ein. Zurück auf dem Campingplatz wandert die Wäsche in den Trockner und wir setzen uns an die PCs. Ich stelle den letzten Islandbericht fertig und aktualisiere die Homepage. Eine komplette Datensicherung beendet das Thema Datenverarbeitung für heute. Bei einem kleinen Rundgang treffen wir auch die beiden Niederländer wieder, die aufgrund des schlechten Wetters im Westen wieder nach Norden zurückgefahren sind. Daher haben wir uns auch so lange nicht mehr gesehen. Die Beiden sind sehr nett und wir haben sicherlich auf der Fähre noch Gelegenheit zum Klönen. Am Abend gibt es im Roadrunner-DVD-Kino den Film „Chariots of Fire“ und wir gehen etwas zeitiger schlafen.

Donnerstag, 11.08.2011: Um 5:00 Uhr geht der Wecker, für uns mittlerweile ein völlig fremdartiges Gefühl. Nach dem Frühstück schneiden wir das restliche Brot auf und schmieren uns Marschverpflegung. Wir entsorgen, füllen noch einmal bestes isländisches Frischwasser in den Tank und reihen uns in die Schlange der wartenden Fahrzeuge ein. Das Beladen der Norröna zieht sich etwas in die Länge, gegen 8:30 Uhr fahre ich an Bord. Fast eine halbe Stunde früher als geplant legt die Norröna ab. Im langgestreckten Seyðisfjörður ergeben sich trotz der tief hängenden Wolken noch ein paar schöne Fotomotive. Schließlich verschwindet die Küste von Island am Horizont – wir haben den offenen Nordatlantik erreicht. Wie schon auf der Hinfahrt ist das Meer glatt und es gibt kaum Wind – hoffentlich bleibt es so. Wir bummeln über das Schiff und verbringen viel Zeit an Deck und auf der Kabine lesend. Es ist heute sowohl an Deck als auch im Schiffe kühler als auf der Hinfahrt. Im Café sehen wir einen Film über die Färöer und lösen schließlich unsere Tax-Free Zertifikate ein. Am Abend wollen wir eigentlich das Buffet machen, haben jedoch keinen Tisch reserviert und müssten über eine Stunde auf freie Plätze warten. So gibt es in der Cafeteria Nudeln für Geli und Salat für mich. Im Shop kaufen wir noch etwas zu trinken und machen es uns in der Kabine gemütlich.

Wir haben auf unserer Tour durch Island 5.450 km zurückgelegt und dabei fast alle mit unserem Auto befahrbaren Straßen kennengelernt. Ein faszinierendes Land mit unberührter, wunderschöner Natur und dazu viel Glück mit dem Wetter: Eine fantastische Reise geht damit ihrem Ende entgegen. Da wir immer noch mehr als 2 Monate Freiheit vor uns haben, steht die nächste Reise schon direkt vor der Tür – Irland wartet.

Freitag, 12.08.2011: Das gute Wetter bleibt uns treu und wir können gut schlafen. Nach dem Frühstücksbuffet suchen wir uns auf dem Sonnendeck ein geschütztes Plätzchen und verbringen fast den ganzen Tag lesend an Deck. Gegen Mittag kommen die Orkney-Inseln in Sicht und Basstölpel begleiten über einen längeren Zeitraum die Norröna. Heute haben wir für das Abendbuffet einen Tisch reserviert und schlemmen in Meeresfrüchten, vielen anderen Speisen und einem reichhaltigen Nachspeisenangebot. Wir gehen genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang noch einmal an Deck und treffen uns am Abend mit dem niederländischen Paar in der Lounge. Bei Livemusik und netten Gesprächen vergeht die Zeit wie im Flug. Um 22:30 Uhr sind wir wieder in unserer Kabine.

