Reisetagebuch
 

Mittwoch, 27.11.02

Um 2:30 Uhr ging der Wecker, um 4:55 Uhr holte uns das Taxi ab, um 5:20 Uhr startete der Kielius und um 6:45 Uhr waren wir in Hamburg – alles hat wie am Schnürchen geklappt. Auch der Flieger nach London war mehr als pünktlich. In London mussten wir dann über 5 h auf den Anschlussflug nach Los Angeles warten. Wir konnten knapp 2 h schlafen, obwohl es recht laut war. Es hat dann auch noch mit Plätzen am Notausgang geklappt, so dass wir den Flug entspannt angehen konnten. Allerdings mussten wir schon auf diesem Abschnitt mehrfach unser Handgepäck durchsuchen lassen, wurden abgetastet und mussten unsere Schuhe untersuchen lassen. Wenn man viel Fotoequipment, Notebook und Elektroartikel dabei hat, ist der Aufwand, der bei der Kontrolle betrieben wird umso größer. Das dient zwar der Sicherheit aller, aber wenn man zum wiederholten Mal auf dem Weg zum Flugsteig gefilzt wird, ist das schon etwas nervig. Während des Fluges hatten wir einige schöne Ausblicke auf Grönland, die arktischen Bereiche Nordamerikas, die Rocky Mountains sowie auf Las Vegas. Am Flughafen fehlte dann Gelis Tasche und Air New Zealand hatte keine Ahnung wo sich die Tasche befindet. Auch mehrere Anrufe bei der Baggage Hotline konnten keinen Aufschluss geben.

Donnerstag, 28.11.02

Trotz Jet Lag haben wir recht gut geschlafen und konnten ausgeruht die nächste Etappe unserer Reise in Angriff nehmen. Nachdem wir meine Tasche aufgegeben hatten, sie wurde nach dem Röntgen noch einmal von Hand gefilzt, suchten wir Hilfe bei der Gepäckstelle von United Airlines. Diese fanden dann nach mehreren Gesprächen mit Air New Zealand heraus, das Gelis Tasche wohl immer noch in London ist und heute nach LA kommen soll. Sie veranlassten auch die Weiterleitung nach Kauai – hoffentlich. Air New Zealand hat dann in einem weiteren Telefonat angeboten, dass Geli sich für 70 $ neue Kleidung besorgen kann, deren Kosten dann von der Fluggesellschaft übernommen werden. Der Flug nach Hawaii war dann sehr kurzweilig und Oahu empfing uns mit herrlichem, sommerlich warmem Wetter. Ein weiterer Flug brachte uns dann in nur 18 Minuten nach Kauai, das uns mit regnerischem Wetter empfing. Die Tatsache das heute Thanksgiving und damit Feiertag ist, verhinderte, dass wir uns wie geplant mit Lebensmitteln eindecken konnten, da die Läden alle geschlossen hatten. Immerhin hat Geli ein T-Shirt und ein Paar Sandalen in einem Souvenirshop bekommen. Zum Abschluss des Tages gingen wir in einem Restaurant namens Fish Bowls fürstlich Essen. Der fangfrische hawaiianische Fisch war wirklich köstlich, allerdings auch nicht ganz billig. Das Plantation Hale war noch genauso schön, wie wir es in Erinnerung hatten.

Freitag, 29.11.02

Nachdem wir ausgeschlafen und damit den Zeitunterschied von 11 h zu Deutschland einigermaßen überstanden hatten, machten wir uns auf den Weg nach Lihue, wo Geli sich bei Wal Mart erst einmal neue Unterwäsche und einen Bikini gekauft hat. Von Lihue folgten wir dem Kaumualii Highway (Highway 50) in südwestlicher Richtung. Direkt an der Abzweigung der Maluhia Road (Highway 520) in Richtung Koloa führt die Straße auf ungefähr 1 km durch den "Eucalyptus Tree Tunnel", einen schattigen Blättertunnel. In Koloa wurde 1835 die erste Zuckerrohrplantage Hawaiis in Betrieb genommen und die Stadt war zwischen 1840 und 1879 ein blühendes Zentrum der Zuckerrohrproduktion. In dem sehr schön restaurierten Ort erinnern heute die Ruinen der ersten Zuckermühle Kauais an diese Zeit. Die Straße endet in Poipu , wo es neben den herrlichen Stränden auch noch das Spouting Horn Blowhole zu sehen gibt. Durch eine mit dem Ozean verbundene Lavaröhre schießt, bei entsprechender Brandung, eine geysirähnliche Fontäne, begleitet von einem fauchenden Laut, hoch in die Luft. Auf dem Rückweg zum Hotel bogen wir in Lihue auf die Maalo Road (Highway 583) ab, die sich durch Zuckerrohrfelder schlängelt und an den fotogenen, 24 m hohen Wailua Falls endet. Wailua bedeutet "zwei Wasser" und bezieht sich auf das Erscheinungsbild als Doppelwasserfall, der aber nach starkem Regen auch schon mal zu einem gewaltigen Fall zusammenwächst. Wir fuhren auf dem Kuhio Highway (Highway 56) in Richtung Kapaa, bogen aber direkt hinter der Brücke über den Wailua River auf die Kuamoo Road (Highway 580) ab. Am Holoholoku und Poliahu Heiau vorbei erreichten wir den Aussichtspunkt auf die Opaekaa Falls , die in mehreren Kaskaden über eine 12 m hohe schwarze Lavaklippe stürzen. Der Name Opaekaa bedeutet "rotierende Garnelen", denn in den Strudeln unter den Wasserfällen sind zahlreiche Süßwassergarnelen zu finden, die sich der Sogwirkung mit eigener Kraft nicht entziehen können. Von der anderen Straßenseite bietet sich ein schöner Blick auf den mäandrierenden Wailua River und die reetgedeckten Hütten des Kamokila Hawaiian Village, eines rekonstruierten althawaiianischen Dorfes, in dem das Leben der Hawaiianer in früheren Zeiten demonstriert wird. Die Sonne stand jedoch mittlerweile so ungünstig, dass wir zum Fotografieren und Filmen nicht mehr das richtige Licht hatten. Wir stoppten auch an den Ruinen des Poliahu Heiau . Dieser Heiau ist nach der Schneegöttin Poliahu, einer Schwester der Feuergöttin Pele benannt und diente als "luakini heiau", d.h. in ihm wurden Menschen geopfert. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den Wailua River bis hin zu dessen Einmündung in den Pazifik. Ein weiteres Telefonat mit Air New Zealand hat ergeben, dass Gelis Tasche mittlerweile auf dem Weg nach Kauai sein soll und mit Glück noch heute Abend im Hotel ankommt. Wir beendeten unseren ersten richtigen Urlaubstag im Pool und Jacuzzi des Hotels. Am späten Abend des 29.11.02, zwei Tage nach unserem Start, hat Air New Zealand es dann schließlich geschafft Gelis Tasche im Hotel abzuliefern, so dass der weiteren Erkundung Hawaiis jetzt nichts mehr im Wege steht.

 

Samstag, 30.11.02

Bei herrlichem Wetter machten wir uns am nächsten Morgen über Kaumualii Highway (Highway 50) auf den Weg zur größten Attraktion auf Kauai, dem Waimea Canyon, der auch "Grand Canyon des Pazifik" genannt wird. Am Milemarker 14 bietet sich vom Highway ein grandioser Blick über das Hanapepe Valley , einen im unteren Teil fruchtbaren, rotfelsigen Canyon. In Kekaha bogen wir auf die Kokee Road (Highway 550) ab, die in einem kurvenreichen Verlauf zum Rand des Waimea Canyon aufsteigt. Mehrere Haltebuchten bieten schöne Ausblicke auf das Katioana Valley und die Südwestküste mit den vorgelagerten Inseln Niihau und Lehua. Der Waimea Canyon ist etwa 1.100 m tief, bis zu 3,2 km breit und 16 km lang und damit nicht nur wesentlich kleiner als der Grand Canyon, er ist auch ungefähr 200 Millionen Jahre jünger. Dennoch braucht der "Grand Canyon des Pazifik" den Vergleich mit seinem großen Bruder in Arizona nicht zu scheuen, denn mit seinen roten Canyonwänden, der tropischen Vegetation und den zahlreichen Wasserfällen ist er wirklich spektakulär. Kurz nach der Einmündung des Waimea Canyon Drive in die Kokee Road erreichten wir die Grenze des Waimea Canyon SP . Wir ließen zunächst alle Haltebuchten und Aussichtspunkte unbeachtet und folgten stattdessen der Kokee Road  in den Kokee SP , einem großen Waldgebiet oberhalb der rauen Na Pali Coast. Wir fuhren bis zum Kalalau Lookout. Hier bot ich uns ein atemberaubender Blick über das Kalalau Valley auf den Pazifik. Auf dem Rückweg standen für uns dann sämtliche Aussichtspunkte auf dem Programm. Der Puu Hinahina Lookout hat zwei Aussichtspunkte, von denen der eine aus gut 1.100 m Höhe den Blick über den gesamten Canyon bis zur Küste ermöglicht. Der Ausblick vom zweiten Aussichtspunkt auf die Küste und die Inseln Niihau und Lehua war für uns leider durch Dunst über dem Meer etwas getrübt, wir konnten aber die Umrisse von Niihau in der Ferne erkennen. Im weiteren Verlauf der Straße ermöglichen mehrere Haltebuchten einen wunderschönen Blick auf die 244 m hohen Waipoo Falls. Diese Fälle hatten wir bei unserem ersten Besuch viel stärker erlebt, heute waren sie nur als ein kleines Rinnsal zu erkennen. Vom Waimea Canyon Lookout sieht man auch die drei kleinen Canyons, die von den Nebenflüssen Waialae, Koaie und Poomau gebildet werden und zusammen mit dem Hauptcanyon eine gewaltige und einprägsame Landschaftskulisse bilden. Über den Waimea Canyon Drive, von dem aus wir noch einmal einen schönen Blick über den gesamten Canyon hatten, kamen wir zurück zum Highway 50 und machten uns, mit einem Zwischenstopp am Hauptsitz von Lappert´s Ice Cream in Hanapepe und in einem benachbarten Internet-Cafe auf den Rückweg . Am Wailua Beach legten wir eine Pause ein und stürzten uns in die raue Brandung des Pazifiks.Wir wollten das schöne Licht der Nachmittagssonne nutzten und machten noch einen Abstecher an die normalerweise sehr regenreiche Nordküste Kauais. Unser Ziel war die  Kilauea Point NWR , ein Naturschutzgebiet auf der Namensgebenden Halbinsel, dem nördlichsten Punkt Kauais. Seit 1913 steht auf der äußersten Klippe der Halbinsel, 75 m hoch über dem Pazifik das Kilauea Lighthouse, dessen Licht 140 km weit auf das Meer hinausreicht. Seit 1976 ist der Leuchtturm nicht mehr besetzt, ein automatisches Leuchtfeuer hat den Leuchtturmwärter ersetzt. Leider machten uns Tiefhängende Wolken einen Strich durch die Rechnung, sie verhinderten die erwartete Lichtstimmung.

Sonntag, 01.12.02

Für uns gab es heute nur ein einziges Ziel – die Na Pali Coast im äußersten Nordwesten Kauais. Westlich von Hanalei wird die Straße zunehmend schmaler und kurvenreicher und die insgesamt sieben einspurigen Brücken halten auch die großen Tourbusse von diesem Teil der Nordküste Kauais fern. So konnte in dem Gebiet zwischen der Hanalei Brücke und dem Kee Beach am Ende der Straße das ursprüngliche Kauai mit all seiner natürlichen Schönheit erhalten bleiben. Das gilt natürlich auch besonders für die raue, nur zu Fuß, per Boot oder aus der Luft zugängliche Na Pali Coast , die sich vom Kee Beach über 35 km in westlicher Richtung bis zum Polihale SP an der Westküste Kauais erstreckt. Auf hawaiianisch bedeutet "na pali" ganz einfach "die Klippen" und die 600  bis 1.000 m hohen, direkt aus dem einige tausend Meter tiefen Meer aufragenden Klippen sind die großartigsten Hawaiis. Der 18 km lange Kalalau Trail erschließt diese wildromantische, von zahlreichen tief eingeschnittenen Tälern zerfurchte und durch bizarre Verwitterungsformen im Vulkangestein gekennzeichnete Küstenlinie mit ihrer einmaligen Vegetationsvielfalt. Wir haben uns die ersten 3,2 km bis zum Hanakapiai Valley, die ohne Genehmigung gewandert werden dürfen, vorgenommen. Angesichts des felsigen, aufgeweichten und teilweise gefährlich glitschigen Weges ist diese Wanderung sehr viel anstrengender als die Kilometerzahl vermuten lässt. Entschädigt wurden wir für unsere Mühen mit phantastischen Ausblicken auf Kee Beach und die umliegenden Riffe und auf die atemberaubende Na Pali Coast. Nach 2 Stunden hatten wir das Hanakapiai Valley erreicht und machten eine ausgiebige Pause. Auf dem Rückweg waren wir etwas schneller, da wir kaum noch Fotostopps eingelegt haben. Nach knapp 4 h erreichten wir ziemlich erschöpft, mit völlig verdreckten Schuhen aber ohne Unfall wieder den Parkplatz am Kee Beach. Ohne Pause fuhren wir zum Hotel zurück und entspannten uns im Jacuzzi, ehe wir uns beim Luau im Coconut Beach Resort stärkten. Ein Luau ist ein traditionelles hawaiianisches Festessen, das von Musik und Tänzen begleitet wird. Die Spezialität dieses Festes ist das "kalua pig", ein in einem Erdofen (imu) durch glühende Steine gegartes Schwein. Ergänzt wurde der Speiseplan durch weitere traditionelle Speisen, wie Pulehu (gegrilltes Hähnchen), Mahi Mahi (Fisch), Poki (marinierter roher Thunfisch) und Lomi Lomi Salmon (Lachssalat). Zum Nachtisch gab es dann "Haupia" einen überaus  köstlichen Kokosnuss-Pudding, verschiedene Kuchen und Reispudding. Die anschließende Hula-Show war dann allerdings nicht so gut wie die bei unserem ersten Luau auf Maui. Das ganze war sehr kommerziell durchorganisiert und wirkte dadurch wenig authentisch.

Montag, 02.12.02

Auch heute war noch einmal die wunderschöne Nordküste Kauais unser Ziel – diesmal wollten wir uns die malerischen Buchten und einsamen Strände ansehen. Unseren ersten Stopp machten wir an der Moloaa Bay, die abseits der Hauptstrasse über die Koolau Road zu erreichen ist. Hier gibt es zwei sehr schöne Strände, an denen wir zahlreichen Krabben beobachten konnten. Im Kilauea Point NWR , einem Naturschutzgebiet auf der Namensgebenden Halbinsel, dem nördlichsten Punkt Kauais. Seit 1913 steht auf der äußersten Klippe der Halbinsel, 75 m hoch über dem Pazifik das Kilauea Lighthouse, dessen Licht 140 km weit auf das Meer hinausreicht. Seit 1976 ist der Leuchtturm nicht mehr besetzt, ein automatisches Leuchtfeuer hat den Leuchtturmwärter ersetzt. Von der Spitze des Kilauea Point hatten wir einen schönen Blick auf den Vorgelagerten Mokuaeae Rock, auf dem zahlreiche Seevögel leben, auf eine Albatros- und Tölpelkolonie und wir konnten Hawaii-Gänse (Nene) beobachten. Nachdem wir die Kalihiwai Bridge überquert hatten, verließen wir den Highway und fuhren an den Anini Beach, einen lang gestreckten, durch an Vorgelagertes Riff vor der Brandung geschützten Strand. Die Hanalei Bay ist eine wunderschöne Bucht mit herrlichen Stränden, die von mehreren Aussichtspunkten aus bewundert werden kann. Zwischen Hanalei und Wainiha sahen wir uns den Lumahai Beach an, der als einer der Traumstrände Hawaiis gilt, auch wenn er wegen gefährlicher Strömungen zum Baden nicht geeignet ist. Für den langen Streifen schwarzen Gesteins haben die Sagen eine passable Erklärung: Ein lügnerisch veranlagter Riese wurde von einem anderen Riesen getötet und ins Meer den Haien zum Fraß vorgeworfen. Die Haie fraßen alles bis auf seine Zunge, die ihnen zu zäh und zu bitter war. Die verlogene Zunge versteinerte dann in Laufe der Zeit am Lumahai Beach. Unterwegs hielten wir noch an einem Aussichtspunkt, der uns einen schönen Blick über die Wainiha Bay ermöglichte. In der Maniniholo Bay gönnten wir uns einen Espresso und sahen uns die Appartements des traumhaft gelegenen Hanalei Colony Resorts an. Das Anwesen bietet einen herrlichen Blick auf die Bucht, die Preise sind aber auch dementsprechend hoch. Auf dem Rückweg sahen wir uns in Hanalei die schlichte, mit wunderschönen Fenstern ausgestattete Waioli Huiia Church aus dem Jahr 1912 an. Nur ein kurzes Stück weiter bietet der Hanalei Valley Lookout einen spektakulären Blick aus der Vogelperspektive in das vom Hanalei River durchzogene und von Tarofeldern bedeckte Hanalei Valley . Weite Teile des Tales stehen als Hanalei NWR unter Naturschutz und bieten bedrohten hawaiianischen Wasservögeln einen weitestgehend störungsfreien Lebensraum. Tief in den häufig im Dunst liegenden Tal ist nach einer Sage der Geburtsplatz aller Regenbogen.

Dienstag, 03.12.02

An unserem letzten Tag auf Kauai besuchten wir Smith´s Tropical Paradise, eine über 12 ha große Gartenanlage am Ufer des Wailua River. Knapp 2 h spazierten wir durch die verschiedenen Themengärten und sahen uns die tropischen Pflanzen an. Leider gab es in diesem Garten keinen Bereich mit Orchideen, aber auch so hat sich der Besuch gelohnt. Auf dem Rückweg zum Hotel bogen wir direkt hinter der Brücke über den Wailua River noch einmal auf die Kuamoo Road (Highway 580) ab. Am Holoholoku und Poliahu Heiau vorbei erreichten wir den Aussichtspunkt auf die Opaekaa Falls , die in mehreren Kaskaden über eine 12 m hohe schwarze Lavaklippe stürzen. Der Name Opaekaa bedeutet "rotierende Garnelen", denn in den Strudeln unter den Wasserfällen sind zahlreiche Süßwassergarnelen zu finden, die sich der Sogwirkung mit eigener Kraft nicht entziehen können. Ein Spaziergang zum Strand in der Nähe des Plantation Hale beendete dann unseren Kauai-Aufenthalt und wir machten uns auf den Weg zum Flughafen. Wieder wurde mein Handgepäck aufgrund der Fotoausrüstung und des Notebooks ausführlich gefilzt, aber wir waren zum Glück so rechtzeitig am Flughafen, dass wir keine Probleme hatten, unseren Flug zu erreichen, sondern sogar noch etwas warten mussten. Über Honolulu ging es dann mit Aloha Airlines nach Kona  auf Big Island, Hawaii. Auch hier klappte die Übernahme des Mietwagens wie immer problemlos, allerdings hätten wir das Ohana Keauhou Beach Resort aufgrund der einbrechenden Dunkelheit wohl kaum gefunden, wenn wir nicht schon einmal hier gewesen wären. Ein Rundgang über die Hotelanlage, die sehr schön an der Kahaluu Bay, einem der besten Schnorchelreviere von Big Island liegt, beendete unseren ersten Tag auf Big Island.

Mittwoch, 04.12.02

Um kurz vor 8 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Hawaii Volcanoes NP, den wir etwa 2 Stunden später erreichten. Zunächst erkundigten wir uns im Visitor Center, ob und wenn ja,  wo wir vulkanische Aktivität sehen bekommen können. Wir erfuhren, dass es an der East Rift Zone zur Zeit zu verschiedenen Eruptionen kommt, die Lavaströme jedoch unterirdisch in so genannten Lavatubes ins Meer abfließen. Der Dampf der sich ins Meer ergießenden Lavaströme sei jedoch weithin sichtbar. So schlugen wir mit der Chain of Craters Road den direkten Weg bis zur Küste ein. Diese Straße führt an vielen kleinen Vulkankratern vorbei, durch üppige Regenwaldvegetation und wüstenartige Lavafelder und endet schließlich an der von Lavaströmen geformten Küste. Wenig später endet die Chain of Craters Road an den jüngsten Lavaflüssen vom 12.09.2002. Bereits in den 1970er Jahren hatten mehrere große Lavaströme die ehemalige Durchgangsstraße unpassierbar gemacht. Im Frühjahr 1989 fiel das Wahaula Visitor Center einem Lavastrom zum Opfer und wurde durch ein mobiles Besucherzentrum ersetzt. Zwei kurze Wege führten vom Straßenendpunkt auf das Lavafeld in die Nähe der derzeit aktiven Lavströme. Bei dieser Lava handelt es sich größtenteils um "Pahoehoe", ursprünglich dünnflüssige Lava, die zu relativ glatten Hügeln mit Wirbeln und Strängen darin erstarrte. Sie unterscheidet sich von "Aa", einer dickeren und zähflüssigeren Lava, die zu chaotischen Haufen grober Klumpen und kantiger Blöcke erstarrt ist. Leider konnten wir keine Lava sehen, aber die gewaltigen Dampfsäulen der sich ins Meer ergießenden Lavaströme waren auch schon sehr beeindruckend. Auf dem Rückweg sahen wir uns die beeindruckende, von der Brandung umtoste Holei Sea Arch an und warfen vom Ke Ala Komo Lookout noch einmal einen Blick zurück auf die Küste. Auf dem Weg zurück zum Crater Rim Drive sahen wir uns noch verschiedene Pit Crater an. Diese Kraterformen entstehen, wenn sich die Magmakammern unterhalb des wenige Metern dicken Kraterbodens entleeren und dieser in die so entstandene Höhle stürzt. Der Pauahi Crater ist ein 1973  nach zwei Eruptionen entstandener Doppelkrater. Ein kurzer Abstecher vom Crater Rim Drive brachte uns zum Puu Puai Overlook, der einen Einblick in den Kilauea Iki Crater ermöglicht. Der Kileau Iki, was "kleiner Kilauea" bedeutet, verwandelte sich im November 1959 in ein brodelndes Becken aus flüssiger Lava. Während des Höhepunktes der Eruption spie der Krater etwa 2 Millionen Tonnen Lava pro Stunde aus, die Fontänen erreichten dabei eine Rekordhöhe von bis zu 600 m. Damit beendeten wir unseren Besuch im Hawaii Volcanoes NP und erreichten nach gut 9 Stunden wieder unser Hotel.

Donnerstag, 05.12.02

Da Geli keine Lust hatte noch einmal auf die Ostseite der Insel zu fahren, beschlossen wir einen Ausflug an die Nordspitze von Big Island zu machen. Im Nachhinein war das keine gute Entscheidung. Dieser Teil Big Islands hat landschaftlich nicht sehr viel zu bieten und die wenigen Sehenswürdigkeiten sind nicht so interessant, dass sie den zeitlichen Aufwand rechtfertigen. Ich kann diesen Abschnitt daher nur denjenigen empfehlen, die viel Zeit haben und schon alles gesehen haben, was sie interessiert. Einem Vergleich mit der Ostküste mit ihrer üppigen tropischen Vegetation, den zahlreichen Wasserfällen und malerischen Buchten hält der hohe Norden auf jeden Fall nicht Stand. Wir fuhren über die Hawaii Belt Road (Highway 190) nach Waimea , eine Siedlung, die ihre Entstehung ausschließlich der Parker Ranch, der größten im Privatbesitz befindlichen Rinderfarm der USA, verdankt. Hier bogen wir auf die Kohala Mountain Road (Highway 250) ab, die durch die Kohala Mountains nach North Kohala, den nördlichsten Zipfel von Big Island führt. Vorbei an weidenden Rinderherden klettert die Straße bis auf 1.086 m hinauf und mündet in Hawi , einer ehemaligen kleinen Zuckerrohrstadt in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, in den Highway 270. Dieser endet am Pololu Valley Lookout, einem Aussichtspunkt, der einen Blick in das gleichnamige Tal ermöglicht. In Kapaau stärkten wir uns mit einem Milchshake und sahen uns die Statue von König Kamehameha I an. Bei dieser Statue handelt es sich um das 1880 gefertigte Original der in Honolulu zu besichtigenden Skulptur. Da das Schiff, das die Statue von Italien nach Hawaii bringen sollte sank, wurde ein Duplikat gefertigt und 1883 in Honolulu aufgestellt. Später konnte das Original geborgen werden und wurde in Kapaau, wo Kamehameha aufgewachsen war, aufgestellt. Der Akoni Pule Highway (Highway 270) führte uns dann an der Küste entlang wieder zurück in südliche Richtung. Dabei hatten wir vom Highway aus einen schönen Blick auf den Gipfel des Haleakala auf der benachbarten Insel Maui, der aus einer Wolkenschicht herausragte. Ein lohnenswerter Stopp auf dem Rückweg ist der Lapakahi State Historical Park. Dabei handelt es sich um die Ausgrabungsstätte einer 600 Jahre alten Hawaiianischen  Siedlung. Man kann hier nicht nur die Ruinen, sondern auch zum Teil sehr liebevoll rekonstruierte Gebäude besichtigen und bekommt so einen Eindruck vom Leben der ehemaligen Bewohner. Wir sahen uns noch den Hapuna State Beach Park, einen sehr schönen aber auch etwas überlaufenen Badestrand an, fuhren dann zum Hotel zurück und gingen zum Schnorcheln an den benachbarten Kahaluu Beach . Diese Bucht trägt ihren Namen - Kahaluu bedeutet "Platz zum Tauchen" -  zu Recht. Das Schnorcheln wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis, da wir nicht nur unheimlich viele verschiedene Arten tropischen Fische, sondern auch riesige Meeresschildkröten (Green Sea Turtle) unter Wasser beobachten konnten. Diese an Land so behäbig und träge wirkenden, im Wasser aber äußerst eleganten und flinken Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können, war für mich einer der Höhepunkte unseres Aufenthaltes auf Hawaii. Wir spazierten dann noch etwas über die sehr gepflegte Hotelanlage, ruhten ein wenig auf zwischen Palmen aufgespannten Hängematten und bewunderten den Sonnenuntergang, ehe wir zum Essen nach Kailua-Kona fuhren.

Freitag, 06.12.02

Unseren letzten Tag auf Hawaii ließen wir sehr ruhig angehen, zumal wir unser Zimmer um 12:00 Uhr räumen mussten und der Flug nach Honolulu erst um 20:10 Uhr starten soll. Nachdem wir ausgeschlafen hatten gingen wir, noch vor dem Frühstück noch einmal zum Schnorcheln an den benachbarten Kahaluu Beach . Auch heute Morgen konnten wir wieder Green Sea Turtles und tropische Fische bestaunen. Erst kurz vor 12:00 Uhr verleißen wir unser Zimmer, gaben unser Gepäck zur Aufbewahrung an der Rezeption ab und machten uns auf den Weg zum Puuhonua o Honaunau NHP . Unterwegs sahen wir uns noch die Kona Coast Macademia Nut & Candy Factory an. Der zungenbrecherische Name Puuhonua o Honaunau bedeutet "Zufluchtsstätte bei Honaunau" und bezeichnet die einst bedeutendste von insgesamt fünf auf den Hawaii-Inseln vorhandenen heiligen Zufluchtsstätten. Der Puuhonua o Honaunau ist die einzige derartige noch vorhandene Stätte und wurde von der Nationalparkverwaltung sorgfältig restauriert und rekonstruiert, so dass sie heute wieder dem Zustand gegen Ende des 18. Jahrhunderts entspricht. Hier konnten Menschen die gegen ein "kapu", ein heiliges Gesetz verstoßen hatten, im Kampf unterlegene Krieger und einfache Verbrecher Zuflucht suchen und erhielten priesterliche Absolution, die sie vor allen Strafen bewahrte. Den armen Sündern blieb jedoch meistens nur der Versuch, die Zufluchtsstätte schwimmend über den offenen Ozean zu erreichen, da es schier unmöglich war, sich an den Tempelwachen vorbei Zugang zu verschaffen. Wer dieses lebensgefährliche Unterfangen bewältigt hatte, hatte sich die Absolution seiner Sünden also redlich verdient. Neben der eigentlichen Zufluchtsstätte befindet sich auf dem Gelände auch der traditionelle Sitz des Königshauses von Kona. Eine 305 m lange, 3 m hohe und 5 m breite Mauer aus Lavagestein trennt die auf der Spitze einer Landzunge gelegene Zufluchtsstätte von dem Gelände des Königspalastes. Die Zufluchtsstätte wurde dem damaligen, zum Gott erhobenen König von Kona, Keawe-ku-i-ke-kaai, geweiht und geht auf das Jahr 1550 zurück. Nach dem Tode des Herrschers wurde ihm zu Ehren ein Tempel, der A-lealea Heiau, errichtet und seine Gebeine dort beigesetzt. Die Tempelplattform, auf der einst mehrere Hütten standen, ist bis heute am Ende der großen Mauer erhalten geblieben. Die alten Hawaiianer glaubten, dass so die spezielle spirituelle Kraft des Herrschers, sein "mana", erhalten bleibt. Ein weiterer Tempel, der Hale o Keawe Heiau, wurde um 1650 auf der Spitze der Landzunge errichtet und bildet bis heute das Zentrum des Puuhonua o Honaunau. Bis 1818 wurden die Gebeine von mindestens 23 Herrschern in diesem Heiau beigesetzt, was ihn zu einem der größten hawaiianischen Heiligtümer machte. Der selbstgeführte Rundgang durch den Park beginnt auf dem Palastgelände, wo verschiedene Gebäude, ein Konane-Spiel (ähnlich unserem Dame), in einen großen Lavastein hineingearbeitet Schüsseln (Kanoa) zu sehen sind. Eine Besonderheit ist der in einem Lavabrocken zu sehende Abdruck eines Baumes, der vor etwa 1.100 Jahren in die langsam erkaltende Lava stürzte und so als Abdruck über die Jahrhunderte erhalten blieb. Der Hale o Keawe Heiau ist von einem schützenden Palisadenzaun umgeben und von Holzgeschnitzten Götterfiguren, den so genannten "kii" flankiert. Der Besuch dieses Parks lohnt sich nicht nur wegen seiner historischen Bedeutung, sondern auch wegen der sehr schönen, Palmenbestandenen Anlage. Wir fuhren von hier aus nicht zur Hauptstraße zurück, sondern folgten dem Highway 160, der bald zu einer einspurigen Nebenstraße wird,  weiter in nördlicher Richtung. Die Straße endet am Napoopoo Beach Park , wo wir mit Blick über die Kealakekua Bay und auf das Captain Cook Memorial, einen 8 m hohen weißen Obelisken, eine kleine Pause machten. In dieser Bucht fand der große Entdecker Captain James Cook am 14. Februar 1779 bei einer kämpferischen Auseinandersetzung mit den Hawaiianern den Tod.

