Süd- und Mittelschweden 2006 | |
Schweden liegt auf der skandinavischen Halbinsel und wird im Westen von Norwegen und im Osten von Finnland und der Ostssee begrenzt. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1.574 km und erstreckt sich über 14 Breitengrade, was in Europa nur von Russland übertroffen wird. Als Urlaubsland hat Schweden vor allem viel Natur zu bieten. Schären, Seen und Wälder bei einer Bevölkerungsdichte, die weit unter den Werten des übrigen Mitteleuropas liegt sind Schwedens Kapital. Das Land strahlt eine gemütlich entspannende Atmosphäre aus, ohne landschaftlich viel Spektakuläres bieten zu können.
Freitag, 07.07.06: Um 15:30 Uhr machten wir uns auf den Weg. Ohne Probleme kamen wir in Puttgarden mit der nächsten auslaufenden Fähre mit. Auf der E47 fuhren wir in Richtung Kopenhagen weiter bis nach Farø, wo wir auf einem Rastplatz unterhalb der Brücke der E47 übernachteten. Der Stellplatz bot einen schönen Blick auf die Meerenge Storstrømmen und die Brücke, war aufgrund des regen Verkehrs auf der E47 allerdings auch recht laut. Samstag, 08.07.06: Der Tag begrüßte uns mit Regen und einer weiteren unangenehmen Überraschung: Unsere Bordbatterien scheinen den Geist aufgegeben zu haben. Nach nur einer Nacht blinkte das Batteriesymbol auf dem Kontrollfeld und die Voltanzeige war verschwunden. Wir setzten dann unsere Fahrt über Kopenhagen nach Helsingør fort. Der Versuch hier in einem Campingladen neue Batterien zu bekommen scheiterte und so setzten wir ohne neue Batterien nach Helsingborg in Schweden über. Mit einem Bummel durch die schöne Altstadt von Helsingborg begann unserer Aufenthalt in Schweden. Gegen 15:00 Uhr waren wir bei Kirsten und Kurt und wurden von Suki stürmisch begrüßt. Wir wurden mit Vino Verde und Kuchen empfangen und haben abends auf der Terrasse gegrillt. Bei anregenden Gesprächen verging die Zeit wieder wie im Flug und gegen 23:00 Uhr fielen wir todmüde ins Bett. Sonntag, 09.07.06: Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns zusammen mit Kirsten, Kurt und Suki auf den Weg zum nahe gelegenen Nationalpark Söderåsen, der erst 2001 eingerichtet wurde. Der Park schützt den größten zusammenhängenden Laubwaldbestand Nordeuropas, vornehmlich Buchen. Die für diese Region unerwartet wilde Urnatur mit ihren tiefen Schluchten und sprudelnden Bächen bildet eine Oase für Flora und Fauna im ansonsten agrarisch intensiv kultivierten Südschweden. Wir wanderten ein Stück durch diesen Wald und genossen die Ausblicke auf die Täler und Schluchten. Den Rest des Tages verbrachten wir bei reichlich Essen, Gesprächen und einigen Dias von Kirsten und Kurts Fahrradweltreise gemütlich auf dem Blueberry Hill. Montag, 10.07.06: Kirsten und Kurt führten uns zu einem großen Campingladen in Örkelljunga. Wir bauten unsere Batterien aus und sahen, dass es einem der Pole zu einer Art Korrosion oder chemischer Reaktion gekommen war. Leider hatte der Laden nur Säurebatterien vorrätig, die einen Ablaufschlauch benötigen, was bei uns nicht möglich ist. So reinigten wir die Batterie und die Anschlüsse und bauten die alten Teile wieder ein. Wir verabschiedeten uns von Kirsten und Kurt und machten und über Helsingborg und Malmö auf dem Weg in der äußersten Südwesten Schwedens. Im Hafen von Skanör aßen wir ein Fischbrot und sahen uns danach in Falsterbo die Kirche und den Leuchtturm an. Letzterer liegt inmitten des Naturschutzgebietes Flommen auf dem Gelände eines Golfplatzes. Der Leuchtturm wurde 1796 fertig gestellt und ersetzte ein mit Kohle betriebenes Wipp-Leuchtfeuer. Falsterbo ist der älteste in Skandinavien bekannte Leuchtturm-Standort. Entlang der Küstenstraße fuhren wir über Trelleborg und Smygehuk, den südlichsten Punkt Schwedens, weiter bis nach Ystad. Die durch die Kriminalromane von Henning Mankell bekannt gewordene Stadt bietet einen einmalig vollständigen Bestand an Fachwerkhäusern. Wir bummelten durch die Altstadt und stärkten uns mit einem leckeren Softeis. Wenige Kilometer östlich von Ystad verließen wir die Straße #9 und sahen uns in der Nähe von Kåseberga die größte Schiffssetzung (Grab in Schiffsform) Schwedens an. Das Monument „Ales stenar“ liegt sehr schön auf einer grasbewachsenen Düne und wird auch als eine Art schwedisches Stonehenge bezeichnet. Die 58 aufrechten Granitsteine bilden eine 67 m lange und 19 m breite Schiffsetzung. Vermutlich markieren die Steine das Grab eines bedeutenden Häuptlings der Wikingerzeit (800-1050 n. Chr.). Auf dem Campingplatz von Löderups Strandbad bekamen wir einen der letzten freien Stellplätze. Nach dem Abendessen gingen wir an den Strand und haben mit Blick auf die Ostsee ein bisschen Didgeridoo gespielt. Dienstag, 11.07.06: Der Tag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein, so dass wir draußen frühstücken konnten. Unser erstes Ziel lag nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt: Die feinsandigen weißen Strände von Sandhammaren an der Südostspitze Schwedens. Durch die mit Kiefernwald befestigten ehemaligen Wanderdünen gingen wir zum Leuchtturm, der 1862 hier errichtet wurde. Entlang der Küstenstrasse erreichten wir den Fischerhafen Simrishamn. Hier spazierten wir durch den Ort, stärkten uns mit einem Stück Kuchen und kauften auf dem Marktplatz frische Erdbeeren. Den Besuch im Nationalpark Stenshuvud ließen wir ausfallen. Schon der Parkplatz war sehr überfüllt und das sehr diesige Wetter erschien uns die Wanderung auf den Aussichtsberg wenig lohnend erscheinen. Stattdessen brachte uns ein kleiner Abstecher nach Vittskövle wo wir uns das schöne Schloss aus dem Jahr 1553 ansahen. Die Hafenstadt Åhus ist in ganz Schweden berühmt für zwei ihrer Produkte: Eis und Wodka. Die Firma Vin & Sprit produziert hier den „Absolut Vodka“ und vom Åhus Glassbåt, dem im Hafenbecken vertäuten Eis-Boot, werden riesige Eisportionen verkauft. Die Portion war wirklich gewaltig aber der Geschmack des Eises hat uns doch ein wenig enttäuscht. Östlich von