Samstag, 13.08.2011: Aufgrund des reichhaltigen Buffets gestern Abend begnügen wir uns heute mit einem kleinen Frühstück in der Cafeteria. Anschließend packen wir unsere Sachen, deponieren die Reisetasche in einem der Flure und gehen an Deck. Es ist deutlich wärmer geworden und wir verbringen die letzten Stunden der ruhigen Überfahrt lesend. Ich habe in den drei Tagen den 750seitigen Wälzer „Das verlorene Symbol“ von Dan Brown durchgelesen. So schnell war ich noch mit einem so dicken Buch fertig. Wir müssen rückwärts von der Fähre fahren, kommen dadurch allerdings schneller raus als gedacht. Noch im Hafengelände halten wir auf einem Parkplatz und verabschieden uns von den beiden Niederländern, die direkt die Heimreise antreten müssen. Wir fahren weiter nach Skagen, wo wir unseren leeren Kühlschrank wieder füllen. Auf dem Campingplatz von Grenen finden wir einen Platz für die Nacht. Nur mit kurzen Hosen und T-Shirts unternehmen wir bei herrlichem Sommerwetter einen Strandspaziergang, vorbei an zahlreichen Bunkern, bis zum Leuchtturm. Über enge und steile Wendeltreppen gelangen wir auf die Aussichtsplattform des Turmes und haben einen herrlichen Blick über die Küste. Wir können draußen zu Abend essen und machen es uns anschließend im Roadrunner gemütlich.

Sonntag, 14.08.2011: Skagen ist nicht nur eine Stadt, Skagen ist auch ein Gebiet, eine Gegend. Die gemütliche Kleinstadt ist umgeben von einer einzigartigen Dünen- und Heidelandschaft und einem feinsandigen 60 km langen Strand eingerahmt von Skagerrak und Kattegatt, die sich an der Spitze von Grenen vereinigen. Diese äußerste Nordspitze des dänischen Festlandes ist auch unser erstes Ziel. Wir spazieren am Strand entlang bis zum Zusammenfluss von Nord- und Ostsee. Seinen Ruhm verdankt Skagen jedoch einer Künstlerkolonie: Die Skagenmaler, in Frankreich  geschulte Freilichtmaler, die hier in impressionistischer Manier nordische Segler, Fischer, Küstenlandschaften und Interieurs festhielten. Peder Severin Krøyer, Michael Ancher, Viggo Johansen, Lauritz Tuxen, Anna Ancher, Karl Madsen und andere richteten sich 1908 selbst das Skagens Museum ein und bestückten es mit ihren besten Bildern. Zur Zeit gibt es eine Sonderausstellung mit Bildern aus Privatbesitz, die größtenteils noch nie öffentlich gezeigt worden sind. Nach diesem Kultur-Schub stärken wir uns mit Cappuccino und Kuchen im Auto und bummeln durch die Fußgängerzone der schönen, überwiegend in Gelb gehaltenen Stadt. Südlich von Frederikshavn wollen wir uns in Sæby die Glaswerkstatt Glashuset ansehen, die hat aber leider sonntags geschlossen. Als wir Aalborg erreichen, fängt es an zu regnen und es wird immer schlimmer. Wir geben den Plan noch bis zur Halbinsel Djursland zu fahren auf und finden auf dem Campingplatz von Hobro einen Platz für die Nacht.

