Frankreich 2011

 

Frankreich ist eines der größten Länder Europas. Es erstreckt sich von der Nordsee bis zum Mittelmeer. Die Landschaft ist abwechslungsreich und umfasst Gebirge im Osten und Süden, wo sich auch die höchste Erhebung Westeuropas – der Mont Blanc (4 810 m) – befindet. Das Flachland Frankreichs wird aus vier Flussbecken gebildet, der Seine im Norden, der Loire und der Garonne, die nach Westen fließen, und der Rhone, die vom Genfer See ins Mittelmeer fließt. Man kann Frankreich die Drehscheibe Europas nennen. Frankreich ist immer noch das beliebteste Reiseland Weltweit, man findet hier alle wichtigen geologischen Formationen Europas, alle Klimazonen und alle ökologischen Milieus. Daher kommt auch die Vielfalt und Verschiedenheit der natürlichen Regionen und der Landschaften, in denen mancher Europäer zu seinem Erstaunen Aspekte seines eigenen Landes wieder findet. Frankreichs Regionen (Régions), die sich flächenmäßig mit Deutschlands Bundesländern vergleichen lassen, bilden die oberste Ebene der Gebietskörperschaft des Landes. 22 der insgesamt 26 Regionen liegen innerhalb Europa, die übrigen vier sind Martinique, Guadeloupe, Réunion und Französisch-Guayana.

 
 

Sonntag, 09.10.2011: In der Nacht geht der leichte Nieselregen in Dauerregen über und so machen wir uns nach dem Frühstück in voller Regenmontur auf den Weg. Die Strände von Calais sind sehr schön und auf der direkt am Strand verlaufenden Promenade können wir den Spaziergang trotz des schlechten Wetters genießen. Da der Stellplatz auch über Entsorgungsmöglichkeiten verfügt, nutzen wir diese natürlich auch. Auf der Küstenstraße D940 geht es südwärts. Der erste Abschnitt der Côte d´Opale, der Opalküste zwischen dem Cap Blanc-Nez und dem Cap Gris-Nez ist landschaftlich sehr schön und bietet herrliche Ausblicke auf die Küste. Später verlässt die Straße leider die Küste und verläuft ein Stück im Landesinneren. Boulogne-sur-Mer, Le Touquet und Berck sind weitere Stationen bis wir bei Le Tréport die Normandie erreichen. Auf einem Picknickplatz machen wir eine längere Pause und nutzen die Regenpause zum Wechseln unserer defekten Rücklichtbirne. Auch in der Normandie verläuft die Straße leider nicht am Wasser. In Fécamp entdecken wir zufällig einen Stellplatz direkt am Yachthafen und finden auch noch ein freies Plätzchen für unseren Roadrunner. Ein Spaziergang führt uns am Hafen entlang bis zur Promenade. Von hier aus haben wir einen schönen Blick auf die Hafeneinfahrt von Fécamp und die bizarren Kreideklippen der Côte d´Albâtre, der Alabasterküste. Es ist recht stürmisch geworden und wir sind froh einen etwas windgeschützten Stellplatz gefunden zu haben. Auch hier gibt es wieder Entsorgungsmöglichkeiten. Die Franzosen haben offensichtlich das Potential erkannt, dass Stellplätze für die Gemeinden bringen und eine sehr gute Infrastruktur für Wohnmobillisten geschaffen. Insoweit gefällt uns Frankreich sehr gut – wenn die nur nicht so komisch sprechen würden. Nach einem köstlichen (englischen) Lammfilet machen wir es uns im Roadrunner gemütlich.

