Westaustralien 2001
 

Nach nur viereinhalb Stunden Flug erreichten wir Darwin am frühen Morgen, so dass wir bis zur Öffnung der Vermietstation noch vier Stunden überbrücken mussten. Da es diesmal mit den Plätzen am Notausgang nicht geklappt hatte und wir auch auf dem Flughafen nicht mehr schlafen konnten, waren wir ziemlich erledigt. Die Übernahme des Campers klappte dann wieder ohne Probleme und der 4WD Bush Ranger hat unsere Erwartungen voll erfüllt. Er bietet sehr viel Raum und für zwei auch ausreichend Stauraum. Wir deckten uns mit Grundnahrungsmitteln ein und fanden einen schönen Campingplatz in der Nähe von Palmerston. Nach einer erfrischenden Dusche und einer kleinen Ruhepause fuhren wir in die Innenstadt von Darwin. Auf der Esplanade fanden wir ohne Schwierigkeiten einen Parkplatz und spazierten durch den Kern der Hauptstadt des Northern Territory. Die Christ Church Cathedral und das Old Admiralty House erstrahlten dabei besonders schön im Licht der tiefstehenden Sonne. Auf dem Rückweg zum Campingplatz machten wir einen kleinen Abstecher in den Charles Darwin NP. Über die durch den Park geschützten Mangrovensümpfe und die Frances Bay hatten wir einen schönen Blick auf Darwin. Nach dem Abendessen unter freiem Himmel vertrieben uns die Mossies in das Innere unseres Campers. Das Abenteuer Australien hat wieder angefangen!

Wir fuhren auf dem Stuart Hwy in südlicher Richtung und bogen dann auf die Cox Peninsula Road ab. Ein kleiner Abstecher führte uns in den Berry Springs Nature Park, ein Gebiet mit tropischer Regenwaldvegetation, das von einem Bach durchzogen wird und schöne Badepools bietet. Im Territory Wildlife Park bekamen wir einen Einblick in die Vielfalt der Tierwelt des Northern Territory. Sowohl einheimische als auch eingeführte Tiere können in der sehr schönen Anlage ohne den üblichen Zoocharakter beobachtet werden. Unseren Plan über die nördliche, geschotterte Zufahrt zum Litchfield NP zu gelangen mussten wir leider aufgeben, da die Piste durch die Folgen der "Wet", wie hier die Regenzeit genannt wird, noch immer unpassierbar war. So blieb uns nichts weiter übrig als zum Stuart Hwy zurückzufahren und den Umweg über den östlichen Parkeingang in Kauf zu nehmen. Der Litchfield NP schützt die typische Flora und Fauna des Northern Territory und umfasst das Sandsteinplateau der Tabletop Range, in das sich zahlreiche Flüsse eingegraben haben. Wasserfälle und Badepools sorgen so für die nötige Abkühlung. Wir sahen uns die Magnetic Termite Mounds an, Termitenhügel, die exakt in Nord-Süd-Richtung aufgebaut sind, um die Sonnenerwärmung möglichst gering zu halten. Da die Wet noch nicht allzu lange vorbei war führten  die Florence Falls noch sehr viel Wasser. Auf dem Campingplatz bei den Florence Falls fanden wir einen schönen Stellplatz inmitten der ursprünglichen Natur. Leider mussten wir hier feststellen das mit unser Bordelektronik etwas nicht stimmt: Die Batterie für den Wohnbereich wird nicht geladen. Weder Kühlschrank noch Wasserpumpe oder Licht taten ihren Dienst. Beim Schein unserer Taschenlampen konnten wir immerhin noch etwas lesen und bei laufendem Motor funktionierten auch die anderen Geräte einwandfrei.

Am nächsten Morgen setzten wir unsere Tour durch den Litchfield NP fort und sahen uns die Buley Rockholes an, kleine malerische Becken, die von einem Bach gespeist werden. Der Weg zum Aussichtspunkt über den Tabletop Swamp war leider überflutet und damit unpassierbar. Die Tolmer Falls stürzen sich in Kaskaden unter einer natürlichen Steinbrücke in ein Becken aus rotem Sandstein. Am beeindruckensten waren jedoch die Wangi Falls, deren Wassermassen sich in ein schönes Badebecken ergießen, das jedoch aufgrund der starken Strömung gesperrt war. Hier gab es denn auch ein Telefon von dem aus ich unseren Camper-Vermieter anrufen konnte. Wir vereinbarten einen Termin für heute Nachmittag in Darwin. Von der Vermietstation fuhren wir zu einer Spezialwerkstatt für Autoelektrik, die das Problem dann in knapp 3 Stunden, hoffentlich endgültig behoben hat. Am späten Nachmittag konnten wir uns dann auf den Weg zum Kakadu NP machen. Am Bark Hut Inn, einem Roadhouse am Arnhem Hwy, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Der Kakadu NP ist der größte und bekannteste Nationalpark Australiens. Der 20.000 km² große Park ist nicht nur Naturschutzgebiet sondern auch kulturell von herausragender Bedeutung: Er enthält eine der schönsten und umfangreichsten Sammlungen an Felsmalereien in der Welt. Er ist als World Heritage Site von der UNESCO unter Schutz gestellt worden. Seinen Namen verdankt dem hier lebenden Gagadju-Stamm der Aborigines. Der Kagadu NP ist der Lebensraum von 280 verschiedenen Vogel-, 75 Reptilien-, 25 Frosch-, 55 Fisch- und mehr als 2.000 Insektenarten. Wir hielten am South Alligator River und sahen uns die Mamukala Wetlands an, ehe wir im Bowali Visitor Center in Jabiru mit allen nötigen Informationen für unseren Besuch versorgten. Wir fuhren zunächst in den äußersten Nordosten des Parks an den East Alligator River, der die Grenze zum Arnhem Land bildet, das als Selbstverwaltungsgebiet der Aborigines nur mit einer besonderen Genehmigung besucht werden darf. Hier führte uns der Bardedjilidji Walk durch bizarre Sandsteinformationen und hohe tropische Gräser. Am Ubirr Rock konnten wir dann die ersten zum Teil über 20.000 Jahre alten Felszeichnungen bewundern. Erwähnenswert unter den verschiedenen vertretenen Stilrichtungen sind die strichmännchenartigen "Mimi-Figuren", die zu den ältesten Felszeichnungen im Park gehören und der auffälligere, jedoch erheblich jüngere "Röntgenstil". In der Merl Camping Area fanden wir einen der letzten freien Stellplätze und konnten mit funktionierender Bordelektronik das Campen in freier Natur auch wieder genießen. Wenn dieser Genuss nicht durch Milliarden von Moskitos zunichte gemacht worden wäre. Die Biester haben ein Schlupfloch in unseren Camper gefunden und uns dann die ganze Nacht gepisackt. Diese Nacht war nicht die wahre Freude und wir können nur hoffen, dass es bald besser wird, sonst werden wir noch narrisch!

