Ost-Kanada und Neuengland 1999
 

Gerd und Helga brachten uns zum ZOB und wir erreichten mit dem Kielius pünktlich den Flughafen. In Amsterdam starteten wir dann allerdings erst mit 45minütiger Verspätung. Auf dem Flug ergaben sich herrliche Ausblicke auf die Küsten von Schottland, Irland und Neufundland. Wir kamen trotz des verspäteten Starts fast pünktlich in Toronto an. Kanada empfing uns mit bewölktem Himmel und 29 Grad. Der Transfer zum Campingplatz klappte dann allerdings nicht so reibungslos, wir mußten erst bei der entsprechenden Firma anrufen. Schließlich konnten wir unseren T19 Pick-Up Camper, bestehend aus einem 99er Truck mit 97er Aufbau, übernehmen. Nach wir ausgepackt und die Übergabe des Fahrzeugs abgewickelt hatten, deckten wir uns in dem kleinen Laden des Campingplatzes mit den ersten Vorräten ein. Todmüde fielen wir um 21 Uhr ins Bett.


Nach einer, Jet-Lag bedingt nicht so guten Nacht machten wir uns auf den Weg - "On the Road again!". Wir verließen den Großraum Toronto in nördlicher Richtung und versorgten uns bei einem Großeinkauf in Barrie mit allem, was wir zum Camperleben brauchen. In Penetanguishene sahen wir uns den Discovery Harbour, einen rekonstruierten englischen Hafen aus dem 18. Jahrhundert an. Wir begnügten uns jedoch mit einem Blick auf die ersten Gebäude und ein altes Segelschiff, da wir zur Erkundung des gesamten Areals, gegen eine geringe Gebühr, keine Lust hatten. Im Six Mile Lake PP fanden wir einen Stellplatz auf dem wunderschön am Seeufer gelegenen Campingplatz. Auf einem kurzen Spaziergang am Seeufer entlang genossen wir es wieder in der Natur unterwegs zu sein, auch wenn heute aufgrund des verlängerten Labor Day Weekends sehr viel Betrieb herrschte. Noch nicht so richtig an die kanadische Zeit angepaßt, gingen wir sehr zeitig ins Bett.

Ein Bad im Six Mile Lake ersetzte heute die morgendliche Dusche. Leider mußten wir feststellen, daß unser Kühlschrank wohl nicht im Gasbetrieb arbeitet, so daß wir wohl einen Teil unserer gestern gekauften Vorräte wegwerfen müssen. Waren es gestern nur einzelne kurze Schauer, so regnete es heute durchgehend, teilweise gab es regelrechte Wolkenbrüche. So sahen wir von der zauberhaften Landschaft im Gebiet der Muskoka Lakes nicht sehr viel, genossen aber trotzdem die einsetzende herbstliche Laubverfärbung. Erst als wir unseren Campingplatz am Canisbay Lake im Algonquin PP erreicht hatten, kam noch ein wenig die Sonne hervor. Wir hoffen jetzt auf besseres Wetter für Morgen, so daß wir den 7.653 qkm großen, ältesten Park Kanadas erkunden können. Für heute begnügten wir uns mit einem kurzen Spaziergang an den Canisbay Lake. Hier "liehen" wir uns ein verwaistes Kanu für eine kurze Tour, die zu einer Begegnung mit einem Loon führte, der seine charakteristischen Schreie ausstieß, während er unbeirrt auf uns zu schwamm. Schließlich kam es noch zu einer wunderschönen Lichtstimmung über dem See, die uns für den verregneten Tag entschädigte.