Montag, 10.10.2011: In der Touristeninformation von Fécamp kaufen wir einen Jeton, um an der Entsorgungsstation Frischwasser auffüllen zu können und nutzen das kostenlose WLAN-Netz des Informationsbüros, um E-Mails zu lesen und die Homepage zu aktualisieren. Frisch ent- und versorgt machen wir uns auf den Weg nach Etretat. An keinem anderen Ort der Alabasterküste haben Wind und Wetter die weißen Steinklippen so dramatisch gestaltet wie hier. La Falaise d´Aval, die mit 85 m Höhe berühmteste Kalkklippe, spannt westlich von Etretat einen eleganten Bogen ins Meer. Etwas weiter folgt die Aiguille, eine 70 m hohe Felsnadel. Im Osten steht mit La Falaise d´Amont ein weiterer Steinbogen. Die von prachtvollen Fachwerkbauten gesäumte Hauptgasse endet direkt am Kieselstrand der der schönen Bucht von Etretat. Unser nächstes Ziel ist Le Havre. Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und komplett neu aufgebaut macht die Stadt einen seltsamen Eindruck – schön ist sie jedenfalls nicht. Unser einziges Ziel ist das Musée Malraux, Heimat der bedeutendsten impressionistischen Sammlung Frankreichs nach Paris. Werke von Boudin, Monet, Renoir, Degas, Sisley, Pissarro, Dufy und anderen gehören zum Bestand des Museums. Leider wird die Ausstellung gerade umgebaut, so dass nicht so viel zu sehen ist, wie wir uns erhofft haben. Für eine Mautgebühr von 5,90 € fahren wir über die 1995 eröffnete Pont de Normandie, die die Mündung der Seine zwischen Le Havre und Honfleur überspannt. Am Quai du Nord in Honfleur sichern wir uns einen Platz auf dem großen Wohnmobilstellplatz und machen uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Der Ort gilt als die Perle der Côte Fleurie, sein Hafen als schönster der ganzen Normandie. Auch uns nimmt der Charme des Ortes sofort gefangen: Schöne Häuser, enge Gassen, ein Hafenbecken aus dem 17. Jahrhundert und zahlreiche Galerien sorgen für einen  sehr schönen Gesamteindruck. Fast drei Stunden bummeln wir durch Honfleur, besuchen einige Galerien und sehen uns die Geschäfte mit lokalen Produkten wir Cidre, Calvados, Wein und Käse an. Zurück am Auto lassen wir uns den in Etretat gekauften Cidre zum Abendessen schmecken.

Dienstag, 11.10.2011: Auf dem Weg ins nur wenige Kilometer entfernte Trouville-sur-Mer fängt es an zu regnen. „Königin der Strände“ nannte man Trouville im 19. Jahrhundert. Bei leichtem Nieselregen schlendern wir durch den hübschen Ort, gehen beim Casino an den Strand und sehen uns den frischen Fisch und die Meeresfrüchte in der Markthalle an. Wir verlassen die Küste und fahren ins Pays d´Auge hinein. Die vielen Äpfel, die in dieser Region geerntet werden, werden zu Cidre, Calvados und Pommeau verarbeitet, außerdem wird Camembert hergestellt. Das Bilderbuchdorf Beuvron-en-Auge zählt zum Kreis der schönsten Dörfer Frankreichs. Die „La route du Cidre“ führt durch dieses Gebiet und viele lokale Produzenten bieten Besichtigungen und Proben an. Wir parken am Besucherzentrum der Region, kaufen eine Flasche Cidre und je ein Probierfläschchen Calvados und Pommeau. Am schmucken Hauptplatz von Beuvron-en-Auge reihen sich Fachwerkfassaden aus dem 17. Jahrhundert um die alte Markthalle, die 1975 originalgetreu wieder aufgebaut wurde. In einer Bäckerei kaufen wir ein Vollkornbrot und zwei Stückchen Kuchen. Letztere werden gleich im Auto gegessen, ehe wir uns auf den Weg nach Caen machen. Die Stadt ist das urbane Zentrum der unteren Normandie und das ihr kulturelles Herz. Unser Ziel ist das Mémorial – ein Museum für den Frieden. Zwar ist das eigentliche Thema der Zweite Weltkrieg und natürlich besonders die Schlacht in der Normandie, die multimediale Ausstellung geht jedoch weit darüber hinaus. Sie stellt den historischen Rahmen vom Ersten Weltkrieg bis zum Fall der Berliner Mauer anschaulich dar. Erklärtes Ziel dieses sehr gelungenen Museums sind die Völkerverständigung und der Frieden. Nach drei Stunden mit Audioguide, Erklärungen und Filmbeiträgen sind wir nicht mehr aufnahmefähig und verlassen das Mémorial. Es geht zurück an die Küste, die wir bei Courseulles-sur-Mer wieder erreichen. Nach einem ersten Einkauf in einem französischen Supermarkt – wir staunen über das vielfältige und exklusive Angebot – beziehen wir Quartier auf dem örtlichen Stellplatz. Jetzt sind die Probierfläschchen Calvados und Pommeau fällig. Letzterer schmeckt uns ausgesprochen gut und wird uns wohl noch in einer größeren Einheit nach Hause begleiten.