Auch die Morgentoilette wurde durch die kleinen Plagegeister zur Qual und so waren wir heilfroh, als wir uns wieder auf den Weg nach Süden machen konnten. In einem der zahlreichen Creeks konnten wir einige Reiher, Magpie Gänse und einen Jabiru, den einzigen Storch Australiens beobachten. Am Nourlangie Rock führte uns ein kurzer Wanderweg auf den Gunwarddehwarde Lookout und zur Anbangbang Gallery und Shelter, die sehr schöne Felszeichnungen enthalten, die uns wesentlich besser gefallen haben, als die am Ubirr Rock. Ehe wir auf den Kakadu Hwy zurückkehrten, sahen wir uns noch den Anbangbang Billabong an. Die Zufahrt zu den Jim Jim Falls war aufgrund von Überflutungen immer noch gesperrt, so dass wir unseren nächsten Stop am Wrradjan Aboriginal Cultural Centre machten. Dieses Kulturzentrum versucht den Besucher in die Lebensweise und Kultur der Abrigines einzuführen und hat uns ganz gut gefallen. Auf die Bootstour von Yellow Waters verzichteten wir, da wir aufgrund des hohen Wasserstandes nicht damit rechneten hier besonders viele Tiere zu Gesicht zu bekommen. Stattdessen machten wir uns auf den Weg an den Watterfall Creek. Kurz vor der südlichen Parkgrenze zweigt eine 37 km lange Piste zur Gunlom Camping Area ab. Bis auf einige flutbedingte Schäden ist die Strecke gut zu befahren und war für unseren Camper kein Problem. Der sehr schöne und noch dazu nahezu mossiefreie Campingplatz liegt ganz in der Nähe der 100 m hohen Gunlom Falls des Waterfall Creek. Diese spektakulären Wasserfälle stürzen in ein großes, von Palmen gesäumtes Becken mit einem schönen Badestrand. Geradezu ein Paradies im staubigen Outback und für uns das absolute Highlight des Kakadu NP. Auf dem Campingplatz konnten wir einen Goanna, eine auch Sand Monitor genannte, gut einen Meter lange Eidechse beobachten, die nach etwas Essbarem Ausschau hielt. Wir verbrachten einen schönen und ungestörten Abend und konnten uns dann in das, mit Hilfe von Insektenspray wieder bewohnbar gemachte Wohnmobil zurückziehen.

Über die Piste ging es wieder zurück zum Kakadu Hwy, über den wir dann in Pine Creek auch wieder den Stuart Hwy erreichten. Wir folgten dann dem Wegweiser zu den Edith Falls, der uns in den Nitmiluk NP führte. Die Straße endet an einem Parkplatz und über einen kurzen Weg erreichten wir ein großes offenes Felsbecken, das von Eukalypten und Schraubenpalmen gesäumt wird. Der untere Teil der in mehrere Kaskaden unterteilten Edith Falls ergießt sich in den hinteren teil dieses Beckens. Wir hatten die Wahl zwischen dem 2,6 km langen Leliyn Loop, der zu den oberen Kaskaden hinauf führt und einem erfrischenden Bad in dem besagten Becken. Wir entschieden uns für die zweite Alternative und das Bad in dem etwa 25° C warmen Wasser war ein Genuss. In Katherine ergänzten wir unsere Vorräte und fuhren dann weiter zur Katherine Gorge, dem Hauptteil des Nitmiluk NP. Wir sicherten uns einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte auf dem im Park gelegenen Campingplatz und buchten ein Kanu und einen Helikopterrundflug. Die Katherine Gorge ist eine gigantische, 12 km lange Schlucht, die der Katherine River im Laufe der Jahrtausende in das Arnhem Plateau gegraben hat. Die Schlucht ist unterteilt in 13 Teilschluchten, die wie Staustufen voneinander getrennt sind. Die einzigartig raue und zerklüftete Landschaft mit ihren bis zu 100 m hohen Felsklippen aus grauem und orangefarbenen Sandstein gehört zu den bedeutendsten Naturattraktionen Australiens. Auf unserem Campingplatz tummelten sich nach Einbruch der Dunkelheit die Wallabies und wir konnten Fliegende Hunde (flying foxes) beobachten.

Ab 8:00 Uhr stand das Kanu für uns bereit und wir machten uns auf den Weg, diese Schluchtenlandschaft zu erkunden. Aufgrund des hohen Wasserstandes sind nur die ersten beiden Schluchten zu befahren, was eine Strecke von knapp 5 km bedeutet. Trotz Portagen haben wir also genug Zeit, um an schönen Plätzen zu verweilen und Landschaft auf uns wirken zu lassen. Katherine Gorge ist wirklich ein Paradies für Kanuten! Die Portage erwies sich leider als etwas umständlich, da drei Stromschnellen umtragen werden müssen, noch dazu über felsiges Gebiet. Das Kanu, aus billigem Kunststoff gefertigt, war zudem extrem schwer, so dass wir hier wirklich zu kämpfen hatten. Als wir es dann geschafft zu haben glaubten, konnte Geli, die noch nicht wieder eingestiegen war, das Boot nicht mehr halten und ich trieb unkontrolliert durch die eine Stromschnelle zurück. Zum Glück ist nichts passiert. Wir haben es dann doch noch geschafft und wurden durch die herrliche Landschaft für unsere Mühen entschädigt. Auf dem Rückweg habe ich dann, verbotenerweise, zwei der Stromschnellen durchfahren, während Geli mit ein paar Sachen den Landweg genommen hat. Auf diese Weise konnten wir die Plackerei  stark vermindern. Nach etwa 5½ Stunden gaben wir das Boot wieder ab und haben uns etwas ausgeruht. Wieder etwas erholt nahmen wir den Barrawei Walk in Angriff, der uns einen Einblick in die Schlucht von Land aus ermöglichen sollte. Interessant waren die zahlreichen Flughunde, die am Wegesrand in den Bäumen hingen und sich für ihre nächtlichen Exkursionen ausruhten. Der Barrawei Lookout bot uns einen herrlichen Blick auf den Katherine River und das Tal in Richtung der ersten Schlucht. Zurück auf dem Campingplatz sprachen wir die Besitzer eines tollen, geländegängigen Wohnmobils an, dass uns schon im Kakadu NP aufgefallen war. Wie sich dann herausstellte kommen Conny und Neil aus Deutschland und verbringen zweimal im Jahr 6-8 Wochen in Australien. Vor ein paar Jahren haben sie dann dieses "Traummobil" für nur 30.000 $ kaufen können. Wir haben uns sehr nett mit den beiden unterhalten, das Wohnmobil besichtigt und Tipps für unsere Weiterreise bekommen. Eine schöne Begegnung, die diese Reise bereichert hat. Nach diesem aktiven Tag hatten wir schnell die nötige Bettschwere erreicht und ausreichend Bedarf uns zu erholen.