Kristianstad machten wir einen Abstecher ins Hinterland und fuhren um den See Ivösjön, Schonens größten und tiefsten See. Bei Sölvesborg verließen wir die E22 und fuhren auf die Halbinsel Listerlandet. In Nogersund fanden wir auf dem Campingplatz Hälleviks Camping einen Stellplatz für die Nacht. Geli ist dann noch einmal kurz in die Ostsee gesprungen während ich die Fotos auf den Computer überspielt habe. Zum Abendessen gab es gegrillte Heringsfilets und wir waren gerade mit dem Abwasch fertig und konnten noch alles im Auto verstauen, als ein einen kurzen Schauer gab. Den Rest des Abends machten wir es uns im Roadrunner gemütlich. Mittwoch, 12.07.06: Auch heute konnten wir wieder draußen frühstücken und machten uns dann auf den Weg nach Hällevik, wo wir am hübschen Jachthafen geräucherten Fisch für das Abendessen eingekauft haben. Unser nächster Stopp war die 80 m hohe Landspitze Listershuvud. Wir wanderten durch das Naturschutzgebiet und genossen den Blick auf das Meer, die Insel Hanö und die vielen schönen Wiesenblumen. Bevor wir die Halbinsel Listerland wieder verließen sahen wir uns noch den kleinen Ort Hörvik an. In Karlshamn spazierten wir durch die Altstadt und sahen uns die Kirche und das Rathaus am Marktplatz an. Eine Bratwurst mit Kartoffelpüree sorgte für die nötige Stärkung, ehe wir uns wieder auf den Weg machten. Auf den Besuch des Eriksbergs Viltreservat verzichteten wir, da es dort entgegen unserer Erwartungen keine Elche gibt und wir außerdem nicht zur richtigen Tageszeit dort waren. Unser nächstes Ziel war Ronneby, ein aufgrund seiner eisenhaltigen Quellen schon im 18. Jahrhundert bekannter Kurort. Wir fuhren am Brunnspark, dem gepflegten Kurpark entlang und spazierten durch die sehr schöne Altstadt am Ufer des Flusses Ronnebyå. Wenige Kilometer östlich von Ronneby verließen wir die E22 und fuhren über mehrere Brücken auf die vorgelagerten Inseln hinaus bis nach Garpen. Die felsige Schärenküste ist hier landschaftlich sehr reizvoll. In Karlskrona parkten wir den Roadrunner direkt am Marktplatz Stortorget, dem größten seiner Art in Schweden. Wir sahen uns die der deutschen Gemeinde gehörenden Trefaldighetskyrka mit ihrer massiven Rotunde und die Frederikskyrkan an, die beide den Stortorget säumen. Wir verließen das sich auf über 30 Inseln erstreckende Karlskrona und tauchten wenig später erneut in die Schärenwelt Südschwedens ein. Von der E22 fuhren wir über mehrere Brücken auf die Inseln Senoren, Sturkö und Tjurkö. Auch hier hat uns die Landschaft wieder sehr gut gefallen und wir bezogen schließlich auf dem Kustgården Senoren Quartier. Unseren Aufenthalt begannen wir mit einem erfrischenden Bad in der etwa 24 Grad warmen Ostsee. Nach dem Abendessen haben wir noch etwas Boules gespielt. Donnerstag, 13.07.06: Auch heute blieb uns das sommerliche Wetter treu. Wir verließen die Schärenwelt und fuhren auf der E22 weiter nordwärts. Bei Söderåkra verließen wir die E22 und auf einer Nebenstrasse nach Hagby, wo wir uns die Rundkirche aus dem 12. Jahrhundert ansehen wollten. Leider war aufgrund von Renovierungsarbeiten eine Besichtigung nicht möglich. Mit Kalmar erreichten wir eine der ältesten Städte Schwedens. Auf Kalmar slott wurde 1397 feierlich die Kalmarer Union geschlossen, die vorübergehend alle skandinavischen Reiche einte. Später entstand ein typisches Vasaschloss mit vier runden Ecktürmen. Über die Ölandsbron, die mit ihren 6.070 m Länge zu den längsten Brücken Europas gehört, fuhren wir auf die zweitgrößte Insel Schwedens. Öland erstreckt sich auf einer Länge von 137 km und ist an der breitesten Stelle 16 km breit. Auf der trockenen, flachen und waldarmen Insel vereinen sich eine einzigartige südländisch wirkende Natur sowie eine Vielzahl an Zeugnissen einer langen Geschichte. Eine Art Wahrzeichen Ölands sind die vielen Windmühlen. Wir ergänzten zunächst in Färjestaden unsere Vorräte und fuhren dann an der Westküste der Insel nordwärts. In Halltorp besuchten wir die Kunsthalle VIDA Museum & Konsthall der Glaskünstler Bertil Vallien und Ulrika Hydman-Vallien. Die Glaskunst hat uns auch recht gut gefallen, die ausgestellten Gemälde zeitgenössischer Künstler waren hingegen nicht so nach unserem Geschmack. In der Windmühle von Strandtorp befindet sich heute ein Cafe. Wir sahen uns die gewaltige Schlossruine Borgholms slott an und wollten einen Blick auf die königliche Sommerresidenz Solliden werfen, was allerdings nur bei einem kostenpflichtigen Besuch der Parkanlagen möglich ist. So verzichteten wir darauf. Wir fuhren am Hafen von Borgholm, der unbestrittenen Hauptstadt von Öland, entlang und fanden auf einem ziemlich vollen Campingplatz im Nachbarort Köpingsvik einen Übernachtungsplatz. Man spürt deutlich, dass Öland zu den beliebtesten Ferienzielen der Schweden gehört – es ist hier überall sehr voll. Nachdem wir die gegrillten Steaks zum Abendessen verputzt hatten, gingen wir noch ein Stück am Strand spazieren. Dabei konnten wir feststellen, dass es auf den benachbarten Campingplätzen noch voller ist als auf unserem. Freitag, 14.07.06: Weiterhin bleibt der Sommer unser stetiger Begleiter. Bislang konnten wir jeden Tag in kurzen Hosen und T-Shirts verleben. Unser heutiges Programm begannen wir an der Sandviks Kvarn – der Sandviker Mühle, die zu den größten Windmühlen der Welt gehört. Sie ist vom so genannten Holländertyp und wurde im Jahre 1856 erbaut. Die Mühle, 8 Etagen hoch und mit einer Spannweite zwischen den Flügeln von nicht weniger als 24 Metern, war bis in die 1950er Jahre in Betrieb. Heute beherbergt sie ein Cafe und Restaurant. Über eine schöne, direkt am Wasser verlaufende Schotterpiste fuhren wir weiter nordwärts. Nach wenigen Kilometern erreichten wir Jordhamn, wo eine weitere, allerdings viel kleinere Mühle steht, die zum Schleifen von Steinen diente (schöner Stellplatz mit Toilette). Weitere kleinere Windmühlen am Wegesrand dienten uns als weitere Fotomotive. Eine Besonderheit bei Byrums Sandvik sind