Neuseeland (Dez 2002 - Mär 2003) | |
Neuseeland liegt im Südpazifischen Ozean, 1.600 km östlich von Australien und rund 10.000 km von San Franzisco und Tokio entfernt. Das Land besteht aus zwei großen und einigen kleineren Inseln. Mit einer Gesamtfläche von 270.530 km² ist seine Größe in etwa vergleichbar mit der Japans oder Großbritanniens. Die beiden Hauptinseln werden durch die Cook Strait getrennt, die an ihrer schmalsten Stelle lediglich 20 km misst. Zweidrittel der 3,8 Millionen Einwohner Neuseelands leben auf der Nordinsel, über 1 Million davon in Auckland. Die Hauptstadt Neuseelands ist Wellington, im äußersten Süden der Nordinsel gelegen.
Neuseelands Klima, seine Geschichte und sein Charakter wurden bis heute maßgeblich durch die isolierte Lage des Landes geprägt. Die ersten Bewohner, die Maori, nannten ihr Land Aotearoa, das „Land der langen weißen Wolke“, da sie einer Legende nach erst durch eine weiße Wolke auf die große Insel im Pazifischen Ozean aufmerksam wurden. 1.600 km von der nächsten Landmasse entfernt und direkt gegenüber dem Nullmeridian gelegen nimmt Neuseeland für sich in Anspruch, das Land zu sein, in dem die Sonne zuerst aufgeht. Das Klima reicht von gemäßigt bis subtropisch. Die maritime Lage und die damit verbundenen hohen Niederschläge bescheren dem Land eine üppige Vegetation, die Fisch- und Vogelwelt ist artenreich, doch abgesehen von zwei Fledermaus-Arten gibt es keine einheimischen Säugetiere. Alle heute in Neuseeland lebenden Säuger wurden von den Maori und später von den Europäern eingeführt. Wegen der vergleichsweise späten Besiedlung und der geringen Bevölkerungsdichte ist Neuseelands Umwelt weitgehend intakt und unberührt. Die schneebedeckten Southern Alps mit ihren Gletscherseen und Fjorden bieten einen spektakulären Anblick, auf dem Zentralplateau der Nordinsel beeindrucken Vulkane und Thermen. An der Küste finden sich geschützte Buchen, Häfen und herrliche Strände. Die touristische Attraktivität beruht weitgehend auf diesen natürlichen Vorzügen, die Bedeutung der städtischen Kultur ist weitaus geringer. Diesen natürlichen Vorzügen verbunden mit seiner isolierten Lage verdankt Neuseeland auch den Beinamen „Das schönste Ende der Welt“. AucklandDank der Sitzplätze am Notausgang haben wir den knapp neunstündigen Flug und den verlorenen Samstag ganz gut überstanden und kamen einigermaßen ausgeruht in Auckland an. Die Mietwagenübernahme war im Vergleich zu den USA ein sehr langwieriges Geschäft, fast eine Stunde hat es gedauert, bis uns Maui die Schlüssel für den kleinen Toyota ausgehändigt hatte. Geli hat uns dann sicher durch den Linksverkehr zum angepeilten Campingplatz gefahren. Leider gab es hier nur noch eine Cabin mit Dusche und WC für eine Nacht, so dass wir noch einmal umziehen müssen. Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir zu einem riesigen Shopping Center, die mittlerweile auch in Neuseeland an 7 Tagen in der Woche geöffnet haben. In einem Steakhouse stillten wir unseren Hunger und sahen uns dann das Neuseeländische Warenangebot einmal aus der Nähe an. Bevor wir uns mir einigen Nahrungsmitteln versorgten, checkten wir in einem Internetcafe unsere Konten und beantworteten Mails. Da einige Kids dieses Cafe als Spielhölle nutzten und die Lautsprecher der PCs für Ihre Ballerspiele voll aufgedreht hatten, waren wir froh dieser Folter für Ohren und Nerven nach einer Stunde (Kosten 4 NZ$) wieder entrinnen zu können. Nach dem Einkauf fuhren wir zu unserer Unterkunft zurück und bereiteten uns auf die für morgen angesetzten Aufgaben vor. Wir müssen unsere Versicherungspolice abholen, den Spediteur anrufen und versuchen bei einem Vehicle Inspection Center eine Genehmigung für die Fahrt unseres Autos vom Hafen zur Inspektion zu bekommen. Ein Telefonat mit dem hiesigen Vertreter von Deugro ergab, dass das Schiff mit unserem Roadrunner morgen in Auckland ankommen soll. Die näheren Einzelheiten werden wir dann kurzfristig klären. Nach einigen Schwierigkeiten haben wir das Büro des Versicherungsagenten gefunden und konnten unsere Police in Empfang nehmen. So machten wir uns auf den Weg zum Vehicle Inspection Center, fanden aber unter der Adresse nur einen VW-Händler. Wir bekamen nicht nur ein topaktuelles Händlerverzeichnis von Neuseeland, sondern auch die neue Adresse des Inspection Centers. Dort angekommen konnten wir gleich die Zulassung unseres Roadrunners als Temporary Tourist Vehicle erledigen und mussten die für Dieselfahrzeuge obligatorischen Road User Charge entrichten. Dafür kostet hier der Liter Diesel auch nur 0,64 NZ$, so dass wir immer noch günstig fahren können. Da wir schon gegen Mittag mit unserer „Arbeit“ fertig waren, konnten wir noch einen halben Tag „Urlaub“ einlegen, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten. Wir mieteten uns im North Shore Motels & Holiday Park ein Motelzimmer und fuhren nach Devonport . Die Fähre brachte uns dann mitten in die City von Auckland zum Old Ferry Building (1912). Wir gingen die 2 km lange Queen Street, die Hauptgeschäftsstraße Aucklands, entlang. Das Old Custom House wurde 1888 für die Offiziere der Krone im französischen Empirestil vollendet. Am Aotea Square liegt die Town Hall, das Rathaus von Auckland, das 1911 über einem dreieckigen Grundstück fertig gestellt wurde. Im 1997 fertig gestellten, 328 Meter hohen Sky Tower man von einer Aussichtsplattform in 190 m Höhe einen überwältigenden Blick auf Stadt, Hafen und Harbour Bridge. Der Sky Tower ist das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre und hat sich zum absoluten Touristenmagneten von Auckland entwickelt. Wir fuhren mit der Fähre nach Devonport zurück und entdeckten bei einem Shopping Center einen Chinese Takeaway. Die Portionen waren so riesig und auch noch lecker, dass damit auch noch unsere Verpflegung für den nächsten Tag gesichert ist. Erst kurz nach 20:00 Uhr waren wir wieder in unserem Zimmer. Wir gönnten uns am nächsten Tag einen faulen Vormittag: Nach dem Ausschlafen haben wir uns erst einmal Gelis bisherige Filmaufnahmen angesehen. Dann habe ich noch etwas am Computer gearbeitet. Ein Anruf beim Spediteur ergab, dass das Schiff mit unserem Container erst heute Abend um 19:30 Uhr in Auckland erwartet wird, so dass heute in Sachen Auto nichts mehr zu machen ist. Morgen werden wir uns mit Tony, unserem neuseeländischen Kontaktmann, am Containerhafen treffen, die Zollformalitäten erledigen und dann hoffentlich unseren Roadrunner in Empfang nehmen können. Wir fuhren daraufhin in die Innenstadt und sahen uns die Ausstellung in der Auckland Art Gallery, die in einem im französischen Renaissancestil erbauten Gebäude am Fuße des Albert Park untergebracht ist, an. Hier gab es einige sehr schöne Bilder mit neuseeländischen Landschaften sowie bemerkenswerte Portraits der Maori Häuptlinge aus dem 19. Jahrhundert. Die zeitgenössische Ausstellung der in einem anderen Gebäude befindlichen New Gallery hat uns nicht so gut gefallen. Wir schlenderten durch den Albert Park und genossen das herrliche, sommerlich warme Wetter. Auf dem östlich der Innenstadt beginnenden Tamaki Drive fuhren wir immer an der Küste entlang durch Okahu Bay, Mision Bay und St. Heliers Bay. Die Sicht über den Waitemata Harbour Richtung Innenstadt, Devonport und Rangitoto Island ist großartig. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, stärkten wir uns in einem Cafe mit einem Stück Kuchen und einem Espresso. Wir beendeten unseren heutigen Ausflug in Takapuna , wo wir in einem Shopping Center eine Espresso-Kanne kaufen wollten, aber leider nicht fündig wurden. Zurück im Motel gab es zum Abendessen die Reste unseres gestrigen chinesischen Essens. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war das sommerlich schöne Wetter dahin – es regnete und hatte sich auch etwas abgekühlt. Wir machten uns noch einmal auf Shoppingtour für eine Espresso-Kanne. Völlig überraschend für uns fanden aber zunächst einen Soda Stream Wasserbereiter, der unser Lagerproblem für Trinkwasser lösen wird. Wir können jetzt also auch hier, genau wie zu Hause, unser Selterwasser selbst zubereiten und müssen nicht diverse Flaschen in unserem kleinen Auto lagern. In der Innenstadt fanden wir dann auch noch eine Espresso-Kanne und konnten in einem Internetcafe unsere Homepage aktualisieren, um die Daheimgebliebenen mit aktuellen Informationen zu versorgen. Mein Anruf beim Spediteur lief leider ins Leere, da ich dort nur den Anrufbeantworter erreicht habe. So fuhren wir bei immer noch regnerischem Wetter zurück zu unserem Zimmer. Hier erwartete uns eine Nachricht von Tony: Er hatte, wie versprochen, heute Vormittag versucht uns zu erreichen, war auf dem Handy aber nicht durchgekommen und hatte uns im Motel ebenfalls nicht angetroffen. Dadurch haben wir einen weiteren Tag verloren, haben aber für morgen früh um 9:30 Uhr einen festen Termin am Containerhafen abgemacht. Dann gilt es die bürokratischen Hürden von Zoll und Ministry of Agriculture and Forestry (MAF) zu überwinden und eine Art TÜV-Prüfung zu absolvieren, ehe wir uns mit unserem Auto frei bewegen dürfen. Der folgende Tag war ein richtiger Arbeitstag. Um 9:30 Uhr gingen wir zusammen mit Tony zunächst zur Zollabfertigung, wo unser Carnet zum Einsatz kam. Für MAF, zum Glück im selben Gebäude untergebracht, war dann noch viel mehr Papierkrieg erforderlich. Dann ging es weiter in den Containerhafen. Hier musste Tony zunächst noch einige Schwierigkeiten bezüglich der Freigabe des Containers aus dem Weg räumen, was aber nicht zuletzt auch aufgrund von Kathy, der überaus freundlichen Mitarbeiterin des Hafenbüros, gelang. Der Container sollte dann um 13:30 Uhr zur Öffnung bereitstehen. So hatten wir erst einmal gut 2 Stunden Pause, während der wir noch einmal auf dem Tamaki Drive bis zur St. Heliers Bay fuhren. Von der Aussichtsplattform am Achilles Point hatten wir einen herrlichen Blick über den Hauraki Gulf. In St. Heliers stärkten wir uns mit einer Portion Fish and Chips und setzten unsere Mittagspause dann in der Mission Bay fort, wo wir es uns auf einer Parkbank mit Meeresblick gemütlich machten und ein wenig gelesen haben. Zurück im Hafen wurde dann unser Container geöffnet und alles war in einem einwandfreien Zustand. Der Roadrunner sprang nach seiner über sechswöchigen Zwangspause auch ohne Probleme an und ich konnte ihn aus dem Container fahren. Der MAF-Inspektor ließ dann leider etwas auf sich warten und erst nach Kathys energischem Eingreifen kam dann schließlich jemand. Die Inspektion viel dann wesentlich oberflächlicher aus, als wir es uns vorgestellt hatten, worüber wir allerdings auch nicht böse waren. Kathy war dann so nett uns noch einmal zum MAF-Büro zu fahren, wo wir die endgültigen Freigabepapiere bekamen. Gegen 15:30 Uhr hatten wir den Roadrunner dann schließlich aus dem Hafen raus und fuhren zum Vehicle Inspection Center. Die Prüfung für das Warranty of Fitness, die in etwa unserer TÜV-Abnahme entspricht, ging dann zum Glück relativ schnell über die Bühne und wir hatten es damit geschafft unser Auto ordnungsgemäß zu registrieren. Mit zwei Autos fuhren wir zurück zum Motel und danach noch einmal zum Einkaufen, damit wir die Grundausstattung an Lebensmittel für unseren Campingurlaub zusammen haben. Jetzt müssen wir nur noch den Mietwagen abgeben und dann kann es so richtig losgehen. NorthlandNachdem wir unsere Sachen so gut es ging im Roadrunner verstaut hatten, machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg zur Maui-Vermietstation. Die Rückgabe des Wagens ging dann wesentlich schneller als die Übernahme und so konnten wir endlich starten, Da wir gerade in der Nähe von Tonys Büro waren, haben wir dort gehalten und unsere Rechnung in Höhe von 751,17 NZ$ für Hafengebühr, Containerhandling, MAF und Tony bezahlt. Wir verließen dann Auckland auf dem Highway 1 in nördlicher Richtung. In Silverdale verließen wir die Hauptstrasse und fuhren auf die Whangaparaoa Peninsula. An deren Spitze lieht der Shakespear Regional Park , ein schöner kleiner Park mit einer rauen Küstenlinie und herrlichen Buchten. Wir blieben auf dem einfachen Campingplatz an der Te Haruhi Bay. Sommerlich warmes Wetter, blühende Pohutukawabäume, Pfauen und Pukekos, was will man mehr? Wir genossen unseren ersten Campingtag in vollen Zügen und freuen uns auf die vor uns liegende Zeit. Das morgendliche Bad in der Te Haruhi Bay war so erfrischend, das uns die kalten Duschen des Campingplatzes gar nicht mehr so unangenehm vorkamen. Auf jeden Fall hat dieser Start in den Tag unsere Lebensgeister geweckt und wir machten uns voller Erwartung auf den Weg. Zunächst ging es über die Whangaparaoa Peninsula zurück zum Highway 1, dem wir weiter in nördlicher Richtung folgten. In Warkworth verließen wir die Hauptstrasse und fuhren auf das Cape Rodney hinaus. In Leigh machten wir eine kurze Pause und genossen den Blick auf den Jellicoe Channel, wie die Meerenge zwischen dem Cape Rodney und den Vorgelagerten Inseln heißt. Über teilweise unbefestigte Strassen ging es dann weiter nach Pakiri . Diese Strecke bietet phantastische Ausblicke auf die Buchten des Cape Rodney. Ein Kamikaze-Vogel hat uns einen mächtigen Schrecken eingejagt als er mit unserer Frontscheibe kollidierte. Zumindest wir haben diesen Zwischenfall unbeschadet überstanden. Über Whangaripo erreichten wir bei Wellsford wieder den Highway 1, auf dem wir bis Whangarei weiterfuhren. Nach einem kurzen Spaziergang am Town Basin, dem Jachthafen mitten in der Stadt, fuhren wir zum Whagarei Falls Holiday Park. Hier konnten wir unsere Wäsche waschen und nach dem Abendessen zu Fuß zu den Whangarei Falls spazieren. Die Whangarei Falls stürzen sich aus 25 m Höhe sehr photogen in ein Baumumkränztes Becken. Leider war das Licht am späten Nachmittag nicht mehr für ein Foto geeignet, so dass wir morgen früh noch einmal zu den Fällen zurückkehren werden. Nachdem wir uns die Whangarei Falls noch einmal angesehen hatten, setzten wir unseren Weg in nördlicher Richtung, wieder über Nebenstrassen, fort. Bay of IslandsIn der Woolley Bay unternahmen wir einen kurzen Strandspaziergang, erreichten bei Hikurangi wieder den Highway 1, um ihn kurz darauf bei Whakapara schon wieder zu verlassen. Eine sehr bergige und kurvenreiche Strasse führte uns hinein in die traumhafte Küstenlandschaft der Bay of Islands. In der Helena Bay machten wir eine Mittagspause und genossen den Ausblick auf diese wunderschöne Bucht. Immer wieder bietet die Strasse grandiose Ausblicke auf die Küste, leider gibt es jedoch oft keine Parkmöglichkeit, so dass nur der flüchtige Blick aus dem fahrenden Auto bleibt. In der Waiatapaua Bay hatten wir dann einmal die Chance, den Blick auf die felsige Küste etwas länger genießen zu können. Im Holiday Park von Russell bezogen wir Quartier und machten uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Russell, damals noch Kororareka genannt, ein Hauptort der Walfangindustrie. Gesetzlosigkeit regierte die Stadt, was ihr den Beinamen „Hölle des Pazifik“ einbrachte. Wir schlenderten durch die York Street, die Hauptstrasse Russells, sahen uns die Christ's Church, die älteste Kirche Neuseelands aus dem Jahr 1835 an und spazierten über The Strand, die Strasse die direkt an der Kororareka Bay verläuft, wieder zurück. Von der Pier hatten wir einen schönen Blick auf den kleinen Ort mit seinen hübschen am Hang gelegenen Häusern. Mit der Autofähre setzten wir über nach Opua und fuhren weiter nach Paihia . Im Waitangi National Reserve Park sahen wir uns das Treaty House, das Maori Meetinghouse und das Maori Kriegskanu an. Hier wurde am 6. Februar 1840 der Vertrag von Waitangi geschlossen. Damit übernahm die britische Krone alle Souveränitätsrechte und Befugnisse von den Maorihäuptlingen, garantierte aber den Landbesitz und erklärte die Maori zu gleichberechtigten Untertanen - etwas kolonialgeschichtlich Einmaliges. Das Waitangi Meetinghouse (Te Whare Runanga) ist nicht das Werk eines Stammes, sondern stellt die Geschichte aller Maoristämme Neuseelands dar. Zum Waitangi National Reserve gehören auch noch die Haruru Falls. Von dort aus fuhren wir weiter nach Kerikeri , dem Kunstzentrum des hohen Nordens, auch bekannt für sein subtropisches Klima, die Zitrus- und Kiwiplantagen und die historischen Gebäude. Wir begannen unseren Besuch an den in der Nähe des Ortes gelegenen Rainbow Falls, die sehr schön über eine Klippe in ein von üppiger Vegetation umgebenes Becken stürzen. Auf dem Rückweg sahen wir uns den Old Stone Store, das älteste Steinhaus des Landes, das 1832-1835 als Lagerhaus errichtet wurde und das Kemp House, das älteste Haus des Landes, das 1821 erbaut wurde an. Auf dem Aranga Holiday Park am Rande von Kerikeri bezogen wir dann Quartier. Wenige Kilometer nördlich von Kerikeri verließen wir wieder die Hauptstrasse und fuhren auf der als Tourist Route ausgewiesenen Nebenstrasse an der Küste entlang. An der wunderschön gelegenen Matauri Bay machten wir einen Strandspaziergang. Die zum Teil unbefestigte „Million Dollar View Road“ bot uns dann immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die verschiedenen Buchten. Südlich von Whangaroa ereichten wir wieder die Hauptstrasse. Cape ReingaVorbei an der Doubtless Bay trafen wir in Awanui wieder auf den Highway 1, dem wir in Richtung Norden folgten. Bevor man das Cape Reinga erreicht, fährt man durch eine imponierende Dünenlandschaft. Die riesigen Dünen, die zum Teil 6 km ins Landesinnere hineinreichen und über 150 m hoch sind, erschienen 1769 James Cook als Desert Coast. Wir bogen kurz vor dem Kap von der Schotterpiste ab und sicherten uns auf dem staatlichen Campingplatz an der Tapotupotu Bay einen Stellplatz. Dieser Platz liegt wunderschön an der malerischen Bucht und bietet neben Toiletten sogar (kalte) Duschen. Nach dem Abendessen und einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns auf den Weg zum Cape Reinga , um das Licht der Tiefstehenden Sonne zu nutzen. Am Cape Reinga treffen der Südpazifik und die Tasman See in der Columbia Bank aufeinander. Das berühmte Lighthouse vom Cape Reinga steht hier erst seit 1941, wurde aber bereits 1879 auf Motuapao Island am Cape Maria van Diemen errichtet. Dem Cape Reinga vorgelagert sind die Three Kings Islands. Nach einer Maorilegende verlassen die Selen der Verstorbenen von hier aus Neuseeland, um in ihre Urheimat Hawaiki zu gelangen. Von den Three Kings werfen sie einen letzten Blick zurück auf Neuseeland. Wir fuhren nach einem schönen Abend am nördlichen Ende Neuseelands wieder zurück an die Tapotupotu Bay, auf unseren Stellplatz inmitten herrlicher Natur. Am frühen Morgen fing es an zu regnen, so dass wir auf das geplante Bad in der Tapotupotu Bay verzichteten – die kalten, nicht überdachten Duschen des Campingplatzes waren bei 15° Celsius Außentemperatur Erfrischung genug. Auf der durch den Regen etwas schmierigen Schotterpiste fuhren wir dann auf der nur 12 km breiten Aupouri Halbinsel in Richtung Süden. Trotz des trüben Wetters entschlossen wir uns zu einem Abstecher zu den gewaltigen Dünen der Desert Coast. Wir wanderten in diese schier unendliche Dünenlandschaft hinein und das Wetter wurde zusehend besser. Bei strahlendem Sonnenschein war der Blick von der Kuppe der über 150 m hohen Düne auf die Ninety Mile Beach und die Vorgelagerte Insel Motupia einfach herrlich. Auf dem weiteren Weg gen Süden machten am wir am Mt. Camel, einem Vulkankegel am Rande der Great Exhibition Bay, eine kleine Pause. In Kaitaia , der größten Stadt im hohen Norden, nutzten wir das mittlerweile wieder schlechtere Wetter zu einem Einkauf und dem Besuch eines Internetcafes. So konnten wir, während es draußen wie aus Eimern goss, unsere Konten abgleichen, E-Mails lesen und Weihnachtsgrüße verschicken. In Ahipara , am südlichen Ende der Ninety Mile Beach, fanden wir auf einem einfachen aber ordentlichen Campingplatz einen Platz für die Nacht. Bei herrlichem Sommerwetter begannen wir den nächsten Tag mit einem Ausflug an den Ninety Mile Beach. Unseren ursprünglichen Plan ein Stück der Strecke mit unseren Mountainbikes zurückzulegen mussten wir leider aufgrund der Flut aufgeben, der Strand ist nur bei Ebbe vernünftig befahrbar, ansonsten ist der Sand zu weich. So unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang, ehe wir unsere Fahrt fortsetzten. Kauri CoastVon Rangiora benutzten wir die Fährverbindung nach Rawene , was uns einige Straßenkilometer erspart hat. In Opononi machten wir eine kurze Pause und genossen den Blick auf die im Sonnenlicht erstrahlende Riesendüne auf der gegenüberliegenden Seite des Hokianga Harbour. Ein Aussichtspunkt kurz hinter dem Ortsausgang bietet noch einmal einen schönen Blick auf den Doppelort Opononi und Omapere und die Düne. Ab hier wird die Strasse enger und führt uns kurvenreich mitten hinein in die eindrucksvolle Welt der subtropischen Regenwälder. Im Waipoua Forest wachsen neben den letzten erhaltenen Kauribaumriesen auch Rimu, Towai, Tawa und andere endemischen Pflanzen. Wälder dieses Typs bedeckten vor der Ankunft der Europäer noch den größten Teil des Nordlandes, heute sind nur noch weniger als 1% davon übrig geblieben. Wir erlebten den Regenwald in seiner ganzen Pracht, es regnete. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum heute größten Baum im Kauriwald, dem Tane Mahuta, der etwa 1.500 Jahre alte, 51 m hohe „Gott des Waldes“. Seine Holzmenge wird auf 245 Kubikmeter geschätzt. Wenig später bietet ein Parkplatz einen weiteren Zugang zum Regenwald. Über einen schön angelegten Weg erreichten wir die Four Sisters, die aus einem gewaltigen Stamm herauswachsen und den Te Matua Ngahere, den „Vater des Waldes“, den zweitgrößten Kauribaum, der trotz seiner geringeren Höhe einen noch mächtigeren Eindruck macht als der Tane Mahuta, denn er hat mit 5 m Durchmesser den stärkeren Stamm. Wir übernachteten auf dem schönen, kleinen Campingplatz des Trounson Kauri Park , der als der ursprünglichste der neuseeländischen Wälder gilt. Es wird versucht diesen Park in seinem ursprünglichen Zustand zu erhalten, dass heißt alle von den Europäern eingeführten Tier- und Pflanzenarten sollen aus dem Park verbannt werden. Mit einer Taschenlampe bewaffnet gingen wir nach Einbruch der Dunkelheit ein Stück in den Wald hinein, unsere Hoffnung einen Kiwi in seiner natürlichen Umgebung zu erleben wurde erwartungsgemäß nicht erfüllt, aber es war den Versuch wert. Immerhin konnten wir die markanten Schreie der Kiwis hören. Unsere erste Aktivität am nächsten Morgen galt erneut dem Regenwald. Bei herrlichem Wetter machten wir uns auf den Bush Walk, der direkt am Campingplatz beginnt und mitten in den schier undurchdringlichen Urwald hineinführt. Der Weg führte uns durch einen der schönsten Kauri-Bestände Neuseelands. Neben der beeindruckenden Vegetation konnten wir auch noch die kleinen flinken Fantails und die riesigen Kukupas, die größte neuseeländischen Taubenart beobachten. Mit vielen Fotostopps brauchten wir für den mit 40 Minuten angegebenen Track weit über eine Stunde, die wir in vollen Zügen genossen haben. Ein kurzer Abstecher von der Hauptstrasse führte uns nach Baylys Beach , einem kleinen Ort am 100 km langen Ripiro Ocean Beach. Der schöne breite Strand wird begrenzt von steil aufragenden Klippen und wir unternahmen einen ausgiebigen Strandspaziergang. In Dargaville machten wir einen kurzen Einkaufsstopp und setzten dann unsere Fahrt in südlicher Richtung fort. Leider gab es dann keine Campingmöglichkeit, da auf allen Picknickplätzen und sonstigen Parkplätzen das Übernachten ausdrücklich verboten ist. Die erste Übernachtungsmöglichkeit bot sich uns im Parakai Aquatic Park, einer großen Thermalquelle mit angeschlossenem Campingplatz. So nutzten wir die Gelegenheit und erholten uns von der anstrengenden Etappe mit einem abendlichen Bad in der Therme. Waitakere RangesDer Gebirgszug der Waitakere Ranges im Westen von Auckland bildet eine wildromantische Landschaft mit rauen Küstenabschnitten und herrlichen Buchten. Das Gebiet steht heute unter Schutz und bietet vielen einheimischen Pflanzen eine Heimat. In Waimauku verließen wir den Highway 16 und erreichten nach wenigen Kilometern die Küste bei Muriwai Beach . Der Muriwai Regional Park kombiniert bizarre vulkanische Felsformationen, schwarzen Sand an der Küste der Tasman See und das außerordentlich seltene Schauspiel einer festländischen Tölpel-Kolonie. Im Takapu Refuge, das am Otakamiro Point, der Landzunge zwischen Maori Bay und Muriwai Beach, liegt, nisten bis zu 1.200 Paare der wunderschönen Australtölpel. Ursprünglich hatten sie ihren Brutplatz auf Motutara Island, einer kleinen Vorgelagerten Insel. Als diese jedoch für die immer größer werden Zahl der Tölpel zu klein wurde, wichen sie auf das Festland aus. Von zwei Aussichtsplattformen kann man die Vögel von September bis Februar beobachten. Wir blieben hier eine ganze Zeit und sahen den majestätischen Vögeln zu, wie sie über die Felsen schwebten, auf engstem Raum sicher ihren Nistplatz wieder finden und sich mit ihrem Partner die Aufzucht des Jungen teilen. Nur wenige Küsten-Kilometer südlich liegt Te Henga oder auch Bethells Beach , ein Ort der seit Jahrhunderten von Maori bewohnt wird. Auf der Strasse mussten wir ein Vielfaches der Entfernung zurücklegen, die die beiden Orte voneinander trennt. Wir unternahmen in Te Henga einen ausgiebigen Strandspaziergang am warmen, leicht golden schimmernden schwarzen Strand. Ein angeschwemmter Holzklotz war vollständig mit Seeanemonen besetzt. Diese Lebewesen, die an Würmer erinnern, an deren Spitze eine Muschel sitzt, hatten wir vorher noch nie zu Gesicht bekommen. Über den als Scenic Drive ausgezeichneten Highway 24, der herrliche Ausblicke auf Auckland und seine westlichen Vororte bot, erreichten wir bei Waiatarua die Abzweigung nach Piha, unser drittes Ziel an der zerklüfteten Westküste. Der Strand von Piha , der wegen seiner starken Brandung bei Surfern sehr beliebt ist, wird vom Lion Rock, einem Vorgelagerten Felsen bestimmt. Von einem Aussichtspunkt oberhalb des Ortes hat man einen wunderschönen Blick auf den Strand und den Lion Rock. Im Piha Domain Motor Camp, einem einfachen Campingplatz mit leicht alternativem Touch fanden wir einen Stellplatz für die Nacht. Etwas südlich von Piha liegt Karekare in einer kleinen, malerischen Bucht der Tasman Sea. Wir gingen auf dem Taraire Track das kurze Stück bis zum Fuß der Karekare Falls. Dieser Wasserfall ist zwar nicht sehr mächtig aber liegt sehr schön, fällt über eine Moosbewachsene Klippe in ein Palmengesäumtes Becken. Über die engen und kurvenreichen Karekare und Piha Roads erreichten wir schließlich wieder den Scenic Drive. Hier sahen wir uns das sehr gut aufgemachte Arataki Environment & Heritage Centre an. Es beschreibt auf anschauliche Weise die Flora und Fauna der Waitakere Ranges sowie deren Entstehungsgeschichte. Zum Abschluss sahen wir uns den 20minütigen Film über Aucklands Wild West an, wie die Waitakere Ranges auch genannt werden. Bevor wir den wilden Westen Aucklands wieder verließen fuhren wir noch in den Süden des Parks und machten uns von Huia auf den Karamatura Loop Walk. Er führte uns noch einmal mitten hinein in den Regenwald der Westküste. Die Wasserfälle, die wir auf dem Weg passierten waren zwar eher mickrig aber dennoch hat sich dieser etwa einstündige Spaziergang gelohnt. Durch die westlichen Randgebiete Aucklands ging es für uns, vorbei am Flughafen, weiter in südlicher Richtung. In Manukau fanden wir auf dem Holiday Park einen Platz für die Nacht. Das Zentrum der NordinselBevor wir den Großraum Auckland verließen, machten wir noch einen Stopp in Manurewa , um uns die Auckland Regional Botanic Gardens anzusehen. In dem riesigen Botanischen Garten, der sich über eine Fläche von 65 Hektar erstreckt, befinden sich mehr als 10.000 einheimische und eingeführte Pflanzenarten sowie eine beeindruckende Sammlung von Zierpflanzen. Der Park dient nicht nur der Erholung, es werden auch regelmäßig Führungen, Seminare und Workshops zu den Themen Pflanzen und Gartenbau angeboten. Auf dem Weg zur Küste des Hauraki Gulf machten wir einen Abstecher in die Hunua Range. An der Ostflanke dieses Gebirgszuges hat sich der Wairoa River durch die Überreste eines erloschenen Vulkans gegraben und so die sehenswerten Hunua Falls geschaffen. Über Clevedon erreichten wir schließlich bei Kawakawa Bay , der wir in südlicher Richtung folgten. Der Hauraki Gulf verengt sich zum Firth of Thames, den wir auf der Küstenstrasse einmal umrundeten. Coromandel PeninsulaMit Thames erreichten wir schließlich das Gebiet der Coromandel Peninsula, unser Ziel für die nächsten Tage. Die Coromandel Halbinsel ist eine Bilderbuchlandschaft mit herrlichen Stränden, tiefen Grotten, dichter ursprünglicher Buschvegetation mit einem hohen Bestand endemischer Pflanzen und einer aufgeschlossenen Bevölkerung. Vom Highway 25, der an der Ostseite des Firth of Thames entlangführt boten sich uns immer wieder herrliche Ausblicke auf die vielen kleinen Buchten. Besonders schön war der Blick von der hochgelegenen Strasse auf den Manaia Harbour und die Vorgelagerten Inseln. In dem kleinen Fischerort Coromandel Town , der seine goldenen Zeiten um 1852 hatte, als in der Nähe Gold gefunden wurde, fanden wir auf dem Long Bay Motor Camp einen Stellplatz direkt am Strand. Von hier aus konnten wir einen herrlichen Sonnenuntergang über dem Hauraki Gulf beobachten. Wir begannen den Heiligabend, wie könnte es besser sein, mit einem morgendlichen Bad im Pazifik. So erfrischt machten wir uns auf den Weg die nördliche Spitze der Coromandel Halbinsel zu erkunden. Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Coromandel Town, morgen haben schließlich alle Geschäfte geschlossen, besuchten wir die Driving Creek Railway and Potteries. Der regional bekannte Töpfer Barry Brickell verkauft dort Tongefäße und Holzobjekte, unterhält aber auch ein Kauriwald-Wiederaufforstungsprojekt. Eine alte Schmalspurbahn befördert Passagiere durch die Regenwälder und Tunnel der Bergregionen zu einer Aussichtsplattform. Von dort hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den Hauraki Gulf. Die asphaltierte Strasse führt weiter an der Küste entlang bis nach Colville und hat ihren schönsten Abschnitt zwischen Papaaroha und Amodeo Bay . Hier bietet jede Haltebucht spektakuläre Ausblicke auf die wunderschöne Küste. Wir hatten vor auf der hinter Colville nicht mehr befestigten Strasse bis an die äußerste Nordspitze der Coromandel Halbinsel zu fahren, gaben diese Vorhaben jedoch auf, da die Strasse in einem relativ schlechten Zustand war. Stattdessen überquerten wir die Moehau Range auf einer etwas besseren Schotterpiste und erreichten so die Westküste der Halbinsel. Die Strasse ermöglicht hier zwar sehr schöne Ausblicke auf die Waikawau und Kennedy Bay, bietet aber kaum Möglichkeiten anzuhalten, so dass oft nicht mehr blieb als ein flüchtiger Blick aus dem Autofenster. Von Kennedy Bay geht es dann wieder zurück nach Coromandel Town auf einer immer enger und schlechter werdenden Piste. Vom Tokotea Hill bietet sich dann zwar der beste Blick auf beide Küsten der Halbinsel, aber diesen Punkt hätten wir von Coromandel Town aus auch einfacher erreichen können. Der Umweg über die unbefestigten Strassen hat sich also nicht so richtig gelohnt, da der Straßenzustand für einen normalen Wagen doch teilweise etwas ruppig war. Auf dem Campingplatz in der Long Bay, den wir für eine weitere Nacht reserviert hatten, konnten wir den gröbsten Dreck des Tages an der „Bootwaschanlage“, einem einfachen Gartenschlauch, gleich wieder abspülen. Mit den Fahrrädern fuhren wir dann zum Abendessen noch einmal in den Ort. Vom Campingplatz aus genossen wir dann den Sonnenuntergang, der uns den Weihnachtsbaum ersetzte. Nachdem wir unseren Roadrunner startklar gemacht und unseren Stellplatz geräumt hatten, machten wir uns auf den direkt am Campingplatz beginnen Kauri Loop Walk des Long Bay Recreation Reserve. Etwa eine halbe Stunde gingen wir durch einen schönen Kauriwald mit zum Teil schönen Ausblicken auf die Küste. Von Coromandel Town fuhren wir weiter bis nach Whitianga , einem kleinen Ort an der Ostküste der Halbinsel, der sehr schön am Rande der Mercury Bay liegt. Captain Cook hatte die Bucht 1769 anlässlich seiner Beobachtungen des Planeten Merkur so genannt. Direkt am Strand der Buffalo Beach machten wir eine ausgiebige Pause. Der herrliche Badestrand mit glasklarem Wasser lud zum Baden ein. Bei ca. 30° C Außentemperatur war der Pazifik mit seinen gut 18° C eine echte Erfrischung. In Whenuakite verließen wir die Hauptstrasse und erreichten nach wenigen Kilometern den Parkplatz der Cathedral Cove . In einer guten halben Stunde erreichten wir dann den Badestrand in der Mares Leg Cove. Von hier aus führt der Weg am Strand durch eine riesige Grotte, die das Meer aus den weißen Felsen gewaschen hat. Auch wenn die Cathedral Cove nicht wirklich die Ausmaße einer Kathedrale hat, so ist sie doch sehr imposant und bietet einen sehr schönen auf den dahinter liegenden Strandabschnitt. Auf dem Rückweg bin ich dann über eine Baumwurzel gestolpert und habe mir zwei Zehen des rechten Fußes aufgerissen. Zum Glück bin ich in den weichen Sand gefallen so dass weder mir noch der Kameraausrüstung Schlimmeres passiert ist. Vom Parkplatz bot sich uns dann noch ein Blick auf Hahei , das ebenfalls über einen traumhaften Badestrand verfügt. In Hot Water Beach , wo man sich bei Ebbe Löcher in den Strand graben kann, die sich dann mit heißem Thermalwasser füllen, fanden wir einen Stellplatz auf dem direkt am Strang gelegenen Campingplatz. Geli hat sich den Hot Water Beach dann noch angesehen, wir haben aber auf das Graben eines eigenen Pools verzichtet. Zum einen wäre es meinem lädierten Fuß sicher nicht sehr gut bekommen und zum anderen berichteten unsere „Nachbarn“ das man es fast nie schafft das Wasser richtig zu temperieren. Das Thermalwasser hat eine Temperatur von 64 ° C und man kann nur sehr flache Badestellen ausheben, da es sonst viel zu heiß wird. Mit Meerwasser gemischt ergibt sich so das fragwürdige Vergnügen in etwa einer handbreit tiefem warmen Wasser zu sitzen. Ich denke wir haben nicht ausgesprochen viel versäumt. Am frühen Morgen fing es an zu regnen und innerhalb kürzester Zeit stand das Wasser auf dem Campingplatz. Als wir aufbrechen wollten hatte es soweit nachgelassen, dass wir unsere Sachen trocken zusammenpacken konnten. Kurze Zeit später kam auch schon die Sonne durch und es wurde wiedererwartend noch ein sehr schöner Tag. In Whangamata spazierten wir durch die Hauptstrasse, fanden in einem Hardware-Shop eine Schraube mit der wir unseren kaputten Campingstuhl reparieren können und gönnten uns ein Eis. Damit verließen wir dann auch die Coromandel Peninsula und erreichten das Gebiet der Bay of Plenty. Bay of PlentyDie Bucht des Überflusses verdient ihren Namen: Zitrusfrüchte, Kiwi und viele weitere Obst- und Gemüsesorten gedeihen hier auf fruchtbaren Böden zwischen zahllosen Thermalquellen. Unser erstes Ziel in der Bay of Plenty war der kleine Ort Katikati . Im Jahre 1870 kaufte ein wohlhabender Ire namens George Vesey Stewart das Gebiet von Katikati samt den umliegenden Inseln und veräußerte das Land an 406 „angesehene und gebildete“ Familien aus dem nordirischen Ulster. Leider war den neuen Siedlern nicht klar, was eine Kolonisierung bedeutet. Sie machten Stewart Vorwürfe, sie in die Wildnis gelockt zu haben. Über die Zeit erwies sich Katikati allerdings als idealer Standort für Blumenzüchter und Milchbauern, heute gilt es als „Openair-Galerie“ des Landes. Über 30 Wandbilder und Kunstobjekte wurden von den ortsansässigen Künstlern geschaffen. Wir sahen uns einige der Kunstwerke an und füllten in einem Supermarkt unsere über Weihnachten dezimierten Vorräte auf. Für uns ging es dann weiter nach Tauranga , der größten Stadt an der Bay of Plenty. Die Stadt liegt am Ufer des lang gestreckten Tauranga Harbour und das wichtigste Handelszentrum der Region. In einem Internetcafe haben wir unsere Weihnachtsmails gelesen und beantwortet und unser Kreditkartenkonto abgeglichen. Wir fuhren weiter nach Mount Maunganui , das auf einer schmalen Halbinsel am nördlichen Ende des Tauranga Harbour liegt. Namensgeber des Ortes ist ein 232 m hoher Inselberg, der inzwischen durch eine lange Sandbank mit dem Festland verbunden ist. Am Fuße dieses Berges entspringen die Hot Salt Water Pools, das durch Erdwärme erhitze Meerwasser wird in mehrer Pools geleitet, die dann als Freibad genutzt werden. In direkter Nachbarschaft zu den Pools befindet sich der städtische Domain Motor Park, auf dem wir einen der letzen freien Plätze bekamen. Kaum zu glauben, dass wir jetzt schon wieder einen Monat unterwegs sind. Das „Zigeunerleben“ ist für uns so normal und unser Roadrunner bietet uns ein vollwertiges Zuhause, so dass wir absolut nichts vermissen und ewig so weitermachen könnten. Es ist ein schönes Gefühl, dass wir ja auch immer noch am Anfang unserer Reise stehen und uns noch viel Zeit bleibt die Freiheit, die wir so sehr lieben, zu genießen. Wir begannen einen weiteren herrlichen und sommerlich warmen Tag mit einem Spaziergang am Mount Beach und auf die kleine Halbinsel Moturiki Island. Auf der Marine Parade fuhren wir dann immer an den herrlichen Stränden der Bay of Plenty entlang bis nach Papamoa . Der Highway 2 oder auch Pacific Coast Highway verlässt dann leider die Küste und führte uns etwas mehr im Landesinneren nach Te Puke , der Welthauptstadt der Kiwi. Hier weist eine riesige Kiwischeibe auf die Kiwifruit Country hin. Diese Plantage hatten wir bei unserem ersten Aufenthalt in Neuseeland vor 10 Jahren besucht und dort viel über den Anbau dieser auch als Chinesische Stachelbeere bekannten Frucht gelernt. Die Ausführungen waren uns noch so gut in Erinnerung, dass wir auf einen nochmaligen Besuch der Plantage verzichteten, sondern uns mit einem Kiwi-Eis begnügten. Östlich von Whakatane erreichten wir dann wieder die Küste und konnten in Ferne Neuseelands aktivsten Vulkan, die Insel White Island, erkennen. Mit dem Fernglas konnten wir sogar Dampf aufsteigen sehen. Temperaturen von bis zu 800° C sind auf White Island schon gemessen worden. Der kleine Ort Opotiki markiert das östliche Ende der Bay of Plenty und gleichzeitig den Beginn des East Cape. East CapeHier ragt Neuseeland am weitesten in den Pazifik hinein und hier, nahe der Datumsgrenze, beginnt jeder Tag der Welt. Forscher und Siedler aus Ost und West sind hier zuerst gelandet. Polynesier vor 1.000 Jahren, James Cook 1769. Das East Cape gehört noch immer den Maori und sie bilden hier einen sehr großen Anteil der Bevölkerung. Der lokale Stamm der Ngati Porou hat viele der besten Holzschnitzer hervorgebracht, deren Werke in den Museen von Auckland und Wellington zu besichtigen sind. Vor Ort bietet sich vielfach die Gelegenheit, die mit wunderschönen Schnitzereien verzierten Versammlungshäuser der Maori zu bewundern. Die malerische Küstenlandschaft lässt sich über eine schöne Straße erforschen, die über 327 km von Opotiki nach Gisborne führt. Die Strecke berührt aber nicht nur eine Landschaft voller Kontraste mit herrlichen Stränden, hohen Bergen, kristallklaren Seen und ausgedehnten Wäldern, sondern ist aufgrund der Besiedlungsgeschichte auch historisch interessant. Einen ersten Eindruck von mit Treibholz übersäten und von Pohutukawa Bäumen gesäumten Küste bietet der spektakuläre Ausblick vom Maraenui Lookout. In Te Kaha fanden wir im Holiday Park, etwas abseits der Strasse, einen netten Stellplatz für die Nacht. Bei etwas trübem Wetter folgten wir weiter dem Pacific Coast Highway entlang der schroffen Küste. Immer wieder boten sich schöne Ausblicke auf die verschiedenen, fast immer menschenleeren Buchten. In Raukokore sahen wir uns die hübsche, 1894 erbaute, Anglikanerkirche an, die als einsames Wahrzeichen zwischen der Straße und dem Meer steht. Vorbei am Cape Runaway, von James Cook so benannt, nachdem anwesende Maori beim Anblick seines Schiffes Endeavour die Flucht ergriffen und der malerischen Hicks Bay erreichten wir schließlich Te Araroa . Hier stärkten wir uns mit leckeren Fish & Chips ehe wir auf der jetzt unbefestigten Straße die letzten 20 km zum eigentlichen East Cape zurücklegten. Am Kap steht der angeblich östlichste Leuchtturm der Welt inmitten der wahrscheinlich abgelegensten Gegend der Nordinsel. Hier, jenseits des 178. Längengrades, hatten wir nicht nur den östlichsten Zipfel Neuseelands sondern gewissermaßen auch den östlichsten Zipfel der Welt erreicht. Man sagt, dass man auf der Spitze des 1.754 m hohen Mt. Hikurangi als erster Mensch dieser Erde die aufgehende Sonne eines neuen Tages betrachten könne. Aus diesem Grunde ist der Berg den Maori heilig und darf nur mit einer besonderen Genehmigung bestiegen werden. Wir erklommen stattdessen über 600 Stufen den kleinen Berg auf dem das East Cape Lighthouse steht und wurden für unsere Anstrengungen mit einem grandiosen Panorama belohnt. Auf dem Rückweg sahen wir uns in Te Araroa noch den Te Waha o Rerekohu, den größten Pohutukawa-Baum Neuseelands an, dessen Alter wird auf über 350 Jahre geschätzt wird. Wir setzten unsere Fahrt dann an der östlichen Flanke des East Cape in südlicher Richtung fort. In Tikitiki besuchten wir die St. Mary´s Church, die 1924 als Mahnmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Maori erbaut wurde und als eine der am reichsten verzierten Kirchen des Landes gilt. In Tokomaru Bay fanden wir zum ersten Mal einen Bereich, in dem das freie Campen nicht nur nicht verboten, sondern sogar ausdrücklich erlaubt war. So nutzten wir die Gelegenheit und suchten uns einen schönen Stellplatz direkt an der schönen, von steilen Klippen eingerahmten Bucht. Nach dem Abendessen nutzten wir die traumhafte Lage unseres Übernachtungsplatzes zu einem kurzen Strandspaziergang. Ein Bad in der etwa 17° C „warmen“ Tokomaru Bay ersetzte die morgendliche Dusche, ein weiteres Plus dieses Stellplatzes direkt am Wasser. So erfrischt setzten wir unsere Fahrt an der Küste fort. In Tolaga Bay spazierten wir auf der mit 660 m längsten Pier Neuseelands auf die gleichnamige Bucht hinaus. Mit Gisborne erreichten wir nicht nur die östlichste Stadt Neuseelands sondern auch das südliche Ende des East Cape. Das wirtschaftliche Zentrum der East Cape Region liegt an der kleinen, halbmondförmigen Poverty Bay. Die Bucht wurde von Captain Cook so benannt, weil ihm die einheimischen Maori bei seiner Landung am 9. Oktober 1769 jegliche Hilfe verweigerten und daraus schloss, dass diese Haltung nur auf ihre Armut zurückzuführen sein könnte. Auf dem Kaiti Hill erinnert heute ein Monument an diesen ersten Landgang Cooks auf neuseeländischem Boden. Der Hügel bietet zudem einen schönen Überblick über Gisborne und die Poverty Bay. Der nächste größere Ort ist dann Wairoa , der sehr schön an der Mündung des gleichnamigen Flusses liegt. Sehenswert ist der kleine Leuchtturm an der Uferpromenade, der 1877 von englischen Ingenieuren aus Kauriholz gebaut wurde. An seinem ursprünglichen Standort auf Portland Island an der Südspitze der Mahia Peninsula wurde er abgebaut, restauriert und 1961 an seinem jetzigen Standort wieder aufgebaut. Er ist mittlerweile zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Nach einer kurzen Pause am Ufer des Wairoa River verließen wir die Küste und machten uns auf den Weg zum Te Urewera National Park . Te Urewera National ParkNeuseelands viertgrößter Nationalpark kann mit dem größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet der Nordinsel aufwarten. Der über 240 m tiefe Lake Waikaremoana – „Der See der sich kräuselnden Wellen“ – liegt nicht nur im Zentrum des Parks, sondern ist auch sein Herzstück. Er zählt zu den schönsten Seen des Landes und bis auf das Ostufer von steil abfallenden, bewaldeten Bergen umgeben, die bis zu 600 m hoch aufragen. Zahllose Wanderwege und die Wassersportmöglichkeiten auf dem See machen dieses Gebiet zu einem absoluten Freizeiteldorado. Die Trotz seiner Abgelegenheit große Beliebtheit des Parks bekamen wir zu spüren, als wir nach gut 60 km, etwa ein Drittele davon derbe Schotterpiste, das Waikaremoana Motor Camp erreichten und gerade noch einen der letzten freien Stellplätze bekamen. Im Vergleich zu unserem letzten Übernachtungsplatz herrscht hier wirklich ein sehr großes Gedränge. Nach dem Abendessen gingen wir noch ein Stück am Seeufer spazieren und konnten beobachten wie die Abendsonne durch ein Wolkenloch ihre Strahlenbündel auf den See fallen ließ und diesen in ein geradezu magisches Licht hüllte. Leider hatten wir keine Kamera dabei um diesen Moment festhalten zu können. Der Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und aufgrund der Höhenlage des Parks mit recht frischen 6,5° C, so dass wir froh waren, dass unser Auto über eine sehr gut funktionierende Heizung verfügt. Wir begannen unseren Besuch des Te Urewera National Parks im Aniwaniwa Visitor Centre, wo wir einiges über die Geographie, Flora und Fauna aber auch über die Geschichte des Parks erfuhren und uns die interessante Diashow ansahen. Der Lake Waikaremoana entstand vor etwa 2.200 Jahren als ein gewaltiger Erdrutsch die tiefe Schlucht des Waikaretaheke River blockierte und dessen Wasser sich an dem so entstandenen Damm aufstaute. Das Parkgebiet gehört zum Stamm der Tuhoe Maori, die sich diesen Namen – Tuhoe bedeutet „Kinder des Nebels“ – aufgrund der häufig über dem See hängenden Nebelschwaden gegeben haben. Sie waren es auch, die unter ihrem legendären Führer Te Kooti den Weißen Eindringlingen lange erbitterten Widerstand geleistet haben und sich erst 1871 dem Vertrag von Waitangi anschlossen. Wir begaben uns dann auf den direkt am Visitor Centre beginnenden Hinerau Track, der uns in einer knappen halben Stunde zu zwei Wasserfällen und einem Aussichtspunkt über den Lake Waikaremoana führte. Zuerst erreichten wir den Bridal Veil Fall, in dem sich ein Seitenarm des Aniwaniwa River über eine 15 m hohe Klippe stürzt. Nur wenige Meter weiter bietet ein zweiter Aussichtspunkt einen schönen Blick auf die Aniwaniwa Falls, die in zwei Stufen eine Höhe von insgesamt 26 m erreichten. Ein weiterer kurzer Weg führte uns zu den Papakorito Falls, den beeindruckendsten der drei Wasserfälle. Wir setzten unsere Fahrt dann auf der unbefestigten Strasse in Richtung Rotorua fort, da man uns mehrfach bestätigt hatte, das diese Strecke zwar wesentlich länger (knapp 80 km Piste) aber dafür in einem besseren Zustand sei als die Anfahrt aus Wairoa, die zudem einen gewaltigen Umweg für uns bedeutet hätte. Tatsächlich war die Strasse in einem sehr gut befahrbaren Zustand und sowohl unser Roadrunner als auch wir haben sie sehr gut überstanden. Es boten sich uns auch noch einige schöne Ausblicke auf den Lake Waikaremoana sowie auf weitere Wasserfälle direkt an der Strasse. So überquerten wir die mit dichtem Regenwald bewachsene Huiarau und Ikawhenua Range ehe wir kurz vor Murupara wieder den Highway 38 erreichten. In Rotorua sicherten wir uns einen Campingplatz für die nächsten drei Nächte haben in einer Waschanlage das Auto und die Fahrräder vom Staub der Schotterpiste befreit. In den nächsten Tagen gibt es für uns rund um Rotorua viel zu entdecken, schließlich ist Rotorua nicht nur das Geothermische Zentrum Neuseelands sondern auch die Hochburg der Maori-Kultur. Rund um RotoruaDie Stadt Rotorua am Südufer des gleichnamigen Sees ist sicherlich das populärste Touristenziel der Nordinsel. Die aus unzähligen dampfenden Erdspalten austretenden Schwefeldämpfe weisen auf heiße Quellen und heilende Thermalbäder hin. Diesen hat Rotorua auch seinen Namen zu verdanken, denn Rotorua bedeutet in der Sprache der Maori „übel riechender Ort“. Neben den Geothermischen Aktivitäten tragen zahlreiche Seen und Flüsse in der Umgebung von Rotorua zur Attraktivität dieses Gebietes bei. Außerdem ist der Ort das wohl bedeutendste kulturelle Zentrum der Maori. Kunstwerke und Architektur sind ein lebendige Zeugnisse einer Kultur, die sich heute erneut in traditionellen Gesängen und Tänzen ausdrückt. Da auch unser Campingplatz über natürliche Hot Pools verfügt, begannen wir den Tag mit einem entspannenden Bad in dem etwas schwefelig riechenden Wasser. Den Vormittag ließen wir ganz ruhig angehen: Arbeiten am Wohnmobil, Wäsche waschen und Aktualisierung der Homepage standen auf dem Programm. Für den heutigen Silvesterabend haben wir Tickets für die Maori-Show „Mai Ora“ des Maori Arts & Crafts Institute mit anschließendem Hangi-Essen reserviert. Hangi ist die Zubereitung der Nahrung unter Nutzung der Erdwärme, d.h. die Lebensmittel werden durch aus der Erde austretenden Dampf gegart. Das Maori Arts & Crafts Institute, in dem Schnitzereien, Webstücke, typische Architektur und Festungsanlagen der Maori sowie vielerlei andere Kulturgüter ausgestellt werden, grenzt an das Whakarewarewa Thermal Valley, einem Tal inmitten der Geothermisch aktiven Zone und bietet so eine einmalige Verbindung der beiden Hauptattraktionen. Das „Mai Ora“ war wirklich ein Erlebnis, es wurden die traditionellen Zeremonien einer Begrüßung nachgestellt, in Tänzen und Gesängen wurde die Kultur der Maori erläutert und auch das Hangi-Essen war sehr gut. Es gab in Erdöfen durch natürliche Erdwärme gegarte Meeresfrüchte und verschiedene Fleisch- und Gemüsesorten ergänzt durch ein reichhaltiges Nachtischbuffet. Unseren ursprünglichen Plan an der großen Silvesterfeier am Seeufer teilzunehmen gaben wir auf, da wir uns die schöne Stimmung des „Mai Ora“ nicht durch den Trubel und die laute Musik verderben wollten. Stattdessen nahmen wir die Einladung eines aus den Niederlanden stammenden Neuseeländers an, der uns aufgrund unserer Mitgliedschaft im Campingclub angesprochen hatte. Bis Mitternacht saßen wir mit seiner Familie zusammen und konnten dann noch das Feuerwerk über dem See genießen, das viel größer ausfiel als wir erwartet hatten. Der erste Tag des neuen Jahres führte uns noch einmal in das Maori Arts & Crafts Institute und das angrenzende Whakarewarewa Thermal Valley zurück. Wir nahmen an einer Führung teil, in der uns die gestern im Rahmen des „Mia Ora“ bereits erlebten Schnitzereien und Webwaren sowie die Gebäude des Modeldorfes und die Geothermischen Aktivitäten erläutert wurden. Ein Highlight war der Besuch des Kiwi House. Hier konnten wir im Dämmerlicht zwei Kiwis nahezu hautnah beobachten. Da es in freier Natur nahezu ausgeschlossen ist einem Kiwi in seinem natürlichen Umfeld zu begegnen, war es für uns etwas ganz besonderes den seltenen Wappenvogel Neuseelands einmal live zu sehen. Anschließend spazierten wir auf eigene Faust durch das Thermal Valley und sahen uns die Mud Pools, den mächtigen Pohutu Geyser, der bis zu 25 mal am Tag eine bis zu 30 m hohe Fontäne in den Himmel speit, die Geyser Flat, eine einen Quadratkilometer große Silikat-Terrasse sowie zahlreiche kleinere thermale Aktivitäten an. Wir beendeten unseren Besuch mit einer weiteren Maori Show im Te Aronui a Rua Versammlungshaus und sahen uns die schönen Schnitzereien der Maori in aller Ruhe an. Schließlich kauften wir uns anlässlich unseres zwanzigjährigen Zusammenseins in einem kleinen Laden jeder einen Jade-Anhänger, der dort vom Künstler gefertigt worden war. Während unseres Entscheidungsprozesses entwickelte sich ein nettes Gespräch mit dem Künstler und seiner Frau, die den Verkauf organisiert. Die Seen in der Umgebung von Rotorua waren unser nächstes Ziel. Aufgrund des sommerlich warmen Wetters war jedoch am Lake Tikitapu (Blue Lake) und am Aussichtspunkt auf den Lake Rotokakahi (Green Lake) so viel Betrieb, das bereits alle Parkplätze belegt waren und wir uns mit einem Blick aus dem Auto begnügen mussten. Von der Strasse bot sich dann aber noch die Möglichkeit den Lake Tarawera mit dem gleichnamigen Vulkan im Hintergrund zu überblicken. Anschließend machten wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich, nachdem wir einen neuen Platz bekommen hatten, da man unseren bisherigen versehentlich doppelt vergeben hatte. Seit langer Zeit beendet heute einmal wieder der Wecker unseren Schlaf, denn wir hatten uns für viel vorgenommen. Der Tag stand ganz im Zeichen der Geothermischen Attraktionen im Einzugsgebiet von Rotorua. Wir begannen mit dem Thermalgebiet von Waiotapu , etwa 30 km südlich. Das 18 km² große Gelände von Waiotapu wird von der Werbung mit „Thermal Wonderland“ und „NZ´s most colourful thermal Area“ umschrieben. Tatsächlich ist hier die Bandbreite der geologischen Attraktionen besonders groß und die Farbenvielfalt derselben berühmt. Der Lady Knox Geysir ist eine der Hauptattraktion dieses Gebietes. Täglich um 10:15 Uhr wird er von einem Parkangestellten mit Seifenpulver zum Ausbruch gebracht. Die heißen Fontänen schießen dann bis zu 21 m in die Höhe. Zu den weiteren Attraktionen gehören die „Artist´s Palette“, eine Ansammlung von bunt schillernden heißen und kalten Geysiren, blubbernden Schlammlöchern und zischenden Dampfspalten und der Champagnerpool, die größte heiße Quelle von Waiotapu. Er hat einen Durchmesser von 60 m und die Wassertemperatur liegt bei 74° C, wobei die aufsteigenden, namensgebenden Perlen allerdings durch Kohlendioxid entstehen. Etwas außerhalb liegen die Mud Pools, Teiche voller kochendem und blubberndem Schlamm. Auf dem Rückweg nach Rotorua machten wir einen Abstecher in das Waimangu Volcanic Valley . Erschaffen durch den Ausbruch des Tarawera am 10. Juni 1886 ist das hydrothermale System von Waimangu das einzige der Welt, das unverändert erhalten ist. Der Weg durch das knapp 4 km lange Tal führt durch eine üppige Vegetation an einer Reihe Geothermischer Attraktionen vorbei. Der 38.000 m² große „Frying Pan Lake“ gilt als die größte Heißwasserquelle der Welt. Am Ende des Weges liegt Lake Rotomahana am Fuße des Mt. Tarawera. Wir begannen unseren Besuch von Waimangu mit einer Bootstour auf dem See, die uns am zerklüfteten Ufer voller Krater, dampfender Spalten und Geysire entlang führte. Auf unserer etwa 1 ½ -stündigen Wanderung vom Bootsanleger zurück zum Besucherzentrum hat uns neben den vielen kleinen heißen Quellen und Fumarolen besonders der Inferno Krater, ein ungewöhnlich trübblauer Kratersee gefallen. Zurück in Rotorua wollten wir uns bei Sizzler mit einem leckeren Salatbuffet stärken, doch anders als in Nordamerika gibt es hier das Salatbuffet nur als Beilage und nicht als Hauptgang. So ergänzten wir unseren Salat durch ein Steak und fuhren dann zum Campingplatz zurück. Wir hatten den Campingplatz für eine weitere Nacht gebucht, um uns noch einige Dinge in Rotorua selbst anzusehen. In der Nacht bekam ich jedoch Schüttelfrost und Fieber und habe kaum geschlafen. Dementsprechend war dann meine Verfassung am Morgen. So machte Geli sich allein per Fahrrad auf den Weg und hat einige Sachen eingekauft während ich mich ein bisschen hingelegt und etwas geschlafen habe. Am frühen Nachmittag war ich soweit wieder hergestellt, dass wir beschlossen, uns den neuen James Bond Film „Die Another Day“ anzusehen. Der Film hat uns auch sehr gut gefallen nur die Klimaanlage des Kinos war so eingestellt, dass wir bei den in Island spielenden Filmszenen glaubten live dabei zu sein. Völlig durchgefroren haben wir uns nach dem Film erst einmal in der Sonne aufgewärmt. Bei weiteren Kinobesuchen werden wir lange Hosen anziehen und eine Jacke mitnehmen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz unternahmen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad. Am Abend wurde mein Fieber wieder etwas schlimmer aber aufgrund des Schlafmangels der letzten Nacht konnte ich trotzdem gut schlafen. Am nächsten Morgen war ich wieder ausgeschlafen und einigermaßen fit, so dass wir unsere Reise fortsetzen konnten. Bevor wir Rotorua verließen fuhren wir noch einmal ins Zentrum, wo wir uns die Ausstellungen im Rotorua Museum Of Art and History ansehen wollten. Das 1908 erbaute Bath House, in dem sich das Museum befindet, ist eine fast schon schlossartige Anlage und vermittelt ein Gefühl für den mondänen Lebensstil nach der Jahrhundertwende. Auch die umgebenden Government Gardens mit den penibel gepflegten Rasenflächen, auf denen Kricket und Rasenbowling gespielt wird passen in dieses Bild. Das Museum zeigt Kunst- und Alltagsgegenstände des in Rotorua ansässigen Arawa Stammes der Maori. Die Geschichte des original renovierten Bath House wird in der Abteilung „Taking the Cure“ gezeigt. Die historischen, mythologischen und geologischen Highlights von Rotorua werden in einem 15-minütigen film eindrucksvoll dramatisiert. Den Höhepunkt stellt die filmische Animation des Ausbruchs des Vulkans Tarawera von 1886 dar, bei der die Erschütterungen der Eruption auf das Gestühl im Zuschauerraum übertragen werden. Dank der kostenlosen Führung, der wir uns angeschlossen hatten, erfuhren noch mehr, als es uns auf eigene Faust in der gleichen Zeit möglich gewesen wäre. Mit einem Besuch der Blue Baths, des Freibades aus dem Jahre 1933 beendeten wir dann unseren fast fünftägigen Aufenthalt in Rotorua. Für ein Touristenzentrum hat Rotorua es erstaunlich gut geschafft sich seinen natürlichen Charme zu erhalten und wirkt dadurch in keiner Weise künstlich. Auf dem Highway 5 verließen wir die Stadt in nordwestlicher Richtung. In Cambridge sahen wir uns den in einer Kirche von 1898 untergebrachten Country Store an, in dem Kunsthandwerk der Region angeboten wird. In Hamilton füllten wir unsere Vorräte auf und erreichten dann über den Highway 23 Raglan , einen kleinen Ort an der Westküste. Aufgrund der sehr guten Wassersportbedingungen ist das beschauliche Städtchen am fjordähnlichen Raglan Harbour in den Sommermonaten ein beliebtes Ziel. Auf einer dem Ort Vorgelagerten Halbinsel fanden wir einen Stellplatz auf dem Raglan Kopua Holiday Park. WestküsteAuf der Wainui Road, einer malerischen Küstenstrasse, fuhren wir von Raglan vorbei am Ngarunui Beach bis zur Manu Bay, einem angeblich weltberühmten Surfstrand. Wir setzten unsere Fahrt in Richtung Kawhia, dann jedoch im Landesinneren fort und erreichten südlich von Te Mata die Bridal Veil Falls . Nach einem 10-minütigen Spaziergang durch dichte Regenwaldvegetation standen wir an der Fallkante der 55 m hohen Fälle. In weiteren 10 Minuten erreichten wir die Basis des sich in einem einzigen Strahl aus einer engen Spalte in ein tiefes Felsenbassin ergießenden Bridal Veil Falls. In Kawhia , das sehr schön am weit verzweigten Kawhia Harbour liegt, machten wir eine kurze Mittagspause. Wir setzen unsere Fahrt in Richtung Te Anga auf einer schmalen Nebenstraße fort, die immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den Kawhia Harbour bot. Von Te Anga fuhren wir weiter Richtung Waitomo Caves, unserem heutigen Etappenziel. Nach wenigen Kilometern erreichten wir den Parkplatz der Marokopa Falls . Über einen kurzen Track kamen wir zu einer Aussichtsplattform, die den Blick auf diese beeindruckenden Wasserfälle freigab. Die 36 m hohen und breit ausgelegten Marokopa Falls waren für uns die bisher schönsten neuseeländischen Wasserfälle. Nach weiteren 6 km führte uns ein kurzer Spaziergang in die Mangapohue Natural Bridge Scenic Reserve . Bei dieser Brücke handelt es sich eigentlich um eine größtenteils eingestürzte Höhle. Die Akustik schien uns hier so gut zu sein, dass Geli noch einmal zum Auto zurückgegangen ist, um mir das Didgeridoo zu holen. Mein kurzes Konzert fand wohl auch Gefallen bei den anderen Besuchern. Mit dem Waitomo Top 10 Holiday Park fanden wir einen sehr schönen Platz zum Übernachten in unmittelbarer Nähe der Waitomo Caves . Die Kalksteinhöhlen von Waitomo bilden ein verzweigtes, 45 km langes System unterirdischer Grotten, die alle mit dem Waitomo River verbunden sind. Die Übersetzung des Maorinamens „Waitomo“ ist eine exakte Erklärung dafür, wieso in dieser Gegend so viele und so großartige Höhlensysteme entstehen konnten: „Wasser, das durch ein Loch fließt“. Es waren nämlich Wasserläufe, die den hier vorherrschenden Kalkstein ausgewaschen und ausgehöhlt haben, ein Gängesystem schufen, das mit seinen mehreren Etagen und natürlichen Felsbrücken beeindruckend ist und die heute noch als unterirdische Bäche ihre Arbeit am Grund des Systems fortsetzen. Das durch den Kalkstein tröpfelnde Wasser ergänzt das Wunderwerk, in dem es in tausenden von Jahren unzählige bizarre Stalaktiten und Stalagmiten schuf. Im Höhlensystem von Waitomo nimmt die Glowworm Cave aufgrund ihrer Namensgebenden Bewohner eine besondere Stellung ein. Seit über 100 Jahren zieht die Glühwürmchengrotte von Waitomo Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt an. Einem kleinen, leuchtenden Insekt ist es gelungen, Menschen unterschiedlichster Herkunft, ob jung oder alt, in seinen Bann zu schlagen. Die geführte Tour durch die drei Ebenen dieser Höhle, darunter der sog. Festsaal und die Kathedrale, endet mit einer Bootsfahrt durch die magische Glühwürmchengrotte. Wenn der Führer das Boot mittels Stahlseilen durch die Dunkelheit zieht, bieten abertausende von Glühwürmchen einen Anblick, der an den nächtlichen Sternenhimmel erinnert, diesen in seiner Schönheit aber noch übertrifft. Nach der Bootsfahrt verlässt man die Höhle durch ein Felsentor und ist auf einmal in der nicht weniger beeindruckenden Welt des grünen Urwaldes. Wir beendeten unseren Besuch in Waitomo mit einer kurzen Wanderung zur Ruakuri Natural Bridge. Der Track ist sehr schön angelegt, führt durch die üppige Vegetation, an und zum Teil durch eingestürzte Höhlen und über eine Hängebrücke über den Waitomo River. Der Tipp im Reiseführer, eine möglichst frühe Tour durch die Höhlen zu wählen war goldrichtig. Gegen 11:00 Uhr zählten wir bereits 10 Reisebusse auf dem Parkplatz und weitere kamen uns noch auf der Strasse entgegen als wir weiterfuhren. Nach einem Tankstopp in Te Kuiti folgten wir dem Highway 3 mit dem Ziel Mt. Taranaki Nationalpark. Durch die sehr schöne Awakino Gorge erreichten wir den gleichnamigen Ort und die Küste der Tasmansee. In Mokau stärkten wir uns mit einem leckeren Eis und erreichten schließlich über Inglewood das Visitor Center des Nationalparks in North Egmont. Der 2.518 m hohe Mt. Taranaki ist wahrscheinlich das Ergebnis eines gewaltigen Vulkanausbruchs vor über 70.000 Jahren. Der heilige Berg der Maori brach zuletzt im Jahre 1775 aus. Mit seiner typisch vulkanischen Kegelform ist er das Wahrzeichen der Westküste. Den Legenden der Maori zufolge stand der Mt. Taranaki einst in unmittelbarer Nachbarschaft der Vulkane Tongariro, Ruapehu und Ngauruhue im Zentrum der Nordinsel. Diese 4 Giganten kämpften um die Gunst von Pihanga, einer jungen und hübschen Vulkanin. Taranaki verlor den Kampf gegen Tongariro und floh bei Nacht in Richtung Westen. Seinem Weg folgt heute der Fluss Whanganui, dessen Bett er schuf und mit seinen Tränen füllte. Bei Sonnenaufgang erreichte er die Küste, schlief vor Erschöpfung ein und fand hier sein einsames Exil. Noch heute versteckt er sein Gesicht oft hinter einer Wolke aus Tränen. Wir sahen uns im Visitor Center eine Multimediashow zur Entstehungsgeschichte des Mt. Taranaki an und konnten von der Zufahrtstraße den Anblick diese imposanten Berges genießen. In New Plymouth fanden wir auf dem Belt Road Holiday Park einen sehr schönen Stellplatz mit Blick auf den Hafen. Den Vormittag verbrachten wir in New Plymouth damit ein paar Sachen einzukaufen und in einem Internet Cafe E-Mails zu lesen und zu beantworten sowie unsere Konten abzugleichen. Am schönen Strand von Oakura , nur 15 Kilometer westlich von New Plymouth, machten wir eine kleine Mittagspause. Von Pungarehu aus folgten wir der Ausschilderung zum Cape Egmont , dem westlichsten Punkt der Taranaki-Halbinsel. Hier steht ein 20 m hoher, weißer Leuchtturm, der ursprünglich auf Mana Island, nördlich von Wellington beheimatet war. Seit 1881 steht er hier am Cape Egmont und sendet alle 8 Sekunden einen bis zu 35 km weit sichtbaren Lichtstrahl auf die Tasmansee. Der Strand von Opunake in der geschützten Middleton