Für 8:30 Uhr hatten wir einen Rundflug mit dem Hubschrauber über die ersten 8 Schluchten der Katherine Gorge gebucht. Da der Hubi praktisch direkt neben dem Fluss startet, entfällt  der Anflug und sofort nach dem Start können wir das Schluchtensystem aus der Vogelperspektive genießen. Der Flug mit dem kleinen Hubi war einfach genial, die Türen waren ausgebaut und wir konnten uns zum Fotografieren und Filmen einfach rauslehnen. Viel zu schnell waren wir wieder am Boden und verließen den Nitmiluk NP  in Richtung Katherine. Auf dem Victoria Hwy fuhren wir dann weiter in westlicher Richtung. Die ersten knapp 200 km gibt es absolut nichts, nur Pampa neben der Straße. Ab dem Victoria River Roadhouse, wir hatten inzwischen den Gregory NP erreicht, wurde die Landschaft etwas interessanter. Es wurde hügelig und die Abbruchkanten der Schluchten, die der Victoria River in die Landschaft gegraben hat sorgten für Abwechslung. Am Kuwang Lookout, der einen Überblick über die Weiten des Greogory NP bietet, machten wir einen kurzen Stop und in Timber Creek blieben wir auf dem Campingplatz des dortigen Roadhouses. Nachdem wir uns den Baramundi, eine Fischspezialität des Northern Territory haben schmecken lassen, erfrischten wir uns mit einem Bad im Pool des Campingplatzes.

Direkt vom Victoria Hwy aus konnten wir am nächsten Morgen in einem Billabong einen Pelikan beobachten. Die Landschaft wurde wieder etwas abwechslungsreicher und die gewaltigen Flaschenbäume, die Boabs oder Boababs genannt werden, bestimmen zunehmend das Bild. Kurz vor der Grenze zu Western Australia bogen wir auf die Schotterpiste in den Keep River NP ab. Große Teile des Parks waren noch wegen den Auswirkungen der Wet geschlossen und auch die ersten 18 km bis zum Gurrandalng Campground zeigten noch deutliche Spuren der Überflutungen. Der Gurrandalng Walk führte uns hinein in eine Welt aus bizarren Kalksteinformationen, natürlichen Felsbögen, Höhlen, Schluchten und Balancing Rocks. Dieser kleine, etwas abseits gelegene Park ist wirklich eine Perle des Northern Territory. Am Eingang zum Park trafen noch einmal auf Conny und Neil und haben uns noch eine zeitlang unterhalten. Nur wenige Kilometer weiter erreichten wir die Grenze nach Western Australia, die gleichzeitig eine Zeitgrenze ist. Wir bekamen zwar 1,5 Stunden "geschenkt", müssen jetzt aber damit leben, dass die Sonne bereits um 17:00 Uhr untergeht. Die Quarantäne-Kontrolle für Obst und Gemüse bestanden wir ohne Probleme, da wir alles vorher aufgegessen haben. In Kununurra füllten wir unsere Vorräte wieder auf, genossen den Ausblick vom 191 m hohen "Berg" Kelly´s Knob über die Stadt und das Ord Valley und besuchten den Mirima Hidden Valley NP. Der kleine Park am Rande der Stadt wird wegen seiner ungewöhnlich gefärbten Sandsteinformationen auch "Mini Bungle Bungle" genannt. Neben den im Licht der tiefstehenden Sonne erglühenden Felsen konnten wir auch einige kleine Papageien beobachten, die hier sehr zahlreich vertreten waren. Auf dem Hidden Valley Caravan Park bezogen wir Quartier und ich habe von dort aus, unter ortskundiger Führung des Campingplatzbetreibers, noch eine kleine Stippvisite im Hidden Valley NP, sozusagen durch die "Hintertür" unternommen. der Campingplatz grenzt direkt an den Nationalpark und wir konnten das intensive Farbenspiel auf den Felsen beim Sonnenuntergang von unseren Stellplatz aus bewundern.

Nach dem Frühstück spazierten wir noch einmal in das Hidden Valley hinein und machten uns dann auf den weg zu den "echten" Bungle Bungle. Rund 55 km hinter Turkey Creek zweigt der raue Spring Creek Track vom Great Northern Hwy ab. 53 km absolute Allradpiste, noch dazu gezeichnet von den Auswirkungen der letzten Wet, mit zahlreichen Wasserdurchfahrten und Schlammlöchern lagen vor uns. Geli hat das prima hingekriegt und es war auch noch nicht zu schlimm, wir haben ja auch schon ein bisschen Allraderfahrung. Wir brauchten etwas 2½ Stunden bis zum Parkeingang, wo wir unseren Eintritt und die Campingplatzgebühr bezahlen mussten. Auf dem Kurrajong Camp fanden wir einen schönen schattigen Platz und richteten uns ein. Zum Sonnenuntergang gingen wir auf einen Hügel am Rande des Camps, der schönen Blick auf die Bungle Bungle Range bietet. Das Farbspiel der Felsen im Licht der untergehenden Sonne war sehr beeindruckend. Morgen geht es für uns dann an die Erkundung des Purnululu NP, wie Bungle Bungle offiziell heißt. Der Name Purnululu bedeutet in der Sprache der Kija-Aborigines "Sandstein". Der 3.000 km² große Park wurde erst 1987 eröffnet und zählt mit seinem rot bis schwarz schillernden Gestein zu den schönsten Nationalparks in Australien. Über die Entstehung der rundgeformten Bergkuppen, die Beehives (Bienenkörbe) genannt werden und vor als 350 Millionen Jahren entstanden sind, gehen die Meinungen auseinander: Ein Papagei griff einen Schnabeligel an. Der versuchte, sich im Boden zu vergraben; er buddelte hier, dann wieder dort, so entstanden die Täler und Hügel. In seiner Not richtete er seine langen Stachel auf, um sich zu verteidigen ... doch die schützenden Spitzen fielen ihm aus und verwandelten sich in Palmen. So lautet die Aborigines-Version der Geschichte des Bungle Bungle Massivs. Der Geologe sieht das anders: Für ihn war dies der Boden eines uralten Inlandsees, in den Flüsse Geröll und Sand abluden. Verschiebungen in der Erdkruste führten später zu Aufwerfungen und Erosion modellierte, was aus der Luft wie ein Heer von Bienenkörben wirkt.