Heute war es wenigstens wieder trocken, wenn auch größtenteils bedeckt. Wir begannen den Tag mit dem 2,1 km langen Whiskey Rapids Trail, einem Rundweg, der dem Lauf des Oxtongue River folgt. An den namensgebenden Stromschnellen verläßt der recht holprige Pfad den Fluß und schlängelt sich durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt. Als nächstes nahmen wir den Peck Lake Trail in Angriff, der auf einer Strecke von 1,9 km den See umrundet. Dieser Weg hat uns nicht so gut gefallen, war aber ebenso rauh wie der erste. Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren zur zentralen Dump-Station des Parks und beschlossen heute doch noch weiterzufahren. Im sehr schön aufgemachten Algonquin Visitor Centre verschafften wir uns noch einen abschließenden Überblick, ehe wir auf dem Hwy. 60 in östlicher Richtung weiterfuhren. Südlich von Madawaska fanden wir einen schönen Campingplatz am Ufer des Moore's Creek mit eigenem kleinen Badestrand. Schließlich schaffte es auch die Sonne noch sich durchzukämpfen und wir genossen den herrlichen Spätsommerabend. Ein kurzer Spaziergang und ein Bad im Moore's Creek beendeten diesen Tag.

Schon in der Nacht fing es wieder an zu regnen und es blieb dabei. So setzten wir unseren Weg in östlicher Richtung fort und erreichten in Pembroke den Ottawa River, der die Grenze zu Quebec bildet. Im französischen Teil Kanadas kamen wir uns schon etwas seltsam vor, weil wir plötzlich die Beschilderungen nicht mehr lesen konnten. In Fort Coulonge sahen wir uns trotz des schlechten Wetters die Covered Bridge an, die den Ottawa River überspannt. Wir folgten dem Lauf des Flusses und erreichten schließlich die Reserve Faunique de Plaisance, ein Schutzgebiet auf einer Halbinsel im Ottawa River. Hier fanden wir einen sehr schönen Stellplatz und am frühen Abend hörte es sogar noch auf zu regnen. Hoffentlich wird das Wetter morgen besser, denn ist es schon etwas frustrierend immer nur durch den Regen zu fahren.

Der nächste Morgen begann zwar mit dichtem Nebel die Sonne gab den Kampf jedoch nicht auf und schaffte es schließlich. So setzten wir unsere Fahrt in nordöstlicher Richtung fort. Wir liessen Montreal rechts liegen und erreichten am frühen Nachmitteag den Parc National de la Mauricie. Dieser landschaftlich sehr reizvolle Park schützt einen Teil des kanadischen Schilds mit zahlreichen Seen. Kurz vor der Parkgrenze sahen wir uns noch eine Covered Bridge an. Wir fanden auf dem Mistagance Campingplatz am westlichen Parkeingang einen Stellplatz für die Nacht und hoben uns die gut 60 km lange Panoramastraße mit ihren zahlreichen Aussichtspunkten für den nächsten Tag auf. Vom Campingplatz aus unternahmen wir eine kurze Wanderung zu den Kaskaden im Südteil des Lac Wapizagonke. Hoffentlich hält sich das Wetter, so daß wir unsere Tour etwas mehr geniessen können. Heute hatten wir den ersten Kontakt mit ausschließlich französisch sprechenden Kanadiern, schon ein komisches Gefühl.

Leider spielte das Wetter nicht mit, es regnete wieder, zum Teil sogar mit heftigem Gewitter. So blieb uns die landschaftliche Schönheit dieses Parks weitestgehend verschlossen. Ein Stop an den verschiedenen Aussichtspunkten war zwecklos, da man nichts hätte sehen können. Der Park ist auf jeden Fall ein Paradies für Kanuten: Zahlreiche Seen bieten unendliche Paddelmöglichkeiten. Sehenswert ist auch die 3D-Diashow im Saint Jean des Piles Visitor Centre am östlichen Parkeingang. Auch auf unserer Weiterfahrt auf dem Hwy 155, der dem Lauf des Saint Maurice River folgt, sahen wir von der reizvollen Landschaft nur sehr wenig. Der Dauerregen hörte zwar irgendwann auf aber es nieselte weiter und blieb trübe. Wir erreichten den Lac Saint Jean, den nördlichsten Punkt unserer Tour. Hier im tiefsten Quebec ist es schon schwierig jemanden zu finden, der englisch kann. In der Nähe von Roberval bekamen wir auf einem eigentlich schon geschlossenen Campingplatz noch einen Stellplatz mit Anschlüssen für eine Nacht. Es bleibt die Hoffnung auf eine Wetterbesserung. Selbst unser Schönwettermacher Eberhard ist mit diesem Mistwetter überfordert.