Zurück am Hotel, machten wir es uns in der Lobby noch ein wenig bequem, ehe wir uns auf den Weg zum Flughafen machen mussten. Auch in Honolulu war dann noch einmal warten angesagt, denn der Flug nach Auckland startete erst um 0:45 Uhr. Da wir dann auch noch über die Datumsgrenze geflogen sind, ging uns der 07.12.02 fast komplett verloren, denn als wir knapp 9 Stunden nach dem Start in Neuseeland landeten war dort bereits der 08.12.02. Diesen verlorenen Tag werden wir erst „wieder bekommen“, wenn wir im nächsten Jahr auf der gleichen Strecke in die Gegenrichtung fliegen. Dann wird es sogar noch kurioser, da wir dann ankommen, bevor wir abgeflogen sind!


Sonntag, 08.12.02

Dank der Sitzplätze am Notausgang haben wir den knapp neunstündigen Flug und den verlorenen Samstag ganz gut überstanden und kamen einigermaßen ausgeruht in Auckland an. Die Mietwagenübernahme war im Vergleich zu den USA ein sehr langwieriges Geschäft, fast eine Stunde hat es gedauert, bis uns Maui die Schlüssel für den kleinen Toyota ausgehändigt hatte. Geli hat uns dann sicher durch den Linksverkehr zum angepeilten Campingplatz gefahren. Leider gab es hier nur noch eine Cabin mit Dusche und WC für eine Nacht, so dass wir noch einmal umziehen müssen. Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir zu einem riesigen Shoppingcenter, die mittlerweile auch in Neuseeland an 7 Tagen in der Woche geöffnet haben. In einem Steakhouse stillten wir unseren Hunger und sahen uns dann das Neuseeländische Warenangebot einmal aus der Nähe an. Bevor wir uns mir einigen Nahrungsmitteln versorgten, checkten wir in einem Internetcafe unsere Konten und beantworteten Mails. Da einige Kids dieses Cafe als Spielhölle nutzten und die Lautsprecher der PCs für Ihre Ballerspiele voll aufgedreht hatten, waren wir froh dieser Folter für Ohren und Nerven nach einer Stunde (Kosten 4 NZ$) wieder entrinnen zu können. Nach dem Einkauf fuhren wir zu unserer Unterkunft zurück und bereiteten uns auf die für morgen angesetzten Aufgaben vor. Wir müssen unsere Versicherungspolice abholen, den Spediteur anrufen und versuchen bei einem Vehicle Inspection Center eine Genehmigung für die Fahrt unseres Autos vom Hafen zur Inspektion zu bekommen.

Montag, 09.12.02

Ein Telefonat mit dem hiesigen Vertreter von Deugro ergab, dass das Schiff mit unserem Roadrunner morgen in Auckland ankommen soll. Die näheren Einzelheiten werden wir dann kurzfristig klären. Nach einigen Schwierigkeiten haben wir das Büro des Versicherungsagenten gefunden und konnten unsere Police in Empfang nehmen. So machten wir uns auf den Weg zum Vehicle Inspection Center, fanden aber unter der Adresse nur einen VW-Händler. Wir bekamen nicht nur ein topaktuelles Händlerverzeichnis von Neuseeland, sondern auch die neue Adresse des Inspection Centers. Dort angekommen konnten wir gleich die Zulassung unseres Roadrunners als Temporary Tourist Vehicle erledigen und mussten die für Dieselfahrzeuge obligatorischen Road User Charge entrichten. Dafür kostet hier der Liter Diesel auch nur 0,64 NZ$, so dass wir immer noch günstig fahren können. Da wir schon gegen Mittag mit unserer „Arbeit“ fertig waren, konnten wir noch einen halben Tag „Urlaub“ einlegen, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten. Wir mieteten uns im North Shore Motels & Holiday Park ein Motelzimmer und fuhren nach Devonport. Die Fähre brachte uns dann mitten in die City von Auckland zum Old Ferry Building (1912). Wir gingen die 2 km lange Queen Street, die Hauptgeschäftsstraße Aucklands, entlang. Das Old Custom House wurde 1888 für die Offiziere der Krone im französischen Empirestil vollendet. Am Aotea Square liegt die Town Hall, das Rathaus von Auckland, das 1911 über einem dreieckigen Grundstück fertiggestellt wurde. Im 1997 fertig gestellten, 328 Meter hohen Sky Tower man von einer Aussichtsplattform in 190 m Höhe einen überwältigenden Blick auf Stadt, Hafen und Harbour Bridge. Der Sky Tower ist das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre und hat sich zum absoluten Touristenmagneten von Auckland entwickelt. Wir fuhren mit der Fähre nach Devonport zurück und entdeckten bei einem Shoppingcenter einen Chinese Takeaway. Die Portionen waren so riesig und auch noch lecker, das damit auch noch unsere Verpflegung für den nächsten Tag gesichert ist. Erst kurz nach 20:00 Uhr waren wir wieder in unserem Zimmer.

Dienstag, 10.12.02

Wir machten uns heute einen faulen Vormittag: Nach dem Ausschlafen haben wir uns erst einmal Gelis bisherige Filmaufnahmen angesehen. Dann habe ich noch etwas am Computer gearbeitet. Ein Anruf beim Spediteur ergab, dass das Schiff mit unserem Container erst heute Abend um 19:30 Uhr in Auckland erwartet wird, so dass heute in Sachen Auto nichts mehr zu machen ist. Morgen werden wir uns mit Tony, unserem neuseeländischen Kontaktmann, am Containerhafen treffen, die Zollformalitäten erledigen und dann hoffentlich unseren Roadrunner in Empfang nehmen können. Wir fuhren daraufhin in die Innenstadt und sahen uns die Ausstellung in der Auckland Art Gallery, die in einem im französischen Renaissancestil erbauten Gebäude am Fuße des Albert Park untergebracht ist, an. Hier gab es einige sehr schöne Bilder mit neuseeländischen Landschaften sowie bemerkenswerte Portraits der Maori Häuptlinge aus dem 19. Jahrhundert. Die zeitgenössische Ausstellung der in einem anderen Gebäude befindlichen New Gallery hat uns nicht so gut gefallen. Wir schlenderten durch den Albert Park und genossen das herrliche, sommerlich warme Wetter. Auf dem östlich der Innenstadt beginnenden Tamaki Drive fuhren wir immer an der Küste entlang durch Okahu Bay, Mision Bay und St. Heliers Bay. Die Sicht über den Waitemata Harbour Richtung Innenstadt, Devonport und Rangitoto Island ist großartig. Bevor wir uns auf den Rückweg machten, stärkten wir uns in einem Cafe mit einem Stück Kuchen und einem Espresso. Wir beendeten unseren heutigen Ausflug in Takapuna, wo wir in einem Shopping Center eine Espresso-Kanne kaufen wollten, aber leider nicht fündig wurden. Zurück im Motel gab es zum Abendessen die Reste unseres gestrigen chinesischen Essens.

Mittwoch, 11.12.02

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war das sommerlich schöne Wetter dahin – es regnete und hatte sich auch etwas abgekühlt. Wir machten uns noch einmal auf Shoppingtour für eine Espresso-Kanne. Völlig überraschend für uns fanden aber zunächst einen Soda Stream Wasserbereiter, der unser Lagerproblem für Trinkwasser lösen wird. Wir können jetzt also auch hier, genau wie zu Hause, unser Selterwasser selbst zubereiten und müssen nicht diverse Flaschen in unserem kleinen Auto lagern. In der Innenstadt fanden wir dann auch noch eine Espresso-Kanne und konnten in einem Internetcafe unsere Homepage aktualisieren, um die Daheimgebliebenen mit aktuellen Informationen zu versorgen. Mein Anruf beim Spediteur lief leider ins Leere, da ich dort nur den Anrufbeantworter erreicht habe. So fuhren wir bei immer noch regnerischem Wetter zurück zu unserem Zimmer. Hier erwartete uns eine Nachricht von Tony: Er hatte, wie versprochen, heute Vormittag versucht uns zu erreichen, war auf dem Handy aber nicht durchgekommen und hatte uns im Motel ebenfalls nicht angetroffen. Dadurch haben wir einen weiteren Tag verloren, haben aber für morgen früh um 9:30 Uhr einen festen Termin am Containerhafen abgemacht. Dann gilt es die bürokratischen Hürden von Zoll und Ministry of Agriculture and Forestry (MAF) zu überwinden und eine Art TÜV-Prüfung zu absolvieren, ehe wir uns mit unserem Auto frei bewegen dürfen.

Donnerstag, 12.12.02

Heute war ein richtiger Arbeitstag. Um 9:30 Uhr gingen wir zusammen mit Tony zunächst zur Zollabfertigung, wo unser Carnet zum Einsatz kam. Für MAF, zum Glück im selben Gebäude untergebracht, war dann noch viel mehr Papierkrieg erforderlich. Dann ging es weiter in den Containerhafen. Hier musste Tony zunächst noch einige Schwierigkeiten bezüglich der Freigabe des Containers aus dem Weg räumen, was aber nicht zuletzt auch aufgrund von Kathy, der überaus freundlichen Mitarbeiterin des Hafenbüros, gelang. Der Container sollte dann um 13:30 Uhr zur Öffnung bereitstehen. So hatten wir erst einmal gut 2 Stunden Pause, während der wir noch einmal auf dem Tamaki Drive bis zur St. Heliers Bay fuhren. Von der Aussichtsplattform am Achilles Point hatten wir einen herrlichen Blick über den Hauraki Gulf. In St. Heliers stärkten wir uns mit einer Portion Fish and Chips und setzten unsere Mittagspause dann in der Mission Bay fort, wo wir es uns auf einer Parkbank mit Meeresblick gemütlich machten und ein wenig gelesen haben. Zurück im Hafen wurde dann unser Container geöffnet und alles war in einem einwandfreien Zustand. Der Roadrunner sprang nach seiner über sechswöchigen Zwangspause auch ohne Probleme an und ich konnte ihn aus dem Container fahren. Der MAF-Inspektor ließ dann leider etwas auf sich warten und erst nach Kathys energischem Eingreifen kam dann schließlich jemand. Die Inspektion viel dann wesentlich oberflächlicher aus, als wir es uns vorgestellt hatten, worüber wir allerdings auch nicht böse waren. Kathy war dann so nett uns noch einmal zum MAF-Büro zu fahren, wo wir die endgültigen Freigabepapiere bekamen. Gegen 15:30 Uhr hatten wir den Roadrunner dann schließlich aus dem Hafen raus und fuhren zum Vehicle Inspection Center. Die Prüfung für das Warranty of Fitness, die in etwa unserer TÜV-Abnahme entspricht, ging dann zum Glück relativ schnell über die Bühne und wir hatten es damit geschafft unser Auto ordnungsgemäß zu registrieren. Mit zwei Autos fuhren wir zurück zum Motel und danach noch einmal zum Einkaufen, damit wir die Grundausstattung an Lebensmittel für unseren Campingurlaub zusammen haben. Jetzt müssen wir nur noch den Mietwagen abgeben und dann kann es so richtig losgehen.

Freitag, 13.12.02

Nachdem wir unsere Sachen so gut es ging im Roadrunner verstaut hatten, machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg zur Maui-Vermietstation. Die Rückgabe des Wagens ging dann wesentlich schneller als die Übernahme und so konnten wir endlich starten, Da wir gerade in der Nähe von Tonys Büro waren, haben wir dort gehalten und unsere Rechnung in Höhe von 751,17 NZ$ für Hafengebühr, Containerhandling, MAF und Tony bezahlt. Wir verließen dann Auckland auf dem Highway 1 in nördlicher Richtung. In Silverdale verließen wir die Hauptstrasse und fuhren auf die Whangaparaoa Peninsula. An deren Spitze liegt der Shakespear Regional Park, ein schöner kleiner Park mit einer rauen Küstenlinie und herrlichen Buchten. Wir blieben auf dem einfachen Campingplatz an der Te Haruhi Bay. Sommerlich warmes Wetter, blühende Pohutukawabäume, Pfauen und Pukekos, was will man mehr? Wir genossen unseren ersten Campingtag in vollen Zügen und freuen uns auf die vor uns liegende Zeit.

Samstag, 14.12.02

Das morgendliche Bad in der Te Haruhi Bay war so erfrischend, das uns die kalten Duschen des Campingplatzes gar nicht mehr so unangenehm vorkamen. Auf jeden Fall hat dieser Start in den Tag unsere Lebensgeister geweckt und wir machten uns voller Erwartung auf den Weg. Zunächst ging es über die Whangaparaoa Peninsula zurück zum Highway 1, dem wir weiter in nördlicher Richtung folgten. In Warkworth verließen wir die Hauptstrasse und fuhren auf das Cape Rodney hinaus. In Leigh machten wir eine kurze Pause und genossen den Blick auf den Jellicoe Channel, wie die Meerenge zwischen dem Cape Rodney und den Vorgelagerten Inseln heißt. Über teilweise unbefestigte Strassen ging es dann weiter nach Pakiri. Diese Strecke bietet phantastische Ausblicke auf die Buchten des Cape Rodney. Ein Kamikaze-Vogel hat uns einen mächtigen Schrecken eingejagt als er mit unserer Frontscheibe kollidierte. Zumindest wir haben diesen Zwischenfall unbeschadet überstanden. Über Whangaripo erreichten wir bei Wellsford wieder den Highway 1, auf dem wir bis Whangarei weiterfuhren. Nach einem kurzen Spaziergang am Town Basin, dem Jachthafen mitten in der Stadt, fuhren wir zum Whangarei Falls Holiday Park. Hier konnten wir unsere Wäsche waschen und nach dem Abendessen zu Fuß zu den Whangarei Falls spazieren. Die Whangarei Falls stürzen sich aus 25 m Höhe sehr photogen in ein Baumumkränztes Becken. Leider war das Licht am späten Nachmittag nicht mehr für ein Foto geeignet, so dass wir morgen früh noch einmal zu den Fällen zurückkehren werden.

Sonntag, 15.12.02

Nachdem wir uns die Whangarei Falls noch einmal angesehen hatten, setzten wir unseren Weg in nördlicher Richtung, wieder über Nebenstrassen, fort. In der Woolley Bay unternahmen wir einen kurzen Strandspaziergang, erreichten bei Hikurangi wieder den Highway 1, um ihn kurz darauf bei Whakapara schon wieder zu verlassen. Eine sehr bergige und kurvenreiche Strasse führte uns hinein in die traumhafte Küstenlandschaft der Bay of Islands. In der Helena Bay machten wir eine Mittagspause und genossen den Ausblick auf diese wunderschöne Bucht. Immer wieder bietet die Strasse grandiose Ausblicke auf die Küste, leider gibt es jedoch oft keine Parkmöglichkeit, so dass nur der flüchtige Blick aus dem fahrenden Auto bleibt. In der Waiatapaua Bay hatten wir dann einmal die Chance, den Blick auf die felsige Küste etwas länger genießen zu können. Im Holiday Park von Russell bezogen wir Quartier und machten uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Russell, damals noch Kororareka genannt, ein Hauptort der Walfangindutrie. Gesetzlosigkeit regierte die Stadt, was ihr den Beinamen „Hölle des Pazifik“ einbrachte. Wir schlenderten durch die York Street, die Hauptstrasse Russells, sahen uns die Christ's Church, die älteste Kirche Neuseelands aus dem Jahr 1835 an und spazierten über The Strand, die Strasse die direkt an der Kororareka Bay verläuft, wieder zurück. Von der Pier hatten wir einen schönen Blick auf den kleinen Ort mit seinen hübschen am Hang gelegenen Häusern.

Montag, 16.12.02

Mit der Autofähre setzten wir über nach Opua und fuhren weiter nach Paihia. Im Waitangi National Reserve Park sahen wir uns das Treaty House, das Maori Meetinghouse und das Maori Kriegskanu an. Hier wurde am 6. Februar 1840 der Vertrag von Waitangi geschlossen. Damit übernahm die britische Krone alle Souveränitätsrechte und Befugnisse von den Maorihäuptlingen, garantierte aber den Landbesitz und erklärte die Maori zu gleichberechtigten Untertanen - etwas kolonialgeschichtlich Einmaliges. Das Waitangi Meetinghouse (Te Whare Runanga) ist nicht das Werk eines Stammes, sondern stellt die Geschichte aller Maoristämme Neuseelands dar. Zum Waitangi National Reserve gehören auch noch die Haruru Falls. Von dort aus fuhren wir weiter nach Kerikeri, dem Kunstzentrum des hohen Nordens, auch bekannt für sein subtropisches Klima, die Zitrus- und Kiwiplantagen und die historischen Gebäude. Wir begannen unseren Besuch an den in der Nähe des Ortes gelegenen Rainbow Falls, die sehr schön über eine Klippe in ein von üppiger Vegetation umgebenes Becken stürzen. Auf dem Rückweg sahen wir uns den Old Stone Store, das älteste Steinhaus des Landes, das 1832-1835 als  Lagerhaus errichtet wurde und das Kemp House, das älteste Haus des Landes, das 1821 erbaut wurde an. Auf dem Aranga Holiday Park am Rande von Kerikeri bezogen wir dann Quartier.

Dienstag,17.12.02

Wenige Kilometer nördlich von Kerikeri verließen wir wieder die Hauptstrasse und fuhren auf der als Tourist Route ausgewiesenen Nebenstrasse an der Küste entlang. An der wunderschön gelegenen Matauri Bay machten wir einen Strandspaziergang. Die zum Teil unbefestigte „Million Dollar View Road“ bot uns dann immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die verschiedenen Buchten. Südlich von Whangaroa ereichten wir wieder die Hauptstrasse. Vorbei an der Doubtless Bay trafen wir in Awanui wieder auf den Hwy 1, dem wir in Richtung Norden folgten. Bevor man das Cape Reinga erreicht, fährt man durch eine imponierende Dünenlandschaft. Die riesigen Dünen, die zum Teil 6 km ins Landesinnere hineinreichen und über 150 m hoch sind, erschienen 1769 James Cook als Desert Coast. Wir bogen kurz vor dem Kap von der Schotterpiste ab und sicherten uns auf dem staatlichen Campingplatz an der Tapotupotu Bay einen Stellplatz. Dieser Platz liegt wunderschön an der malerischen Bucht und bietet neben Toiletten sogar (kalte) Duschen. Nach dem Abendessen und einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns auf den Weg zum Cape Reinga, um das Licht der Tiefstehenden Sonne zu nutzen. Am Cape Reinga treffen der Südpazifik und die Tasman See in der Columbia Bank aufeinander. Das berühmte Lighthouse vom Cape Reinga steht hier erst seit 1941, wurde aber bereits 1879 auf Motuapao Island am Cape Maria van Diemen errichtet. Dem Cape Reinga vorgelagert sind die Three Kings Islands. Nach einer Maorilegende verlassen die Selen der Verstorbenen von hier aus Neuseeland, um in ihre Urheimat Hawaiki zu gelangen. Von den Three Kings werfen sie einen letzten Blick zurück auf Neuseeland. Wir fuhren nach einem schönen Abend am nördlichen Ende Neuseelands wieder zurück an die Tapotupotu Bay, auf unseren Stellplatz inmitten herrlicher Natur.

Mittwoch, 18.12.02

Am frühen Morgen fing es an zu regnen, so dass wir auf das geplante Bad in der Tapotupotu Bay verzichteten – die kalten, nicht überdachten Duschen des Campingplatzes waren bei 15° Celsius Außentemperatur Erfrischung genug. Auf der durch den Regen etwas schmierigen Schotterpiste fuhren wir dann auf der nur 12 km breiten Aupouri Halbinsel in Richtung Süden. Trotz des trüben Wetters entschlossen wir uns zu einem Abstecher zu den gewaltigen Dünen der Desert Coast. Wir wanderten in diese schier unendliche Dünenlandschaft hinein und das Wetter wurde zusehend besser. Bei strahlendem Sonnenschein war der Blick von der Kuppe der über 150 m hohen Düne auf die Ninety Mile Beach und die Vorgelagerte Insel Motupia einfach herrlich. Auf dem weiteren Weg gen Süden machten am wir am Mt. Camel, einem Vulkankegel am Rande der Great Exhibition Bay, eine kleine Pause. In Kaitaia, der größten Stadt im hohen Norden, nutzten wir das mittlerweile wieder schlechtere Wetter zu einem Einkauf und dem Besuch eines Internetcafes. So konnten wir, während es draußen wie aus Eimern goss, unsere Konten abgleichen, E-Mails lesen und Weihnachtsgrüße verschicken. In Ahipara, am südlichen Ende der Ninety Mile Beach, fanden wir auf einem einfachen aber ordentlichen Campingplatz einen Platz für die Nacht.

Donnerstag, 19.12.02

Bei herrlichem Sommerwetter begannen wir den nächsten Tag mit einem Ausflug an den Ninety Mile Beach. Unseren ursprünglichen Plan ein Stück der Strecke mit unseren Mountainbikes zurückzulegen mussten wir leider aufgrund der Flut aufgeben, der Strand ist nur bei Ebbe vernünftig befahrbar, ansonsten ist der Sand zu weich. So unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang, ehe wir unsere Fahrt fortsetzten. Von Rangiora benutzten wir die Fährverbindung nach Rawene, was uns einige Straßenkilometer erspart hat. In Opononi machten wir eine kurze Pause und genossen den Blick auf die im Sonnenlicht erstrahlende Riesendüne auf der gegenüberliegenden Seite des Hokianga Harbour. Ein Aussichtspunkt kurz hinter dem Ortsausgang bietet noch einmal einen schönen Blick auf den Doppelort Opononi und Omapere und die Düne. Ab hier wird die Strasse enger und führt uns kurvenreich mitten hinein in die eindrucksvolle Welt der subtropischen Regenwälder. Im Waipoua Forest wachsen neben den letzten erhaltenen Kauribaumriesen auch Rimu, Towai, Tawa und andere endemischen Pflanzen. Wälder dieses Typs bedeckten vor der Ankunft der Europäer noch den größten Teil des Nordlandes, heute sind nur noch weniger als 1% davon übrig geblieben. Wir erlebten den Regenwald in seiner ganzen Pracht, es regnete. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum heute größten Baum im Kauriwald, dem Tane Mahuta, der etwa 1.500 Jahre alte, 51 m hohe „Gott des Waldes“. Seine Holzmenge wird auf 245 Kubikmeter geschätzt. Wenig später bietet ein Parkplatz einen weiteren Zugang zum Regenwald. Über einen schön angelegten Weg erreichten wir die Four Sisters, die aus einem gewaltigen Stamm herauswachsen und den Te Matua Ngahere, den „Vater des Waldes“, den zweitgrößten Kauribaum, der trotz seiner geringeren Höhe einen noch mächtigeren Eindruck macht als der Tane Mahuta, denn er hat mit 5 m Durchmesser den stärkeren Stamm. Wir übernachteten auf dem schönen, kleinen Campingplatz des Trounson Kauri Park, der als der ursprünglichste der neuseeländischen Wälder gilt. Es wird versucht diesen Park in seinem ursprünglichen Zustand zu erhalten, dass heißt alle von den Europäern eingeführten Tier- und Pflanzenarten sollen aus dem Park verbannt werden. Mit einer Taschenlampe bewaffnet gingen wir nach Einbruch der Dunkelheit ein Stück in den Wald hinein, unsere Hoffnung einen Kiwi in seiner natürlichen Umgebung zu erleben wurde erwartungsgemäß nicht erfüllt, aber es war den Versuch wert. Immerhin konnten wir die markanten Schreie der Kiwis hören.

Freitag, 20.12.02

Unsere erste Aktivität galt erneut dem Regenwald. Bei herrlichem Wetter machten wir uns auf den Bush Walk, der direkt am Campingplatz beginnt und mitten in den schier undurchdringlichen Urwald hineinführt. Der Weg führte uns durch einen der schönsten Kauri-Bestände Neuseelands. Neben der beeindruckenden Vegetation konnten wir auch noch die kleinen flinken Fantails und die riesigen Kukupas, die größte neuseeländischen Taubenart beobachten. Mit vielen Fotostopps brauchten wir für den mit 40 Minuten angegebenen Track weit über eine Stunde, die wir in vollen Zügen genossen haben. Ein kurzer Abstecher von der Hauptstrasse führte uns nach Baylys Beach, einem kleinen Ort am 100 km langen Ripiro Ocean Beach. Der schöne breite Strand wird begrenzt von steil aufragenden Klippen und wir unternahmen einen ausgiebigen Strandspaziergang. In Dargaville machten wir einen kurzen Einkaufsstopp und setzten dann unsere Fahrt in südlicher Richtung fort. Leider gab es dann keine  Campingmöglichkeit, da auf allen Picknickplätzen und sonstigen Parkplätzen das Übernachten ausdrücklich verboten ist. Die erste Übernachtungsmöglichkeit bot sich uns im Parakai Aquatic Park, einer großen Thermalquelle mit angeschlossenem Campingplatz. So nutzten wir die Gelegenheit und erholten uns von der anstrengenden Etappe mit einem abendlichen Bad in der Therme.

Samstag, 21.12.02

In Waimauku verließen wir den Highway 16 und erreichten nach wenigen Kilometern die Küste bei Muriwai Beach. Der Muriwai Regional Park kombiniert bizarre vulkanische Felsformationen, schwarzen Sand an der Küste der Tasman See und das außerordentlich seltene Schauspiel einer festländischen Tölpel-Kolonie. Im Takapu Refuge, das am Otakamiro Point, der Landzunge zwischen Maori Bay und Muriwai Beach, liegt, nisten bis zu 1.200 Paare der wunderschönen Australtölpel. Ursprünglich hatten sie ihren Brutplatz auf Motutara Island, einer kleinen Vorgelagerten Insel. Als diese jedoch für die immer größer werden Zahl der Tölpel zu klein wurde, wichen sie auf das Festland aus. Von zwei Aussichtsplattformen kann man die Vögel von September bis Februar beobachten. Wir blieben hier eine ganze Zeit und sahen den majestätischen Vögeln zu, wie sie über die Felsen schwebten, auf engstem Raum sicher ihren Nistplatz wieder finden und sich mit ihrem Partner die Aufzucht des Jungen teilen. Nur wenige Küsten-Kilometer südlich liegt Te Henga oder auch Bethells Beach, ein Ort der seit Jahrhunderten von Maori bewohnt wird. Auf der Strasse mussten wir ein Vielfaches der Entfernung zurücklegen, die die beiden Orte voneinander trennt. Wir unternahmen in Te Henga einen ausgiebigen Strandspaziergang am warmen, leicht golden schimmernden schwarzen Strand. Ein angeschwemmter Holzklotz war vollständig mit Seeanemonen besetzt. Diese Lebewesen, die an Würmer erinnern, an deren Spitze eine Muschel sitzt, hatten wir vorher noch nie zu Gesicht bekommen. Über den als Scenic Drive ausgezeichneten Highway 24, der herrliche Ausblicke auf Auckland und seine westlichen Vororte bot, erreichten wir bei Waiatarua die Abzweigung nach Piha, unser drittes Ziel an der zerklüfteten Westküste. Der Strand von Piha, der wegen seiner starken Brandung bei Surfern sehr beliebt ist, wird vom Lion Rock, einem Vorgelagerten Felsen bestimmt. Von einem Aussichtspunkt oberhalb des Ortes hat man einen wunderschönen Blick auf den Strand und den Lion Rock. Im Piha Domain Motor Camp, einem einfachen Campingplatz mit leicht alternativem Touch fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Sonntag, 22.12.02

Etwas südlich von Piha liegt Karekare in einer kleinen, malerischen Bucht der Tasman Sea. Wir gingen auf dem Taraire Track das kurze Stück bis zum Fuß der Karekare Falls. Dieser Wasserfall ist zwar nicht sehr mächtig aber liegt sehr schön, fällt über eine Moosbewachsene Klippe in ein Palmengesäumtes Becken. Über die engen und kurvenreichen Karekare und Piha Roads erreichten wir schließlich wieder den Scenic Drive. Hier sahen wir uns das sehr gut aufgemachte Arataki Environment & Heritage Centre an. Es beschreibt auf anschauliche Weise die Flora und Fauna der Waitakere Ranges sowie deren Entstehungsgeschichte. Zum Abschluss sahen wir uns den 20minütigen Film über Aucklands Wild West an, wie die Waitakere Ranges auch genannt werden. Bevor wir den wilden Westen Aucklands wieder verließen fuhren wir noch in den Süden des Parks und machten uns von Huia auf den Karamatura Loop Walk. Er führte uns noch einmal mitten hinein in den Regenwald der  Westküste. Die Wasserfälle die wir auf dem Weg passierten waren zwar eher mickrig aber dennoch hat sich dieser etwa einstündige Spaziergang gelohnt. Durch die westlichen Randgebiete Aucklands ging es für uns, vorbei am Flughafen, weiter in südlicher Richtung. In Manukau fanden wir auf dem Holiday Park einen Platz für die Nacht.      

Montag, 23.12.02

Bevor wir den Großraum Auckland verließen, machten wir noch einen Stopp in Manurewa, um uns die Auckland Regional Botanic Gardens anzusehen. In dem riesigen Botanischen Garten, der sich über eine Fläche von 65 Hektar erstreckt, befinden sich mehr als 10.000 einheimische und eingeführte Pflanzenarten sowie eine beeindruckende Sammlung von Zierpflanzen. Der Park dient nicht nur der Erholung, es werden auch regelmäßig Führungen, Seminare und Workshops zu den  Themen Pflanzen und Gartenbau angeboten. Auf dem Weg zur Küste des Hauraki Gulf machten wir einen Abstecher in die Hunua Range. An der Ostflanke dieses Gebirgszuges hat sich der Wairoa River durch die Überreste eines erloschenen Vulkans gegraben und so die sehenswerten Hunua Falls geschaffen. Über Clevedon erreichten wir schließlich bei Kawakawa Bay, der wir in südlicher Richtung folgten. Der Hauraki Gulf verengt sich zum Firth of Thames, den wir auf der Küstenstrasse einmal umrundeten. Mit Thames erreichten wir schließlich das Gebiet der Coromandel Peninsula, unser Ziel für die nächsten Tage. Die Coromandel Halbinsel ist eine Bilderbuchlandschaft mit herrlichen Stränden, tiefen Grotten, dichter ursprünglicher Buschvegetation mit einem hohen Bestand endemischer Pflanzen und einer aufgeschlossenen Bevölkerung. Vom Highway 25, der an der Ostseite des Firth of Thames entlangführt boten sich uns immer wieder herrliche Ausblicke auf die vielen kleinen Buchten. Besonders schön war der Blick von der hochgelegenen Strasse auf den Manaia Harbour und die Vorgelagerten Inseln. In dem kleinen Fischerort Coromandel Town, der seine goldenen Zeiten um 1852 hatte, als in der Nähe Gold gefunden wurde, fanden wir auf dem Long Bay Motor Camp einen Stellplatz direkt am Strand. Von hier aus konnten wir einen herrlichen Sonnenuntergang über dem Hauraki Gulf beobachten.

