Norwegen - Land der Fjorde 2000
 

Nach der Arbeit haben wir die restlichen Sachen in den Roadrunner verfrachtet und gegen 16:00 Uhr verließen wir Kiel in Richtung Norden. Aufgrund des bevorstehenden Pfingstwochen-endes war auf der Autobahn sehr viel los, aber wir kamen ohne Stau über die dänische Grenze. Hinter Kolding verließen wir die E45 und fuhren ein Stück auf der E20. In Middelfart gab es keine Park-möglichkeit für die Nacht und so fuhren wir weiter nach Fredericia, wo wir am Lysbadhavn einen schönen Platz fanden. Der Urlaub hat begonnen, vier Wochen Freiheit und Abenteuer - wahres Leben - liegen vor uns.

Wir genossen das Frühstück mit Blick auf den Yachthafen bei herrlichem Sommerwetter. Auf unserem weiteren Weg nach Hirtshals kamen wir durch ein gewaltiges Gewitter. Die Temperatur fiel um fast 10 Grad und es goß wie aus Eimern. Kurz nach 12:00 Uhr erreichten wir den Fähranleger, von dem wir pünktlich um 13:45 mit der Christian IV in Richtung Kristiansand in See stachen. Nach 4,5 h ruhiger Fahrt, "verkürzt" durch ein Mittagessen und den Film "The Beach" kamen wir schließlich in Norwegen an. Kristiansand begrüßte uns mit herrlichem, sommerlichem Wetter. Auf der Halbinsel Tangen, die wunderschön zwischen Osthafen und dem Fluß Otra liegt, bezogen wir Quartier auf dem Tangen Bobilplass. Dieser Stellplatz bietet Platz für 65 Wohnmobile sowie alle notwendigen Ver- und Entsorgungseinrichtungen. An der Strandpromenade entlang schlenderten wir in Richtung Stadt und sahen uns die Festung Christiansholm aus dem Jahr 1672 an. Abends im Roadrunner genossen wir den herrlichen Blick auf "unsere Terrasse", die Schärenküste Südnorwegens. Wieder einmal konnten wie diejenigen bedauern, die sich mit einer Terrasse begnügen müssen, während wir uns schon jetzt auf die Terrassen freuen, die Norwegen in den nächsten Wochen vor unserem rollenden Heim für uns bereithalten wird.

Wir verließen Kristiansand auf der Strasse #9 in nördlicher Richtung, dem Flußlauf des Otra folgend. Das Setesdal zählt zu den schönsten Tälern in Südnorwegen, zurecht, wie wir finden. Malerische Seen, wilde Flußabschnitte, Wasserfälle und beschauliche Siedlungen wechseln einander ab. Am Syrtveitfossen führt eine Steinmole weit an den tobenden Katarakt heran, fast bis zur Mitte des Otra-Flusses. Wir hatten zudem noch das Glück einige Rafter beim Bezwingen dieser Stromschnelle beobachten zu können. Entlang des Byglands-, Sandnes- und Araksfjords erreichten wir den beeindruckenden Relarsfoss, der direkt neben der Strasse zu Tal stürzt. In Flateland bogen wir auf die #45 in Richtung Dalen ab. Im Grimdalen Skulpturmuseum sahen wir uns die Plastiken der Bildhauerin Anne Grimdalen an. Die Strasse bietet dann einen phantastischen Blick auf das am Westende des fjordähnlichen Bandaksees gelegene Dalen. Hinter Dalen ging es wieder steil und in engen Kurven aufwärts bis nach Eidsborg, wo wir uns eine der beiden letzten in der Telemark erhaltenen Stabkirchen ansahen. Wir erreichten schließlich die E134, die Hauptroute nach Oslo und beendeten unsere heutige Etappe in Morgedal, wo wir einen Platz auf dem wunderschön am See Morgedalsvannet gelegenen Campingplatz fanden. Unser erster Tag in Norwegen hat uns landschaftlich sehr stark an Westkanada erinnert, allerdings wechselt das Wetter hier wesentlich schneller und öfter als in Nordamerika.

Wir fuhren weiter in Richtung Oslo und sahen uns in Heddal die größte Stabkirche Norwegens an. Leider war die zwischen 1147 und 1242 erbaute Kirche aufgrund von Renovierungsarbeiten durch ein Baugerüst verunstaltet. In Oslo wollten wir uns die Vigeland-Skulpturen im Frognerpark ansehen. Zunächst verfuhren wir uns jedoch, was uns allerdings eine nicht geplante Stadtrundfahrt mit Rathaus, Königspalast und Fußgängerzone einbrachte. Endlich am Ziel, fanden wir keinen Parkplatz, da sich wegen einer Veranstaltung halb Oslo im Frognerpark aufzuhalten schien. So blieb uns nur ein Blick aus weiter Ferne auf die zum Teil monumentalen Plastiken Gustav Vigelands. Wir fuhren etwas enttäuscht weiter in nördlicher Richtung. Für die nächsten Tage soll die E6, die Hauptverkehrsader Norwegens auch unser roter Faden auf dem Weg in den hohen Norden sein. In Tangen, am Ostufer des Mjosa Sees, des größten Binnengewässers Norwegens, fanden wir einen Campingplatz direkt am See. Auch heute hatten wir wieder Glück mit dem Wetter. Nur einige kurze Schauer, viel Sonne und Temperaturen bis 25 Grad. So kann es für die nächsten Wochen bleiben.