Das Wetter hatte tatsächlich ein Einsehen, es war nicht nur trocken sondern entwickelte sich zu einem herrlichen Spätsommertag, dem bisher Schönsten. Unseren Plan die Geisterstadt Val-Jalbert und den dazugehörigen Wasserfall zu besichtigen gaben wir auf, da man dort pro Kopf 10$ Eintritt haben wollte. Stattdessen genossen wir von einem Aussichtspunkt aus den Blick über den riesigen Lac Saint-Jean. In der Industriestadt La Baie erreichten wir den Saguenay-Fjord, das gewaltige Flußtal des Saguenay River. La Baie liegt wunderschön am Ende der Baie des Ha! Ha! und wir nutzen die Uferpromenade für eine kleine Rast. An einem kleinen See direkt am Hwy 170 entdeckten wir einige wunderschöne Häuser in absoluter Toplage. In Rivière-Eternité erreichten wir den Parc du Saguenay, der den Fluß und seine teilweise über 300 m hohen Ufer unter Naturschutz stellt. Eine Stichstrasse brachte uns zur Baie Eternité, wo wir die grandiose Fjordlandschaft geniessen konnten. Etwas weiter südlich führte uns ein weiterer Abstecher zum Aussichtspunkt L'Anse de Tabatière hoch über dem Fjord. Die Ausblicke von diesem Punkt waren einfach grandios. Der kleine Ort L'Anse-Saint-Jean, wunderschön an der gleichnamigen Bucht gelegen, gefiel uns so gut, daß wir beschlossen, hier zu übernachten. Zunächst sahen wir uns jedoch die überdachte Brücke am Ortseingang an, die auf dem kanadischen 1000-Dollar-Schein verewigt ist. Auch viele der kleinen Häuser sind sehr schön anzusehen und zeugen davon, daß L'Anse-Saint-Jean zu Recht zu den schönsten Dörfern Quebecs zählt. Wir bekamen auch noch einen Stellplatz direkt am Wasser, so daß wir, wie schon so oft auf unseren Reisen, mal wieder einen "room with a view" hatten. Es fing dann zwar wieder an zu regnen, was uns aber nach diesem schönen Tag nicht störte, zumal wir mit einem wunderschönen Regenbogen über dem Fjord entschädigt wurden.

Auch der nächste Tag entwickelte sich nach anfänglicher Bewölkung zu einem herrlichen Sommertag. Wir fuhren zunächst an den Kai von Petit-Saguenay, von wo wir noch einmal einen schönen Blick auf den Fjord des Saguenay River hatten. In Saint-Siméon erreichten wir schließlich den gewaltigen St. Lorenz Strom. An einem Rastpltz hatten wir einen schönen Ausblick auf einen von herbstlich verfärbtem Laub umstandenen See. In der Nähe von Baie-Sainte-Catherine genossen wir vom Pointe Noire die herrliche Aussicht auf den Saguenay und den St. Lorenz. Von Baie-Sainte-Catherine aus unternahmen wir dann eine dreistündige Whale-Watching-Tour, bei der wir zahlreiche Finn- und Minkwale beobachten konnten. Zusätzlich hatten wir auch noch schöne Ausblicke auf Tadoussac mit dem unübersehbaren Hotel im Zentrum und die bis zu 112 m hohen Sanddünen an der Küste. Der Kreuzfahrer Royal Princess gesellte sich zu den Walbeobachtern und bei einem kurzen Abstecher auf den Saguenay River sahen wir dann auch noch einige Belugawale. Die Belugas haben hier im St. Lorenz ihren südlichsten Lebensraum, leben ansonsten nur in arktischen Gewässern. Auch von der Fähre, die uns über den Saguenay nach Tadoussac brachte konnten wir einiger dieser Weißwale beobachten, die mit einer Länge von bis zu 6 m die kleinsten aller Wale sind.  Einige Kilometer nördlich von Tadoussac fanden wir am Cap-de-Bon-Désir einen herrlichen Campingplatz mit Blick auf den St. Lorenz.