Dienstag, 24.12.02

Wir begannen den Heiligabend, wie könnte es besser sein, mit einem morgendlichen Bad im Pazifik. So erfrischt machten wir uns auf den Weg die nördliche Spitze der Coromandel Halbinsel zu erkunden. Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Coromandel Town, morgen haben schließlich alle Geschäfte geschlossen, besuchten wir die Driving Creek Railway and Potteries. Der bekannte Töpfer Barry Brickell verkauft dort Tongefäße und Holzobjekte, unterhält aber auch ein Kauriwald-Wiederaufforstungsprojekt. Eine alte Schmalspurbahn befördert Passagiere durch die Regenwälder und Tunnel der Bergregionen zu einer Aussichtsplattform. Von dort hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den Hauraki Gulf. Die asphaltierte Strasse führt weiter an der Küste entlang bis nach Colville und hat ihren schönsten Abschnitt zwischen Papaaroha und Amodeo Bay. Hier bietet jede Haltebucht spektakuläre Ausblicke auf die wunderschöne Küste. Wir hatten vor auf der hinter Colville nicht mehr befestigten Strasse bis an die äußerste Nordspitze der Coromandel Halbinsel zu fahren, gaben diese Vorhaben jedoch auf, da die Strasse in einem relativ schlechten Zustand war. Stattdessen überquerten wir die Moehau Range auf einer etwas besseren Schotterpiste und erreichten so die Westküste der Halbinsel. Die Strasse ermöglicht hier zwar sehr schöne Ausblicke auf die Waikawau und Kennedy Bay, bietet aber kaum Möglichkeiten anzuhalten, so dass oft nicht mehr blieb als ein flüchtiger Blick aus dem Autofenster. Von Kennedy Bay geht es dann wieder zurück nach Coromandel Town auf einer immer enger und schlechter werdenden Piste. Vom Tokotea Hill bietet sich dann zwar der beste Blick auf beide Küsten der Halbinsel, aber diesen Punkt hätten wir von Coromandel Town aus einfacher erreichen können. Der Umweg über die unbefestigten Strassen hat sich also nicht so richtig gelohnt, da der Straßenzustand für einen normalen Wagen doch teilweise etwas ruppig war. Auf dem Campingplatz in der Long Bay, den wir für eine weitere Nacht reserviert hatten, konnten wir den gröbsten Dreck des Tages an der „Bootwaschanlage“, einem einfachen Gartenschlauch, gleich wieder abspülen. Mit den Fahrrädern fuhren wir dann zum Abendessen noch einmal in den Ort. Vom Campingplatz aus genossen wir dann den Sonnenuntergang, der uns den Weihnachtsbaum ersetzte.


Mittwoch, 25.12.02

Nachdem wir unseren Roadrunner startklar gemacht und unseren Stellplatz geräumt hatten, machten wir uns auf den direkt am Campingplatz beginnen Kauri Loop Walk des Long Bay Recreation Reserve. Etwa eine halbe Stunde gingen wir durch einen schönen Kauriwald mit zum Teil schönen Ausblicken auf die Küste. Von Coromandel Town fuhren wir weiter bis nach Whitianga , einem kleinen Ort an der Ostküste der Halbinsel, der sehr schön am Rande der Mercury Bay liegt. Captain Cook hatte die Bucht 1769 anlässlich seiner Beobachtungen des Planeten Merkur so genannt. Direkt am Strand der Buffalo Beach machten wir eine ausgiebige Pause. Der herrliche Badestrand mit glasklarem Wasser lud zum Baden ein. Bei ca. 30° C Außentemperatur war der Pazifik mit seinen gut 18° C eine echte Erfrischung. In Whenuakite  verließen wir die Hauptstrasse und erreichten nach wenigen Kilometern den Parkplatz der Cathedral Cove . In einer guten halben Stunde erreichten wir dann den Badestrand in der Mares Leg Cove. Von hier aus führt der Weg am Strand durch eine riesige Grotte, die das Meer aus den weißen Felsen gewaschen hat. Auch wenn die Cathedral Cove nicht wirklich die Ausmaße einer Kathedrale hat, so ist sie doch sehr imposant und bietet einen sehr schönen auf den dahinter liegenden Strandabschnitt. Auf dem Rückweg bin ich dann über eine Baumwurzel gestolpert und habe mir zwei Zehen des rechten Fußes aufgerissen. Zum Glück bin ich in den weichen Sand gefallen so dass weder mir noch der Kameraausrüstung Schlimmeres passiert ist. VomParkplatz bot sich uns dann noch ein Blick auf Hahei , das ebenfalls über einen traumhaften Badestrand verfügt. In Hot Water Beach , wo man sich bei Ebbe Löcher in den Strand graben kann, die sich dann mit heißem Thermalwasser füllen, fanden wir einen Stellplatz auf dem direkt am Strang gelegenen Campingplatz. Geli hat sich den Hot Water Beach dann noch angesehen, wir haben aber auf das Graben eines eigenen Pools verzichtet. Zum einen wäre es meinem lädierten Fuß sicher nicht sehr gut bekommen und zum anderen berichteten unsere „Nachbarn“ das man es fast nie schafft das Wasser richtig zu temperieren. Das Thermalwasser hat eine Temperatur von 64 ° C und man kann nur sehr flache Badestellen ausheben, da es sonst viel zu heiß wird. Mit Meerwasser gemischt ergibt sich so das fragwürdige Vergnügen in etwa einer handbreit tiefem warmen Wasser zu sitzen. Ich denke wir haben nicht ausgesprochen viel versäumt.

Donnerstag, 26.12.02

Am frühen Morgen fing es an zu regnen und innerhalb kürzester Zeit stand das Wasser auf dem Campingplatz. Als wir aufbrechen wollten hatte es soweit nachgelassen, dass wir unsere Sachen trocken zusammenpacken konnten. Kurze Zeit später kam auch schon die Sonne durch und es wurde wiedererwartend noch ein sehr schöner Tag. In Whangamata spazierten wir durch die Hauptstrasse, fanden in einem Hardware-Shop eine Schraube mit der wir unseren kaputten Campingstuhl reparieren können und gönnten uns ein Eis. Damit verließen wir dann auch die Coromandel Peninsula und erreichten das Gebiet der Bay of Plenty. Die Bucht des Überflusses verdient ihren Namen: Zitrusfrüchte, Kiwi und viele weitere Obst- und Gemüsesorten gedeihen hier auf fruchtbaren Böden zwischen zahllosen Thermalquellen. Unser erstes Ziel in der Bay of Plenty war der kleine Ort Katikati. Im Jahre 1870 kaufte ein wohlhabender Ire namens George Vesey Stewart das Gebiet von Katikati samt den umliegenden Inseln und veräußerte das Land an 406 „angesehene und gebildete“ Familien aus dem nordirischen Ulster. Leider war den neuen Siedlern nicht klar, was eine Kolonisierung bedeutet. Sie machten Stewart Vorwürfe, sie in die Wildnis gelockt zu haben. Über die Zeit erwies sich Katikati allerdings als idealer Standort für Blumenzüchter und Milchbauern, heute gilt es als „Openair-Galerie“ des Landes. Über 30 Wandbilder und Kunstobjekte wurden von den ortsansässigen Künstlern geschaffen. Nachdem wir uns einiger der Kunstwerke angesehen und in einem Supermarkt unsere über Weihnachten dezimierten Vorräte aufgefüllt hatten, fuhren wir weiter nach Tauranga, der größten Stadt an der Bay of Plenty. Die Stadt liegt am Ufer des lang gestreckten Tauranga Harbour und das wichtigste Handelszentrum der Region. In einem Internetcafe haben wir unsere Weihnachtsmails gelesen und beantwortet und unser Kreditkartenkonto abgeglichen. Wir fuhren weiter nach Mount Maunganui, das auf einer schmalen Halbinsel am nördlichen Ende des Tauranga Harbour liegt. Namensgeber des Ortes ist ein 232 m hoher Inselberg, der inzwischen durch eine lange Sandbank mit dem Festland verbunden ist. Am Fuße dieses Berges entspringen die Hot Salt Water Pools, das durch Erdwärme erhitze Meerwasser wird in mehrer Pools geleitet, die dann als Freibad genutzt werden. In direkter Nachbarschaft zu den Pools befindet sich der städtische Domain Motor Park, auf dem wir einen der letzen freien Plätze bekamen.

Freitag, 27.12.02

Kaum zu glauben, dass wir jetzt schon wieder einen Monat unterwegs sind. Das „Zigeunerleben“ ist für uns so normal und unser Roadrunner bietet uns ein vollwertiges Zuhause, so dass wir absolut nichts vermissen und ewig so weitermachen könnten. Es ist ein schönes Gefühl, dass wir ja auch immer noch am Anfang unserer Reise stehen und uns noch viel Zeit bleibt die Freiheit, die wir so sehr lieben, zu genießen. Wir begannen einen weiteren herrlichen und sommerlich warmen Tag mit einem Spaziergang am Mount Beach und auf die kleine Halbinsel Moturiki Island. Auf der Marine Parade fuhren wir dann immer an den herrlichen Stränden der Bay of Plenty entlang bis nach Papamoa. Der Highway 2 oder auch Pacific Coast Highway verlässt dann leider die Küste und führte uns etwas mehr im Landesinneren nach Te Puke, der Welthauptstadt der Kiwi. Hier weist eine riesige Kiwischeibe auf die Kiwifruit Country hin. Diese Plantage hatten wir bei unserem ersten Aufenthalt in Neuseeland vor 10 Jahren besucht und dort viel über den Anbau dieser auch als Chinesische Stachelbeere bekannten Frucht gelernt. Die Ausführungen waren uns noch so gut in Erinnerung, dass wir auf einen nochmaligen Besuch der Plantage verzichteten, sondern uns mit einem Kiwi-Eis begnügten. Östlich von Whakatane erreichten wir dann wieder die Küste und konnten in Ferne Neuseelands aktivsten Vulkan, die Insel White Island, erkennen. Mit dem Fernglas konnten wir sogar Dampf aufsteigen sehen. Temperaturen von bis zu 800° C sind auf White Island schon gemessen worden. Der kleine Ort Opotiki markiert das östliche Ende der Bay of Plenty und gleichzeitig den Beginn des East Cape. Hier ragt Neuseeland am weitesten in den Pazifik hinein und hier, nahe der Datumsgrenze, beginnt jeder Tag der Welt. Forscher und Siedler aus Ost und West sind hier zuerst gelandet. Polynesier vor 1.000 Jahren, James Cook 1769. Das East Cape gehört noch immer den Maori und sie bilden hier einen sehr großen Anteil der Bevölkerung. Der lokale Stamm der Ngati Porou hat viele der besten Holzschnitzer hervorgebracht, deren Werke in den Museen von Auckland und Wellington zu besichtigen sind. Vor Ort bietet sich vielfach die Gelegenheit, die mit wunderschönen Schnitzereien verzierten Versammlungshäuser der Maori zu bewundern. Die malerische Küstenlandschaft lässt sich über eine schöne Straße erforschen, die über 327 km von Opotiki nach Gisborne führt. Die Strecke berührt aber nicht nur eine Landschaft voller Kontraste mit herrlichen Stränden, hohen Bergen, kristallklaren Seen und ausgedehnten Wäldern, sondern ist aufgrund der Besiedlungsgeschichte auch historisch interessant. Einen ersten Eindruck von mit Treibholz übersäten und von Pohutukawa-Bäumen gesäumten Küste bietet der spektakuläre Ausblick vom Maraenui Lookout. In Te Kaha fanden wir im Holiday Park, etwas abseits der Strasse, einen netten Stellplatz für die Nacht.


Samstag, 28.12.02

Bei etwas trübem Wetter folgten wir weiter dem Pacific Coast Highway entlang der schroffen Küste. Immer wieder boten sich schöne Ausblicke auf die verschiedenen, fast immer menschenleeren Buchten. In Raukokore sahen wir uns die hübsche, 1894 erbaute, Anglikanerkirche an, die als einsames Wahrzeichen zwischen der Straße und dem Meer steht. Vorbei am Cape Runaway, von James Cook so benannt, nachdem anwesende Maori beim Anblick seines Schiffes Endeavour die Flucht ergriffen und der malerischen Hicks Bay erreichten wir schließlich Te Araroa. Hier stärkten wir uns mit leckeren Fish & Chips ehe wir auf der jetzt unbefestigten Straße die letzten 20 km zum eigentlichen East Cape zurücklegten. Am Kap steht der angeblich östlichste Leuchtturm der Welt inmitten der wahrscheinlich abgelegensten Gegend der Nordinsel. Hier, jenseits des 178. Längengrades, hatten wir nicht nur den östlichsten Zipfel Neuseelands sondern gewissermaßen auch den östlichsten Zipfel der Welt erreicht. Man sagt, dass man auf der Spitze des 1.754 m hohen Mt. Hikurangi als erster Mensch dieser Erde die aufgehende Sonne eines neuen Tages betrachten könne. Aus diesem Grunde ist der Berg den Maori heilig und darf nur mit einer besonderen Genehmigung bestiegen werden. Wir erklommen stattdessen über 600 Stufen den kleinen Berg auf dem das East Cape Lighthouse steht und wurden für unsere Anstrengungen mit einem grandiosen Panorama belohnt. Auf dem Rückweg sahen wir uns in Te Araroa noch den Te Waha o Rerekohu, den größten Pohutukawa-Baum Neuseelands an, dessen Alter wird auf über 350 Jahre geschätzt wird. Wir setzten unsere Fahrt dann an der östlichen Flanke des East Cape in südlicher Richtung fort. In Tikitiki besuchten wir die St. Mary´s Church, die 1924 als Mahnmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Maori erbaut wurde und als eine der am reichsten verzierten Kirchen des Landes gilt. In Tokomaru Bay fanden wir zum ersten Mal einen Bereich, in dem das freie Campen nicht nur nicht verboten, sondern sogar ausdrücklich erlaubt war. So nutzten wir die Gelegenheit und suchten uns einen schönen Stellplatz direkt an der schönen, von steilen Klippen eingerahmten Bucht. Nach dem Abendessen nutzten wir die traumhafte Lage unseres Übernachtungsplatzes zu einem kurzen Strandspaziergang.

Sonntag, 29.12.02

Ein Bad in der etwa 17° C „warmen“ Tokomaru Bay ersetzte die morgendliche Dusche, ein weiteres Plus dieses Stellplatzes direkt am Wasser. So erfrischt setzten wir unsere Fahrt an der Küste fort. In Tolaga Bay spazierten wir auf der mit 660 m längsten Pier Neuseelands auf die gleichnamige Bucht hinaus. Mit Gisborne erreichten wir nicht nur die östlichste Stadt Neuseelands sondern auch das südliche Ende des East Cape. Das wirtschaftliche Zentrum der East Cape Region liegt an der kleinen, halbmondförmigen Poverty Bay. Die Bucht wurde von Captain Cook so benannt, weil ihm die einheimischen Maori bei seiner Landung am 09. Oktober 1769 jegliche Hilfe verweigerten und daraus schloss, dass diese Haltung nur auf ihre Armut zurückzuführen sein könnte. Auf dem Kaiti Hill erinnert heute ein Monument an diesen ersten Landgang Cooks auf neuseeländischem Boden. Der Hügel bietet zudem einen schönen Überblick über Gisborne und die Poverty Bay. Der nächste größere Ort ist dann Wairoa, der sehr schön an der Mündung des gleichnamigen Flusses liegt. Sehenswert ist der kleine Leuchtturm an der Uferpromenade, der 1877 von englischen Ingenieuren aus Kauriholz gebaut wurde. An seinem ursprünglichen Standort auf Portland Island an der Südspitze der Mahia Peninsula wurde er abgebaut, restauriert und 1961 an seinem jetzigen Standort wieder aufgebaut. Er ist mittlerweile zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Nach einer kurzen Pause am Ufer des Wairoa River verließen wir die Küste und machten uns auf den Weg zum Te Urewera National Park. Neuseelands viertgrößter Nationalpark kann mit dem größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet der Nordinsel aufwarten. Der über 240 m tiefe Lake Waikaremoana – „Der See der sich kräuselnden Wellen“ – liegt nicht nur im Zentrum des Parks, sondern ist auch sein Herzstück. Er zählt zu den schönsten Seen des Landes und bis auf das Ostufer von steil abfallenden, bewaldeten Bergen umgeben, die bis zu 600 m hoch aufragen. Zahllose Wanderwege und die Wassersportmöglichkeiten auf dem See machen dieses Gebiet zu einem absoluten Freizeiteldorado. Die Trotz seiner Abgelegenheit große Beliebtheit des Parks bekamen wir zu spüren als wir nach gut 60 km, etwa ein Drittele davon derbe Schotterpiste, das Waikaremoana Motor Camp erreichten und gerade noch einen der letzten freien Stellplätze bekamen. Im Vergleich zu unserem letzten Stellplatz herrscht hier wirklich ein sehr großes Gedränge. Nach dem Abendessen gingen wir noch ein Stück am Seeufer spazieren und konnten beobachten wie die Abendsonne durch ein Wolkenloch ihre Strahlenbündel auf den See fallen ließ und diesen in ein geradezu magisches Licht hüllte. Leider hatten wir keine Kamera dabei um diesen Moment festhalten zu können.

Montag, 30.12.02

Der Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und aufgrund der Höhenlage des Parks mit recht frischen 6,5° C, so dass wir froh waren, dass unser Auto über eine sehr gut funktionierende Heizung verfügt. Wir begannen unseren Besuch des Te Urewera National Parks im Aniwaniwa Visitor Centre, wo wir einiges über die Geographie, Flora und Fauna aber auch über die Geschichte des Parks erfuhren und uns die interessante Diashow ansahen. Der Lake Waikaremoana entstand vor etwa 2.200 Jahren als ein gewaltiger Erdrutsch die tiefe Schlucht des Waikaretaheke River blockierte und dessen Wasser sich an dem so entstandenen Damm aufstaute. Das Parkgebiet gehört zum Stamm der Tuhoe Maori, die sich diesen Namen – Tuhoe bedeutet „Kinder des Nebels“ – aufgrund der häufig über dem See hängenden Nebelschwaden gegeben haben. Sie waren es auch, die unter ihrem legendären Führer Te Kooti den Weißen Eindringlingen lange erbitterten Widerstand geleistet haben und sich erst 1871 dem Vertrag von Waitangi anschlossen. Wir begaben uns dann auf den direkt am Visitor Centre beginnenden Hinerau Track, der uns in einer knappen halben Stunde zu zwei Wasserfällen und einem Aussichtspunkt über den Lake Waikaremoana führte. Zuerst erreichten wir den Bridal Veil Fall, in dem sich ein Seitenarm des Aniwaniwa River über eine 15 m hohe Klippe stürzt. Nur wenige Meter weiter bietet ein zweiter Aussichtspunkt einen schönen Blick auf die Aniwaniwa Falls, die in zwei Stufen eine Höhe von insgesamt 26 m erreichten. Ein weiterer kurzer Weg führte uns zu den Papakorito Falls, den beeindruckendsten der drei Wasserfälle. Wir setzten unsere Fahrt dann auf der unbefestigten Strasse in Richtung Rotorua fort, da man uns mehrfach bestätigt hatte, das diese Strecke zwar wesentlich länger (knapp 80 km Piste) aber dafür in einem besseren Zustand sei als die Anfahrt aus Wairoa, die zudem einen gewaltigen Umweg für uns bedeutet hätte. Tatsächlich war die Strasse in einem sehr gut befahrbaren Zustand und sowohl unser Roadrunner als auch wir haben sie sehr gut überstanden. Es boten sich uns auch noch einige schöne Ausblicke auf den Lake Waikaremoana sowie auf weitere Wasserfälle direkt an der Strasse. So überquerten wir die mit dichtem Regenwald bewachsene Huiarau und Ikawhenua Range ehe wir kurz vor Murupara wieder den Highway 38 erreichten. In Rotorua sicherten wir uns einen Campingplatz für die nächsten drei Nächte haben in einer Waschanlage das Auto und die Fahrräder vom Staub der Schotterpiste befreit. In den nächsten Tagen gibt es für uns rund um Rotorua viel zu entdecken, schließlich ist Rotorua nicht nur das Geothermische Zentrum Neuseelands sondern auch die Hochburg der Maori-Kultur.

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Dienstag, 31.12.02

Die Stadt Rotorua am Südufer des gleichnamigen Sees ist sicherlich das populärste Touristenziel der Nordinsel. Die aus unzähligen dampfenden Erdspalten austretenden Schwefeldämpfe weisen auf heiße Quellen und heilende Thermalbäder hin. Diesen hat Rotorua auch seinen Namen zu verdanken, denn Rotorua bedeutet in der Sprache der Maori „übel riechender Ort“. Neben den Geothermischen Aktivitäten tragen zahlreiche Seen und Flüsse in der Umgebung von Rotorua zur Attraktivität dieses Gebietes bei. Außerdem ist der Ort das wohl bedeutendste kulturelle Zentrum der Maori. Kunstwerke und Architektur sind ein lebendige Zeugnisse einer Kultur, die sich heute erneut in traditionellen Gesängen und Tänzen ausdrückt. Da auch unser Campingplatz über natürliche Hot Pools verfügt, begannen wir den Tag mit einem entspannenden Bad in dem etwas schwefelig riechenden Wasser. Den Vormittag ließen wir ganz ruhig angehen: Arbeiten am Wohnmobil, Wäsche waschen und Aktualisierung der Homepage standen auf dem Programm. Für den heutigen Silvesterabend haben wir Tickets für die Maori-Show „Mai Ora“ des Maori Arts & Crafts Institute mit anschließendem Hangi-Essen reserviert. Hangi ist die Zubereitung der Nahrung unter Nutzung der Erdwärme, d.h. die Lebensmittel werden durch aus der Erde austretenden Dampf gegart. Das Maori Arts & Crafts Institute, in dem Schnitzereien, Webstücke, typische Architektur und Festungsanlagen der Maori sowie vielerlei andere Kulturgüter ausgestellt werden, grenzt an das Whakarewarewa Thermal Valley, einem Tal inmitten der Geothermisch aktiven Zone und bietet so eine einmalige Verbindung der beiden Hauptattraktionen. Das „Mai Ora“ war wirklich ein Erlebnis, es wurden die traditionellen Zeremonien einer Begrüßung nachgestellt, in Tänzen und Gesängen wurde die Kultur der Maori erläutert und auch das Hangi-Essen war sehr gut. Es gab in Erdöfen durch natürliche Erdwärme gegarte Meeresfrüchte und verschiedene  Fleisch- und Gemüsesorten ergänzt durch ein reichhaltiges Nachtischbuffet. Unseren ursprünglichen Plan an der großen Silvesterfeier am Seeufer teilzunehmen gaben wir auf, da wir uns die schöne Stimmung des „Mai Ora“ nicht durch den Trubel und die laute Musik verderben wollten. Stattdessen nahmen wir die Einladung eines aus den Niederlanden stammenden Neuseeländers an, der uns aufgrund unserer Mitgliedschaft im Campingclub angesprochen hatte. Bis Mitternacht saßen wir mit der Familie zusammen und konnten dann noch das Feuerwerk über dem See genießen, das viel größer ausfiel als wir erwartet hatten.

Mittwoch, 01.01.03

Der erste Tag des neuen Jahres führte uns noch einmal in das Maori Arts & Crafts Institute und das angrenzende Whakarewarewa Thermal Valley zurück. Wir nahmen an einer Führung teil, in der uns die gestern im Rahmen des „Mia Ora“ bereits erlebten Schnitzereien und Webwaren sowie die Gebäude des Modeldorfes und die Geothermischen Aktivitäten erläutert wurden. Ein Highlight war der Besuch des Kiwi House. Hier konnten wir im Dämmerlicht zwei Kiwis nahezu hautnah beobachten. Da es in freier Natur nahezu ausgeschlossen ist einem Kiwi in seinem natürlichen Umfeld zu begegnen, war es für uns etwas ganz besonderes den seltenen Wappenvogel Neuseelands einmal live zu sehen. Anschließend spazierten wir auf eigene Faust durch das Thermal Valley und sahen uns die Mud Pools, den mächtigen Pohutu Geyser, der bis zu 25 mal am Tag eine bis zu 30 m hohe Fontäne in den Himmel speit, die Geyser Flat, eine einen Quadratkilometer große Silikat-Terrasse sowie zahlreiche kleinere thermale Aktivitäten an. Wir beendeten unseren Besuch mit einer weiteren Maori Show im Te Aronui a Rua Versammlungshaus und sahen uns die schönen Schnitzereien der Maori in aller Ruhe an. Schließlich kauften wir uns anlässlich unseres zwanzigjährigen Zusammenseins in einem kleinen Laden jeder einen Jade-Anhänger, der dort vom Künstler gefertigt worden war. Während unseres Entscheidungsprozesses entwickelte sich ein nettes Gespräch mit dem Künstler und seiner Frau, die den Verkauf organisiert. Die Seen in der Umgebung von Rotorua waren unser nächstes Ziel. Aufgrund des sommerlich warmen Wetters war jedoch am Lake Tikitapu (Blue Lake) und am Aussichtspunkt auf den Lake Rotokakahi (Green Lake) so viel Betrieb, das bereits alle Parkplätze belegt waren und wir uns mit einem Blick aus dem Auto begnügen mussten. Von der Strasse bot sich dann aber noch die Möglichkeit den Lake Tarawera mit dem gleichnamigen Vulkan im Hintergrund zu überblicken. Anschließend machten wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich, nachdem wir einen neuen Platz bekommen hatten, da man unseren bisherigen versehentlich doppelt vergeben hatte.    

Donnerstag, 02.01.02

Seit langer Zeit beendet heute einmal wieder der Wecker unseren Schlaf, denn wir hatten uns für viel vorgenommen. Der Tag stand ganz im Zeichen der Geothermischen  Attraktionen im Einzugsgebiet von Rotorua. Wir begannen mit dem Thermalgebiet von Waiotapu, etwa 30 km südlich. Das 18 km² große Gelände von Waiotapu wird von der Werbung mit „Thermal Wonderland“ und „NZ´s most colourful thermal Area“ umschrieben. Tatsächlich ist hier die Bandbreite der geologischen Attraktionen besonders groß und die Farbenvielfalt derselben berühmt. Der Lady Knox Geysir ist eine der Hauptattraktion dieses Gebietes. Täglich um 10:15 Uhr wird er von einem Parkangestellten mit Seifenpulver zum Ausbruch gebracht. Die heißen Fontänen schießen dann bis zu 21 m in die Höhe. Zu den weiteren Attraktionen gehören die „Artist´s Palette“, eine Ansammlung von bunt schillernden heißen und kalten Geysiren, blubbernden Schlammlöchern und zischenden Dampfspalten und der Champagnerpool, die größte heiße Quelle von Waiotapu. Er hat einen Durchmesser von 60 m und die Wassertemperatur liegt bei 74° C, wobei die aufsteigenden, namensgebenden Perlen allerdings durch Kohlendioxid entstehen. Etwas außerhalb liegen die Mud Pools, Teiche voller kochendem und blubberndem Schlamm. Auf dem Rückweg nach Rotorua machten wir einen Abstecher in das Waimangu Volcanic Valley. Erschaffen durch den Ausbruch des Tarawera am 10. Juni 1886 ist das hydrothermale System von Waimangu das einzige der Welt, das unverändert erhalten ist. Der Weg durch das knapp 4 km lange Tal führt durch eine üppige Vegetation an einer Reihe Geothermischer Attraktionen vorbei. Der 38.000 m² große „Frying Pan Lake“ gilt als die größte Heißwasserquelle der Welt. Am Ende des Weges liegt Lake Rotomahana am Fuße des Mt. Tarawera. Wir begannen unseren Besuch von Waimangu mit einer Bootstour auf dem See, die uns am zerklüfteten Ufer voller Krater, dampfender Spalten und Geysire entlang führte. Auf unserer etwa 1 ½ -stündigen Wanderung vom Bootsanleger zurück zum Besucherzentrum hat uns neben den vielen kleinen heißen Quellen und Fumarolen besonders der Inferno Krater, ein ungewöhnlich trübblauer Kratersee gefallen. Zurück in Rotorua wollten wir uns bei Sizzler mit einem leckeren Salatbuffet stärken, doch anders als in Nordamerika gibt es hier das Salatbuffet nur als Beilage und nicht als Hauptgang. So ergänzten wir unseren Salat durch ein Steak und fuhren dann zum Campingplatz zurück.

Freitag, 03.01.03

Wir hatten den Campingplatz für eine weitere Nacht gebucht, um uns noch einige Dinge in Rotorua selbst anzusehen. In der Nacht bekam ich jedoch Schüttelfrost und Fieber und habe kaum geschlafen. Dementsprechend war dann meine Verfassung am Morgen. So machte Geli sich allein per Fahrrad auf den Weg und hat einige Sachen eingekauft während ich mich ein bisschen hingelegt und etwas geschlafen habe. Am frühen Nachmittag war ich soweit wieder hergestellt, dass wir beschlossen, uns den neuen James Bond Film „Die Another Day“ anzusehen. Der Film hat uns auch sehr gut gefallen nur die Klimaanlage des Kinos war so eingestellt, dass wir bei den in Island spielenden Filmszenen glaubten live dabei zu sein. Völlig durchgefroren haben wir uns nach dem Film erst einmal in der Sonne aufgewärmt. Bei weiteren Kinobesuchen werden wir lange Hosen anziehen und eine Jacke mitnehmen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz unternahmen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad. Am Abend wurde mein Fieber wieder etwas schlimmer aber aufgrund des Schlafmangels der letzten Nacht konnte ich trotzdem gut schlafen.