die Raukar, von Wind und Wellen geformte bizarre Gesteinformationen, deren Alter auf etwa 7.000 Jahre geschätzt wird. Wir fuhren dann an die äußerste Nordspitze Ölands, wo auf einer Halbinsel der Leuchtturm Långe Erik steht. Während Geli sich mit einem Blick aus der Ferne begnügte, habe ich die 138 Stufen bis zur Aussichtsplattform des Turmes bezwungen und wurde mit einem herrlichen Blick belohnt. Die Bucht Grankullaviken und die vom Naturschutzgebiet Trollskogen eingenommene Halbinsel lagen mir buchstäblich zu Füßen. Der Trollskogen, der Trollwald, war dann auch unser nächstes Ziel. Ein 4,5 km langer Rundweg führte uns über knotige Baumwurzeln und Steine zu durch Wind und Nahrungsmangel verschlungen gewachsenen Kiefern, uralten Eichen wie die Zaubereiche (Trolleken) und zum Wrack des Schoners „Swiks“, der am stürmischen Weihnachten 1926 hier strandete. In Kyrketorp am Südende der Bödabukten fanden wir einen Platz für die Nacht und wuschen unsere Wäsche. Samstag, 15.07.06: Auch heute begannen wir unser Besichtigungsprogramm wieder mit einer Mühle. Die Högby Kvar steht direkt am Straßenrand und hebt sich durch den gemauerten Korpus von den meisten anderen Mühlen Ölands ab. Die mittelalterliche Kirche von Källa hat im Laufe ihrer Geschichte viele An- und Umbauten über sich ergehen lassen müssen. Mit Himmelsberga erreichten wir ein typisches Straßendorf, dessen Höfe aus dem 18. und 19. Jahrhundert als Freilichtmuseum eingerichtet wurden. Die urtümlichen Gebäude in Blockhausbauweise, rot gestrichen und die meisten reetgedeckt, stehen an drei Seiten um einen offenen Platz. Im Inneren sind bäuerliche Wohnkultur vergangener Zeiten und ein kleiner Dorfladen zu besichtigen. Im Cafe des Museums gab es für uns ein leckeres Stück Kuchen und etwas zu trinken. Den Abschluss bildete der Besuch der zum Museum gehörenden Kunsthalle. Mitten im Wald von Mittlandsskogen liegen 4 km westlich von Himmelsberga die beeindruckenden Reste eine Verteidigungsanlage aus dem 5. Jahrhundert: Ismantorps borg. Wir erreichten die Ruine auf einem kurzen Spaziergang durch den Wald, der sich unvermittelt zu einer Lichtung öffnet und standen vor einem gewaltigen verwitterten Steinwall. Archäologen fanden hier die Reste von 88 Häusern, eine richtige kleine Siedlung, deren Wegeverlauf und Gebäudegrundrisse zum Teil noch gut erkennbar sind. Insgesamt neun Toröffnungen in der Burgmauer hat es gegeben; diese eigenartige Zahl hat Anlass zu Spekulationen gegeben, hier eventuell eine religiöse Kultstätte entdeckt zu haben. Bei Lerkaka reiht sich eine ganze Windmühlenkette entlang der Straße; einige kann man innen besichtigen. Vor 150 Jahren gab es auf der Insel rund 2.000 dieser Mühlen, heute sind noch etwa 400 übrig geblieben, wenn auch nicht mehr in Betrieb. Ein Abstecher in Landesinnerre führte ins Herz der Stora Alvaret, Ölands große Kalkheide. Ein Mosaik aus flachen Moortümpeln, Karstflächen und Trockenrasen, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Letzte Station des heutigen Tages war der Leuchtturm Långe Jan an der südlichen Spitze Ölands. Von dem fast 42 m hohen Turm (197 Stufen) hatten wir eine fantastische Aussicht auf Land und Meer. Der Långe Jan ist Schwedens höchster und ältester Leuchtturm, Baujahr 1785. Nördlich von Degerhamn fanden wir auf dem Campingplatz von Sandvik unseren bisher schönsten Stellplatz auf Öland. Sonntag, 16.07.06: Bevor wir Öland wieder verließen sahen wir uns noch den Karlevistenen, den ältesten Runenstein der Insel nördlich von Bejershamn an. Am Hafen von Färjestaden genossen wir ein Eis und den Ausblick auf die Ölandsbron. Nach dem wir noch unsere Vorräte ergänzt hatten, fuhren wir über die Brücke zurück auf das Festland. Von Kalmar ging es auf der E22 nordwärts. Etwa 10 km nördlich von Oskarshamn verließen wir die Hauptstrasse und sahen uns das in seiner ursprünglichen Dorfstruktur erhaltene Stensjö by an. Stensjö war ursprünglich der Name eines Bauerngutes, das erstmals 1351 in den geschichtlichen Aufzeichnungen erwähnt wird. Das Dorf Stensjö entstand im 18. Jahrhundert und erhielt seine jetzige Form im 19. Jahrhundert. In seiner Blütezeit lebten hier fast 200 Menschen. In den 1940er Jahren wurde das Dorf verlassen und verfiel. Ab 1960 wurde es als Kulturdenkmal wiederentdeckt und restauriert. Heute ist Stensjö by wieder bewohnt und wird nach traditionellen Methoden weiter gepflegt. Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse hielten wir an einem kleinen See und machten einige Fotos. In Västervik verließen wir wieder die E22 und fuhren durch die sehr schön gelegene Hafenstadt. Auf einer schmalen Nebenstrasse fuhren wir auf einer Landzunge zwischen dem Gamlebyviken und dem Gudingen in die Schärenwelt Schwedens hinein. Leider gab es auf dieser landschaftlich sehr reizvollen Strecke keine Möglichkeit anzuhalten ohne den Verkehr zu behindern. So konnten wir die herrlichen Ausblicke, die sich uns boten, nicht festhalten. Bei Lofta trafen wir auf die Strasse #213 und folgten ihr über Loftahammar bis zu ihrem Ende in Källvik. Eine nicht mehr bezeichnete Strasse endet dann in Hallmare, wo wir auf einem Campingplatz direkt am Wasser Quartier bezogen. Nachdem wir uns eingerichtet hatten sprangen wir in die hier nur noch 16,3 Grad warme Ostsee und grillten zum Abendessen ein Stück Lachs. Die Strecke ab Västervik war die bislang landschaftlich schönste auf unserer Tour und lässt auf weitere Highlights hoffen. Montag, 17.07.06: Heute ging es weitestgehend auf Nebenstrassen, die teilweise als einspurige Schotterpisten durch die schwedische Einsamkeit führten, weiter nordwärts. Bei Valdemarsvik trafen wir dann wieder auf die E22, die wir nur wenige Kilometer weiter bei Gusum schon wieder verließen. In Stegeborg erreichten wir das Südufer des Slätbaken, des Fjordes, der das östliche Ende des berühmten Götakanals markiert. Hier machten wir eine kurze Pause, sahen uns die Überreste des Schlosses aus dem 15. Jahrhundert eine. Mit