Wir fuhren nach Tadoussac zurück und besuchten das Centre d'Interpretation des Manifères Marins, daß mit Filmen und exzellenten Präsentationen über die Lebensbedingungen der Wale informiert. Anschließend genossen wir die Ausblicke vom Sentier Pointe de l'Islet auf den Saguenay, den St. Lorenz und die Stadt. Mit der Fähre ging es dann zurück auf die Südseite des Saguenay und auf der Küstenstraße 138 in Richtung Québec City. Diese Strecke bietet wunderschöne Ausblicke auf den St. Lorenz aber leider keine Parkmöglichkeiten, so daß wir die meisten Aussichten nur im Vorbeifahren geniessen konnten. Erst kurz vor Baie-Saint-Paul bietet ein Aussichtspunkt einen Blick auf die Stadt und den Strom. In Sainte-Anne-de-Beaupré, dem Wallfahrtsort des katholischen Kanada und einem der ältesten Pilgerzentren Nordamerikas, fanden wir einen kostenlosen Stellplatz auf dem Domaine Sainte Anne. Dieser Park, direkt gegenüber der schönen Basilika am Ufer des St. Lorenz gelegen, wird Pilgern und Besuchern zur Übernachtung zur Verfügung gestellt. Auf einem kleinen Spaziergang gingen wir zunächst zum St. Lorenz hinunter und sahen uns dann die neo-romanische Kathedrale an, die jährlich über 1,5 Mio. Pilger besuchen.

Nur wenige Kilometer weiter erreichten wir den Parc de la Chute-Montmorency, wo der Rivière Montmorency über eine Abbruchkante 83 m in die Tiefe stürzt. Wir marschierten vom Parkplatz über steile Holztreppen bis zur Brücke oberhalb der Fälle hinauf. Der Falls Walkway und die Panoramic Stairs bieten dabei nicht nur schöne Ausblicke auf die Fälle, sondern auch auf den St. Lorenz, die Brücke zur Île d'Orléans und auf Québec City. Für den Rückweg zum Parkplatz nahmen wir den bequemeren Weg, wir benutzten die Seilbahn. Als wir Québec City erreicht hatten, fing es an zu regnen. Trotz des Wetters unternahmen wir einen kurzen Rundgang durch die in Unter- und Oberstadt geteilte Hauptstadt der Provinz. Neben dem Hotel Château Frontenac, dem markantesten Gebäude der Stadt, haben uns auch die vielen engen Gassen und die liebevoll restaurierten Häuser gefallen. Der immer stärker werdende Regen setzte unserem Rundgang jedoch ein baldiges Ende und wir verliessen die Stadt in Richtung Süden. In Lac-Mégantic am gleichnamigen See bezogen wir unser vorerst letztes Quartier in Kanada, morgen werden wir in die USA einreisen, nach unserer 15- monatigen Reise fast wie eine Heimkehr.