Mittwoch, 12.10.2011: Wir befinden uns an den D-Day Beaches, wo am frühen Morgen des 6. Juni 1944 die alliierte Invasion in der Normandie begann, die schließlich zur Niederschlagung des Naziregimes geführt hat. Wir wollen uns ein paar dieser historischen Stätten ansehen. Wir beginnen mit dem Cinéma Circulaire in Arromanches, das anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Landung der Alliierten eingerichtet wurde. Hier erwartet den Besucher ein auf neun Leinwänden in einem runden Saal präsentierter Film. Ziel dieses Films ist es, den Veteranen die Ehre zu erweisen und für die wesentlichen Standorte der Landung der Alliierten eine Parallele zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu ziehen. Mit Hilfe der 360°-Filmvorführung werden die Zuschauer in das Zentrum der Handlung, mitten unter die Soldaten des D-Day versetzt und bekommen die Intensität dieses Augenblicks mit voller Wucht zu spüren. Der Film „Der Preis der Freiheit“ vermischt noch nie zuvor veröffentlichte Archivbilder, die im Juni 1944 von Kriegskorrespondenten aufgenommen wurden, mit aktuellen, an den gleichen Orten zu Friedenszeiten gedrehten Bildern. Der knapp 20minütige Film kommt ohne Kommentar aus – die Botschaft ist eindeutig! Aussichtspunkte vor dem Theater bieten einen schönen Blick auf die Bucht von Arromanches, wo noch immer Reste des Mulberry Harbour zu sehen sind. Nach der Landung am 6. Juni 1944 wurde aus vorgefertigten Teilen ein künstlicher Hafen errichtet, um den Nachschub an Soldaten und Material sicherzustellen. Unsere nächste Station ist die Küstenverteidigungsbatterie von Longues-sur-Mer, die einzige ihrer Art, die unter Denkmalschutz steht. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Atlantikwalls und beinhaltet einen Feuerstand und vier Bunker, in denen immer noch die originalen 150 mm Artilleriegeschütze stehen. Die für uns wohl beeindruckendste und auch beklemmenste Station sind der Normandy American Cemetery und das dazugehörige Visitor Center. Letzteres zeigt den historischen Hintergrund der Operation Overlord auf und erweist den Werten der alliierten Soldaten des Zweiten Weltkriegs, Kompetenz, Mut und Opferbereitschaft, die Ehre. Schaukästen, Beschreibungen und verschiedene Filme, zum Teil aus persönlicher Sicht einzelner Soldaten, sorgen für eine intimere Betrachtungsweise. Der Film „Letters“ erzählt von Briefen, die die Soldaten aus dem Einsatz heraus an ihre Familien geschrieben haben, teilweise nur wenige Tage bevor sie auf den Schlachtfeldern den Tod fanden. Auf dem Friedhof finden 10.944 Amerikaner, die im Kampf um die Freiheit ihr Leben ließen, ihre letzte Ruhe. Vom Ehrenmal blickt die sieben Meter hohe Statue „Der Geist der amerikanischen Jugend steigt aus den Wellen“ auf die Grabsteine. Es ist auch heute, fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gut, dass es Orte wie diese entlang der D-Day Beaches gibt. Sie rufen den zahlreichen Besuchern aus aller Welt ins Gedächtnis, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Zum Abschluss besuchen wir La Pointe du Hoc, eine von steilen Klippen umgebene Landzunge, die ein strategisch wichtiger Stützpunkt der deutschen Festungswerke an der normannischen Küste war. Nach starkem Bombardement durch die Luftwaffe erstürmte eine amerikanische Eliteeinheit die Steilküste. Der durch das Kampfgeschehen zutiefst veränderte Standort lässt die extremen Bedingungen erahnen, denen die Soldaten hier ausgesetzt waren. Viele Bombenkrater und die Überreste der deutschen Heeresküstenbatterie geben noch heute ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab. Wir verlassen die D-Day Beaches und fahren über Schnellstraßen und Autobahnen über Saint-Lô und Villedieu-les-Poêles an die Westküste der Normandie nach Granville. Die eng verschachtelte Altstadt Haute Ville drängt sich auf einem ins Meer ragenden Fels. Noch heute betritt man die Altstadt über eine Ziehbrücke. Zwischen der Altstadt und dem Leuchtturm befindet sich der kleine Stellplatz von Grannville, auf dem wir uns einen Platz sichern. Ein erster Rundgang führt uns zum Leuchtturm. Den Besuch der Altstadt heben wir uns für morgen auf.