einer Fähre setzten wir auf die Halbinsel Vikbolandet über. Hier machten wir uns auf die Suche nach dem Ferienhaus, das Kerstin, Jan, Janka und Rieka hier für zwei Wochen gemietet haben. Nach einem Umweg über Arkösund und zwei Telefonaten haben wir das abgelegen im Wald stehende Haus schließlich gefunden – zum Glück gibt es Handys. Wir haben gegrillt, sind ein Stück spazieren gegangen, haben Kaffee getrunken und uns unterhalten. Am späten Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg, nachdem wir beim Besitzer des Ferienhauses noch selbst gemachten Honig eingekauft haben. Über Husby fuhren wir nach Söderköping, wo wir auf einem Campingplatz direkt am Götakanal nur noch einen Platz ohne Stromanschluss bekommen haben. Mal sehen, ob unsere angeschlagenen Batterien eine Nacht überstehen. Dienstag, 18.07.06: Die Batterien waren zwar schwach, die Anzeige stand auf 12,1 V aber es ist nicht wieder zu einem völligen Zusammenbruch, wie am ersten Tag gekommen. Wir können also auch mit den angeschlagenen Batterien mal eine Nacht ohne Strom stehen, ohne dass Kühlschrank oder Wasserpumpe ausfallen. Da es heute Morgen bedeckt und etwas kühl war, haben wir zum ersten Mal im Auto gefrühstückt. Wir sahen uns die Schleusen des Götakanals an, die direkt in der Altstadt von Söderköping liegen. Mit einem Spaziergang durch die malerischen Gassen beendeten wir dann unseren Besuch. In Norrköping endet die E22, die uns bisher ein Leitfaden auf unserem Weg gewesen ist. Auf der E4 fuhren wir in Richtung Stockholm weiter. Bei Nyköping verließen wir die Hauptstrasse und fuhren auf einer küstennahen Nebenstrasse weiter. Leider verhinderte der dichte Wald die erhofften Ausblicke auf die Küste. In Trosa bummelten wir am Fluss Trosaån entlang und durch die schmalen Gassen mit den bunten Holzhäusern aus dem frühen 19. Jahrhundert. Von Trosa aus fuhren wir dann in den Großraum von Stockholm. Zunächst sahen wir uns den Wohnsitz der Königsfamilie, Schloss Drottningholm, südwestlich der City an. Das Schloss liegt sehr schön auf der Insel Lovön und wird auch das Versailles des Nordens genannt. Zusammen mit dem herrlichen Park und seinen Skulpturen wurde die Anlage von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Mit einigen Schwierigkeiten fanden wir schließlich den Wohnmobilstellplatz auf der Insel Långholmen in der Stockholmer Innenstadt. Der Platz war allerdings völlig überfüllt und man verwies uns auf den Campingplatz in Östermalm etwas nördlich der Altstadt. Die Fahrt direkt durch die Altstadt klappte dann reibungslos und wir bekamen auf dem Campingplatz, der auf einem Reitplatz liegt, noch einen Stellplatz mit Stromanschluss. Wir ließen uns Steak mit Salat und frischen Bannock gut schmecken und schmiedeten Pläne für unseren Aufenthalt in Stockholm. Mittwoch, 19.07.06: Der heutige Tag war ganz der Erkundung der schwedischen Hauptstadt gewidmet. Stockholm wird „die Schöne auf dem Wasser“ oder auch „die schwimmende Stadt“ genannt, denn die Innenstadt verteilt sich auf 14 Inseln zwischen Ostsee und dem See Mälaren. Das Blau des Wassers und das Grün der Parks lassen einen vergessen, dass man sich in einer Großstadt befindet. Vom Campingplatz machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. Dort begannen wir unseren Rundgang am Kungsträdgården, dem „Königsgarten“, der heute mit seinen Springbrunnen, Cafes und einer Freilichtbühne ein beliebter Treffpunkt ist. Wir konnten einen ersten Blick auf das Königliche Schloss und den Reichstag werfen. Der geplante Besuch im Nationalmuseum musste verschoben werden, da wir eine gute halbe Stunde vor der Öffnung des Museum um 11:00 Uhr dort waren. Stattdessen machten wir uns auf den Weg in die Gamla stan – die Altstadt. Am Järntorget stärkten wir uns mit Eis und Kuchen und spazierten durch die Västerlånggatan, die Hauptgeschäftstrasse in der Altstadt. Dabei konnten wir einen Blick in die schmalste Gasse Stockholms, die nur 90 cm breite MårtenTrotzigs gränd werfen. Aber auch die vielen anderen Gassen bieten reizvolle Motive. Um kurz nach 12:00 Uhr fanden wir uns im Yttre Borggården auf der Westseite des Schlosses zur Wachablösung ein. Tausende Touristen waren uns schon zuvor gekommen und wir mussten uns einen Platz mit Blick erst erarbeiten. Über eine halbe Stunde vollzieht die königliche Leibgarde mit Musik ihr militärisches Protokoll. Durch das Reichstagsgebäude erreichten wir die Drottninggatan, die Haupteinkaufsstrasse der Stadt. Wir machten uns auf den Weg zum Stadshuset, dem Rathaus der Stadt. Vom 106 m hohen Rathausturm wollten wir einen Blick auf Stadt werfen, gaben dieses Vorhaben jedoch auf, da die Warteschlange stundenlanges Anstehen erforderlich gemacht hätte. Schon etwas fußlahm bestiegen wir stattdessen einen offenen Doppeldeckerbus und unternahmen eine Stadtrundfahrt. Nach einer guten Stunde verließen wir den Bus wieder und machten uns auf den Rückweg zum Campingplatz. In einem Foodcourt haben wir noch etwas gegessen und waren nach über 9 Stunden ziemlich erschöpft wieder bei unserem Roadrunner. Ein Espresso brachte die Lebensgeister wieder etwas auf trab und wir machten es uns gemütlich. Donnerstag, 20.07.06: Nach zwei Nächten brachen wir unsere Zelte auf dem Campingplatz ab und fuhren mit dem Auto auf die Insel Djurgården. Hier war zunächst der 155 m hohe Fernsehturm Kaknästorn unser Ziel. Der Turm an sich ist zwar recht hässlich, bietet aber einen sehr schönen Blick auf Stockholm, das tatsächlich auf dem Wasser zu schwimmen scheint. Wir blieben auf der Insel Djurgården und statteten der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Stockholm, dem Vasamuseet einen Besuch ab. Am 10. August 1628 kenterte die Vasa, das Flaggschiff der königlichen Flotte, auf ihrer Jungfernfahrt noch im Stockholmer Hafen – vermutlich aufgrund eines Konstruktionsfehlers. Genau 333 Jahre ruhte die Vasa auf dem Meeresgrund, ehe sie 1961 schließlich gehoben wurde. Innerhalb von 17 Jahren wurde das aus 