Nach einem kurzen Bummel durch Lac-Mégantic fuhren wir zur Grenze, wo ein sehr freundlicher und gutgelaunter Grenzbeamter unsere Einreiseformulare bearbeitete. Nach über zweieinhalb Jahren wieder in den USA und es kommt uns vor, als wären wir nie weg gewesen. Auf dem Hwy 27 gab es mit dem Chains Lake und einer Restarea am North Branch Dead River gleich zwei reizvolle Stops. Von Stratton aus folgten wir dem landschaftlich sehr reizvollen Hwy 16 vorbei an zahlreichen Seen und entlang verschiedenen kleiner Flüsse. Ein mir Kürbissen herbstlich geschmückter Laden in Rangeley und eine Elchkuh am Straßenrand sorgten für weitere Abwechslung. In Wilsons Mills, kurz vor der Grenze zu New Hampshire, machten wir an einer Covered Bridge eine kleine Pause. In New Hampshire folgt die Straße dem Lauf des Androscoggin River durch die Ausläufer der White Mountains. Vom Hwy 2 aus hatten wir einen Blick auf den wolkenverhangenen Mt. Washington, der mit seinen 1.917 m nicht nur das Herzstück der White Mountains, sondern auch der höchste Berg New Englands ist. Wir übernachteten sozusagen am Fuße des Mt. Washington auf einem KOA-Campground, wo wir nach dem Abendessen noch eine Partie Poolbillard und Tischhockey gespielt haben.

Der Hurrican Floyd, der zur Zeit an der Antlantikküste entlang zieht schickte seine Ausläufer auch in unsere Gegend. Schon in der Nacht fing es an zu regnen und das schlechte Wetter sollte uns den ganzen Tag erhalten bleiben. Auf dem Weg zu den Duschen haben wir einen Elchbullen aufgescheucht, der auf der Rasenfläche vor dem Office gegrast hatte und bei unserem Erscheinen in den Wald flüchtete. Wir begannen unseren Tag an der Talstation der Mt. Washington Cog Railway, einer kohlenbefeuerten Zahnradbahn aus dem Jahr 1869, die auf dem Weg zum Gipfel Steigungen bis zu 37% überwindet. Wir sahen uns diese originelle Bahn an, verzichteten jedoch aufgrund des Wetters auf eine Fahrt zum Gipfel. In Bretton Woods sahen wir uns das Mount Washington Hotel an, wo bereits 1944 der Internationale Währungsfond gegründet und damit die Welrwährungsordnung der Nachkriegszeit festgelegt wurde. Im Crawford Notch SP hielten wir an den Silver Cascades, einem kleinen Wasserfall direkt an der Straße. Nachdem wir uns bei einem Pizza Hut in North Conway gestärkt hatten, machten wir uns auf den Kancamagus Highway, der nicht nur als Scenic Byway ausgezeichnet ist, sondern während des Indian Summer als die schönste Panoramastrecke Neuenglands gilt. Auch wenn die Laubverfärbung noch nicht so weit fortgeschritten war und trotz des strömenden Regens hielten wir an einigen der zahlreichen Aussichtspunkte an und genossen die wirklich sehr reizvolle Landschaft. Nach der Albany Bridge, den Lower Falls und der Rocky Gorge waren wir so durchnässt, daß wir den Rest der Strecke durchfuhren. Im strömenden Regen verließen wir den White Mountain NF und fanden in Orford, an der Grenze zu Vermont einen Campingplatz. Das Unwetter wurde immer schlimmer, es goss wie aus Kübeln und durch den Sturm fiel dann schließlich der Strom aus. Im Alkoven hatten wie einen kleinen Wassereinbruch durch die Dachluke, die wir daraufhin mit Handtüchern abgeklebt haben. Das WoMo wird ziemlich durchgeschüttelt, so daß wir nicht wissen, ob und wie wir heute Nacht werden schlafen können. Wir hoffen, daß die Auswirkungen des Hurricans sich bis morgen verzogen haben und nicht auch noch die letzte Woche unseres Urlaubs ins Wasser fällt. Wir hatten wirklich schon genug Regen für eine Reise!