Bay gilt als der schönste und sicherste von ganz Taranaki. Dementsprechend voll war es auch auf dem direkt am Strand gelegenen Campingplatz, auf dem wir einen der letzten freien Plätze bekamen. Mit einem Glas Wein in der Hand und dem Didgeridoo unter dem Arm gingen wir zum Sonnenuntergang an den Strand und verbrachten eine Stunde damit dem Farbspiel des Himmels zuzusehen. Das ist besser als jedes Fernsehprogramm! Mit einem herrlich erfrischenden Bad in der Middleton Bay, gekrönt durch einen herrlichen Blick auf den Mt. Taranaki, begannen wir den nächsten Tag. Auf dem küstennahen Highway 45, der auch Surf Highway genannt wird, fuhren wir weiter bis nach Hawera , den Mt. Taranaki immer im Blick. Auf Empfehlung eines Campers, den wir in Raglan getroffen hatten, besuchten wir das in einer alten Käserei untergebrachte, private Tawhiti Museum. Jahrelang hat Nigel Ogle alles gesammelt, was ihm zum Thema Geschichte der Taranaki-Halbinsel unter die Finger kam. Seine Sammlung wurde immer größer und 1975 verwirklichte er sich seinen Traum, indem er die ehemalige Tawhiti Cheese Factory aufkaufte und zu seinem persönlichen Museum umbaute. Heute gilt sein Werk als das beste Privatmuseum Neuseelands. Es erzählt die Geschichte der Region in Form von zahlreichen lebensgroßen Darstellungen und unzähligen maßstabgetreuen und liebevoll aufgebauten Dioramen. Die Figuren stellt Nigel alle selbst her bzw. bearbeitet sie so, dass sie in das Gesamtwerk hineinpassen. Damit ist praktisch um die gesammelten Exponate herum ein eigenes Kunstwerk entstanden. Wir beendeten diesen wirklich lohnenden Museumsbesuch mit einem Stück hausgemachtem Kuchen aus dem Museumscafe. Über Eltham erreichten wir noch einmal den Mt. Taranaki National Park . Wir sahen uns die Ausstellung im Dawson Falls Display Centre an und genossen den herrlichen Blick auf den direkt über uns thronenden Berggipfel. Ein kurzer Weg brachte uns zu einem Aussichtspunkt auf die Dawson Falls, die sich über einen ehemaligen Lavastrom 18 m in die Tiefe stürzen. In Stratford , östlich des Mt.Taranaki fanden wir auf einem Holiday Park ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Das Didgeridoo war wieder einmal das beste Kommunikationsmittel: Kaum hatte ich angefangen zu spielen, kam einer unser Nachbarn und wir haben uns fast eine Stunde lang unterhalten. Er kommt aus Israel und will in vier Monaten durch Neuseeland radeln. Es ist schon sehr interessant, wen man unterwegs so alles trifft. Vor ein paar Tagen hatte mich, beim Didgeridoo spielen auf einem Parkplatz eine Familie mit 4 Kindern angesprochen und ein bisschen zugehört. Sie betreiben eine Dairy Farm auf der Taranaki-Halbinsel und haben uns eingeladen einmal vorbei zu kommen. Vielleicht kommen wir auf das Angebot noch zurück. ZentralplateauDer abseits der gängigen Touristenströme gelegene und wenig befahrene Highway 43 verbindet Stratford und Taumarunui miteinander. An dieser Strecke liegen viele historisch interessante Plätze sowohl der Maori als auch der europäischen Einwanderer. Aufgrund dieser geschichtlichen Bedeutung, wohl aber auch wegen der geringen Beachtung, die diesem Gebiet geschenkt wird, trägt der Highway 43 den Beinamen „Forgotten World Highway“. Das Wetter war etwas trübe, als wir uns auf den Weg in die „vergessene Welt“ machten. Ein Aussichtspunkt auf dem Strathmore Saddle bot zwar einen schönen Blick über die typisch grünen Hügel Neuseelands, vom Mt. Taranaki oder den Gipfeln des Tongariro National Parks war jedoch aufgrund des Wetters nichts zu sehen. Die kleinen Orte entlang der Strecke scheinen zum Teil wirklich von der Zeit vergessen worden zu sein, sie sehen wahrscheinlich noch immer so aus wie bei ihrer Gründung. Landschaftlicher Höhepunkt der Strecke ist die Fahrt auf dem nicht asphaltierten Abschnitt durch die Tangarakau Gorge am Ufer des Wanganui River entlang. Die weiteren Aussichtspunkte der Strecke, die spektakuläre Ausblicke auf die Vulkane des Tongariro National Parks versprachen ließen wir links liegen, da es inzwischen angefangen hatte zu regnen und die Sicht dementsprechend schlecht war. Für uns war es seit mehreren Wochen der erste Regen und so nahmen wir es nicht ganz so tragisch. In Taumaranui endet der „Forgotten World Highway“ und wir fuhren über den Highway 41 weiter. Der Regen wurde immer stärker und die Sicht immer schlechter, so dass wir uns in Turangi entschlossen, nicht in den Tongariro National Park zu fahren sondern nach Taupo weiter zu fahren. Der Highway 1 führte uns am Ostufer des Lake Taupo, des größten Sees Neuseelands, der im Jahre 186 bei einem gewaltigen Vulkanausbruch entstanden ist, entlang. Feiner weißer Sandstrand und felsige Buchten umsäumen den 619 km² großen See am Fuße der Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu. Von dieser Szenerie war jedoch aufgrund des Wetters fast nichts zu sehen. Das erinnerte uns doch sehr an unseren ersten Aufenthalt in Neuseeland vor 10 Jahren, als wir bei ähnlichen Wetterverhältnissen in dieser Region unterwegs waren. Wir beschlossen in Taupo ins Kino zu gehen und uns den Film „Catch me if you can“ mit Tom Hanks und Leonardo DiCaprio anzusehen. Wir hatten eine Vorschau gesehen und die wahre Geschichte um den jungen amerikanischen Scheckbetrüger Frank Abagnale gefiel uns. Bei dem Wetter hatten natürlich auch noch andere die Idee ins Kino zu gehen, so dass es für die Nachmittagsvorstellung keine Möglichkeit mehr gab. Nachdem wir uns bei der großen neuseeländischen Kette Dick Smith Electronics einen kleinen HP-Drucker gekauft hatten, den wir uns schon in New Plymouth angesehen hatten und mit dem wir unsere digitalen Bilder direkt von der Speicherkarte ausdrucken können, suchten wir uns einen Stellplatz auf dem stadtnahen Taupo Motor Camp. Zu Fuß gingen wir nach dem Abendessen in Stadt und konnten uns die Abendvorstellung des wirklich sehenswerten Films ansehen. Ein schöner Abschluss dieses trüben Tages. Auch am nächsten Morgen sah das Wetter noch nicht wesentlich besser aus, aber immerhin regnete es nicht mehr durchgehend. Wir schlenderten durch Taupo, sahen uns einige Galerien an und kauften ein paar Dinge ein. Gegen Mittag fuhren wir zu den nur wenige Kilometer nördlich der Stadt gelegenen Huka Falls . Es handelt sich hier mehr um Stromschnellen als um einen Wasserfall: der Waikato River wird in einer 229 m langen Kluft bis auf 15 m Breite zusammengepresst und stürzt dann über eine 11 m hohe Stufe in ein tiefes, fast rundes Becken. In der Maori-Sprache bedeutet „Huka“ „schäumend“ und genau das trifft den Eindruck, den man von den Aussichtspunkten auf beiden Ufern des Flusses hat.Auf dem Rückweg in die Stadt fuhren wir ein Stück am Ufer des Lake Taupo entlang, wo die netten Villen der gut betuchten Einwohner stehen und einen schönen Blick über die Bucht auf die Vulkane genießen können, wenn das Wetter es zulässt. Wir entschlossen uns, noch eine weitere Nacht in Taupo zu bleiben und die weitere Entwicklung des Wetters abzuwarten. Bei guten Wetter geht es wie geplant weiter in den Tongariro National Park, bleibt das Wetter jedoch schlecht, werden wir unsere Reise an der Ostküste fortsetzen und später noch einmal hierher zurückkehren. Es st schon eine großes Plus, wenn man die Zeit hat und so dem Wetter nicht so gnadenlos ausgeliefert ist. In dem sehr schönen All Seasons Holiday Park, der auch über einen Thermalpool verfügt, fanden wir eine Bleibe. Das Wetter hatte sich zwar gebessert, sogar die Sonne lachte wieder vom Himmel, aber dennoch versperrten Tiefhängende Wolken den Blick auf die Gipfel des Tongariro National Parks. So beschlossen wir zunächst einen Abstecher an die Ostküste zu machen und dann noch einmal zurückzukehren. Auf dem Highway 5 kletterten wir an den Hängen des Mount Tahara hinauf und fuhren am Rand des Kaingaroa Forest, dem größten angelegten Wald der Welt vorbei. Besonders schön ist der Streckenabschnitt, der dem Flusslauf des Waipunga folgt. Durch die Maungaharuru Range geht es hinunter in das Esk-Tal, dass uns bis an die Hawkes Bay führte. Napier , die elegante Stadt am Rand des Pazifischen Ozeans, verdankt ihr heutiges Aussehen einem Erdbeben des Jahres 1931, durch das fast die gesamte Stadt zerstört wurde. Im damals aktuellen Art-deco-Stil wurde Napier wieder aufgebaut und gilt heute als eine Hochburg dieses Baustils. Wir verschafften und zunächst vom nördlich der Innenstadt gelegenen Bluff Hill einen Überblick, ehe wir durch die schönen Strassen schlenderten. An der Hawkes Bay entlang fuhren wir in südlicher Richtung weiter. In der Nähe von Havelock North schnaufte sich unser Roadrunner auf den 399 m Te Mata Peak hinauf. Belohnt wurden wir dafür mit einem grandiosen Blick auf die Hawkes Bay. Auf dem Rückweg nahm ich für den ersten Streckenabschnitt das Mountainbike, um einmal live das auch von vielen Veranstaltern in Neuseeland angebotene Downhill-Biking zu erleben. Es hat schon sehr viel Spaß gemacht ohne jede Anstrengung den Berg hinunter zu sausen ohne dafür die Strapaze des Anstiegs in Kauf nehmen zu müssen. Geli hat mich dann wieder eingesammelt und wir setzten unseren Weg in Richtung Cape Kidnappers fort. Eine Maori-Legende besagt, dass das Cape Kidnappers den Angelhaken darstellt, mit dem der legendäre Maori Maui einst die Nordinsel aus dem Meer gezogen hat. Seinen Namen verdankt das Kap James Cook, der es so benannte als hier einige Maori versuchten ein Besatzungsmitglied der Endeavour zu entführen. Heute ziehen Zehntausende von Australtölpeln in ihrer – neben Muriwai nördlich von Auckland – einzigen Festlandskolonie der Welt die Besucher in ihren Bann. Wir fuhren bis Clifton , wo die Strasse endet und wir direkt am Strand einen schönen Stellplatz im örtlichen Motor Camp bekamen. Von hier aus sind es noch etwa 8 km bis zur Kolonie der Tölpel, die nur bei Ebbe zurückgelegt werden können. Da mir 16 km Fußmarsch am steinigen Strand eindeutig zuviel ist, müssten wir uns einer Tour anschließen, die die Kolonie mit Traktoren oder Spezialbussen erreicht. Da das eine ziemliche Massenveranstaltung ist, wie wir heute bei der Rückkehr der Gefährte feststellen konnten und aufgrund der Gezeiten diese Tour auch erst morgen um 17:00 Uhr beginnen kann, sind wir noch nicht sicher, ob wir das mitmachen werden. Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre und wir konnten, wie schon so oft in den letzten Wochen, wieder draußen frühstücken. Wir beschlossen einen weiteren Tag hier zu bleiben und den Tölpeln doch noch einen Besuch abzustatten. Im Office des Camps habe ich eine weitere Nacht gebucht und uns Plätze auf den von einem Traktor gezogenen Anhänger reserviert, der uns am Strand entlang zur Gannet-Kolonie bringen soll. So hatten wir bis zur Abfahrt um 17:00 Uhr Zeit uns einen gemütlichen Tag zu machen. Zunächst fuhren wir mit den Rädern an der Küstenstrasse entlang in die nächsten Orte Te Awanga und Haumoana . Vorbei an Weinfeldern und verschiedenen Winzereien radelten wir am türkisgrünen Pazifik entlang. Nach gut 16 km waren wir wieder auf dem Platz, haben gelesen, Didgeridoo gespielt und Geli hat gemalt. Direkt von unserem Stellplatz aus konnten wir auf den offenen Anhänger aufsteigen, der uns dann bis zum Fuß der Klippen des Cape Kidnappers brachte. Der Name des Unternehmens „Gannet Beach Adventure“ entpuppte sich als richtig gewählt. Die Fahrt entlang der Klippen musste zum Teil auch durch das Wasser erfolgen, da einfach nicht genug Platz für die Durchfahrt vorhanden war. Es war zwar etwas holprig aber noch im Rahmen des Vertretbaren. Zweimal hat der Traktor sich festgefahren und war einmal nur durch einen zweiten wieder freizubekommen. So dauerte die Anfahrt wohl etwas länger als geplant und am Kap blieben uns nur 75 Minuten. Ein steiler Aufstieg auf die Klippen ermöglichte es uns dann sehr nahe an die Australtölpel heranzukommen. Ähnlich wie in Muriwai ist auch hier die Zahl der Tölpel ansteigend, so dass sie ihre Nistplätze immer weiter in Landesinnere verlegen müssen. Absperrungen verhindern, dass die Menschen den Tieren zu nahe kommen und eventuell das Brutverhalten beeinflussen. Aber auch so kommt man erstaunlich nah an diese wunderschönen Vögel heran, die sich scheinbar durch die Menschen überhaupt nicht stören lassen. Leider war die Zeit, die wir direkt bei den Tölpeln verbringen konnten etwas knapp, aber wir waren dennoch froh, dass wir nicht versucht hatten das Kap zu Fuß zu erreichen. Im letzten Winter sind wohl weite Teile des Strandes weggespült worden, so dass es nicht mehr möglich ist, trockenen Fußes zu den Tölpeln zu gelangen. Ein ganzes Stück muss man durch das zum Teil recht tiefe Wasser waten. Außerdem erscheint uns das durch die Gezeiten vorgegebene Zeitfenster etwas knapp für einen derartigen Marsch. Nach gut 4 Stunden waren wir wieder auf dem Campingplatz und der Ausflug zu den Gannets hat sich trotz der knappen Zeit vor Ort gelohnt. Die Tour auf dem Traktorhänger war sehr locker aber dennoch informativ, es hat einfach Spaß gemacht. Am nächsten Tag war es recht frisch und ungemütlich mit zeitweiligem Regen, so dass wir zunächst nach Hastings fuhren, um unsere Vorräte aufzufüllen und in einem Internet-Cafe unsere Mailbox abzufragen. Von Hastings fuhren wir an die Strände südlich des Cape Kidnappers, die zwar etwas umständlich zu erreichen aber dennoch bei Surfern und Schwimmern gleichermaßen beliebt sind. Unseren Plan von Waimarama ein Stück am Strand entlang zu wandern, um zu einer Stelle zu gelangen, an der runde Steine ähnlich den Moeraki Bouldern auf der Südinsel zu finden sind, mussten wir aufgrund des hohen Wasserstandes aufgeben. Auf die einsetzende Ebbe zu warten hatten wir jedoch keine Lust. Wir wanderten stattdessen ein kleines Stück am Strand von Ocean Beach , wenige Kilometer nördlich von Waimarama, entlang und fuhren dann wieder nach Hastings zurück, da es an den Stränden keine Übernachtungsmöglichkeit gab. Auf dem Rückweg stoppten wir am Arataki Honey Shop und probierten und kauften leckeren neuseeländischen Honig direkt vom Erzeuger. Der Holiday Park von Hastings wurde dann unsere Bleibe für die Nacht. Einem alten Maori Track folgend, der heute als teilweise noch unbefestigte Strasse ausgebaut ist, verließen wir die Hawkes Bay. Die Strasse führte uns durch die größtenteils unzugänglichen Kaweka und Ruahine Ranges von Fernhill in der Nähe von Hastings bis nach Taihape am Highway 1. Diese Strecke abseits der gängigen Touristenrouten ist landschaftlich sehr reizvoll und auch auf den nicht asphaltierten Abschnitten sehr gut befahrbar, man kommt allerdings nur langsam voran. Von Taihape aus folgten wir dem Highway 1 in nördlicher Richtung. Östlich des Tongariro National Parks führt der Highway durch die Rangipo Desert und bietet schöne Ausblicke auf die Gipfel des Nationalparks. Leider war es heute noch nicht so wolkenlos wie wir es uns erhofft hatten, aber dennoch sind der Mt. Ruapehu, der Mt. Ngauruhoe und der Namensgebende Mt. Tongariro sehr imposant. Über die Highways 46, 47 und 48 erreichten wir Whakapapa , das touristischen Zentrum des Nationalparks auf über 1.100 m Höhe. Wir reservierten uns für die nächsten beiden Nächte einen Stellplatz auf dem Holiday Park und verschafften uns im Visitor Centre einen ersten Überblick über den Tongariro National Park . Tongariro National ParkEiner Maori-Legende zufolge entstanden die Vulkane durch den Hilferuf eines Hohepriester, der bei einer Wanderung auf dem Ngauruhoe von einem Schneesturm überrascht wurde und seine Götter um lebensrettende Wärme bat. Sie schickten diese Wärme auf unterirdischem Wege von Hawaiiki hierher, wo sie in Form von Vulkanismus an die Oberfläche kam. Der Hohepriester war gerettet und die Geothermische Energie hatte Neuseeland erreicht. Für die westlichen Wissenschaftler beruht die Geothermische Aktivität Neuseelands auf der Tatsache, das das Land an der Stelle liegt wo die pazifische, die indoaustralische und die antarktische Kontinentalplatte aufeinander treffen. Einem weitsichtigen Maori-Häuptling, der durch die zunehmende Besiedlung seines Landes durch weiße Einwanderer um die Zukunft der für sein Volk heiligen Berge bangte, ist es zu verdanken, dass das Gebiet als erster Nationalparks Neuseelands unter Schutz gestellt wurde. Im Jahr 1887 schenkte er das Gebiet dem neuseeländischen Volk bzw. der Regierung, die es dann unter Schutz stellte. Heute ist der Park sowohl aufgrund seiner kulturellen Bedeutung als auch wegen der einmaligen Natur auf der Unesco-Liste „Erbe der Menschheit“ eingetragen. Wir spazierten nach dem Abendessen noch einmal ein Stück die Strasse entlang, um einen Blick auf das 1929 fertig gestellte Luxushotel The Grand Chateau vor der Kulisse des 2.797 m hohen Mt. Ruapehu zu werfen. Aufgrund der Höhenlage ist es hier auch empfindlich kalt und in der Nacht müssen wir wohl sogar mit Frost rechnen. Zum Glück hat unser Auto eine gut funktionierende Heizung, so dass wir nicht frieren müssen. Der Frost ist uns zwar erspart geblieben, aber es waren nur 2° C als wir aufgestanden sind. Dafür begrüßte uns der Tag mit strahlendem Wetter und fast wolkenlosem Himmel, so wie wir es uns gewünscht hatten. Wir fuhren den Highway 48 weiter an den Hängen des Mt. Ruapehu hinauf bis zu ihrem Ende in der Whakapapa Ski Area. Zwei Sessellifte brachten uns hoch hinauf an die Nordflanke des Mt. Ruapehu, dem höchsten Berg der Nordinsel. Von der Bergstation wanderten wir noch ein Stück weiter hinauf, bis die teilweise vereisten Schneefelder ein weiteres Fortkommen erschwerten. Auf der Rückfahrt hatten wir vom Sessellift einen schönen Blick auf den 2.287 m hohen Mt. Ngauruhoe. Ein kurzer Spaziergang von der Talstation führte uns zu einer Klippe, über deren Rand wir den Mt. Ngauruhoe, seinen kleinen Nachbarn Mt. Pukekaikiore (1.692 m) und den Mt. Tongariro (1.967 m) überblicken konnten. Wir fuhren dann bis zur Einmündung des Highway 48 in den Highway 47 zurück und buchten bei Mountain Air einen Rundflug über den Tongariro National Park. Im Mittelpunkt des Parks stehen die drei aktiven Vulkane Ngauruhoe, Ruapehu und Tongariro. Ältester und kleinster der drei Vulkane ist Mt. Tongariro, der vermutlich vor 1.5 bis 2 Millionen Jahren entstand. Seine 12 Nebenkrater, sogenannte Parasitärkrater, sind heute z. T. von giftgrünen Kraterseen gefüllt. An seiner Nordseite liegen die heißen Thermalquellen Ketetahi, denen die Maori eine heilende Wirkung zusprechen. Zusammen mit dem 1929 zum letzten Mal ausgebrochenen Red Crater zeugen sie davon, dass dieses nördliche Gebiet keinesfalls zur Ruhe gekommen ist. Jüngster und aktivster Vulkangipfel ist Mt. Ngauruhoe. Er entstand vermutlich erst vor 2.500 Jahren. Aus seinem charakteristisch geformten Schichtkegel steigen häufig Rauch- und Aschewolken empor. Der letzte Lavaauswurf, der mehrere Monate andauerte, war 1954. Mit 2.797 m ist der immer schneebedeckte Mt. Ruapehu höchster Berg der Nordinsel. Seine drei Gipfel erstrecken sich über 3 km, und ein grauer dampfender See füllt das zentrale Kraterbecken. 1945 schleuderte der Vulkan Aschemassen in einem Umkreis von 90 km aus. Seine Aktivität dauerte damals ein Jahr. 9 Jahre später explodierte er ein weiteres Mal und schleuderte Gestein und Lava bis zu 300 m hoch. Im Herbst 1995 erwachte das „explodierende Loch“, wie der Maori-Name übersetzt lautet, erneut und stieß Dampf- und Aschewolken aus. Lavabrocken wurden bis zu 12 km hoch in die Luft geschleudert, woraufhin die Regierung die Alarmstufe 4 verhängte und Teile der Bevölkerung evakuierte. Der Rundflug, der eine gute halbe Stunde gedauert hat, führte uns über die Crater des Mt. Tongariro, die Ketetahi Hot Springs, den Blue Lake, die Emerald Lakes, den Mt. Ngauruhoe mit seiner kegelförmigen Spitze, den Upper und Lower Tama Lake und schließlich zum wahrlich krönenden Abschluss über die drei Gipfel des Mt. Ruapehu mit dem brodelnden und dampfenden See, der das zentrale Kraterbecken füllt. Auf dem Rückweg zum Campingplatz machten wir uns noch auf den kurzen Weg zu den Tawhai Falls, der direkt an der Strasse beginnt. Durch Südbuchenwald mit vereinzelten Alpinen Blatteiben kamen wir zu den Fällen, die sich über den Rand eines erkalteten Lavastroms ergießen. Wir waren überrascht, das die Fälle eindrucksvoller waren als wir es erwartet hatten, was vermutlich vom Schmelzwasser des Mt. Ruapehu herrührt, das den Wasserstrom anschwellen lässt. Ein weiteres Foto vom Grand Chateau mit dem wolkenlosen Ruapehu im Hintergrund bildete dann den Abschluss des Tages. Auf dem Campingplatz haben wir uns dann noch eine ganze Zeit mit einem Paar aus Bremen unterhalten, die uns heute Morgen angesprochen hatten. Sie waren schon drei Monate in Australien und bleiben jetzt vier Monate in Neuseeland. So konnten wir einige Reiseerfahrungen austauschen. Auch der nächste Tag war wieder wunderschön, mit Sonne und fast wolkenlosen Himmel. Für uns war dieser Tag noch aus einem anderen Grund etwas besonderes, wir sind heute seit genau 20 Jahren zusammen. Wir begannen unseren Jahrestag mit einer Wanderung auf dem Taranaki Falls Walk, einem 6 km langen Weg, der direkt im Whakapapa Village beginnt. Die Hauptattraktion dieses Weges ist natürlich der Taranaki Fall, der über den Rand eines 15.000 Jahre alten Lavastroms 20 m tief in einen Felsenumsäumten Pool stürzt. Unterhalb der Wasserfälle bietet sich am Weg immer wieder ein interessanter Ausblick in die ausgewaschene Schlucht des Wairere Stream. Außerdem eröffnet der Weg herrliche Aussichten auf den Mt. Ngauruhoe, Mt. Tongariro und Mt. Ruapehu. Mit Pausen und vielen Fotostopps benötigten wir für den Weg knapp 2½ Stunden. Wellington und der SüdenWir verließen den Tongariro National Park und folgten dann dem Highway 4 in südlicher Richtung bis nach Raetihi . Hier bogen wir auf die Whanganui River Road ab, eine kleine Nebenstrasse, die größtenteils dem Tal des Whanganui River folgt. Auf zunächst asphaltierter, bald aber nur noch geschotterter und immer schmaler werdender Strasse erreichten wir nach 28 km Pipiriki , wo die Strasse auf den Whanganui River trifft. Der kleine Ort ist das Zentrum des Whanganui National Parks, der die Schlucht des Whanganui Rivers inmitten der dschungelartigen Vegetation unter Schutz stellt. Von hier aus führt die River Road immer am Flussufer des 350 km langen Whanganui entlang, der damit der längste schiffbare Fluss Neuseelands ist. Immer wieder bieten sich wunderschöne Blicke in die Schlucht des Flusses und die Fahrt auf der engen und kurvenreichen Strecke ist zwar etwas anstrengend, entschädigt aber aufgrund der landschaftlichen Schönheit für die Mühe. Der etwa 40 km lange geschotterte Abschnitt ist zudem in einem sehr guten Zustand und lässt sich problemlos befahren. Im undurchdringlichen Busch, der direkt neben der Strasse beginnt, leben noch viele Kiwis und andere Tiere in ungestörter und unzerstörter Natur. Am Wegesrand liegen einige verlassene und manche mehrheitlich von Maori bewohnte kleine Ortschaften, alte Missionsstationen und Sägemühlen. Kurz vor Wanganui trifft die River Road wieder auf den Highway 4. In Wanganui , auf halbem Wege zwischen Wellington und New Plymouth gelegen und damit ein Zentrum der Westküste, fanden wir auf einem Campingplatz einen Stellplatz direkt am Ufer des Whanganui River. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten, schlenderten wir durch die Victoria Avenue, die Flaniermeile von Wanganui. Schöne alte Häuser, Gaslampen, schmiedeeiserne Bänke, Zierpalmen und aufgrund des jährlichen Blumenfestivals „Wanganui in Bloom“ hunderte von Blumenkörben schmücken die Fußgängerzone im Zentrum der Stadt. Am Ende der Victoria Avenue, auf der anderen Seite des Flusses, erhebt sich der Durie Hill. Ein historischer Aufzug aus dem Jahr 1919 im Berginneren überwindet die 66 m Höhenunterschied bis zum Gipfel in einer Minute. Ein Fußgängertunnel verbindet die Strasse mit dem Aufzug. Die 176 Stufen der Wendeltreppe innerhalb des 34 m hohen War Memorial Tower auf dem Durie Hill erfordern dagegen ein wenig Anstrengung. Oben angekommen belohnt einen das Panorama über die Stadt bis zur Tasmansee, zum Mt. Taranaki und zu den Gipfeln des Tongariro National Parks für die Mühe. Für das 1925 errichtete Mahnmal des Ersten Weltkrieges wurde Sandstein verwendet, der sehr viele versteinerte Muscheln enthält. Auf dem Highway 3 verließen wir Wanganui in südöstlicher Richtung. Hinter Palmerston North machten wir in der schönen Manawatu Gorge, einer engen Schlucht des gleichnamigen Flusses eine kurze Pause. In Woodville bogen wir auf den Highway 2 in Richtung Wellington ab. An dieser Strecke liegt, dreißig Kilometer nördlich von Masterton das vom Department of Conservation geführte Mount Bruce National Wildlife Centre . In einem Stück erhaltenen, ursprünglichen Regenwald befindet sich die weltweit größte Kollektion seltener und zum Teil vom Aussterben bedrohter neuseeländischer Vögel. Sattelstare, Stitchbirds, Kokakos, Kakariki, Kaka und Takahe leben in großen Volieren. Bei einem Spaziergang durch den Regenwald, den „Forty Mile Bush“, trifft man auf Baumfarne und Rimu-, Rata-, Hinau-, Tawa- und Kahikatea-Bäume. Auch der nachtaktive Kiwi, die Brückenechse (Tuatara) und Aale sind hier vertreten. In Masterton , dem Zentrum der ländlichen Wairarapa-Region fanden wir einen Stellplatz auf dem Mawley Park Motor Camp. Beim Einchecken war mir eine Broschüre von Castlepoint in die Hände gefallen, auf der ein Leuchtturm auf einer schönen Klippe zu sehen war. Wir beschlossen, den Abstecher von 65 km an den Strand von Castlepoint zu machen und uns diesen Leuchtturm anzusehen. Die kleine Nebenstrasse, die von Masterton an die Küste führt ist sogar durchgehend asphaltiert und führt durch das schöne von Schafen und Kühen beweidete grüne Hügelland, das so typisch für Neuseeland ist. Der kleine Ferienort Castlepoint verdankt seinen Namen James Cook, den der beeindruckende 162 m hohe Felsen an eine Burg erinnerte und dem er deshalb schon 1770 den Namen Castle Rock gab. Der 23 m hohe Leuchtturm von Castlepoint thront 52 m über dem Meer auf einer Klippe und schickt sein Licht 48 km weit auf den Pazifik hinaus. Er wurde in England gebaut und verrichtet seit 1913 an dieser Stelle seinen Dienst. Ein Vorgelagertes Riff verbindet die Klippen und schafft so eine geschützte Lagune, die sich hervorragend zum Schwimmen eignet. Bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Masterton machten, habe ich in der kleinen Kapelle „St. Peters by the Sea“, die direkt am Strand steht, noch ein paar Minuten Didgeridoo gespielt. Die Akustik war sehr gut, der ganze Raum war vom Klang des Didge erfüllt. Von Masterton aus folgten wir weiter dem Highway 2 in Richtung Wellington. In Carterton wollten wir uns die Paua Shell Factory ansehen, mussten uns aber mit dem Shop begnügen, da in der Fabrik am heutigen Samstag nicht gearbeitet wurde. In Greytown verließen wir den Highway und fuhren auf einer kleinen Nebenstrasse an die Palliser Bay, wo wir auf dem Lake Ferry Motor Camp einen Platz für die Nacht fanden. Der Platz liegt sehr schön am Lake Onoke, der eigentlich gar kein See ist sondern eine durch eine Landzunge von der Palliser Bay getrennte Lagune. Nach dem Abendessen unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang und zum Sonnenuntergang gingen wir an den Lake Onoke. In der Nacht war ein Sturm aufgekommen, der sich auch am Morgen noch nicht wieder gelegt hatte. Der Wind rüttelte und schüttelte an der Plane unseres Aufstelldaches und die Zelter hatten Probleme ihre Zelte abzubauen. Wir machten uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel, dem Cape Palliser , dem südlichsten Punkt der Nordinsel. Die knapp 40 km lange, zum Teil unbefestigte Strasse von Lake Ferry zum Kap ist landschaftlich sehr reizvoll. Eingezwängt zwischen dem Pazifik und den Hängen der Aorangi Range schlängelt sie sich in Richtung Süden. Die Küstenlandschaft ist sehr schön und der Kontrast zwischen dem türkisblauen Meer und den Grasbewachsenen Klippen erhöht noch den landschaftlichen Reiz. Über Ngawihi , eine von der Zeit vergessene kleine Fischersiedlung, deren Erscheinungsbild von den Bulldozern bestimmt wird, mit denen die Fischerboote zu Wasser gelassen werden, erreichten wir schließlich das Ende der Strasse unterhalb des rotweißen Leuchtturms. Das Cape Palliser Lighthouse steht auf Klippe in einer Höhe von 78 m über dem Meer. Der Turm ist 18 m hoch und sein Licht scheint bereist seit 1897 bis zu 48 km weit auf den Pazifik hinaus. Über eine steile Treppe aus 258 Stufen erklommen wir die Klippe und genossen die spektakuläre Aussicht vom Fuße des Turmes auf die Küste. Auf der Klippe war es so stürmisch, dass wir zeitweise Schwierigkeiten hatten uns auf den Beinen zu halten. Eine weitere Attraktion des Cape Palliser wartete an der Küste unterhalb der Klippen auf uns, die größte Robbenkolonie der Nordinsel. Die Tiere lagen verstreut in Felsen und ließen uns erstaunlich nahe herankommen. Auf einer Vorgelagerten Insel konnten wir dann sogar Jungtiere beobachten. Der Sturm nahm immer noch an Stärke zu und auf dem Meer wurden die Wellen und Schaumkronen immer gewaltiger. So gaben wir unseren Plan auf irgendwo am Kap zu übernachten und machten uns stattdessen auf den Weg nach Wellington. Über Featherston und einen über 500 m hohen Pass über die Rimutaka Range erreichten wir Lower Hutt , einen Vorort Wellingtons. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer bis zur neuseeländischen Hauptstadt und zum Fähranleger zur Südinsel. So reservierten wir den Stellplatz auf dem Hutt Park Holiday Park gleich für die nächsten drei Nächte, so dass uns für die Erkundung von Wellington genug Zeit bleibt. WellingtonWellington , die Hauptstadt Neuseelands hat, inklusive der Randgemeinden etwa 375.000 Einwohner. Sie liegt an der Südspitze der Nordinsel, an der stürmischen Cook Strait, was ihr den Spitznamen "Windy City" eingebracht hat. Vormals nur als Sitz des Parlaments und der staatlichen Verwaltung von Neuseeland bekannt, hat sich Wellington in den 1980er- und 1990er-Jahren zu einer lebendigen und ambitionierten Kulturmetropole entwickelt. Die an einer der schönsten Hafenbuchten der Welt gelegene Stadt ist vollen Kunst- und Kulturschätze. Das New Zealand Te Papa Tongarewa Museum, das Royal New Zealand Ballet, das New Zealand Symphony Orchestra, die New Zealand Opera und die New Zealand School of Dance sind hier zu Hause. Wellington ist die klassische kleine Hauptstadt: geschäftig und gewichtig und zugleich behaglich provinziell. Bereits in der frühesten Geschichte Neuseelands spielt die Bucht, an der heute die Hauptstadt des Landes liegt, eine wichtige Rolle: Als der mythologische Held Maui die neuseeländische Nordinsel als Fisch aus dem Meer holte, schnappte der Fisch mit dem Hafen von Wellington zu. Das „Maul des Fisches von Maui“ ist heute einer der schönsten Naturhäfen des Landes. Der gleiche Hafen ist auch sichere Zuflucht vor den Unwettern der Cook Strait, die ebenfalls mit der Maori-Mythologie verwoben sind: Wenn Tawhiri-Ma-Tea, der Gott des Windes und des Sturms, seine Schlachten mit den Göttern der Erde ausficht, ist es nicht verwunderlich, dass die Hauptstadt und die südliche Meeresstraße zu den stürmischsten Gebieten Neuseelands zählt. Zum Sturm kam in der Nacht auch noch leichter Sprühregen, so dass wir uns schon auf einen Tag im Museum eingerichtet haben. Unser erster Weg führte uns jedoch zum Fährterminal der Interislander Ferries, die die Nord- und Südinsel miteinander verbinden. Ohne Probleme bekamen wir eine Passage für Übermorgen. In der Innenstadt angekommen hatte sich das Wetter soweit beruhigt, dass wir statt des Museumsbesuches doch einen Spaziergang durch die Stadt machen konnten. Wir begannen am Civic Square, dem 1991/92 aus einer ehemaligen Geschäftstrasse entstandenen Herz der Wellingtoner Kulturszene. Der in warmen Erdfarben gepflasterte Platz überrascht mit einer Vielzahl großer Skulpturen und bietet Zugang zu verschiedenen öffentlichen Museen und Kulturinstitutionen. Die Stadtbibliothek, das Visitor Information Centre, das City Council Building, die City Galery und die Konzerthallen der Town Hall und des Michael Fowler Centre gruppieren sich um den Civic Square. Die Veranstaltung in der Cuba Street, von der wir im Radio gehört hatten, erfüllte nicht so ganz unsere Erwartungen, die Veranstaltungen waren mehr auf Kinder ausgerichtet. Nachdem wir ein Stück am Lambton Harbour spazieren gegangen waren und den Blick über das Hafenbecken auf die Skyline genossen hatten, machten wir uns mit dem Auto auf die Marine Drive Tour. Die Strasse entlang der Oriental Bay, in der auch der Hafen von Wellington liegt, führt über die Owhiro Bay hinaus zur Meerenge der Cook Strait. Die Strecke gehört ohne Zweifel mit zu den schönsten Küstenrouten Neuseelands. An wolkenlosen Tagen bieten sich immer wieder wunderschöne Ausblicke über die verschiedenen Buchten und aufziehende Stürme verleihen der Küste eine düstere Dramatik. Man kommt an malerischen Buchten mit geschützten Stränden vorbei, hin und wieder berührt man die Vorstädte Wellingtons, wo die Holzvillen an den steilen Hügeln ins Meer zu stürzen scheinen. Von der Owhiro Bay machten wir uns auf den Rückweg nach Lower Hutt und machten es uns auf dem Campingplatz gemütlich. Am nächsten Morgen war es so schön und warm, dass wir wieder einmal draußen frühstücken konnten. Wir begannen unseren „Wellington-Tag“ mit der steilen Auffahrt auf den 196 m hohen Mt. Victoria, der sich östlich der Innenstadt, oberhalb der Oriental Bay erhebt. Die Aussichtsplattform bietet den wohl schönsten Blick auf die Stadt, den Hafen und das Umland. In der Nähe des Civic Square fanden wir wieder einen Parkplatz und starteten auch unseren Rundgang auf dem von der schwebenden Farnkugel des Künstlers Neil Dawson beherrschten Platz. Über den Lambton Quay, die auch „The Golden Mile“ genannte Haupteinkaufsstrasse Wellingtons spazierten wir durch das Stadtzentrum. Der etwa einen Kilometer lange Boulevard ist von belebten Arkadengängen, Einkaufszentren und Fußgängerzonen gesäumt. Am Ende des Lambton Quay liegen die Parlamentsgebäude Neuseelands. Das Old Government Building ist das größte vollständig aus Holz erbaute Gebäude der südlichen Hemisphäre. Dabei sieht der 1876 fertig gestellte, prachtvolle Bau aus, als sei er aus Stein gebaut. Nach dem Auszug der letzten Regierungsstellen 1990 befand sich der Bau in einem bedauernswerten Zustand. Nach einer über fünfjährigen Renovierungszeit wurde das im alten Glanz erstrahlende Gebäude im Januar 1996 wiedereröffnet. Heute werden die Räumlichkeiten von der Victoria Universität genutzt. Vor dem Gebäude standen einige Rata-Bäume noch in voller Blüte. Die heute genutzten Parlamentsgebäude bestehen aus drei Gebäuden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Am auffälligsten ist zweifelsohne der den Parlamentariern vorbehaltene „Executive Wing“, der als Beehive zum Wahrzeichen Wellingtons geworden ist. Böse Zungen behaupten, dass ausschließlich die Form des 1980 fertig gestellten Gebäudes für den Spitznamen verantwortlich ist, keinesfalls der Fleiß seiner Bewohner. Daneben steht das 1922 im neoklassizistischen Stil fertig gestellte Parlamentsgebäude, auch „Legislative Chambers“ genannt. Die sich daran anschließende Nationalbibliothek aus dem Jahr 1899 im Stil der Neogotik bildet den Abschluss dieses schon etwas seltsam anmutenden Dreiergespanns. Die Wellington Cathedral of St. Paul ist eine äußerlich eher schlichte romanische Kirche, deren Inneres aber durch die kunstvollen bleiverglasten Fenster sehr beeindruckend ist. Die Old St. Paul´s Church aus dem Jahr 1866 ist ein kolonialer Prachtbau im Stil der frühen englischen Gotik. Bis 1964 diente die komplett aus einheimischen Hölzern erbaute Kirche als Kathedrale von Wellington. 1966 kaufte die Regierung die Kirche, um sie vor dem drohenden Abriss zu retten und schenkte sie dem Volk. Nach vierjähriger Restaurierung wird sie heute für Hochzeiten, Beerdigungen und verschiedene kulturelle und musikalische Veranstaltungen genutzt. Vorbei am Hauptbahnhof gelangten wir an den Lambton Harbour und gingen immer am Wasser entlang zurück zu unserem Auto. Dabei konnten wir uns „The Lynx“, die neue doppelrumpfige Schnellfähre ansehen, mit der wir morgen auf die Südinsel übersetzen werden. Etwas fußlahm fuhren wir zum Campingplatz zurück und genossen den sonnigen Nachmittag. Unser letzter Tag auf der Nordinsel war etwas trübe und zeitweilig gab es sogar leichten Nieselregen. Für uns war das allerdings nicht weiter tragisch, da wir uns für den Vormittag vorgenommen hatten unsere Homepage zu aktualisieren, die Konten abzugleichen und E-Mails zu lesen und zu schreiben. Nach etwa 2½ Stunden im Internetcafe hatten wir alles erledigt und spazierten noch ein wenig durch die Innenstadt. Sehr zeitig waren wir dann am Fähranleger der „The Lynx“, der neuen, im Jahr 2000 in Hobart gebauten Schnellfähre. Die Lynx ist 98 m lang und kann bis zu 840 Passagiere und 230 Fahrzeuge befördern. Die Aussagen der Werbebroschüre, dass die Lynx nicht nur der schnellste, sondern auch der sanfteste und luxuriöseste Weg über die Cook Strait ist, waren nicht übertrieben. In Flugzeugsesseln oder an kleinen Cocktailtischen konnte man es sich gemütlich machen und die 135minütige Überfahrt war trotz des sehr kräftigen Windes in keiner Weise unangenehm. Genau 6 Wochen waren wir jetzt auf der Nordinsel unterwegs, haben fast 6.000 km zurückgelegt und alles gesehen, was uns interessiert. Noch dazu hatten wir nur etwa 3 Tage schlechtes Wetter und konnten die meiste Zeit sommerlich warmes Wetter genießen, womit wir wirklich nicht gerechnet hatten. MarlboroughIn Picton angekommen, fanden wir mit dem Waikawa Bay Holiday Park einen sehr gemütlichen und liebevoll ausgestatteten Campingplatz für unsere erste Nacht auf der Südinsel. Der kleine Ort Picton wurde zum Einfallstor zur Südinsel, nachdem 1962 erstmals die Cook Strait mit einer modernen Autofähre überquert wurde. Im 19. Jahrhundert war Picton ein Zentrum der Walfangindustrie und kurzfristig die Hauptstadt der Region Marlborough. Diesen Status verlor Picton zwar 1866 an das größere und zentraler gelegene Blenheim, was aber Picton aufgrund seiner herausregenden geographischen Lage am Queen Charlotte Sound keinen Abbruch getan hat. Der Ort liegt wirklich wunderschön eingerahmt zwischen den Bergen und dem Meer und ist heute mit seinem hübschen Stadtbild ein touristisches Zentrum und bei Wassersportlern aller Art beliebt. Wir schlenderten durch die High Street, die Hauptstrasse Pictons bis zum Hafen hinunter und genossen den Blick von den gepflegten Parkanlagen hinaus auf den Queen Charlotte Sound. Statt auf dem Highway 1 die Fahrt an der Westküste in südlicher Richtung fortzusetzen, wählten wir den Weg über die schmale, teilweise unbefestigt Port Underwood Road. Diese Strasse schlängelt sich immer an der Küste entlang und bietet zahlreiche spektakuläre Ausblicke auf die vielen kleinen Buchten des Queen Charlotte Sound und der Cloudy Bay. Nördlich von Rarangi fanden wir an der Whites Bay einen Stellplatz auf einem vom Department of Conservation unterhaltenen Campingplatz direkt am Meer. Eine Österreicherin, die mit Ihrem Freund für 4 Monate unterwegs ist und der unser Auto aufgefallen war, gab uns den Tipp, dass in der Bucht ein Pinguin aufhält. Auf einem kurzen Spaziergang hatten wir dann auch tatsächlich das Glück den einzelnen Dickschnabelpinguin im Wald nahe der Küste anzutreffen. Das etwa 60 cm große Tier war auch überhaupt nicht scheu und wir konnten in aller Ruhe Fotos machen. Wir genossen den Abend auf diesem Platz inmitten der unberührten Natur. Bei 12° C Lufttemperatur ging es am nächsten Morgen in die Fluten der Whites Bay. Unsere Hoffnung, dass das Wasser wesentlich wärmer sein würde als die Luft wurde jedoch jäh enttäuscht als wir den ersten Fuß ins Wasser setzten. Das Wasser war so kalt, dass ein leichtes Beißen auf der Haut zu spüren war und als wir endlich ganz drin waren, blieb uns fast die Luft weg. Das Thermometer in meiner Armbanduhr zeigte dann 14° C an, aber ich glaube, ich war nicht lange genug im Wasser, um eine richtige Messung zu ermöglichen. Es kam uns noch kälter vor. Die kalten Duschen des Campingplatzes brachten auch keine richtige Erwärmung, so dass wir im Auto erst einmal die Heizung angemacht haben. Einen Vorteil hat ein solches Morgenprogramm auf jeden Fall, man spürt mit jeder Faser seines Körpers, dass man lebt! Nach dem Frühstück gingen wir dann noch einmal zu „unserem“ Dickschnabelpinguin, der aber nicht so recht auf Besuch eingestimmt war. Kaum sah er uns kommen, drehte er uns den Rücken zu und hat uns ignoriert. Zum Abschluss unseres Besuches habe ich mir noch die alte Cable Station aus dem Jahr 1867 angesehen. Nachdem 1866 das erste Telegraphenkabel zwischen der Nord- und Südinsel verlegt worden war, wurde hier in der Whites Bay eine kleine Telegraphenstation eingerichtet und bis 1895 betrieben. Über Rarangi erreichten wir bei Tuamarina den Highway 1. Ehe wir diesem in südlicher Richtung folgten stoppten wir an der Käsefabrik des kleinen Ortes und probierten und kauften leckeren Käse. Leider war eine Besichtigung der Fabrik hier nicht möglich. In Blenheim kauften wir ein paar Vorräte ein und besuchten etwas südlich der Stadt die Montana Winery, eines der größten Weingüter des Landes. Die knapp einstündige Führung durch die Anlage mit anschließender Probe war sehr interessant und der Wein sehr schmackhaft. Im Shop kauften wir dann auch noch ein paar Flaschen und gingen etwas bedudelt von der Weinprobe zum Auto zurück. Hier mussten wir erst einmal etwas essen und eine kurze Pause einlegen, um wieder fahrtüchtig zu werden. Ein kurzer Abstecher von der Hauptstrasse führte uns zu der Salinenanlage am Lake Grassmere , die mehr als ein Drittel der Seefläche einnimmt. Nach dem Beginn der Salzgewinnung 1952 übersteigt die Produktion mittlerweile 50.000 Tonnen im Jahr, die als Tafelsalz, Soda oder zur industriellen Nutzung auf den Markt kommen. Etwa auf halber Strecke zwischen Blenheim und Kaikoura zog plötzlich eine Wetterfront auf, binnen weniger Minuten sank die Temperatur von 28 auf 14 Grad und es fing an zu regnen. Knapp 25 km nördlich von Kaikoura, unserem heutigen Etappenziel, erreichten wir die Ohau Point Seal Colony . Neuseeländische Pelzrobben bevölkern hier einen mehrere Kilometer langen Strandabschnitt. Verschiedene Haltebuchten bieten hervorragende Möglichkeiten die Robben zu beobachten. Wir hatten zudem noch das Glück einen Zwergpinguin beobachten zu können, der sich in der Böschung oberhalb der Klippen einen Ruheplatz gesucht hatte. So war es für uns trotz des trüben Wetters und der damit verbundenen ungemütlichen Beobachtungen ein schönes Erlebnis. Das Wetter änderte sich leider auch nicht mehr, so dass wir in Kaikoura in strömendem Regen den Campingplatz erreichten. Kaikoura liegt sehr schön auf einer lang gestreckten Halbinsel im Südpazifik mit den teilweise schneebedeckten Gipfeln der Kaikoura Range als kontrastreiche Kulisse. Kaikoura verdankt seinen Namen einer Meeresspezialität, die hier gefangen wird, dem hummerähnlichen Crayfish. In der Sprache der Maori bedeutet „Kai“ entweder „Essen“ oder „Kochen“ und „Koura“ ist der „Crayfish“ – damit ist Kaikoura der „Ort an dem der Crayfish gekocht (gegessen) wird“. Vor der Küste Kaikouras leben unwahrscheinlich viele Meeressäuger, was auf den, durch das Zusammenspiel von tiefem Wasser, kalten und warmen Strömungen bedingten Nahrungsüberfluss zurückzuführen ist. Neben den verschiedenen Walen und Delfinen leben Robben und zahlreiche Seevögel, darunter verschiedene Albatrosarten, dauerhaft vor der Küste Kaikouras, weitere Arten machen während ihrer jährlichen Wanderungen hier Station. Mitte des 19. Jahrhunderts war Kaikoura daher eine Hochburg der Walfangindustrie und in gewisser Weise ist es das auch noch heute. Foto- und Filmkameras haben heute die Harpunen abgelöst, aber noch immer verdankt der Ort den Meeresbewohnern seine wirtschaftliche Grundlage. Wir beschlossen, erst einmal die weitere Wetterentwicklung abzuwarten, ehe wir eine Walbeobachtungstour buchen und haben den Campingplatz schon gleich für zwei Nächte reserviert. Der Regen ließ zwar in der Nacht nach, aber dafür kam der Wind umso mehr auf. Der Morgen begrüßte uns mit blauem Himmel und Sturm. Wir ließen das Auto auf dem Campingplatz stehen und machten uns mit unseren Rädern auf den Weg. Erste Station war das Büro von Whale Watch Kaikoura, der Firma, bei der wir vor über 10 Jahren die erste Walbeobachtungsfahrt unseres Lebens gemacht hatten. Aufgrund des starken Windes waren für heute alle Fahrten gestrichen worden. So fuhren wir durch den Ort auf die Kaikoura Halbinsel hinaus zur Robbenkolonie, wo der Peninsula Walkway beginnt. Dieser sehr schöne Weg führt als Shoreline Walk direkt an den Klippen und der Robbenkolonie entlang und als Clifftop Walk auf der Steilküste mit grandiosen Ausblicken auf die Küste und die Kaikoura Range. Da wir die Gezeiten nicht bedacht hatten und gerade Flut war, konnten wir den Shoreline Walk nicht nehmen, denn dieser ist nur bei Ebbe begehbar. Als wir gerade die Spitze der Steilküste erreicht hatten wurden wir von einem Hagelschauer überrascht, der aber zum Glück nicht sehr lange anhielt. Somit konnten wir doch noch ein Stück auf dem Clifftop Walk entlanggehen und die Aussicht genießen. Teilweise war es allerdings schwierig sich gegen den stürmischen Wind zu behaupten. Auf dem Rückweg zum Campingplatz stärkten wir uns mit Crayfish und Fish & Chips. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Roadrunner ging es dann noch einmal, diesmal zu Fuß, in den Ort. Wir bummelten durch die Hauptstrasse und fragten in einem Internet-Cafe unsere Mailbox ab. Trockenen Fußes erreichten wir wieder den Campingplatz, wo dann der nächste Schauer allerdings nicht sehr lange auf sich warten ließ. Auf der Südinsel haben wir anscheinend nicht so viel Glück mit dem Wetter wie auf der Nordinsel. In den Nachrichten wurde für die nächsten Tage jedoch Besserung in Aussicht gestellt. Sollte es auch morgen mit einer Wal-Tour nicht klappen, werden wir unsere Fahrt zunächst fortsetzen und später noch einmal nach Kaikoura zurückkehren. Hatte es in der Nacht noch wie aus Eimern gegossen, begrüßte uns der Morgen mit strahlend blauem Himmel und auch der Sturm hatte nachgelassen. Wieder führte uns unser erster Weg zum Büro von Whale Watch Kaikoura. Hier sagte man uns, dass zwar alle Touren am frühen Morgen ausgefallen waren und es keine generelle Freigabe für den Tag gibt, wir uns aber dennoch einbuchen könnten. Der Kapitän des jeweiligen Schiffes entscheidet dann kurzfristig, ob gefahren werden kann oder nicht. Wir reservierten für die früheste mögliche Tour, um 12:15 Uhr zwei Plätze und machten uns auf den Weg zum Kaikoura Lookout. Dieser befindet sich beim Wasserturm östlich des Ortes. Von hier hatten wir einen herrlichen Blick über Kaikoura bis hinüber zu den mit frischem Schnee bedeckten Gipfeln der Kaikoura Range. South Bay, auf der Südseite der Kaikoura Peninsula, war unser nächstes Ziel. Von hier aus gingen wir ein Stück auf dem Shoreline Walk entlang ehe wir zum „einchecken“ für unsere Wal-Tour zurück mussten. Die Tour fand dann auch tatsächlich statt und wir beugten der drohenden Seekrankheit mit Ingwertabletten vor. Nachdem wir bezahlt und uns ein Sicherheitsvideo angesehen hatten, wurden wir mit dem Bus nach South Bay gefahren, wo die Boote von Wahle Watch Kaikoura liegen. Gegen 13:00 Uhr ging es dann los. Waren wir vor 10 Jahren noch mit kleinen, offenen Zodiac-Schlauchbooten hinausgefahren, erwartete uns jetzt ein hochmodernes Schiff mit Flugzeugbestuhlung und PC-Gesteuertem Programm zur Erläuterung der geographischen Gegebenheiten und der enorm vielfältigen Meeresfauna. Sobald wir die schützende Bucht verlassen hatten, wurde das Meer recht rau und das Boot flog zum Teil richtig über die Wellen. Wir hatten Glück, gleich drei der riesigen, bis zu 20 m langen Pottwale konnten wir beobachten und auf spektakuläre Weise abtauchen sehen. Dafür hat es mit den Delfinen diesmal nicht geklappt, die Natur ist eben nicht planbar. Der Besuch einer kleinen Pelzrobbenkolonie bildete den Abschluss der gut zweistündigen Bootsfahrt, auf der wir auch zahlreiche Wasservögel, darunter auch Albatrosse zu sehen bekamen. Wir fuhren dann noch einmal zur Robbenkolonie an die Spitze der Kaikoura Peninsula und wanderten ein Stück auf dem jetzt, bei Ebbe, freigelegten Shoreline Walk entlang. Ein sehr schöner und erlebnisreicher Tag ging damit zu Ende und wir waren sehr glücklich, dass es mit der Wal-Tour doch noch geklappt hat. Der Tag folgende begann mit trübem aber trockenem Wetter, so dass wir unseren Aufenthalt in Kaikoura mit einer Wanderung auf dem Mt. Fyffe Walking Track beendeten. Der Mt Fyffe (1.602 m) bietet an seinen Hängen noch viele Überreste der ursprünglichen neuseeländischen Vegetation, beherrscht durch Baumfarne. Wir wanderten bis zum Aussichtspunkt am Hang des Mt. Fyffe, wo der herrliche Blick auf Kaikoura und den Pazifik durch das trübe Wetter leider etwas eingeschränkt war. Auf dem Highway 1 verließen wir Kaikoura in südlicher Richtung mit dem Ziel Christchurch. Die ersten gut 20 km verläuft die Strasse dabei direkt an der Pazifikküste und bietet immer wieder spektakuläre Aussichten auf die raue Küstenlinie, verstreute Pelzrobben in den Klippen und unzählige Seevögel. Das Wetter wurde dann leider immer schlechter und den größten Teil der Strecke mussten wir in strömendem Regen zurücklegen. CanterburyDa das Wetter keine großen Aktivitäten zuließ, fuhren wir in Christchurch direkt zu einem Kino und hatten Glück, keine 10 Minuten nach unserer Ankunft begann der Film „Two Weeks Notice“, eine romantischen Komödie mit Sandra Bullock und Hugh Grant in den Hauptrollen. Wir hatten bei einem unserer letzten Kinoaufenthalte eine Vorschau gesehen und wurden auch nicht enttäuscht: Ein netter, unterhaltsamer Film ohne besonders viel Tiefgang – genau das richtige für diesen verregneten Nachmittag. Als wir das Kino verließen regnete es immer noch und es sollte an diesem Tag auch nicht mehr aufhören. Nachdem wir uns auf einem Campingplatz nördlich der Innenstadt eingerichtet hatten, machten wir es uns in unserem rollenden Zuhause gemütlich. Seit 2 Monaten sind wir jetzt wieder „on the Road“ und es macht unheimlich viel Spaß. Die Freiheit und Unabhängigkeit die wir hier genießen können und im normalen Alltag oftmals so sehr vermissen ist einfach ein Traum, den wir uns jetzt schon zum zweiten Mal erfüllen können. ChristchurchAls Canterbury um 1850 in großem Stil von Europäern besiedelt wurde, lebte hier der Maori-Stamm der Ngai Tahu. Bereits um 1860 hatte sich die Regierung einen Großteil des Stammesgebietes in dubiosen Transaktionen angeeignet. Die Ngai Tahu verarmten und waren deshalb unfähig, mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Siedler mitzuhalten. Es sollte bis 1997 dauern, bis der Stamm von der Regierung Neuseelands entschädigt wurde. Christchurch ist nicht nur die Hauptstadt Canterburys, sondern auch die größte Stadt auf der Südinsel und ihr wichtigstes Wirtschaftszentrum. Bereits 1850 war Christchurch als Hauptstadt geplant und angelegt worden. Bemerkenswerte Gebäude und Monumente sowie viele Parks lassen die koloniale Vergangenheit lebendig werden. Die Strassen um den Cathedral Square sind gitternetzartig angelegt und werden von vier breiten Alleen eingefasst. Dieses strenge Konzept wird durch den Avon River aufgelockert, der sich durch Innenstadt und Grünanlagen windet. Die vielen neugotischen und edwardianischen Gebäude, die schönen Parkanlagen und das einladende Flussufer bestätigen das Urteil, Christchurch sei die „englischste Stadt außerhalb Englands“. Auch den Beinamen „Gartenstadt“ verdankt die Stadt ihrem gepflegten Erscheinungsbild. Das Wetter hatte sich beruhigt, blauer Himmel und Sonne ließen den Regen von gestern wie einen schlechten Traum erscheinen. Wir fanden in der Nähe des Cathedral Square einen Parkplatz und begannen unseren Stadtrundgang auch an diesem, im Herzen der Stadt gelegenen Platz, der von der Namensgebenden anglikanischen Christ Church Cathedral beherrscht wird. Zwischen 1864 und 1904 wurde die Kathedrale von Christchurch als Zentrum der neuen anglikanischen Gemeinde Canterburys errichtet, und noch heute ist sie das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt. Im Kontrast zur erwürdigen Kathedrale steht seit kurzen der Millennium Chalice, ein riesiger Metallkelch aus durchbrochenen Blättermotiven. Durch die City Mall, eine reine Fußgängerzone, erreichten wir den Avon River, dem wir vorbei an den Provincial Council Buildings bis zum Rathaus am Victoria Square. Vor dem Rathaus sind die nach dem Geldgeben benannten Ferrier Fountains sehenswert, deren drei Springbrunnen wie riesige Schneeflocken am beschaulichen Avon River wirken. Auf dem Victoria Square befinden sich neben den Statuen von Königin Victoria und James Cook auch ein Stamm mit Maori-Schnitzereien. Zum Abschluss unseres Rundgangs kamen wir noch einmal auf den Cathedral Square, wo wir dem „Wizard“, einem lokalen Exzentriker, der seit Jahrzehnten hier seine Meinung zu diversen Themen verbreitet, zuhören konnten. Wir verließen die Innenstadt in südlicher Richtung und fuhren an den Hängen der Port Hills hinauf. Der Victoria Park bietet einen schönen Ausblick über die Stadt und die Canterbury Plains. Über den 332 m hohen Dyers Pass erreichten wir den zerklüfteten und lang gestreckten Lyttelton Harbour. An den Buchten dieses schönen Naturhafens entlang kamen wir über Lyttelton und den kleinen Küstenort Sumner wieder zurück nach Christchurch. Nachdem wir in einem Pizza Hut unseren Hunger gestillt hatten, fuhren wir zum Campingplatz zurück. Banks PeninsulaDer Sommer war zurückgekehrt: Strahlend blauer Himmel, Sonne und Temperaturen bis zu 30° C – so kann es bleiben. Wir machten uns auf den Weg zur Banks Peninsula, einer riesigen Halbinsel vor den südöstlichen Toren von Christchurch. Ihren Namen hat die Halbinsel von Joseph Banks, einem Naturkundler, der James Cook auf vielen seiner Reisen begleitet hat. Geologisch ist die heutige Banks Peninsula das Ergebnis gewaltiger Eruptionen von drei Vulkanen und der Kräfte der Erosion, die die Vulkankegel abgetragen und teilweise zum Meer hin geöffnet hat. So sind zahlreiche malerische Buchten und der fjordähnliche Akaroa Harbour, ein wunderschöner Naturhafen mit türkisfarbenem Wasser entstanden. Bereits vor 1.000 Jahren besiedelte der Maori-Stamm der Ngau Tahu diese landschaftlich überaus reizvolle Halbinsel. Mit dem aufkommenden Walfang in den 1820ern begann dann die Zeit der Verdrängung der Maori durch die Europäer. Einem französischen Walfänger gelang es 1838 den Maori die Banks Peninsula abzukaufen. Er kehrte daraufhin nach Frankreich zurück um eine Handelsgesellschaft zu gründen und französische Siedler anzuwerben. Nur wenige Tage bevor die ersten Franzosen den heutigen Ort Akaroa besiedelten, setzten die Engländer die britische Flagge auf der Banks Peninsula. Die Franzosen blieben, konnten sich aber nicht weiter ausbreiten und mussten sich der englischen Herrschaft unterordnen. Immerhin ist Akaroa die älteste Siedlung in Canterbury und die einzige französische Niederlassung in Neuseeland. Schon der erste Blick vom Highway 75 auf den lang gestreckten Akaroa Harbour ist spektakulär. Im weiteren Verlauf der Strasse bieten sich immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die kleinen Buchten und Seitenarme dieses grandiosen Naturhafens. In Barrys Bay sahen wir uns die kleine Cheese Factory an, in der aber heute leider nicht produziert wurde. Der kleine und hübsche Ort Akaroa hat sich mit seinen schmalen Strassen, vielen historischen Häusern und der Lage direkt am Hafen einen ganz besonderen Charme bewahrt. Wir spazierten durch den Ort und sahen uns den am Südende des Ortes aufgestellten Leuchtturm an. Er wurde 1880 am Akaroa Head, der Südspitze der Halbinsel aufgestellt, ist 8,5 m hoch und wurde 1980, nach seiner Ausmusterung, in Akaroa aufgestellt. Auf dem Rückweg schlugen wir einen Umweg über Okains Bay und Little Akaloa ein. In Okains Bay besuchten wir das Maori and Colonial Museum mit einer schönen Ausstellung von Dingen des täglichen Bedarfs aus der Zeit vor der europäischen Besiedlung. Ein 1867 gebautes Kriegskanu, das detailgetreu restauriert wurde ist das Herzstück des Museums. Die Nebenstrasse nach Little Akaloa bietet herrliche Ausblicke auf Okains Bay, Stony Bay und Little Akaloa Bay. In Little Akaloa machten wir eine kleine Pause und haben mit Blick auf die schöne Bucht ein bisschen Didgeridoo gespielt. Als wir den steilen Aufstieg zur Summit Road geschafft hatten, bot sich uns wieder ein so traumhafter Blick auf den Akaroa Harbour, dass wir beschlossen heute nicht mehr weiterzufahren, sondern uns in dieser tollen Landschaft einen Platz für die Nacht zu suchen. Diesen fanden wir im Motor Camp von Duvauchelle , direkt am Ufer des Hafens. Nach dem Abendessen, das wir seit langem wieder einmal draußen genießen konnten, nutzten wir den wenig besetzten Platz zu einem Boulespiel. Ein Espresso mit Blick auf den im Abendlicht erstrahlenden Akaroa Harbour beendete diesen herrlichen Tag.Nachdem wir auch das Frühstück unter freiem Himmel genießen konnten spazierten wir noch ein kleines Stück am Akaroa Harbour entlang, ehe wir die Banks Peninsula wieder verließen. In der Barrys Bay Cheese Factory konnten wir heute bei der Herstellung von dänischem Havarti zusehen und haben auch gleich noch etwas Käse gekauft. Über die schöne, kleine Universitätsstadt Lincoln erreichten wir bei Burnham wieder den Highway 1, auf dem wir in südlicher Richtung bis Rakaia fuhren. Ein riesiger Lachs im Zentrum des Ortes erinnert daran, dass sich Rakaia als Lachshauptstadt Neuseelands bezeichnet und steht als Wahrzeichen für die guten Lachs- und Forellengründe am nahen Rakaia River. Unser heutiges Etappenziel war Methven , ein verschlafenes Nest in „the middle of nowhere“, das nur in den Wintermonaten als Versorgungs- und Unterkunftsort für die Skigebiete am nahen Mt. Hutt aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Uns hatte eine Werbebroschüre von Aoraki Balloon Safaris nach Methven verschlagen. Die Firma bietet Fahrten im Heißluftballon mit Blick über die Canterbury Plains und Teile der Southern Alps zu, verglichen mit deutschen Verhältnissen, moderaten Preisen an. Wir trugen uns in die Buchungsliste für den nächsten Morgen ein, eine Bestätigung, dass es wirklich los geht soll heute Abend, bzw. morgen ganz früh erfolgen. Einzige Attraktion in der Nähe von Methven, die auch im Sommer einen Besuch lohnt, ist die 19 km nördlich gelegene Rakaia Gorge . In dieser beeindruckenden Schlucht hat sich der Rakaia River seinen Weg durch das weiche Gestein gegraben. Einige Haltebuchten entlang der Strasse bieten schöne Ausblicke auf das Flussbett. Zurück in Methven suchten wir uns einen Platz auf dem sehr einfachen Caravan Park und gönnten uns einen erholsamen Nachmittag bei sommerlich heißem Wetter. Geli hat leckere Brötchen gebacken und ich habe die längst überfällige Datensicherung am Computer durchgeführt und einige Bilder auf unserem kleinen Drucker ausgedruckt. Nach dem Abendessen gab es dann noch eine Runde Boule. Der abendliche Anruf beim Veranstalter gab noch keine endgültige Klarheit, allerdings wurde die Erwartung schon einmal gedrosselt, da starker Wind vorausgesagt ist. Wir haben für morgen früh um 4:00 Uhr ein weiteres Telefonat vereinbart. Per Handy rief ich um kurz nach 4:00 Uhr noch einmal bei Aoraki Balloon Safaris an und bekam die endgültige Absage für den heutigen Start, der Wind war zu stark. So konnten wir uns wieder hinlegen, hatten aber beide Probleme gleich wieder einzuschlafen. Bedingt durch die Schlafunterbrechung haben wir dann „verschlafen“, erst um kurz nach 8:00 Uhr wurden wir wach, waren aber dennoch nicht so richtig ausgeschlafen. Der Wind hatte noch weiter zugenommen und sich zu einem richtigen Sturm ausgeweitet. Außerdem war es sehr diesig und es herrschte eine eigentümliche, „gedrückte“ Lichtstimmung. Wir setzten unseren Weg in Richtung Mt. Cook National Park zunächst auf dem als Scenic Inland Highway ausgewiesenen Highway 72 fort. In Geraldine , einem malerischen kleinen Farmstädtchen mit vielen alten, schön restaurierten Häusern, machten wir eine kurze Pause und bummelten durch den Ort. Über Fairlie ging es für uns weiter nach Lake Tekapo , einer kleinen Niederlassung am Südufer des gleichnamigen Sees. Direkt am See steht die Church of the Good Shepherd, eine kleine aus Naturstein und Eiche gebaute Kirche aus dem Jahre 1935. Statt eines Altars bietet hier ein großes Fenster einen herrlichen Blick auf den türkisblauen See und die teilweise schneebedeckten Berge des Mt. Cook Nationalparks. Das unglaublich intensive Blau des Gletschersees wird durch vom Gletscher ausgewaschene Gesteinspartikel hervorgerufen, die das Licht entsprechend reflektieren. Neben der Kirche befindet sich die Bronzestatue eines Hirtenhundes, die 1968 in Gedenken an den wichtigen Beitrag dieser Tiere zur Entwicklung der Landwirtschaft des Hochlandes errichtet wurde. Im Ort sahen wir uns noch die Galerie der Aquarellmalerin Shirley O´Conner an, die die Gebirgswelt der Südalpen und Blumen zu den Hauptmotiven Ihrer wunderschönen Bilder gemacht hat. Nach weiteren knapp 50 km hatten wir das Südufer des ebenfalls türkisblau schimmernden Lake Pukaki erreicht. Ebenso wie der Lake Tekapo liegt auch dieser See inmitten einer majestätischen Landschaft, eingefasst von den Gipfeln der Southern Alps. Der Blick über den See zum Mt. Cook, dem mit 3.754 m höchsten Berg Neuseelands war für uns leider etwas getrübt. Der Berg machte seinem Maori-Namen Aoraki oder Aorangi - „Wolkendurchbrecher“ - alle Ehre und war teilweise hinter einer Wolkenschicht verborgen. Wir fuhren auf dem Highway 80 am Westufer des Lake Pukaki entlang und hatten immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Gipfel der Southern Alps. Aufgrund einer heranziehenden Wetterfront und einsetzendem Regen beschlossen wir nicht bis ins Mt. Cook Village zu fahren, sondern uns bereits in dem etwa 20 km südlich gelegenen Glentanner Park ein Quartier für die Nacht zu suchen. Unsere Hoffnung, doch noch einen klaren Blick auf den Mt. Cook zu erhaschen, wurde leider nicht erfüllt, die von Westen eindringende Wetterfront hüllte die Berggipfel immer mehr in Wolken. Mt. Cook National ParkDer Mt. Cook National Park verdankt seinen Namen natürlich dem alles überragenden Gipfel des in der Maorisprache Aoraki genannten Mt. Cook. Einer Legende der Maori zufolge entstanden der Berg und die benachbarten Gipfel, als ein Junge namens Aoraki und seine drei Brüder vom Himmel mit einem Kanu hinab fuhren, um Papatuanuku (Mutter Erde) zu besuchen. Das Kanu blieb auf dem Meeresgrung stecken und wurde zur Südinsel Neuseelands. Aoraki und seine Brüder versteinerten und wurden zu den Gipfeln der Südalpen. Noch heute ist der Aoraki das größte Heiligtum der auf der Südinsel lebenden Maori vom Stamm der Ngai Tahu. 1953 wurde das 700 km² große Gebiet zum Nationalpark erklärt. In diesem Nationalpark liegt das Herz der Southern Alps. Mehr als 140 Gipfel sind höher als 2.100 m und 22 weitere Berge gehören zu den Dreitausendern. Weiterhin liegt mehr als ein Drittel des Parks unter einer permanenten Eis- und Schneedecke. In der Nacht wurde der Sturm so stark, dass wir Angst hatten, unser Aufstelldach könnte Schaden nehmen. So haben wir mitten in der Nacht unser Gepäck umgeräumt und das Dach zugeklappt. Es war dann zwar wesentlich ruhiger, aber wir waren so wach, dass wir trotzdem lange nicht wieder einschlafen konnten. Dafür wurden wir am Morgen mit einem Blick auf den Mt.Cook entschädigt. Noch im Schlafanzug machten wir die ersten Aufnahmen und gleich nach dem Duschen ging wieder auf Fotopirsch. Immer wieder gaben die Wolken den Blick auf die