Diese Bienenkörbe wollten wir uns aus der Nähe ansehen. Auf dem Weg zum Südrand des Bungle Bungle Massivs trafen wir auf einen Dingo, der gerade die Piste überqueren wollte. Am Airstrip des Parks klappte es leider nicht sofort mit einem Rundflug, aber wir konnten für später einen Termin vereinbaren. Vom Picaninny Car Park aus begaben wir uns auf den Cathedral Gorge Walk und den Domes Walk. Diese Wege führten uns mitten hinein in die durch Einschlüsse von Silizium und Flechten zebraähnlich gestreiften Bienenkörbe. Je tiefer wir in diese spektakuläre Schlucht eindringen, desto näher rücken die Wände zusammen und am Ende stehen wir vor einem natürlichen Amphitheater mit beeindruckender Akustik. Dieser südliche Teil des Parks ist aufgrund seiner einmaligen geologischen Formationen ein absolutes Highlight und für sich allein schon die Anfahrt wert. Mit einem offenen Helikopter gingen wir dann für eine gute halbe Stunde in Luft. Wir überflogen das gesamte Bungle Bungle Massiv und sahen dabei weitere spektakuläre und faszinierende Teile dieses Parks, die zum Teil auch gar nicht zugänglich sind. Aus der Luft hat uns dieses Landschaft endgültig in ihren Bann gezogen und der Purnululu NP gehört für uns zu den schönsten Landschaften, die wir in Australien bisher gesehen haben. Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir über die  Piste zum Nordrand des Parks, wo eine weitere grandiose Schlucht auf uns wartete. Die Echidna Chasm, die Schlucht des Schnabeligels, erreichen wir durch ein trockenes Flussbett. Das Kraxeln über das Geröll ist zwar etwas mühsam, das Erlebnis ist diese Mühe aber wert. An den Wänden der immer enger werdenden Schlucht wachsen Livistonia-Palmen, deren helle Stämme und grüne Blätter in lebhaften Kontrast zum Rot der Felsen stehen. Mehrfach versperren große Gesteinsbrocken den Weg und man meint es ginge nicht mehr weiter, aber es findet sich immer wieder eine Möglichkeit noch tiefer in die nur noch etwa 1 m breite Schlucht vorzudringen. Schließlich ist das Ende erreicht, an drei Seiten von steilaufragenden Felswänden umgeben, bleibt uns nur noch der Weg zurück. Auch dieser Teil des Parks, so ganz anders als der südliche Bereich mit seinen Bienenkörben, hat uns sehr gut gefallen und der phantastische Tag, den wir hier erleben durften, hat uns überzeugt, dass der Purnululu NP zurecht zu den schönsten seiner Art gehört. Zurück auf dem Kurrajong Camp ruhten wir uns etwas aus und nutzten unsere Außendusche zu einer kleinen Erfrischung. Leider hat die Brause etwas wenig Druck, so dass wir zumindest nicht zu viel Wasser vergeudeten. Wir ließen diesen herrlichen Tag gemütlich ausklingen und bereiteten uns seelisch auf die rauen 53 km Spring Creek Track vor, die wir am nächsten Tag wieder zu bewältigen haben.

Nach 2½ Stunden und 40 Fahrten durch unterschiedlich große Wasserstellen, hatten wir wieder den Great Northern Hwy erreicht. Damit hatten wir in den letzten Tagen insgesamt über 200 km, zum Teil recht raue Piste hinter uns gebracht und waren froh, wieder Asphalt unter den Rädern zu haben. Bei einem Tankstop in Halls Creek trafen wir wieder auf Conny und Neil, die ihren Plan auf dem Tanami Track bis Alice Springs zu fahren aufgeben mussten, da die Piste noch unpassierbar ist. In Fitzroy Crossing waren wir dann auf dem gleichen Campingplatz und haben uns den ganzen Abend sehr nett unterhalten. Wir werden wohl auch morgen noch die gleiche Strecke fahren, ehe die beiden über die Gibb River Road zurückfahren und wir unseren Weg nach Süden fortsetzen.

Wir begannen den Tag mit einem Besuch der Geiki Gorge, einer farbenprächtigen Schlucht des Fitzroy River. Die in verschiedenen Rottönen schimmernden Felswände sind bis zu 30 m hoch und die gesamte Schlucht 14 km lang. Auf einer von Rangern geführten Bootstour erfuhren wir einiges über Flora und Fauna sowie die Geologie dieses Gebietes. Die Felsen sind die Überreste eines vorzeitlichen Korallenriffs, das vor etwa 350 Millionen Jahren entstanden ist. Wir konnten einige der scheuen "freshies", wie die Frischwasserkrokodile genannt werden, beobachten. Wir bogen dann vom Great Northern Hwy auf die Fairfield-Leopold-Road ab, die die Verbindung zur Gibb River Road herstellt und an der mit dem Tunnel Creek NP und dem Windjana Gorge NP gleich zwei Nationalparks liegen. Wir hatten uns die Strecke allerdings nicht so rau vorgestellt, erst nördlich des Tunnel Creek wird es besser. Der Tunnel Creek hat sich in Jahrmillionen einen 750 m langen Tunnel durch die Napier Range gegraben. Der Durchlass ist bis zu 12 m hoch und 15 m breit und bei nicht zu hohem Wasserstand mit einer guten Taschenlampe zu begehen. Wir haben uns die "Eingangshalle" des Tunnels mit Tropfsteinen angesehen, dann aber vor dem felsigen Abschnitt kapituliert, der mir bei unseren funzeligen Leuchten zu schwierig erschien. Nur 36 km weiter auf der jetzt besseren Piste erreichten wir den Windjana Gorge NP, auf dessen Campingplatz wir uns einrichteten. Hauptattraktion ist die malerische Schlucht, die der Lennard River in die Napier Range gefräst hat. Das Gestein gehört zu dem gleichen fossilen Korallenriff, das auch die Geiki Gorge bildet. In der Gorge leben über 70 Frischwasserkrokodile, die auf kurzen Wanderungen beobachtet werden können. Der Ranger riet uns, die Schlucht am frühen Morgen zu besuchen, so dass wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich machten und den Ausblick auf Schlucht aus der Ferne genossen. Conny und Neil kamen auch noch auf den Platz, so dass wir den Abend mit Gesprächen über das Reisen verbrachten und dabei den grandiosen australischen Sternenhimmel bewunderten. Das Kreuz des Südens und die Milchstrasse waren durch das Fehlen von Störlichtern besonders deutlich zu erkennen.