Das Unwetter dauerte die ganze Nacht. Erst am Morgen ließen Sturm und Regen etwas nach. Auf dem Campingplatz hat ein umgestürzter Baum einen Pop-Up Camper beschädigt und zwei Markisen zerfetzt. Auf unserer Fahrt sahen wir viele abgebrochene Äste und umsgetürzte Bäume, die teilweise die Stromleitungen beschädigt hatten, so daß es zu Verkehrsbehinderungen kam. Die Nachrichten sprachen von dem schwersten Sturm zeit Jahrzehnten hier in dieser Gegend. Wir setzten also unsere Fahrt durch Sturm und Regen fort, ein weiterer Tag fiel somit ins Wasser. Nachdem wir den Connecticut River überquert und damit Vermont erreicht hatten, stoppten wir an der Quechee Gorge. Eine Brücke überspannt hier in knapp 50 m Höhe den Ottauquechee River. Die Schlucht wird auch Vermont's Little Grand Canyon genannt, was sicherlich etwas übertrieben ist. Auch in Woodstock, das zu den schönsten Städtchen in Vermont gehört, machten wir eine kleine Pause und schlenderten durch die Hauptstraße. Schließlich erreichten wir den Hwy 100, die Straße Vermont's während der Laubverfärbung. Hier hielten wir an den Moss Glen Falls, die aufgrund des vielen Regens sehr viel Wasser hatten. Nördlich von Waterbury besuchten wir die Ben & Jerry's Icecream Factory. Auf einer Führung erhielten wir nicht nur einen Einblick in die Herstellung des Eises, sondern erfuhren auch, daß die beiden Geschäftsgründer ihren Erfolg einem 5$ Fernkurs in Speiseeisherstellung verdanken. Nur eine Meile weiter bildete die Cold Hollow Cider Mill unseren letzten Stop für heute. Hier kauften wir frischen Cider und konnten verschiedene Produkte der berühmtesten Cider Mill Neuenglands probieren. In Stowe fanden wir einen Campingplatz, es regnete immer noch. Für morgen haben die Meteorologen Wetterbesserung in Aussicht gestellt, hoffentlich behalten sie recht.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, strahlte die Sonne am blauen Himmel, als ob es nie geregnet hätte. Im Radio hörten wir dann, daß die Auswirkungen von Floyd für Vermont einen neuen Regenrekord aufgestellt haben. Wir waren jedoch nicht sehr begeistert diesen Rekord miterlebt zu haben. Wir nutzten das schöne Wetter und fuhren mit einer Gondel auf den 1.339 m hohen Mt. Mansfield nördlich von Stowe. Im Smugglers Notch SP fuhren wir auf der sehr engen und für größere Wohnmobile wohl nicht befahrbaren Straße durch ein Gebiet mit riesigen pittoresk verstreuten Granitblöcken. Leider waren alle Parkmöglichkeiten besetzt, so daß wir hier keinen Spaziergang machen konnten. Auch aus unserer geplanten Kanu-Tour auf dem Lamoille River wurde nichts, da der Veranstalter aufgrund des unwetterbedingten Hochwassers keine Paddler absetzen wollte. So fuhren wir weiter in Richtung Burlington, der größten Stadt und dem wirtschaftlichen Zentrum Vermonts. In Jericho hielten wir an einer alten Mühle am Browns River und machte eine kleine Pause. Nachdem wir uns bei einem Factory Outlet in der Nähe von Burlington mit neuen Levis-Jeans eingedeckt hatten, sahen wir uns von einem Aussichtspunkt aus den tobenden Winooski River an. In Burlington fanden wir auf dem städtischen North Beach Campsite noch einen schönen Stellplatz. Wir gingen hinunter zum Strand und genossen den Ausblick über den Lake Champlain, dessen Kulisse die Berge des Adirondack Park in New York State bilden.