Montag, 15.08.2011: Mit einem ausgiebigen Frühstück beginnen wir Gelis Geburtstag. Beim Entsorgen wird Geli von einer Wespe gestochen. Dank sofortiger Kühlung und Behandlung mit einer Lotion bleibt die Schwellung relativ gering. Einziger Programmpunkt des heutigen Tages ist der Besuch des „Skandinavisk Dyrepark“ in der Nähe des kleinen Ortes Kolind im Herzen der Halbinsel Djursland. Hauptattraktionen des „Skandinavischen Tierparks“ sind die riesigen Freigehege für Eisbären, Braunbären und Wölfe. Daneben gibt es noch knapp 20 weitere Tierarten, die ihre ursprüngliche Heimat in der skandinavischen Wildnis haben. Wir sind knapp drei Stunden in diesem Park und sehen uns hauptsächlich die Eisbären, Braunbären und Wölfe an. Während der Fütterung der Eisbären erwischt uns leider ein heftiger Regenschauer und wir nutzen die Zeit bis zur Fütterung der Braunbären, um uns in einem Unterstand zu Trocknen. Wie schon bei unseren Besuchen vor einigen Jahren lassen sich die Bären wieder sehr schön aus der Nähe beobachten und scheinen sich in ihren weitläufigen Freigehegen auch recht wohl zu fühlen. Das ist wirklich artgerechte Tierhaltung und kein Vergleich zu den beengten Gehegen in vielen zoologischen Gärten. Auch die Anlage der Grauwölfe steht diesem hohen Anspruch in nichts nach. Die Beobachtung der Wölfe ist ein weiterer Höhepunkt dieses erlebnisreichen Tages. Wir verlassen die Halbinsel Djursland und machen uns auf der E45 in Richtung Heimat auf den Weg. In Horsens verlassen wir die Autobahn und fahren nach Juelsminde an die Küste, wo wir uns auf dem Stellplatz am Yachthafen einquartierten. Im Restaurant På Havnen, direkt am Yachthafen, essen wir sehr leckere Steaks und bummeln anschließend noch durch die schöne Hafenanlage. Im Roadrunner stoßen wir mit dem Wein, den wir auf der Norröna gekauft haben, auf Gelis Geburtstag an und nutzen das kostenlose WLAN des Yachthafens zum Lesen und Beantworten der E-Mails. Aus dem Auto haben wir einen schönen Blick auf den Hafen im Abendlicht.

Dienstag, 16.08.2011: Nach dem Frühstück bummeln wir am Hafen entlang und durch die Einkaufsstraße von Juelsminde. Bei Vejle erreichen wir wieder die E45 und können auf einem Rastplatz unser Abwasser entsorgen. Nach einer Mittagspause auf einem weiteren dänischen Rastplatz kommen wir wieder nach Deutschland. In Flensburg finden in der Nähe des Museumsberges einen Parkplatz und sehen uns die Ausstellung „Sputnik – Internationale Fotografie aus drei Jahrhunderten“ an. Zwei Wiener Privatsammler haben Arbeiten namhafter Fotografen aus der Zeit zwischen 1880 und 2010 zusammengetragen. Es sind sehr schöne Fotos dabei, mir gefallen besonders die Bilder von Ansel Adams, dennoch habe ich mir mehr von dieser Ausstellung versprochen. Anschließend bummeln wir durch die sehr schöne Fußgängerzone von Flensburg, Geli kauft sich eine Bluse und geht zum Frisör. Auf dem kostenlosen Wohnmobilstellplatz an der Flensburger Förde finden wir einen schönen Stellplatz für die Nacht. Nach uns kommen immer mehr Wohnmobile an und müssen sich weniger schön mit Plätzen entlang der Zufahrtsstraße begnügen. Wir können draußen sitzen und lesen bis es uns zu ungemütlich wird. Wir verbringen einen gemütlichen Abend im Roadrunner, können wieder einmal deutschen Nachrichten im Fernsehen sehen. Nach mehr als 7 Wochen geht diese Reise jetzt ihrem Ende entgegen. Die Unterbrechung wird jedoch nur kurz: Schon in wenigen Tagen werden wir in Richtung Irland aufbrechen.

Mittwoch, 17.08.2011: Zum Entsorgen fahren wir zum nahe gelegenen Klärwerk und machen uns dann auf den Weg nach Kiel. Bei Carglass organisieren wir den Einbau der neuen Windschutzscheibe für morgen, besorgen uns beim Bosch Dienst ein Reparaturset für unsere Scheibenantenne und bestellen für Freitag vier neue Reifen. Zwischendurch stärken wir uns mit einem Eis vom Eisparadies und stehen schließlich nach genau 7.261 km wieder vor unserer Haustür. Es beginnt der normale „Nach-Urlaubs-Alltag“ mit Ausladen und Wäschewaschen. Mit einem Lackreiniger entferne ich die vielen Teerflecken, die wir uns in Island eingefangen haben. Im Citti-Park kaufen wir noch ein paar Sachen ein, auch schon im Hinblick auf die bevorstehende Irlandreise. Wenn alles wie geplant klappt, werden wir schon am Montag wieder aufbrechen können.

Eine tolle Reise ist zu Ende und eine weitere steht direkt bevor – schön dass wir jetzt noch weitere zwei Monate Freiheit vor uns haben.

 
 
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