Zusammen mit Conny und Neil machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg in die Windjana Gorge. Der Tip des Rangers, die Schlucht am Morgen zu besuchen, war goldrichtig. Wir waren fast alleine dort, die Sonne tauchte die roten Felsen der Schlucht in ein phantastisches Licht und wir konnten zahlreiche "freshies" auf den Sandbänken und im Wasser beobachten. Wir wanderten bis zu einer Flughundekolonie am Ende der Schlucht. Auf dem Rückweg bin ich dann leider umgeknickt, was nicht ganz ohne Folgen geblieben ist: Den ganzen Tag tat mein Knöchel weh und das Gehen fiel mir schwer. Hoffentlich ist es morgen schon wieder besser. Wir verabschiedeten uns zum wiederholten Male von Conny und Neil und fuhren weiter in Richtung Derby. Die Gibb River Road ist auf diesem Abschnitt zum Teil asphaltiert und war ohne Probleme zu befahren. Die schönen Boab-Bäume, die diese Strecke säumen, sorgten zudem für etwas Abwechslung. Auch in Derby sind die Strassen zum Teil als Boab-Alleen angelegt. Am Pier aßen wir eine Monsterportion fish and chips mit sehr leckerem Barramundi und waren satt für den Rest des Tages. Südlich der Stadt sahen wir uns den Prison Tree, einen gewaltigen Boabab an, dessen Alter auf über 1.500 Jahre geschätzt wird und der in früheren Zeiten als Gefängnis diente. Für uns ging es dann noch einmal gut 200 km weiter nach Broome, der "Hauptstadt" der Kimberley Region. Am Cable Beach, einem 22 km langen, traumhaften Strand am türkisblauen Indischen Ozean, fanden wir einen Stellplatz auf einem etwas überlaufenen Campingplatz. Nach den Tagen in der Abgeschiedenheit des Outbacks war es uns hier viel zu voll und zu touristisch. Die Erkundung von Broome und Umgebung verschoben wir auf den nächsten Tag, da wir heute ziemlich geschlaucht waren. Zu unserer Überraschung konnten wir auf diesem Campingplatz in der Dämmerung zwei Eulen beobachten, die sich nahezu neben uns in einen Baum setzten.

Wir begannen unsere Erkundung am Cable Beach, der seinen Namen einem Telegraphenkabel verdankt, das einst von hier zur indonesischen Insel Java führte. Am Ganthaume Point sahen wir uns das Lighthouse und die bizarre Felsenküste an. Auf dem Weg zurück in die Stadt spazierten wir über den Japanese und Chinese Cemetery, auf denen viele der Perlentaucher beerdigt sind, die mit ihrem Geschäft zur Gründung der ersten Siedlung am Standort des heutigen Broome beigetragen haben. Heute hat die Perlenzucht das gefährliche Tauchen abgelöst aber Broome ist auch heute noch eine Perlenstadt. Wir sicherten uns einen Stellplatz auf dem Roebuck Bay Caravan Park südlich der Stadt. Wir hatten Glück und bekamen den letzten freien Platz direkt am Strand. Hier gefällt es uns viel besser als auf dem Campingplatz am Cable Beach. Der Gang durch die sogenannte Chinatown an der Dampier Terrace war dann leider eine einzige Enttäuschung. Von Chinatown war hier keine Spur, nur der blanke Touristennepp. Es war uns nicht einmal möglich etwas chinesisches zu essen zu bekommen. In einem Internet-Office haben wir en paar Mails verschickt und einen Blick auf unser Konto geworfen. Zum Sonnenuntergang fuhren wir noch einmal an den Cable Beach. Im Sun Picture Theatre, einem uralten Freilichtkino, das mit Liegestühlen bestuhlt ist, sahen wir uns zum Ausklang des Tages noch einen Film an. Es war schon eine tolle Atmosphäre, einen Film unter dem australischen Sternenhimmel zu sehen. Ich bin auch froh, wenn wir morgen diesem Nepp wieder entfliehen können und es zurück in die Einsamkeit der Natur geht. Als Versorgungsstation ist Broome mit seinen gut sortierten Supermärkten schon in Ordnung, hat aber ansonsten nicht viel zu bieten.

Das Frühstück direkt am Indischen Ozean war schon etwas Besonderes, auch wenn es wegen des starken Windes im Camper stattfinden musste. Dann machten wir uns auf den Weg nach Süden. Zwischen Broome und Port Hedland gibt es nichts zu sehen, diese gut 600 km müssen einfach überbrückt werden. Linker Hand liegt die Great Sandy Desert, die allerdings gar keine Sandwüste ist, wie der Name vermuten lässt, sonder Buschland. Gelegentliche Stichstrassen führen an den rechtsseitig gelegenen Eghty Mile Beach, einen fast 200 km langen, grandiosen und menschenleeren Sandstrand. Bei Wallal Downs fuhren wir an den wirklich traumhaften Strand, sammelten einige Muscheln und erfrischten uns im 19 Grad warmen Indischen Ozean. Auf dem sehr gepflegt wirkenden Campingplatz der Wallal Downs könnte man es sicher ein paar Tage aushalten. In South Hedland fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Nach nur etwa 30 km Fahrt verließen wir den Great Northern Hwy und bogen auf den North West Coastal Hwy ab, dem wir weiter in südlicher Richtung folgten. Auch auf diesem Streckenabschnitt durch die Pilbara Region gibt es nicht viel zu sehen, so dass wir einen weiteren "Fahrtag" zu überstehen hatten. Über die Bullara-Giralia Road verkürzten wir die Anfahrt zum Cape Range NP und wir wollten auf der Giralia Station einer Schaffarm übernachten. Das gesammte Anwesen war jedoch so wenig einladend, dass wir beschlossen weiter zu fahren. Schließlich bezogen wir in Exmouth, dem Tor zum Cape Range NP und dem vorgelagerten Ningaloo Marine Park Quartier. Mit über 700 km hatten wir heute die längste Tagesetappe unser Tour. Der 505 km² große Cape Range NP stellt ein Kalksteinplateau und seine tiefen Täler und Schluchten unter Schutz, das die gesamte Westseite des North West Cape einnimmt. Vorgelagert ist das Ningaloo Reef, ein Korallenriff, das in seiner Artenvielfalt und Schönheit mit dem Barrier Reef an der Ostküste mithalten kann, allerdings längst nicht so überlaufen ist. Das Riff nimmt eine Fläche von 5.000 km² ein, besteht aus 220 verschiedenen Korallenarten und bietet über 500 Fischarten eine Heimat. Damit gibt es für uns in den nächsten Tagen viel zu entdecken und zu erleben.