1.000 Eichen gefertigte Schiff restauriert und konserviert und anschließend das „größte Puzzle der Welt“ wieder zusammengesetzt. Die Vasa ist ein Prachtstück: Die besten Holzschnitzer Schwedens hatten an ihren kunstvollen Verzierungen gearbeitet. Es gibt weltweit kein anderes Schiff dieser Größe aus dem 17. Jahrhundert, das so gut erhalten wäre. In einem 25minütigen Film und einer 15minütigen Diashow erfuhren wir etwas über die Geschichte der Vasa, ihre Bergung sowie die vermutliche Ursache ihres Unterganges. Der schlanke Rumpf bot wohl nicht genug Platz für ausreichende Gewichte im Kiel, so dass es an der notwendigen Stabilität mangelte. Nach dieser fachkundigen Einführung nahmen wir das beeindruckende Schiff näher in Augenschein. Letzte Station unseres Aufenthaltes in Stockholm war dann das Nationalmuseum, das von 1846-66 im Stil der Neorenaissance auf der Halbinsel Blasieholmen errichtet wurde. Mit Werken der Meister von Rembrandt bis Cézanne zählt das Museum zu den bedeutenden Kunstsammlungen Europas. Aufgrund des etwas trüben Wetters verzichteten wir auf die geplante Bootsfahrt durch die Stadt und machten uns über die Strasse #222 auf den Weg in die Schärenlandschaft Stockholms. In Gustavsberg kauften wir Lebensmittel ein und standen auf der Insel Vindö plötzlich am Ende der Strasse. In unserem Atlas sah es so aus, dass wir die Fahrt in Richtung Vaxholm fortsetzen könnten. So blieb uns nichts anderes übrig als umzukehren und auf der Strasse #274 weiter zu fahren. Auf dem sehr einfachen Campingplatz von Bolvik fanden wir einen Stellplatz. Freitag, 21.07.06: Über zwei Fähren erreichten wir schließlich Vaxholm, die „Hauptstadt“ der Stockholmer Schären. Wir bummelten durch die kleine Stadt, die zu den beliebtesten Sommerhausgebieten der Hauptstädter gehört. Eine Nebenstrasse führte uns nach Åkersberga, von wo aus wir der Strasse #276 bis nach Norrtälje folgten. Bei einem Spaziergang durch das schöne Hafenstädtchen, dass als „Perle der Region Roslagens“ gilt, stärkten wir und mit einem Cafe Latte und etwas Gebäck. Auf der Strasse #76 fuhren wir weiter in Richtung Norden. Die Strasse verläuft landschaftlich meist recht eintönig durch eine Schneise im schier endlosen Wald. Eine Abwechslung bot der kurze Abstecher in das schöne Dorf Lövstabruk. Zwischen Skutskär und Gävle bezogen wir auf dem sehr schön im Wald am Ufer des Trösken gelegenen Campingplatz von Furuvik Quartier. Hier haben wir wieder einmal einen Waschtag eingelegt. Dazu mussten wir die Waschküche für zwei Stunden und 100 SEK buchen. Waschmaschine und Trockner funktionierten dann ohne Münzeinwurf, aber etwa 11 € waren auf jeden Fall ein stolzer Preis. Trotz aufkommenden Gewittergrummelns konnten wir unsere Lachsstücke noch draußen grillen. Auch ein Spaziergang über den Platz bis ans Ufer des Trösken war noch trocknen Fußes möglich. Als wir es uns schon im Roadrunner gemütlich gemacht hatten, fing es dann schließlich an zu regnen – perfektes Timing. Hoffentlich ist es wirklich nur ein Gewitter und kein Wetterwechsel. Samstag, 22.07.06: Der Tag begrüßte uns sehr trübe, schon fast nebelig und mit nur 14 Grad. Wie es aussah, machten wir uns wenig Hoffnung auf eine Wetterbesserung. Doch unser Eberhard hat es wieder einmal geschafft: Nachdem wir in Gävle noch etwas eingekauft hatten fuhren wir ein Stück auf der E4 nordwärts und bogen dann schließlich auf die Strasse #83 ab. Hier wurde nicht nur die Landschaft immer reizvoller, wir folgten dem Flusslauf des Ljusnan durch eine zunehmend bergigere, von Seen unterbrochene Landschaft, sondern auch das Wetter klarte auf. Als wir unser heutiges Hauptziel, die kleine Stadt Järvsö erreicht hatten, strahlte die Sonne am blauen Himmel. Nach einer kleinen Stärkung im Roadrunner besuchten wir den Tierpark Järvzoo, der die Tierwelt Nordschwedens in möglichst naturgetreuen Gehegen zeigt. Auf einem gewundenen, gut drei Kilometer langen Bohlenweg machten wir Bekanntschaft mit Elchen, Rentieren, Moschusochsen, Habicht, Rotfuchs, Braunbär, Wespenbussard, Steinadler, Wolf, Polarfuchs, Vielfraß, Luchs, Uhu, Schneeeule, Sumpfohreule, Sperbereule, Waldohreule, Waldkauz und lappländischer Polareule. Wir entdeckten außerdem ein „wildes“ Eichhörnchen und genossen den Ausblick auf das breite Tal des Ljusnan. Gut drei Stunden haben wir im Lärvzoo verbracht und viele Fotos gemacht. In Ljusdal verlässt die #83 dann das Tal des Ljusnan. In Hennan am Südufer des gleichnamigen Sees fanden wir dann den bisher schönsten Stellplatz dieser Reise. Auf dem kleinen Campingplatz bekamen wir noch einen Stellplatz in der ersten Reihe direkt am See. Der herrliche Ausblick über den lang gestreckten Hennan-See war alleine schon die Campinggebühr wert. Nach dem Abendessen nutzten wir die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad in dem nur 16,5 Grad warmen See. Ein schöner Sonnenuntergang über dem See bildete den krönenden Abschluss dieses landschaftlich bislang reizvollsten Tages. Sonntag, 23.07.06: Bei herrlichem Sonnenschein konnten wir mit Blick auf den Hennan-See frühstücken, ehe wir auf den Weg machten. Die #83 folgt dem Ostufer des Hennan auf seiner gesamten Länge bis Ramsjö. Auf landschaftlich reizvoller Strecke erreichten wir hinter Ånge den Zubringer zur E14. Auch hier bleibt die Landschaft abwechslungsreich, immer wieder bieten sich schöne Ausblicke auf die an der Strecke liegenden Seen. In Östersund am Ostufer des riesigen Sees Storsjön machten wir eine Pause und aßen eine leckere Pizza. So gestärkt ging es auf der E14 weiter, als grobe Richtung dient hier bereits Trondheim im benachbarten Norwegen. Die Strasse folgt dem Flusslauf des Indalsälven in die Bergwelt rund um Schwedens bekanntesten Wintersportort Åre, Austragungsort der Ski-WM 2007. Der teilweise noch mit Schnee bedeckte Åreskutan (1.420 m) beherrscht für lange den Blick. Es sind nur noch wenige Kilometer bis zur norwegischen Grenze als wir die Hauptstrasse verlassen und nach Handöl