drei Gipfel des Aoraki frei und für uns stand das Ziel des heutigen Tages damit fest: Es ging in den Mt. Cook National Park. Nachdem wir uns im Mt. Cook Village und dem Visitor Center des Parks umgesehen hatten, fuhren wir in das Hooker Valley hinein und stellten unseren Roadrunner an der White Horse Hill Camping Area ab. Wir hatten uns den Hooker Valley Track, die wohl schönste kurze Wanderung im Park vorgenommen. Vom Campingplatz ging es über die Endmoräne des Mueller-Gletschers und gleich darauf über eine Hängebrücke, die den Hooker River überspannt. Der Track führt nun zwischen zwei Seitenmoränen hindurch und gibt den Blick auf das Ende des 13 km langen Mueller Glacier frei. Kurz Hinter der zweiten Hängebrücke über den Hooker River wird man für seine Mühen mit einem grandiosen Blick auf den König der Südalpen belohnt. Direkt am Hooker River ruhten wir uns etwas aus und genossen das herrliche Panorama. Leider war der Mt. Cook von dieser Seite aus nicht vollständig zu sehen, sein Gipfel war Wolkenverhangen. Wir kehrten um und erreichten nach gut zwei Stunden wieder unser Auto. Der Sturm tobte immer noch und wir hatten teilweise Probleme uns auf den Beinen zu halten, dennoch war der Hooker Valley Track ein tolles Erlebnis. Nach einer Verschnaufpause und einer kleinen Stärkung fuhren wir auf der unbefestigten Tasman Valley Road bis zum Blue Lakes Shelter, wo unser zweiter Spaziergang, der Aufstieg zum Tasman Glacier View, beginnt. Der kurze aber teilweise recht steile und steinige Weg bietet schöne Ausblicke auf die Blue Lakes, die eigentlich eher Green Lakes heißen müssten, und das vom Tasman Glacier ausgewaschene Tal bis hin zum Lake Pukaki. Hat man die alte Seitenmoräne des Tasman Glacier erklommen, liegt einem ein atemberaubendes Panorama zu Füßen: Der Tasman Lake und Glacier und die umgebenden Gipfel der Südalpen. Als Krönung für uns hatten wir von hier aus auch einen freien Blick auf die Gipfel des Mt. Cook. Wir verließen den Mt. Cook National Park und hatten vom Highway 80 weitere grandiose Ausblicke über den türkisfarbenen Lake Pukaki auf den Mt. Cook und die weiteren Gipfel der Southern Alps. In der Nähe von Twizel fanden wir auf einem Campingplatz am Lake Ruataniwha einen Platz für die Nacht. Der nächste Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel ohne eine einzige Wolke, was uns dazu veranlasst hat, noch einmal zum Südufer des Lake Pukaki zurückzufahren. Vom Parkplatz am Visitor Centre hatten wir einen traumhaften Blick über den türkisblauen See bis zum völlig freien Mt. Cook und den weiteren Gipfeln der Südalpen. Wir haben uns ans Ufer des Sees gesetzt und dieses phantastischen Ausblick auf uns wirken lassen, ich habe dann auch noch etwas Didgeridoo gespielt. Südlich von Twizel haben wir an einer Salmon Farm direkt an der Strasse gehalten und uns frischen und geräucherten Lachs gekauft. Otago und SouthlandIn Omarama bogen wir auf den Highway 83 ab, der uns durch das Waitaki Valley bis zur Küste brachte. Damit verließen wir auch den Bezirk Canterbury und erreichten Otago, das zusammen mit Southland die gesamte Südspitze der Südinsel einnimmt. Bei Otematata machten wir einen kurzen Abstecher zum Staudamm des Lake Benmore, dem mit einer Fläche von 75 km² größten künstlichen See Neuseelands. Etwa 2 km westlich von Duntroon sahen wir uns die Takiroa Maori Rock Art an. An einer Kalksteinklippe kann man verschiedene rote und schwarze Zeichnungen der Maori betrachten, deren Alter auf etwa 1.000 Jahre geschätzt wird. Leider wurden die schönsten Zeichnungen abgetragen und sind jetzt in den Museen der großen Städte zu bewundern. OamaruIn Oamaru fuhren wir zuerst zum Visitor Centre, um uns über die besten Zeiten für die beiden Hauptattraktionen des Ortes, eine Gelbaugen- und eine Zwergpinguinkolonie, zu erkundigen. Dann sicherten wir uns auf dem direkt an den schönen Oamaru Public Gardens gelegenen Campingplatz einen Platz für die nächsten beiden Nächte. Nach dem Abendessen, der frisch gekaufte Lachs war köstlich, begann unsere Pinguin Tour. Wir fuhren zunächst zur Bushy Beach, südlich der Stadt, um die die Gelbaugenpinguine, die als bedrohte Tierart unter besonderem Schutz stehen, bei Ihrer Rückkehr vom täglichen Fischfang zu beobachten. Zwei ortskundige Beobachter zeigten uns zunächst zwei im dichten Buschwerk versteckte Küken und dann kamen auch schon die ersten Altvögel an den Strand und watschelten in Richtung der durch Buschwerk geschützten Klippen. Etwa 2 Stunden blieben wir am Bushy Beach und konnten 8 Altvögel bei Ihrer Rückkehr beobachten. Anschließend fuhren wir weiter zur Zwergpinguinkolonie, die sich in unmittelbarer Stadtnähe am Ende der Waterfront Road befindet. Unter Leitung des Department of Conservation wurden hier, in einem ehemaligen Steinbruch, Brutkästen installiert, so dass sich über die Jahre eine Kolonie von etwa 150 Vögeln gebildet hat. Während der Brutzeit wechseln sich die Altvögel mit dem Fischfang und der Betreuung der Eier bzw. Küken ab, bis die Jungvögel soviel Futter brauchen, dass beide zum Beutefang ausschwärmen müssen. Diese Kolonie ist abgeriegelt und nur unter Aufsicht des DOC zugänglich (Eintritt). Von einer Zuschauertribüne aus konnten wir die kleinen, possierlichen Tierchen beobachten, wie sie vom Strand den Weg zu ihren Brutstätten hinaufwatscheln und teilweise von den Jungvögeln vor den Brutkästen erwartet werden. Da die Zwergpinguine erst nach Einbruch der Dunkelheit an Land gehen, ist das Ganze zwar sehr schön zu beobachten, ein Fernglas ist hilfreich, aber nur sehr schlecht zu fotografieren. Wir fanden es trotzdem sehr lohnenswert und konnten insgesamt 68 Zwergpinguine bei Rückkehr beobachten. Erst gegen 23:30 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz. Nachdem wir aufgrund des langen Vortages etwas länger geschlafen hatten, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg. Unser erstes Ziel war noch einmal die Zwergpinguinkolonie am Ende der Waterfront Road. Diesmal waren jedoch nicht die Pinguine unser Ziel, sondern der direkt an der Kolonie beginnende Graves Track. Auf diesem Weg kann man bei Ebbe bis nach Bushy Beach gehen. An dieser Stelle hatten wir vor 10 Jahren, bei unserem ersten Aufenthalt in Neuseeland, Paua Muscheln gefunden und wollten heute noch einmal unser Glück versuchen. Zunächst waren wir nicht sehr erfolgreich, bekamen dann aber von einem Paua-Sammler, dem es mehr um das sehr wohlschmeckende, schwarze Fleisch der Pauas ging, eine Muschel geschenkt. Nach insgesamt 2 Stunden konnten wir aber mit unserer Ausbeute ganz zufrieden sein, wir hatten einige sehr schöne der bläulich schimmernden Muscheln gefunden. In der Hauptstrasse Oamarus sahen wir uns einiger der wunderschönen alten Häuser an, die ab 1880 aus Oamaru-Stein, einem heimischen hellen Kalkstein, der leicht zu schneiden und zu bearbeiten ist und dann erst an der Luft vollständig aushärtet, errichtet wurden. Oamaru hat die am besten erhaltene Ansammlung historischer Gebäude in Neuseeland. Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Campingplatz mit einigen erforderlichen „häuslichen“ Arbeiten und am Abend ging es noch einmal zur Kolonie der Gelbaugenpinguine an den Bushy Beach. Auch diesmal konnten wir wieder einige der bis zu 70 cm großen Pinguine beobachten, sogar bei der Fütterung der fast schon erwachsenen Jungtiere. Bevor wir Oamaru verließen fuhren wir zu einem deutschen Bäcker in der Harbour Street (geöffnet Dienstag bis Freitag 10:00 - !6:00 Uhr) und kauften ein richtiges festes Schwarzbrot und etwas Lebkuchen. Gleich im Auto habe ich die erste Schnitte des noch warmen Brotes gegessen. Wo immer es geht, versuchen wir Bagel zu bekommen, da diese als einziges eine genießbare Konsistenz haben, alle anderen Brotwaren erinnern eher an Badeschwämme als an Brote. Der Coastal Scenic Drive führte uns direkt an der Pazifikküste entlang, die wir zu einem morgendlichen Strandspaziergang nutzten. Über Kakanui erreichten wir bei Waianakarua wieder den Highway 1, dem wir in Richtung Dunedin folgten. Moeraki BouldersDie Moeraki Boulders 30 km südlich von Oamaru waren lange Zeit Stoff für Legenden. Mit ihrer fast perfekt runden Form liegen die grauen Kugeln an einem nur etwa 50 m langen Strandabschnitt. Die tonnenschweren Murmeln der Boulder liegen zum Teil im Sand vergraben oder tauchen aus der lehmigen Uferböschung auf. Es sieht aus, als würden Riesen hier ein Billardspiel veranstalten oder als habe ein Landschaftskünstler sich hier verewigen wollen. Der wissenschaftlichen Erklärung zufolge handelt es sich um rund 60 Millionen Jahre alte gewaltige Drusen, dass heißt Steine um deren Kristalines Zentrum (eine fossile Muschel oder ein Stück Holz) sich im lehmigen Meeresboden Silizium und Eisenoxyde abgelagert haben. Dabei sind Ionen von allen Seiten gleichmäßig zum Kern der Verhärtung vorgestoßen, sonst wären die Formationen nicht kreisrund. Etwa 4 Millionen Jahre muss es gedauert haben, bis auf diese Weise der Untergrund von Verhärtungen mit bis zu 2 m Durchmesser durchsetzt war. Als sich der Meeresboden vor etwa 10 Millionen Jahren anhob, konnte der Prozess der Erosion beginnen und legte schließlich durch das Abwaschen des umgebenden Lehms die Moeraki Boulder frei. Einer Maori-Legende nach sind die Kugeln versteinerte Proviantkörbe eines verunglückten Kanus, mit dem die ersten Maori von Hawaiki nach Neuseeland kamen. Nur weinige Kilometer südlich liegt das malerische Fischerdorf Moeraki , eine ehemalige Walfängerstation von 1836. Wir fuhren durch den Ort und über eine unbefestigte Nebenstrasse bis zum Lighthouse am Katiki Point . Das 8 m hohe, Moeraki Lighthouse wurde 1878 aus Holz erbaut, steht auf einer Klippe 52 m über dem Meer und sendet sein Licht 33 km weit auf den Pazifik hinaus. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Bucht von Katiki. Zurück auf den Highway 1 bogen wir nach kurzer Zeit in die Trotter´s Gorge , eine hübsche Sandsteinschlucht ab, die nur 4,5 km von der Hauptstrasse entfernt ist. Auch am Strand bei Katiki kann man einige Boulder sehen, allerdings nicht so zahlreich wie in Moeraki, dafür aber auch viel weniger besucht. Ebenso in Shag Point , wo wir uns die Pelzrobbenkolonie ansahen und einen Gelbaugenpinguin beobachten konnten, obwohl es noch nicht die Zeit für die abendliche Rückkehr der Tiere war. Ohne weiteren Zwischenstopp fuhren wir über Palmerston weiter bis nach Dunedin . Auf dem Leith Valley Touring Park nördlich der Innenstadt fanden wir einen ruhigen Platz für die Nacht. DunedinDunedin, die heute viertgrößte neuseeländische Stadt, hat eine stolze und interessante Geschichte, die nach Auseinandersetzungen zwischen Maori und weißen Walfängern im März 1848 begann. Damals kamen Kapitän Cargill und Thomas Burns, ein Neffe des schottischen Nationaldichters Robert Burns, in die Bucht von Otago und brachten nicht nur die ersten Siedler, sondern auch gleich die vorgefertigten Pläne für eine neue Stadt mit. Die glaubensstarken Presbyterianer rekrutierten sich sämtlich aus Schottland, und hier, 19.000 km entfernt, versuchten sie, ihre alte Heimat in eine neue Welt zu verpflanzen. Genauer gesagt: die schottische Hauptstadt Edinburgh. Darauf weisen nicht nur die Straßen hin, deren Achsen wie in der „New Town“ des heimatlichen Vorbilds High Street und Princes Street heißen, sondern auch der Name selbst, denn Dunedin ist die gälische Bezeichnung Edinburghs. Tatsächlich konnte sich das „Neuseeländische Edinburgh“ bis heute sein schottisches Gepräge sowohl in der Stadtanlage als auch in einzelnen Bauwerken bewahren und verbreitet von allen Städten trotz moderner Bauanstrengungen zusammen mit Christchurch am meisten europäische Atmosphäre. Als Provinzhauptstadt von Otago ist Dunedin ein administratives, mit seiner Universität, Theatern und Galerien ein kulturelles und mit dem wichtigen Hafen, der Landwirtschaft, Fischerei und Industrie auch ein wirtschaftliches Zentrum von überregionaler Bedeutung. Ein achteckiger Platz namens Octagon bildet das Zentrum der Stadt. Er ist umgeben von zahlreichen Gebäuden im viktorianischen und edwardianischen Stil, die zu den schönsten in Neuseeland zählen. Nachdem wir direkt am Octagon einen Parkplatz bekommen hatten, begannen wir unseren Stadtrundgang an der St. Paul´s Cathedral. Die anglikanische, 1919 geweihte Paul´s Kathedrale hat das einzige gemauerte Deckengewölbe Neuseelands. Die Terrassenhäuser in der Stuart Street wurden um 1900 als Stadtwohnsitz für die Landbevölkerung erbaut und beherbergen heute Restaurants, Boutiquen und Büros. Vom Octagon spazieren wir zur Dunedin Railway Station. Der Bahnhof von Dunedin gehört zu den schönsten historischen Gebäuden Neuseelands und gilt als bestes Beispiel von Bahnhofsarchitektur in der südlichen Hemisphäre. Obwohl der Bau nicht besonders groß ist, vermitteln seine Proportionen den Eindruck von Erhabenheit. Unser nächstes Ziel, die Cadbury World, war für mich als bekennenden Schokoliebhaber so ganz nach meinem Geschmack. Bei der etwa einstündigen Führung durch die Schokoladenfabrik bekommt man nicht nur einen Einblick in die Herstellung der leckeren Naschereien, sondern kann auch einige hiervon probieren. So gestärkt machten wir uns auf die Suche nach einem im Reiseführer als besonders günstig angepriesenen Internetcafe, was wir nach einigen Mühen auch gefunden haben. Gut 1 ½ Stunden waren wir damit beschäftigt, unsere Konten abzugleichen und E-Mails zu lesen bzw. zu schreiben. Unser letztes Besichtigungsziel war der Uhrenturm der University of Otago, die 1869 als erste Universität Neuseelands gegründet wurde. Der markante Uhrenturm aus Bluestone stammt von 1878. Die angrenzenden Bauwerke wurden 1879 errichtet und dienten als Wohnsitz für die ersten vier Professoren. Nach diesem Programm und etlichen Kilometern Fußmarsch durch die Innenstadt erreichten wir kurz vor 18:00 Uhr wieder unser Auto. Da wir praktisch direkt vor einem Kino geparkt hatten, nutzten wir die Gelegenheit, uns den Film „Whale Rider“ nach dem gleichnamigen Buch von Witi Ihimaera anzusehen. Der Film ist eine neuseeländisch-deutsche Koproduktion und gewährt einen kleinen Einblick in die Tradition der Maori. Der Film hat uns sehr gut gefallen und wir meinen, dass der Film bzw. das Buch jedem an Neuseeland Interessierten zu empfehlen ist. Erst gegen 20:30 Uhr erreichten wir wieder den gleichen Campingplatz, von dem wir heute Morgen aufgebrochen waren. Otago PeninsulaUnser heutiges Ziel war die Otago Peninsula, die 24 km lange Halbinsel vor den Toren Dunedins, die neben seltenen Tieren und historischen Gebäuden auch eine spektakuläre Küstenlandschaft zu bieten hat. Über die Highcliff Road, eine Strasse, die auf den Hügelkuppen der Halbinsel entlang führt, fuhren wir zum Larnach Castle , dem 1871 für den prominenten Bankier William Larnach erbauten einzigen Schloss Neuseelands. Da wir Larnach Castle bei unserem Besuch vor 10 Jahren besichtigt hatten, wollten wir es uns heute nur noch einmal kurz von Außen ansehen, sollten dafür aber schon 8 Dollar pro Person bezahlen, so dass wir darauf verzichtet haben. Die Highcliff Road entschädigte uns dafür immer wieder mit hervorragenden Ausblicken auf den Otago Harbour und die Buchten der Halbinsel. In Portobello erreichten wir die Küstenstrasse, die immer am Ufer des Otago Harbour entlang führt. Von hier aus konnten wir eine Gruppe von ungefähr 15 Delfinen beobachten, die in den Otago Harbour hinein schwammen. In Otakou begann die Besiedlung durch die ersten Maori. Abgewandelt in Otago verlieh der Ortsname der Provinz ihren Namen. Die Kirche und das Versammlungshaus wurden anlässlich der Jahrhundertfeier der Vertragsunterzeichnung von Waitangi 1940 erbaut. Was wie Schnitzwerk aussieht, ist in Wirklichkeit gegossener Beton. Schon ein komischer Zufall, dass wir gerade heute, am Waitangi Day 2003, hier sind. Am Taiaroa Head , der Spitze der Otago Halbinsel, war das Royal Albatross Centre unser Ziel. Hier befindet sich die weltweit einzige Festlandkolonie von Königsalbatrossen und das Centre ermöglicht einen kontrollierten Zugang zu diesen majestätischen Tieren. Die Albatrosse werden bis zu 60 Jahre alt, erreichen ein Gewicht von bis zu 8,5 kg und eine Flügelspannweite von 3,3 m. Von einer Beobachtungsstation konnten wir 5 Königsalbatrosse beim Brüten beobachten und teilweise sogar die Küken sehen, wenn die Altvögel sich einmal kurz erhoben haben. Leider konnten wir keine der Vögel in ihrem wahren Element, der Luft, erleben. Die Albatrosse sind Meister im Segelflug und verbringen etwa 80% ihres Lebens in der Luft, umkreisen von den westlichen Winden getragen die Antarktis. Auf den Besuch des Penguin Place, einem privaten Schutzgebiet für Gelbaugenpinguine, haben wir verzichtet, da wir schon in Oamaru Gelbaugenpinguine in ihrem natürlichen Umfeld beobachten konnten und nicht bis zur aktiven Phase in der Dämmerung warten wollten. Stattdessen wollten wir uns das Lighthouse am Cape Saunders ansehen, scheiterten jedoch daran, dass es keinen öffentlichen Zugang gibt, da sich der Leuchtturm auf Privatland befindet. Die unbefestigte Cape Saunders Road bot uns dafür aber spektakuläre Ausblicke auf die Küste der Otago Halbinsel und an der Victory Beach konnten wir einige Hooker Sea Lions beobachten. Im Dunedin Holiday Park am Fuße der Halbinsel fanden wir einen Platz für die Nacht. Bevor wir unseren Weg in südlicher Richtung fortsetzten, fuhren wir noch einmal in die Innenstadt von Dunedin um unser Ticket für zu langes Parken im Kurzzeitbereich zu bezahlen. Im City Council Service Centre erfuhren wir dann, dass wir als Touristen keine Parktickets zu bezahlen hätten. Ich musste nur meine Adresse auf ein Formular schreiben und zusammen mit dem Ticket abgeben – das nenne ich ein freundliches Reiseland! Central OtagoNach einer kurzen Strecke auf dem Highway 1 in Richtung Invercargill bogen wir auf die Southern Scenic Route, eine Touristenroute, die abseits der Hauptstrassen in Küstennähe verläuft, ab. In der Nähe von Brighton haben wir erst am Strand ein wenig Didgeridoo gespielt und sind dann noch ein Stück spazieren gegangen. Dabei viel mir eine Muschel in die Hände, die eine Perle enthielt. Diese ist zwar nicht so perfekt und gleichförmig wie die beim Juwelier, dafür ist es aber eine echte Naturperle. In Waihola trafen wir wieder auf den Highway 1, dem wir bis Clarkesville folgten und dann auf den Highway 8 abbogen. Diese Strasse brachte uns in das Gebiet von Central Otago, eine Region, die im 19. Jahrhundert durch Goldfunde zu Ruhm und Wohlstand gekommen war. Heute ist es der Obstanbau, der den Bewohnern ein gutes Einkommen sichert. In Lawrence gönnten wir uns zur Stärkung ein leckeres Eis und in Alexandra spazierten wir durch die schöne kleine Innenstadt mit vielen Häusern, die noch aus der Goldgräberzeit stammen. In Omakau fanden wir in der örtlichen Recreation Reserve, einer Rasenfläche am Sportplatz, einen schönen Stellplatz für die Nacht. Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Lauder, wo wir einen Abschnitt des Otago Central Rail Trail mit den Fahrrädern zurücklegen wollen. Für den nächsten Tag gab es nur ein Ziel, den Otago Central Rail Trail . Dieser Streckenabschnitt der Central Otago Bahnlinie wurde eingerichtet, um die Niederlassungen in den Goldfeldern mit Dunedin, dem wirtschaftlichen Zentrum der Region zu verbinden. Die Konstruktion begann 1879 in der Nähe von Dunedin und es dauerte 28 Jahre bis die Verbindung bis Clyde 1907 freigegeben wurde. Reisende benötigten damals 2 Tage für diese Strecke und der Frachttransport dauerte noch etwas länger. Für 83 Jahre brachte die Bahnlinie Arbeit und wirtschaftlichen Aufschwung für viele Niederlassungen in Central Otago. Im gleichen Maße wie die Bedeutung des Autoverkehrs zunahm verringerte sich die der Central Otago Railway. Im Jahre 1990 wurde der 150 km lange Streckenabschnitt zwischen Middlemarch und Clyde endgültig geschlossen. Das Department of Conservation sah hier eine Möglichkeit ein vom Tourismus wenig beachtetes Gebiet für Outdoor Aktivitäten populär zu machen und kaufte 1993 die Strecke. Es sollte 6 Jahre dauern und über 850.000 NZ$ bis die Schienen auf der gesamten Strecke entfernt und durch einen Schotterbelag ersetzt worden waren und die 68 Brücken und Viadukte mit Geländern versehen waren. Im Februar 2000 wurde der Otago Central Rail Trail seiner neuen Bestimmung als Wander-, Reit- und Mountainbike-Trail übergeben. Neben seiner historischen Bedeutung bietet der Trail die Gelegenheit Landschaften zu entdecken, die man vom Highway aus nicht erreichen kann. Wir hatten uns für den Abschnitt von Lauder nach Oturehua entschieden, der nach der vom Department of Conservation herausgegebenen Broschüre der landschaftlich reizvollste sein soll. So parkten wir nach nur wenigen Kilometern Fahrt den Roadrunner an der ehemaligen Bahnstation von Lauder und machten die Räder und uns startklar. Die ersten 10 km sind wirklich grandios: Zuerst überquerten wir den Manuherikia River auf der mit 110 m längsten Brücke des Trails, die dazu noch in einer Kurve angelegt ist. Weiter geht es durch 2 Tunnel, die in die Felsen der malerischen Poolburn Gorge gesprengt worden sind. Auf dem 37 m hohen Poolburn Viadukt überquerten wir den Pool Burn Fluss. Von hier es dann an den Hängen des Blackstone Hill hinunter in das Ida Valley. Das Tal an sich ist dann landschaftlich nicht mehr so reizvoll und der Schotterbelag des Trails ist teilweise sehr grob. Am Idaburn Dam, 21 km von unserem Ausgangspunkt entfernt, hatten wir genug und machten uns nach einer ausgiebigen Pause auf den Rückweg. Nach insgesamt gut 42 km und mit vielen Fotostopps 4½ Stunden Fahrtzeit waren wir wieder am Auto. Bedingt durch den rauen Belag des Trails und natürlich auch aufgrund der Tatsache, dass wir Schlaffis nicht jeden Tag über 40 km mit dem Fahrrad fahren, waren wir ziemlich kaputt. Entlang der Highways 85 und 87 fuhren wir über Ranfurly weiter bis nach Middlemarch und hatten immer wieder Berührungspunkte mit dem Otago Central Rail Trail. Auf dem recht einfachen Blind Billys Motor Camp fanden wir einen Platz für die Nacht. Der Sonntag machte seinem Namen keine Ehre, er begrüßte uns mit trübem Wetter und leichtem Nieselregen. So gaben wir unseren Plan auf noch einmal nach Dunedin zurück zu fahren und mit der historischen Taieri Gorge Railway einen Ausflug nach Middlemarch zu machen. Stattdessen wollten wir unseren Weg gen Süden fortsetzen. In Mosgiel gerieten wir in eine Parade von verschiedenen Dudelsack-Gruppen, die hier heute einen Wettbewerb austrugen. Wir hörten uns einige der Gruppen an, füllten unsere Vorräte auf und fanden an einer Tankstelle endlich wieder einmal einen Hochdruckreiniger, so dass wir unseren Roadrunner vom Staub der unbefestigten Strassen befreien konnten. Auf dem Highway 1 ging es dann weiter bis Balclutha , wo wir auf die Southern Scenic Route in das Gebiet der Catlins abbogen. Die CatlinsDie Schönheit der Natur macht den Reiz dieser südöstlichen Ecke der Südinsel aus. Versteinerte Bäume, herrliche Wasserfälle, goldfarbene Strände, hohe Klippen und geheimnisvolle Höhlen bilden die einzigartige Mischung an Attraktionen dieser Gegend, die ihren Namen „Catlins“ einem Landbesitzer aus den 1840er-Jahren verdankt. Eine abwechslungsreiche Küste mit Klippen und herrlichen Stränden ist zur Heimat für viele unterschiedliche Tiere geworden; so findet man hier den seltenen Hectordelfin, Pinguine, Robben und Seelöwen. Gekrönt wird die Landschaft durch die alten Wälder mit Rimu-, Matai-, Totara- und Miro-Bäumen. Südlich des kleinen Küstenortes Kaka Point spazierten wir zum Lighthouse am Nugget Point . Der kleine, unscheinbare Leuchtturm aus dem Jahr 1870 steht inmitten einer eindrucksvollen Klippenlandschaft, in der, als einzigem Ort in Neuseeland, Pelzrobben, Hooker Seelöwen und Seeelefanten nebeneinander anzutreffen sind. Gelbaugen- und Zwergpinguine, Tölpel, Kormorane und viele weitere Seevögel vervollständigen das reiche Tierleben dieser Region. Mit dem Fernglas bewaffnet konnten wir zahlreiche Tiere beobachten, darunter Pelzrobben mit ihren Jungen. In der Nähe von Owaka fanden wir in dem winzigen Küstenort Pounawea einen netten Campingplatz für die Nacht. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein schon am frühen Morgen ließen bereits Hoffnungen auf einen herrlichen Tag zu und unsere Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht. Wir begannen unsere Catlins-Rundfahrt an den Purakaunui Falls . Ein zehnminütiger Spazierweg durch Buchen- und Podocarp-Wald führt zu einer Aussichtsplattform, von der man einen herrlichen Blick auf die Wasserfälle hat. Der Fluss fällt hier 20 m über eine Terrassenlandschaft in die Tiefe. Eine weitere kurze Wanderung brachte uns zu den Matai Falls und den Horseshoe Falls , die vom Maclennan River gebildet werden. Vom Florence Hill Lookout hatten wir einen schönen Blick auf die Tautuku Bay . Wir genossen diesen Ausblick eine ganze Zeit und haben auch noch etwas Didgeridoo gespielt. Um die McLean Falls zu sehen, mussten wir wieder einen kurzen Waldspaziergang unternehmen. Der Tautuku River fällt hier über eine Klippe 22 m in die Tiefe. Der Weg zu den Cathedral Caves , die nur bei Ebbe zugänglich sind, führt zunächst durch den Wald hinunter an den Strand, dann ein kurzes Stück am Strand entlang. Die gewaltigen Höhlen sind sehr eindrucksvoll, die größte Öffnung der größten Höhle ist immerhin 30 m hoch. Auch hier habe ich ein wenig Didgeridoo gespielt, was die anderen Besucher wohl auch ganz gut fanden. Wir kamen mit einer vierköpfigen Familie aus Österreich ins Gespräch, die für 6 Monate unterwegs sind. Unser letzter Programmpunkt war die Curio Bay . In dieser Bucht befinden sich die Reste eines versteinerten Waldes aus der Jurazeit. Vor ca. 180 Mil. Jahren wurde der Wald von Lava und Vulkanasche bedeckt. Die Gegend versank später im Meer und die Bäume kamen erst nach einer tektonischen Hebung, inzwischen versteinert, wieder zum Vorschein. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bäume in der Curio Bay nahe Verwandte in Südamerika haben, was belegt, dass Neuseeland und Südamerika im Urkontinent Gondwanaland Nachbarn waren. Zwischen der Curio Bay und der Porpoise Bay liegt auf einer Landzunge ein einfacher Campingplatz, auf dem wir einen geschützten Stellplatz für die Nacht fanden. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an die Curio Bay zurück und konnten drei Gelbaugenpinguine beobachten, die vom Fischfang zurückkehrten. Morgen werden wir versuchen einen Blick von den seltenen Hector-Delfinen zu erhaschen, die in der Purpoise Bay leben. Nach morgendlichem Regen klarte es auf und wir konnten tatsächlich Hector-Delfine in der Pupoise Bay beobachten. Vom Campingplatz aus hatten wir einen schönen Blick auf die Bucht und sahen immer wieder gedrungenen, schwarz-weißen Körper mit ihren runden Rückenflossen durch die Wellen gleiten. Hector-Delfine sind die seltensten und kleinsten Delfine der Welt, ihr Bestand wird auf ungefähr 7.000 Tiere geschätzt. Sie sind Ortstreu und halten sich zum Teil sehr nahe am Ufer auf, besonders wenn Jungtiere dabei sind. Nachdem wir die Delfine eine zeitlang beobachtet hatten, gingen wir noch ein Stück an der Purpoise Bay spazieren, wobei wir immer einen Blick aufs Meer hinaus richteten und weitere Delfine entdecken konnten. Ein Panoramablick vom Aussichtspunkt des Campingplatzes beendete unseren Aufenthalt an der Curio Bay. Über Nebenstrasse ging es weiter zum Waipapa Point . Nachdem 1881 bei einem schweren Schiffsunglück 131 Menschen den Tod fanden als die SS Tararua auf das Vorgelagerte Otara Riff auflief, weist das Waipapa Lighthouse den Schiffen den Weg. Der Leuchtturm steht auf einer Düne direkt am Strand, am dem wir drei Seelöwen aus der Nähe beobachten konnten. Wir verließen dann das Gebiet der Catlins und fuhren dann weiter nach Bluff, dem südlichen Endpunkt des Highway 1, der im Norden am Cape Reinga beginnt. Im äußersten SüdenBluff ist Neuseelands südlichster Exporthafen und Ausgangspunkt für die Fähren nach Stewart Island. Der nicht sehr einladende Ort dient als Station für Fischereiflotten, die die Küsten im Süden und Westen nach Fischen und Langusten sowie den berühmten „Bluff-Austern“ abfahren. Unser erstes Ziel in Bluff war der Stirling Point, der Nullpunkt des Highway 1 an der Foveaux Strait, mit seinem internationalen Wegweiser. Vom 265 m hohen Bluff Hill Lookout hatten wir einen schönen Blick über die Foveaux Strait, auf Dog Island mit dem höchsten Leuchtturm Neuseelands (35 m) und auf die Berge der 32 km entfernten Stewart Island. In Invercargill, der südlichsten Stadt Neuseelands und dem Wirtschaftszentrum von Southland, fanden wir auf dem Gum Tree Farm Motor Park einen sehr schönen Stellplatz, den wir gleich für zwei Nächte reserviert haben. Stewart IslandUm 6:00 Uhr ging am nächsten Morgen der Wecker, denn wir hatten uns aufgrund der guten Wetterprognose für einen Ausflug nach Stewart Island entschieden. Isoliert durch die Foveaux Strait, nur 27 km von der Südinsel entfernt, liegt Stewart Island, kleinste der drei Hauptinseln Neuseelands. In den Maori-Legenden heißt es, sie sei der Anker von Mauis Kanu, während die Nordinsel ein großer gefangener Fisch und die Südinsel das Kanu selbst sei. Den Legenden zufolge siedelten die ersten Maori, die aufgrund von Stammesauseinandersetzungen hierher flüchteten, auf der Insel. Sie nannten die Insel „Rakiura“, was Himmelsglühen bedeutet, vermutlich weil von hier aus das Südlicht (Aurora Australis) zu sehen ist, oder aber weil Stewart Island unvergleichliche Sonnenauf- und -untergänge bietet. Heute hat Rakiura rund 700 Bewohner, die hauptsächlich vom Tourismus und vom Fischfang leben. Etwa die Hälfte lebt ständig auf der Insel, die restlichen kommen nur in der Ferienzeit. Alle Gebäude konzentrieren sich auf die Buchten Horseshoe Bay und Halfmoon Bay. Der Rest der 1.683 km² großen Insel, durch die der 47. Breitengrad verläuft, ist Natur pur. Deshalb ist Stewart Island gleichermaßen bei Botanikern wie Zoologen beliebt und gilt als Paradies für Pflanzen und Tiere: Über 80 % der Gesamtfläche stehen unter Schutz und die zum Teil unberührte Wildnis, die auf Wanderwegen erkundet werden kann, zeigt ein Bild von Neuseeland aus voreuropäischer Zeit. Um diesen Status zu bewahren, wurde dieser Teil der Insel im März 2002 zum Rakiura National Park erklärt. Eine schöne neue Fähre der Firma Foveaux Express brachte uns in einer Stunde von Bluff in das etwa 30 km entfernte Oban , den einzigen Ort auf Stewart Island. Während der Überfahrt konnten wir zahlreiche Sturmtaucher und einige Albatrosse in ihrem Element beobachten. Noch am Fähranleger buchten wir eine Busfahrt, die uns in eineinhalb Stunden fast über das gesamte Straßennetz von knapp 20 km führte. Von der Halfmoon Bay fuhren wir entlang der Horseshoe Bay in den Rakiura National Park, der 80% von Stewart Island unter Naturschutz stellt. In der Lee Bay, wo auch der Track in den Natioalpark beginnt, symbolisiert eine überdimensionale Ankerkette die Maori-Legende, nach der Stewart Island der Anker ist, der die Südinsel, das Kanu Mauis, an ihrem Platz hält. Vom Observation Rock hatten wir einen herrlichen Ausblick auf das Petterson Inlet und der Besuch der Lonnekers Beach am Rande der Halfmoon Bay bildete den Abschluss dieser locker geführten und sehr informativen Bustour. Nachdem wir uns mit einer recht großen Portion Fish & Chips gestärkt hatten, machten wir uns auf den Golden Bay Deep Bay Track. Von der steil ansteigenden Nichol Road hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die Halfmoon Bay. Auf der Kuppe des Hügels endet die Straße und ein schön angelegter Wanderpfad führte uns durch ein Schutzgebiet hinab zur Deep Bay. Bäume, deren Äste und Blattwerk wie ein Baldachin den Weg überspannen, und Farne, die den Weg säumen, geben ihm ein fast märchenhaftes Aussehen. Nach einer kurzen Pause an der Deep Bay spazierten wir weiter in Richtung Golden Bay. Auf dem schönen Weg