Wir folgten dem Ufer des Mjosa-Sees und erreichten an seinem Nordende die hübsche Kleinstadt Lillehammer, die als Austragungsort der olympischen Winterspiele 1994 Weltruhm erlangte. Bei leichtem Nieselregen schlenderten wir durch die Fußgängerzone Storgata. Nur wenige Kilometer nördlich von Lillehammer beginnt das 200 km lange Gudbrandsdal, Norwegens bekanntestes Bauerntal. Die E6 folgt dem Flußlauf des Lagen durch dieses weite Tal. Das Wetter hatte sich mal wieder gewandelt: Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein sollten uns für den Rest des Tages begleiten. In Tretten verließen wir die Hauptstrasse und erreichten in Svingvoll den gebührenpflichtigen Peer-Gynt-Weg. Diese, größtenteils nicht asphaltierte Hochstraße führt durch eine prachtvolle Fjellandschaft hinauf zu den Wintersportgebieten von Gala. Die Piste durch die einsame, eindrucksvolle Landschaft mit Hochmooren und malerischen Bergseen vor der Kulisse des Jotunheimen- und Rondane-Gebirges war genau nach unserem Geschmack. So folgten wir dem Peer-Gynt-Weg auf seiner gesamten Länge bis nach Dalseter und kamen von dort über die #255 zurück zur E6. In Otta fanden wir auf dem örtlichen Campingplatz direkt am Otta-Fluß einen schönen Stellplatz.

Nach nur wenigen Kilometern Fahrt hielten wir an dem beeindruckenden Ulafossen, der direkt neben der Straße zu Tal donnert. Auf den Weg nach Dovre hat sich der Lagen tief in die schöne Rosti Schlucht eingefräst. Hinter Dombas führt die E6 hinauf ins Dovrefjell, ein als Nationalpark unter Schutz gestelltes Gebirgsplateau. Vom höchsten Punkt der Strasse (1.026 m) bot sich uns ein schöner Blick auf die schneebedeckten Berge Snohetta und Svanatindan. Durch das Drivdalen mit dem tosenden Wildbach Driva verließen wir die Hochebene des Dovrefjell in Richtung Trondheim. Dort begannen wir unseren Stadtrundgang am Nidaros Dom, dem Wahrzeichen der Stadt, der die Krönungskirche Norwegens ist. Durch die Anlage des Erzbischofspalais erreichten wir die Gamla Brua, die alte Stadtbrücke über den Nidelva. Von dieser Brücke bietet sich ein schöner Blick auf die alten Speicherhäuser der Stadt. Den Abschluß unseres Besuches bildete der Stiftsgarden, das größte Holzgebäude in ganz Nordeuropa. Er dient heute als königliche Residenz. Die E6 ermöglicht auf der Weiterfahrt in Richtung Norden herrliche Ausblicke auf den Trondheimsfjord. Wir fanden am Ufer des Faettenfjords einen Campingplatz, leider recht nah an der E6 und damit etwas laut.

In der Nacht brach ein wahres Unwetter mit Sturm und Regen über uns herein. Im strömenden Regen setzten wir dann auch unsere Fahrt gen Norden fort. Nördlich von Grong wollten wir uns den Fiskemfossen ansehen, haben die Wasserfälle aber dann gemobbt, weil man dafür Eintritt bezahlen sollte, was wir aus Prinzip nicht einsehen. Zwei weitere Stopps machten wir an dem sehr schön gelegenen See Majavatn und an Stromschnellen des Flusses Vefsna. Der Vefsna ist es auch, der nördlich von Trofors den recht breiten und imposanten Wasserfall Laksfoss bildet. Dieser ist auch sehr gut und vor allem ohne Touristen-Abzocke zugänglich. In Mosjoen, unserem heutigen Etappenziel, bezogen auf einem sogenannten Top-Campingplatz Quartier, wo aber hauptsächlich die Preise Top waren.

Die E6 führte uns durch eine seendurchsetzte Landschaft weiter, dem Polarkreis entgegen. Am Sorfjord und Ranafjord entlang erreichten wir die Industriestadt Mo i Rana und durchquerten das waldreiche Dunderlandsdalen. Schließlich hatten wir 66°33' nördlicher Breite, den Polarkreis, erreicht. Die Stelle ist durch eine Steinsäule mit Meridiankugel markiert. Hier befindet sich auch das Polarsirkel Senteret (Polarkreiszentrum), ein Informationszentrum mit einer sehenswerten Ausstellung und der Multimedia-Dia-Show mit dem Titel "Norge Norge". Leider wechseln hier die sehr schönen Dias etwas zu schnell, so dass kaum Zeit bleibt, die einzelnen Bilder eingehender zu betrachten. Vorbei am Saltdalsfjord, Fauske und dem Leirfjord erreichten wir Tommerneset, wo wir auf einem schönen Campinglatz unter freundlicher Leitung Quartier bezogen. Hier haben wir unsere Wäsche gewaschen und uns ein weiteres Mal über die hohen  norwegischen Preise gewundert. Wir mußten für einen Wasch- und zwei Trockengänge über 20 DM bezahlen. Zum Abschluß des Tages spazierten wir zum Fluß Sagelv, wo sich auf einem Felsen oberhalb des Flusses 7.000 Jahre alte Felszeichnungen (Helleristninger) befinden, die zwei Rentiere darstellen.