Der nächste Morgen begann jedoch mit einer derben Überraschung: es regnete. Kein Blau am Himmel, alles voller Wolken, nach fast 3 Wochen Sonne und stets über 30 Grad war das Wetter heute ein richtiger Schock. Die geplanten Abstecher in die Schluchten südlich von Exmouth fielen dem Wetter zum Opfer. Auch nach dem Besuch des Info Centers und dem Ergänzen unserer Vorräte hatte sich das Wetter noch nicht gebessert. Der Ausblick vom Aussichtspunkt am Vlamingh Head Lighthouse auf die Küste des North west Cape war trotzdem sehr beeindruckend. In der Mangrove Bay war von den hier ansonsten zu beobachtenden Seevögeln nichts zu sehen. Im Milyering Visitor Centre informierten wir uns über die möglichen Aktivitäten im Park und sahen uns ein Video über die Fauna und Flora zu Lande und Unterwasser an. Von der Parkstrasse aus konnten wir zahlreiche Känguruhs und zwei Emus beobachten. Von der Campingarea Lakeside aus unternahmen wir einen Strandspaziergang, bei dem wir das Glück hatten die weinigen Sonnenstrahlen dieses Tages ausnutzen zu können. Die vielen Korallenstücke und Muscheln, die m Strand zu finden sind, weckten natürlich wieder unsere Sammelleidenschaft. Der Lakeside Campigplatz gefiel uns so gut, dass wir zum Übernachten dort hin zurückkehrten. Der Sonnenuntergang war zwar wolkenverhangen aber dennoch sehr reizvoll.

Hatte es gestern nur geregnet, so erlebten wir heute den Weltuntergang. Es goss wie aus Eimern, der Weg zum Plumpsklo wurde zur Dusche und ein Weiterfahren bzw. das Abbauen des Campers war nicht zu denken. So vertrieben wir uns die Zeit mit Kartenspielen und dachten schon daran den Park wieder zu verlassen. Gegen 10:30 Uhr war es dann vorbei, der regen hörte auf, der Himmel riss auf und es wurde noch ein wunderschöner Tag. Wir fuhren zur Turquiose Bay, der Schnorchelbucht des Ningaloo Marine Park. Hier trafen wir auf Petra und Achim, die von Perth in Richtung Broome unterwegs sind. Gemeinsam stürzten wir uns in die türkisblauen Fluten dieser traumhaften Bucht. Die Strömung treibt einen dabei automatisch über die schönen Korallen und unzählige bunte Fische. Ein tolles Erlebnis das Riff so hautnah zu erleben. Dem Strömungskanal zu entkommen und wieder den Strand zu erreichen war da schon etwas anstrengender. Ingesamt ließ ich mich dreimal über das Riff treiben und konnte dabei sogar einen Riffhai entdecken. Nach der Mittagspause fuhren wir gemeinsam in südlicher Richtung weiter, warfen einen Blick in die Mandu Mandu Gorge und gingen am Yardie Creek entlang. Der tiefblaue Fluss, der hier in den Indischen Ozean mündet, wird von farbenprächtigen, fast senkrecht abfallenden Felswänden gesäumt. Neben dieser beeindruckenden Landschaft konnten wir auch noch zahlreiche Kängurus und einen Emu beobachten. Auf der Fahrt zur Osprey Bay bildeten die Kängurus dann geradezu ein Spalier entlang der Parkstrasse. Wir hatten dann auch noch das Glück einen der scheuen Echidnas, einen Schnabeligel, beobachten zu können. In der herrlichen Campingarea von Osprey Bay ergatterten wir den letzten Stellplatz direkt am Meer und konnten den Sonnenuntergang genießen. Petra und Achim wollten noch weiter, so dass wir den Abend wieder alleine verbringen konnten. Der Tag, der so trist begonnen hatte, war dann doch noch ein voller Erfolg.

Das Bad im Indischen Ozean ersetzte die Morgentoilette und das Frühstück schmeckte bei dieser Kulisse besonders gut. Dieser Stellplatz war der bisher schönste auf unserer Tour. Entlang der Parkstrasse war heute wohl "Emu-Tag", denn wir konnten neben den allgegenwärtigen Kängurus auch zahlreiche dieser eigentümlichen Laufvögel beobachten. Von Tantabiddi aus fuhren wir mit der "Reefviewer" hinaus auf das Riff zur "Coral Viewing and Marine Life Cruise". Neben den Korallen konnten wir unzählige bunte Fische, Meeresschildkröten und Riffhaie durch den Glasboden des Schiffes beobachten. Die fachkundigen Erläuterungen des Skippers, die das Gesehene entsprechend ergänzten, machten den Ausflug zu einem gelungenen Erlebnis. Wir fuhren dann noch einmal zum Vlamingh Head Lighthouse hinauf, um den Ausblick auch einmal bei schönem Wetter zu erleben. Nach einem Boxenstopp in Exmouth führte uns unser letzter Abstecher hinauf auf das Kalksteinplateau des Cape Range NP. Die Charles Knife Canyon Road führt am Rand der gleichnamigen Schlucht entlang und bietet sehr schöne Ausblicke auf die zerklüftete Landschaft. Wir fuhren weiter bis nach Coral Bay, dem südlichen Tor zum Ningaloo Marine Park. Vom Paradise Beach aus genossen wir den Sonnenuntergang und machten es uns dann im Camper gemütlich.