abbiegen. Hier tosen Schwedens größte Flussfälle, Handölsforsarna, in drei Stufen über 125 m in die Tiefe. Das ganze ist mehr eine gewaltige Stromschnelle als ein wirklicher Wasserfall aber dennoch nicht minder beeindruckend. Eine schwankende Hängebrücke führt über die Fälle und von einem kleinen Kraftwerk, das die Wucht des fallenden Wassers in Energie umwandelt, hatten wir einen schönen Blick auf den Fluss und die umgebende Landschaft. Mit dem Handölsforsarna hatten wir den Scheitelpunkt unserer Reise erreicht – von hier aus machten wir uns auf dem Heimweg. Wir fuhren auf der E14 wieder zurück und machten einen kleinen Abstecher zum Tännforsen, einem der beeindruckendsten Wasserfälle Schwedens. Auf einer Breite von 60 m stürzt das Wasser mit gewaltigem Schwung 37 m in die Tiefe zum See Noren. Besonders schön sind die Regenbogenbildung über der Gischt und der weite Blick über die Landschaft. Letzte Station des Tages war dann der Ristafall, der direkt am Gelände eines Campingplatzes bei Halland liegt. Wir sicherten uns einen Stellplatz auf dem leider sehr abschüssigen Gelände, so dass kein gerades Stehen möglich war und spazierten zu den 14 m hohen sehr kräftigen Fällen des Flusses Åreälv. Nach über 9 Stunden „on tour“ machten wir es uns im Roadrunner gemütlich. Das Landesinnere von Schweden gefällt uns viel besser als die Küstenstrasse. Wenn wir noch einmal nach Schweden fahren, so wird das Reiseziel mehr im Inneren des Landes und weiter im Norden sein. Mehr Landschaft und weniger Menschen. An der Küste war das Verhältnis größtenteils umgekehrt. Montag, 24.07.06: Mit einem weiteren Besuch am Ristafall begannen wir den Tag und fuhren dann noch bis Mattmar wieder auf der E14 zurück. Wir besuchten die Mattmar kyrka, die für ihre Sammlung spätmittelalterlicher handgeschnitzter Heiligenfiguren berühmt ist. Auf der Strasse #321 folgten wir dem Westufer des Storsjön südwärts. In dem kleinen Ort Hallen ergänzten wir unsere Vorräte und schleckten auf der Terrasse des Supermarktes ein Eis mit Blick auf den See. Am Südzipfel des Storsjön ragt der bewaldete Buckel des Hoverberg aus seiner Umgebung heraus. Eine Strasse führt bis zum Aussichtspunkt auf dem 548 m hohen Gipfel. Von hier hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den See und das Umland. Südlich von Åsarna verließen wir den Inlandsvägen (#45) und fuhren auf der #316 nach Klövsjö, das als Schwedens schönstes Dorf gilt. Uns hat die sehr weit auseinander gezogene Siedlung nicht so gut gefallen. Die Strasse #315 führte uns in das Wintersportgebiet von Vemdalen und bescherte uns die Begegnung mit einem Rentier, das die Strasse überquerte. Auf der #84 ging es dann entlang mehrerer Seen südwärts. Leider versperrte der Wald meist die Aussicht auf die Seen, so dass sich dieser Abstecher nicht gelohnt hat, es war aber auch kein Umweg. In Sveg, Heimatstadt des Autors Henning Mankell, trafen wir wieder auf den Inlandsvägen (#45), dem wir weiter südwärts folgten. In Tandsjöborg fanden wir einen schönen Stellplatz direkt am Ufer des Sees Tandsjön. Nach einem langen Tag nutzten wir das herrliche Sommerwetter, um uns etwas auszuruhen. Dienstag, 25.07.06: Nach wenigen Kilometern verließen wir den Inlandsvägen (#45) und folgten der Ausschilderung Pilkalampinoppi mitten hinein in die Finnmark, die einsame Waldwildnis, im nördlichen Dalarna. Auf holperigen Schotterwegen fuhren wir 10 km in den Wald hinein. Das Ziel, das sich hinter dem seltsamen Namen verbirgt, ist ein Feuerwachturm auf einem 644 m hohen Berg. Der hübsche Holzturm wurde 1888 als erster Brandschutzturm Schwedens errichtet und bietet noch heute einen grandiosen Rundblick über die schier endlose Wildnis. Zurück auf der #45 steuerten wir mit Orsa am Nordufer des Orsasjön unser nächstes Ziel an. Hier wollten wir den größten Bärenpark Europas in Grönklitt etwa 15 km nördlich der Stadt besuchen. Hier war jedoch im wahrsten Sinne des Wortes der Bär los: Der Parkplatz war überfüllt und vor der Kasse hatte sich schon eine etwa 30 m lange Schlange gebildet. So beschlossen wir den Bären wenigstens unsere Anwesenheit zu ersparen und fuhren zurück zum Inlandsvägen. In Mora am Nordufer des Siljansees war das Zornmuseum unser Ziel: Anders Zorn (1860-1920) gehört zu den berühmtesten Künstlern Schwedens, der es als Maler, Grafiker und Bildhauer schon zu Lebzeiten zu Ruhm und Reichtum gebracht hat. Die Ausstellung mit seine Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen hat uns sehr gut gefallen. Wir spazierten noch ein Stück durch die Fußgängerzone und besuchten den Fabrikladen der Frosts Knivfabrik. Mora gilt als das „schwedische Solingen“ – über 100.000 Klingen werden hier jede Woche produziert. Wir kauften ein Schinken- und Lachsmesser und machten uns auf den Weg nach Gesunda am Westufer des Sees. Mit einem Sessellift erreichten wir den Gipfel des 514 m hohen Gesundaberget, der einen fantastischen Überblick über den Siljansee ermöglicht. Der See, der in Folge eines gewaltigen Meteoriteneinschlags vor etwa 360 Millionen Jahren entstanden ist, ist mit zahlreichen Inseln gespickt. Neben dem Panorama konnten wir auch noch einen Blick auf Mountainbiker werfen, die sich furchtlos den Berghang hinunterstürzten. Auf der Insel Sollerön fanden wir einen Campingplatz direkt am See. Geli nutze die Chance zu einem erfrischenden Bad und zum Abendessen haben wir wieder einmal unseren Grill bemüht – dem herrlichen Sommerwetter sei dank. Es ist kaum zu glauben, dass wir bislang jeden Tag in kurzen Hosen und T-Shirts verbringen konnten. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Mittwoch, 26.07.06: Auch heute folgten wir wieder dem Verlauf des Inlandsvägen und erreichten mit Malung das Zentrum der schwedischen Lederindustrie. Lederwaren aus Malung haben Tradition seit dem Mittelalter und rund 95% der schwedischen Lederwarenproduktion stammen von hier. Wir ergänzten unsere Vorräte, stärkten uns mit einem riesigen Softeis und sahen uns das Lederwarenangebot in einigen Geschäften an. Mangels Bedarf und wirklich verlockendem Angebot haben wir allerdings nichts gekauft. An einem schönen Rastplatz nördlich von Vägsjöfors, der sich aufgrund seiner Ausstattung mit Plumpsklo und Picknicktischen auch als Übernachtungsplatz eignen würde, machten wir eine kurze Pause und gingen am Ufer des kleinen Sees entlang. Je weiter wir wieder in den Süden kommen, desto eintöniger wird wieder die Landschaft: Dichter Wald verhindert den Blick auf die vielen Seen und sorgt für etwas Langeweile. Der bergige Norden Schwedens ist eindeutig eher etwas für uns. In Torsby erreichten wir das Tal des über 70 km langen Fryken Sees, der sich in einen oberen, mittleren und unteren Abschnitt aufteilt. Der südlich der Stadt gelegene Campingplatz war dermaßen überfüllt, dass wir davon Abstand genommen haben die Nacht hier zu verbringen. Ein Rastplatz bot einen schönen Überblick über den Fryken. Mit Sunne erreichten wir die Welt der bekannten Schriftstellerin Selma Lagerlöf, die ihre Heimat in viele ihrer Werke einbezogen hat. In Västra Ämtervik verließen wir das Frykental und fanden in Brunskog am Nordufer des Värmeln einen Stellplatz auf dem sehr einfachen aber dafür nicht so überfüllten Campingplatz. Auf einem kurzen Spaziergang erreichten wir die Badestelle am Värmeln. Donnerstag, 27.07.06: Schon beim Frühstück brannte die Sonne erbarmungslos auf uns herab, der bisher heißeste Tag unserer Reise hatte begonnen. Nach wenigen Kilometern erreichten wir Arvika am Nordufer des Glafsfjorden. Entlang des lang gestreckten Sees haben sich viele Kunsthandwerker niedergelassen und wir besuchten in Arvika und Klässbol einige der Werkstätten. Wir trafen auf die E18, der wir bis nach Karlstad am Nordufer des Vänern folgten. Der Vänern ist mit einer Fläche von 5.585 km² der größte See Schwedens, der drittgrößte Europas und fast zehnmal so groß wie der Bodensee. Unser Ziel waren die Schären des nördlichen Vänern auf der Halbinsel Hammarön südlich von Karlstad. Wir konnten jedoch kein so richtig gemütliches Fleckchen finden und verließen die Halbinsel nach einer kurzen Pause in Rud wieder. In Kristibehamn sollte es nach unserem Reiseführer ein „beschauliches Altstadt- und Künstlerviertel Vågen“ geben. Nach vergeblichem Suchen fragten wir am Hafen nach und erfuhren, dass es sich lediglich um ein einziges altes Gebäude mit einem Kunsthandwerksgeschäft und einem Cafe handelt. Wir fuhren auf der Strasse #26 am Ostufer des Vänern südwärts ohne jedoch vom See allzu viel zu sehen. Nördlich von Sjötorp fanden wir auf dem Campingplatz von Askeviks einen Platz für die Nacht. Für 90 SEK konnten wir die Laundry buchen und haben noch einmal unsere Wäsche gewaschen. Zum Abendessen verwöhnten wir uns mit einem wahren Festmahl: Gegrilltes Schweinefilet, gemischter Salat, Bannock und Apfel-Cider. Nach einem kurzen Spaziergang über den Platz entlud sich die Hitze des Tages in einem kurzen Gewitter, das sich schon durch entferntes Grummeln angekündigt hatte. Es regnete kurz und heftig und kühlte sich auf 22 Grad ab. Freitag, 28.07.06: Auch wenn es etwas kühler war als in den vergangenen Tagen, konnten wir wieder draußen frühstücken. Es war allerdings etwas bedeckt und die Sonne musste gegen Wolken ankämpfen. Wir begannen unseren Tag mit einem Stopp am Götakanal, der in Sjötorp in den Väner mündet. An den Schleusen herrschte reger Betrieb und wir konnten einige Skipper beim ein- bzw. ausschleusen beobachten. Am Hafen von Sjötorp kauften wir noch eine geräucherte Lachsforelle, die sich beim Abendessen als äußerst lecker entpuppte. Unsere nächste Station war Mariestad, das sich stolz al „Perle des Vänern“ bezeichnet. Gegründet wurde die Kleinstadt 1583 vom späteren König Karl IX., der sie nach seiner Gattin Maria von der Pfalz benannte. Nach einem Einkauf besuchten wir noch den Dom, dessen Bau 20 Jahre in Anspruch genommen hatte. Für unseren weiteren Weg in Richtung Lidköping wählten wir die reizvolle Strecke am Fuß des Plateauberges Kinnekulle. In Hällekis besuchten wir die Handwerkerstrasse Falkängen, wo in einer Reihe von Arbeiterhäusern aus den frühen 1900ern etwa 70 Kunsthandwerker ihre Produktionen anbieten. Der Aussichtsturm auf dem Högkullen, dem mit 306 m höchsten Punkt des Kinnekulle bot heute leider nur eine sehr diesige Aussicht auf den 260 m tiefer gelegenen Väner. Auf dem Rückweg zum Auto erwischte uns ein Gewitterschauer. Als wir wenige Kilometer weiter die Hällristningar von Flyhov erreichten, schien bereits wieder die Sonne. Die Menschen der Bronzezeit haben vor rund 3.000 Jahren über 350 Darstellungen von menschlichen Figuren, Schiffen, Geräte, Fußabdrücken, Wagenräder, Waffen und Tierfiguren in den Fels geritzt. Das besondere Interesse der Forscher gilt dem „Axt-Gott“, einem Mann mit einer großen Axt in seiner linken Hand, hinter dem man eine rituelle Bedeutung vermutet. Kurz vor Lidköping bezogen wir aud Filsbäcks Camping direkt an der Bucht Kinneviken des Väner Quartier. Als wir uns gerade eingerichtet hatten, gab es einen kräftigen Gewitterschauer, den wir mit einem leckeren Espresso und einem Zimtkringel im Roadrunner überbrückten. Nach dem Gewitter spazierten wir über den Platz an die Badebucht und konnten unseren leckeren Räucherfisch dann schon wieder im Freien genießen. Samstag, 29.07.06: Über Lidköping fuhren wir an die Südspitze des Väner, wo wir östlich von Trollhättan auf den Tafelberg Hunneberg hinauffuhren. Steil und kahl ragen die Felswände fast 100 m aus der flachen Landschaft empor, oben sind sie völlig flach, bewachsen von dichtem Nadelwald und durchsetzt mit sumpfigen Seen. Auf dem seit alters her als königliche Jagddomäne geschützten Hunneberg leben zahlreiche Elche. Auch wir begaben uns auf Pirschfahrt und konnten tatsächlich einen der „Könige des Waldes“ beobachten. Über die Strassen #42 und #190 fuhren wir nach Göteborg, wo wir gegen 15:00 Uhr ankamen. Im Stena-Terminal wollten wir uns nach