Heute haben wir unseren ursprünglichen Plan über Narvik auf die Inselgruppen der Vesteralen und Lofoten zu Fahren aufgegeben. Wir beschlossen stattdessen mit der Fähre von Bognes direkt auf die Inseln überzusetzen. Vor Abfahrt der Fähre besuchten wir noch den Tierfelsen von Leiknes, wo auf einem Felsplateau 55 prähistorische Tierfiguren (Helleristninger) in den Fels geritzt sind. Das Alter dieser Zeichnungen wird auf etwa 9.000 Jahre geschätzt. In Korsnes genossen wir den Blick über den Tysfjord und sahen uns die riesigen Gestelle mit Trockenfisch an, die in dem kleinen Ort aufgestellt waren. In einer guten Stunde Fahrt, mit herrlicher Sicht auf die schroffe Inselwelt, erreichten wir dann von Bognes aus den Hafen Lodingen auf der Vesteraleninsel Hinnoya. Von hier aus fuhren wir an die Nordspitze der Insel Andoya nach Andenes. Der kleine Ort ist Startpunkt von Walsafaris, nach denen wir uns erkundigten. Da die bis zu sechsstündigen Touren erst Mittags starten und zudem noch 160 DM pro Person kosten sollten, haben wir hier keine Tour gebucht. Wir haben ja schließlich  in Nordamerika und Neuseeland schon recht viele Wale beobachten können. Der Campingplatz von Andenes bietet freien Blick gen Westen über das Meer, so daß wir hoffen, heute Nacht die nicht untergehende Mitternachtssonne erleben zu können. Hoffentlich spielt das Wetter mit und gibt den Blick nach Westen frei.

Die Mitsommernacht blieb leider wolkenverhangen, so dass wir die Sonne nicht sehen konnten. Trotzdem ist es schon etwas merkwürdig, dass es Nachts um 0:30 Uhr noch taghell ist. Vielleicht haben wir ja noch einmal mehr Glück mit dem Wetter und können die Bahn der Sonne besser verfolgen. An der Westküste Andoyas entlang fuhren wir gen Süden, den nördlichsten Punkt unserer Reise hinter uns lassend. Über die Vesteralen-Inseln Hinnoya, Langoya und Hadseloya fuhren wir bis nach Melbu, von wo uns eine Fähre über den Hadselfjord auf die Lofoten brachte. Die Inselgruppe der Lofoten, was soviel wie "Luchsfüsse" bedeutet, besteht aus sieben großen und unzähligen kleineren Inseln. Die schroffen Felsen der "Lofotwand" verdanken ihre heutige Gestalt den Gletschern der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Wir landeten in Fiskebol auf der Insel Austvagoy und fuhren von dort an herrlich bizarren Bergen und dem malerischen Austnesfjord entlang nach Svolvaer. Die Hauptstadt der Lofoten hat außer dem Hafen touristisch nicht viel zu bieten. In einer kleinen Spiseri haben wir sehr leckeren Lachs gegessen und machten uns so gestärkt wieder auf den Weg. Wir verließen die E10 und bogen in Richtung Henningsvaer ab. Der kleine, hübsche Fischerort liegt am Ende der Straße #816 auf einer Insel. Wir fuhren auf der Suche nach einem Stellplatz einmal durch den Ort, stiegen aber aufgrund des schlechten Wetters nicht aus. Auf einer Haltebucht an der  #816 kurz vor Henningsvaer fanden wir dann unsere Terrasse für diese Nacht, herrlicher Blick auf die rauhe Küstenlinie inklusive.

Leider war das Wetter auch am nächsten Morgen nicht besser und es sollte auch den ganzen Tag schlecht bleiben, so dass wir von den Lofoten heute fast nichts gesehen haben. Wir begannen diesen Tag mit einem Spaziergang durch Henningsvaer, verließen die E10 für eine kleine Rundfahrt über Nebenstraßen auf der Insel Gimsoya und nahmen anschließend die #815 in Richtung Leknes. Von der, bei gutem Wetter sicherlich wunderschönen Bergkulisse auf der Insel Vestvagoy konnten wir leider so gut wie nichts sehen. Hinter Leknes bogen wir auf die Stichstraße nach Ballstad ab. Sicherlich auch aufgrund des Wetters hat mir Ballstadt, dass als eines der schönsten Fischerdörfer auf den Lofoten gilt, nicht so gut gefallen. Ein weiterer Abstecher von der E10 führte uns auf der Insel Flakstadoya nach Nusfjord, einem Fischerdorf mit traditionellen Fischerunterkünften, dass von der UNESCO als erhaltenswertes Kulturdenkmal unter Schutz gestellt wurde. In Ramberg bezogen wir auf einem Campingplatz direkt an einer schönen, sandigen Bucht Quartier.

Das miese Wetter blieb uns leider auch heute treu. Wir erreichten die Insel Moskenesoya, wo wir uns in einer Regenpause den wunderschön gelegenen Ort Reine ansahen. Die E10 endet dann schließlich in A, einem ebenfalls recht nett gelegenen Fischerdorf. In Moskenes reihten wir uns in Warteschlange zur Fähre nach Bodo ein. Wir nutzten die Wartezeit zu einem ausgiebigen Mittagessen, damit wir die vierstündige Fährüberfahrt gut gestärkt antreten können. Damit endet also unser Aufenthalt auf den Lofoten, die landschaftlich sehr reizvoll sind, sich uns wettertechnisch jedoch von ihrer ungünstigsten Seite gezeigt haben. Die Überfahrt war sehr unruhig, so dass Geli fast die ganze Zeit, trotz eisiger Kälte, draußen gesessen hat und auch mir nicht so ganz wohl war. Wir bezogen am Saltstraumen, einer Meerenge 33 km südlich von Bodo Quartier. Hier gibt es den stärksten Gezeitenstrom der Welt, den wir uns morgen ansehen wollen.