Samstag, 04.01.03

Am nächsten Morgen war ich wieder ausgeschlafen und einigermaßen fit, so dass wir unsere Reise fortsetzen konnten. Bevor wir Rotorua verließen fuhren wir noch einmal ins Zentrum, wo wir uns die Ausstellungen im Rotorua Museum Of Art and History ansehen wollten. Das 1908 erbaute Bath House, in dem sich das Museum befindet, ist eine fast schon schlossartige Anlage und vermittelt ein Gefühl für den mondänen Lebensstil nach der Jahrhundertwende. Auch die umgebenden Government Gardens mit den penibel gepflegten Rasenflächen, auf denen Kricket und Rasenbowling gespielt wird passen in dieses Bild. Das Museum zeigt Kunst- und Alltagsgegenstände des in Rotorua ansässigen Arawa Stammes der Maori. Die Geschichte des original renovierten Bath House wird in der Abteilung „Taking the Cure“ gezeigt. Die historischen, mythologischen und geologischen Highlights von Rotorua werden in einem 15-minütigen film eindrucksvoll dramatisiert. Den Höhepunkt stellt die filmische Animation des Ausbruchs des Vulkans Tarawera von 1886 dar, bei der die Erschütterungen der Eruption auf das Gestühl im Zuschauerraum übertragen werden. Dank der kostenlosen Führung, der wir uns angeschlossen hatten, erfuhren noch mehr, als es uns auf eigene Faust in der gleichen Zeit möglich gewesen wäre. Mit einem Besuch der Blue Baths, des Freibades aus dem Jahre 1933  beendeten wir dann unseren fast fünftägigen Aufenthalt in Rotorua. Für ein Touristenzentrum hat Rotorua es erstaunlich gut geschafft sich seinen natürlichen Charme zu erhalten und wirkt dadurch in keiner Weise künstlich. Auf dem Highway 5 verließen wir die Stadt in nordwestlicher Richtung. In Cambridge sahen wir uns den in einer Kirche von 1898 untergebrachten Country Store an, in dem Kunsthandwerk der Region angeboten wird. In Hamilton füllten wir unsere Vorräte auf und erreichten dann über den Highway 23 Raglan, einen kleinen Ort an der Westküste. Aufgrund der sehr guten Wassersportbedingungen ist das beschauliche Städtchen am fjordähnlichen Raglan Harbour in den Sommermonaten ein beliebtes Ziel. Auf einer dem Ort Vorgelagerten Halbinsel fanden wir einen Stellplatz auf dem Raglan Kopua Holiday Park.

Sonntag, 05.01.03

Auf der Wainui Road, einer malerischen Küstenstrasse, fuhren wir vorbei am Ngarunui Beach bis zur Manu Bay, einem angeblich weltberühmten Surfstrand. Wir setzten unsere Fahrt in Richtung Kawhia, dann jedoch im Landesinneren fort und erreichten südlich von Te Mata die Bridal Veil Falls. Nach einem 10-minütigen Spaziergang durch dichte Regenwaldvegetation standen wir an der Fallkante der 55 m hohen Fälle. In weiteren 10 Minuten erreichten wir die Basis des sich in einem einzigen Strahl aus einer engen Spalte in ein tiefes Felsenbassin ergießenden Bridal Veil Falls. In Kawhia, das sehr schön am weit verzweigten Kawhia Harbour liegt, machten wir eine kurze Mittagspause. Wir setzen unsere Fahrt in Richtung Te Anga auf einer schmalen Nebenstraße fort, die immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den Kawhia Harbour bot. Von Te Anga fuhren wir weiter Richtung Waitomo Caves, unserem heutigen Etappenziel. Nach wenigen Kilometern erreichten wir den Parkplatz der Marokopa Falls. Über einen kurzen Track kamen wir zu einer Aussichtsplattform, die den Blick auf diese beeindruckenden Wasserfälle freigab. Die 36 m hohen und breit ausgelegten Marokopa Falls waren für uns die bisher schönsten neuseeländischen Wasserfälle. Nach weiteren 6 km führte uns ein kurzer Spaziergang in die Mangapohue Natural Bridge Scenic Reserve. Bei dieser Brücke handelt es sich eigentlich um eine größtenteils eingestürzte Höhle. Die Akustik schien uns hier so gut zu sein, dass Geli noch einmal zum Auto zurückgegangen ist, um mir das Didgeridoo zu holen. Mein kurzes Konzert fand wohl auch Gefallen bei den anderen Besuchern. Mit dem Waitomo Top 10 Holiday Park fanden wir einen sehr schönen Platz zum Übernachten in unmittelbarer Nähe der Waitomo Caves.

Montag, 06.01.03

Die Kalksteinhöhlen von Waitomo bilden ein verzweigtes, 45 km langes System unterirdischer Grotten, die alle mit dem Waitomo River verbunden sind. Die Übersetzung des Maorinamens „Waitomo“ ist eine exakte Erklärung dafür, wieso in dieser Gegend so viele und so großartige Höhlensysteme entstehen konnten: „Wasser, das durch ein Loch fließt“. Es waren nämlich Wasserläufe, die den hier vorherrschenden Kalkstein ausgewaschen und ausgehöhlt haben, ein Gängesystem schufen, das mit seinen mehreren Etagen und natürlichen Felsbrücken beeindruckend ist und die heute noch als unterirdische Bäche ihre Arbeit am Grund des Systems fortsetzen. Das durch den Kalkstein tröpfelnde Wasser ergänzt das Wunderwerk, in dem es in tausenden von Jahren unzählige bizarre Stalaktiten und Stalagmiten schuf. Im Höhlensystem von Waitomo nimmt die Glowworm Cave aufgrund ihrer Namensgebenden Bewohner eine besondere Stellung ein. Seit über 100 Jahren zieht die Glühwürmchengrotte von Waitomo Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt an. Einem kleinen, leuchtenden Insekt ist es gelungen, Menschen unterschiedlichster Herkunft, ob jung oder alt, in seinen Bann zu schlagen. Die geführte Tour durch die drei Ebenen dieser Höhle, darunter der sog. Festsaal und die Kathedrale, endet mit einer Bootsfahrt durch die magische Glühwürmchengrotte. Wenn der Führer das Boot mittels Stahlseilen durch die Dunkelheit zieht, bieten abertausende von Glühwürmchen einen Anblick, der an den nächtlichen Sternenhimmel erinnert, diesen in seiner Schönheit aber noch übertrifft. Nach der Bootsfahrt verlässt man die Höhle durch ein Felsentor und ist auf einmal in der nicht weniger beeindruckenden Welt des grünen Urwaldes. Wir beendeten unseren Besuch in Waitomo mit einer kurzen Wanderung zur Ruakuri Natural Bridge. Der Track ist sehr schön angelegt, führt durch die üppige Vegetation, an und zum Teil durch eingestürzte Höhlen und über eine Hängebrücke über den Waitomo River. Der Tipp im Reiseführer, eine möglichst frühe Tour durch die Höhlen zu wählen war goldrichtig. Gegen 11:00 Uhr zählten wir bereits 10 Reisebusse auf dem Parkplatz und weitere kamen uns noch auf der Strasse entgegen als wir weiterfuhren. Nach einem Tankstopp in Te Kuiti folgten wir dem Highway 3 mit dem Ziel Mt. Taranaki Nationalpark. Durch die sehr schöne Awakino Gorge erreichten wir den gleichnamigen Ort und die Küste der Tasmansee. In Mokau stärkten wir uns mit einem leckeren Eis und erreichten schließlich über Inglewood das Visitor Center des Nationalparks in North Egmont. Der 2.518 m hohe Mt. Taranaki ist wahrscheinlich das Ergebnis eines gewaltigen Vulkanausbruchs vor über 70.000 Jahren. Der heilige Berg der Maori brach zuletzt im Jahre 1775 aus. Mit seiner typisch vulkanischen Kegelform ist er das Wahrzeichen der Westküste. Den Legenden der Maori zufolge stand der Mt. Taranaki einst in unmittelbarer Nachbarschaft der Vulkane Tongariro, Ruapehu und Ngauruhue im Zentrum der Nordinsel. Diese 4 Giganten kämpften um die Gunst von Pihanga, einer jungen und hübschen Vulkanin. Taranaki verlor den Kampf gegen Tongariro und floh bei Nacht in Richtung Westen. Seinem Weg folgt heute der Fluss Whanganui, dessen Bett er schuf und mit seinen Tränen füllte. Bei Sonnenaufgang erreichte er die Küste, schlief vor Erschöpfung ein und fand hier sein einsames Exil. Noch heute versteckt er sein Gesicht oft hinter einer Wolke aus Tränen. Wir sahen uns im Visitor Center eine Multimediashow zur Entstehungsgeschichte des Mt. Taranaki an und konnten von der Zufahrtstraße den Anblick diese imposanten Berges genießen. In New Plymouth fanden wir auf dem Belt Road Holiday Park einen sehr schönen Stellplatz mit Blick auf den Hafen.

Dienstag, 07.01.03

Den Vormittag verbrachten wir in New Plymouth damit ein paar Sachen einzukaufen und in einem Internet Cafe E-Mails zu lesen und zu beantworten sowie unsere Konten abzugleichen. Am schönen Strand von Oakura, nur 15 Kilometer westlich von New Plymouth, machten wir eine kleine Mittagspause. Von Pungarehu aus folgten wir der Ausschilderung zum Cape Egmont, dem westlichsten Punkt der Taranaki-Halbinsel. Hier steht ein 20 m hoher, weißer Leuchtturm, der ursprünglich auf Mana Island, nördlich von Wellington beheimatet war. Seit 1881 steht er hier am Cape Egmont und sendet alle 8 Sekunden einen bis zu 35 km weit sichtbaren Lichtstrahl auf die Tasmansee. Der Strand von Opunake in der geschützten Middleton Bay gilt als der schönste und sicherste von ganz Taranaki. Dementsprechend voll war es auch auf dem direkt am Strand gelegenen Campingplatz, auf dem wir einen der letzten freien Plätze bekamen. Mit einem Glas Wein in der Hand und dem Didgeridoo unter dem Arm gingen wir zum Sonnenuntergang an den Strand und verbrachten eine Stunde damit dem Farbspiel des Himmels zuzusehen. Das ist besser als jedes Fernsehprogramm!

Mittwoch, 08.01.03

Mit einem herrlich erfrischenden Bad in der Middleton Bay, gekrönt durch einen herrlichen Blick auf den Mt. Taranaki, begannen wir den Tag. Auf dem küstennahen Highway 45, der auch Surf Highway genannt wird, fuhren wir weiter bis nach Hawera, den Mt. Taranaki immer im Blick. Auf Empfehlung eines Campers, den wir in Raglan getroffen hatten, besuchten wir das in einer alten Käserei untergebrachte, private Tawhiti Museum. Jahrelang hat Nigel Ogle alles gesammelt, was ihm zum Thema Geschichte der Taranaki-Halbinsel unter die Finger kam. Seine Sammlung wurde immer größer und 1975 verwirklichte er sich seinen Traum, indem er die ehemalige Tawhiti Cheese Factory aufkaufte und zu seinem persönlichen Museum umbaute. Heute gilt sein Werk als das beste Privatmuseum Neuseelands. Es erzählt die Geschichte der Region in Form von zahlreichen lebensgroßen Darstellungen und unzähligen maßstabgetreuen und liebevoll aufgebauten Dioramen. Die Figuren stellt Nigel alle selbst her bzw. bearbeitet sie so, dass sie in das Gesamtwerk hineinpassen. Damit ist praktisch um die gesammelten Exponate herum ein eigenes Kunstwerk entstanden. Wir beendeten diesen wirklich lohnenden Museumsbesuch mit einem Stück hausgemachtem Kuchen aus dem Museumscafe. Über Eltham erreichten wir noch einmal den Mt. Taranaki National Park. Wir sahen uns die Ausstellung im Dawson Falls Display Centre an und genossen den herrlichen Blick auf den direkt über uns thronenden Berggipfel. Ein kurzer Weg brachte uns zu einem Aussichtspunkt auf die Dawson Falls, die sich über einen ehemaligen Lavastrom 18 m in die Tiefe stürzen. In Stratford, östlich des Mt.Taranaki fanden wir auf einem Holiday Park ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Das Didgeridoo war wieder einmal das beste Kommunikationsmittel: Kaum hatte ich angefangen zu spielen, kam einer unser Nachbarn und wir haben uns fast eine Stunde lang unterhalten. Er kommt aus Israel und will in vier Monaten durch Neuseeland radeln. Es ist schon sehr interessant, wen man unterwegs so alles trifft. Vor ein paar Tagen hatte mich, beim Didgeridoo spielen auf einem Parkplatz eine Familie mit 4 Kindern angesprochen und ein bisschen zugehört. Sie betreiben eine Dairy Farm auf der Taranaki-Halbinsel und haben uns eingeladen einmal vorbei zu kommen. Vielleicht kommen wir auf das Angebot noch zurück.

Donnerstag, 09.01.03

Der abseits der gängigen Touristenströme gelegene und wenig befahrene Highway 43 verbindet Stratford und Taumarunui miteinander. An dieser Strecke liegen viele historisch interessante Plätze sowohl der Maori als auch der europäischen Einwanderer. Aufgrund dieser geschichtlichen Bedeutung, wohl aber auch wegen der geringen Beachtung, die diesem Gebiet geschenkt wird, trägt der Highway 43 den Beinamen „Forgotten World Highway“.  Das Wetter war etwas trübe, als wir uns auf den Weg in die „vergessene Welt“ machten. Ein Aussichtspunkt auf dem Strathmore Saddle bot zwar einen schönen Blick über die typisch grünen Hügel Neuseelands, vom Mt. Taranaki oder den Gipfeln des Tongariro National Parks war jedoch aufgrund des Wetters nichts zu sehen. Die kleinen Orte entlang der Strecke scheinen zum Teil wirklich von der Zeit vergessen worden zu sein, sie sehen wahrscheinlich noch immer so aus wie bei ihrer Gründung. Landschaftlicher Höhepunkt der Strecke ist die Fahrt auf dem nicht asphaltierten Abschnitt durch die Tangarakau Gorge am Ufer des Wanganui River entlang. Die weiteren Aussichtspunkte der Strecke, die spektakuläre Ausblicke auf die Vulkane des Tongariro National Parks versprachen ließen wir links liegen, da es inzwischen angefangen hatte zu regnen und die Sicht dementsprechend schlecht war. Für uns war es seit mehreren Wochen der erste Regen und so nahmen wir es nicht ganz so tragisch. In Taumaranui endet der „Forgotten World Highway“ und wir fuhren über den Highway 41 weiter. Der Regen wurde immer stärker und die Sicht immer schlechter, so dass wir uns in Turangi entschlossen, nicht in den Tongariro National Park zu fahren sondern nach Taupo weiter zu fahren. Der Highway 1 führte uns am Ostufer des Lake Taupo, des größten Sees Neuseelands, der im Jahre 186 bei einem gewaltigen Vulkanausbruch entstanden ist, entlang. Feiner weißer Sandstrand und felsige Buchten umsäumen den 619 km² großen See am Fuße der Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu. Von dieser Szenerie war jedoch aufgrund des Wetters fast nichts zu sehen. Das erinnerte uns doch sehr an unseren ersten Aufenthalt in Neuseeland vor 10 Jahren, als wir bei ähnlichen Wetterverhältnissen in dieser Region unterwegs waren. Wir beschlossen in Taupo ins Kino zu gehen und uns den Film „Catch me if you can“ mit Tom Hanks und Leonardo DiCaprio anzusehen. Wir hatten eine Vorschau gesehen und die wahre Geschichte um den jungen amerikanischen Scheckbetrüger Frank Abagnale gefiel uns. Bei dem Wetter hatten natürlich auch noch andere die Idee ins Kino zu gehen, so dass es für die Nachmittagsvorstellung keine Möglichkeit mehr gab. Nachdem wir uns bei der großen neuseeländischen Kette Dick Smith Electronics einen kleinen HP-Drucker gekauft hatten, den wir uns schon in New Plymouth angesehen hatten und mit dem wir unsere digitalen Bilder direkt von der Speicherkarte ausdrucken können, suchten wir uns einen Stellplatz auf dem stadtnahen Taupo Motor Camp. Zu Fuß gingen wir nach dem Abendessen in Stadt und konnten uns die Abendvorstellung des wirklich sehenswerten Films ansehen. Ein schöner Abschluss dieses trüben Tages.

Freitag, 10.01.03

Auch am Morgen sah das Wetter noch nicht wesentlich besser aus, aber immerhin regnete es nicht mehr durchgehend. Wir schlenderten durch Taupo, sahen uns einige Galerien an und kauften ein paar Dinge ein. Gegen Mittag fuhren wir zu den nur wenige Kilometer nördlich der Stadt gelegenen Huka Falls. Es handelt sich hier mehr um Stromschnellen als um einen Wasserfall: der Waikato River wird in einer 229 m langen Kluft bis auf 15 m Breite zusammengepresst und stürzt dann über eine 11 m hohe Stufe in ein tiefes, fast rundes Becken. In der Maori-Sprache bedeutet „Huka“ „schäumend“ und genau das trifft den Eindruck, den man von den Aussichtspunkten auf beiden Ufern des Flusses hat. Auf dem Rückweg in die Stadt fuhren wir ein Stück am Ufer des Lake Taupo entlang, wo die netten Villen der gut betuchten Einwohner stehen und einen schönen Blick über die Bucht auf die Vulkane genießen können, wenn das Wetter es zulässt. Wir entschlossen uns, noch eine weitere Nacht in Taupo zu bleiben und die weitere Entwicklung des Wetters abzuwarten. Bei guten Wetter geht es wie geplant weiter in den Tongariro National Park, bleibt das Wetter jedoch schlecht, werden wir unsere Reise an der Ostküste fortsetzen und später noch einmal hierher zurückkehren. Es st schon eine großes Plus, wenn man die Zeit hat und so dem Wetter nicht so gnadenlos ausgeliefert ist. In dem sehr schönen All Seasons Holiday Park, der auch über einen Thermalpool verfügt, fanden wir eine Bleibe.

Samstag, 11.01.03

Das Wetter hatte sich zwar gebessert, sogar die Sonne lachte wieder vom Himmel, aber dennoch versperrten Tiefhängende Wolken den Blick auf die Gipfel des Tongariro National Parks. So beschlossen wir zunächst einen Abstecher an die Ostküste zu machen und dann noch einmal zurückzukehren. Auf dem Highway 5 kletterten wir an den Hängen des Mount Tahara hinauf und fuhren am Rand des Kaingaroa Forest, dem größten angelegten Wald der Welt vorbei. Besonders schön ist der Streckenabschnitt, der dem Flusslauf des Waipunga folgt. Durch die Maungaharuru Range geht es hinunter in das Esk-Tal, dass uns bis an die Hawkes Bay führte. Napier, die elegante Stadt am Rand des Pazifischen Ozeans, verdankt ihr heutiges Aussehen einem Erdbeben des Jahres 1931, durch das fast die gesamte Stadt zerstört wurde. Im damals aktuellen Art-deco-Stil wurde Napier wieder aufgebaut und gilt heute als eine Hochburg dieses Baustils. Wir verschafften und zunächst vom nördlich der Innenstadt gelegenen Bluff Hill einen Überblick, ehe wir durch die schönen Strassen schlenderten. An der Hawkes Bay entlang fuhren wir in südlicher Richtung weiter. In der Nähe von Havelock North schnaufte sich unser Roadrunner auf den 399 m Te Mata Peak hinauf. Belohnt wurden wir dafür mit einem grandiosen Blick auf die Hawkes Bay. Auf dem Rückweg nahm ich für den ersten Streckenabschnitt das Mountainbike, um einmal live das auch von vielen Veranstaltern in Neuseeland angebotene Downhill-Biking zu erleben. Es hat schon sehr viel Spaß gemacht ohne jede Anstrengung den Berg hinunter zu sausen ohne dafür die Strapaze des Anstiegs in Kauf nehmen zu müssen. Geli hat mich dann wieder eingesammelt und wir setzten unseren Weg in Richtung Cape Kidnappers fort. Eine Maori-Legende besagt, dass das Cape Kidnappers den Angelhaken darstellt, mit dem der legendäre Maori Maui einst die Nordinsel aus dem Meer gezogen hat. Seinen Namen verdankt das Kap James Cook, der es so benannte als hier einige Maori versuchten ein Besatzungsmitglied der Endeavour zu entführen. Heute ziehen Zehntausende von Australtölpeln in ihrer – neben Muriwai nördlich von Auckland – einzigen Festlandskolonie der Welt die Besucher in ihren Bann. Wir fuhren bis Clifton, wo die Strasse endet und wir direkt am Strand einen schönen Stellplatz im örtlichen Motor Camp bekamen. Von hier aus sind es noch knapp 10 km bis zur Kolonie der Tölpel, die nur bei Ebbe zurückgelegt werden können. Da mir 16 km Fußmarsch am steinigen Strand eindeutig zuviel ist, müssten wir uns einer Tour anschließen, die die Kolonie mit Traktoren oder Spezialbussen erreicht. Da das eine ziemliche Massenveranstaltung ist, wie wir heute bei der Rückkehr der Gefährte feststellen konnten und aufgrund der Gezeiten diese Tour auch erst morgen um 17:00 Uhr beginnen kann, sind wir noch nicht sicher, ob wir das mitmachen werden.

Sonntag, 12.01.03

Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre und wir konnten, wie schon so oft in den letzten Wochen, wieder draußen frühstücken. Wir beschlossen einen weiteren Tag hier zu bleiben und den Tölpeln doch noch einen Besuch abzustatten. Im Office des Camps habe ich eine weitere Nacht gebucht und uns Plätze auf den von einem Traktor gezogenen Anhänger reserviert, der uns am Strand entlang zur Gannet-Kolonie bringen soll. So hatten wir bis zur Abfahrt um 17:00 Uhr Zeit uns einen gemütlichen Tag zu machen. Zunächst fuhren wir mit den Rädern an der Küstenstrasse entlang in die nächsten Orte Te Awanga und Haumoana. Vorbei an Weinfeldern und verschiedenen Winzereien radelten wir am türkisgrünen Pazifik entlang. Nach gut 16 km waren wir wieder auf dem Platz, haben gelesen, Didgeridoo gespielt und Geli hat gemalt. Direkt von unserem Stellplatz aus konnten wir auf den offenen Anhänger aufsteigen, der uns dann bis zum Fuß der Klippen des Cape Kidnappers brachte. Der Name des Unternehmens „Gannet Beach Adventure“ entpuppte sich als richtig gewählt. Die Fahrt entlang der Klippen musste zum Teil auch durch das Wasser erfolgen, da einfach nicht genug Platz für die Durchfahrt vorhanden war. Es war zwar etwas holprig aber noch im Rahmen des Vertretbaren. Zweimal hat der Traktor sich festgefahren und war einmal nur durch einen zweiten wieder freizubekommen. So dauerte die Anfahrt wohl etwas länger als geplant und am Kap blieben uns nur 75 Minuten. Ein steiler Aufstieg auf die Klippen ermöglichte es uns dann sehr nahe an die Australtölpel heranzukommen. Ähnlich wie in Muriwai ist auch hier die Zahl der Tölpel ansteigend, so dass sie ihre Nistplätze immer weiter in Landesinnere verlegen müssen. Absperrungen verhindern, dass die Menschen den Tieren zu nahe kommen und eventuell das Brutverhalten beeinflussen. Aber auch so kommt man erstaunlich nah an diese wunderschönen Vögel heran, die sich scheinbar durch die Menschen überhaupt nicht stören lassen. Leider war die Zeit, die wir direkt bei den Tölpeln verbringen konnten etwas knapp, aber wir waren dennoch froh, dass wir nicht versucht hatten das Kap zu Fuß zu erreichen. Im letzten Winter sind wohl weite Teile des Strandes weggespült worden, so dass es nicht mehr möglich ist, trockenen Fußes zu den Tölpeln zu gelangen. Ein ganzes Stück muss man durch das zum Teil recht tiefe Wasser waten. Außerdem erscheint uns das durch die Gezeiten vorgegebene Zeitfenster etwas knapp für einen derartigen Marsch. Nach gut 4 Stunden waren wir wieder auf dem Campingplatz und der Ausflug zu den Gannets hat sich trotz der knappen Zeit vor Ort gelohnt. Die Tour auf dem Traktorhänger war sehr locker aber dennoch informativ, es hat einfach Spaß gemacht.

Montag, 13.01.03

Am nächsten Tag war es recht frisch und ungemütlich mit zeitweiligem Regen, so dass wir zunächst nach Hastings  fuhren, um unsere Vorräte aufzufüllen und in einem Internet-Cafe unsere Mailbox abzufragen. Von Hastings fuhren wir an die Strände südlich des Cape Kidnappers, die zwar etwas umständlich zu erreichen aber dennoch bei Surfern und Schwimmern gleichermaßen beliebt sind. Unseren Plan von Waimarama  ein Stück am Strand entlang zu wandern, um zu einer Stelle zu gelangen, an der runde Steine ähnlich den Moeraki Bouldern auf der Südinsel zu finden sind, mussten wir aufgrund des hohen Wasserstandes aufgeben. Auf die einsetzende Ebbe zu warten hatten wir jedoch keine Lust. Wir wanderten stattdessen ein kleines Stück am Strand von Ocean Beach , wenige Kilometer nördlich von Waimarama, entlang und fuhren dann wieder nach Hastings zurück, da es an den Stränden keine Übernachtungsmöglichkeit gab. Auf dem Rückweg stoppten wir am Arataki Honey Shop und probierten und kauften leckeren neuseeländischen Honig direkt vom Erzeuger. Der Holiday Park von Hastings wurde dann unsere Bleibe für die Nacht.

Dienstag, 14.01.03

Einem alten Maori Track folgend, der heute als teilweise noch unbefestigte Strasse ausgebaut ist, verließen wir die Hawkes Bay. Die Strasse führte uns durch die größtenteils unzugänglichen Kaweka und Ruahine Ranges von Fernhill in der Nähe von Hastings bis nach Taihape am Highway 1. Diese Strecke abseits der gängigen Touristenrouten ist landschaftlich sehr reizvoll und auch auf den nicht asphaltierten Abschnitten sehr gut befahrbar, man kommt allerdings nur langsam voran. Von Taihape aus folgten wir dem Highway 1 in nördlicher Richtung. Östlich des Tongariro National Parks führt der Highway durch die Rangipo Desert und bietet schöne Ausblicke auf die Gipfel des Nationalparks. Leider war es heute noch nicht so wolkenlos wie wir es uns erhofft hatten, aber dennoch sind der Mt. Ruapehu, der Mt. Ngauruhoe und der Namensgebende Mt. Tongariro sehr imposant. Über die Highways 46, 47 und 48 erreichten wir Whakapapa, das touristischen Zentrum des Nationalparks auf über 1.100 m Höhe. Wir reservierten uns für die nächsten beiden Nächte einen Stellplatz auf dem Holiday Park und verschafften uns im Visitor Centre einen ersten Überblick über den Tongariro National Park. Einer Maori-Legende zufolge entstanden die Vulkane durch den Hilferuf eines Hohepriester, der bei einer Wanderung auf dem Ngauruhoe von einem Schneesturm überrascht wurde und seine Götter um lebensrettende Wärme bat. Sie schickten diese Wärme auf unterirdischem Wege von Hawaiiki hierher, wo sie in Form von Vulkanismus an die Oberfläche kam. Der Hohepriester war gerettet und die Geothermische Energie hatte Neuseeland erreicht. Für die westlichen Wissenschaftler beruht die Geothermische Aktivität Neuseelands auf der Tatsache, das das Land an der Stelle liegt wo die pazifische, die indoaustralische und die antarktische Kontinentalplatte aufeinander treffen. Einem weitsichtigen Maori-Häuptling, der durch die zunehmende Besiedlung seines Landes durch weiße Einwanderer um die Zukunft der für sein Volk heiligen Berge bangte, ist es zu verdanken, dass das Gebiet als erster Nationalparks Neuseelands unter Schutz gestellt wurde. Im Jahr 1887 schenkte er das Gebiet dem neuseeländischen Volk bzw. der Regierung, die es dann unter Schutz stellte. Heute ist der Park sowohl aufgrund seiner kulturellen Bedeutung als auch wegen der einmaligen Natur auf der Unesco-Liste „Erbe der Menschheit“ eingetragen. Wir spazierten nach dem Abendessen noch einmal ein Stück die Strasse entlang, um einen Blick auf das 1929 fertig gestellte Luxushotel The Grand Chateau vor der Kulisse des 2.797 m hohen Mt. Ruapehu zu werfen. Aufgrund der Höhenlage ist es hier auch empfindlich kalt und in der Nacht müssen wir wohl sogar mit Frost rechnen. Zum Glück hat unser Auto eine gut funktionierende Heizung, so dass wir nicht frieren müssen.