Donnerstag, 13.10.2011: Bei leichtem Nieselregen sehen wir uns die Altstadt von Granville an. Von der Stadtmauer haben wir einen schönen Blick auf den geschäftigen Hafen und die neueren Stadtteile. Über die Ziehbrücke der Grand´Porte verlassen wir die Altstadt und kehren zum Auto zurück. Auf einem Stellplatz in Ardevon können wir gegen eine kleine Gebühr unser Frischwasser auffüllen und haben dabei  schon unser heutiges Ziel, Mont-Saint-Michel, vor Augen. In der Auberge de la Baie essen wir ein dreigängiges Menü und kaufen an einem Stand drei Flaschen Pommeau aus lokaler Produktion, nachdem wir die verschiedenen Sorten probieren dürfen. Am frühen Nachmittag erreichen wir den großen Parkplatz am Fuße von Mont-Saint-Michel und müssen 12 € für das Parken bezahlen. Immerhin dürfen wir für diese Gebühr auch über Nacht hier bleiben. Auf dem Abteiberg geht es auf der Grande Rue aufwärts. Die schmale Gasse ist extrem touristisch, hat aber trotz der vielen Geschäfte noch einen gewissen Charme. Hier steht auch die kleine Kirche Église St-Pierre, die wir uns ansehen. Endlich ist das Kloster auf dem Gipfel erreicht und mit einem Audioguide versorgt machen wir uns auf die Erkundung der Anlage. Die lange Geschichte des Mont-Saint-Michel soll im Jahre 708 begonnen haben, als Aubert, der Bischof von Avranches, auf dem Mont-Tombe ein Heiligtum zu Ehren des Erzengels Michael errichten ließ. Der Berg wurde rasch eine bedeutende Wallfahrtsstätte. Im 10. Jahrhundert ließen sich Benediktiner in der Abtei nieder, während sich darunter ein Dorf entwickelte. Im 14. Jahrhundert erstreckte es sich bis an den Fuß des Felsens. Als uneinnehmbare Verteidigungsanlage im Hundertjährigen Krieg ist der Mont-Saint-Michel auch ein Beispiel militärischer Architektur. Seine Wälle und Befestigungen trotzten jedem englischen Ansturm und verliehen dem Berg Symbolwert für die nationale Identität. Nach der Auflösung der Klostergemeinschaft im Zuge der Revolution diente die Abtei bis 1863 als Gefängnis. 1874 wurde sie zum Baudenkmal erhoben und stark restauriert. Seither wurden die Renovierungsarbeiten auf der gesamten Anlage nie mehr unterbrochen. Sie ermöglichen den Besuchern, den einstigen Glanz der Abtei wiederzufinden, die für die Menschen des Mittelalters die Darstellung des Himmlischen Jerusalem auf Erden verkörperte, ein Bild des Paradieses. Seit 1979 steht der Mont-Saint-Michel auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Zu den schönsten Teilen der Klosteranlage zählen das Refektorium und der elegante gotische Kreuzgang. Gut zwei Stunden sind wir mit der Besichtigung beschäftigt und kommen aufgrund der vielen Treppen etwas fußlahm wieder am Auto an. Wir genießen den Blick auf Mont-Saint-Michel und machen im Licht der untergehenden Sonne und nach Einbruch der Dunkelheit noch weitere Fotos. Der Anblick des angestrahlten Klosterberges ist etwas ganz besonderes.

Freitag, 14.10.2011: Bevor die Sonne wieder hinter einer Wolkenschicht verschwindet, tauch sie den Mont-Saint-Michel in ihr schönes Morgenlicht. Leider verpassen wir den Moment für ein Foto – immerhin haben wir es gesehen. Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße halten wir an der Mühle Moulin de Moidrey, machen ein paar Fotos und werfen noch einen letzten Blick zurück auf Mont-Saint-Michel. Wir verlassen die Normandie und fahren in die Bretagne. Bei Cancale und am Pointe de Grouin sind die Parkplätze wieder einmal verbakt bzw. die Einfahrt für Wohnmobile gleich ganz verboten. Auch St-Malo zeigt sich nicht sehr wohnmobilfreundlich: Alle Parkplätze in der Nähe der Altstadt sind mit Baken versehen. So können wir nur auf der „Durchreise“ einen Blick auf die von einer hohen Stadtmauer umgebenen Altstadt werfen. Später lesen wir im Stellplatzführer, dass es außerhalb einen gebührenpflichtigen Parkplatz für Wohnmobile mit Busshuttle zur Altstadt gibt. Kein gutes System, wie ich finde, zumal Parkraum ausreichend vorhanden wäre. Unser nächstes Ziel ist die Côte d´Emeraude – die Smaragdküste, die ihren Namen dem grünlich schimmernden Wasser verdankt. Die Sonne hat mittlerweile ihren Weg durch die Wolken gefunden bzw. diese aufgelöst und wir erleben den bislang schönsten Tag in Frankreich. An der Bucht von St-Lunaire machen wir eine Mittagspause und erreichen mit dem Cap Fréhel den landschaftlichen Höhepunkt der Smaragdküste. Auf dem 70 m über dem Meer aufragenden Kap aus rötlichem Gestein thronen gleich drei Leuchttürme. Wir nutzen das herrliche Wetter zu einem kleinen Rundgang über das Kap. In St-Brieuc beziehen wir Quartier auf dem Camping des Vallées, da wir wieder einmal unsere Wäsche waschen müssen. Der Platz, unser erster Campingplatz in Frankreich, steht kurz vor dem Saisonende, die Sanitärgebäude sind schon geschlossen. Auf den Stellplätzen sind wir bislang besser untergebracht gewesen.