Bei leichtem Nieselregen gingen wir zum Saltstraumen, der Meerenge zwischen dem Salten- und dem Skjerstadfjord hinunter. Viermal am Tag zwängen sich fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten durch diese 3 km lange und 150 m breite Meerenge. Die rauschenden und gurgelnden Bewegungen der Wassermassen zu beobachten, war sehr interessant. Auf unserer weiteren Fahrt auf der Straße #17, die als eine der schönsten Küstenstraßen Europas gilt, hatte das Wetter dann ein Einsehen mit uns. Wir konnten die herrliche Landschaft bei Sonnenschein und blauem Himmel genießen. Eine Wohltat nicht nur für die Augen. Besonders beeindruckend war der Streckenabschnitt am Nord- und Holandsfjord, der von dem riesigen Gletscher Svartisen geprägt wird. Der Gletscher Engabreen, ein Ausläufer des Svartisen, mündet in den Holandsfjord und läßt sich von einem Aussichtspunkt aus in seiner ganzen Pracht bestaunen. Es folgten zwei Fährfahrten, die Überquerung des Polarkreises und zahlreiche Ausblicke auf die schöne Küstenlandschaft. In Nesna, an der Mündung des Ranafjordes, bezogen wir einen Campingplatz, weil wir nicht noch über eine Stunde auf die nächste Fähre warten wollten.

So setzten wir unsere Fahrt auf der #17 am nächsten Morgen fort. Leider war das Wetter wieder so schlecht, dass wir von der Küste nicht viel sehen konnten. Wir passierten die imposante, gebührenpflichtige (78 NOK) Helgelandbrücke, die den Leirfjord überspannt und waren auf vier weitere Fährpassagen angewiesen. Aufgrund der Wartezeiten an den Fähranlegern kamen wir auf der Küstenstrasse nicht so gut voran, wie wir es bei diesen Wetterbedingungen gerne geschafft hätten. Nachdem wir die letzte Fähre verlassen hatten, wurde das Wetter langsam besser und als wir auf dem einfachen Campingplatz in Rosendal unseren Stellplatz am Fluß Kongsneselva bezogen, schien sogar die Sonne.

Nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt konnten wir am nächsten Morgen eine Elchkuh von der Straße aus beobachten. Es gibt also tatsächlich Elche in Norwegen! Wir hatten schon vermutet, dass es nur aus touristischen Gründen die zahlreichen Elch-Schilder an den Straßen gibt und alle Fotos mit Elchen aus Nordamerika stammen. Wir folgten der Straße #17 über Namsos bis zu ihrer Einmündung in die E6. Hinter Trondheim bogen wir dann auf die E39 ab, auf der wir entlang zahlreicher Fjorde bis nach Molde fuhren.

Auf einem Stadtspaziergang erkundeten wir die Rosenstadt Molde, ehe wir uns in Richtung Andalsnes auf den Weg machten. Hinter der Stadt am Südostende des Romsdalsfjords bogen wir in Richtung Trollstigen ab. Der Weg der Trolle ist die berühmteste Bergstraße Norwegens, die über 11 Haarnadelkurven gut 600 Höhenmeter überwindet. Auf dieser Strecke überquerten wir dann auch den 180 m hohen Stigvossen, der praktisch unter der Straße zu Tal stürzt. Einen schönen Blick auf die gesamte Strecke und den Stigvossen bietet der Aussichtspunkt Stigrora, den wir über einen kurzen Fußweg erreichten. Leider war die grandiose Aussicht durch das trübe Wetter mit tiefhängenden Wolken und Nieselregen getrübt. Auf der Weiterfahrt sahen wir uns in Gudbrandjuvet die enge Felsschlucht an, durch die sich die Wassermassen drängen. Entgegen unseren ursprünglichen Plänen nahmen wir in Linge nicht die Fähre über den Norddalsfjord um in Richtung Geiranger weiterzufahren, sondern blieben auf der Straße in Richtung Alesund. Den Geirangerfjord werden wir später besuchen, in der Hoffnung dann besseres Wetter zu haben. In Valle am Storfjord fanden wir auf einem Campingplatz einen Stellplatz direkt am Wasser.