Mittwoch, 15.01.03

Der Frost ist uns zwar erspart geblieben, aber es waren nur 2° C als wir aufgestanden sind. Dafür begrüßte uns der Tag mit strahlendem Wetter und fast wolkenlosem Himmel, so wie wir es uns gewünscht hatten. Wir fuhren den Highway 48 weiter an den Hängen des Mt. Ruapehu hinauf bis zu ihrem Ende in der Whakapapa Ski Area. Zwei Sessellifte brachten uns hoch hinauf an die Nordflanke des Mt. Ruapehu, dem höchsten Berg der Nordinsel. Von der Bergstation wanderten wir noch ein Stück weiter hinauf, bis die teilweise vereisten Schneefelder ein weiteres Fortkommen erschwerten. Auf der Rückfahrt hatten wir vom Sessellift einen schönen Blick auf den 2.287 m hohen Mt. Ngauruhoe. Ein kurzer Spaziergang von der Talstation führte uns zu einer Klippe, über deren Rand wir den Mt. Ngauruhoe, seinen kleinen Nachbarn Mt. Pukekaikiore (1.692 m) und den Mt. Tongariro (1.967 m) überblicken konnten. Wir fuhren dann bis zur Einmündung des Highway 48 in den Highway 47 zurück und buchten bei Mountain Air einen Rundflug über den Tongariro National Park. Im Mittelpunkt des Parks stehen die drei aktiven Vulkane Ngauruhoe, Ruapehu und Tongariro. Ältester und kleinster der drei Vulkane ist Mt. Tongariro, der vermutlich vor 1.5 bis 2 Millionen Jahren entstand. Seine 12 Nebenkrater, sogenannte Parasitärkrater, sind heute z. T. von giftgrünen Kraterseen gefüllt. An seiner Nordseite liegen die heißen Thermalquellen Ketetahi, denen die Maori eine heilende Wirkung zusprechen. Zusammen mit dem 1929 zum letzten Mal ausgebrochenen Red Crater zeugen sie davon, dass dieses nördliche Gebiet keinesfalls zur Ruhe gekommen ist. Jüngster und aktivster Vulkangipfel ist Mt. Ngauruhoe. Er entstand vermutlich erst vor 2.500 Jahren. Aus seinem charakteristisch geformten Schichtkegel steigen häufig Rauch- und Aschewolken empor. Der letzte Lavaauswurf, der mehrere Monate andauerte, war 1954. Mit 2.797 m ist der immer schneebedeckte Mt. Ruapehu höchster Berg der Nordinsel. Seine drei Gipfel erstrecken sich über 3 km, und ein grauer dampfender See füllt das zentrale Kraterbecken. 1945 schleuderte der Vulkan Aschemassen in einem Umkreis von 90 km aus. Seine Aktivität dauerte damals ein Jahr. 9 Jahre später explodierte er ein weiteres Mal und schleuderte Gestein und Lava bis zu 300 m hoch. Im Herbst 1995 erwachte das „explodierende Loch“, wie der Maori-Name übersetzt lautet, erneut und stieß Dampf- und Aschewolken aus. Lavabrocken wurden bis zu 12 km hoch in die Luft geschleudert, woraufhin die Regierung die Alarmstufe 4 verhängte und Teile der Bevölkerung evakuierte.

Der Rundflug, der eine gute halbe Stunde gedauert hat, führte uns über die Crater des Mt. Tongariro, die Ketetahi Hot Springs, den Blue Lake, die Emerald Lakes, den Mt. Ngauruhoe mit seiner kegelförmigen Spitze, den Upper und Lower Tama Lake und schließlich zum wahrlich krönenden Abschluss über die drei Gipfel des Mt. Ruapehu mit dem brodelnden und dampfenden See, der das zentrale Kraterbecken füllt. Auf dem Rückweg zum Campingplatz machten wir uns noch auf den kurzen Weg zu den Tawhai Falls, der direkt an der Strasse beginnt. Durch Südbuchenwald mit vereinzelten Alpinen Blatteiben kamen wir zu den Fällen, die sich über den Rand eines erkalteten Lavastroms ergießen. Wir waren überrascht, das die Fälle eindrucksvoller waren als wir es erwartet hatten, was vermutlich vom Schmelzwasser des Mt. Ruapehu herrührt, das den Wasserstrom anschwellen lässt. Ein weiteres Foto vom Grand Chateau mit dem wolkenlosen Ruapehu im Hintergrund bildete dann den Abschluss des Tages. Auf dem Campingplatz haben wir uns dann noch eine ganze Zeit mit einem Paar aus Bremen unterhalten, die uns heute Morgen angesprochen hatten. Sie waren schon drei Monate in Australien und bleiben jetzt vier Monate in Neuseeland. So konnten wir einige Reiseerfahrungen austauschen.

Donnerstag, 16.01.03

Auch heute hatten wir wieder einen wunderschönen Tag im Tongariro National Park mit Sonne und fast wolkenlosen Himmel. Für uns war dieser Tag noch aus einem anderen Grund etwas besonderes, wir sind heute seit genau 20 Jahren zusammen. Wir begannen unseren Jahrestag mit einer Wanderung auf dem Taranaki Falls Walk, einem 6 km langen Weg, der direkt im Whakapapa Village beginnt. Die Hauptattraktion dieses Weges ist natürlich der Taranaki Fall, der über den Rand eines 15.000 Jahre alten Lavastroms 20 m tief in einen Felsenumsäumten Pool stürzt. Unterhalb der Wasserfälle bietet sich am Weg immer wieder ein interessanter Ausblick in die ausgewaschene Schlucht des Wairere Stream. Außerdem eröffnet der Weg herrliche Aussichten auf den Mt. Ngauruhoe, Mt. Tongariro und Mt. Ruapehu. Mit Pausen und vielen Fotostopps benötigten wir für den Weg knapp 2½ Stunden. Wir verließen den Tongariro National Park und folgten dann dem Highway 4 in südlicher Richtung bis nach Raetihi. Hier bogen wir auf die Whanganui River Road ab, eine kleine Nebenstrasse, die größtenteils dem Tal des Whanganui River folgt. Auf zunächst asphaltierter, bald aber nur noch geschotterter und immer schmaler werdender Strasse erreichten wir nach 28 km Pipiriki, wo die Strasse auf den Whanganui River trifft. Der kleine Ort ist das Zentrum des Whanganui National Parks, der die Schlucht des Whanganui Rivers inmitten der dschungelartigen Vegetation unter Schutz stellt. Von hier aus führt die River Road immer am Flussufer des 350 km langen Whanganui entlang, der damit der längste schiffbare Fluss Neuseelands ist. Immer wieder bieten sich wunderschöne Blicke in die Schlucht des Flusses und die Fahrt auf der engen und kurvenreichen Strecke ist zwar etwas anstrengend, entschädigt aber aufgrund der landschaftlichen Schönheit für die Mühe. Der etwa 40 km lange geschotterte Abschnitt ist zudem in einem sehr guten Zustand und lässt sich problemlos befahren. Im undurchdringlichen Busch, der direkt neben der Strasse beginnt, leben noch viele Kiwis und andere Tiere in ungestörter und unzerstörter Natur. Am Wegesrand liegen einige verlassene und manche mehrheitlich von Maori bewohnte kleine Ortschaften, alte Missionsstationen und Sägemühlen. Kurz vor Wanganui trifft die River Road wieder auf den Highway 4. In Wanganui, auf halbem Wege zwischen Wellington und New Plymouth gelegen und damit ein Zentrum der Westküste, fanden wir auf einem Campingplatz einen Stellplatz direkt am Ufer des Whanganui River.

Freitag, 17.01.03

In Wanganui , auf halbem Wege zwischen Wellington und New Plymouth gelegen und damit ein Zentrum der Westküste, fanden wir auf einem Campingplatz einen Stellplatz direkt am Ufer des Whanganui River. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten, schlenderten wir durch die Victoria Avenue, die Flaniermeile von Wanganui. Schöne alte Häuser, Gaslampen, schmiedeeiserne Bänke,  Zierpalmen und aufgrund des jährlichen Blumenfestivals „Wanganui in Bloom“ hunderte von Blumenkörben schmücken die Fußgängerzone im Zentrum der Stadt. Am Ende der Victoria Avenue, auf der anderen Seite des Flusses, erhebt sich der Durie Hill. Ein historischer Aufzug aus dem Jahr 1919 im Berginneren überwindet die 66 m Höhenunterschied bis zum Gipfel in einer Minute. Ein Fußgängertunnel verbindet die Strasse mit dem Aufzug. Die 176 Stufen der Wendeltreppe innerhalb des 34 m hohen War Memorial Tower auf dem Durie Hill erfordern dagegen ein wenig Anstrengung. Oben angekommen belohnt einen das Panorama über die Stadt bis zur Tasmansee, zum Mt. Taranaki und zu den Gipfeln des Tongariro National Parks für die Mühe. Für das 1925 errichtete Mahnmal des Ersten Weltkrieges wurde Sandstein verwendet, der sehr viele versteinerte Muscheln enthält. Auf dem Highway 3 verließen wir Wanganui in südöstlicher Richtung. Hinter Palmerston North machten wir in der schönen Manawatu Gorge, einer engen Schlucht des gleichnamigen Flusses eine kurze Pause. In Woodville bogen wir auf den Highway 2 in Richtung Wellington ab. An dieser Strecke liegt, dreißig Kilometer nördlich von Masterton das vom Department of Conservation geführte Mount Bruce National Wildlife Centre. In einem Stück erhaltenen, ursprünglichen Regenwald befindet sich die weltweit größte Kollektion seltener und zum Teil vom Aussterben bedrohter neuseeländischer Vögel. Sattelstare, Stitchbirds, Kokakos, Kakariki, Kaka und Takahe leben in großen Volieren. Bei einem Spaziergang durch den Regenwald, den „Forty Mile Bush“, trifft man auf Baumfarne und Rimu-, Rata-, Hinau-, Tawa- und Kahikatea-Bäume. Auch der nachtaktive Kiwi, die Brückenechse (Tuatara) und Aale sind hier vertreten. In Masterton, dem Zentrum der ländlichen Wairarapa-Region fanden wir einen Stellplatz auf dem Mawley Park Motor Camp.

Samstag, 18.01.03

Beim Einchecken war mir eine Broschüre von Castlepoint in die Hände gefallen, auf der ein Leuchtturm auf einer schönen Klippe zu sehen war. Wir beschlossen, den Abstecher von 65 km an den Strand von Castlepoint zu machen und uns diesen Leuchtturm anzusehen. Die kleine Nebenstrasse, die von Masterton an die Küste führt ist sogar durchgehend asphaltiert und führt durch das schöne von Schafen und Kühen beweidete grüne Hügelland, das so typisch für Neuseeland ist. Der kleine Ferienort Castlepoint verdankt seinen Namen James Cook, den der beeindruckende 162 m hohe Felsen an eine Burg erinnerte und dem er deshalb schon 1770 den Namen Castle Rock gab. Der 23 m hohe Leuchtturm von Castlepoint thront 52 m über dem Meer auf einer Klippe und schickt sein Licht 48 km weit auf den Pazifik hinaus. Er wurde in England gebaut und verrichtet seit 1913 an dieser Stelle seinen Dienst. Ein Vorgelagertes Riff verbindet die Klippen und schafft so eine geschützte Lagune, die sich hervorragend zum Schwimmen eignet. Bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Masterton machten, habe ich in der kleinen Kapelle „St. Peters by the Sea“, die direkt am Strand steht, noch ein paar Minuten Didgeridoo gespielt. Die Akustik war sehr gut, der ganze Raum war vom Klang des Didge erfüllt. Von Masterton aus folgten wir weiter dem Highway 2 in Richtung Wellington. In Carterton wollten wir uns die Paua Shell Factory ansehen, mussten uns aber mit dem Shop begnügen, da in der Fabrik am heutigen Samstag nicht gearbeitet wurde. In Greytown verließen wir den Highway und fuhren auf einer kleinen Nebenstrasse an die Palliser Bay, wo wir auf dem Lake Ferry Motor Camp einen Platz für die Nacht fanden. Der Platz liegt sehr schön am Lake Onoke, der eigentlich gar kein See ist sondern eine durch eine Landzunge von der Palliser Bay getrennte Lagune. Nach dem Abendessen unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang und zum Sonnenuntergang gingen wir an den Lake Onoke.

Sonntag, 19.01.03

In der Nacht war ein Sturm aufgekommen, der sich auch am Morgen noch nicht wieder gelegt hatte. Der Wind rüttelte und schüttelte an der Plane unseres Aufstelldaches und die Zelter hatten Probleme ihre Zelte abzubauen. Wir machten uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel, dem Cape Palliser, dem südlichsten Punkt der Nordinsel. Die knapp 40 km lange, zum Teil unbefestigte Strasse von Lake Ferry zum Kap ist landschaftlich sehr reizvoll. Eingezwängt zwischen dem Pazifik und den Hängen der Aorangi Range schlängelt sie sich in Richtung Süden. Die Küstenlandschaft ist sehr schön und der Kontrast zwischen dem türkisblauen Meer und den Grasbewachsenen Klippen erhöht noch den landschaftlichen Reiz. Über Ngawi, eine von der Zeit vergessene kleine Fischersiedlung, deren Erscheinungsbild von den Bulldozern bestimmt wird, mit denen die Fischerboote zu Wasser gelassen werden, erreichten wir schließlich das Ende der Strasse unterhalb des rotweißen Leuchtturms. Das Cape Palliser Lighthouse steht auf Klippe in einer Höhe von 78 m über dem Meer. Der Turm ist 18 m hoch und sein Licht scheint bereist seit 1897 alle 20 Sekunden bis zu 48 km weit auf den Pazifik hinaus. Über eine steile Treppe aus 258 Stufen erklommen wir die Klippe und genossen die spektakuläre Aussicht vom Fuße des Turmes auf die Küste. Auf der Klippe war es so stürmisch, dass wir zeitweise Schwierigkeiten hatten uns auf den Beinen zu halten. Eine weitere Attraktion des Cape Palliser wartete an der Küste unterhalb der Klippen auf uns, die größte Robbenkolonie der Nordinsel. Die Tiere lagen verstreut in Felsen und ließen uns erstaunlich nahe herankommen. Auf einer Vorgelagerten Insel konnten wir dann sogar Jungtiere beobachten. Der Sturm nahm immer noch an Stärke zu und auf dem Meer wurden die Wellen und Schaumkronen immer gewaltiger. So gaben wir unseren Plan auf irgendwo am Kap zu übernachten und machten uns stattdessen auf den Weg nach Wellington. Über Featherston und einen über 500 m hohen Pass über die Rimutaka Range erreichten wir Lower Hutt, einen Vorort Wellingtons. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer bis zur neuseeländischen Hauptstadt und zum Fähranleger zur Südinsel. So reservierten wir den Stellplatz auf dem Hutt Park Holiday Park gleich für die nächsten drei Nächte, so dass uns für die Erkundung von Wellington genug Zeit bleibt. 

Montag, 20.01.03

Wellington, die Hauptstadt Neuseelands hat, inklusive der Randgemeinden etwa 375.000 Einwohner. Sie liegt an der Südspitze der Nordinsel, an der stürmischen Cook Strait, was ihr den Spitznamen "Windy City" eingebracht hat. Vormals nur als Sitz des Parlaments und der staatlichen Verwaltung von Neuseeland bekannt, hat sich Wellington in den 1980er- und 1990er-Jahren zu einer lebendigen und ambitionierten Kulturmetropole entwickelt. Die an einer der schönsten Hafenbuchten der Welt gelegene Stadt ist vollen Kunst- und Kulturschätze. Das New Zealand Te Papa Tongarewa Museum, das Royal New Zealand Ballet, das New Zealand Symphony Orchestra, die New Zealand Opera und die New Zealand School of Dance sind hier zu Hause. Wellington ist die klassische kleine Hauptstadt: geschäftig und gewichtig und zugleich behaglich provinziell. Bereits in der frühesten Geschichte Neuseelands spielt die Bucht, an der heute die Hauptstadt des Landes liegt, eine wichtige Rolle: Als der mythologische Held Maui die neuseeländische Nordinsel als Fisch aus dem Meer holte, schnappte der Fisch mit dem Hafen von Wellington zu. Das „Maul des Fisches von Maui“ ist heute einer der schönsten Naturhäfen des Landes. Der gleiche Hafen ist auch sichere Zuflucht vor den Unwettern der Cook Strait, die ebenfalls mit der Maori-Mythologie verwoben sind: Wenn Tawhiri-Ma-Tea, der Gott des Windes und des Sturms, seine Schlachten mit den Göttern der Erde ausficht, ist es nicht verwunderlich, dass die Hauptstadt und die südliche Meeresstraße zu den stürmischsten Gebieten Neuseelands zählt. Zum Sturm kam in der Nacht auch noch leichter Sprühregen, so dass wir uns schon auf einen Tag im Museum eingerichtet haben. Unser erster Weg führte uns jedoch zum Fährterminal der Interislander Ferries, die die Nord- und Südinsel miteinander verbinden. Ohne Probleme bekamen wir eine Passage für Übermorgen. In der Innenstadt angekommen hatte sich das Wetter soweit beruhigt, dass wir statt des Museumsbesuches doch einen Spaziergang durch die Stadt machen konnten. Wir begannen am Civic Square, dem 1991/92 aus einer ehemaligen Geschäftstrasse entstandenen Herz der Wellingtoner Kulturszene. Der in warmen Erdfarben gepflasterte Platz überrascht mit einer Vielzahl großer Skulpturen und bietet Zugang zu verschiedenen öffentlichen Museen und Kulturinstitutionen. Die Stadtbibliothek, das Visitor Information Centre, das City Council Building, die City Galery und die Konzerthallen der Town Hall und des Michael Fowler Centre gruppieren sich um den Civic Square. Die Veranstaltung in der Cuba Street, von der wir im Radio gehört hatten, erfüllte nicht so ganz unsere Erwartungen, die Veranstaltungen waren mehr auf Kinder ausgerichtet. Nachdem wir ein Stück am Lambton Harbour spazieren gegangen waren und den Blick über das Hafenbecken auf die Skyline genossen hatten, machten wir uns mit dem Auto auf die Marine Drive Tour. Die Strasse entlang der Oriental Bay, in der auch der Hafen von Wellington liegt, führt über die Owhiro Bay hinaus zur Meerenge der Cook Strait. Die Strecke gehört ohne Zweifel mit zu den schönsten Küstenrouten Neuseelands. An wolkenlosen Tagen bieten sich immer wieder wunderschöne Ausblicke über die verschiedenen Buchten und aufziehende Stürme verleihen der Küste eine düstere Dramatik. Man kommt an malerischen Buchten mit geschützten Stränden vorbei, hin und wieder berührt man die Vorstädte Wellingtons, wo die Holzvillen an den steilen Hügeln ins Meer zu stürzen scheinen. Von der Owhiro Bay machten wir uns auf den Rückweg nach Lower Hutt und machten es uns auf dem Campingplatz gemütlich.

Dienstag, 21.01.03

Heute Morgen war es so schön und warm, dass wir wieder einmal draußen frühstücken konnten. Wir begannen unseren „Wellington-Tag“ mit der steilen Auffahrt auf den 196 m hohen Mt. Victoria, der sich östlich der Innenstadt, oberhalb der Oriental Bay erhebt. Die Aussichtsplattform bietet den wohl schönsten Blick auf die Stadt, den Hafen und das Umland. In der Nähe des Civic Square fanden wir wieder einen Parkplatz und starteten auch unseren Rundgang auf dem von der schwebenden Farnkugel des Künstlers Neil Dawson beherrschten Platz. Über den Lambton Quay, die auch „The Golden Mile“ genannte Haupteinkaufsstrasse Wellingtons spazierten wir durch das Stadtzentrum. Der etwa einen Kilometer lange Boulevard ist von belebten Arkadengängen, Einkaufszentren und Fußgängerzonen gesäumt. Am Ende des Lambton Quay liegen die Parlamentsgebäude Neuseelands. Das Old Government Building ist das größte vollständig aus Holz erbaute Gebäude der südlichen Hemisphäre. Dabei sieht der 1876 fertig gestellte, prachtvolle Bau aus, als sei er aus Stein gebaut. Nach dem Auszug der letzten Regierungsstellen 1990 befand sich der Bau in einem bedauernswerten Zustand. Nach einer über fünfjährigen Renovierungszeit wurde das im alten Glanz erstrahlende Gebäude im Januar 1996 wiedereröffnet. Heute werden die Räumlichkeiten von der Victoria Universität genutzt. Vor dem Gebäude standen einige Rata-Bäume noch in voller Blüte. Die heute genutzten Parlamentsgebäude bestehen aus drei Gebäuden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Am auffälligsten ist zweifelsohne der den Parlamentariern vorbehaltene „Executive Wing“, der als Beehive zum Wahrzeichen Wellingtons geworden ist. Böse Zungen behaupten, dass ausschließlich die Form des 1980 fertig gestellten Gebäudes für den Spitznamen verantwortlich ist, keinesfalls der Fleiß seiner Bewohner. Daneben steht das 1922 im neoklassizistischen Stil fertig gestellte Parlamentsgebäude, auch „Legislative Chambers“ genannt. Die sich daran anschließende Nationalbibliothek aus dem Jahr 1899 im Stil der Neogotik bildet den Abschluss dieses schon etwas seltsam anmutenden Dreiergespanns. Die Wellington Cathedral of St. Paul ist eine äußerlich eher schlichte romanische Kirche, deren Inneres aber durch die kunstvollen bleiverglasten Fenster sehr beeindruckend ist. Die Old St. Paul´s Church aus dem Jahr 1866 ist ein kolonialer Prachtbau im Stil der frühen englischen Gotik. Bis 1964 diente die komplett aus einheimischen Hölzern erbaute Kirche als Kathedrale von Wellington. 1966 kaufte die Regierung die Kirche, um sie vor dem drohenden Abriss zu retten und schenkte sie dem Volk. Nach vierjähriger Restaurierung wird sie heute für Hochzeiten, Beerdigungen und verschiedene kulturelle und musikalische Veranstaltungen genutzt. Vorbei am Hauptbahnhof gelangten wir an den Lambton Harbour und gingen immer am Wasser entlang zurück zu unserem Auto. Dabei konnten wir uns „The Lynx“, die neue doppelrumpfige Schnellfähre ansehen, mit der wir morgen auf die Südinsel übersetzen werden. Etwas fußlahm fuhren wir zum Campingplatz zurück und genossen den sonnigen Nachmittag.

Mittwoch, 22.01.03

Unser letzter Tag auf der Nordinsel war etwas trübe und zeitweilig gab es sogar leichten Nieselregen. Für uns war das allerdings nicht weiter tragisch, da wir uns für den Vormittag vorgenommen hatten unsere Homepage zu aktualisieren, die Konten abzugleichen und E-Mails zu lesen und zu schreiben. Nach etwa 2½ Stunden im Internetcafe hatten wir alles erledigt und spazierten noch ein wenig durch die Innenstadt. Sehr zeitig waren wir dann am Fähranleger der „The Lynx“, der neuen, im Jahr 2000 in Hobart gebauten Schnellfähre. Die Lynx ist 98 m lang und kann bis zu 840 Passagiere und 230 Fahrzeuge befördern. Die Aussagen der Werbebroschüre, dass die Lynx nicht nur der schnellste, sondern auch der sanfteste und luxuriöseste Weg über die Cook Strait ist, waren nicht übertrieben. In Flugzeugsesseln oder an kleinen Cocktailtischen konnte man es sich gemütlich machen und die 135minütige Überfahrt war trotz des sehr kräftigen Windes in keiner Weise unangenehm. Genau 6 Wochen waren wir jetzt auf der Nordinsel unterwegs, haben fast 6.000 km zurückgelegt und alles gesehen, was uns interessiert. Noch dazu hatten wir nur etwa 3 Tage schlechtes Wetter und konnten die meiste Zeit sommerlich warmes Wetter genießen, womit wir wirklich nicht gerechnet hatten. In Picton angekommen, fanden wir mit dem Waikawa Bay Holiday Park einen sehr gemütlichen und liebevoll ausgestatteten Campingplatz für unsere erste Nacht auf der Südinsel.

Donnerstag, 23.01.03

Der kleine Ort Picton wurde zum Einfallstor zur Südinsel, nachdem 1962 erstmals die Cook Strait mit einer modernen Autofähre überquert wurde. Im 19. Jahrhundert war Picton ein Zentrum der Walfangindustrie und kurzfristig die Hauptstadt der Region Marlborough. Diesen Status verlor Picton zwar 1866 an das größere und zentraler gelegene Blenheim, was aber Picton aufgrund seiner herausregenden geographischen Lage am Queen Charlotte Sound keinen Abbruch getan hat. Der Ort liegt wirklich wunderschön eingerahmt zwischen den Bergen und dem Meer und ist heute mit seinem hübschen Stadtbild ein touristisches Zentrum und bei Wassersportlern aller Art beliebt. Wir schlenderten durch die High Street, die Hauptstrasse Pictons bis zum Hafen hinunter und genossen den Blick von den gepflegten Parkanlagen hinaus auf den Queen Charlotte Sound. Statt auf dem Highway 1 die Fahrt an der Westküste in südlicher Richtung fortzusetzen, wählten wir den Weg über die schmale, teilweise unbefestigt Port Underwood Road. Diese Strasse schlängelt sich immer an der Küste entlang und bietet zahlreiche spektakuläre Ausblicke auf die vielen kleinen Buchten des Queen Charlotte Sound und der Cloudy Bay. Nördlich von Rarangi fanden wir an der Whites Bay einen Stellplatz auf einem vom Department of Conservation unterhaltenen Campingplatz direkt am Meer. Eine Österreicherin, die mit Ihrem Freund für 4 Monate unterwegs ist und der unser Auto aufgefallen war, gab uns den Tipp, dass in der Bucht ein Pinguin aufhält. Auf einem kurzen Spaziergang hatten wir dann auch tatsächlich das Glück den einzelnen Dickschnabelpinguin im Wald nahe der Küste anzutreffen. Das etwa 60 cm große Tier war auch überhaupt nicht scheu und wir konnten in aller Ruhe Fotos machen. Wir genossen den Abend auf diesem Platz inmitten der unberührten Natur.

Freitag, 24.01.03

Bei 12° C Lufttemperatur ging es am nächsten Morgen in die Fluten der Whites Bay. Unsere Hoffnung, dass das Wasser wesentlich wärmer sein würde als die Luft wurde jedoch jäh enttäuscht als wir den ersten Fuß ins Wasser setzten. Das Wasser war so kalt, dass ein leichtes Beißen auf der Haut zu spüren war und als wir endlich ganz drin waren, blieb uns fast die Luft weg. Das Thermometer in meiner Armbanduhr zeigte dann 14° C an, aber ich glaube, ich war nicht lange genug im Wasser, um eine richtige Messung zu ermöglichen. Es kam uns noch kälter vor. Die kalten Duschen des Campingplatzes brachten auch keine richtige Erwärmung, so dass wir im Auto erst einmal die Heizung angemacht haben. Einen Vorteil hat ein solches Morgenprogramm auf jeden Fall, man spürt mit jeder Faser seines Körpers, dass man lebt!

Nach dem Frühstück gingen wir dann noch einmal zu „unserem“ Dickschnabelpinguin, der aber nicht so recht auf Besuch eingestimmt war. Kaum sah er uns kommen, drehte er uns den Rücken zu und hat uns ignoriert. Zum Abschluss unseres Besuches habe ich mir noch die alte Cable Station aus dem Jahr 1867 angesehen. Nachdem 1866 das erste Telegraphenkabel zwischen der Nord- und Südinsel verlegt worden war, wurde hier in der Whites Bay eine kleine Telegraphenstation eingerichtet und bis 1895 betrieben. Über Rarangi erreichten wir bei Tuamarina den Highway 1. Ehe wir diesem in südlicher Richtung folgten stoppten wir an der Käsefabrik des kleinen Ortes und probierten und kauften leckeren Käse. Leider war eine Besichtigung der Fabrik hier nicht möglich. In Blenheim kauften wir ein paar Vorräte ein und besuchten etwas südlich der Stadt die Montana Winery, eines der größten Weingüter des Landes. Die knapp einstündige Führung durch die Anlage mit anschließender Probe war sehr interessant und der Wein sehr schmackhaft. Im Shop kauften wir dann auch noch ein paar Flaschen und gingen etwas bedudelt von der Weinprobe zum Auto zurück. Hier mussten wir erst einmal etwas essen und eine kurze Pause einlegen, um wieder fahrtüchtig zu werden. Ein kurzer Abstecher von der Hauptstrasse führte uns zu der Salinenanlage am Lake Grassmere, die mehr als ein Drittel der Seefläche einnimmt. Nach dem Beginn der Salzgewinnung 1952 übersteigt die Produktion mittlerweile 50.000 Tonnen im Jahr, die als Tafelsalz, Soda oder zur industriellen Nutzung auf den Markt kommen. Etwa auf halber Strecke zwischen Blenheim und Kaikoura zog plötzlich eine Wetterfront auf, binnen weniger Minuten sank die Temperatur von 28 auf 14 Grad und es fing an zu regnen. Knapp 25 km nördlich von Kaikoura, unserem heutigen Etappenziel, erreichten wir die Ohau Point Seal Colony. Neuseeländische Pelzrobben bevölkern hier einen mehrere Kilometer langen Strandabschnitt. Verschiedene Haltebuchten bieten hervorragende Möglichkeiten die Robben zu beobachten. Wir hatten zudem noch das Glück einen Zwergpinguin beobachten zu können, der sich in der Böschung oberhalb der Klippen einen Ruheplatz gesucht hatte. So war es für uns trotz des trüben Wetters und der damit verbundenen ungemütlichen Beobachtungen ein schönes Erlebnis. Das Wetter änderte sich leider auch nicht mehr, so dass wir in Kaikoura in strömendem Regen den Campingplatz erreichten. Kaikoura liegt sehr schön auf einer lang gestreckten Halbinsel im Südpazifik mit den teilweise schneebedeckten Gipfeln der Kaikoura Range als kontrastreiche Kulisse. Kaikoura verdankt seinen Namen einer Meeresspezialität, die hier gefangen wird, dem hummerähnlichen Crayfish. In der Sprache der Maori bedeutet „Kai“ entweder „Essen“ oder „Kochen“ und „Koura“ ist der „Crayfish“ – damit ist Kaikoura der „Ort an dem der Crayfish gekocht (gegessen) wird“. Vor der Küste Kaikouras leben unwahrscheinlich viele Meeressäuger, was auf den, durch das Zusammenspiel von tiefem Wasser, kalten und warmen Strömungen bedingten Nahrungsüberfluss zurückzuführen ist. Neben den verschiedenen Walen und Delfinen leben Robben und zahlreiche Seevögel, darunter verschiedene Albatrosarten, dauerhaft vor der Küste Kaikouras, weitere Arten machen während ihrer jährlichen Wanderungen hier Station. Mitte des 19. Jahrhunderts war Kaikoura daher eine Hochburg der Walfangindustrie und in gewisser Weise ist es das auch noch heute. Foto- und Filmkameras haben heute die Harpunen abgelöst, aber noch immer verdankt der Ort den Meeresbewohnern seine wirtschaftliche Grundlage. Wir beschlossen, erst einmal die weitere Wetterentwicklung abzuwarten, ehe wir eine Walbeobachtungstour buchen und haben den Campingplatz schon gleich für zwei Nächte reserviert.