entlang der Buchten konnten wir im dichten Regenwals Tuis und die riesigen Maorifruchttauben beobachten. Von der Golden Bay gingen wir über den Fuchsia Track wieder zurück nach Oban. In dem sehr informativen Visitor Centre des Department of Conservation sahen wir uns noch einen kurzen Film über Stewart Island an, ehe wir zum Fähranleger zurück mussten. Die 5 Stunden, die wir auf Stewart Island verbracht haben, waren viel zu schnell vorüber und haben auch Appetit auf mehr gemacht. Auch wenn man nicht in die unberührten Teile der Insel wandern möchte, hat Stewart Island sehr viel zu bieten und die Natur beginnt praktisch in den Vorgärten der Häuser. Auf dem Rückweg zum Campingplatz sahen wir am Straßenrand einen Camper mit Kölner Kennzeichen stehen. Wir machten kehrt und kamen so mit Ulla und Klaus ins Gespräch, die mit verschiedenen Fahrzeugen schon in vielen Teilen der Welt unterwegs waren. Beim Austausch von Reiseerlebnissen und -erfahrungen verging die Zeit wie im Fluge und so waren, als sich unsere Wege wieder trennten, mehr als drei Stunden vergangen. Per E-Mail wollen die beiden uns Ihre Informationen zu Australien zukommen lassen, das sie für mehrere Monate bereist hatten und wir haben für die Nordinsel Neuseelands auf unser Reisetagebuch im Web verwiesen. Es ist immer wieder schön, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten und sich auszutauschen, besonders wenn für alle Beteiligten das Reisen einen wichtigen Stellenwert im Leben hat. So waren wir viel später als erwartet wieder auf dem Campingplatz und machten es uns in unserem Roadrunner gemütlich. InvercargillNach dem langen gestrigen Tag war erst einmal ausschlafen und ein ruhiger und gemütlicher Vormittag angesagt. Den Campingplatz haben wir noch für eine weitere Nacht gebucht und machten uns erst gegen Mittag auf den Weg in die Innenstadt. Invercargill , die Stadt im kühlen tiefen Süden, hat angeblich das schlechteste Wetter des Landes. Ähnlich wie Dunedin hat auch Invercargill von den Goldfunden im 19. Jahrhundert profitiert, sich aber bald soliderem Gelderwerb zugewendet. Heute unterhält das saftige Weideland, das die Stadt umgibt, riesige Schaf- und Rinderherden und Fleischfabriken, die im Jahr 7 Millionen Tiere für den Export verarbeiten. Nachdem wir uns das Stadtzentrum rund um die Dee Street angesehen, in der Bücherei unsere E-Mails abgefragt und in einem Büro von Air New Zealand unseren Weiterflug nach Australien umgebucht hatten, fuhren wir zur größten Sehenswürdigkeit der Stadt, dem Southland Museum und Art Gallery. Neben den drei Kunstgalerien zeigt das Southland Museum, das in einem pyramidenförmigen Gebäude am Queens Park untergebracht ist, Exponate zur Entwicklung der Menschen und der Natur in diesem Gebiet. Die Ausstellung „Roaring Forties Experience“ im Subantarctic Islands Interpretive Centre bietet eine eindrucksvolle Einführung in die fünf Inselreservate Neuseelands, die hunderte von Kilometern südlich von Invercargill liegen. Für uns war jedoch das „Tuatarium“ das Highlight des Museums. Hier konnten wir einige Tuataras (Brückenechsen), die als lebende Fossilien gelten, aus aller nächster Nähe betrachten. Die Tuatara ist die einzige überlebende Art einer 225 Millionen Jahre alten Reptiliengattung. Alle anderen Vertreter dieser Gattung sind seit ca. 60 Millionen Jahren ausgestorben, nur durch die geografische Isolation Neuseelands hatte die Tuatara hier eine Überlebenschance. Die Tuatara ist ein langlebiges, langsam wachsendes Reptil, das erst mit ca. 20 Jahren die Geschlechtsreife erlangt, mit 70 Jahren aufhört zu wachsen und vermutlich weit über 100 Jahre alt werden kann. Sie sind perfekt an das kühle Klima in Neuseeland angepasst, da sie schon bei 6 Grad aktiv sind und bei über 25 Grad bereits Überhitzung droht. Henry, das älteste Exemplar im Tuatarium, wird auf etwa 120 Jahre geschätzt und ließ sich würdevoll fotografieren. Die Tuatara werden im Southland Museum in Terrarien nicht nur gezeigt, sondern hier auch erfolgreich gezüchtet, womit ein wichtiger Beitrag zur Arterhaltung geleistet wird. Einer Restaurantempfehlung von Bekannten folgend haben wir im Lone Star Cafe wirklich lecker zu Abend gegessen und sind dann zum Campingplatz zurück. Bis spät in die Nacht haben wir an einem Update für unsere Homepage gearbeitet und Fotos und Texte zusammengestellt. Nachdem wir unsere Sachen gepackt und den wirklich liebevoll geführten Gum Tree Farm Motor Park verlassen hatten, suchten wir in der Innenstadt ein Internet-Cafe auf, um unsere Homepage zu aktualisieren und eine Mail an die potentiellen Interessenten abzuschicken. Dann füllten wir unsere Vorräte auf und wollten noch ein paar Aufnahmen von Henry und seinen Freunden im Tuatarium des Southland Museum machen, diesmal mit Stativ. Aber weder Henry selbst noch seine Artgenossen taten uns den Gefallen noch einmal so fotogen zu posieren wie gestern – noch schlimmer, sie zeigten sich überhaupt nicht. So fuhren wir etwas enttäuscht zu unserem letzten Programmpunkt in Invercargill, der Anderson Park Gallery. In einem wunderschönen Herrenhaus aus dem Jahr 1925, das in einer sehr gepflegten, 24 Hektar großen Parklandschaft liegt, werden Werke neuseeländischer Künstler aus verschiedenen Epochen gezeigt. Uns hat sowohl das Anwesen als auch die Ausstellung sehr gut gefallen. Nach einer kleinen Stärkung auf dem Parkplatz im Anderson Park, verließen wir nach knapp drei Tagen Invercargill. Wir folgten dem Highway 99 in westlicher Richtung und sahen uns in Riverton , der in den frühen 1820ern gegründeten und damit ältesten Siedlung von Southland, die Riverton Rocks an. Die Gipfel des Fiordland National Parks bilden die Kulisse für den von schroffen Felsklippen gesäumten Strand. Vorbei an der sehr schön gelegenen Colac Bay erreichten wir das östliche Ende der riesigen Te Waewae Bay . Hier gibt es bei Monkey Island , einer kleinen Vorgelagerten Insel, die man Ebbe trockenen Fußes erreichen kann, einen Bereich, in dem freies Campen ausdrücklich erlaubt ist. Die Möglichkeit direkt an dieser wunderschönen Bucht zu übernachten, in der einige der seltenen Hector-Delfine leben sollen, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Mit vier weiteren Wohnmobilen und einem Zelt teilten wir uns den „Campingplatz“, der immerhin mit Pit-Toilets (Plumpsklos) ausgestattet. Bei einem Spaziergang am Strand erklommen wir den Aussichtspunkt auf der Spitze von Monkey Island und genossen den Blick auf die Bucht. Hector-Delfine konnten wir dabei leider nicht entdecken. Einer Maori-Legende zur Folge ist Monkey Island der Ankerstein des Takatimu Kanu, das in der Te Waewae Bay gestrandet ist. Wir verlebten einen schönen und sonnigen Abend auf diesem einfachen Stellplatz und die Meeresbrandung wiegte uns in den Schlaf. Wir begannen den nächsten Tag mit einem Strandspaziergang an der Bucht von Monkey Island und diesmal, bei Flut, machte sie ihrem Namen alle Ehre und war wirklich eine kleine Insel. Auch am Gemstone Beach und am Mc Cracken´s Rest Lookout hatten wir noch einmal Zugang zur schönen Te Waewae Bay ohne jedoch Hector-Delfine in den Fluten entdecken zu können. Vorbei an vom Wind geformten Bäumen verlässt der Highway die Küste und verläuft dann fast gerade in nördlicher Richtung. In Clifden sahen wir uns die alte Suspension Bridge aus dem Jahr 1899 an und erkundeten mit Taschenlampen ausgestattet ein Stück der völlig Naturbelassenen Clifden Caves. Am Zusammenfluss von Mararoa River und Waiau River hatten wir einen schönen Blick über die Flusstäler, eingerahmt von den Gipfeln des Fiordland National Parks. In Manapouri machten wir am Ufer des gleichnamigen Sees eine kurze Pause. Der Lake Manapouri wird oft als Neuseelands schönster See bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Legenden über die Entstehung dieses Sees. In einer Erzählung verirrte sich die Tochter eines Häuptlings im Gebiet des heutigen Sees. Ihre jüngere Schwester machte sich auf die Suche nach ihr und fand sie schwer verletzt. Außerstande, sie zum weit entfernt lebenden Stamm zurückzutragen, blieb sie bei ihr – und die Schwestern warteten gemeinsam auf den Tod. Ihre Tränen rissen die Bergketten auseinander und füllten die Täler – der See entstand. Pouri bedeutet „Kummer“ und Manapouri „See aus Tränen“. Aufgrund des sonnigen Wetters mit blauem Himmel gaben wir unseren Plan in Manapouri zu übernachten und dann eine Tour zum Doubtful Sound zu unternehmen auf und beschlossen, bis zum Milford Sound weiterzufahren, um das für das Fiordland seltene Wetter möglichst optimal auszunutzen. Fiordland National ParkIm äußersten Südwesten der Südinsel gelegen, schützt der 21.000 km² große Fiordland National Park , der größte Nationalpark Neuseelands, eines der außergewöhnlichsten Zeugnisse erdgeschichtlicher Entwicklung: das Fiordland, Teil des von der UNESCO als Weltnaturerbe unter Schutz gestellten Gebietes Southwest New Zealand. Die Entstehung dieser imposanten Landschaft mit ihren an der Westküste steil abfallenden Alpen, den Seen, Gletschern und Fjorden im Süden und Südosten reicht 500 Millionen Jahre zurück, als intensive Hitze und Druck in der Erdkruste Gneise, Schiefer und Granite entstehen ließen. Auffaltungen und Verwerfungen drückten die Gesteinsmassen und geschmolzenes Vulkangestein nach oben. In den letzten 2 Millionen Jahren unterlag die gesamte Erde einem ständigen Wechsel von warmen Perioden und Kaltzeiten. In den Warmzeiten stieg der Meeresspiegel an und riesige Landmassen, so auch die Gebirgsauffaltungen der Südinsel Neuseelands versanken immer wieder im Meer. In dieser Zeit bildeten sich Gebiete aus Kalk und Sandstein, wie sie heute bei den Te Anau Höhlen zu sehen sind. Die Kaltzeiten verwandelten dann die riesigen Wassermassen in regelrechte Eispanzer, deren Gewicht und erodierende Kraft den Felsmassen im Fiordland ihren heutigen Charakter verliehen: Sie schliffen die Gebirge ab, formten tiefe U-förmige Täler, von denen viele heute Fjorde sind, schürften starke Vertiefungen, an deren Enden sich Moränen bildeten, Schmelzwasser füllte schließlich Seen. Heute prägen hunderte verstreut liegende Seen das Fiordland Gebiet, unter ihnen Lake Hauroko, mit 462 m Neuseelands tiefster See. Insgesamt zählt der Fiordland National Park, angefangen bei Milford Sound im Norden bis Preservation Inlet im Süden, 14 Fjorde, die zum Teil bis zu 40 km ins Landesinnere reichen. Westwinde bestimmen das Wetter im Nationalpark. Sie schieben Wolken, die sich über der Tasmansee bilden auf die steil aufragende Gebirgsbarriere, wo ein großer Teil ihrer Feuchtigkeit als Steigungsregen oder in höheren Lagen als Schnee niedergeht. Die jährliche Niederschlagsmenge variiert von 1.200 mm bei Te Anau bis zu 8.000 mm am Milford Sound. Über 200 Regentage jährlich sind hier durchaus keine Seltenheit, doch schlägt gerade im Sommer das Wetter schnell um, so dass heftiger Regen und Sonne sich rasch ablösen. Viele Legenden der Maori ranken sich um das Fiordland Gebiet und seine Entstehung, und es wird gesagt, dass der Halbgott tu te raki whanoa es geformt habe. Nur wenige Maori lebten ständig im Fiordland, vielmehr hatten sie je nach Jahreszeit Lagerplätze, die sie auf Wanderungen und auf der Suche nach Nahrung und Jade nutzten. Die ersten Europäer im Fiordland waren Kapitän James Cook und seine Mannschaft. Sie verbrachten 1773 5 Wochen im Dusky Sound. Ihnen folgten einige weitere Expeditionen und schließlich Robben- und Walfänger die sich als erste Europäer im Fiordland niederließen. Bereits 1904 stellte die damalige Regierung den größten Teil des heutigen Gebiets unter Naturschutz. Schließlich erklärte sie es 1952 zum Nationalpark. Te Anau am südlichen Ufer des Lake Te Anau ist Fiordlands Wirtschaftszentrum und touristischer Ausgangspunkt, um den Nationalpark zu erkunden. Wir versorgten uns im Visitor Centre mit Informationen über den Nationalpark, ehe wir auf der Milford Road, zunächst am Ostufer des Lake Te Anau entlang, zum Milford Sound aufbrachen. Der See ist mit 61 km Länge und 417 m Tiefe der größte See der Südinsel und ein beliebtes Ziel zum Angeln und Boot fahren. Insgesamt hat er 480 km Uferlinie und bedeckt eine Fläche von 344 km². In der Mythologie der Maori entstand der See durch die Preisgabe eines Geheimnisses: Te horo, ein heiliger Mann, lebte zusammen mit seiner Frau an magischen Quellen, westlich des heutigen Sees, die nur den beiden bekannt waren. Aus den Quellen sprudelte reinstes Wasser. Als Te horo auf eine lange Reise ging, warnte er seine Frau, niemanden von diesen Quellen zu erzählen. Doch während seiner Abwesenheit nahm sich die Frau einen Geliebten und erzählte von den geheimen Quellen. Sogleich schossen gewaltige Wassermassen aus den Quellen, überfluteten ihre Behausung und bildeten einen See – den größten See der Südinsel und den zweitgrößten in ganz Neuseeland. Bis zur Fertigstellung des Highway 94 (Milford Road) 1953 konnte man den Milford Sound nur per Boot oder über den Milford Trek erreichen, heute kommen Tagesbesucher in Bussen an. Der Massentourismus hat schon geradezu beängstigende Formen angenommen: Uns kamen über 50 Tourbusse entgegen, die Tagesausflügler zum Milford Sound transportiert hatten. Wenn die Verantwortlichen hier nicht aufpassen, dann vermarkten sie dieses Juwel in der Krone der neuseeländischen Nationalparks zu Tode. Die 119 km lange Straße zwischen Te Anau und Milford Sound gehört aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit zu den reizvollsten Strecken Neuseelands. Üppige Wälder, raue Berge, reißende Gebirgsflüsse und malerische Spazierwege zeichnen die Gegend aus. Wir stoppten am Henry Creek und genossen den Ausblick auf den Lake Te Anau, im wunderschönen Eglinton Valley, an den Mirror Lakes, am Lake Gunn und an einem Aussichtspunkt, der einen Blick in das Hollyford Valley ermöglicht. An diesem Punkt hatten wir vor 10 Jahren Keas, die lustigen Bergpapageien Neuseelands gesehen, diesmal zeigten sie sich jedoch nicht. Ungefähr 19 km östlich vom Milford Sound befindet sich der 1.200 m lange Homer Tunnel, der 1935 begonnen und erst 1954 fertig gestellt wurde. Am Ausgang des Tunnels bietet sich ein phantastischer Blick über das Cleddau Valley. Der 16 km lange Milford Sound ist Fiordlands Wahrzeichen, das von Rudyard Kipling einmal als das 8.Weltwunder bezeichnet wurde. Am berühmtesten ist Mitre Peak, ein pyramidenartiger Berg, der 1.695 m hoch direkt aus dem Fjord aufsteigt. Seinen Namen verdankt er seiner Ähnlichkeit mit einer Bischofsmitra. Beherrscht vom Mitre Peak, eingerahmt von senkrecht abfallenden Steilwänden und Wasserfällen, ist der Milford Sound bis zu seiner Mündung in die Tasman See ein einziges majestätisches Naturerlebnis. Da uns der Campingplatz an der Milford Sound Lodge nicht gefiel, beschlossen wir direkt am Milford Sound zu übernachten. Das freie Campen ist hier zwar nicht ausdrücklich erlaubt, wird aber geduldet. So hatten wir einen herrlichen Blick auf den Fjord und den majestätischen Mitre Peak, ein wirklich traumhafter Stellplatz. Einziger Wehrmutstropfen waren Millionen von blutrünstigen Sandflies (Kriebelmücken), die jeden Aufenthalt im Freien zur Qual machten. Die Entscheidung gestern noch bis zum Milford Sound zu fahren war goldrichtig gewesen. Der blaue Himmel hatte sich am Morgen hinter tief hängenden Wolken versteckt, die zum Teil noch nicht einmal den Blick auf die Gipfel der den Fjord umgebenden Berge freigaben. Die Sandflies hatten sich allerdings nicht verzogen und belästigten uns genauso wie am Vortag. Wir machten uns auf den kurzen Spazierweg zu den Bowen Falls, die sich über 160 m aus einem Hängetal in den Fjord stürzen. Aufgrund des trüben Wetters verzichteten wir auf eine erneute Bootsfahrt auf dem Milford Sound. Wir hatten vor 10 Jahren strahlenden Sonnenschein und so konnte eine Fahrt bei schlechterem Wetter uns nicht so richtig locken. Auf dem Rückweg zum Parkplatz konnten wir im Ufergestrüpp einen Dickschnabelpinguin beobachten, der sich über unseren Anblick scheinbar genauso gewundert hat, wie wir über seinen. Kaum hatte er uns auf dem Bohlenweg entdeckt machte er kehrt und verzog sich im dichten Unterholz. Für uns war diese kurze Begegnung sicherlich reizvoller als für den Pinguin. Auf einem Parkplatz ein kurzes Stück hinter dem Homer Tunnel kam es dann doch noch zu der Begegnung, die wir uns so sehr gewünscht hatten: Keas! Vier der bis zu 50 cm großen Bergpapageien trieben auf dem Parkplatz ihr Unwesen und machten sich an den geparkten Autos zu schaffen. Es dauerte nicht lange und sie hatten entdeckt, dass auch an unseren Bus viele Teile aus Gummi sind an denen man herumknabbern kann. Trotz aller Begeisterung hatten wir zeitweilig unsere Mühe die Keas davon abzuhalten echten Schaden anzurichten. Sobald Tourbusse auf der Bildfläche erschienen waren wir allerdings abgemeldet, denn die schlauen Papageien wussten genau, dass es immer wieder Leute gibt, die sie trotz aller Warnungen füttern. Nicht nur das die verfütterten Lebensmittel nicht für die Ernährung von Keas geeignet sind, auch die Gewöhnung an den Menschen als Nahrungslieferanten birgt Gefahren. Die ohnehin schon recht dreisten Keas werden so unter Umständen immer aufdringlicher. Wir blieben über eine Stunde auf dem Parkplatz und beobachteten das Treiben dieser wirklich drolligen Vögel. Zurück in Te Anau kauften wir einige Lebensmittel ein und gingen noch einmal zum Visito Centre des Nationalparks. Da die dort aushängenden Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht sehr rosig waren, beschlossen wir erst einmal hier zu bleiben. Auf dem Lakeview Holiday Park fanden wir einen Stellplatz mit Blick auf den Lake Te Anau. In der Nacht kam der Wind mächtig auf, brachte allerdings nicht den vorhergesagten Regen. Dunkle Bewölkung wechselte sich mit heiteren Abschnitten ab und sorgte so für eindrucksvolle Lichtstimmungen. Wir spazierten durch die Hauptstrasse von Te Anau, sahen uns einige Galerien und Souvenirgeschäfte an und stärkten uns mit einem leckeren Eis, bevor wir die 20 km nach Manapouri zurückfuhren. Hier suchten wir zuerst das Büro von Real Journeys am Pearl Harbour auf, die die Fahrten zum Doubtful Sound durchführen. Wir erfuhren, dass die erste Tour am nächsten Morgen schon ausgebucht ist, wir jedoch per Standby versuchen können noch mitzukommen. Das kommt unseren Vorstellungen ebenfalls entgegen, denn aufgrund der unsicheren Wetterlage wollten wir keine feste Buchung vornehmen. So haben wir die Wahl, bei halbwegs gutem Wetter versuchen wir mitzukommen, sollte das angedrohte schlechte Wetter jedoch kommen, werden wir auf diesen nicht ganz billigen Ausflug (190 NZ$/Person) verzichten. Auf dem Manapouri Glade Motor Park fanden wir einen sehr schönen Stellplatz am Ufer des Waiau River. Da wir ungewöhnlich früh auf dem Platz waren, nutzten wir die Gelegenheit für einen ausgiebigen Spaziergang durch Manapouri. Als wir gerade wieder im Roadrunner waren, fing es tatsächlich an zu regnen, dafür ließ der Wind nach. Wir haben unser „Büro“ aufgebaut und einige der digitalen Fotos auf unserem kleinen Drucker ausgedruckt. So ein fauler Nachmittag hat doch auch einmal etwas für sich: Wir kommen endlich einmal zu den Dingen, für die sonst meist keine Zeit bleibt oder nach einem langen Tag „on the road“ einfach die Lust fehlt. Wir verlebten einen gemütlichen Nachmittag in unserem rollenden Zuhause und hoffen für Morgen auf gutes Wetter und die Chance doch noch zum Doubtful Sound zu kommen. Die ganze Nacht hat es geschüttet und auch am Morgen war es immer noch am regnen. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum Hafen und versuchten noch eine Tour zu Doubtful Sound zu bekommen. Das Wetter wurde immer besser aber leider gab es keine Möglichkeit zwei Plätze auf dem Ausflugsschiff zu bekommen. Da auch die nächste Tour, zwei Stunden später, ausgebucht war, wollten wir nicht noch einmal versuchen, per Standby mitzukommen. Stattdessen machten wir uns auf den Weg in Richtung Queenstown und ließen damit das Gebiet des Fiordlands hinter uns. Region Queenstown - WanakaIn der Nähe von Mossburn konnten wir beobachten, wie ein Mann Hütehunde trainierte: Die Hunde mussten, je nach ihrem Auftrag, eine Gruppe von Schafen per Blickkontakt oder kräftigem Gebell in eine bestimmte Richtung manövrieren. Das war für uns sehr interessant und wir haben eine zeitlang zugeschaut. Nördlich von Kingston erreichten wir das südliche Ende des Lake Wakatipu. Der Lake Wakatipu, ein Gletschersee, der die Form eines riesigen „S“ hat, ist der zweitgrößte See der Südinsel. Nach einer Maori-Legende ist er durch den Fußabdruck eines schlafenden Dämons entstanden. Der Dämon hatte angeblich ein schönes Maori-Mädchen entführt und wurde daraufhin von dessen Liebhaben verbrannt. Das Herz des Ungeheuers hörte jedoch nicht auf zu schlagen, und so steigt und fällt der Wasserspiegel mit jedem Herzschlag alle fünf Minuten um sieben Zentimeter. Da es bis heute keine wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen gibt, kann man sich wohl nur dieser Maori-Legende anschließen. Wir fanden einen schönen Platz am Ufer des Sees, wo wir eine längere Pause gemacht und etwas Didgeridoo gespielt haben. Der Highway 6 verläuft immer am Ufer des Sees entlang und bietet zahlreiche schöne Ausblicke auf den See und die ihn umgebenden Berge. Queenstown , die selbsternannte Abenteuerhauptstadt Neuseelands, war uns schon vor 10 Jahren zu touristisch, heute ist es einfach nur noch Massentourismus in seiner schrecklichsten Form. So genügte uns ein kurzer Spaziergang durch das als Fußgängerzone ausgebaute Zentrum des Ortes. Wir hatten vor, den Massen auf einer Fahrt am Ostufer des Sees bis nach Glenorchy zu entkommen. Das Wetter wurde dann aber wieder so schlecht, dass wir nicht einmal mehr das gegenüberliegende Seeufer sehen konnten und wir dieses Vorhaben aufgaben. Über Arrowtown , eine alte Goldgräberstadt aus den 1860ern, die wir als gemütliches, vom Tourismus wenig beachtetes Dorf in Erinnerung hatten, traf uns ein weiterer Schock: Auch hier hat der Massentourismus gnadenlos zugeschlagen, der Ort war nicht mehr wieder zu erkennen. Waren damals noch die historischen Bauten die herausragen Merkmale, sind es heute Cafes, Restaurants und Souvenirgeschäfte. So beschlossen wir endgültig die Flucht anzutreten und Richtung Wanaka weiterzufahren. Aufgrund des schlechten Wetters und der tief hängenden Wolken, entschieden wir uns gegen die kürzere, landschaftlich reizvollere Nebenstrasse über den 1.000 m hohen Cardrona Pass und fuhren auf dem Highway 6 weiter. An der 1880 erbauten 43 m hohen Kawarau Bridge, wo das Bungy Jumping erfunden wurde, war Wetter bedingt nicht viel zu sehen. Die Strasse folgt dem Kawarau River und bietet in der Kawarau Gorge einige schöne Aussichtspunkte. In Cromwell fanden wir auf einem Campingplatz einen überdachten Stellplatz in einem nicht genutzten Unterstellplatz, so wird unser Aufstelldach nicht nass, wenn es weiterhin regnet. In der Nacht hatte sich das Wetter etwas beruhigt, so dass wir bei aufgelockerter Bewölkung dem alten Stadtviertel von Cromwell einen Besuch abstatten konnten. In den 1980er-Jahren wurde ein Staudamm zur Stromerzeugung gebaut. Lake Dunstan entstand und überflutete Cromwells historische Hauptstrasse. Einige Gebäude wurden jedoch vor der Überflutung gerettet und Stein für Stein wieder aufgebaut. In Old Cromwell befinden sich heute Galerien, Cafes und Ausstellungen zur „alten“ Zeit. Heute ist Cromwell das Dienstleistungszentrum für eines der größten Obstanbaugebiete Neuseelands. Auf dem Highway 6, am Ostufer des Lake Dunstan entlang, fuhren wir weiter nach Wanaka. Am Südende des gleichnamigen Sees gelegen, ist Wanaka einer der beliebtesten Ferienorte des Landes. Dabei hat man es in Wanaka geschafft, trotz touristischem Einfluss, das Flair eines normalen kleinen Ortes zu erhalten. Anders als in Queenstown hat der Tourismus hier (noch) keinen schalen Beigeschmack. Die Weidenbestandenen Ufer und Buchten des Lake Wanaka werden im Sommer für alle erdenklichen Arten des Wassersports genutzt, im Winter beherrschen Skifahrer und Snowboarder die Szenerie. Wanderer und Naturliebhaber lockt der weitestgehend unerschlossene Mt. Aspiring National Park. Am Orteingang von Wanaka hielten wir an einem Schießstand, wo man verschiedene Arten des Sportschießens ausprobieren kann. Ich nutzte die Gelegenheit mich im Tontaubenschießen zu versuchen, was ich schon immer einmal ausprobieren wollte. In meiner Zeit als aktiver Sportschütze hatte ich immer nur auf unbewegliche Ziele geschossen, dementsprechend mäßig vielen meine Bemühungen hier aus. Nur zwei Tontauben sind nicht erst beim Aufprall auf dem Boden zu Bruch gegangen, aber aller Anfang ist eben schwer. Im Ort besuchten wir zuerst das Visitor Centre und verschafften uns Informationen über Wanaka und den Mt. Aspiring National Park. Anschließend spazierten wir durch der Ortskern an der Roys Bay des Lake Wanaka und stärkten uns in einer Bäckerei mit einer leckeren Quiche. Der Ausblick vom Ufer des Sees auf die mit frischem Schnee bepuderten Gipfel des Mt. Aspiring National Parks war einfach grandios. Da sich die Wolken ein wenig verzogen hatten, beschlossen wir, in den Nationalpark hinein zu fahren. An der Glendhu Bay hielten wir an Aussichtspunkt, der weitere spektakuläre Ausblicke auf die Bergwelt des Parks ermöglichte. Der 1964 gegründete Mt. Aspiring National Park ist der drittgrößte Park Neuseelands und er hat einige der höchsten Gipfel der Südalpen und mehr als 100 Gletscher. Höchster Punkt im Park ist der Namensgebende Mt. Aspiring mit 3.027 m. Titiraurangi – Land der vielen Gipfel, die die Wolken durchstoßen – ist der ursprüngliche Name, den die Maori diesem Landstrich gaben. Er ist Teil des internationalen Schutzgebiets „Southwest New Zealand“, das rund 10% des neuseeländischen Festlands umfasst und 1990 von der UNESCO zum Naturerbe der Menschheit erklärt wurde. Wir fuhren auf der Mount Aspiring Road in das Matukituki Valley hinein und wollten vom Strassenende am Raspberry Creek ein Stück in das Rob Roy Valley hineinwandern. Das nicht die gesamten 54 km von Wanaka bis zum Ende der Strasse asphaltiert sein würden war uns klar, das die Schotterpiste, die auf etwa halber Strecke beginnt, jedoch in einem so miserablen Zustand sein würde, hatten wir nicht erwartet. Wir sind jetzt schon etliche Kilometer Schotterstrasse gefahren, aber diese Piste wollten wir weder unserem Auto noch uns selbst zumuten und kehrten deshalb um. Auf dem Glendhu Bay Motor Camp fanden wir einen sehr schönen Stellplatz direkt am Ufer des Lake Wanaka und mit Blick auf die Berge des Nationalparks. Bei einem Spaziergang am Seeufer konnten wir den Mt. Aspiring und die anderen Gipfel noch einmal aus der Ferne bewundern. Bevor wir den Campingplatz wieder verließen, spazierten wir noch einmal zum Ufer des Lake Wanaka und genossen den Ausblick auf die den See umgebenden Berge. Der Highway 6 führte uns dann am Westufer des Lake Hawea entlang und wir trafen auch nochmals auf den Lake Wanaka. Nördlich von Makarora führt die Strasse dann durch den Mt. Aspiring National Park. Leider war das Wetter mittlerweile wieder so schlecht geworden, das wir von der grandiosen Bergkulisse nicht sehr viel zu sehen bekamen. Aber auch der Regen und die tief hängenden Wolken waren nicht ohne Reiz, sie verhalfen dem uns umgebenden Regenwald zu einer geradezu urzeitlichen Atmosphäre. Im Gebiet um den Haast Pass (563 m), benannt nach dem deutschen Geologen und Landvermesser Julius von Haast, gibt es viele Aussichtspunkte und kleine Spaziergänge. Wir begingen den Blue Pools Forest Walk mit einer wackeligen Hängebrücke und sahen uns die Fantail Falls an. Die Gates of Haast Bridge ist eine der vielen One Lane Bridges, die man auf dieser Strecke zu passieren hat. Unter dieser Brücke zwängt sich der Haast River tosend durch eine enge, felsige Schlucht. Hier trafen wir wieder auf den jungen Israeli, mit dem wir uns am Mt. Taranaki auf dem Campingplatz unterhalten hatten. Er tat uns etwas leid, da er bei diesem Sauwetter mit dem Fahrrad unterwegs war. Nach diesen drei Stopps waren wir ziemlich durchnässt und hatten vom Spazierengehen erst einmal genug. Am Haast River entlang ging es dann bis an die Tasman See, zu der man am Haast Beach erstmals Zugang hat. Wir hielten noch vor erreichen der Tasman See am Haast Visitor Centre, beschafften uns Informationen zu dem vor uns liegenden Streckenabschnitt an der Westküste und sahen uns einen interessanten Film über den Mt. Aspiring National Park an. Die Fahrt über den Haast Pass mit ihren vielen Möglichkeiten auf kurzen Spazierwegen die unberührte Natur etwas näher in Augenschein zu nehmen, gehört sicherlich zu den reizvollsten Strecken Neuseelands. Mussten wir vor 10 Jahren noch weite Passagen auf unbefestigten Strassenabschnitten zurücklegen, ist die Strasse mittlerweile durchgehend asphaltiert. Leider hat auch der Massentourismus sehr zugenommen, wir sind zahlreichen Tourbussen begegnet und es kam uns so vor, dass hier, ähnlich wie am Milford Sound, ein Ausverkauf der Natur stattfindet. WestküsteAn der Westküste angekommen, fuhren wir zunächst in südlicher Richtung weiter. Diese Stichstrasse endet nach knapp 50 km in dem kleinen Fischerort Jackson Bay. Uns interessierte sowohl der Ort als auch dieser Küstenabschnitt, der noch zum Mt. Aspiring National Park gehört. In Okuru fanden wir einen Stellplatz auf dem örtlichen Motor Camp und verlebten einen verregneten Abend mit der Hoffnung auf Wetterbesserung für die nächsten Tage. In der Nacht hatte sich das Wetter tatsächlich beruhigt und der Morgen begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Die Fahrt nach Jackson Bay verlief anders als erwartet: Statt wie vermutet, immer an der Küste entlang zu fahren, führte uns die gut ausgebaute Straße durch die dichte, ursprüngliche Regenwaldvegetation des Mt. Aspiring National Park. In Jackson Bay selbst endet nicht nur die Straße, hier scheint die Welt aufzuhören. Der Blick über die Bucht zu den Gipfeln der Southern Alps ist das einzige und schönste, was der Ort zu bieten hat. Auf dem Rückweg verließen wir an der Südseite der Arawhata Bridge die Hauptstraße und fuhren auf einer Schotterpiste in Richtung Cascade . Die Piste, die sich in einem gut zu befahrenden Zustand befand, folgte zunächst dem Jackson River und schlängelte sich dann am Martyr Saddle hinauf. Von dort, 20 km vom Abzweiger entfernt, bot sich uns ein herrlicher Blick in das Tal des Cascade River und auf die geradezu unwirklich erscheinenden Red Hills. Die eigentümliche Färbung der Gebirgskette hat ihre Ursache in der hohen Konzentration von Magnesium und Eisen im Gestein, das an dieser Stelle durch das Zusammentreffen der australasischen und pazifischen Kontinentalplatten aufgeworfen wird. Das Gestein ist toxisch, was das Auftreten jeglicher Vegetation verhindert. Inmitten des schier unendlich erscheinenden Regenwaldes und der schneebedeckten Gipfel der Southern Alps hebt sich das wüstenhafte Aussehen der Red Hills besonders ab. An diesem Aussichtspunkt kehrten wir um und fuhren durch die wunderschöne, einsame Naturlandschaft zur Hauptstraße zurück. Bei Haast erreichten wir wieder den Highway 6, dem wir in nordöstlicher Richtung folgten. Am Ship Creek machten wir einen kurzen Abstecher an den Strand der Tasman See. Der Aussichtspunkt am Knights Point bietet einen wunderschönen Blick auf die raue Küstenlinie und den sich an dieser entlang schlängelnden Highway. Mit einigen weiteren Fotostopps für die schneebedeckten Gipfel der Southern Alps erreichten wir den Westland Nation Park. Westland National ParkDer 1.175 km² große Westland National Park erstreckt sich von den Höhen der Southern Alps im Osten, wo er an den Mt. Cook National Park grenzt, bis zur Tasman See im Westen. Berühmt ist er für seine bis zu 3.500 m hohen Gipfel und Gletscher, den dichten Regenwald, für seine Lagunen an der Küste und für die wundervollen Seen. Die berühmtesten der 60 Gletscher sind der Franz Joef