Unseren Besuch von Alesund begannen wir auf dem 189 m hohen Hausberg Aksla. Von der Terrasse des Restaurants Fjellstua genossen wir den herrlichen Blick auf die über Inseln verteilte, vom Wasser umschlossene Stadt. Nachdem ein Brand 1904 die norwegentypisch aus Holz gebaute Stadt vernichtet hatte, wurde sie im damals populären Jugendstil wieder aufgebaut. So präsentiert sich Alesund heute als die Stadt des Jugendstils. Besonders schön sind das Gebiet um den Apotekertorget und die markanten Speicherhäuser am Hafenbecken Brosundet. Von Alesund aus machten wir uns auf den Weg, um Norwegens Millionenstadt im Meer, die Vogelinsel Runde zu erkunden. Über verschiedene Inseln, die durch Brücken und Dämme miteinander Verbunden sind, erreichten wir Norwegens südlichsten Vogelfelsen. Auf dem Campingplatz von Goksöyr, direkt am Aufstieg zu den Vogelkolonien, bekamen wir noch einen Stellplatz direkt am Wasser. Auf der nur 6,4 Quadratkilometer großen Insel, auf der nur etwa 160 Menschen leben, wurden schon mehr als 200 Vogelarten festgestellt. Zur Brutzeit im Frühjahr bevölkern Millionen von Dreizehenmöwen, Papageientauchern, Lummen, Thordalken, Basstölpeln und Krähenscharben die nordwestliche Spitze der Insel. Wir machten uns am späten Nachmittag, nach dem Abzug der meisten Tagesgäste auf den Weg zu den Kolonien. Der Aufstieg ist zwar steil  und etwas beschwerlich, lohnt die Mühe aber allemal. Tausende von Seevögeln schwirren durch die Luft und landen an den felsigen Abhängen. Wir haben uns vollends auf die Papageientaucher konzentriert. Stundenlang haben wir diese possierlichen Clowns der Meer zunächst aus der  Ferne beobachtet. Als wir gegen 20:30 Uhr schon den Rückweg antreten wollten, ging die Show erst so richtig los. Die Puffins landeten nur wenige Meter von uns entfernt und ließen sich durch unsere Anwesenheit nicht stören. So konnten wir meine Lieblingsvögel aus nächster Nähe beobachten. Beim Abstieg tauchte das Licht der Abendsonne die Küste von Runde und die umliegenden Inseln in ein geradezu magisches Licht. Der Abstecher nach Runde hat sich wirklich gelohnt und unsere Erwartungen voll erfüllt.

Wir verließen den Vogelfelsen Runde mit dem Ziel Geirangerfjord. Besonders reizvoll auf diesem Streckenabschnitt ist die Fahrt von Leknes in Richtung Hellesylt. Entlang des Norangsfjord und durch das Norangsdalen führt eine schmale, größtenteils nicht asphaltierte Piste durch eine schon fast unwirkliche Landschaft. Am Fähranleger in Hellesylt strömt der Hellesyltfoss in das Südende des Sunnylvsfjords. Die Fähre nach Geiranger führt auf der gesamten Länge durch den S-förmig in das hohe Bergmassiv eingeschnittenen Fjord. Die Attraktionen wie die Brautschleierfälle, die Freier-Fälle und die 7 Schwestern sowie die verlassenen Almhöfe werden über die Bordlautsprecher angekündigt. In Geiranger lag bereits die Astor vor Anker und ein weiterer Kreuzfahrer kam zeitgleich mit uns an. Der Ort selbst ist der pure Touristennepp, den wir schnell hinter uns ließen. Der Aussichtspunkt Flydalsjuvet bietet noch einmal einen schönen Blick zurück auf den Fjord, trotz der tiefhängenden Wolken ein eindrucksvolles Panorama. Die Straße #63 schraubt sich in über 20 Kehren zum Dalsnibba-Massiv hinauf. Auf die Auffahrt  zum Gipfelplateau (1.494 m) verzichteten wir aufgrund der Wetterlage. Wir fuhren stattdessen in das 20 km lange Oldedalen, an dessen Ende zwei Ausläufer des Jostedalsgletschers zu bestaunen sind. Der Jostedalsbreen ist mit mehr als 450 Quadratkilometern der größte Gletscher des europäischen Festlandes. Schon von weitem sind die weißen Hauben der umliegenden Gletscher und die spitze Zunge des Melkevollbreen zu erkennen. Die Wanderung zum Briksdalgletscher haben wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und des Wetters nicht mehr in Angriff genommen. Wir fanden einen schönen Campingplatz am Oldevatn mit Blick auf den Melkevollbreen. Sollte das Wetter morgen besser sein, werden wir uns wohl auch noch den Briksdalgletscher ansehen.

Doch auch am folgenden Tag waren der Jostedalsbreen und die ihn umgebenden Gipfel unter tiefhängenden Wolken versteckt, aus denen es dann auch noch anfing zu regnen. So verzichteten wir endgültig auf den Aufstieg zum Briksdalsbreen und machten uns stattdessen auf den Weg nach Bergen. Eine Fähre brachte uns über den Sognefjord und die E39 führte uns durch zahlreiche Tunnel und über ebenso viele Brücken nach Bergen. Hier fanden wir auf dem Bergen Bobil Senter noch einen der letzten Stellplätze in der Nähe der Innenstadt. Auf diesem Stellplatz trafen wir dann Kirsten & Kurt, die gerade aus Island zurückgekommen waren. Der Abend war ausgefüllt mit dem Austausch der Reiseerlebnisse. Bis Mitternacht saßen wir im Kamelius zusammen und genossen neben dem angeregten Gespräch auch den Blick auf den im Licht der Abendsonnen erglühenden Hafen von Bergen.