Samstag, 15.10.2011: In der Nacht wird es mit unter 10 Grad recht kühl. Der Tag entschädigt uns dafür mit spätsommerlichem Wetter, blauem Himmel und Temperaturen von bis zu 17 Grad. Wir verlassen St-Brieuc und machen in dem kleinen Hafenstädtchen Binic eine erste Pause. In Beauport sehen wir uns die Abteiruine an, die den Ausgangspunkt des Jakobsweges auf französischem Boden markiert. Von hier aus sind es 1.800 km bis nach Santiago de Compostella in Spanien. Neben der alten Abtei faszinieren uns die vielen Blumen, die hier noch blühen. Nur ein paar Kilometer weiter bummeln wir am Hafen von Paimpol entlang. Bei Perros-Guirec erreichen wir die Côte de Granit Rose – die Rosa Granitküste. Magma mit beigemischtem rosa Felsspat erstarrte hier zu bizarren Steinformationen, die von den Kräften der Erosion weiter modelliert wurden. Zwischen den felsigen Klippen gibt es immer wieder herrliche Sandstrände. Einen letzten Stopp an der Nordküste der Bretagne machen wir an der Bucht von St-Michel-en-Grève. Vorbei an Morlaix erreichen wir den Parc Naturel Régional d´Armorique, der ein kleines Gebiet um die Gipfel des Roc Trévezel und des Roc Tuchenn-ar-Gador schützt. Wir erklimmen den 364 m hohen Roc Trévezel und genießen die Aussicht auf die uns umgebende Landschaft. Ohne weitere Unterbrechung fahren wir nach Concarneau, einen Fischereihafen an der Westküste. Auf einem Stellplatz am stillgelegten Bahnhof beziehen wir Quartier und unternehmen nach dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung.

Sonntag, 16.10.2011: Wir beginnen den Tag mit einem Bummel durch die schöne Altstadt von Concarneau, Frankreichs größten Hafen für die Anlandung von frischem Fisch und Tunfisch aus afrikanischen Gewässern und dem Indischen Ozean. Die befestigte Altstadt – Ville Close – liegt auf einer Insel im Hafenbecken und ist vollständig von einer Mauer aus dem 14. Jahrhundert umgeben. Auf dem Wehrgang können wir die Altstadt etwa zur Hälfte umrunden und haben von dort schöne Ausblicke auf die Stadt und den Hafen. Durch die mittelalterlichen Gassen geht es dann zurück. In Pont Aven, seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Künstlertreffpunkt, sehen wir uns einige Galerien an. Der Ort lebt noch heute davon, dass Künstler wie Paul Gauguin einst hier lebten und arbeiteten. Auf der N165 gelangen wir schnell zu unserem nächsten Ziel, dem Gebiet um den kleinen Ort Carnac. Hier befindet sich die weltgrößte Megalithstätte: Auf einer Länge von über vier Kilometern entlang der D196 reihen sich über 4.000 Menhire aneinander, die zwischen 5000 und 2000 v. Chr. errichtet worden sind. Die Forscher vermuten in dieser monumentalen architektonischen Anlage den „Grundriss“ der ältesten erhaltenen Tempelanlage der Menschheitsgeschichte. Nur weniger Kilometer weiter befinden sich bei Locmariaquer weitere Zeugnisse der neolithischen Zivilisation. Der Große Menhir – ein umgestürzter und in Stücke gebrochener gewaltiger Granitblock von ehemals 20,60 m Höhe und 280 Tonnen Gewicht – ist die größte in Europa bekannte Stele. Der Tumulus von Er-Grah und der Dolmen „Table des Merchands“ zeugen auf eindrucksvolle Weise von  den Begräbnisritualen, die 4.500 Jahre v. Chr. in der Bretagne praktiziert wurden. Jetzt beginnt für uns endgültig die Heimreise. Über die N165 erreichen wir bei Nantes die Autobahn 11 in Richtung Paris. Wir verlassen die Autobahn bei Ancenis und fahren in das Tal der Loire. Bei der Kirche von Champtoceaux finden wir auf dem kleinen Stellplatz einen schönen Platz für die Nacht und haben zudem von einem Aussichtspunkt noch einen herrlichen Blick auf das Tal der Loire.