Wir verliessen Burlington in nördlicher Richtung auf dem Hwy 2, der uns auf "die Inseln", ein Archipel im Lake Champlain brachte. Die Grand Isle, bestehen aus South und North Hero Island, sowie Isle La Motte. Während man auf den beiden größeren Inseln gar nicht merkt, daß man sich nicht auf dem Festland befindet, bietet Isle La Motte, die kleinste und ursprünglichste der Inseln, viele schöne Ausblicke auf den Lake Champlain. Mit dem westlichen Ufer des Lake Champlain erreichten wir das Gebiet von New York State. Hier folgten wir zunächst der Interstate 87, ehe wir in den Adirondack Park abbogen. Die Adirondack Mountains bilden das Herz dieses 24.282 qkm großen Parks, der zu den größten Naturschutzgebieten der USA gehört. Neben 42 Gipfeln über 1.200 m gehören zu diesem Park auch noch über 2.000 Seen und unzählige Flußläufe. Über den gebührenpflichtigen Whiteface Mountain Memorial Highway erstürmten wir den Gipfel des 1.483 m hohen Whiteface Mountain. Viele Aussichtspunkte boten beeindruckende Ausblicke auf die Berge und Seen der Adirondacks. Besonders schön ist der Blick auf den ringförmigen Lake Placid. Das letzte Stück zum Gipfel kletterten wir über einen steilen Pfad hinauf. Runter ging es dann mit einem Fahrstuhl, der, wie auch die Straße, für die Winterolympiade 1932 in Lake Placid gebaut worden war. Dieser Abstecher war bei dem herrlichen Wetter, das wir heute hatten, ein echtes Highlight. Im nahegelegenen Wilmington fanden wir einen schönen Campingplatz direkt am Ufer des Ausable River. Morgen wollen wir die Erkundung der Adirondacks fortsetzen.

Noch in Wilmington überquert die Strasse den Ausable River, der an dieser Stelle durch eine enge, felsige Schlucht fließt. Sind die Stromschnellen an dieser Stelle noch kostenlos zu bewundern, so müssen wir etwas weiter an der High Falls Gorge Eintritt zahlen. Dafür sind hier dann auch eine Folge von Wasserfällen in einer malerischen Schlucht zu bewundern, die durch ein Wege- und Treppensystem zugänglich gemacht wurde. Das nahegelegene Lake Placid, Austragungsort der olympischen Winterspiele 1932 und 1980 hat, ausser seiner wunderschönen Lage am Mirror Lake und am Lake Placid nicht viel zu bieten. Es erschien uns schon ein wenig zu sehr verneppt. Saranac Lake am gleichnamigen See gelegen hat uns da schon besser gefallen. Von hier genossen wir die Aussichten auf die verschiedenen Seen und herbstlich verfärbten Bäume entlang der Strassen 3, 30 und 28. Da uns die Adirondacks so gut gefallen und das Wetter uns heute auch wieder gut gesonnen war, beschlossen wir noch eine weitere Nacht im Park zu verbringen. In der Nähe von Old Forge bezogen wir auf einem KOA-Platz Quartier und unternahmen auf dem Lake Serene eine kurze Kanutour. Ab morgen soll das Wetter wieder schlechter werden, aber wir müssen jetzt sowieso zusehen, daß wir wieder nach Toronto zurückkommen, so daß uns das Wetter jetzt nicht mehr so sehr treffen kann. Dennoch haben wir uns nicht Über den bereits am Abend einsetzenden, wolkenbruchartigen Regen gefreut. Nach zwei schönen Tagen hat uns jetzt also das Mistwetter wieder eingeholt.

Nachdem es sich in der Nacht ordentlich abgeregnet hatte, war es morgens nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten. An der Müllsammelstelle des Platzes hatten wir dann noch eine kurze Begegnung mit zwei Waschbären. Wir verliessen den Adirondack Park in südlicher Richtung und nahmen die Interstate 90 gen Westen. In Syracuse stärkten wir uns auf einer Restarea mit einem Eis von Ben & Jerry. In Rochester besuchten wir das George Eastman House, an das das International Museum of Photography and Film angeschlossen ist. George Eastman, Gründer der Firma Kodak, revolutionierte mit seinen Erfindungen die damalige Fotografie und ebnete den Weg für ihre weltweite Verbreitung. Das Museum war sehr interessant, neben den zahlreichen Fotografien haben uns besonders die vielen alten Kameras gefallen, die die Geschichte der Fotografie widerspiegeln. Wir fuhren dann noch ein Stück weiter auf der I-90 und fuhren dann an die Küste des Lake Ontario. Im Lakeside Beach SP fanden wir einen herrlichen Campingplatz direkt am Ufer des Sees. Von unserem Platz aus erlebten wir einen schönen Sonnenuntergang über dem Lake Ontario. Ein schöner Platz für unsere letzte Nacht in den USA. Morgen werden wir an den Niagara Fällen wieder nach Kanada zurückkehren.