Wir erreichten wieder den North West Coastal Hwy und folgten ihn weiter in südlicher Richtung. In dem netten, schön an der Mündung des Gascoyne River gelegenen Ortes Carnarvon machten wir eine kurze Pause. Am Overlander Roadhouse verließen wir den Hwy und erreichten nach kurzer Zeit die Shark Bay World Heritage Area. Den ersten Halt machten wir am Hamelin Pool, wo wir uns die Stromatolithen, die ältesten fossilen Lebewesen der Erde ansahen. Die Stromatolithen bestehen aus winzigen, einzelligen Blau- und Grünalgen und Cyanobakterien. Millionen dieser Lebewesen sind miteinander zu einer Art schwammigem Gestein verklumpt. Mit einem Alter von etwa 3,5 Millionen Jahren sind diese eigentümlichen Gebilde die ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Auf unserem weiteren Weg nach Monkey Mia passierten wir die 60 km lange Shell Beach, einen Strand, der nicht aus Sand sondern aus einer bis zu 10 m dicken Muschelschicht besteht. Im Monkey Mia Reserve hatten wir Glück und bekamen den letzten freien Stellplatz auf dem einzigen Campingplatz. Als wir zum Sonnenuntergang an die Shark Bay gingen, konnten wir uns nicht nur an dem farbenprächtigen Naturschauspiel erfreuen, sondern auch einige der weltberühmten Delphine von Monkey Mia beobachten. Hier ist einer der wenigen Plätze auf der Erde, der regelmäßig von freilebenden Delphinen besucht wird. Die Delphine kommen nicht nur nahe ans Ufer heran, sondern suchen auch von sich aus den Kontakt, die Interaktion mit den Besuchern. Wir sind schon sehr gespannt, ob wir morgen das Glück haben werden, Teil dieses Phänomens zu werden, dessen Ursache bisher nicht eindeutig geklärt ist.

Als wir gegen 7:30 Uhr an den Strand kamen, waren die Delphine (bottlenose dolphins) bereits da und sahen sich die knietief im recht kühlen Wasser stehenden Menschen an. Seit den 60er Jahren kommen die Delphine hier an Strand, seit 1986 stehen sie unter dem Schutz des CALM und die Ranger überwachen die Interaktion zwischen Mensch und Tier. Es war schon ein tolles Erlebnis diese intelligenten Meeressäuger einmal in ihrer natürlichen Umgebung aus der Nähe beobachten zu können. Die Ranger geben täglich ein paar Fische an die Delphine Nicky, Puck und Surprise. Andere Tiere werden nicht gefüttert und die verfütterte Menge ist so beschränkt, dass die Tiere weiterhin ihrer natürlichen Nahrungssuche nachgehen müssen. Ich durfte Nicky einen Fisch reichen, den sie mir dann aus der Hand genommen hat. Die riesigen australischen Pelikane finden sich ebenfalls ein und bekommen ein paar Happen am Strand, damit sie die Delphinbesuche nicht stören. Wir besuchten noch das Visitor Centre und sahen uns einen Videofilm über die Shark Bay World Heritage Area an. In Denham stärkten wir uns mit Fish & Chips und fuhren dann zurück in Richtung North West Coastal Hwy. Vom Aussichtspunkt auf dem Eagle Bluff blickten wir auf den Denham Sound, konnten aber keine Meeresbewohner (Haie oder Rochen) beobachten. Im Nanga Bay Resort, einer Schaffarm an der Westküste der Peron-Halbinsel, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht. Zur Entspannung ging es am Abend in den natürlichen Spa, der wie ein artesischer Brunnen 1.000 Liter 37 Grad warmes Wasser pro Stunde freigibt.

Wir verließen die Peron Halbinsel und fuhren unserem nächsten Ziel, dem Kalbarri NP entgegen. Die Ajana Kalbarri Road führt durch den Nationalpark und zum gleichnamigen Ferienort. Der Murchison River hat sich auf seinen letzten 80 km in über 400 Millionen Jahren eine tiefe Schlucht in das Sandsteinplateau des rötlichen Tumblagooda Sandstone gegraben. Der 1.870 km² große Kalbarri NP schützt zum einen die River Gorges des Murchison River, zum anderen die Coastal Cliffs, eine bizarre Küstenlandschaft mit schroffen Klippen und malerischen Buchten. Ein erster Abstecher führte uns zum Hawks Head Lookout, der von überhängenden Felsen einen phantastischen Blick in die Schlucht des Murchison River ermöglicht. Hauptattraktionen des Parks sind die Bereiche The Loop, Nature Window und Z Bend, die im Zentrum des Nationalparks liegen und über eine Schotterpiste zu erreichen sind. Bei The Loop vollzieht der Murchison River eine nahezu geschlossene Schleife. Das Nature Window bietet eine herrlichen Blick durch das Gesteinsfenster hinunter auf den Fluß. Z Bend ist eine weitere Schleife des Murchison River, die von einem spektakulären Aussichtspunkt  aus einsehbar ist. Im Ferienort Kalbarri, der wunderschön an der Mündung des Flusses liegt, sicherten wir uns einen Stellplatz und fuhren dann über die südlich der Ortschaft beginnende Panoramastrasse zu den Coastal Cliffs. Die Formationen Red Bluff, Mushroom Rock, Raibow Valley, Pot Alley, Eagle Gorge, Shellhouse, Grandstand, Island Rock und Natural Bridge sind Bestandteile einer bizarren Küstenlinie, die zum Kalbarri NP gehört. Für uns gehört der Kalbarri NP damit zu den landschaftlich schönsten Parks auf unserer Reise durch den "Wilden Westen" Australiens. Red Bluff bietet schon einen herrlichen Blick auf die Küste, der jedoch von den Aussichtspunkten Pot Alley und Eagle Gorge noch übertroffen wird. An letzterem erlebten wir einen schönen Sonnenuntergang und fuhren dann nach Kalbarri zurück. Zum Abendessen ging es zum Finlays Fresh Fish BBQ, das in der rustikalen Atmosphäre einer alten Fischfabrik und unter freiem Himmel stattfindet. In der Werbung heißt es: kein Service, keine Tischwäsche, keine Gläser, keine Kellner - nur ein einmaliges Aussie BBQ. Es war nicht übertrieben: Auf einfachen Holzbänken, Getränke aus dem Automaten, Lagerfeuer, Klopapier als Servietten und unter freiem Himmel gab es reichliche und gute Fleisch- und Fischgerichte vom Grill sowie eine kleine Salatbar. Für alle, die das Rustikale lieben und auf vornehmes Ambiente verzichten können ist Finlays das "Restaurant" in Kalbarri. Ziemlich satt erreichten wir schließlich unseren Campingplatz und konnten uns von den Erlebnissen des Tages erholen.