Montag, 17.10.2011: Zum ersten Mal seit langer Zeit beendet der Wecker unsere Nacht. Mit einsetzender Dämmerung machen wir uns schon auf den Weg. Über der Landschaft liegt Morgennebel, der sich recht lange hält und im Licht der aufgehenden Sonne zu schönen Stimmungen führt. Wir fahren auf der Autobahn A11 in Richtung Paris und kommen an Angers und Le Mans vorbei nach Chartres. Als wir die Autobahn verlassen, müssen wir für die zurückgelegte Strecke 38,80 € an Autobahngebühr bezahlen – ganz schön happig. In Chartres  ist die gotische Kathedrale unser Ziel, in der die ältesten Buntglasfenster Frankreichs zu finden sind. Die Kathedrale Notre Dame de Chartres aus dem 13. Jahrhundert gilt als die besterhaltene mittelalterliche Basilika Frankreichs. Neben den überwiegend bläulich schimmernden Fenstern, die auch als Bibel in Bildern bezeichnet werden, bildet der sogenannte „Schleier der Jungfrau Maria“ einen weiteren Schatz dieses Doms. Nach dem Besuch der Kathedrale kaufen wir in einer Bäckerei eine herzhafte Stärkung und fahren weiter in Richtung Giverny. In Dreux ergänzen wir unsere Vorräte und erreichen über Évreux und Vernon schließlich unser Ziel Giverny im Tal der Seine. Der kleine Ort verdankt seine Berühmtheit der Tatsache, dass Claude Monet hier von 1883 bis zu seinem Tod 1926 gelebt, gearbeitet und einen wunderschönen Garten angelegt hat. Wir besichtigen das Haus des impressionistischen Malers und den  berühmten Garten mit Seerosenteich und japanischer Brücke. Erstaunlich wie viel hier zu dieser Jahreszeit noch blüht, eine wirklich sehr schöne Anlage. Knapp zwei Stunden verbringen wir im Maison et Jardins de Claude Monet. Auf dem großen Parkplatz richten wir uns häuslich ein und hoffen, dass man uns hier auch übernachten lässt.

Dienstag, 18.10.2011: Man lässt uns in Ruhe auf dem Parkplatz übernachten und wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Musée des Impressionnismes Giverny. Hier sehen wir uns die Sonderausstellung „The Clark Collection in Giverny, from Manet to Renoir“ an. Das amerikanische Sterling and Francine Clark Art Institute organisiert eine Ausstellung von fast 70 Bildern von Claude Monet, Camille Pissarro, Alfred Sisley, Bertha Morisot und Édouard Manet mit einem Schwerpunkt auf Auguste Renoir, der mit mehr als 20 Bildern repräsentiert ist. Dank der Informationen des Audioguides erfahren wir einiges zu den ausgestellten Bildern und in einem separaten Teil der Ausstellung auch etwas über die privaten Sammler Sterling and Francine Clark, denen diese Sammlung zu verdanken ist. Nach eineinhalb Stunden im Museum bummeln wir durch Giverny zurück zum Auto als es anfängt zu regnen. Der Regen bleibt auch auf der Fahrt nach Paris unser Begleiter. Wir finden auf dem Camping de Paris, am Ufer der Seine, etwa 4 km nordwestlich vom Stadtzentrum, einen Platz für die Nacht. Nach einer Pause machen wir uns mit Bus und Metro auf den Weg in die Stadt. Unser erstes Ziel ist das Musée du Luxembourg, das nach langer Renovierungszeit wieder geöffnet ist. Vom 12. Oktober 2011 bis zum 26. Februar 2012 läuft hier die Ausstellung „Cézanne et Paris“, in der Bilder von Paul Cézanne von Museen aus aller Welt zusammengetragen wurden. Danach geht es weiter zum Eiffelturm. Leider wird der Regen wieder schlimmer, aber wir nutzen trotzdem die Gelegenheit auf den Eiffelturm hinaufzufahren. Dank Behindertenausweis müssen wir uns nicht anstellen, sondern können den Eingang für Reservierungen benutzen. Bei den Karten gibt es dann allerdings ein Missverständnis, so dass wir nicht bis zu Spitze, sondern nur auf die zweite Ebene fahren können. Aufgrund des schlechten Wetters allerdings kein allzu großer Verlust. Wir lassen unseren Blick über Paris schweifen und gehen dann zum Trocadéro. Nach einem letzten Blick auf den Eiffelturm geht es mit Metro und Bus zurück zum Campingplatz, wo wir nach fünf Stunden völlig durchnässt wieder ankommen.