Samstag, 25.01.03

Der Regen ließ zwar in der Nacht nach, aber dafür kam der Wind umso mehr auf. Der Morgen begrüßte uns mit blauem Himmel und Sturm. Wir ließen das Auto auf dem Campingplatz stehen und machten uns mit unseren Rädern auf den Weg. Erste Station war das Büro von Whale Watch Kaikoura, der Firma, bei der wir vor über 10 Jahren die erste Walbeobachtungsfahrt unseres Lebens gemacht hatten. Aufgrund des starken Windes waren für heute alle Fahrten gestrichen worden. So fuhren wir durch den Ort auf die Kaikoura Halbinsel hinaus zur Robbenkolonie, wo der Peninsula Walkway beginnt. Dieser sehr schöne Weg führt als Shoreline Walk direkt an den Klippen und der Robbenkolonie entlang und als Clifftop Walk auf der Steilküste mit grandiosen Ausblicken auf die Küste und die Kaikoura Range. Da wir die Gezeiten nicht bedacht hatten und gerade Flut war, konnten wir den Shoreline Walk nicht nehmen, denn dieser ist nur bei Ebbe begehbar. Als wir gerade die Spitze der Steilküste erreicht hatten wurden wir von einem Hagelschauer überrascht, der aber zum Glück nicht sehr lange anhielt. Somit konnten wir doch noch ein Stück auf dem Clifftop Walk entlanggehen und die Aussicht genießen. Teilweise war es allerdings schwierig sich gegen den stürmischen Wind zu behaupten. Auf dem Rückweg zum Campingplatz stärkten wir uns mit Crayfish und Fish & Chips. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Roadrunner ging es dann noch einmal, diesmal zu Fuß, in den Ort. Wir bummelten durch die Hauptstrasse und fragten in einem Internet-Cafe unsere Mailbox ab. Trockenen Fußes erreichten wir wieder den Campingplatz, wo dann der nächste Schauer allerdings nicht sehr lange auf sich warten ließ. Auf der Südinsel haben wir anscheinend nicht so viel Glück mit dem Wetter wie auf der Nordinsel. In den Nachrichten wurde für die nächsten Tage jedoch Besserung in Aussicht gestellt. Sollte es auch morgen mit einer Wal-Tour nicht klappen, werden wir unsere Fahrt zunächst fortsetzen und später noch einmal nach Kaikoura zurückkehren.

Sonntag, 26.01.03

Hatte es in der Nacht noch wie aus Eimern gegossen, begrüßte uns der Morgen mit strahlend blauem Himmel und auch der Sturm hatte nachgelassen. Wieder führte uns unser erster Weg zum Büro von Whale Watch Kaikoura. Hier sagte man uns, dass zwar alle Touren am frühen Morgen ausgefallen waren und es keine generelle Freigabe für den Tag gibt, wir uns aber dennoch einbuchen könnten. Der Kapitän des jeweiligen Schiffes entscheidet dann kurzfristig, ob gefahren werden kann oder nicht. Wir reservierten für die früheste mögliche Tour, um 12:15 Uhr zwei Plätze und machten uns auf den Weg zum Kaikoura Lookout. Dieser befindet sich beim Wasserturm östlich des Ortes. Von hier hatten wir einen herrlichen Blick über Kaikoura bis hinüber zu den mit frischem Schnee bedeckten Gipfeln der Kaikoura Range. South Bay, auf der Südseite der Kaikoura Peninsula, war unser nächstes Ziel. Von hier aus gingen wir ein Stück auf dem Shoreline Walk entlang ehe wir zum „einchecken“ für unsere Wal-Tour zurück mussten. Die Tour fand dann auch tatsächlich statt und wir beugten der drohenden Seekrankheit mit Ingwertabletten vor. Nachdem wir bezahlt und uns ein Sicherheitsvideo angesehen hatten, wurden wir mit dem Bus nach South Bay gefahren, wo die Boote von Wahle Watch Kaikoura liegen. Gegen 13:00 Uhr ging es dann los. Waren wir vor 10 Jahren noch mit kleinen, offenen Zodiac-Schlauchbooten hinausgefahren, erwartete uns jetzt ein hochmodernes Schiff mit Flugzeugbestuhlung und PC-Gesteuertem Programm zur Erläuterung der geographischen Gegebenheiten und der enorm vielfältigen Meeresfauna. Sobald wir die schützende Bucht verlassen hatten, wurde das Meer recht rau und das Boot flog zum Teil richtig über die Wellen. Wir hatten Glück, gleich drei der riesigen, bis zu 20 m langen Pottwale konnten wir beobachten und auf spektakuläre Weise abtauchen sehen. Dafür hat es mit den Delfinen diesmal nicht geklappt, die Natur ist eben nicht planbar. Der Besuch einer kleinen Pelzrobbenkolonie bildete den Abschluss der gut zweistündigen Bootsfahrt, auf der wir auch zahlreiche Wasservögel, darunter auch Albatrosse zu sehen bekamen. Wir fuhren dann noch einmal zur Robbenkolonie an die Spitze der Kaikoura Peninsula und wanderten ein Stück auf dem jetzt, bei Ebbe, freigelegten Shoreline Walk entlang. Ein sehr schöner und erlebnisreicher Tag ging damit zu Ende und wir waren sehr glücklich, dass es mit der Wal-Tour doch noch geklappt hat.

Montag, 27.01.03

Der Tag begann mit trübem aber trockenem Wetter, so dass wir unseren Aufenthalt in Kaikoura mit einer Wanderung auf dem Mt. Fyffe Walking Track beendeten. Der Mt Fyffe (1.602 m) bietet an seinen Hängen noch viele Überreste der ursprünglichen neuseeländischen Vegetation, beherrscht durch Baumfarne. Wir wanderten bis zum Aussichtspunkt am Hang des Mt. Fyffe, wo der herrliche Blick auf Kaikoura und den Pazifik durch das trübe Wetter leider etwas eingeschränkt war. Auf dem Highway 1 verließen wir Kaikoura in südlicher Richtung mit dem Ziel Christchurch. Die ersten gut 20 km verläuft die Strasse dabei direkt an der Pazifikküste und bietet immer wieder spektakuläre Aussichten auf die raue Küstenlinie, verstreute Pelzrobben in den Klippen und unzählige Seevögel. Das Wetter wurde dann leider immer schlechter und den größten Teil der Strecke mussten wir in strömendem Regen zurücklegen. Da das Wetter keine großen Aktivitäten zuließ, fuhren wir in Christchurch direkt zu einem Kino und hatten Glück, keine 10 Minuten nach unserer Ankunft begann der Film „Two Weeks Notice“, eine romantischen Komödie mit Sandra Bullock und Hugh Grant in den Hauptrollen. Wir hatten bei einem unserer letzten Kinoaufenthalte eine Vorschau gesehen und wurden auch nicht enttäuscht: ein netter, unterhaltsamer Film ohne besonders viel Tiefgang – genau das richtige für diesen verregneten Nachmittag. Als wir das Kino verließen regnete es immer noch und es sollte an diesem Tag auch nicht mehr aufhören. Nachdem wir uns auf einem Campingplatz nördlich der Innenstadt eingerichtet hatten, machten wir es uns in unserem rollenden Zuhause gemütlich. Seit 2 Monaten sind wir jetzt wieder „on the Road“ und es macht unheimlich viel Spaß. Die Freiheit und Unabhängigkeit die wir hier genießen können und im normalen Alltag oftmals so sehr vermissen ist einfach ein Traum, den wir uns jetzt schon zum zweiten Mal erfüllen können.

Dienstag, 28.01.03

Als Canterbury um 1850 in großem Stil von Europäern besiedelt wurde, lebte hier der Maori-Stamm der Ngai Tahu. Bereits um 1860 hatte sich die Regierung einen Großteil des Stammesgebietes in dubiosen Transaktionen angeeignet. Die Ngai Tahu verarmten und waren deshalb unfähig, mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Siedler mitzuhalten. Es sollte bis 1997 dauern, bis der Stamm von der Regierung Neuseelands entschädigt wurde. Christchurch ist nicht nur die Hauptstadt Canterburys, sondern auch die größte Stadt auf der Südinsel und ihr wichtigstes Wirtschaftszentrum. Bereits 1850 war Christchurch als Hauptstadt geplant und angelegt worden. Bemerkenswerte Gebäude und Monumente sowie viele Parks lassen die koloniale Vergangenheit lebendig werden. Die Strassen um den Cathedral Square sind gitternetzartig angelegt und werden von vier breiten Alleen eingefasst. Dieses strenge Konzept wird durch den Avon River  aufgelockert, der sich durch Innenstadt und Grünanlagen windet. Die vielen neugotischen und edwardianischen Gebäude, die schönen Parkanlagen und das einladende Flussufer bestätigen das Urteil, Christchurch sei die „englischste Stadt außerhalb Englands“. Auch den Beinamen „Gartenstadt“ verdankt die Stadt ihrem gepflegten Erscheinungsbild. Das Wetter hatte sich beruhigt, blauer Himmel und Sonne ließen den Regen von gestern wie einen schlechten Traum erscheinen. Wir fanden in der Nähe des Cathedral Square einen Parkplatz und begannen unseren Stadtrundgang auch an diesem, im Herzen der Stadt gelegenen Platz, der von der Namensgebenden  anglikanischen Christ Church Cathedral beherrscht wird. Zwischen 1864 und 1904 wurde die Kathedrale von Christchurch als Zentrum der neuen anglikanischen Gemeinde Canterburys errichtet, und noch heute ist sie das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt. Im Kontrast zur erwürdigen Kathedrale steht seit kurzen der Millennium Chalice, ein riesiger Metallkelch aus durchbrochenen Blättermotiven. Durch die City Mall, eine reine Fußgängerzone, erreichten wir den Avon River, dem wir vorbei an den Provincial Council Buildings bis zum Rathaus am Victoria Square. Vor dem Rathaus sind die nach dem Geldgeben benannten Ferrier Fountains sehenswert, deren drei Springbrunnen wie riesige Schneeflocken am beschaulichen Avon River wirken. Auf dem Victoria Square befinden sich neben den Statuen von Königin Victoria und James Cook auch ein Stamm mit Maori-Schnitzereien. Zum Abschluss unseres Rundgangs kamen wir noch einmal auf den Cathedral Square, wo wir dem „Wizard“, einem lokalen Exzentriker, der seit Jahrzehnten hier seine Meinung zu diversen Themen verbreitet, zuhören konnten. Wir verließen die Innenstadt in südlicher Richtung und fuhren an den Hängen der Port Hills hinauf. Der Victoria Park bietet einen schönen Ausblick über die Stadt und die Canterbury Plains. Über den 332 m hohen Dyers Pass erreichten wir den zerklüfteten und lang gestreckten Lyttelton Harbour. An den Buchten dieses schönen Naturhafens entlang kamen wir über Lyttelton und den kleinen Küstenort Sumner wieder zurück nach Christchurch. Nachdem wir in einem Pizza Hut unseren Hunger gestillt hatten, fuhren wir zum Campingplatz zurück.

Mittwoch, 29.01.03

Der Sommer war zurückgekehrt: Strahlend blauer Himmel, Sonne und Temperaturen bis zu 30° C – so kann es bleiben. Wir machten uns auf den Weg zur Banks Peninsula, einer riesigen Halbinsel vor den südöstlichen Toren von Christchurch. Ihren Namen hat die Halbinsel von Joseph Banks, einem Naturkundler, der James Cook auf vielen seiner Reisen begleitet hat. Geologisch ist die heutige Banks Peninsula das Ergebnis gewaltiger Eruptionen von drei Vulkanen und der Kräfte der Erosion, die die Vulkankegel abgetragen und teilweise zum Meer hin geöffnet hat. So sind zahlreiche malerische Buchten und der fjordähnliche Akaroa Harbour, ein wunderschöner Naturhafen mit türkisfarbenem Wasser entstanden. Bereits vor 1.000 Jahren besiedelte der Maori-Stamm der Ngau Tahu diese landschaftlich überaus reizvolle Halbinsel. Mit dem aufkommenden Walfang in den 1820ern begann dann die Zeit der Verdrängung der Maori durch die Europäer. Einem französischen Walfänger gelang es 1838 den Maori die Banks Peninsula abzukaufen. Er kehrte daraufhin nach Frankreich zurück um eine Handelsgesellschaft zu gründen und französische Siedler anzuwerben. Nur wenige Tage bevor die ersten Franzosen den heutigen Ort Akaroa besiedelten, setzten die Engländer die britische Flagge auf der Banks Peninsula. Die Franzosen blieben, konnten sich aber nicht weiter ausbreiten und mussten sich der englischen Herrschaft unterordnen. Immerhin ist Akaroa die älteste Siedlung in Canterbury und die einzige französische Niederlassung in Neuseeland. Schon der erste Blick vom Highway 75 auf den lang gestreckten Akaroa Harbour ist spektakulär. Im weiteren Verlauf der Strasse bieten sich immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die kleinen Buchten und Seitenarme dieses grandiosen Naturhafens. In Barrys Bay sahen wir uns die kleine Cheese Factory an, in der aber heute leider nicht produziert wurde. Der kleine und hübsche Ort Akaroa hat sich mit seinen schmalen Strassen, vielen historischen Häusern und der Lage direkt am Hafen einen ganz besonderen Charme bewahrt. Wir spazierten durch den Ort und sahen uns den am Südende des Ortes aufgestellten Leuchtturm an. Er wurde 1880 am Akaroa Head, der Südspitze der Halbinsel aufgestellt, ist 8,5 m hoch und wurde 1980, nach seiner Ausmusterung, in Akaroa aufgestellt. Auf dem Rückweg schlugen wir einen Umweg über Okains Bay und Little Akaloa ein. In Okains Bay besuchten wir das Maori and Colonial Museum mit einer schönen Ausstellung von Dingen des täglichen Bedarfs aus der Zeit vor der europäischen Besiedlung. Ein 1867 gebautes Kriegskanu, das detailgetreu restauriert wurde ist das Herzstück des Museums. Die Nebenstrasse nach Little Akaloa bietet herrliche Ausblicke auf  Okains Bay, Stony Bay und Little Akaloa Bay. In Little Akaloa machten wir eine kleine Pause und haben mit Blick auf die schöne Bucht ein bisschen Didgeridoo gespielt. Als wir den steilen Aufstieg zur Summit Road geschafft hatten, bot sich uns wieder ein so traumhafter Blick auf den Akaroa Harbour, dass wir beschlossen heute nicht mehr weiterzufahren, sondern uns in dieser tollen Landschaft einen Platz für die Nacht zu suchen. Diesen fanden wir im Motor Camp von Duvauchelle, direkt am Ufer des Hafens. Nach dem Abendessen, das wir seit langem wieder einmal draußen genießen konnten, nutzten wir den wenig besetzten Platz zu einem Boulespiel. Ein Espresso mit Blick auf den im Abendlicht erstrahlenden Akaroa Harbour beendete diesen herrlichen Tag.

Donnerstag, 30.01.03

Nachdem wir auch das Frühstück unter freiem Himmel genießen konnten spazierten wir noch ein kleines Stück am Akaroa Harbour entlang, ehe wir die Banks Peninsula wieder verließen. In der Barrys Bay Cheese Factory konnten wir heute bei der Herstellung von dänischem Havarti zusehen und haben auch gleich noch etwas Käse gekauft. Über die schöne, kleine Universitätsstadt Lincoln erreichten wir bei Burnham wieder den Highway 1, auf dem wir in südlicher Richtung bis Rakaia fuhren. Ein riesiger Lachs im Zentrum des Ortes erinnert daran, dass sich Rakaia als Lachshauptstadt Neuseelands bezeichnet und steht als Wahrzeichen für die guten Lachs- und Forellengründe am nahen Rakaia River. Unser heutiges Etappenziel war Methven, ein verschlafenes Nest in „the middle of nowhere“, das nur in den Wintermonaten als Versorgungs- und Unterkunftsort für die Skigebiete am nahen Mt. Hutt aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Uns hatte eine Werbebroschüre von Aoraki Balloon Safaris nach Methven verschlagen. Die Firma bietet Fahrten im Heißluftballon mit Blick über die Canterbury Plains und Teile der Southern Alps zu, verglichen mit deutschen Verhältnissen, moderaten Preisen an. Wir trugen uns in die Buchungsliste für den nächsten Morgen ein, eine Bestätigung, dass es wirklich los geht soll heute Abend, bzw. morgen ganz früh erfolgen. Einzige Attraktion in der Nähe von Methven, die auch im Sommer einen Besuch lohnt, ist die 19 km nördlich gelegene Rakaia Gorge. In dieser beeindruckenden Schlucht hat sich der Rakaia River seinen Weg durch das weiche Gestein gegraben. Einige Haltebuchten entlang der Strasse bieten schöne Ausblicke auf das Flussbett. Zurück in Methven suchten wir uns einen Platz auf dem sehr einfachen Caravan Park und gönnten uns einen erholsamen Nachmittag bei sommerlich heißem Wetter. Geli hat leckere Brötchen gebacken und ich habe die längst überfällige  Datensicherung am Computer durchgeführt und einige Bilder auf unserem kleinen Drucker ausgedruckt. Nach dem Abendessen gab es dann noch eine Runde Boule. Der abendliche Anruf beim Veranstalter gab noch keine endgültige Klarheit, allerdings wurde die Erwartung schon einmal gedrosselt, da starker Wind vorausgesagt ist. Wir haben für morgen früh um 4:00 Uhr ein weiteres Telefonat vereinbart.

Freitag, 31.01.03

Per Handy rief ich um kurz nach 4:00 Uhr noch einmal bei Aoraki Balloon Safaris an und bekam die endgültige Absage für den heutigen Start, der Wind war zu stark. So konnten wir uns wieder hinlegen, hatten aber beide Probleme gleich wieder einzuschlafen. Bedingt durch die Schlafunterbrechung haben wir dann „verschlafen“, erst um kurz nach 8:00 Uhr wurden wir wach, waren aber dennoch nicht so richtig ausgeschlafen. Der Wind hatte noch weiter zugenommen und sich zu einem richtigen Sturm ausgeweitet. Außerdem war es sehr diesig und es herrschte eine eigentümliche, „gedrückte“ Lichtstimmung. Wir setzten unseren Weg in Richtung Mt. Cook National Park zunächst auf dem als Scenic Inland Highway ausgewiesenen Highway 72 fort. In Geraldine, einem malerischen kleinen Farmstädtchen mit vielen alten, schön restaurierten Häusern, machten wir eine kurze Pause und bummelten durch den Ort. Über Fairlie ging es für uns weiter nach Lake Tekapo, einer kleinen Niederlassung am Südufer des gleichnamigen Sees. Direkt am See steht die Church of the Good Shepherd, eine kleine aus Naturstein und Eiche gebaute Kirche aus dem Jahre 1935. Statt eines Altars bietet hier ein großes Fenster einen herrlichen Blick auf den türkisblauen See und die teilweise schneebedeckten Berge des Mt. Cook Nationalparks. Das unglaublich intensive Blau des Gletschersees wird durch vom Gletscher ausgewaschene Gesteinspartikel hervorgerufen, die das Licht entsprechend reflektieren. Neben der Kirche befindet sich die Bronzestatue eines Hirtenhundes, die 1968 in Gedenken an den wichtigen Beitrag dieser Tiere zur Entwicklung der Landwirtschaft des Hochlandes errichtet wurde. Im Ort sahen wir uns noch die Galerie der Aquarellmalerin Shirley O´Conner an, die die Gebirgswelt der Südalpen und Blumen zu den Hauptmotiven Ihrer wunderschönen Bilder gemacht hat. Nach weiteren knapp 50 km hatten wir das Südufer des ebenfalls türkisblau schimmernden Lake Pukaki erreicht. Ebenso wie der Lake Tekapo liegt auch dieser See inmitten einer majestätischen Landschaft, eingefasst von den Gipfeln der Southern Alps. Der Blick über den See zum Mt. Cook, dem mit 3.754 m höchsten Berg Neuseelands war für uns leider etwas getrübt. Der Berg machte seinem Maori-Namen Aoraki oder Aorangi - „Wolkendurchbrecher“ - alle Ehre und war teilweise hinter einer Wolkenschicht verborgen. Wir fuhren auf dem Highway 80 am Westufer des Lake Pukaki entlang und hatten immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Gipfel der Southern Alps. Aufgrund einer heranziehenden Wetterfront und einsetzendem Regen beschlossen wir nicht bis ins Mt. Cook Village zu fahren, sondern uns bereits in dem etwa 20 km südlich gelegenen Glentanner Park ein Quartier für die Nacht zu suchen. Unsere Hoffnung, doch noch einen klaren Blick auf den Mt. Cook zu erhaschen, wurde leider nicht erfüllt, die von Westen eindringende Wetterfront hüllte die Berggipfel immer mehr in Wolken. Der Mt. Cook National Park verdankt seinen Namen natürlich dem alles überragenden Gipfel des in der Maorisprache Aoraki genannten Mt. Cook. Einer Legende der Maori zufolge entstanden der Berg und die benachbarten Gipfel, als ein Junge namens Aoraki und seine drei Brüder vom Himmel mit einem Kanu hinab fuhren, um Papatuanuku (Mutter Erde) zu besuchen. Das Kanu blieb auf dem Meeresgrung stecken und wurde zur Südinsel Neuseelands. Aoraki und seine Brüder versteinerten und wurden zu den Gipfeln der Südalpen. Noch heute ist der Aoraki das größte Heiligtum der auf der Südinsel lebenden Maori vom Stamm der Ngai Tahu. 1953 wurde das 700 km² große Gebiet zum Nationalpark erklärt. In diesem Nationalpark liegt das Herz der Southern Alps. Mehr als 140 Gipfel sind höher als 2.100 m und 22 weitere Berge gehören zu den Dreitausendern. Weiterhin liegt mehr als ein Drittel des Parks unter einer permanenten Eis- und Schneedecke.

Samstag, 01.02.03

In der Nacht wurde der Sturm so stark, dass wir Angst hatten, unser Aufstelldach könnte Schaden nehmen. So haben wir mitten in der Nacht unser Gepäck umgeräumt und das Dach zugeklappt. Es war dann zwar wesentlich ruhiger, aber wir waren so wach, dass wir trotzdem lange nicht wieder einschlafen konnten. Dafür wurden wir am Morgen mit einem Blick auf den Mt.Cook entschädigt. Noch im Schlafanzug machten wir die ersten Aufnahmen und gleich nach dem Duschen ging wieder auf Fotopirsch. Immer wieder gaben die Wolken den Blick auf die drei Gipfel des Aoraki frei und für uns stand das Ziel des heutigen Tages damit fest: Es ging in den Mt. Cook National Park. Nachdem wir uns im Mt. Cook Village und dem Visitor Center des Parks umgesehen hatten, fuhren wir in das Hooker Valley hinein und stellten unseren Roadrunner an der White Horse Hill Camping Area ab. Wir hatten uns den Hooker Valley Track, die wohl schönste kurze Wanderung im Park vorgenommen. Vom Campingplatz ging es über die Endmoräne des Mueller-Gletschers und gleich darauf über eine Hängebrücke, die den Hooker River überspannt. Der Track führt nun zwischen zwei Seitenmoränen hindurch und gibt den Blick auf das Ende des 13 km langen Mueller Glacier frei. Kurz Hinter der zweiten Hängebrücke über den Hooker River wird man für seine Mühen mit einem grandiosen Blick auf den König der Südalpen belohnt. Direkt am Hooker River ruhten wir uns etwas aus und genossen das herrliche Panorama. Leider war der Mt. Cook von dieser Seite aus nicht vollständig zu sehen, sein Gipfel war Wolkenverhangen. Wir kehrten um und erreichten nach gut zwei Stunden wieder unser Auto. Der Sturm tobte immer noch und wir hatten teilweise Probleme uns auf den Beinen zu halten, dennoch war der Hooker Valley Track ein tolles Erlebnis. Nach einer Verschnaufpause und einer kleinen Stärkung fuhren wir auf der unbefestigten Tasman Valley Road bis zum Blue Lakes Shelter, wo unser zweiter Spaziergang, der Aufstieg zum Tasman Glacier View, beginnt. Der kurze aber teilweise recht steile und steinige Weg bietet schöne Ausblicke auf die Blue Lakes, die eigentlich eher Green Lakes heißen müssten, und das vom Tasman Glacier ausgewaschene Tal bis hin zum Lake Pukaki. Hat man die alte Seitenmoräne des Tasman Glacier erklommen, liegt einem ein atemberaubendes Panorama zu Füßen: Der Tasman Lake und Glacier und die umgebenden Gipfel der Südalpen. Als Krönung für uns hatten wir von hier aus auch einen freien Blick auf die Gipfel des Mt. Cook. Wir verließen den Mt. Cook National Park und hatten vom Highway 80 weitere grandiose Ausblicke über den türkisfarbenen Lake Pukaki auf den Mt. Cook und die weiteren Gipfel der Southern Alps. In der Nähe von Twizel fanden wir auf einem Campingplatz am Lake Ruataniwha einen Platz für die Nacht.

Sonntag, 02.02.03

Der Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel ohne eine einzige Wolke, was uns dazu veranlasst hat, noch einmal zum Südufer des Lake Pukaki zurückzufahren. Vom Parkplatz am Visitor Centre hatten wir einen traumhaften Blick über den türkisblauen See bis zum völlig freien Mt. Cook und den weiteren Gipfeln der Südalpen. Wir haben uns ans Ufer des Sees gesetzt und dieses phantastischen Ausblick auf uns wirken lassen, ich habe dann noch etwas Didgeridoo gespielt. Südlich von Twizel haben wir an einer Salmon Farm direkt an der Strasse gehalten und uns frischen und geräucherten Lachs gekauft. In Omarama bogen wir auf den Highway 83 ab, der uns durch das Waitaki Valley bis zur Küste brachte. Damit verließen wir auch den Bezirk Canterbury und erreichten Otago, das zusammen mit Southland die gesamte Südspitze der Südinsel einnimmt. Bei Otematata machten wir einen kurzen Abstecher zum Staudamm des Lake Benmore, dem mit einer Fläche von 75 km² größten künstlichen See Neuseelands. Etwa 2 km westlich von Duntroon sahen wir uns die Takiroa Maori Rock Art an. An einer Kalksteinklippe kann man verschiedene rote und schwarze Zeichnungen der Maori betrachten, deren Alter auf etwa 1.000 Jahre geschätzt wird. Leider wurden die schönsten Zeichnungen abgetragen und sind jetzt in den Museen der großen Städte zu bewundern. In Oamaru fuhren wir zuerst zum Visitor Centre, um uns über die besten Zeiten für die beiden Hauptattraktionen des Ortes, eine Gelbaugen- und eine Zwergpinguinkolonie, zu erkundigen. Dann sicherten wir uns auf dem direkt an den schönen Oamaru Public Gardens gelegenen Campingplatz einen Platz für die nächsten beiden Nächte. Nach dem Abendessen, der frisch gekaufte Lachs war köstlich, begann unsere Pinguin Tour. Wir fuhren zunächst zur Bushy Beach, südlich der Stadt, um die die Gelbaugenpinguine, die als bedrohte Tierart unter besonderem Schutz stehen, bei Ihrer Rückkehr vom täglichen Fischfang zu beobachten. Zwei ortskundige Beobachter zeigten uns zunächst zwei im dichten Buschwerk versteckte Küken und dann kamen auch schon die ersten Altvögel an den Strand und watschelten in Richtung der durch Buschwerk geschützten Klippen. Etwa 2 Stunden blieben wir am Bushy Beach und konnten 8 Altvögel bei Ihrer Rückkehr beobachten. Anschließend fuhren wir weiter zur Zwergpinguinkolonie, die sich in unmittelbarer Stadtnähe am Ende der Waterfront Road befindet. Unter Leitung des Department of Conservation wurden hier, in einem ehemaligen Steinbruch, Brutkästen installiert, so dass sich über die Jahre eine Kolonie von etwa 150 Vögeln gebildet hat. Während der Brutzeit wechseln sich die Altvögel mit dem Fischfang und der Betreuung der Eier bzw. Küken ab, bis die Jungvögel soviel Futter brauchen, dass beide zum Beutefang ausschwärmen müssen. Diese Kolonie ist abgeriegelt und nur unter Aufsicht des DOC zugänglich (Eintritt). Von einer Zuschauertribüne aus konnten wir die kleinen, possierlichen Tierchen beobachten, wie sie vom Strand den Weg zu ihren Brutstätten hinaufwatscheln und teilweise von den Jungvögeln vor den Brutkästen erwartet werden. Da die Zwergpinguine erst nach Einbruch der Dunkelheit an Land gehen, ist das Ganze zwar sehr schön zu beobachten, ein Fernglas ist hilfreich, aber nur sehr schlecht zu fotografieren. Wir fanden es trotzdem sehr lohnenswert und konnten insgesamt 68 Zwergpinguine bei Rückkehr beobachten. Erst gegen 23:30 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz.

Montag, 03.02.03

Nachdem wir aufgrund des langen Vortages etwas länger geschlafen hatten, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg. Unser erstes Ziel war noch einmal die Zwergpinguinkolonie am Ende der Waterfront Road. Diesmal waren jedoch nicht die Pinguine unser Ziel, sondern der direkt an der Kolonie beginnende Graves Track. Auf diesem Weg kann man bei Ebbe bis nach Bushy Beach gehen. An dieser Stelle hatten wir vor 10 Jahren, bei unserem ersten Aufenthalt in Neuseeland, Paua Muscheln gefunden und wollten heute noch einmal unser Glück versuchen. Zunächst waren wir nicht sehr erfolgreich, bekamen dann aber von einem Paua-Sammler, dem es mehr um das sehr wohlschmeckende, schwarze Fleisch der Pauas ging, eine Muschel geschenkt. Nach insgesamt 2 Stunden konnten wir aber mit unserer Ausbeute ganz zufrieden sein, wir hatten einige sehr schöne der bläulich schimmernden Muscheln gefunden. In der Hauptstrasse Oamarus sahen wir uns einiger der wunderschönen alten Häuser an, die ab 1880 aus Oamaru-Stein, einem heimischen hellen Kalkstein, der leicht zu schneiden und zu bearbeiten ist und dann erst an der Luft vollständig aushärtet, errichtet wurden. Oamaru hat die am besten erhaltene Ansammlung historischer Gebäude in Neuseeland. Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Campingplatz mit einigen erforderlichen „häuslichen“ Arbeiten und am Abend ging es noch einmal zur Kolonie der Gelbaugenpinguine an den Bushy Beach. Auch diesmal konnten wir wieder einige der bis zu 70 cm großen Pinguine beobachten, sogar bei der Fütterung der fast schon erwachsenen Jungtiere.