Glacier und der Fox Glacier. Nachdem wir uns auf dem Fox Glacier Holiday Park eingerichtet und zu Abend gegessen hatten, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg zu dem etwa 5 km entfernten Lake Matheson , dem vielleicht schönsten, sicher aber am meisten fotografierten See im Nationalpark. Seinen Ruhm verdankt der Lake Matheson der Tatsache, dass sich der Mt. Tasman und der Mt. Cook bei klarem, windstillem Wetter auf seiner Oberfläche spiegeln. Wir hatten das Glück, diese Spiegelung von den verschiedenen Aussichtspunkten entlang des 3,5 km langen Weges um den See genießen zu können. Mit Hilfe unserer Fahrradlampen fanden wir nach Einbruch der Dunkelheit den Weg zurück zu unseren abgestellten Rädern und waren gegen 22.00 Uhr wieder auf dem Campingplatz. Auch am nächsten Morgen führte uns unser erster Weg wieder zum Lake Matheson. Wieder konnten wir eine Spiegelung bewundern, die dadurch besonders schön war, dass sich die Gipfel der Südalpen vom strahlend blauen Himmel abhoben. Auf der Wanderung um den See kamen wir mit einem netten englischen Ehepaar ins Gespräch, die schon auf dem Campingplatz unsere Nachbarn waren. Am View of the Views Aussichtspunkt machten wir eine längere Pause und genossen das sich vor unseren Augen abspielende Naturschauspiel. Wir fuhren dann zum Parkplatz am Ende der Glacier Road, wo der Fox Glacier Valley Track beginnt. Über die Schotterterrassen der Gletschermoräne konnten wir bis an die Gletscherzunge des größten Gletschers im Westland National Park heranwandern. Gespeist von vier alpinen Gletschern überbrückt der Fox Glacier auf seiner Länge von 13 km über 2.600 m Höhenunterschied. Nirgendwo sonst in der Welt reichen die Gletscher aus dem Gebirge nicht nur bis auf 250m herab, sondern berühren dabei auch - ohne Zwischenzonen - den Regenwald. Nachdem wir uns mit einem Eis im Fox Glacier Village gestärkt hatten, machten wir uns auf den Weg zum 20 km entfernten Gillespies Beach . Der Peak Viewpoint an dieser Strecke bietet einen herrlichen Blick auf die Gletscherzunge des Fox Gletschers und die Gipfel des Mt. Cook und des Mt. Tasman. Am Parkplatz des Gillespies Beach ist das freie Campen erlaubt und so richteten wir uns häuslich ein. Einzig die Sandflies waren ein Wehrmutstropfen an diesem idealen Stellplatz direkt in Strandnähe. Zum Sonnenuntergang unternahmen wir einen Spaziergang an dem wunderschönen, breiten und von Steinen und Treibholz übersäten Strand. Wir dachten, dass wir ausschlafen könnten, da beim Campen in der „Wildnis“ keine Check-Out Zeiten des Campingplatzes zu beachten sind, aber es kam anders: Um 6:45 Uhr wurden wir von Vögeln geweckt, die auf unserem Dach herumturnten. Alle Versuche die Störenfriede durch Klopfen oder Rufen zu verscheuchen schlugen fehl. Als Geli schließlich aufstand und aus dem Auto ausstieg, entdeckte sie vier Keas, die sich an der Gummidichtung unseres Aufstelldaches zu schaffen machten. Neugierig und frech beobachteten sie Geli, die im Schlafanzug vor dem Roadrunner stand und versuchte sie von ihrem Treiben abzubringen. Mit Hilfe eines Stockes konnte sie die Randalierer vertreiben, die jedoch, kaum das Geli wieder im Auto war, ihre Arbeit fortsetzten. Damit war die Nacht für uns zu Ende, wir konnten die Keas vertreiben und standen auf. Mit Keas, die ja eigentlich Bergpapageien sind, hatten wir hier an der Küste nicht gerechnet und obwohl die kecken Kerlchen eigentlich sehr mögen, waren wir doch etwas sauer, dass sie uns geweckt hatten. Die Viererbande, die wohl einen Sonntagsausflug an den Strand unternahm, machte sich daraufhin an einem anderen Auto zu schaffen, ehe sie schreiend abzogen. Als wir später den Schaden begutachteten, stellten wir mehrere Löcher im Dichtungsgummi und zwei angefressene Fahrradlenker fest. Nach einem kurzen Spaziergang am Gillespies Beach machten wir uns wieder auf den Weg. Noch einmal konnten wir einen Blick auf die Gletscherzunge des Fox Glacier werfen, heute waren die Berge allerdings von Wolken verhüllt. Wir hatten wirklich Glück, das wir dieses einmalige Panorama bei wolkenfreiem Himmel erleben konnten. Wir fuhren auf der kurvenreichen und teilweise einer Berg- und Talbahn gleichenden Strasse zum Parkplatz am Franz Josef Glacier . Einer Maori-Legende zufolge ist er entstanden, als ein Mädchen mit ihrem Liebhaber in den Bergen kletterte, ihr Freund zu Tode stürzte und ihre Tränen zur Gletscherzunge gefroren. Hier wanderten wir nicht an den Gletscher heran sondern erklommen den Sentinel Rock, der einen spektakulären Blick auf den mit 12 km Länge im Vergleich zum Fox Glacier etwas kleineren Gletscher ermöglicht. Ein kurzer Abstecher vom Highway führte uns nach Okarito , einem kleinen Ort an der Tasmansee und am Südende der Okarito Lagoon, dem größten Naturbelassenen Feuchtgebiet Neuseelands. Der neuseeländische Bestsellerroman „The Bone People“ (deutscher Titel: „Unter dem Tagmond“) von Keri Hulme spielt in dieser wilden und isolierten Region und die Autorin ist eine der 16 permanenten Bewohner von Okarito. Über den kleinen Goldgräberort Ross , wo noch immer nach Gold gesucht wird, erreichten wir unser heutiges Etappenziel Hokitika . Mit seinen breiten Straßen, den schönen historischen Gebäuden und den hervorragenden Kunstateliers ist Hokitika wohl die attraktivste Stadt an der Westküste. Noch 1864 kaum mehr als ein Dorf, entwickelte sich Hokitika 1866 im Zuge des Goldfiebers zu einer florierenden Handelsstadt. Nachdem wir unsere fast gänzlich zur Neige gegangenen Vorräte aufgefüllt hatten, suchten wir uns einen Stellplatz auf dem örtlichen Holiday Park. Bei herrlichem Wetter konnten wir am Vormittag durch die netten Straßen von Hokitika schlendern und uns die verschiedenen Kunstgewerbegeschäfte ansehen. Besonders interessant war das Gespräch mit dem Inhaber eines T-Shirt Shops, den wir noch von unserer Reise vor 10 Jahren wieder erkannten. Damals hatten wir zwei T-Shirts bei ihm gekauft, heute beließen wir es beim Gucken und einem netten Gespräch. Nachdem wir in einem Internetcafe E-Mails bearbeitet und uns mit einem leckeren Eis gestärkt hatten, setzten wir unsere Fahrt fort. Coast to CoastIn Kumara Junction verließen wir den Highway 6 und bogen auf den Arthur´s Pass Road genannten Highway 73 ab. Arthur´s Pass Road ist der höchste und eindrucksvollste Highway über die Southern Alps. Durch den Regenwald an der Westseite des Gebirges steigt die Straße durch die Otira Gorge und über das 1999 fertig gestellte und 25 Millionen NZ-Dollar teure Otira Viaduct bis zum Arthur´s Pass auf 924 m an. Die Strasse führt dann zwischen Berggipfeln und beeindruckenden Kalksteinfelsen über eine weiträumige Hochebene. Nach der Überquerung des Porters Pass fällt sie zu den Canterbury Plains hin ab. Mittendrin liegt der etwa 1.000 km² große Arthur´s Pass National Park . Er ist der sechstgrößte Nationalpark des Landes und ein Ort gewaltiger geologischer und klimatischer Gegensätze. Auf der Westseite der Berge, wo es viel Niederschlag gibt, erstrecken sich grüne Hügel mit üppigem Regenwald. Die Flüsse sind hier rauschend und stürzen steil über Felsklippen hinab. Auf der eher trockenen aber kälteren Ostseite überwiegen Bergbuchenwälder und breite Flussniederungen. Insgesamt 16 Berge sind über 2.000 m hoch, so dass der weitestgehend unerschlossene Park ein Eldorado für Bergwanderer ist. In der Nähe des Arthur´s Pass konnten wir noch einmal einige Keas in Aktion erleben. Einer machte sich an einem geparkten Tourbus zu schaffen, während seine Kumpel ihn mit lautem Geschrei aus der Luft beobachteten. In dem kleinen Bergdorf Arthur´s Pass , das im Bealey Valley ungefähr 5 km östlich des namensgleichen Passes liegt, verschafften wir uns im Visitor Centre des Nationalparks einen Überblick über die Flora und Fauna dieses Gebietes. In Springfield fanden wir auf dem von der Gemeinde unterhalten Kowhai Pass Domain Camp einen Stellplatz für die Nacht. In Sheffield verließen wir die Arthur´s Pass Road und bogen auf den Scenic Inland Highway (#72) ab. Kurz bevor wir den Highway 1 erreichten, machten wir in Rangiora eine Pause. Der kleine, sehr hübsche Ort dient wohl als Versorgungsstation für das umliegende Farmland und ist vom Tourismus völlig unberührt – wahrscheinlich war es gerade das, was wir so sympathisch fanden. Nach einem Bummel durch Rangiora setzten wir unser Fahrt fort, fuhren ein kleines Stück auf dem Highway in nördlicher Richtung und bogen dann auf den Highway 7 ab, der den Beinamen Lewis Pass Highway trägt. Über den 907 m hohen Lewis Pass wollten wir zurück an die Westküste, um dort unsere Fahrt fortzusetzen. Die Fahrt führt entlang des Waiau und Hope River und bietet immer wieder sehr schöne Ausblicke auf die Flusstäler und die umgebenden Berge. Ein 10 km langer Abstecher führte uns in das kleine Bergdorf Hanmer Springs , das durch seine Thermalquellen, die größten der Südinsel, bekannt ist. Obwohl schon 1859 entdeckt, sind die heißen Quellen erst seit 1883 für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute findet man dort elf verschieden temperierte Thermal- und Süßwasserbecken und eine Wasserrutschbahn. Uns war das schon zu seht kommerziell und so machten wir uns nach einem kurzen Rundgang wieder auf den Weg. Der Lewis Pass ist der nördlichste Übergang über die Gebirge der Südinsel, nicht ganz so steil wie anderen Pässe aber dennoch nicht minder reizvoll. Das den eigentlichen Pass umgebende Schutzgebiet der Lewis Pass National Reserve bietet Möglichkeiten zum Wandern, Fischen und Jagen. Kurz hinter dem Pass verfügt das Maruia Springs Thermal Resort über eine kleinere Anlage mit Heißwasserbecken in natürlicher Umgebung. Von hier hat man einen herrlichen Rundblick über die umliegenden Wälder und Gipfel. Sowohl der zum Resort gehörende einfache Campingplatz als auch die Thermalquellen selber gefielen uns viel besser als die riesige Anlage in Hanmer Springs und so schlugen wir hier unser Lager auf. Die Campingplatzgebühr beinhaltet den Eintritt zu den Thermalquellen für den An- und den Abreisetag, so dass wir ausreichend Gelegenheit haben, das heiße Wasser zu genießen. Wir nutzten das herrliche warme Wetter, um trotz der nervigen Sandflies wieder einmal draußen zu essen. Wir entschlossen uns dann, die bisher nicht zum Einsatz gekommenen Moskitonetze für die Schiebetür und die Heckklappe einzusetzen, so dass wir für den restlichen Abend Ruhe vor diesen unangenehmen Plagegeistern hatten. Nach dem Abendessen probierten wir die verschieden, mit Natursteinen eingefassten Becken, die Thermalduschen und das japanische Badehaus aus. Völlig entspannt und erholt ging es dann in die Schlafsäcke. Auch am nächsten Morgen gingen wir noch einmal in die sehr schön angelegten heißen Pools von Maruia Hot Springs. Über Reefton , ein im Zuge des Goldrausches gegründete Siedlung, erreichten wir in Greymouth wieder die Küste der Tasmansee. Greymouth ist immer noch das wirtschaftliche und kommerzielle Zentrum der West Coast, wenn auch die großen Zeiten des Goldrausches vorbei sind. Heute wird das wirtschaftliche Leben der Stadt durch den Kohleabbau und die Holzindustrie bestimmt, zudem ist der Hafen an der Mündung des Grey River der größte an der Westküste. Attraktionen kann die Stadt zwar keine aufweisen, aber wir nutzten die hervorragende Infrastruktur für einige Besorgungen. 12 km südlich von Greymouth liegt Shantytown , eine rekonstruierte Goldgräberstadt aus der Zeit um 1860. Mehr als 30 Gebäude und unzählige Gebrauchsgegenstände aus der damaligen Zeit wurden hier in liebevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut bzw. restauriert. Man kann mit einer Dampflok aus dem Jahre 1913 über das Gelände fahren und sich im Goldschürfen versuchen. Auf letzteres haben wir verzichtet, aber der Besuch von Shantytown hat sich gelohnt: es war weit weniger touristisch ausgeschlachtet als wir erwartet hatten und die künstlich geschaffene Goldgräberstadt ist durchaus sehenswert. Wir setzten unsere Fahrt in nördlicher Richtung fort, kamen noch einmal durch Greymouth und fuhren dann direkt an der wildromantischen Küste entlang. Der Strongman Mine Memorial Lookout bietet einen spektakulären Ausblick auf die Küste und Vorgelagerten Klippen. In Punakaiki sicherten wir uns auf dem Beach Camp einen Stellplatz für die Nacht und fuhren dann noch einmal zu den Pancake Rocks, der Hauptattraktion des Paparoa National Park zurück. Der seit 1987 bestehende, etwa 300 km² große Nationalpark bietet ein atemberaubendes Landschaftserlebnis. Am berühmtesten sind die Pancake Rocks mit ihren Blowholes. Kalksteinwände wurden in Tausenden von Jahren durch Regen, Wind und salzige Luft zu geschichteten Felsformationen den heutigen „Pfannkuchenfelsen“ ausgewaschen. Über Hunderttausende von Jahren sind durch kohlendioxydhaltigen Regen, der sich in den Kalkstein gefressen hat, Höhlen entstanden. Bei Hochwasser bilden sich in diesen unterirdischen Höhlen so genannten Blowholes, in die die Wellen unter großem Druck hineingepresst werden, wo sie sich dann in sprühenden Schauern entladen. Der Dolomite Point Walk macht diese Attraktionen ganz einfach und sogar für Rollstuhlfahrer zugänglich. Da wir bis zur Flut, die für 20.25 Uhr angekündigt war, noch reichlich Zeit hatten, aßen wir zunächst auf dem Parkplatz zu Abend. Kurz nach 19.00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg und erleben die Pancake Rocks im schönen Licht der tief stehenden Sonne. An den Blowholes warteten wir dann die Zeit bis zum Tidenhochstand ab, aber die sie taten uns nicht den Gefallen, Wasser zu speien. Dafür war die Tasmansee wohl heute zu ruhig. Für den schönen Sonnenuntergang hat sich das Warten aber allemal gelohnt. Erst gegen 21.00 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz und haben uns häuslich eingerichtet. Nach einem Morgenspaziergang am herrlichen Strand von Punakaiki fuhren wir noch einmal zum Dolomite Point, um den Pancakes und Blowholes einen weiteren Besuch abzustatten. Wir bekamen einen der letzten freien Parkplätze am Visitor Center; der Weg war dann allerdings nicht so überlaufen, wie wir aufgrund der Parkplatzsituation befürchtet hatten. Es war schön, die Pancakes noch einmal in einem anderen Licht zu sehen, die Blowholes waren aber leider auch heute nicht aktiv. Dafür hatten wir das Glück, einige Hector Dolphins beobachten zu können. Einen weiteren Stopp machten wir an der Punakaiki Cavern, einer sehr kleinen Höhle, wo wir ein bisschen Didgeridoo gespielt haben. Der Highway 6 verläuft auf den nächsten Kilometern direkt an der Küste und bietet immer wieder grandiose Ausblicke. Besonders schön ist der Blick vom Irimahuwhero Lookout und von den Haltebuchten an der Woodpecker Bay. Kurz vor Westport verließen wir die Hauptstraße und erreichten das Cape Foulwind an der sehr schönen Tauranga Bay. Der Cape Foulwind Walkway führte uns zu einer Pelzrobbenkolonie und ermöglichte den Blick auf den Leuchtturm des Kaps. In Westport , einer wenig einladenden Stadt, die hauptsächlich vom Bergbau lebt, machten wir einen kurzen Tank- und Einkaufsstopp, um dann unsere Fahrt auf dem Highway 6 fortzusetzen. Dieser führte uns durch die malerische Buller Gorge, das Tal des Buller River, bis nach Lyell , wo wir auf einem vom Department of Conservation unterhaltenen Stellplatz Quartier bezogen. Auf dem Platz haben wir uns noch mit Bruce, einem Australier unterhalten, der mit seiner Lebensgefährtin eine Unterbrechung seines Segeltrips mit einer Neuseelandreise überbrückt. Wir hatten die beiden erstmals auf Stewart Island getroffen und waren uns jetzt hier zum wiederholten Male begegnet. Auch heute waren wir dankbar für unser Fliegengitter am Camper, womit es uns erfolgreich gelang, tausende von Sandflies auszusperren. Nachdem wir unser Auto startklar gemacht hatten, machten wir uns auf den Lyell Walkway, einen direkt am Campingplatz beginnenden Track. Zunächst ging es am Ufer des Lyell Creek entlang, vorbei am Friedhof der alten Goldgräberniederlassung Lyell, die sich an der Stelle des heutigen Campingplatzes befunden hat. Nach der Überquerung des Lyell Creek geht es am Ufer des Deep Creek wieder zurück. Die etwa einstündige Wanderung durch den neuseeländischen Busch hat uns sehr gut gefallen, außer dem Rauschen der Bäche und dem Gezwitscher der Vögel war nichts weiter zu hören – Natur pur. Auf dem Highway 6 fuhren wir, immer noch am Buller River entlang, bis Murchison , wo wir eine kurze Pause eingelegt haben. Nelson und MarlboroughIn Howard Junction fuhren wir auf den Highway 63, der uns in den Nelson Lakes National Park brachte. Hauptattraktion und –anlaufpunkt dieses Nationalparks sind die von prächtigen Südbuchenwäldern umgebenen Gletscherseen Lake Rotoiti und Lake Rotoroa. Neben zahlreichen Wassersportmöglichkeiten bietet der Park ein Netz von Wanderwegen und Hütten, über die sich die ansonsten unerschlossenen Teile des Parks erreichen lassen. Fern vom Massentourismus hat sich der Park seine unberührte wilde Schönheit erhalten können. Wir fuhren in dem kleinen Ort St. Arnaud an das Nordufer des Lake Rotoiti heran und machten hier eine ausgiebige Mittagspause. Leider vertrieben uns die penetranten Sandflies auch hier wieder ins Innere unseres Autos. Den ursprünglichen Plan direkt in Richtung Abel Tasman National Park weiter zu fahren gaben wir auf, nachdem ich in einem Reiseführer entdeckt hatte, dass morgen (Samstag) ein besonderer Markt in Nelson stattfindet. So suchten wir uns in Nelson einen stadtnahen Stellplatz und wollten nach dem Abendessen mit unseren Rädern in die Stadt fahren – es sollte jedoch anders kommen. Beim Essen wurden wir durch ein seltsames Geräusch aufmerksam und sahen Rauch hinter dem Kühlschrank aufsteigen. Sofort trennten wir das Stromkabel vom Netz und der Qualm verzog sich. Nach dem Essen begannen wir mit der Untersuchung und kamen zu dem Ergebnis, dass unser Ladegerät wohl durchgeschmort sein muss. Dieses befindet sich unter dem Kühlschrank, daher der Qualm. Auf 12 V funktioniert die Elektrik aber einwandfrei, außer das wir seit ein paar Tagen auch Probleme mit unserer Solaranlage haben, die nicht mehr lädt. Hier vermuten wir den Fehler ebenfalls im Laderegler, vielleicht sogar eine Folgefehler des defekten Hauptladegeräts. Aus dem abendlichen Stadtbummel wurde also nichts, stattdessen haben wir uns Adressen von Elektrofirmen aus dem Telefonbuch herausgesucht und den Campingplatzbetreiber nach dem besten Anbieter befragt. Jetzt hoffen wir morgen Vormittag, noch vor dem Wochenende eine Lösung für unser Problem zu bekommen. Das ist zwar nicht so angenehm, aber wir sind jetzt auch schon seit drei Monaten unterwegs und bisher hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Auch diese unangenehmen Überraschungen gehören nun einmal dazu und tragen letztendlich auch zum Gesamterlebnis einer solchen Reise bei. Am nächsten Morgen ging um 6:00 Uhr der Wecker, denn wir wollten rechtzeitig bei einem Autoelektriker sein, damit unser Problem möglichst noch heute behoben werden kann. Nach einigen Schwierigkeiten hatten wir die kleine Werkstatt am Rande von Nelson gefunden und mussten noch einige Minuten bis zur Öffnung um 9:00 Uhr warten. Keith, der Elektriker, war sehr nett und allem Anschein nach auch sehr kompetent. Wir haben den Roadrunner soweit leer geräumt und „zerlegt“, dass er an das Ladegerät, die Batterien und den Solar-Laderegler herankommen konnte. Unser ganzes Hab und Gut lag in einem riesigen Haufen vor der Werkstatt, zum Glück hat es nicht geregnet. Am Ladegerät war jedoch keinerlei Schaden festzustellen, dafür war der Solar-Laderegler verschmort. Keith hatte einen entsprechenden Regler auf Lager und ihn auch gleich eingebaut. Ausführliche Tests mit externem Stromanschluss führten zu keinerlei Problemen und die Solaranlage scheint auch wieder zu funktionieren. Gegen 11:30 Uhr hatten wir alles wieder zusammengebaut und eingeräumt und waren um 215,52 NZ$ ärmer, aber dennoch zufrieden, dass sich alles so schnell erledigen ließ. So hatten wir doch noch die Chance den Nelson Market auf dem Montgomery Square zu besuchen. Neben Lebensmitteln wechseln hier vor allem kunstgewerbliche Gegenstände den Besitzer. Es ganz interessant ein wenig über diesen Markt zu stöbern und wir stärkten uns mit einem chinesischen Imbiss und einem frischen Eis. Es folgte ein kleiner Rundgang durch die Innenstadt, auf dem wir uns „Devils Sticks“, Jonglierstäbe, die wir am Gillespies Beach bei einer jungen Frau im Einsatz gesehen hatten, kauften. Im Laden war auch ein junger Mann, der uns eine kleine Vorführung gab, unsere Versuche waren hingegen eher kläglich – dabei sieht es so einfach aus. Abel Tasman National ParkWir verließen Nelson mit dem Ziel Abel Tasman National Park. Über Motueka erreichten wir den traumhaften Strand von Kaiteriteri . In Marahau nahmen wir uns einen Stellplatz auf dem Beach Camp und trainierten etwas den Umgang mit unserem neuen Spielzeug und tatsächlich waren schon bald erste Fortschritte zu erkennen. Wenn wir die verbleibenden 9 Monate unserer Reise fleißig üben, können wir vielleicht unser Geld mit Auftritten und Didgeridoo spielen verdienen. Aufgrund des heutigen „Arbeitstages“ wollen wir es morgen ruhig angehen lassen und haben die Wandertour im Abel Tasman National Park auf Übermorgen verschoben. Der mit 225 km² kleinste Nationalpark Neuseelands verdankt seine Bekannt- und Beliebtheit seiner Einmaligkeit: Nirgendwo sonst in Neuseeland findet man einen Gebiet, das neben einer herrlichen Küstenlandschaft mit unzähligen Badebuchten endlose Wälder in einer unberührten Berglandschaft bietet. Das Smaragdgrün des Waldes wird nur durch die goldfarbenen Strände vom türkisblauen Meer getrennt. Nachdem wir ausgeschlafen und in aller Ruhe gemütlich gefrühstückt hatten, fuhren wir noch einmal zum Marahau Carpark, dem südlichen Ende des Abel Tasman Coast Track. Wir sahen uns den Infostand des Department of Conservation und eine leicht alternative Kunstgalerie gegenüber des Parkplatzes an. Die Gruppe von Künstlern hat sehr schöne Skulpturen aus Holz geschaffen und bietet zahlreiche kleinere Kunstgegenstände zum Kauf an. Von hier aus fuhren wir die wenigen Kilometer zurück nach Kaiterteri, wo wir uns im Beach Motor Camp für die nächsten zwei Nächte einen Campingplatz gesichert haben. Der Campingplatz liegt direkt am traumhaften, goldenen Strand der Tasman Bay. Für den nächsten Tag haben wir einen Bootstrip in den Abel Tasman National Park gebucht, der es uns ermöglich einen Abschnitt des Coast Track zu wandern, sofern das Wetter es erlaubt. Die Vorhersagen sind für die nächsten Tage nicht besonders gut aber wir wollen es dennoch versuchen. Anschließend erkundigten wir uns nach Seekajaks und haben beschlossen für zwei Stunden auf eigene Faust auf die Tasman Bay hinauszufahren. Nachdem wir uns umgezogen hatten bekamen wir eine kurze Einweisung, Spritzdecken und Schwimmwesten und machten uns auf den Weg. Kaum hatten wir Kaka Island umrundet und damit die geschützte Bucht von Kaiteriteri verlassen, wurde die See rauer und wir hatten gegen die Wellen und den Wind anzukämpfen. Nach einer anfänglichen Unsicherheit, wir saßen heute zum ersten Mal in einem Seekajak und waren bisher nur auf Flüssen und Seen gepaddelt, hat es aber sehr viel Spaß gemacht und das Boot lag auch sehr gut im Wasser. Vorbei an der Breaker und Honeymoon Bay und an Ngaio Island, einem kleinen Vogelschutzgebiet, paddelten wir bis zur Tower Bay. Diese Bucht wird am Nordende vom Tokongawha Point begrenzt, einem von Höhlen durchzogenen Felsvorsprung. Hier befindet sich auch der Split Apple Rock, ein Felsen, der wirklich so aussieht als hätte man einen Apfel in der Mitte durchgeschnitten und die beiden Hälften fallen ein Stück auseinander. Nach einer Pause in dieser schönen Bucht machten wir uns auf den Rückweg. Mit Wind und Wellen im Rücken waren wir so schnell unterwegs, das wir die Einfahrt zur Bucht von Kaiteriteri verpassten und unseren Irrtum erst am Torlesse Point, südlich der Bucht bemerkten. So mussten wir noch einmal gegen den immer stärker werdenden Wind und die Wellen ankämpfen, um wieder die geschützte Bucht zu erreichen. Etwas erschöpft und in froher Erwartung des morgigen Muskelkaters gaben wir das Kajak zurück und gingen, da wir sowieso schon nass waren, schwimmen. Das Wasser war herrlich, über 20° C warm, und der Strand völlig ohne Steine. Eine heiße Dusche auf dem Campingplatz und ein Cappuccino sorgten für die nötige Wärme. Wir verlebten einen gemütlichen Nachmittag auf dem Campingplatz und haben uns nett mit unseren Nachbarn, einem Paar aus Toronto unterhalten. In der Nacht zog die angekündigte Schlechtwetterfront über uns hinweg und brachte so starken Regen, dass wir zeitweise dachten, unser Auto steht in einer Waschstrasse. Wir befürchteten schon, dass unser Ausflug in den Abel Tasman National Park völlig ins Wasser fallen wird. Als wir dann um 7:30 Uhr vom Wecker nach der unruhigen Nacht zum Aufstehen ermahnt wurden, schien aber schon wieder die Sonne. Um 10:00 Uhr gingen wir an Bord des Abel Tasman Explorer und fuhren an der Küste des Parks entlang. Erster Stopp war der Split Apple Rock, den wir schon mit dem Kajak besucht hatten. In den verschiedenen Buchten wurden immer wieder Leute zum Wandern oder für einen Tag an den traumhaften Stränden ausgeschifft und andere kamen hinzu. Gut zweieinhalb Stunden brauchte das Schiff so bis nach Totaranui , dem nördlichen Zugang zum Nationalpark. Auf dem Rückweg stoppten wir an der Pelzrobbenkolonie von Tonga Island, wo wir einige Muttertiere mit ihrem Nachwuchs beobachten konnten. In der Bark Bay verließen wir das Schiff und wurden mit einem kleinen Beiboot an den Strand gebracht. Von hier aus machten wir uns auf den knapp 8 km langen Weg zur Torrent Bay, wo wir wieder einsteigen sollten. Da wir mit einiger Verspätung in der Bark Bay angekommen sind hatte sich die zur Verfügung stehende Zeit von drei auf knapp zweieinhalb Stunden verkürzt. Da die reine Wegzeit schon mit zwei Stunden angegeben ist, blieb uns leider nicht so viel Zeit, wie wir es gerne gehabt hätten. Mit einigen Fotostopps mussten wir uns schon ein wenig beeilen, um rechtzeitig anzukommen. Das ist für uns dann schon wieder zu sehr „organisiert“ und damit nicht so nach unserem Geschmack. Der Weg führt oberhalb der verschiedenen Buchten entlang, von denen besonders die Sandfly Bay und die Frenchman´s Bay sehr schön einzusehen sind. Eine Hängebrücke brachte uns über den Falls River und wir mussten eine Anhöhe erklimmen ehe der Weg langsam wieder zur Torrent Bay abfiel. Als wir am Strand auf das Boot warteten fing es an zu regnen, bis dahin hatten wir herrliches, sommerlich warmes Wetter gehabt, womit wir nach der letzten Nacht absolut nicht gerechnet hatten. Das Einschiffen wurde dann für mich zu einem Problem, da aufgrund der Ebbe das kleine Beiboot nicht direkt an den Strand fahren konnte und man gezwungen war fast knietief ins Wasser zu gehen. Gelis Versuche für mich eine andere Möglichkeit zu erwirken, blieben leider erfolglos, es ging wohl auch wirklich nicht anders. So musste auch ich mir Schuhe uns Strümpfe ausziehen und mit meiner absolut nicht wasserfesten Prothese ins Wasser. Dies hat mich besonders deshalb geärgert, weil wir bei der Buchung extra gefragt und deutlich gemacht hatten, dass so etwas für mich nicht möglich ist. Das gleiche war dann auch beim Ausschiffen in Kaiteriteri der Fall, es wird also bei Ebbe immer so sein, da das Boot dann einfach nicht weiter an den Strand fahren kann. Ich habe im Roadrunner die Heizung angestellt und versucht die Prothese so schnell wie möglich zu trocknen. Hoffentlich halten die nicht rostfreien Bestandteile wenigstens bis zum Ende unserer Reise. Wir verließen Kaiteriteri und fuhren noch einmal nach Motueka zurück, um einige Lebensmittel einzukaufen. Auf dem Highway 60 fuhren wir dann in nördlicher Richtung weiter, zunächst durch das Riwaka Valley. Bald schon schraubt sicht die Strasse in zum Teil engen Serpentinen die Takaka Hills hinauf und erreicht etwa 20 km hinter Motueka die Passhöhe von fast 800 m. Hier oben, auf einer Wasser- und Wetterscheide, hat man einen großartigen Blick auf die Tasman und die Golden Bay und die Gipfel des Abel Tasman und des Kahurangi National Park. Das Gestein der Takaka Hills besteht aus einer alten, zusammengepressten Kalksteinformation, dem so genannten Takaka Marmor, der in vielen neuseeländischen Gebäuden verarbeitet wurde. Auch heute noch wird hier Marmor abgebaut. Auf der Nordseite des Passes geht es hinunter zur Golden Bay. Bevor wir diese erreichten, bogen wir in Takaka auf die schmale Nebenstrasse zum Abel Tasman National Park ab. Auf der kurvenreichen Strecke erreichten wir schließlich das Südende der Golden Bay und immer an der Küste entlang. In Tarakohe machten wir am Hafen eine kleine Pause und nutzten die Zeit zum Didgeridoo spielen und zum Üben mit den Devil Sticks. An der zauberhaften Wainui Bay verlässt die Strasse die Küste und wir wanderten von einem kleinen Wiesenparkplatz in einer guten halben Stunde zu den Wainui Falls . Der Weg führte uns mitten hinein in den faszinierenden neuseeländischen Urwald, auf einer nur aus Drahtgeflecht bestehenden Hängebrücke über den tosenden Wainui River zu den eindruckvollen Wasserfällen. Auf der ab hier nur noch geschotterten Serpentinenstrasse fuhren wir weiter bis nach Totaranui , wo wir uns auf dem sehr schön angelegten, vom Department of Conservation unterhaltenen Campingplatz einen Platz für die Nacht gesucht haben. Von unserem Stellplatz hörten wir die Brandung auf die traumhafte und nahezu menschenleere Totaranui Beach auflaufen. Bei herrlichem Wetter unternahmen wir einen kleinen Strandspaziergang und genossen das warme Wetter auf dem Campingplatz. Der neue Laderegler unserer Solaranlage arbeitet einwandfrei, ja sogar besser als der alte, der wohl mit der neuseeländischen Sonne tatsächlich überfordert war. Schocktherapie für die Lebensnerven: Bei 8,5° C Außentemperatur entschlossen wir uns den nächsten Tag mit einem Bad in der Tasman Bay zu beginnen. Den herrlichen Totaranui Beach hatten wir ganz für uns allein und das Wasser war mit knapp 17° C fast doppelt so warm wie die Luft. So erfrischt kamen uns die Kaltwasserduschen des Campingplatzes gar nicht mehr so kalt vor. Nach dieser morgendlichen Kur war uns zwar etwas kalt aber es war trotzdem einfach herrlich. Schon gestern waren uns seltsame Geräusche beim Fahren aufgefallen und wir dachten, dass sich ein Stein von der Schotterpiste in der Radkappe verfangen hätte. Als auch heute diese Geräusche nicht verschwanden, prüfte ich bei einem kurzen Stopp in Takaka die Räder. Hinten links hatten sich die Radmuttern gelockert. Sobald ich diese wieder angezogen hatte, waren auch die seltsamen Geräusche verschwunden. Nördlich von Takaka zweigt eine kleine Straße zum Waikorupupu Springs Scenic Reserve ab. Die „Pupu Springs“ geben, wie ein artesischer Brunnen, das gesamte im Takaka Valley angesammelte Wasser wieder ab. Das Wasser kommt mit konstant 11,7° C aus der Erde und zwar 14 Kubikmeter in der Sekunde, nach starkem Regen sogar bis zu 21 Kubikmeter. Es ist so unwahrscheinlich klar, dass die Waikorupupu Springs als die klarste Frischwasserquelle der Welt gelten. Unseren nächsten Stopp machten wir in Collingwood . Im Lonely Planet Reiseführer wurde die hausgemachte Schokolade des Rosy Glow Chocolate House wärmstens empfohlen. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die recht großen und leider auch nicht ganz günstigen „Pralinen“ waren zwar nicht schlecht, aber nach meinem Geschmack auch nicht so außergewöhnlich gut. In Puponga endet der Highway 60 und auch die hier beginnenden Schotterpisten führen nur noch wenige Kilometer weiter, denn am nördlichsten Ende der Südinsel erstreckt sich der Farewell Spit , eine 25 km lange Landzunge. Die einzigartige Dünenlandschaft des Farewell Spit ist ein geschlossenes Naturreservat, das zu einer international anerkannten Meeresschutzzone erklärt wurde. Zu den hier beheimateten über 100 Vogelarten kommen, je nach Jahreszeit, noch Zehntausende von Zugvögeln dazu. Der Besuch dieses Gebietes ist im Rahmen einer geführten Tour möglich, die in Collingwood beginnt. Wir fuhren zum Farewell Spit Visitor Centre und erklommen einen nahe gelegnen Aussichtspunkt, der einen guten Überblick über den Farewell Spit und die nördliche Golden Bay bietet. Tausende von Schwarzen Schwänen bevölkerten die Küste der Bucht. Auf der Wharariki Road fuhren wir noch ein kleines Stück weiter und wanderten dann über eine Art Feldweg hinauf zum kleinen Leuchtturm von Pillar Point. Hier bot sich uns ein fantastischer Blick auf den Farewell Spit, das Cape Farewell und die Wharariki Beach. Von hier aus machten wir uns auf den Rückweg und fanden auf einem Campingplatz in Richmond eine Bleibe für die Nacht. Nachdem wir noch in Richmond unsere Vorräte ergänzt hatten, fuhren wir weiter nach Nelson . Einen kurzen Stopp machten wir bei dem Autoelektriker, der unseren Laderegler ausgetauscht hatte. Keith war sehr erfreut als wir ihm mitteilen konnten, dass seine Arbeit von Erfolg gekrönt war und der neue Regler besser funktioniert als es der alte jemals getan hat. In der Innenstadt von Nelson spazierten wir durch die Trafalgar Street und sahen uns die Nelson Cathedral auf dem Church Hill an. Die Kathedrale ist in Kreuzform aus Takaka-Marmor errichtet und hat einen 35m hohen, durchbrochenen Turm. In einem Internetcafe haben wir per Mail die Verschiffung unseres Autos weiter organisiert und die Mails von Freunden gelesen und beantwortet, sowie unsere Konten abgeglichen. Per Telefon habe ich dann noch unsere Fährpassage von Picton nach Wellington bei der neuen und wesentlich günstigeren Gesellschaft Strait Shipping gebucht. Wir setzten dann unsere Fahrt in Richtung Marlborough Sounds fort. Unterwegs änderten wir dann noch unseren Plan, der für heute die Fahrt nach French Pass, einen kleinen Ort an der Spitze einer Halbinsel inmitten der Sounds vorgesehen hatte. Stattdessen entschlossen wir uns nach Havelock weiterzufahren und morgen einen ganztätigen Ausflug mit dem Postboot auf den Pelorus Sound zu unternehmen. In dem kleinen Ort Rai Valley habe ich von einer Telefonzelle aus die Fahrt für uns gebucht. Im Naturschutzgebiet um die Pelorus Bridge gingen wir einen kurzen Weg zu einer Hängebrücke über den Pelorus River. In Havelock , schön am Ende des Pelorus Sound gelegen, fanden wir auf dem von der Gemeinde betriebenen Motor Camp einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte. Havelock ist die selbst ernannte Weltmetropole der grünlippigen Neuseelandmuschel und in der Hauptstrasse, die sich viel von der Atmosphäre der Pionierzeit bewahrt hat, bieten Restaurants diese regionale Delikatesse an. Wir beschlossen es morgen nach der Bootstour mit den Muscheln zu versuchen. Hoffentlich spielt das Wetter mit, wenn wir morgen per Postboot in das Herz der Marlborough Sounds vordringen werden. Marlborough SoundsDie erste Begegnung mit der phantastischen Wasserlandschaft der Marlborough Sounds macht man meist bei der Überfahrt von der Nord- zur Südinsel bzw. umgekehrt. Zerklüftet und unendlich scheint die Küstenlinie, dabei ist sie doch „nur“ 1.400 km lang. Drei größere Fjorde: Kenepuru Sound, Pelorus Sound und Queen Charlotte Sound bestimmen das Labyrinth aus Inseln, Buchten und Landengen. Nach den Mythen der Maori entstand dieser einzigartige Landstrich im Kampf des Seefahrers Kupe mit einem riesenhaften Kraken. Die Arme des Kraken umschlangen das Land, versanken mit ihm und wurden zu den Meeresarmen von Marlborough Sounds. Die Inseln „The Brothers“ sind die aus dem Wasser ragenden Augen des Kraken. Wissenschaftler sehen in der zerfransten Küste ein riesiges Mittelgebirge, das zum Ende der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel anstieg und die Täler überflutete, langsam im Meer verschwand. Bevor die ersten Europäer diesen Küstenabschnitt besuchten, lebten die Maori seit vermutlich mehr als 600 Jahren in diesem Gebiet und ernährten sich von Fischfang und der Jagd auf Moas. Man fand Lagerplätze und befestigte Dörfer auf vielen Landzungen und Inseln. Abel Tasman sichtete 1642 als erster Europäer die Marlborough Sounds. Nach Jahrzehnte langem ruinösem Raubbau am Regenwald besann man sich schließlich und schuf 120 einzelne Schutzgebiete, die man 1973 im Marlborough Sounds Maritime Park vereinigte. Viele unzugängliche Gebiete auf dem angrenzten Festland und Vorgelagerten Inseln, oftmals letzte Rückzugsgebiete für einheimische Tiere werden ebenso vom Department of Conservation, der neuseeländischen Nationalparkbehörde, betreut. Pünktlich um 9:30 Uhr legte das „Postboot“ bei sonnigem Wetter mit leichter Bewölkung in Havelock ab. Vorbei am Mahau Sound fuhren wir zunächst in den Kenepuru Sound hinein, um in Portage noch Fahrgäste aufzunehmen. Dann ging es zurück in den Pelorus Sound bis hinaus in die Cook Strait, denn heute waren die sogenannten „Outer Sounds“ mit der Postzustellung dran. Alle abgelegenen Niederlassungen im Pelorus Sound bekommen einmal in der Woche Post und/oder bestellte Güter: Dienstags die westliche, donnerstags die östliche Küste und freitags die Outer Sounds. Ich hatte mich bereiterklärt die Postübergabe an einigen Punkten zu übernehmen. Dies geschieht in der „Vorbeifahrt“ bei einem anderen Boot oder einem Anleger. Es war sehr interessant dies einmal nicht nur zu sehen sondern selber aktiv dabei zu sein. Bei den angelaufenen Stationen handelte es sich um Lachs-, Muschel- oder Schaffarmen, sowie abgelegenen Unterkünften für Wanderer oder Erholungssuchende, die wirklich absolute Ruhe haben wollen. Einen kurzen Stopp machten wir an einer kleinen Kormorankolonie ehe wir mit Forsyth Island unseren letzten Zustellpunkt anliefen. Ohne weitere Unterbrechung ging es dann zurück nach Havelock, das wegen gegen 17:00 Uhr wieder erreichten. Dieser Trip hat uns sehr gut gefallen, er ist nicht so touristisch sondern dient in erster Linie der Versorgung der abgelegenen Niederlassungen, die schon seit Jahrzehnten auf diesem Wege geschieht. Mit einem leckeren Muschel-Essen im Mussel Boys Restaurant sorgten wir für einen passenden Abschluss dieses wunderschönen, sommerlichen Tages auf dem Pelorus Sound. Südlich von Havelock verließen wir den Highway 6, der weiter in Richtung Blenheim führt, und nahmen stattdessen den Queen Charlotte Drive nach Picton. Der Cullen Point Lookout bietet noch einmal einen Blick zurück nach Havelock aber auch auf den Pelorus Sound. Am Mahakipawa Arm entlang bietet die schmale und kurvenreiche Strasse immer wieder schöne Ausblicke. Noch spektakulärer wurde es als wir den Queen Charlotte Drive verließen und auf der Kenepuru Road in Richtung Portage weiterfuhren. Diese Strasse verläuft traumhaft schön zunächst am Mahau Sound und dann am Kenepuru Sound entlang. Jede Kurve bietet neue, herrliche Ausblicke auf die einmalige Fjordlandschaft, die doch sehr an Norwegen erinnert. Jede Haltebucht lohnt einen Stopp und so kamen wir nur sehr langsam voran, benötigten für die knapp 30 km weit über eine Stunde. In Portage selbst gibt es neben einer exklusiven Hotelanlage nicht viel zu sehen aber kurz vor dem Ort wollten wir in der Cowshed Picnic und Camping Area direkt am Kenepuru Sound eine kurze Pause machen. Sowohl unser Auto als wir mit unseren Devil Sticks zogen die Aufmerksamkeit der Camper auf sich. So kamen wir zunächst mit den Campground Hosts ins Gespräch und wenig später gesellte sich ein weiteres Paar dazu, die ebenfalls in einem kleinen Bus mit Ausstelldach unterwegs waren. Im Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass die beiden neu dazugekommenen einmal sieben Jahre land am Stück durch die Welt gezogen sind. Nachdem die Kinder groß waren haben sie alles verkauft und sind los gezogen: Europa, Afrika, Südamerika und Asien wurden per Geländewagen, Campingbus und mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereist. Das gab natürlich ausreichend Gesprächsstoff und schon bald zogen sich die Campground Hosts zurück und wir tauschten Reiseerlebnisse und –erfahrungen aus. Aus unserer kurzen Pause wurden so über zwei Stunden, die wie im Flug vergangen waren. Es ist doch immer wieder faszinierend auf was für Leute man trifft und jedes dieser Zusammentreffen ist eine Bereicherung der eigenen Reise und natürlich auch Impulsgeber für die Umsetzung eigener Pläne und Ideen. Zurück auf dem Queen Charlotte Drive folgten weitere Fotostopps, jetzt am Queen Charlotte Sound, dem dritten großen Fjord in den Marlborough Sounds. Auch hier gab es wieder tolle Ausblicke bis kurz vor Picton ein Aussichtspunkt einen Blick auf den Fährhafen selbst ermöglicht. Nach einem kurzen Spaziergang durch Picton bezogen wir wieder auf dem gleichen Campingplatz Quartier, auf dem wir schon auf dem Hinweg campiert hatten. Um 4:30 Uhr ging der Wecker und in stockdunkler Nacht machten wir uns und das Auto startklar. Rechtzeitig um kurz vor 7:00 Uhr waren wir am Fähranleger von Strait Shipping und reiten uns in die Warteschlange ein. Das jetzt unter dem Namen BlueBridge fahrende Schiff war 17 Jahre lang als Santa Regina im Fährverkehr zwischen Marseille und Korsika eingesetzt. Strait Shipping, die sich bisher auf den Güterverkehr zwischen den Hauptinseln Neuseelands konzentriert hatten, hat das Schiff für 11,5 Mio. NZ$ gekauft und Ende Dezember 2002 der Betrieb aufgenommen. Das Schiff soll in den nächsten Monaten noch umgebaut und renoviert werden, im Moment waren noch viele der französischen Beschriftungen, Bilder und Einrichtungen vorhanden. Einige der Kabinen standen zur Benutzung zur Verfügung und so konnten wir uns nach der kurzen Nacht sogar noch etwas hinlegen, auch wenn wir nicht mehr schlafen konnten. Die Fahrt durch den Queen Charlotte Sound war sehr schön und gleichzeitig ein passender Abschied von der Südinsel, auf der wir die letzten 6 Wochen verlebt hatten. Zurück nach AucklandAuf der Cook Strait machte uns der Kapitän noch auf einen Pottwal aufmerksam, der uns dann sogar noch den Gefallen tat auf spektakuläre Weise abzutauchen. So hatten wir noch eine kostenlose Zugabe zu unserer Überfahrt. WellingtonIn Wellington angekommen fuhren wir direkt zum Museum of New Zealand – Te Papa Tongarewa, was so viel bedeutet wie: Neuseeland unser Land. Mit einer Ausstellungsfläche von der Größe dreier Fußballfelder ist dieses Museum eines der größten Nationalmuseen der Welt. Die 1998 eröffnete Stätte zeigt den Einfluss aller Kulturen auf das heutige Neuseeland, beherbergt die nationale Kunstsammlung und hat noch genügend Fläche für bedeutende Ausstellungen aus aller Welt. Einige der besten Kunstwerke der Maori und ein einzigartiges Versammlungshaus aus dem 21. Jahrhundert sind hier zu sehen. Wir hatten uns sehr viel von diesem Museum versprochen, waren dann aber etwas enttäuscht. Der Versuch ein Kunstmuseum, eine naturhistorische und eine ethnologische Ausstellung sowie zahlreiche interaktive Hightech Exponate zu kombinieren hat nach unserem Geschmack zu einer Überfrachtung geführt, die den Besucher leicht überfordern kann. Am Besten hat uns der Bereich zur Maorikultur gefallen, auch wenn wir im Verlaufe der letzten drei Monate schon einen kleinen Einblick in diese Kultur bekommen konnten. Nach dem Museumsbesuch stärkten wir uns in einem gegenüber gelegenen Foodcourt mit zahlreichen, hauptsächlich asiatischen Ständen. Wir verließen die Innenstadt von Wellington und bezogen auf dem gleichen Campingplatz in Lower Hutt Quartier, auf dem wir schon bei unserem ersten Aufenthalt übernachtet hatten. Ein Telefonat mit unserem Spediteur in Auckland hat ergeben, dass wir unser Auto wohl erst am 22.03. verschiffen können und so noch ein paar Tage mehr Zeit haben als angenommen. Bevor wir Lower Hutt verließen, standen noch zwei Ziele auf dem Programm, die wir bei unserem ersten Aufenthalt hier übersehen hatten. Wir begannen mit „Brezelmania“, einer deutschen Bäckerei, die seit etwa 1 Jahr versucht, Brezeln, Laugestangen und Brot nach deutschem Rezept den Kiwis schmackhaft zu machen. Erst seit Dezember 2002 hat Brezelmania auch eigene Vertriebsstellen, bis dahin wurden die Backwaren nur über Supermärkte angeboten. Wir verließen den kleinen Fabrikladen mit 6 Laugestangen, 4 Brezeln und einem frischen Roggenbrot! Die erste Laugestange habe ich mit großem Appetit sofort verzehrt. Unser zweites Ziel war das kleine Maori Kunst- und Kulturzentrum „Maori Treasures“. Maori Treasures ist der Höhepunkt vom Traum und der Arbeit des Schnitzmeisters Rangi Hetet und seiner Frau Erenora Puketapu-Hetet. Es basiert auf einer strengen historischen Grundlage, der Hetet-Legende. In Waiwhetu, dem heutigen Herzen von Lower Hutt, ließ sich 1858 Erenoras Nebenstamm Hamua von Te Atiawa nieder. Heute stehen ca. 40 Häuser um das Versammlungshaus. Zu den gemeinschaftlichen Einrichtungen in Waiwhetu zählt neben einer Sporthalle, einem Sportplatz und einem Kindergarten auch eine Rundfunkstation. Rangi und Erenora lehren in den Ateliers von Maori Treasures ihr Wissen der Maorikunst der Familie und den Studenten. Erenora, eine hoch geschätze Maori-Weberin und Künstlerin lässt sich gerne bei ihrer kreativen Arbeit zuschauen. In dne Ateliers arbeiten über 12 Künstler oder Handwerker. Die enge Verbindung zwischen der Hetet-Familie und dem Te Papa Museum in Wellington spiegelt sich in den zahlreichen dort ausgestellten Kunstwerken wieder. Zum Gedenken und dem Schaffen der Großmuter von Rangi Hetet, Rangimarie wurden zwei Räume des Nationalmuseums nach ihr benannt. Rangimaries Kunstwerke sind weltweit auf Ausstellungen zu bewundern. Mit Leidenschaft und Begeisterung vermitteln Rangi und Erenora in vierter Generation das traditionelle Kunsthandwerk „Schaffen mit Herz, Geist und Verstand“. Maori Treasures bietet seinen Besuchern die einmalige Gelegenheit, neben vollendeter Maorikunst, wie sie im Te Papa National Museum zu sehen ist auch die authentische Maorikunst, Kultur und Lebensweise in einer Maorigemeinschaft kennen zu lernen. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Ateliers ergaben sich interessante Gespräche mit den durchweg freundlichen und aufgeschlossenen Künstlern. Nach dem Besuch der Ateliers sahen wir uns auch noch das wunderschöne Versammlungshaus an und haben insgesamt über 2 Stunden in Waiwhetu verbracht. Der Besuch von Maori Treasures hat sich auf jeden Fall gelohnt und ist jedem zu empfehlen, der etwas über die Maorikunst erfahren möchte. Gestärkt durch eine weitere Laugestange verließen wir den Großraum Wellington über den Highway in nordöstlicher Richtung. Nach wenigen Kilometern bogen wir auf den Highway 58 ab, der uns an die Westküste und zum Highway 1 brachte, dem wir in nördlicher Richtung folgten. An der Pukerua Bay machten wir eine kleine Pause und genossen den Blick auf die Küste und auf Kapiti Island , einem Naturschutzgebiet für vom Aussterben bedrohte neuseeländische Vögel. In Paraparaumu besuchten wir das Lindale Tourist und Agricultural Centre. Vor 10 Jahren hieß es einfach nur Lindale Farm und man konnte die hier produzierten Käsesorten probieren und kaufen. Den Kapiti-Käse gibt es immer noch, das Angebot umfasst jetzt aber auch Eiscreme, Süßigkeiten, Kunsthandwerk, Souvenirläden und zwei Restaurants und Cafes. Auch wir konnten diesem Angebot nicht widerstehen, kauften Süßigkeiten, Käse und probierten die köstliche Eiscreme. In Otaki wollten wir die Rangiatea Church besichtigen, die wir uns auch schon vor 10 Jahren angeschaut hatten. Die 1850 fertig gestellte Kirche galt als die schönste, im Maoristil erbaute Kirche Neuseelands. Unseren Reiseführern konnten wir entnehmen, dass diese Kirche 1995 ein Raub der Flammen wurde und seit 1998 am Wiederaufbau gearbeitet wird. Die Baumaßnahmen waren immer noch nicht abgeschlossen, so dass wir die neue Rangiatea Church nicht besichtigen konnten. Unsere Absicht in Foxton Beach in Strandnähe zu übernachten, gaben wir nach einer Inspektion der beiden Campingplätze wieder auf und fuhren weiter bis Bulls , wo wir auf dem Gelände der Bridge Motor Lodge einen Stellplatz für die Nacht fanden. ZentralplateauAls wir gerade den Campingplatz verlassen wollten fing es an zu regnen und damit war auch die Entscheidung in welche Richtung wir weiterfahren endgültig gefällt. Bei schönem Wetter hätten wir noch einen Abstecher zum Mt. Taranaki unternommen, so aber folgten wir dem Highway 1 auf seinem Weg durch das Zentralplateau der Nordinsel. Östlich des Tongariro National Parks führt der Highway durch die Rangipo Desert, von den Gipfeln des Parks, die wir bei herrlichem Sonnenschein erlebt hatten, war heute jedoch nicht viel zu sehen. Auch die Fahrt am Ostufer des Lake Taupo entlang verlor durch die trübe Witterung etwas von ihrem landschaftlichen Reiz. Fast genau wie vor zwei Monaten erreichten wir Taupo wiederum in strömendem Regen. In einem Internetcafe fragten wir unsere Mailbox ab und fanden die Bestätigung des Spediteurs, dass unser Auto am 21.03. in Richtung Australien verschifft werden kann. Dementsprechend können wir morgen unsere Flüge nach Melbourne umbuchen. Wie schon bei unserem ersten Aufenthalt in Taupo, beschlossen wir auch heute, dem Regen durch einen Kinobesuch zu entgehen. Wir entschieden uns für den Film „Atanarjuat – The fast Runner“, der sich mit der traditionellen Lebensweise der Inuit und dem Überlebenskampf in ihrer lebensfeindlichen Umgebung auseinandersetzt. Der Film ist eine reine Inuit-Produktion und vermittelt ein Gefühl dafür, wie hart es sein muss, in der Arktis zu leben. Für uns war es eine sehr gute Ergänzung zu einem Buch, das wir beide kürzlich gelesen hatten und das sich mit dem gleichen Thema beschäftigt hat. Nach dem Kino und einem kurzen Einkauf fanden wir in dem sehr schönen All Seasons Holiday Park eine Bleibe. Wir beendeten den trüben Tag dann auch mit einem Bad in dem herrlich warmen Wasser des zum Campingplatz gehörenden Thermalpools. Am nächsten Morgen zeigte sich wieder die Sonne, wenn auch noch ein paar Wolken am Himmel waren. Nach einigen Besorgungen in der Stadt, dem Umbuchen unserer Flüge nach Melbourne und einer kurzen Mittagspause gingen wir zum Ufer des Lake Taupo. An der Uferpromenade steht ein schön geschnitztes Maori-Tor, durch das wir weiter zum Hafen spazierten. Hier bestiegen wir die Ernest Kemp, den Nachbau eines Dampfschiffes aus den 1920ern. Für zwei Stunden ging es über den größten See Neuseelands, der seinen Ursprung in einem gewaltigen Vulkanausbruch vor etwa 25.000 Jahren hat. Der damals entstandene Krater hat sich über die Jahre mit Wasser gefüllt und so den Lake Taupo entstehen lassen. Höhepunkt der Fahrt sind die Maori Rock Carvings, die von über 20 Künstlern in den Jahren 1979-1980 geschaffen wurden und nur vom Wasser zugänglich sind. Wir verließen dann Taupo auf dem Highway 1 in nördlicher Richtung und bogen nach wenigen Kilometern ins Wairakei Thermal Valley ab. Hier befindet sich, in direkter Nachbarschaft zum Wairakei Geothermal Power Project, einem riesigen Kraftwerk, in dem die Geothermischen Kräfte zur Stromerzeugung genutzt werden, ein kleiner und recht einfacher Campingplatz. Dafür steht man hier inmitten einer kleinen Farm: Hühner, Enten, Kaninchen und eine Ziegen statten den Campern regelmäßig Besuche ab. Die Ziege konnten wir nur mit Gewalt daran hindern unseren Roadrunner zu entern. Nachdem das Barn Cafe, dass als Campground Office, Ausflugslokal und Eingang zum Thermalgebiet dient, geschlossen hatte, wurden den Campern die Reste des heutigen Angebots in Form von Kuchen und Sandwiches kostenlos zur Verfügung gestellt, das ist doch ein netter Service. Um 6:00 Uhr wurden wir von den Schreien der Hähne geweckt, konnten aber noch ein wenig weiter schlummern. Von Wairakei aus folgten wir zunächst dem Higway 1 in Richtung Hamilton und bogen nach etwa 14 km ins „Hidden Valley“ von Orakei Korako ab. Hier, wo der Waikato River durch den Lake Ohakuri fließt, liegt malerisch am See ein Wunderland mit Geysiren, Sinterterrassen, heißen Quellen, brodelnden Wasserbecken, schmatzenden Schlammpools und einer Höhle. Dieses Thermalgebiet, das aufgrund seiner Abgeschiedenheit längst nicht so überlaufen ist wie die anderen in dieser Region, gilt als eines der schönsten seiner Art. Um die Geothermische Zone des Tales zu erreichen, muss man den Lake Ohakuri per Boot überqueren und kommt dann zu den imposanten Emerald Terraces, den größten Silikat-Terrassen Neuseelands. Wir benötigten für die etwa 2 km lange, sehr schön angelegte Wegstrecke durch das Thermalgebiet aufgrund der zahlreichen Fotostopps etwa zwei Stunden. Das Gebiet ist wirklich sehr schön und wer aufgrund der knappen Zeit nur ein Thermalgebiet besichtigen kann oder will, sollte Orakei Korako wählen, denn Farbenpracht und Vielfalt dieses relativ kleinen Gebietes ist wirklich sehr beeindruckend. Vom „Hidden Valley of Orakei Korako“ fuhren wir zurück zum Highway 1, von dem wir dann ca. 20 km weiter nördlich auf den Highway 30 nach Rotorua abbogen. Hier war dann arbeiten angesagt: Wir haben das Auto und die Fahrräder in einer Waschanlage auf Hochglanz gebracht, in einem Büro von Air New Zealand unseren Flug nach Melbourne noch einmal umgebucht (auf den 21.03.) und unsere Tickets aktualisieren lassen, sowie Bargeld für die Bezahlung der Verschiffung beschafft. Danach quartierten wir uns wieder auf dem Cosy Cottage Holiday Park ein, wo man uns sogar noch wieder erkannt hat. Hier haben wir dann die Fenster und Türen des Autos noch einmal nachgeputzt und den Kofferraum gereinigt. Abschließend wurden alle Türen und Schlösser sowie die Fahrräder wieder gut geölt. Damit haben wir schon einen Teil der für die Verschiffung anstehenden Arbeiten erledigt, so dass wir nicht alles in kürzester Zeit abarbeiten müssen. Erst gegen 20:00 Uhr war unser Arbeitstag zu Ende und wir waren entsprechend kaputt. Wie schon bei unserem ersten Aufenthalt auf diesem Campingplatz, begannen wir auch diesen Tag mit einem Bad in einem der Thermalpools. Mit unseren Fahrrädern machten wir uns auf den Weg zu einem Golfplatz mit Kurzbahnen, zwischen 50 und 100 Metern. Es hat eine Menge Spaß gemacht die neun Löcher zu spielen und es war sogar einen gewisser Lerneffekt zu erkennen. Anschließend schlenderten wir durch die Innenstadt von Rotorua und fragten noch einmal unsere Mailbox ab, um zu sehen, ob sich irgendwelche Änderungen bezüglich der Verschiffung ergeben haben, was aber nicht der Fall war. In einem Reisebüro haben wir einen Mietwagen für die ersten Tage in Melbourne gebucht, damit wir auch in Australien gleich wieder mobil sind. Zurück auf dem Campingplatz stand neben einigen kleineren Arbeiten dann nur noch Ausruhen auf dem Programm. So ein relativ fauler Tag ist von Zeit zu Zeit auch einmal ganz nett. Nachdem wir das Voucher für unseren Mietwagen in Melbourne abgeholt hatten, fuhren wir noch einmal zum Ufer des Lake Rotorua und sahen uns das Maori-Dorf Ohinemutu an. Neben dem wunderschön verzierten Versammlungshaus ist hier besonders die St Faith´s Anglican Church augenfällig. Die 1910 im Tudor-Stil erbaute Kirche ist im Inneren reich mit Schnitzereien, gewebten Wandteppichen und bemalten Pergamenten der Maori ausgestattet. Auf der Paradise Valley Road fuhren wir, auf landschaftlich schöner Strecke, einmal um den Mt. Ngongotaha, den 754 m hohen Hausberg von Rotorua, herum. Auf dem Highway 5 verließen wir dann Rotorua, trafen in Tirau auf den Highway 1, dem wir immer in Richtung Auckland folgten. Durch Zufall stieß ich in einem unserer Reiseführer auf den Hinweis, dass genau heute in Ngaruawahia, etwa 25 km nördlich von Hamilton, eine Regatta mit traditionellen Maori-Kriegskanus stattfindet. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und hielten in dem kleinen Ort am Zusammenfluss von Waikato und Waipa River an. Ngaruawahia ist eine der ältesten Maori-Siedlungen des Landes und ein bedeutendes kulturelles Zentrum der Maori. Im Turangawaewae Marae, einem der heiligsten Plätze des Volkes der Waikato Tainui, befindet sich die offizielle Residenz der Maori-Königin Te Arikinui Dame Te Atairangikaahu. Wir konnten so nicht nur drei Kriegskanus in Aktion erleben, sondern erhielten sogar einen kleinen Einblick in den normalerweise für Besucher nicht zugänglichen Turangawaewae Marae. Das ganze Flussufer war ein riesiger Festplatz und neben den traditionellen Booten traten auch verschiedene Schülermannschaften gegeneinander an. Nach dieser hochinteressanten Pause fuhren wir noch weiter bis nach Manukau , einem südlichen Vorort von Auckland. Hier fanden wir auf einem in Flughafennähe gelegenen Campingplatz ein Quartier für die nächsten drei Nächte und haben auch gleich für die letzten Nächte eine Cabin gebucht, so dass wir unseren Neuseeland Aufenthalt auch hier beenden werden. Auf dem Platz fiel uns sofort ein blauer California Coach Bus mit Aufstelldach und Schweizer Kennzeichen auf und wir kamen mit dem sehr netten Besitzerpaar ins Gespräch. Nach über fünf Monaten in Neuseeland verschiffen die beiden ihren Camper jetzt auch nach Australien. Wir haben uns in zwei Etappen sehr angeregt unterhalten und wollen das Gespräch in den nächsten Tagen noch fortsetzen. AucklandBevor in den nächsten Tagen die „Arbeit“ der Vorbereitung für die Verschiffung beginnt, haben wir noch einen richtigen „Urlaubstag“ eingeplant. Wir fuhren zum Auckland War Memorial Museum, das 1929 zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges erbaut worden war. Das Museum, eines der bedeutendsten des Landes, gibt einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Völkerkunde und Naturgeschichte Neuseelands. Es liegt inmitten der Parkanlagen der Auckland Domain mit einem schönen Ausblick auf den Hafen und die Innenstadt. Die Ausstellungen zur Völkerkunde und Naturgeschichte haben uns sehr gut gefallen und auch die Vorführung von Maori-Tänzen und –Gesängen war, wenn auch touristisch, doch sehr sehenswert. Auf dem Tamaki Drive fuhren wir noch einmal an den zahlreichen schönen Buchten östlich der Innenstadt entlang und unternahmen einen kurzen Spaziergang. Zurück auf dem Campingplatz, verging die Zeit durch Gespräche mit deutschen Campern dann wieder einmal wie im Fluge. Der nächste Tag war den organisatorischen Vorbereitungen der Verschiffung gewidmet. Zunächst erkundigten wir uns in einem Büro des Automobilclubs nach dem Verfahren der Deregistrierung unseres Wagen und nach der Road User Charge, der Extra-Abgabe für Dieselfahrzeuge, die wir bezahlt hatten, die aber nach Auskunft der Schweizer von Touristen gar nicht zu entrichten ist. Man gab uns die Telefonnummer des entsprechenden Servicecenters, das dann diese Aussage bestätigt hat. Wir haben gleich noch einen Brief mit der Bitte um Erstattung der von uns gezahlten Beträge aufgesetzt – wir sind gespannt, was daraus wird. Bei Tony, unserem Ansprechpartner für die Verschiffung, erfuhren wir, dass „unser Schiff“ einen Defekt hat und der Roadrunner nun auf einem anderen, späteren Schiff nach Australien gelangen wird. An unserer Planung wird sich dadurch jedoch nichts ändern, wir werden den Wagen wie geplant am 20.03. am Hafen abliefern und am 21.03. nach Melbourne voraus fliegen. Für die gesamte Verschiffung inklusive aller Hafengebühren in Neuseeland und Seetransportversicherung mussten wir 2.230 NZ$ bezahlen. Das war sogar noch etwas günstiger als im ursprünglichen Angebot von Deugro. Schon am frühen Nachmittag waren wir wieder auf dem Campingplatz und machten es uns bei sommerlich warmem Wetter gemütlich. Abends haben wir uns noch mit Romy und Peter, dem Schweizer Ehepaar unterhalten. Das Thema „Reisen“ war wieder einmal so interessant, dass wir bis nach Mitternacht zusammen saßen. Schon gegen 11:00 Uhr konnten wir die Cabin beziehen und fingen auch gleich an, den Roadrunner leer zu räumen. Es schon erstaunlich was wir alles in einem doch relativ kleinen Auto transportieren. Nachdem wir alles in der Cabin verstaut und uns von Romy und Peter verabschiedet hatten, die ihren Wagen (auch ein T4 mit Klappdach) heute per Container nach Sydney verschiffen, machten wir uns auf den Weg zur Waschstrasse. Hier haben wir den Roadrunner ausgesaugt und eine gründliche Außenreinigung vorgenommen, besonders in den Radkästen und am Unterboden. Zurück auf dem Campingplatz war dann die Innenreinigung dran. Am Spätnachmittag waren wir dann soweit, dass wir die ersten Sachen wieder einräumen konnten. Gegen 19:00 Uhr waren sowohl das Auto als auch wir einigermaßen fertig. Den Abend haben wir damit verbracht Gelis bisherige Videoaufnahmen anzusehen. Es war für uns schon sehr komisch nach dreieinhalb Monaten im Auto wieder in einem festen Haus zu „wohnen“, unser kleines Auto ist doch viel gemütlicher. Trotz der ungewohnten Umgebung und einem richtigen Bett haben wir sehr gut geschlafen und konnten die Arbeit am Auto fortsetzen. Zunächst haben wir alle Dosen und Kisten abgewaschen und die Sachen aussortiert, die im Auto bleiben sollen. Nachdem wir alles soweit gepackt hatten, haben wir noch ein paar kleine Roststellen beseitigt. Das Auto sieht jetzt aus wie neu und wir hoffen so die Einreise nach Australien problemlos hinter uns zu bringen. Am Nachmittag kam Tony, wie versprochen, noch mit den Papieren für die Verladung am Hafen vorbei. Ein kleiner Spaziergang durch die nähere Umgebung des Campingplatzes war dann die erste Abwechslung nach zwei Tagen Arbeit. Der Abend war wieder den bisherigen Videoaufnahmen vorbehalten. Um 7:00 Uhr ging der Wecker und gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf die letzte Fahrt mit dem Roadrunner in Neuseeland. Der erste Stopp war das Customhouse, wo wir unser Carnet abstempeln ließen. Am Hafen lief dann wieder alles wie am Schnürchen: Der Container wurde bereitgestellt, ich habe das Auto selbst in den Container gefahren und nachdem alles fixiert und verzurrt war, haben wir den Container mit unserem Vorhängeschloss gesichert. Auf den Tag genau 14 Wochen nachdem wir das Auto aus dem Container geholt hatten, haben wir es jetzt wieder eingesperrt. Dazwischen lagen 12.589 km Freiheit am schönsten Ende der Welt, noch dazu bei zumeist herrlichem, sommerlich warmem Wetter. Zu Fuß machten wir uns dann auf den Weg in die Innenstadt. In einem Büro von Lufthansa ließen wir unser Ticket aktualisieren und stärkten uns in einem der Foodcourts. Die nächsten zwei Stunden waren wir dann in einem Internetcafe damit beschäftigt unsere Konten abzugleichen, Mails zu lesen und zu beantworten und ein bisschen im Internet zu surfen. Eine der Mails war von der Behörde, die die Road User Charge verwaltet und man teilte uns mit, das man den Scheck mit der zu erstattenden Summe nach Australien schicken würde, sobald wir eine Adresse angeben. Da hat sich der Brief, den wir vor drei Tagen abgeschickt hatten, doch gelohnt! Eine 1½stündige Busfahrt brachte uns schließlich zurück zum Campingplatz, wo wir für morgen gleich ein Taxi zum Fughafen bestellt haben. Der Abend war dann wieder für die bisherigen Videoaufnahmen reserviert. Auf diesem Wege konnten wir die, wie im Fluge vergangenen, 14 Wochen gleich noch einmal Revue passieren lassen und uns viele Kleinigkeiten wieder ins Gedächtnis rufen. Nachdem wir unsere restlichen Sachen gepackt hatten, unternahmen wir noch einen kurzen Spaziergang durch die Nachbarschaft des Campingplatzes. Kurz nach 11:00 Uhr kam das bestellte Taxi und brachte uns in einer knappen halben Stunde zum Flughafen. Auf Nachfrage hat es beim Einchecken auch wieder mit Plätzen am Notausgang geklappt, so dass wir dem etwa vierstündigen Flug entspannt entgegensehen konnten. Der Flughafen von Auckland ist sehr schön und wir nutzten die verbleibende Zeit bis zum Abflug für einen ausgiebigen Bummel durch die Geschäfte. Die Kontrollen waren hier längst nicht so übertrieben wie in den USA und das obwohl der zweite Golfkrieg gerade begonnen hatte. Mit etwas Verspätung machten wir uns auf den Weg nach Australien oder „West-Island“, wie die Kiwis ihren großen Nachbarn nennen. |
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