Mittwoch, 19.10.2011: Wir lassen es gemütlich angehen und machen uns um 10:30 Uhr auf den Weg. Auf dem inneren Ring umrunden wir die Innenstadt im Süden und können von der Autobahn noch einmal einen Blick auf den Eiffelturm werfen. Über Reims und Metz erreichen wir schließlich bei Saarbrücken wieder Deutschland. Für die Benutzung der französischen Autobahnen müssen wir noch einmal fast 40 € bezahlen. Um 17:30 Uhr sind wir dann in Oftersheim und verbringen mit Veronika und Günther einen schönen Abend.

Donnerstag, 20.10.2011: Wir können auf dem Parkplatz gut schlafen und gehen dann für ein gemeinsames Frühstück wieder zu den Wölfen. Nach etwas „Büroarbeit“: Geli lädt Videos auf ihren PC und ich aktualisiere die Homepage, fahren wir mit Veronika und Günther nach Heidelberg. Der Bummel durch diese schöne Altstadt macht uns immer wieder Spaß. Anschließend fahren wir noch zu Susanne in die Siedlung und sehen uns den Umbau des Hauses an. Nach einer Runde Lorum fahren wir schließlich zum Stellplatz in Schwetzingen, da die Wölfe morgen früh in die Tschechei fahren wollen. Der Stellplatz ist gut besucht aber wir finden ohne Probleme noch ein Plätzchen.

Freitag, 21.10.2011: In der Nacht wird es sehr kalt und wir machen uns nach dem Frühstück dick eingemummelt auf einen ausgiebigen Spaziergang durch Schwetzingen. Wir kaufen noch zwei Bücher und machen uns dann auf den Weg nach Neulußheim zu Heidi und Ingo. Wir sehen uns Ingos Ape an, Ingo repariert den Schaden an unserem Küchenschrank und wir fahren zum Hockenheimring, wo wir uns das freie Training zum DTM-Lauf am Wochenende ansehen. Unglaublich was sich auf dem Camp am Ring abspielt: Lagerfeuer, Grillstellen und riesiger Vorräte an Bier und anderen alkoholischen Getränken. Wir fahren den Roadrunner bei Ingo in die Einfahrt und schließen Strom an. Nach einem gemütlichen Abend gehen wir so gegen 23:30 Uhr ins Bett.

Samstag, 22.10.2011: Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Zunächst geht es zurück nach Schwetzingen, wo wir auf dem Stellplatz die Entsorgungsstation nutzen und noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Mit zwei kleinen Pausen fahren wir nach Kobern-Gondorf zu Moni und Hans-Dieter. Wir klönen und machen uns nach dem Kaffee wieder auf den Weg. Auf dem Stellplatz in Andernach ist sehr viel los und alle Plätze mit Stromanschluss sind schon besetzt. Wir beschließen trotzdem zu bleiben und unternehmen noch einen kleinen Bummel durch die schöne Altstadt, bevor wir es uns im Roadrunner gemütlich machen.

Sonntag, 23.10.2011: Die nächste Etappe unserer Heimreise bringt uns zu Marianne und Günther nach Düren. Wir können den Roadrunner direkt auf ihrem Hof abstellen und Strom anschließen. Während Geli mit Marianne noch in Mariannes Boutique fährt fachsimpeln Günther und ich über die Autos und wir reinigen unseren Filter der Wasserpumpe und prüfen den Druck im Ausgleichsbehälter. Zu Fuß machen wir uns entlang der Rur auf den Weg in die Innenstadt von Düren. Hier sind aufgrund des Erntedankfestes viele Stände und Buden aufgebaut und wir bummeln durch die Stadt. Nach einem leckeren Essen in einem kleinen italienischen Restaurant fahren wir mit dem Bus zurück. Mit netten Gesprächen, ein paar Fotos und zwei von Gelis Filmen vergeht die Zeit wie im Flug und wir gehen gegen Mitternacht ins Bett.