Bergen ist nicht nur wegen seiner Lage in einem der schönsten Fjordgebiete Norwegens berühmt, es gilt zudem auch als die regenreichste Stadt Europas. Diesem eher zweifelhaften Ruhm wurde Bergen am nächsten Morgen leider gerecht. In Regenklamotten begaben wir uns auf einen Erkundungsgang durch die Stadt. Wir sahen uns das zum Hanseatischen Museum gehörende Schotstuene, die ehemaligen Feststuben der Hanseaten an und kauften auf dem Fischmarkt am Torget, dem Marktplatz an der Stirnseite der Hafenbucht, etwas Fisch. Wir schlenderten über den Torgalmenning, einen großen, straßenähnlichen Platz ohne Autoverkehr, an dem sich zahlreiche Geschäfte befinden. Zurück zum Bobil Senter ging es dann an den Bryggen entlang. Die Zeile buntgestrichener Handelshäuser mit den verwinkelten alten Lagerhallen dahinter, ist ein Erbe der Hansezeit und heute das Wahrzeichen Bergens und von der UNESCO als Weltkulturdenkmal geschützt. Hier tauchten wir im Hanseatischen Museum noch einmal in die Geschichte ein, ehe wir die Holzhäuser aus dem frühen 18. Jahrhundert näher in Augenschein nahmen. Nach dreieinhalb Stunden kamen wir ziemlich fußlahm wieder am Roadrunner an und gönnten uns eine kleine Verschnaufpause. Als Kirsten & Kurt von ihrem Rundgang zurückkamen, hatten sie Zutaten für einen Grillabend eingekauft. So haben wir bei etwa 13° C direkt am Hafen von Bergen gesessen und gegrillt. Nachdem wir dann aufgeräumt hatten, haben wir im Roadrunner bis Mitternacht zusammengesessen und uns über das Reisen unterhalten. Es ist schön sich mal mit Gleichgesinnten auszutauschen, aber wir sind dennoch froh, wenn wir ab morgen wieder ganz auf uns allein gestellt sind.

Wir wurden am nächsten Morgen von strahlend blauem Himmel und Sonnenschein überrascht. Kirsten und Kurt machten sich früh auf den Weg in Richtung Heimat, da ihr Urlaub in drei Tagen zu Ende geht. Wir nutzten diesen herrlichen, sommerlich warmen Tag zu einem weiteren Stadtrundgang am Vagen, dem Hafen von Bergen. Mit der Standseilbahn Floibanen fuhren wir auf den 320 m hohen Floyen, den Hausberg Bergens hinauf. Die seit 1918 verkehrende Bahn bewältigt auf ihrer 830 m langen Trasse Steigungen von bis zu 26°. Der Blick vom Floyen auf die Stadt, den Hafen und das Umland hat sich trotz des großen Andrangs und der dadurch bedingten Wartezeiten gelohnt. Zurück am Bobil Senter, machten wir den Roadrunner startklar und fuhren zu unserer letzten Station in Bergen, dem Freilichtmuseum Gamle Bergen. Über 35 Bergener  Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jh. wurden vor dem Abbruch bewahrt und an dieser Stelle, inklusive der originalgetreuen Inneneinrichtung, wieder aufgebaut. Über die Straße #7 verließen wir den Großraum Bergen in östlicher Richtung. Einen Stop machten wir an dem beeindruckenden Wasserfall Steindalfossen. In Norheimsund erreichten wir den Hardangerfjord, dessen Westufer wir auf der stellenweise engen, aber wunderschönen Straße #49 folgten. Eine Fähre brachte uns auf das östliche Ufer dieses 170 km ins Landesinnere hineinragenden Fjordes. In der Nähe von Rosendal fanden wir einen herrlichen Picknickplatz direkt am Fjord, auf dem wir unser Nachtlager aufschlugen. Nach dem überfüllten Bobil Senter in Bergen genossen wir es, völlig alleine in der Natur zu stehen. Die Abendsonne über der herrlichen Fjordlandschaft und die warmen Temperaturen machten diesen Stellplatz zu einem echten Glücksgriff.

Ein erfrischendes Bad im Hardangerfjord (Lufttemperatur 13,5°) ersetzte die morgendliche Toilette im Roadrunner. Am Ufer zahlreicher Fjorde und mittels dreier Fähren fuhren wir in südlicher Richtung weiter. Zahlreiche schöne Ausblicke böten gute Fotomöglichkeiten, wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, das Auto abzustellen. So blieb es bei einem Fotostop am Stausee Stordalsvatnet und einem Blick vom Fähranleger über den Sandsfjorden. In der Nähe des Preikestolen, jener etwa 600 m hohen Felskanzel am Lysefjord, bezogen wir auf einem Campingplatz Quartier. Hoffentlich erlaubt das Wetter  morgen den Aufstieg auf den Prediktstuhl.

Vom Campingplatz aus erreichten wir nach ca. 4 km den gebührenpflichtigen Parkplatz an der Preikestolhytta. Von hier aus führt ein 3,5 km langer Weg zum Preikestolen, einer Felskanzel, die sich mit ihrem flachen Plateau 604 m über den Lysefjord erhebt. Der Weg, der 350 Höhenmeter zu überwinden hat, ist in weiten Teilen nur ein etwas geordnetes Geröllfeld oder führt über schlüpfrige Felsabhänge. Die unzähligen, aufdringlichen Fliegen machten den an sich schon strapaziösen Auf- und Abstieg zusätzlich zur Tortur. Die Aussicht auf den Lysefjord ist dann zwar recht beeindruckend, besonders wenn man sich an die Kante des Plateaus legt und über 600 m senkrecht nach unten blickt. Dennoch ist es letztlich nur ein weiterer Blick auf einen Fjord, wie er hundertfach in Norwegen ohne derartige Strapazen zu genießen ist. Ich würde diesen Weg niemandem empfehlen, es ist keine Freude sondern Quälerei. So erreichten wir beide ziemlich kaputt wieder unseren Roadrunner, Geli hatte sich zu allem Überfluß auch noch das Knie vertreten. Wir fuhren dann auch nur noch Jorpeland zurück, wo wir am Idsefjord einen Campingplatz  zum Ausruhen fanden.