den nächsten Möglichkeiten erkundigen nach Frederikshavn überzusetzen. Aufgrund der Hauptferienzeit rechneten wir nicht damit heute noch eine Passage zu bekommen. Man sagte uns dann, dass wir noch einen Platz auf der Stena Jutlandica bekommen könnten, die um 16:00 Uhr ablegt. So verschoben wir den geplanten Besuch Göteborgs auf einen späteren Termin und verließen Göteborg schon eine Stunde nach unserer Ankunft wieder. Über 4.200 km haben wir in Schweden zurückgelegt. Es war durchweg nett aber landschaftlich nicht sehr reizvoll. Unser Abstecher in den Norden hat uns gezeigt, dass hier wohl eher „unser“ Schweden zu finden ist. Eine Tour durch den hohen Norden Schwedens können wir uns gut noch einmal vorstellen. Für einen Kanu-Urlaub wäre auch der südliche Teil Schwedens durchaus noch einmal interessant. Bei herrlichem Wetter war die Ausfahrt aus dem Göteborger Hafen und die Schären ein Genuss und auch auf dem offenen Meer blieb es völlig ruhig. Wir haben an Bord zu Abend gegessen und kamen pünktlich um 19:15 Uhr in Frederikshavn an. In Skagen, auf der nördlichsten Spitze Jütlands bekamen wir einen Stellplatz auf dem sehr schönen Poul Eeg Camping. Sonntag, 30.07.06: Auch in Dänemarks Norden blieb uns das herrliche Sommerwetter treu, wir konnten wie fast jeden Tag draußen frühstücken. Da wir uns Einiges ansehen wollten, haben wir den Stellplatz gleich für eine weitere Nacht gebucht. Skagen ist nicht nur eine Stadt, Skagen ist auch ein Gebiet, eine Gegend. Die gemütliche Kleinstadt ist umgeben von einer einzigartigen Dünen- und Heidelandschaft und einem feinsandigen 60 km langen Strand eingerahmt von Skagerrak und Kattegatt, die sich an der Spitze von Grenen vereinigen. Diese äußerste Nordspitze des dänischen Festlandes war auch unser erstes Ziel. Wir blickten auf den Zusammenfluss von Nord- und Ostsee und sahen uns die beiden Leuchttürme an. Seinen Ruhm verdankt Skagen jedoch einer Künstlerkolonie: Die Skagenmaler, in Frankreich geschulte Freilichtmaler, die hier in impressionistischer Manier nordische Segler, Fischer, Küstenlandschaften und Interieurs festhielten. Peder Severin Krøyer, Michael Ancher, Viggo Johansen, Lauritz Tuxen, Anna Ancher, Karl Madsen und andere richteten sich 1908 selbst das Skagens Museum ein und bestückten es mit ihren besten Bildern. Nach diesem Kultur-Schub spazierten wir durch die Fußgängerzone der schönen, überwiegend in Gelb gehaltenen Stadt bis zum Hafen, Keimzelle und Herz der Stadt. Frachter, Fischkutter und Segeljachten werden umgeben von den schönen alten Fischpackhäusern, die von dem Architekten und Künstler Th. Bindesbøll gestaltet wurden. Danach machten wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich und haben uns zum Abendessen mit selbst gemachten „Risted Hot-Dogs“ verwöhnt. Als Verdauungsspaziergang machten wir uns auf den Weg zum Nordstrand, wo wir mit Blick auf die Nordsee und die vorbei ziehenden Schiffe eine Pause machten. Nach gut 1½ Stunden waren wir dann wieder zuhause. Montag, 31.07.06: Schon in der Nacht fing es heftig an zu regnen – an sich kein Problem, aber wir hatten unseren Tisch und die Campingstühle draußen stehen lassen, wie so oft in diesem Urlaub. Auch am Morgen regnete es noch, so dass wir seit langem wieder einmal im Auto frühstücken mussten. Der Regen machte dann eine kurze Pause, so dass wir trocknen Fußes einpacken konnten. Unseren Campingtisch konnten wir noch trocken wischen, die voll gesogenen Stühle legten wir so wie sie waren ins Auto. Der Campingplatz akzeptierte dann keine Kreditkarte, so dass wir zunächst zu einem Geldautomaten nach Skagen fahren mussten. Einen Stopp machten wir dann noch in Gl. Skagen, wo wir einen letzten Blick auf die Nordesse werfen konnten. Westlich von Ålbæk sahen wir uns die Schweinezucht Sovkrog GriseCamp an. Bis zu 450 Säue produzieren hier ca. 9.000 Ferkel pro Jahr. Jeder Sau und ihrem Nachwuchs steht eine kleine Hütte zur Verfügung, ansonsten können sich die Tiere auf einem riesigen Areal völlig frei bewegen. Eine Führung war heute leider nicht möglich aber es hat auch so Spaß gemacht diese „Schweinerei“ zu beobachten und wir waren es ja schließlich auch unserem Maskottchen Eberhard schuldig. Kaum waren wir wieder im Auto, fing es wie aus Eimern an zu regnen, so dass die Scheibenwischer im Schnellgang laufen mussten. Erst südlich von Aalborg wurde das Wetter langsam wieder besser. Hinter Århus verließen wir die E45 und fuhren in der Nähe der kleinen Ortschaft Ry auf den Himmelbjerget, eine mit 147 m sehr beachtliche Erhebung im flachen Dänemark. Auch wenn der „Berg“ nicht in den Himmel reicht, wie der Name vermuten lässt, bietet er und der 25 m hohe Aussichtsturm aus dem Jahre 1875 einen schönen Ausblick. Wir sahen auf Wälder, den Fluss Gudenå sowie die Seen Borre Sø und Julsø. Über Horsens erreichten wir in Juelsmide die Ostseeküste und quartierten uns auf dem örtlichen Campingplatz ein. Nach dem Abendessen spazierten wir am Hafen entlang in den kleinen Ort. Dienstag, 01.08.06: Am Hafen von Juelsminde kauften wir noch etwas Fisch und machten uns dann endgültig auf den Heimweg. Bei Vejle erreichten wir wieder die E45 und fuhren ohne weitere Unterbrechungen über die Autobahn zurück nach Kiel. Den Widereinstieg in das Kieler Leben begingen wir mit einer Schlemmertüte vom Eisparadies. Insgesamt haben wir auf dieser Reise 5.265 km zurückgelegt, etwa 4.200 davon in Schweden. Südschweden ist für uns als Ziel jetzt nicht mehr besonders interessant, es sei denn als Kanu-Urlaub. Wir werden uns irgendwann noch einmal den hohen Norden Schwedens ansehen. Alleine schon aufgrund des herrlichen Wetters, dass und die ganze Zeit über begleitet hat, war es trotz der wenigen landschaftlichen Höhepunkte ein rundum gelungener Urlaub. Auch das Problem mit unseren Bordbatterien hat sich nicht als echtes Handicap erwiesen, da die Versorgung mit Campingplätzen in Schweden ja mehr als gut ist. |
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