Dienstag, 24.10.2011: Nach dem gemeinsamen Frühstück lotst Günther uns noch zu einem Baumarkt, wo wir uns Ersatz für den bei Ingo vergessenen Anschlussstecker für unser Stromkabel beschaffen. Auf der A1 fahren wir bis zum Kamener Kreuz und wechseln dann auf die A2 in Richtung Hannover. Der dichte Verkehr und die vielen LKW machen uns zu schaffen – wir hatten es in den letzten Wochen doch sehr viel ruhiger. In Hannover fahren wir direkt zu den Herrenhäuser Gärten. Im Großen Garten ist die von Niki de Saint Phalle neu gestaltete Grotte unser Hauptziel. Der Große Garten wurde 1666 begonnen und in seiner heutigen Form von 1696 bis 1714 unter Kurfürstin Sophie gestaltet. Er zählt zu den wenigen, in ihrer Grundstruktur erhaltenen Barockanlagen Europas. Die 1676 erbaute Grotte diente lange Zeit als Lagerraum und wurde zur Expo 2000 restauriert. Von 2001 bis 2003 wurde sie dann nach den Plänen von Niki de Saint Phalle komplett neu ausgestaltet. Der achteckige Mittelraum und die beiden rechts und links anschließenden Räume der Grotte sind durch Mosaike aus buntem Glas und Spiegeln, mit Kieseln und zahlreichen bemalten, plastischen Figuren mit dem Thema „Das Leben des Menschen“ geschmückt. Die Fenster und Türen der Grotte sind mit speziell von Niki de Saint Phalle entworfenen Gittern versehen, die ebenfalls mit Glas und Spiegeln beklebt wurden. Die Ehrenbürgerin der Stadt Hannover starb im Mai 2002, ein Jahr vor der Fertigstellung des Projektes im Großen Garten. Da sie aber alle künstlerischen Details mit ihren Assistenten abgesprochen hatte, konnte die Grotte als ihr letztes Werk vollendet werden. Nach einem Rundgang durch die schöne Gartenanlage fahren wir zum Nutzfahrzeuge-Werk von VW, wo es einen Stellplatz geben soll. Wir erfahren, dass es diesen Stellplatz schon seit zwei Jahren nicht mehr gibt. Auch einen Campingplatz, den wir als nächstes ansteuern, scheint es nicht mehr zu geben. Das Navi wirft als nächstgelegenen Stellplatz einen Platz in Neustadt am Rübenberge aus. Es ist ein einfacher Parkplatz ohne Versorgung aber immerhin mit der Möglichkeit am Klärwerk zu entsorgen. Wir machen es uns gemütlich und sehen uns den Film „World Trade Center“ im Roadrunner DVD-Kino an.

Dienstag, 25.10.2011: Nachdem wir am Klärwerk von Neustadt am Rübenberge entsorgt haben, geht es wieder nach Hannover. Im Sprengel Museum sehen wir uns die Ausstellung „Photography Calling!“ an. Werke von 31 Fotografen widmen sich dem Thema des „dokumentarischen Stils“. Viele der Arbeiten sind nicht so nach unserem Geschmack, aber es ist dennoch interessant zu sehen, was in der zeitgenössischen Fotografie passiert. Im Restaurant des Museums essen wir sehr schmackhafte Nudeln und machen uns dann auf die letzte Etappe unserer Heimreise. Telefonisch melden wir uns bei Siggi und Bernd für eine Kaffeepause an und tauschen uns über die Erlebnisse der vergangenen Monate aus. Kurz nach 20:00 Uhr sind wir dann wieder in Kiel. Wir räumen nur die „Wertsachen“ aus dem Auto, essen noch eine Kleinigkeit und sehen unsere Post durch.

Wieder sind zwei Monate seit unserem letzten Aufenthalt in Kiel wie im Fluge vergangen. Vier Monate und 17.000 km auf den Straßen Europas liegen hinter uns. Wir haben viel gesehen und erlebt, haben jetzt vier Monate Zeit das Erlebte zu verarbeiten und uns auf die zweite Etappe unserer Auszeit vorzubereiten.

 
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