Auf unserem weiteren Weg nach Tau sahen wir uns die prähistorischen Felszeichnungen (Helleristninger) in Solbakk an. Etwa 40 Figuren aus der Bronze-Zeit sind hier in einen großen Felsen geritzt. Es handelt sich vor allem um Schiffe aber auch Ringe und Spiralen sind zu finden. Die Helleristninger in Solbakk enthalten als einzige in Norwegen Darstellungen von zwei verschiedenen Schiffstypen, was darauf schließen läßt, dass sie um mehrere hundert Jahre zeitversetzt angebracht wurden. Von Tau aus fuhren wir mit der Fähre in 45 Minuten über den Boknefjord nach Stavanger. Der Fähranleger befindet sich mitten in der Altstadt Gamle Stavanger. Die Holzhäuser aus dem 17. und 18. Jh. wurden sorgsam restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Der Bummel durch die kopfsteingepflasterten Gassen mit den altmodischen Laternen versetzt einen in die frühere Zeit Stavangers zurück. Wir verließen Stavanger auf der Küstenstrasse in südlicher Richtung. In der Ognabucht bezogen wir auf einem Campingplatz Quartier und nutzten die Zeit zu einem Strandspaziergang und einem Sonnenbad in den Dünen.

Geli hatte trotz des sehr begrenzten Stauraums im Roadrunner ein paar kleine Geschenke für mich mitgebracht, so dass es ein richtiger Geburtstagsmorgen war. Wir folgten der Straße #44 weiter bis nach Egersund. Südlich dieses kleinen Fischerstädtchens entwickelt sich die Nordsjovegen - Nordseeweg genannte Strasse zu einer der eindrucksvollsten Strecken Südnorwegens. Eine wild zerklüftete Küste, gewaltige, von Gletschereis und Erosion gerundete Felsbuckel, enge Schluchten, Moorseen und Tümpel, beeindruckende Szenerien eröffnen sich entlang des Weges. In Flekkefjord, dass sehr hübsch eingebettet zwischen zwei Fjorden liegt, unternahmen wir einen Rundgang durch die fotogene Altstadt. Auf der E39 erreichten wir durch eine ebenfalls sehr reizvolle Landschaft Lyngdal, wo wir auf die schmale Nebenstrasse nach Spangereid abbogen. Diese Straße führt in engen Kurven am Lene- und Gronsfjord entlang und trifft in Spangereid auf die #460. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Leuchtturm am Kap Lindesnes, der den südlichsten Punkt des Landes markiert. Von hier aus sind es 2.518 km bis hinauf zum Nordkap. Der heutige Leuchtturm wurde 1915 in Betrieb genommen, dass Kap war jedoch bereits seit 1656 Standpunkt des ersten Leuchtfeuers Norwegens. Die Fundamente des alten Turmes, dessen Leuchtfeuer lange mit Holzkohle gespeist wurden, sind auch heute noch erhalten. Außerdem sind Reste von Wehrmachtsbunkern aus dem 2. Weltkrieg vorhanden. Auf dem Campingplatz von Lindesnes fanden wir einen Platz für die Nacht und Geli bereitete mir ein köstliches Geburtstagsmenü.

Wir verließen Lindesnes auf der kurvenreichen, sich meist unmittelbar an der Küste entlangwindenden Straße #460, die in Vigeland auf die E39 trifft. Vigeland ist ein kleiner Ort, in dem der berühmte Bildhauer Gustav Vigeland einige Jahre seiner Kindheit verbrachte. In einer kleinen Galerie sahen wir uns einige seiner Arbeiten an. Das an die Galerie angeschlossene Museum enthält etliche Exponate aus der früheren Zeit dieser Region. Unsere nächste Station war Mandal, die südlichste Stadt Norwegens. Wir schlenderten über die Hafenpromenade und durch das autofreie Zentrum dieser hübschen Kleinstadt am Mandalfluss. Wir folgten dem Mandalfluß flußaufwärts in das bewaldete Hinterland bis nach Marnardal. In dem Gebiet um diesen kleinen Ort soll sich die größte Elchpopulation Norwegens befinden und wir hoffen noch mal eines dieser gemütlichen Tiere zu Gesicht zu bekommen. Auf dem Fuglestveit Camp nördlich des Ortes fanden wir einen schönen Platz direkt am Fluß. Wir genossen das sommerlich warme Wetter und die Ruhe dieses etwas abseits gelegenen Platzes.