Dienstag, 04.02.03

Bevor wir Oamaru verließen fuhren wir zu einem deutschen Bäcker in der Harbour Street (geöffnet Dienstag bis Freitag 10:00 - !6:00 Uhr) und kauften ein richtiges festes Schwarzbrot und etwas Lebkuchen. Gleich im Auto habe ich die erste Schnitte des noch warmen Brotes gegessen. Wo immer es geht, versuchen wir Bagel zu bekommen, da diese als einziges eine genießbare Konsistenz haben, alle anderen Brotwaren erinnern eher an Badeschwämme als an Brote. Der Coastal Scenic Drive führte uns direkt an der Pazifikküste entlang, die wir zu einem morgendlichen Strandspaziergang nutzten. Über Kakanui erreichten wir bei Waianakarua wieder den Highway 1, dem wir in Richtung Dunedin folgten. Die Moeraki Boulders 30 km südlich von Oamaru waren lange Zeit Stoff für Legenden. Mit ihrer fast perfekt runden Form liegen die grauen Kugeln an einem nur etwa 50 m langen Strandabschnitt. Die tonnenschweren Murmeln der Boulder liegen zum Teil im Sand vergraben oder tauchen aus der lehmigen Uferböschung auf. Es sieht aus, als würden Riesen hier ein Billardspiel veranstalten oder als habe ein Landschaftskünstler sich hier verewigen wollen. Der wissenschaftlichen Erklärung zufolge handelt es sich um rund 60 Millionen Jahre alte gewaltige Drusen, dass heißt Steine um deren Kristalines Zentrum (eine fossile Muschel oder ein Stück Holz) sich im lehmigen Meeresboden Silizium und Eisenoxyde abgelagert haben. Dabei sind Ionen von allen Seiten gleichmäßig zum Kern der Verhärtung vorgestoßen, sonst wären die Formationen nicht kreisrund. Etwa 4 Millionen Jahre muss es gedauert haben, bis auf diese Weise der Untergrund von Verhärtungen mit bis zu 2 m Durchmesser durchsetzt war. Als sich der Meeresboden vor etwa 10 Millionen Jahren anhob, konnte der Prozess der Erosion beginnen und legte schließlich durch das Abwaschen des umgebenden Lehms die Moeraki Boulder frei. Einer Maori-Legende nach sind die Kugeln versteinerte Proviantkörbe eines verunglückten Kanus, mit dem die ersten Maori von Hawaiki nach Neuseeland kamen. Nur weinige Kilometer südlich liegt das malerische Fischerdorf Moeraki, eine ehemalige Walfängerstation von 1836. Wir fuhren durch den Ort und über eine unbefestigte Nebenstrasse bis zum Lighthouse am Katiki Point. Das 8 m hohe, Moeraki Lighthouse wurde 1878 aus Holz erbaut, steht auf einer Klippe 52 m über dem Meer und sendet sein Licht 33 km weit auf den Pazifik hinaus. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Bucht von Katiki. Zurück auf den Highway 1 bogen wir nach kurzer Zeit in die Trotter´s Gorge, eine hübsche Sandsteinschlucht ab, die nur 4,5 km von der Hauptstrasse entfernt ist. Auch am Strand bei Katiki kann man einige Boulder sehen, allerdings nicht so zahlreich wie in Moeraki, dafür aber auch viel weniger besucht. Ebenso in Shag Point, wo wir uns die Pelzrobbenkolonie ansahen und einen Gelbaugenpinguin beobachten konnten, obwohl es noch nicht die Zeit für die abendliche Rückkehr der Tiere war. Ohne weiteren Zwischenstopp fuhren wir über Palmerston weiter bis nach Dunedin. Auf dem Leith Valley Touring Park nördlich der Innenstadt fanden wir einen ruhigen Platz für die Nacht.

Mittwoch, 05.02.03

Dunedin, die heute viertgrößte neuseeländische Stadt, hat eine stolze und interessante Geschichte, die nach Auseinandersetzungen zwischen Maori und weißen Walfängern im März 1848 begann. Damals kamen Kapitän Cargill und Thomas Burns, ein Neffe des schottischen Nationaldichters Robert Burns, in die Bucht von Otago und brachten nicht nur die ersten Siedler, sondern auch gleich die vorgefertigten Pläne für eine neue Stadt mit. Die glaubensstarken Presbyterianer rekrutierten sich sämtlich aus Schottland, und hier, 19.000 km entfernt, versuchten sie, ihre alte Heimat in eine neue Welt zu verpflanzen. Genauer gesagt: die schottische Hauptstadt Edinburgh. Darauf weisen nicht nur die Straßen hin, deren Achsen wie in der „New Town“ des heimatlichen Vorbilds High Street und Princes Street heißen, sondern auch der Name selbst, denn Dunedin ist die gälische Bezeichnung Edinburghs.

Tatsächlich konnte sich das „Neuseeländische Edinburgh“ bis heute sein schottisches Gepräge sowohl in der Stadtanlage als auch in einzelnen Bauwerken bewahren und verbreitet von allen Städten trotz moderner Bauanstrengungen zusammen mit Christchurch am meisten europäische Atmosphäre. Als Provinzhauptstadt von Otago ist Dunedin ein administratives, mit seiner Universität, Theatern und Galerien ein kulturelles und mit dem wichtigen Hafen, der Landwirtschaft, Fischerei und Industrie auch ein wirtschaftliches Zentrum von überregionaler Bedeutung. Ein achteckiger Platz namens Octagon bildet das Zentrum der Stadt. Er ist umgeben von zahlreichen Gebäuden im viktorianischen und edwardianischen Stil, die zu den schönsten in Neuseeland zählen. Nachdem wir direkt am Octagon einen Parkplatz bekommen hatten, begannen wir unseren Stadtrundgang an der St. Paul´s Cathedral. Die anglikanische, 1919 geweihte Paul´s Kathedrale hat das einzige gemauerte Deckengewölbe Neuseelands. Die Terrassenhäuser in der Stuart Street wurden um 1900 als Stadtwohnsitz für die Landbevölkerung erbaut und beherbergen heute Restaurants, Boutiquen und Büros. Vom Octagon spazieren wir zur Dunedin Railway Station. Der Bahnhof von Dunedin gehört zu den schönsten historischen Gebäuden Neuseelands und gilt als bestes Beispiel von Bahnhofsarchitektur in der südlichen Hemisphäre. Obwohl der Bau nicht besonders groß ist, vermitteln seine Proportionen den Eindruck von Erhabenheit. Unser nächstes Ziel, die Cadbury World, war für mich als bekennenden Schokoliebhaber so ganz nach meinem Geschmack. Bei der etwa einstündigen Führung durch die Schokoladenfabrik bekommt man nicht nur einen Einblick in die Herstellung der leckeren Naschereien, sondern kann auch einige hiervon probieren. So gestärkt machten wir uns auf die Suche nach einem im Reiseführer als besonders günstig angepriesenen Internetcafe, was wir nach einigen Mühen auch gefunden haben. Gut 1 ½ Stunden waren wir damit beschäftigt, unsere Konten abzugleichen und E-Mails zu lesen bzw. zu schreiben. Unser letztes Besichtigungsziel war der Uhrenturm der University of Otago, die 1869 als erste Universität Neuseelands gegründet wurde. Der markante Uhrenturm aus Bluestone stammt von 1878. Die angrenzenden Bauwerke wurden 1879 errichtet und dienten als Wohnsitz für die ersten vier Professoren. Nach diesem Programm und etlichen Kilometern Fußmarsch durch die Innenstadt erreichten wir kurz vor 18:00 Uhr wieder unser Auto. Da wir praktisch direkt vor einem Kino geparkt hatten, nutzten wir die Gelegenheit, uns den Film „Whale Rider“ nach dem gleichnamigen Buch von Witi Ihimaera anzusehen. Der Film ist eine neuseeländisch-deutsche Koproduktion und gewährt einen kleinen Einblick in die Tradition der Maori. Der Film hat uns sehr gut gefallen und wir meinen, dass der Film bzw. das Buch jedem an Neuseeland Interessierten zu empfehlen ist. Erst gegen 20:30 Uhr erreichten wir wieder den gleichen Campingplatz, von dem wir heute Morgen aufgebrochen waren.

Donnerstag, 06.02.03

Unser heutiges Ziel war die Otago Peninsula, die 24 km lange Halbinsel vor den Toren Dunedins, die neben seltenen Tieren und historischen Gebäuden auch eine spektakuläre Küstenlandschaft zu bieten hat. Über die Highcliff Road, eine Strasse, die auf den Hügelkuppen der Halbinsel entlang führt, fuhren wir zum Larnach Castle , dem 1871 für den prominenten Bankier William Larnach erbauten einzigen Schloss Neuseelands. Da wir Larnach Castle bei unserem Besuch vor 10 Jahren besichtigt hatten, wollten wir es uns heute nur noch einmal kurz von Außen ansehen, sollten dafür aber schon 8 Dollar pro Person bezahlen, so dass wir darauf verzichtet haben. Die Highcliff Road entschädigte uns dafür immer wieder mit hervorragenden Ausblicken auf den Otago Harbour und die Buchten der Halbinsel. In Portobello  erreichten wir die Küstenstrasse, die immer am Ufer des Otago Harbour entlang führt. Von hier aus konnten wir eine Gruppe von ungefähr 15 Delfinen beobachten, die in den Otago Harbour hinein schwammen. In Otakou  begann die Besiedlung durch die ersten Maori. Abgewandelt in Otago verlieh der Ortsname der Provinz ihren Namen. Die Kirche und das Versammlungshaus wurden anlässlich der Jahrhundertfeier der Vertragsunterzeichnung von Waitangi 1940 erbaut. Was wie Schnitzwerk aussieht, ist in Wirklichkeit gegossener Beton. Schon ein komischer Zufall, dass wir gerade heute, am Waitangi Day 2003, hier sind. Am Taiaroa Head , der Spitze der Otago Halbinsel, war das Royal Albatross Centre unser Ziel. Hier befindet sich die weltweit einzige Festlandkolonie von Königsalbatrossen und das Centre ermöglicht einen kontrollierten Zugang zu diesen majestätischen Tieren. Die Albatrosse werden bis zu 60 Jahre alt, erreichen ein Gewicht von bis zu 8,5 kg und eine Flügelspannweite von 3,3 m. Von einer Beobachtungsstation konnten wir 5 Königsalbatrosse beim Brüten beobachten und teilweise sogar die Küken sehen, wenn die Altvögel sich einmal kurz erhoben haben. Leider konnten wir keine der Vögel in ihrem wahren Element, der Luft, erleben. Die Albatrosse sind Meister im Segelflug und verbringen etwa 80% ihres Lebens in der Luft, umkreisen von den westlichen Winden getragen die Antarktis. Auf den Besuch des Penguin Place, einem privaten Schutzgebiet für Gelbaugenpinguine, haben wir verzichtet, da wir schon in Oamaru Gelbaugenpinguine in ihrem natürlichen Umfeld beobachten konnten und nicht bis zur aktiven Phase in der Dämmerung warten wollten. Stattdessen wollten wir uns das Lighthouse am Cape Saunders  ansehen, scheiterten jedoch daran, dass es keinen öffentlichen Zugang gibt, da sich der Leuchtturm auf Privatland befindet. Die unbefestigte Cape Saunders Road bot uns dafür aber spektakuläre Ausblicke auf die Küste der Otago Halbinsel und an der Victory Beach konnten wir einige Hooker Sea Lions beobachten.  Im Dunedin Holiday Park am Fuße der Halbinsel fanden wir einen Platz für die Nacht.

Freitag, 07.02.03

Bevor wir unseren Weg in südlicher Richtung fortsetzten, fuhren wir noch einmal in die Innenstadt von Dunedin um unser Ticket für zu langes Parken im Kurzzeitbereich zu bezahlen. Im City Council Service Centre erfuhren wir dann, dass wir als Touristen keine Parktickets zu bezahlen hätten. Ich musste nur meine Adresse auf ein Formular schreiben und zusammen mit dem Ticket abgeben – das nenne ich ein freundliches Reiseland! Nach einer kurzen Strecke auf dem Highway 1 in Richtung Invercargill bogen wir auf die Southern Scenic Route, eine Touristenroute, die abseits der Hauptstrassen in Küstennähe verläuft, ab. In der Nähe von Brighton haben wir erst am Strand ein wenig Didgeridoo gespielt und sind dann noch ein Stück spazieren gegangen. Dabei viel mir eine Muschel in die Hände, die eine Perle enthielt. Diese ist zwar nicht so perfekt und gleichförmig wie die beim Juwelier, dafür ist es aber eine echte Naturperle. In Waihola trafen wir wieder auf den Highway 1, dem wir bis Clarkesville folgten und dann auf den Highway 8 abbogen. Diese Strasse brachte uns in das Gebiet von Central Otago, eine Region, die im 19. Jahrhundert durch Goldfunde zu Ruhm und Wohlstand gekommen war. Heute ist es der Obstanbau, der den Bewohnern ein gutes Einkommen sichert. In Lawrence gönnten wir uns zur Stärkung ein leckeres Eis und in Alexandra spazierten wir durch die schöne kleine Innenstadt mit vielen Häusern, die noch aus der Goldgräberzeit stammen. In Omakau fanden wir in der örtlichen Recreation Reserve, einer Rasenfläche am Sportplatz, einen schönen Stellplatz für die Nacht. Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Lauder, wo wir einen Abschnitt des Otago Central Rail Trail mit den Fahrrädern zurücklegen wollen.

Samstag, 08.02.03

Für heute gab es nur ein Ziel, den Otago Central Rail Trail. Dieser Streckenabschnitt der Central Otago Bahnlinie wurde eingerichtet, um die Niederlassungen in den Goldfeldern mit Dunedin, dem wirtschaftlichen Zentrum der Region zu verbinden. Die Konstruktion begann 1879 in der Nähe von Dunedin und es dauerte 28 Jahre bis die Verbindung bis Clyde 1907 freigegeben wurde. Reisende benötigten damals 2 Tage für diese Strecke und der Frachttransport dauerte noch etwas länger. Für 83 Jahre brachte die Bahnlinie Arbeit und wirtschaftlichen Aufschwung für viele Niederlassungen in Central Otago. Im gleichen Maße wie die Bedeutung des Autoverkehrs zunahm verringerte sich die der Central Otago Railway. Im Jahre 1990 wurde der 150 km lange Streckenabschnitt zwischen Middlemarch und Clyde endgültig geschlossen. Das Department of Conservation sah hier eine Möglichkeit ein vom Tourismus wenig beachtetes Gebiet für Outdoor Aktivitäten populär zu machen und kaufte 1993 die Strecke. Es sollte 6 Jahre dauern und über 850.000 NZ$ bis die Schienen auf der gesamten Strecke entfernt und durch einen Schotterbelag ersetzt worden waren und die 68 Brücken und Viadukte mit Geländern versehen waren. Im Februar 2000 wurde der Otago Central Rail Trail seiner neuen Bestimmung als Wander-, Reit- und Mountainbike-Trail übergeben. Neben seiner historischen Bedeutung bietet der Trail die Gelegenheit Landschaften zu entdecken, die man vom Highway aus nicht erreichen kann. Wir hatten uns für den Abschnitt von Lauder nach Oturehua entschieden, der nach der vom Department of Conservation herausgegebenen Broschüre der landschaftlich reizvollste sein soll. So parkten wir nach nur wenigen Kilometern Fahrt den Roadrunner an der ehemaligen Bahnstation von Lauder und machten die Räder und uns startklar. Die ersten 10 km sind wirklich grandios: Zuerst überquerten wir den Manuherikia River auf der mit 110 m längsten Brücke des Trails, die dazu noch in einer Kurve angelegt ist. Weiter geht es durch 2 Tunnel, die in die Felsen der malerischen Poolburn Gorge gesprengt worden sind. Auf dem 37 m hohen Poolburn Viadukt überquerten wir den Pool Burn Fluss. Von hier es dann an den Hängen des Blackstone Hill hinunter in das Ida Valley. Das Tal an sich ist dann landschaftlich nicht mehr so reizvoll und der Schotterbelag des Trails ist teilweise sehr grob. Am Idaburn Dam, 21 km von unserem Ausgangspunkt entfernt, hatten wir genug und machten uns nach einer ausgiebigen Pause auf den Rückweg. Nach insgesamt gut 42 km und mit vielen Fotostopps 4½ Stunden Fahrtzeit waren wir wieder am Auto. Bedingt durch den rauen Belag des Trails und natürlich auch aufgrund der Tatsache, dass wir Schlaffis nicht jeden Tag über 40 km mit dem Fahrrad fahren, waren wir ziemlich kaputt. Entlang der Highways 85 und 87 fuhren wir über Ranfurly weiter bis nach Middlemarch und hatten immer wieder Berührungspunkte mit dem Otago Central Rail Trail. Auf dem recht einfachen Blind Billys Motor Camp fanden wir einen Platz für die Nacht.

Sonntag, 09.02.03

Der Sonntag machte seinem Namen keine Ehre, er begrüßte uns mit trübem Wetter und leichtem Nieselregen. So gaben wir unseren Plan auf noch einmal nach Dunedin zurück zu fahren und mit der historischen Taieri Gorge Railway einen Ausflug nach Middlemarch zu machen. Stattdessen wollten wir unseren Weg gen Süden fortsetzen. In Mosgiel gerieten wir in eine Parade von verschiedenen Dudelsack-Gruppen, die hier heute einen Wettbewerb austrugen. Wir hörten uns einige der Gruppen an, füllten unsere Vorräte auf und fanden an einer Tankstelle endlich wieder einmal einen Hochdruckreiniger, so dass wir unseren Roadrunner vom Staub der unbefestigten Strassen befreien konnten. Auf dem Highway 1 ging es dann weiter bis Balclutha, wo wir auf die Southern Scenic Route in das Gebiet der Catlins abbogen. Die Schönheit der Natur macht den Reiz dieser südöstlichen Ecke der Südinsel aus. Versteinerte Bäume, herrliche Wasserfälle, goldfarbene Strände, hohe Klippen und geheimnisvolle Höhlen bilden die einzigartige Mischung an Attraktionen dieser Gegend, die ihren Namen „Catlins“ einem Landbesitzer aus den 1840er-Jahren verdankt. Eine abwechslungsreiche Küste mit Klippen und herrlichen Stränden ist zur Heimat für viele unterschiedliche Tiere geworden; so findet man hier den seltenen Hectordelfin, Pinguine, Robben und Seelöwen. Gekrönt wird die Landschaft durch die alten Wälder mit Rimu-, Matai-, Totara- und Miro-Bäumen. Südlich des kleinen Küstenortes Kaka Point spazierten wir zum Lighthouse am Nugget Point. Der kleine, unscheinbare Leuchtturm aus dem Jahr 1870 steht inmitten einer eindrucksvollen Klippenlandschaft, in der, als einzigem Ort in Neuseeland, Pelzrobben, Hooker Seelöwen und Seeelefanten nebeneinander anzutreffen sind. Gelbaugen- und Zwergpinguine, Tölpel, Kormorane und viele weitere Seevögel vervollständigen das reiche Tierleben dieser Region. Mit dem Fernglas bewaffnet konnten wir zahlreiche Tiere beobachten, darunter Pelzrobben mit ihren Jungen. In der Nähe von Owaka fanden wir in dem winzigen Küstenort Pounawea einen netten Campingplatz für die Nacht.

Montag, 10.02.03

Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein schon am frühen Morgen ließen bereits Hoffnungen auf einen herrlichen Tag zu und unsere Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht. Wir begannen unsere Catlins-Rundfahrt an den Purakaunui Falls. Ein zehnminütiger Spazierweg durch Buchen- und Podocarp-Wald führt zu einer Aussichtsplattform, von der man einen herrlichen Blick auf die Wasserfälle hat. Der Fluss fällt hier 20 m über eine Terrassenlandschaft in die Tiefe. Eine weitere kurze Wanderung brachte uns zu den Matai Falls und den Horseshoe Falls, die vom Maclennan River gebildet werden. Vom Florence Hill Lookout hatten wir einen schönen Blick auf die Tautuku Bay. Wir genossen diesen Ausblick eine ganze Zeit und haben auch noch etwas Didgeridoo gespielt. Um die McLean Falls zu sehen, mussten wir wieder einen kurzen Waldspaziergang unternehmen. Der Tautuku River fällt hier über eine Klippe 22 m in die Tiefe. Der Weg zu den Cathedral Caves, die nur bei Ebbe zugänglich sind, führt zunächst durch den Wald hinunter an den Strand, dann ein kurzes Stück am Strand entlang. Die gewaltigen Höhlen sind sehr eindrucksvoll, die größte Öffnung der größten Höhle ist immerhin 30 m hoch. Auch hier habe ich ein wenig Didgeridoo gespielt, was die anderen Besucher wohl auch ganz gut fanden. Wir kamen mit einer vierköpfigen Familie aus Österreich ins Gespräch, die für 6 Monate unterwegs sind. Unser letzter Programmpunkt war die Curio Bay. In dieser Bucht befinden sich die Reste eines versteinerten Waldes aus der Jurazeit. Vor ca. 180 Mil. Jahren wurde der Wald von Lava und Vulkanasche bedeckt. Die Gegend versank später im Meer und die Bäume kamen erst nach einer tektonischen Hebung, inzwischen versteinert, wieder zum Vorschein. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bäume in der Curio Bay nahe Verwandte in Südamerika haben, was belegt, dass Neuseeland und Südamerika im Urkontinent Gondwanaland Nachbarn waren. Zwischen der Curio Bay und der Porpoise Bay liegt auf einer Landzunge ein einfacher Campingplatz, auf dem wir einen geschützten Stellplatz für die Nacht fanden. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an die Curio Bay zurück und konnten drei Gelbaugenpinguine beobachten, die vom Fischfang zurückkehrten. Morgen werden wir versuchen einen Blick von den seltenen Hector-Delfinen zu erhaschen, die in der Purpoise Bay leben.

Dienstag, 11.02.03

Nach morgendlichem Regen klarte es auf und wir konnten tatsächlich Hector-Delfine in der Pupoise Bay beobachten. Vom Campingplatz aus hatten wir einen schönen Blick auf die Bucht und sahen immer wieder gedrungenen, schwarz-weißen Körper mit ihren runden Rückenflossen durch die Wellen gleiten. Hector-Delfine sind die seltensten und kleinsten Delfine der Welt, ihr Bestand wird auf ungefähr 7.000 Tiere geschätzt. Sie sind Ortstreu und halten sich zum Teil sehr nahe am Ufer auf, besonders wenn Jungtiere dabei sind. Nachdem wir die Delfine eine zeitlang beobachtet hatten, gingen wir noch ein Stück an der Purpoise Bay spazieren, wobei wir immer einen Blick aufs Meer hinaus richteten und weitere Delfine entdecken konnten. Ein Panoramablick vom Aussichtspunkt des Campingplatzes beendete unseren Aufenthalt an der Curio Bay. Über Nebenstrasse ging es weiter zum Waipapa Point. Nachdem 1881 bei einem schweren Schiffsunglück 131 Menschen den Tod fanden als die SS Tararua auf das Vorgelagerte Otara Riff auflief, weist das Waipapa Lighthouse den Schiffen den Weg. Der Leuchtturm steht auf einer Düne direkt am Strand, am dem wir drei Seelöwen aus der Nähe beobachten konnten. Wir verließen dann das Gebiet der Catlins und fuhren dann weiter nach Bluff, dem südlichen Endpunkt des Highway 1, der im Norden am Cape Reinga beginnt. Bluff ist Neuseelands südlichster Exporthafen und Ausgangspunkt für die Fähren nach Stewart Island. Der nicht sehr einladende Ort dient als Station für Fischereiflotten, die die Küsten im Süden und Westen nach Fischen und Langusten sowie den berühmten „Bluff-Austern“ abfahren. Unser erstes Ziel in Bluff war der Stirling Point, der Nullpunkt des Highway 1 an der Foveaux Strait, mit seinem internationalen Wegweiser. Vom 265 m hohen Bluff Hill Lookout hatten wir einen schönen Blick über die Foveaux Strait, auf Dog Island mit dem höchsten Leuchtturm Neuseelands (35 m) und auf die Berge der 32 km entfernten Stewart Island. In Invercargill, der südlichsten Stadt Neuseelands und dem Wirtschaftszentrum von Southland, fanden wir auf dem Gum Tree Farm Motor Park einen sehr schönen Stellplatz, den wir gleich für zwei Nächte reserviert haben.

Mittwoch, 12.02.03

Um 6:00 Uhr ging der Wecker, denn wir hatten uns aufgrund der guten Wetterprognose für einen Ausflug nach Stewart Island entschieden. Isoliert durch die Foveaux Strait, nur 27 km von der Südinsel entfernt, liegt Stewart Island, kleinste der drei Hauptinseln Neuseelands. In den Maori-Legenden heißt es, sie sei der Anker von Mauis Kanu, während die Nordinsel ein großer gefangener Fisch und die Südinsel das Kanu selbst sei. Den Legenden zufolge siedelten die ersten Maori, die aufgrund von Stammesauseinandersetzungen hierher flüchteten, auf der Insel. Sie nannten die Insel „Rakiura“, was Himmelsglühen bedeutet, vermutlich weil von hier aus das Südlicht (Aurora Australis) zu sehen ist, oder aber weil Stewart Island unvergleichliche Sonnenauf- und -untergänge bietet. Heute hat Rakiura rund 700 Bewohner, die hauptsächlich vom Tourismus und vom Fischfang leben. Etwa die Hälfte lebt ständig auf der Insel, die restlichen kommen nur in der Ferienzeit. Alle Gebäude konzentrieren sich auf die Buchten Horseshoe Bay und Halfmoon Bay. Der Rest der 1.683 km² großen Insel, durch die der 47. Breitengrad verläuft, ist Natur pur. Deshalb ist Stewart Island gleichermaßen bei Botanikern wie Zoologen beliebt und gilt als Paradies für Pflanzen und Tiere: Über 80 % der Gesamtfläche stehen unter Schutz und die zum Teil unberührte Wildnis, die auf Wanderwegen erkundet werden kann, zeigt ein Bild von Neuseeland aus voreuropäischer Zeit. Um diesen Status zu bewahren, wurde dieser Teil der Insel im März 2002 zum Rakiura National Park erklärt. Eine schöne neue Fähre der Firma Foveaux Express brachte uns in einer Stunde von Bluff in das etwa 30 km entfernte Oban, den einzigen Ort auf Stewart Island. Während der Überfahrt konnten wir zahlreiche Sturmtaucher und einige Albatrosse in ihrem Element beobachten. Noch am Fähranleger buchten wir eine Busfahrt, die uns in eineinhalb Stunden fast über das gesamte Straßennetz von knapp 20 km führte. Von der Halfmoon Bay fuhren wir entlang der Horseshoe Bay in den erst im März 2002 eröffneten Rakiura National Park, der 80% von Stewart Island unter Naturschutz stellt. In der Lee Bay, wo auch der Track in den Natioalpark beginnt, symbolisiert eine überdimensionale Ankerkette die Maori-Legende, nach der Stewart Island der Anker ist, der die Südinsel, das Kanu Mauis, an ihrem Platz hält. Vom Observation Rock hatten wir einen herrlichen Ausblick auf das Petterson Inlet und der Besuch der Lonnekers Beach am Rande der Halfmoon Bay bildete den Abschluss dieser locker geführten und sehr informativen Bustour. Nachdem wir uns mit einer recht großen Portion Fish & Chips gestärkt hatten, machten wir uns auf den Golden Bay Deep Bay Track. Von der steil ansteigenden Nichol Road  hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die Halfmoon Bay. Auf der Kuppe des Hügels endet die Straße und ein schön angelegter Wanderpfad führte uns durch ein Schutzgebiet hinab zur Deep Bay. Bäume, deren Äste und Blattwerk wie ein Baldachin den Weg überspannen, und Farne, die den Weg säumen, geben ihm ein fast märchenhaftes Aussehen. Nach einer kurzen Pause an der Deep Bay spazierten wir weiter in Richtung Golden Bay. Auf dem schönen Weg entlang der Buchten konnten wir im dichten Regenwals Tuis und die riesigen Maorifruchttauben beobachten. Von der Golden Bay gingen wir über den Fuchsia Track wieder zurück nach Oban. In dem sehr informativen Visitor Centre des Department of Conservation sahen wir uns noch einen kurzen Film über Stewart Island an, ehe wir zum Fähranleger zurück mussten. Die 5 Stunden, die wir auf Stewart Island verbracht haben, waren viel zu schnell vorüber und haben auch Appetit auf mehr gemacht. Auch wenn man nicht in die unberührten Teile der Insel wandern möchte, hat Stewart Island sehr viel zu bieten und die Natur beginnt praktisch in den Vorgärten der Häuser. Auf dem Rückweg zum Campingplatz sahen wir am Straßenrand einen Camper mit Kölner Kennzeichen stehen. Wir machten kehrt und kamen so mit Ulla und Klaus ins Gespräch, die mit verschiedenen Fahrzeugen schon in vielen Teilen der Welt unterwegs waren. Beim Austausch von Reiseerlebnissen und -erfahrungen verging die Zeit wie im Fluge und so waren, als sich unsere Wege wieder trennten, mehr als drei Stunden vergangen. Per E-Mail wollen die beiden uns Ihre Informationen zu Australien zukommen lassen, das sie für mehrere Monate bereist hatten und wir haben für die Nordinsel Neuseelands auf unser Reisetagebuch im Web verwiesen. Es ist immer wieder schön, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten und sich auszutauschen, besonders wenn für alle Beteiligten das Reisen einen wichtigen Stellenwert im Leben hat. So waren wir viel später als erwartet wieder auf dem Campingplatz und machten es uns in unserem Roadrunner gemütlich.