Zunächst fuhren wir immer am Ufer des Lake Ontario entlang und sahen uns das Thirty Mile Point Lighthouse im Golden Hill SP an. Der 1875 erbaute Leuchtturm, der direkt mit der Unterkunft des Leuchtturmwärters verbunden ist, wurde in den letzten Jahren restauriert und ist somit in einem wirklich guten Zustand. Er wurde 1995 vom US Postal Service in die Serie "Lighthouses of the Great Lakes" aufgenommen. Wir erreichten den Niagara River, dem wir flußaufwärts bis zu den Fällen folgten. Über die Rainbow Bridge reisten wir wieder nach Kanada ein, um die von der kanadischen Seite schönere Aussicht auf die Fälle zu geniessen. Als wir die Promenade am Queen Victoria Park entlang schlenderten, waren wir genauso begeistert und beeindruckt von diesen gewaltigen Wasserfällen, wie bei unserem ersten Besuch 1996. Wir haben sogar an der gleichen Stelle geparkt, wie damals mit unserem Roadrunner. Von den 170 Mio. Litern Wasser, die pro Minute in die Tiefe stürzen, entfallen 90% auf die 670 m breiten und 54 m hohen kanadischen Horseshoe Falls und nur 10% auf die 323 m breiten und 56 m hohen American Falls. Nachdem wir uns schließlich von diesem grandiosen Anblick losreißen konnten, verließen wir Niagara Falls in Richtung Toronto. Da wir noch einen Abstecher in die Mennonite Country um Kitchener und St. Jacobs machen wollten, verließen wir die Schnellstraße QEW und gerieten in Hamilton in einen baustellenbedingten Stau, in dem wir fast 1 Stunde festhingen. So fuhren wir durch die Mennonite Country weiter nach Orangeville, wo wir bei einem VW-Händler eine Motorhauben-Abdeckung für unseren California Coach gekauft haben. Auf einem in der Nähe der Cruise Canada Station gelegenen Campingplatz, den wir uns schon am ersten Tag unsere Tour ausgesucht hatten, fanden wir einen Stellplatz für unsere letzte Nacht.

Nach dem wir gepackt und das Wohnmobil sauber gemacht hatten, erreichten wir gegen 10.00 Uhr die Cruise Canada Station. Wir haben in den 19 Miettagen 4.432 km zurückgelegt und die Zeit ist trotz des streckenweise schlechten Wetters wieder sehr schnell vergangen. Die Rückgabe klappte problemlos und bereits um kurz nach 11.00 Uhr waren wir am Flughafen. Die KLM-Schalter waren noch geschlossen, so daß wir noch eine Zeit lang mit unserem ganzen Gepäck warten mußten.  Gegen 13.00 Uhr konnten wir dann schließlich unser Gepäck abgeben und bekamen auch wieder Plätze am Notausgang, so daß es mit dem Sitzen kein Problem geben dürfte. An unserem Gate verkürzten wir uns die lange Wartezeit mit einem Siedler-Spiel. Wir kamen dann auch pünktlich  los und der Flug verging dank des Filmes "Notting Hill" und eines sehr spaßiger Stewards auch recht schnell, wenn auch ohne Schlaf. In Amsterdam blieben uns gut zwei Stunden zum Umsteigen und wir hingen auch schon ziemlich in den Seilen. Auch in Hamburg waren wir pünktlich, so daß wir den Kielius um 11.03 Uhr noch erwischt haben. Am ZOB haben Helga & Gerd uns dann wieder abgeholt. Zuhause standen dann ein bißchen Schlaf und eine schöne Dusche auf dem Programm.

 
zurück