Auch wenn es mit einer Elchsichtung nicht geklappt hat, hat uns der Abstecher durch das bewaldete Mandalen gut gefallen. In Kleveland verließen wir dieses Tal und fuhren durch das Songdalen an die Küste zurück. Auf der küstennahen Nebenstraße #456 machten wir einen Stop am Yachthafen von Hollen. Ein Abstecher durch einen über 2.300 m langen Tunnel brachte uns auf die schöne, kleine Insel Flekkeroy. Hier wären wir gerne geblieben, doch leider gab es keine geeignete Stellmöglichkeit für unser kleines Bobil. So mußten wir uns mit einem Blick auf das malerisch gelegene Skalevik begnügen. Wir erreichten schließlich wieder Kristiansand, wo unsere Norwegenrundreise vor fast 4 Wochen begonnen hatte. Auf dem riesigen Campingplatz Dvergsnestangen Senter südöstlich von Kristiansand bei Randesund fanden wir einen Platz für die Nacht. Obwohl mit dem Platz alles in Ordnung war, mußten wir wieder einmal feststellen, dass uns die kleinen, beschaulicheren Plätze wesentlich besser gefallen als die großen Massenplätze. Wir waren faul und genossen das sommerliche Wetter zum Sonnen und Lesen.

Wir umrundeten die Halbinsel, auf der auch unserer Campingplatz liegt, auf einer schmalen Nebenstraße und fuhren dann nach Kristiansand. Hier bezogen wir, wie schon vor 4 Wochen, auf dem nahe dem Zentrum gelegenen Stellplatz Tangen Bobilplass Quartier. Schon beim Einchecken wurde wir auf die mögliche Lärmbelästigung durch ein Rockfestival aufmerksam gemacht. Als wir uns dann zu Fuß auf den Weg machten, wurde uns das ganze Ausmaß dieses viertägigen Festivals bewußt. Überall wimmelte es geradezu von den jugendlichen Besuchern des Festivals, die jeden erdenklichen Platz für ihr Nachtlager nutzen. Kristiansand befand sich geradezu in einer Art Belagerungszustand. In der eigentlichen Innenstadt, die wegen ihrer schachbrettartigen Straßenanordnung Kvadraturen genannt wird, gab es vor lauter Menschen kaum ein Durchkommen. So verließen wir das Gewühle recht bald wieder und machten es uns auf dem Stellplatz am Osthafen, in der Nähe der alten Festung Christiansholm, gemütlich. Schon am Nachmittag drang die laute Musik des Festivals zu uns herüber. Hoffentlich können wir, wenn am Abend die Verstärker so richtig aufgedreht werden, überhaupt schlafen.

Norwegen hat durchaus seine Reize, auch wenn wir uns etwas mehr blauen Himmel gewünscht hätten. Insgesamt hatten wir aber doch noch Glück mit dem Wetter. Die Landschaft hat uns allerdings nicht so begeistert, dass wir jetzt zu Norwegen-Fans geworden sind. Es fehlt hier etwas an der Abwechslung, die das Reisen in Nordamerika so interessant macht. Auf jeden Fall war die erste längere Tour in unserem Roadrunner ein Erfolg und hat uns gezeigt, dass wir gut mit unserem Mini-Bobil zurechtkommen. Nun geht auch dieses kleine Stückchen vierwöchiger Freiheit schon wieder seinem Ende entgegen und es droht die Rückkehr in den Alltag.

Die Lautstärke des Festivals hielt sich in Grenzen und hat uns nicht am Schlafen gehindert. Bevor wir den Bobilplass verließen kauften wir in einem nahegelegenen Supermarkt noch einige kulinarische Andenken: Moltebeer-Joghurt und -Marmelade, sowie ein Stück geräucherten Lachs. Auf dem Weg lagen überall in den Grünanlagen die Festivalbesucher in Ihren Schlafsäcken oder Autos. In wenigen Minuten erreichten wir das Fährterminal und hatten hier dann noch etwas Zeit bis zur Abfahrt. Pünktlich um 13:45 Uhr verließen wir Kristiansand auf der Christian IV, die wir auch schon für den Hinweg benutzt hatten. Bei herrlichem Sommerwetter konnten wir die ganze Zeit auf dem Oberdeck verbringen und die Sonne genießen. Mit einem Pastabuffet stärkten wir uns für den Rest des Tages, lösten unsere Tax-Free-Cheques für die Pullover ein und tauschen die letzten Kronen zurück. So verging die, trotz der relativ rauhen See sehr ruhig verlaufende Überfahrt wie im Fluge. In Hirtshals angekommen, trennten wir uns von der Masse der Fahrgäste, die auf die E39 einbogen, indem wir die Strasse #55 wählten. Auf dem Saltum Strand Campingplatz fanden wir einen Stellplatz etwa 1 km von der Nordsee entfernt. Nachdem wir uns soweit eingerichtet hatten, gingen wir noch einmal zum Strand, wo der Sturm uns den Sand ins Gesicht und die Wellen mit Schaumkronen an die Küste trieb. Angesichts der aufgewühlten Nordsee waren wir um so mehr erstaunt, dass unsere Fährpassage so ruhig verlaufen war. Den letzten Abend unserer Reise verbrachten wir gemütlich in unserem Roadrunner, der  uns auf dieser Tour noch mehr ans Herz gewachsen ist, weil wir uns in ihm so wohlgefühlt haben.

Die letzte Etappe unserer Reise führte uns von Saltum nach Kiel. Ein "Ristet Hot Dog Stop" in Struer und ein "Softeis Stop" in Ribe unterbrachen die Fahrt über die Bundesstraße #11 in Dänemark. Wieder auf deutschem Boden blieben wir noch bis Husum an der Westküste und erreichten dann in Schleswig wieder die Autobahn. Nach 4 Wochen und ungefähr 6.370 km waren wir wieder zu Hause. Wir hätten noch ewig weiterfahren können und freuen uns schon jetzt auf die nächste Tour in unserem Roadrunner.

 
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