Am nächsten Morgen besuchten wir dann noch einmal die Coastal Gorges des Kalbarri NP. Wir sahen uns die Natural Bridge, den Island Rock, die Grandstand Gorge und den Shellhouse Rock an. Über die seit kurzem asphaltierte Bailline Kalbarri Road erreichten wir in Northampton wieder die Hauptstrasse. Südlich von Dongara zweigten wir auf die Coastal Road ab, eine inzwischen ebenfalls durchgehend asphaltierte Strasse, die in Küstennähe parallel zum Highway verläuft. In dem gemütlichen Ort Jurien Bay machten wir eine kurze Pause und gingen an dem herrlichen Strand spazieren. Ziel unserer heutigen Etappe war Cervantes, das Tor zum Nambung NP mit seinem berühmten Pinnacles Desert. Hier sicherten wir uns einen Stellplatz, aßen rechtzeitig zu Abend und waren eine gute Stunde vor dem Sonnenuntergang im Pinnacles Desert. Rund 150.000 bizarr geformte Kalksteinsäulen, die von wenigen Zentimetern bis zu 5 m in allen Größenvarianten anzutreffen sind, durchbrechen die Gleichförmigkeit des spärlich bewachsenen, gelben Sandbodens.  Die durch Wechselwirkungen zwischen Wasser, Quarz, Sand und Kalkstein entstandenen Gebilde haben im geologischen Maßstab ein jugendliches Alter von schätzungsweise10.000 bis 30.000 Jahren. Durch diese eindrucksvolle Wüstenlandschaft führt ein 5 km langer Rundweg mit verschiedenen Haltemöglichkeiten. Leider versteckte sich die Sonne kurz nach unserem Eintreffen im Park hinter einer Wolkenschicht und statt des erhofften magischen Lichts gab es überhaupt kein Licht. Aus dem erwarteten fotografischen Highlight wurde zu meiner großen Enttäuschung eine Nullnummer. Mit der Hoffnung auf mehr Glück beim morgigen Sonnenaufgang fuhren wir zum Campingplatz zurück.

Der morgentliche Besuch im Nambung NP war leider ebenso ein Reinfall. Die Sonne versteckte sich hinter Wolken und machte die Pinnacles für uns zum fotografischen Totalausfall. Für mich war dieser Umstand um so schmerzlicher, da ich mich auf diesen Park ganz besonders gefreut hatte. Von Cervantes fuhren wir zum Hwy 1, der jetzt Brand HWY heißt, und fuhren durch bis Perth. Die Hauptstadt von Western Australia hat knapp 1,3 Millionen Einwohner und erstreckt sich mit allen Vororten auf einer geradezu unvorstellbaren Fläche von ca. 5.500 km². Wir fuhren an die South Perth Esplanade am Südufer des Swan River. Von hier aus hatten wir einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt. Mit einer Personenfähre erreichten wir den Anleger in der Barrack Street und spazierten durch die Fußgängerzonen in der Hay und Murray Street. In einem Food Court stärkten wir uns mit einem leckeren chinesischen Essen und ich konnte eine Coogi-Jacke für 99,95 $ ergattern. Gerade noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Perth International Tourist Park, einen sehr schönen Campingplatz, den wir aufgrund seiner Nähe zum Flughafen ausgesucht hatten.

Nachdem es in den letzten Tagen, je weiter wir nach Süden kamen, etwas kühler geworden war (Höchsttemperaturen 20-25 Grad), wurde es hier in Perth in der Nacht empfindlich kalt. Ohne Heizung im Camper haben wir gefroren und auch das Frühstück war nicht so gemütlich. So beschlossen wir uns statt nur für die letzte auch schon für die vorletzte Nacht eine Cabin zu mieten. Nachdem wir im Office die entsprechende Buchung gemacht hatten, fuhren wir nach Fremantle. Die Hafenstadt an der Mündung des Swan River gehört auch noch zur Metropolitan Area von Perth und hat den wichtigsten Hafen von Westaustralien. Die Stadt hat ein fast mediterranes Flair, die vielen Straßencafes in der Hauptstrasse South Terrace haben ihr den Beinamen Cappuccino Strip eingebracht. Wir besuchten die Fremantle Markets, die an den Wochenenden in der 1897 erbauten Victoria Market Hall stattfinden. Ein sehr schöner Markt mit frischen Lebensmitteln und allerlei Krimskrams. Von Fremantle fuhren wir an die Sunset Coast, die Traumstrände am Indischen Ozean. In Cottesloe spazierten wir an der Marine Parade entlang und sahen den Sufern zu. Die letzte Station war der Kings Park, eine gut 4 km² große Parkanlage am Rande der Innenstadt, die großartige Ausblicke auf die Skyline bietet. Wir hatten zusätzlich noch das Glück einige Papageien und einen Kookaburra beobachten zu können. Zurück auf dem Campingplatz bezogen wir unsere Cabin und machten das Wohnmobil soweit klar, das wir morgen noch etwas unternehmen können und nicht nur mit der Abwicklung beschäftigt sind.

An unserem letzten Tag in Australien fuhren wir zum Yanchep NP, der etwa 50 km nördlich der Stadt liegt. In diesem kleinen Park gibt es eine kleine Kolonie von Koalas, die in den 30er Jahren aus dem Zoo von Perth umgesiedelt worden waren. Da Koalas eigentlich nur an der Ostküste Australiens zu finden sind, war es für uns eine einmalige Gelegenheit diese possierlichen Tiere einmal live zu erleben. Die meisten der mit dem Wombat verwandten Koalas saßen hoch in den Bäumen und waren kaum auszumachen, so geschickt schmiegen sie sich an die Äste und schlafen oder fressen. Einige ließen sich jedoch gut beobachten und zeigten durch gelegentliche Regungen auch, das sie wirklich lebendig sind. Weitere Attraktionen dieses kleinen Parks sind die Wasservögel am Loch Mc Ness, darunter ein Löffler und die Purple Swamphen. Sowohl optisch als auch akustisch eindeutig vorherrschend sind jedoch die schwarzen Kakadus, die in Scharen die Bäume bevölkern. Auf dem Rückweg gaben wir den Camper nach genau 7.315 km bei Trailmaster ab und fuhren mit einem Taxi zum Campingplatz zurück. In unserer Cabin haben wir dann gepackt und den Abend gemütlich in unserem Spa ausklingen lassen.

 
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