Donnerstag, 13.02.03

Nach dem langen gestrigen Tag war erst einmal ausschlafen und ein ruhiger und gemütlicher Vormittag angesagt. Den Campingplatz haben wir noch für eine weitere Nacht gebucht und machten uns erst gegen Mittag auf den Weg in die Innenstadt. Invercargill, die Stadt im kühlen tiefen Süden, hat angeblich das schlechteste Wetter des Landes. Ähnlich wie Dunedin hat auch Invercargill von den Goldfunden im 19. Jahrhundert profitiert, sich aber bald soliderem Gelderwerb zugewendet. Heute unterhält das saftige Weideland, das die Stadt umgibt, riesige Schaf- und Rinderherden und Fleischfabriken, die im Jahr 7 Millionen Tiere für den Export verarbeiten. Nachdem wir uns das Stadtzentrum rund um die Dee Street angesehen, in der Bücherei unsere E-Mails abgefragt und in einem Büro von Air New Zealand unseren Weiterflug nach Australien umgebucht hatten, fuhren wir zur größten Sehenswürdigkeit der Stadt, dem Southland Museum und Art Gallery. Neben den drei Kunstgalerien zeigt das Southland Museum, das in einem pyramidenförmigen Gebäude am Queens Park untergebracht ist, Exponate zur Entwicklung der Menschen und der Natur in diesem Gebiet. Die Ausstellung „Roaring Forties Experience“ im Subantarctic Islands Interpretive Centre bietet eine eindrucksvolle Einführung in die fünf Inselreservate Neuseelands, die hunderte von Kilometern südlich von Invercargill liegen. Für uns war jedoch das „Tuatarium“ das Highlight des Museums. Hier konnten wir einige Tuataras (Brückenechsen), die als lebende Fossilien gelten, aus aller nächster Nähe betrachten. Die Tuatara ist die einzige überlebende Art einer 225 Millionen Jahre alten Reptiliengattung. Alle anderen Vertreter dieser Gattung sind seit ca. 60 Millionen Jahren ausgestorben, nur durch die geografische Isolation Neuseelands hatte die Tuatara hier eine Überlebenschance. Die Tuatara ist ein langlebiges, langsam wachsendes Reptil, das erst mit ca. 20 Jahren die Geschlechtsreife erlangt, mit 70 Jahren aufhört zu wachsen und vermutlich weit über 100 Jahre alt werden kann. Sie sind perfekt an das kühle Klima in Neuseeland angepasst, da sie schon bei 6 Grad aktiv sind und bei über 25 Grad bereits Überhitzung droht. Henry, das älteste Exemplar im Tuatarium, wird auf etwa 120 Jahre geschätzt und ließ sich würdevoll fotografieren. Die Tuatara werden im Southland Museum in Terrarien nicht nur gezeigt, sondern hier auch erfolgreich gezüchtet, womit ein wichtiger Beitrag zur Arterhaltung geleistet wird. Einer Restaurantempfehlung von Bekannten folgend haben wir im Lone Star Cafe wirklich lecker zu Abend gegessen und sind dann zum Campingplatz zurück. Bis spät in die Nacht haben wir an einem Update für unsere Homepage gearbeitet und Fotos und Texte zusammengestellt.

Freitag, 14.02.03

Nachdem wir unsere Sachen gepackt und den wirklich liebevoll geführten Gum Tree Farm Motor Park verlassen hatten, suchten wir in der Innenstadt ein Internet-Cafe auf, um unsere Homepage zu aktualisieren und eine Mail an die potentiellen Interessenten abzuschicken. Dann füllten wir unsere Vorräte auf und wollten noch ein paar Aufnahmen von Henry und seinen Freunden im Tuatarium des Southland Museum machen, diesmal mit Stativ. Aber weder Henry selbst noch seine Artgenossen taten uns den Gefallen noch einmal so fotogen zu posieren wie gestern – noch schlimmer, sie zeigten sich überhaupt nicht. So fuhren wir etwas enttäuscht zu unserem letzten Programmpunkt in Invercargill, der Anderson Park Gallery. In einem wunderschönen Herrenhaus aus dem Jahr 1925, das in einer sehr gepflegten, 24 Hektar

großen Parklandschaft liegt, werden Werke neuseeländischer Künstler aus verschiedenen Epochen gezeigt. Uns hat sowohl das Anwesen als auch die Ausstellung sehr gut gefallen. Nach einer kleinen Stärkung auf dem Parkplatz im Anderson Park, verließen wir nach knapp drei Tagen Invercargill. Wir folgten dem Highway 99 in westlicher Richtung und sahen uns in Riverton, der in den frühen 1820ern gegründeten und damit ältesten Siedlung von Southland, die Riverton Rocks an. Die Gipfel des Fiordland National Parks bilden die Kulisse für den von schroffen Felsklippen gesäumten Strand. Vorbei an der sehr schön gelegenen Colac Bay erreichten wir das östliche Ende der riesigen Te Waewae Bay. Hier gibt es bei Monkey Island, einer kleinen Vorgelagerten Insel, die man Ebbe trockenen Fußes erreichen kann, einen Bereich, in dem freies Campen ausdrücklich erlaubt ist. Die Möglichkeit direkt an dieser wunderschönen Bucht zu übernachten, in der einige der seltenen Hector-Delfine leben sollen, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Mit vier weiteren Wohnmobilen und einem Zelt teilten wir uns den „Campingplatz“, der immerhin mit Pit-Toilets (Plumpsklos) ausgestattet. Bei einem Spaziergang am Strand erklommen wir den Aussichtspunkt auf der Spitze von Monkey Island und genossen den Blick auf die Bucht. Hector-Delfine konnten wir dabei leider nicht entdecken. Einer Maori-Legende zur Folge ist Monkey Island der Ankerstein des Takatimu Kanu, das in der Te Waewae Bay gestrandet ist. Wir verlebten einen schönen und sonnigen Abend auf diesem einfachen Stellplatz und die Meeresbrandung wiegte uns in den Schlaf.

Samstag, 15.02.03

Wir begannen den Tag mit einem Strandspaziergang an der Bucht von Monkey Island und diesmal, bei Flut, machte sie ihrem Namen alle Ehre und war wirklich eine kleine Insel. Auch am Gemstone Beach und am Mc Cracken´s Rest Lookout hatten wir noch einmal Zugang zur schönen Te Waewae Bay ohne jedoch Hector-Delfine in den Fluten entdecken zu können. Vorbei an vom Wind geformten Bäumen verlässt der Highway die Küste und verläuft dann fast gerade in nördlicher Richtung. In Clifden  sahen wir uns die alte Suspension Bridge aus dem Jahr 1899 an und erkundeten mit Taschenlampen ausgestattet ein Stück der völlig Naturbelassenen Clifden Caves. Am Zusammenfluss von Mararoa River und Waiau River hatten wir einen schönen Blick über die Flusstäler, eingerahmt von den Gipfeln des Fiordland National Parks. In Manapouri  machten wir am Ufer des gleichnamigen Sees eine kurze Pause. Der Lake Manapouri wird oft als Neuseelands schönster See bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Legenden über die Entstehung dieses Sees. In einer Erzählung verirrte sich die Tochter eines Häuptlings im Gebiet des heutigen Sees. Ihre jüngere Schwester machte sich auf die Suche nach ihr und fand sie schwer verletzt. Außerstande, sie zum weit entfernt lebenden Stamm zurückzutragen, blieb sie bei ihr – und die Schwestern warteten gemeinsam auf den Tod. Ihre Tränen rissen die Bergketten auseinander und füllten die Täler – der See entstand. Pouri bedeutet „Kummer“ und Manapouri „See aus Tränen“. Aufgrund des sonnigen Wetters mit blauem Himmel gaben wir unseren Plan in Manapouri zu übernachten und dann eine Tour zum Doubtful Sound zu unternehmen auf und beschlossen, bis zum Milford Sound weiterzufahren, um das für das Fiordland seltene Wetter möglichst optimal auszunutzen.

Im äußersten Südwesten der Südinsel gelegen, schützt der 21.000 km² große Fiordland National Park , der größte Nationalpark Neuseelands, eines der außergewöhnlichsten Zeugnisse erdgeschichtlicher Entwicklung: das Fiordland, Teil des von der UNESCO als Weltnaturerbe unter Schutz gestellten Gebietes Southwest New Zealand. Die Entstehung dieser imposanten Landschaft mit ihren an der Westküste steil abfallenden Alpen, den Seen, Gletschern und Fjorden im Süden und Südosten reicht 500 Millionen Jahre zurück, als intensive Hitze und Druck in der Erdkruste Gneise, Schiefer und Granite entstehen ließen. Auffaltungen und Verwerfungen drückten die Gesteinsmassen und geschmolzenes Vulkangestein nach oben. In den letzten 2 Millionen Jahren unterlag die gesamte Erde einem ständigen Wechsel von warmen Perioden und Kaltzeiten. In den Warmzeiten stieg der Meeresspiegel an und riesige Landmassen, so auch die Gebirgsauffaltungen der Südinsel Neuseelands versanken immer wieder im Meer. In dieser Zeit bildeten sich Gebiete aus Kalk und Sandstein, wie sie heute bei den Te Anau Höhlen zu sehen sind. Die Kaltzeiten verwandelten dann die riesigen Wassermassen in regelrechte Eispanzer, deren Gewicht und erodierende Kraft den Felsmassen im Fiordland ihren heutigen Charakter verliehen: Sie schliffen die Gebirge ab, formten tiefe U-förmige Täler, von denen viele heute Fjorde sind, schürften starke Vertiefungen, an deren Enden sich Moränen bildeten, Schmelzwasser füllte schließlich Seen. Heute prägen hunderte verstreut liegende Seen das Fiordland Gebiet, unter ihnen Lake Hauroko, mit 462 m Neuseelands tiefster See. Insgesamt zählt der Fiordland National Park, angefangen bei Milford Sound im Norden bis Preservation Inlet im Süden, 14 Fjorde, die zum Teil bis zu 40 km ins Landesinnere reichen. Westwinde bestimmen das Wetter im Nationalpark. Sie schieben Wolken, die sich über der Tasmansee bilden auf die steil aufragende Gebirgsbarriere, wo ein großer Teil ihrer Feuchtigkeit als Steigungsregen oder in höheren Lagen als Schnee niedergeht. Die jährliche Niederschlagsmenge variiert von 1.200 mm bei Te Anau bis zu 8.000 mm am Milford Sound. Über 200 Regentage jährlich sind hier durchaus keine Seltenheit, doch schlägt gerade im Sommer das Wetter schnell um, so dass heftiger Regen und Sonne sich rasch ablösen. Viele Legenden der Maori ranken sich um das Fiordland Gebiet und seine Entstehung, und es wird gesagt, dass der Halbgott tu te raki whanoa es geformt habe. Nur wenige Maori lebten ständig im Fiordland, vielmehr hatten sie je nach Jahreszeit Lagerplätze, die sie auf Wanderungen und auf der Suche nach Nahrung und Jade nutzten. Die ersten Europäer im Fiordland waren Kapitän James Cook und seine Mannschaft. Sie verbrachten 1773 5 Wochen im Dusky Sound. Ihnen folgten einige weitere Expeditionen und schließlich Robben- und Walfänger die sich als erste Europäer im Fiordland niederließen. Bereits 1904 stellte die damalige Regierung den größten Teil des heutigen Gebiets unter Naturschutz. Schließlich erklärte sie es 1952 zum Nationalpark. Te Anau  am südlichen Ufer des Lake Te Anau ist Fiordlands Wirtschaftszentrum und touristischer Ausgangspunkt, um den Nationalpark zu erkunden. Wir versorgten uns im Visitor Centre mit Informationen über den Nationalpark, ehe wir auf der Milford Road, zunächst am Ostufer des Lake Te Anau entlang, zum Milford Sound aufbrachen. Der See ist mit 61 km Länge und 417 m Tiefe der größte See der Südinsel und ein beliebtes Ziel zum Angeln und Boot fahren. Insgesamt hat er 480 km Uferlinie und bedeckt eine Fläche von 344 km². In der Mythologie der Maori entstand der See durch die Preisgabe eines Geheimnisses: Te horo, ein heiliger Mann, lebte zusammen mit seiner Frau an magischen Quellen, westlich des heutigen Sees, die nur den beiden bekannt waren. Aus den Quellen sprudelte reinstes Wasser. Als Te horo auf eine lange Reise ging, warnte er seine Frau, niemanden von diesen Quellen zu erzählen. Doch während seiner Abwesenheit nahm sich die Frau einen Geliebten und erzählte von den geheimen Quellen. Sogleich schossen gewaltige Wassermassen aus den Quellen, überfluteten ihre Behausung und bildeten einen See – den größten See der Südinsel und den zweitgrößten in ganz Neuseeland. Bis zur Fertigstellung des Highway 94 (Milford Road) 1953 konnte man den Milford Sound nur per Boot oder über den Milford Trek erreichen, heute kommen Tagesbesucher in Bussen an. Der Massentourismus hat schon geradezu beängstigende Formen angenommen: Uns kamen über 50 Tourbusse entgegen, die Tagesausflügler zum Milford Sound transportiert hatten. Wenn die Verantwortlichen hier nicht aufpassen, dann vermarkten sie dieses Juwel in der Krone der neuseeländischen Nationalparks zu Tode. Die 119 km lange Straße zwischen Te Anau und Milford Sound gehört aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit zu den reizvollsten Strecken Neuseelands. Üppige Wälder, raue Berge, reißende Gebirgsflüsse und malerische Spazierwege zeichnen die Gegend aus. Wir stoppten am Henry Creek und genossen den Ausblick auf den Lake Te Anau, im wunderschönen Eglinton Valley, an den Mirror Lakes, am Lake Gunn und an einem Aussichtspunkt, der einen Blick in das Hollyford Valley ermöglicht. An diesem Punkt hatten wir vor 10 Jahren Keas, die lustigen Bergpapageien Neuseelands gesehen, diesmal zeigten sie sich jedoch nicht. Ungefähr 19 km östlich vom Milford Sound befindet sich der 1.200 m lange Homer Tunnel, der 1935 begonnen und erst 1954 fertig gestellt wurde. Am Ausgang des Tunnels bietet sich ein phantastischer Blick über das Cleddau Valley. Der 16 km lange Milford Sound  ist Fiordlands Wahrzeichen, das von Rudyard Kipling einmal als das 8.Weltwunder bezeichnet wurde. Am berühmtesten ist Mitre Peak, ein pyramidenartiger Berg, der 1.695 m hoch direkt aus dem Fjord aufsteigt. Seinen Namen verdankt er seiner Ähnlichkeit mit einer Bischofsmitra. Beherrscht vom Mitre Peak, eingerahmt von senkrecht abfallenden Steilwänden und Wasserfällen, ist der Milford Sound bis zu seiner Mündung in die Tasman See ein einziges majestätisches Naturerlebnis. Da uns der Campingplatz an der Milford Sound Lodge nicht gefiel, beschlossen wir direkt am Milford Sound zu übernachten. Das freie Campen ist hier zwar nicht ausdrücklich erlaubt, wird aber geduldet. So hatten wir einen herrlichen Blick auf den Fjord und den majestätischen Mitre Peak, ein wirklich traumhafter Stellplatz. Einziger Wehrmutstropfen waren Millionen von blutrünstigen Sandflies (Kriebelmücken), die jeden Aufenthalt im Freien zur Qual machten.

Sonntag, 16.02.03

Die Entscheidung gestern noch bis zum Milford Sound zu fahren war goldrichtig gewesen. Der blaue Himmel hatte sich hinter tief hängenden Wolken versteckt, die zum Teil noch nicht einmal den Blick auf die Gipfel der den Fjord umgebenden Berge freigaben. Die Sandflies hatten sich allerdings nicht verzogen und belästigten uns genauso wie am Vortag. Wir machten uns auf den kurzen Spazierweg zu den Bowen Falls, die sich über 160 m aus einem Hängetal in den Fjord stürzen. Aufgrund des trüben Wetters verzichteten wir auf eine erneute Bootsfahrt auf dem Milford Sound. Wir hatten vor 10 Jahren strahlenden Sonnenschein und so konnte eine Fahrt bei schlechterem Wetter uns nicht so richtig locken. Auf dem Rückweg zum Parkplatz konnten wir im Ufergestrüpp einen Dickschnabelpinguin beobachten, der sich über unseren Anblick scheinbar genauso gewundert hat, wie wir über seinen. Kaum hatte er uns auf dem Bohlenweg entdeckt machte er kehrt und verzog sich im dichten Unterholz. Für uns war diese kurze Begegnung sicherlich reizvoller als für den Pinguin. Auf einem Parkplatz ein kurzes Stück hinter dem Homer Tunnel kam es dann doch noch zu der Begegnung, die wir uns so sehr gewünscht hatten: Keas! Vier der bis zu 50 cm großen Bergpapageien trieben auf dem Parkplatz ihr Unwesen und machten sich an den geparkten Autos zu schaffen. Es dauerte nicht lange und sie hatten entdeckt, dass auch an unseren Bus viele Teile aus Gummi sind an denen man herumknabbern kann. Trotz aller Begeisterung hatten wir zeitweilig unsere Mühe die Keas davon abzuhalten echten Schaden anzurichten. Sobald Tourbusse auf der Bildfläche erschienen waren wir allerdings abgemeldet, denn die schlauen Papageien wussten genau, dass es immer wieder Leute gibt, die sie trotz aller Warnungen füttern. Nicht nur das die verfütterten Lebensmittel nicht für die Ernährung von Keas geeignet sind, auch die Gewöhnung an den Menschen als Nahrungslieferanten birgt Gefahren. Die ohnehin schon recht dreisten Keas werden so unter Umständen immer aufdringlicher. Wir blieben über eine Stunde auf dem Parkplatz und beobachteten das Treiben dieser wirklich drolligen Vögel. Zurück in Te Anau kauften wir einige Lebensmittel ein und gingen noch einmal zum Visito Centre des Nationalparks. Da die dort aushängenden Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht sehr rosig waren, beschlossen wir erst einmal hier zu bleiben. Auf dem Lakeview Holiday Park fanden wir einen Stellplatz mit Blick auf den Lake Te Anau.

Montag, 17.02.03

In der Nacht kam der Wind mächtig auf, brachte allerdings nicht den vorhergesagten Regen. Dunkle Bewölkung wechselte sich mit heiteren Abschnitten ab und sorgte so für eindrucksvolle Lichtstimmungen. Wir spazierten durch die Hauptstrasse von Te Anau, sahen uns einige Galerien und Souvenirgeschäfte an und stärkten uns mit einem leckeren Eis, bevor wir die 20 km nach Manapouri zurückfuhren. Hier suchten wir zuerst das Büro von Real Journeys am Pearl Harbour auf, die die Fahrten zum Doubtful Sound durchführen. Wir erfuhren, dass die erste Tour am nächsten Morgen schon ausgebucht ist, wir jedoch per Standby versuchen können noch mitzukommen. Das kommt unseren Vorstellungen ebenfalls entgegen, denn aufgrund der unsicheren Wetterlage wollten wir keine feste Buchung vornehmen. So haben wir die Wahl, bei halbwegs gutem Wetter versuchen wir mitzukommen, sollte das angedrohte schlechte Wetter jedoch kommen, werden wir auf diesen nicht ganz billigen Ausflug (190 NZ$/Person) verzichten. Auf dem Manapouri Glade Motor Park fanden wir einen sehr schönen Stellplatz am Ufer des Waiau River. Da wir ungewöhnlich früh auf dem Platz waren, nutzten wir die Gelegenheit für einen ausgiebigen Spaziergang durch Manapouri. Als wir gerade wieder im Roadrunner waren, fing es tatsächlich an zu regnen, dafür ließ der Wind nach. Wir haben unser „Büro“ aufgebaut und einige der digitalen Fotos auf unserem kleinen Drucker ausgedruckt. So ein fauler Nachmittag hat doch auch einmal etwas für sich: Wir kommen endlich einmal zu den Dingen, für die sonst meist keine Zeit bleibt oder nach einem langen Tag „on the road“ einfach die Lust fehlt. Wir verlebten einen gemütlichen Nachmittag in unserem rollenden Zuhause und hoffen für Morgen auf gutes Wetter und die Chance doch noch zum Doubtful Sound zu kommen.

Dienstag, 18.02.03

Die ganze Nacht hat es geschüttet und auch am Morgen war es immer noch am regnen. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum Hafen und versuchten noch eine Tour zu Doubtful Sound zu bekommen. Das Wetter wurde immer besser aber leider gab es keine Möglichkeit zwei Plätze auf dem Ausflugsschiff zu bekommen. Da auch die nächste Tour, zwei Stunden später, ausgebucht war, wollten wir nicht noch einmal versuchen, per Standby mitzukommen. Stattdessen machten wir uns auf den Weg in Richtung Queenstown und ließen damit das Gebiet des Fiordlands hinter uns. In der Nähe von Mossburn konnten wir beobachten, wie ein Mann Hütehunde trainierte: Die Hunde mussten, je nach ihrem Auftrag, eine Gruppe von Schafen per Blickkontakt oder kräftigem Gebell in eine bestimmte Richtung manövrieren. Das war für uns sehr interessant und wir haben eine zeitlang zugeschaut. Nördlich von Kingston erreichten wir das südliche Ende des Lake Wakatipu. Der Lake Wakatipu, ein Gletschersee, der die Form eines riesigen „S“ hat, ist der zweitgrößte See der Südinsel. Nach einer Maori-Legende ist er durch den Fußabdruck eines schlafenden Dämons entstanden. Der Dämon hatte angeblich ein schönes Maori-Mädchen entführt und wurde daraufhin von dessen Liebhaben verbrannt. Das Herz des Ungeheuers hörte jedoch nicht auf zu schlagen, und so steigt und fällt der Wasserspiegel mit jedem Herzschlag alle fünf Minuten um sieben Zentimeter. Da es bis heute keine wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen gibt, kann man sich wohl nur dieser Maori-Legende anschließen. Wir fanden einen schönen Platz am Ufer des Sees, wo wir eine längere Pause gemacht und etwas Didgeridoo gespielt haben. Der Highway 6 verläuft immer am Ufer des Sees entlang und bietet zahlreiche schöne Ausblicke auf den See und die ihn umgebenden Berge. Queenstown, die selbsternannte Abenteuerhauptstadt Neuseelands, war uns schon vor 10 Jahren zu touristisch, heute ist es einfach nur noch Massentourismus in seiner schrecklichsten Form. So genügte uns ein kurzer Spaziergang durch das als Fußgängerzone ausgebaute Zentrum des Ortes. Wir hatten vor, den Massen auf einer Fahrt am Ostufer des Sees bis nach Glenorchy zu entkommen. Das Wetter wurde dann aber wieder so schlecht, dass wir nicht einmal mehr das gegenüberliegende Seeufer sehen konnten und wir dieses Vorhaben aufgaben. Über Arrowtown, eine alte Goldgräberstadt aus den 1860ern, die wir als gemütliches, vom Tourismus wenig beachtetes Dorf  in Erinnerung hatten, traf uns ein weiterer Schock: Auch hier hat der Massentourismus gnadenlos zugeschlagen, der Ort war nicht mehr wieder zu erkennen. Waren damals noch die historischen Bauten die herausragen Merkmale, sind es heute Cafes, Restaurants und Souvenirgeschäfte. So beschlossen wir endgültig die Flucht anzutreten und Richtung Wanaka weiterzufahren. Aufgrund des schlechten Wetters und der tief hängenden Wolken, entschieden wir uns gegen die kürzere, landschaftlich reizvollere Nebenstrasse über den 1.000 m hohen Cardrona Pass und fuhren auf dem Highway 6 weiter. An der 1880 erbauten 43 m hohen Kawarau Bridge, wo das Bungy Jumping erfunden wurde, war Wetter bedingt nicht viel zu sehen. Die Strasse folgt dem Kawarau River und bietet in der Kawarau Gorge einige schöne Aussichtspunkte. In Cromwell fanden wir auf einem Campingplatz einen überdachten Stellplatz in einem nicht genutzten Unterstellplatz, so wird unser Aufstelldach nicht nass, wenn es weiterhin regnet.

Mittwoch, 19.02.03

In der Nacht hatte sich das Wetter etwas beruhigt, so dass wir bei aufgelockerter Bewölkung dem alten Stadtviertel von Cromwell einen Besuch abstatten konnten. In den 1980er-Jahren wurde ein Staudamm zur Stromerzeugung gebaut. Lake Dunstan entstand und überflutete Cromwells historische Hauptstrasse. Einige Gebäude wurden jedoch vor der Überflutung gerettet und Stein für Stein wieder aufgebaut. In Old Cromwell befinden sich heute Galerien, Cafes und Ausstellungen zur „alten“ Zeit. Heute ist Cromwell das Dienstleistungszentrum für eines der größten Obstanbaugebiete Neuseelands. Auf dem Highway 6, am Ostufer des Lake Dunstan entlang, fuhren wir weiter nach Wanaka. Am Südende des gleichnamigen Sees gelegen, ist Wanaka einer der beliebtesten Ferienorte des Landes. Dabei hat man es in Wanaka geschafft, trotz touristischem Einfluss, das Flair eines normalen kleinen Ortes zu erhalten. Anders als in Queenstown hat der Tourismus hier (noch) keinen schalen Beigeschmack. Die Weidenbestandenen Ufer und Buchten des Lake Wanaka werden im Sommer für alle erdenklichen Arten des Wassersports genutzt, im Winter beherrschen Skifahrer und Snowboarder die Szenerie. Wanderer und Naturliebhaber lockt der weitestgehend unerschlossene Mt. Aspiring National Park. Am Orteingang von Wanaka hielten wir an einem Schießstand, wo man verschiedene Arten des Sportschießens ausprobieren kann. Ich nutzte die Gelegenheit mich im Tontaubenschießen zu versuchen, was ich schon immer einmal ausprobieren wollte. In meiner Zeit als aktiver Sportschütze hatte ich immer nur auf unbewegliche Ziele geschossen, dementsprechend mäßig vielen meine Bemühungen hier aus. Nur zwei Tontauben sind nicht erst beim Aufprall auf dem Boden zu Bruch gegangen, aber aller Anfang ist eben schwer. Im Ort besuchten wir zuerst das Visitor Centre und verschafften uns Informationen über Wanaka und den Mt. Aspiring National Park. Anschließend spazierten wir durch der Ortskern an der Roys Bay des Lake Wanaka und stärkten uns in einer Bäckerei mit einer leckeren Quiche. Der Ausblick vom Ufer des Sees auf die mit frischem Schnee bepuderten Gipfel des Mt. Aspiring National Parks war einfach grandios. Da sich die Wolken ein wenig verzogen hatten, beschlossen wir, in den Nationalpark hinein zu fahren. An der Glendhu Bay hielten wir an Aussichtspunkt, der weitere spektakuläre Ausblicke auf die Bergwelt des Parks ermöglichte. Der 1964 gegründete Mt. Aspiring National Park ist der drittgrößte Park Neuseelands und er hat einige der höchsten Gipfel der Südalpen und mehr als 100 Gletscher. Höchster Punkt im Park ist der Namensgebende Mt. Aspiring mit 3.027 m. Titiraurangi – Land der vielen Gipfel, die die Wolken durchstoßen – ist der ursprüngliche Name, den die Maori diesem Landstrich gaben. Er ist Teil des internationalen Schutzgebiets „Southwest New Zealand“, das rund 10% des neuseeländischen Festlands umfasst und 1990 von der UNESCO zum Naturerbe der Menschheit erklärt wurde. Wir fuhren auf der Mount Aspiring Road in das Matukituki Valley hinein und wollten vom Strassenende am Raspberry Creek ein Stück in das Rob Roy Valley hineinwandern. Das nicht die gesamten 54 km von Wanaka bis zum Ende der Strasse asphaltiert sein würden war uns klar, das die Schotterpiste, die auf etwa halber Strecke beginnt, jedoch in einem so miserablen Zustand sein würde, hatten wir nicht erwartet. Wir sind jetzt schon etliche Kilometer Schotterstrasse gefahren, aber diese Piste wollten wir weder unserem Auto noch uns selbst zumuten und kehrten deshalb um. Auf dem Glendhu Bay Motor Camp fanden wir einen sehr schönen Stellplatz direkt am Ufer des Lake Wanaka und mit Blick auf die Berge des Nationalparks. Bei einem Spaziergang am Seeufer konnten wir den Mt. Aspiring und die anderen Gipfel noch einmal aus der Ferne bewundern.

Donnerstag, 20.02.03

Bevor wir den Campingplatz wieder verließen, spazierten wir noch einmal zum Ufer des Lake Wanaka und genossen den Ausblick auf die den See umgebenden Berge. Der Highway 6 führte uns dann am Westufer des Lake Hawea entlang und wir trafen auch nochmals auf den Lake Wanaka. Nördlich von Makarora führt die Strasse dann durch den Mt. Aspiring National Park. Leider war das Wetter mittlerweile wieder so schlecht geworden, das wir von der grandiosen Bergkulisse nicht sehr viel zu sehen bekamen. Aber auch der Regen und die tief hängenden Wolken waren nicht ohne Reiz, sie verhalfen dem uns umgebenden Regenwald zu einer geradezu urzeitlichen Atmosphäre. Im Gebiet um den Haast Pass (563 m), benannt nach dem deutschen Geologen und Landvermesser Julius von Haast, gibt es viele Aussichtspunkte und kleine Spaziergänge. Wir begingen den Blue Pools Forest Walk mit einer wackeligen Hängebrücke und sahen uns die Fantail Falls an. Die Gates of Haast Bridge ist eine der vielen One Lane Bridges, die man auf dieser Strecke zu passieren hat. Unter dieser Brücke zwängt sich der Haast River tosend durch eine enge, felsige Schlucht. Hier trafen wir wieder auf den jungen Israeli, mit dem wir uns am Mt. Taranaki auf dem Campingplatz unterhalten hatten. Er tat uns etwas leid, da er bei diesem Sauwetter mit dem Fahrrad unterwegs war. Nach diesen drei Stopps waren wir ziemlich durchnässt und hatten vom Spazierengehen erst einmal genug. Am Haast River entlang geht es dann bis an die Tasman See, zu der man am Haast Beach erstmals Zugang hat. Wir hielten noch vor erreichen der Tasman See am Haast Visitor Centre, beschafften uns Informationen zu dem vor uns liegenden Streckenabschnitt an der Westküste und sahen uns einen interessanten Film über den Mt. Aspiring National Park an. Die Fahrt über den Haast Pass mit ihren vielen Möglichkeiten auf kurzen Spazierwegen die unberührte Natur etwas näher in Augenschein zu nehmen, gehört sicherlich zu den reizvollsten Strecken Neuseelands. Mussten wir vor 10 Jahren noch weite Passagen auf unbefestigten Strassenabschnitten zurücklegen, ist die Strasse mittlerweile durchgehend asphaltiert. Leider hat auch der Massentourismus sehr zugenommen, wir sind zahlreichen Tourbussen begegnet und es kam uns so vor, dass hier, ähnlich wie am Milford Sound, ein Ausverkauf der Natur stattfindet. An der Westküste angekommen, fuhren wir zunächst in südlicher Richtung weiter. Diese Stichstrasse endet nach knapp 50 km in dem kleinen Fischerort Jackson Bay. Uns interessierte sowohl der Ort als auch dieser Küstenabschnitt, der noch zum Mt. Aspiring National Park gehört. In Okuru fanden wir einen Stellplatz auf dem örtlichen Motor Camp und verlebten einen verregneten Abend mit der Hoffnung auf Wetterbesserung für die nächsten Tage.

Freitag, 21.02.03

In der Nacht hatte sich das Wetter tatsächlich beruhigt und der Morgen begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Die Fahrt nach Jackson Bay verlief anders als erwartet: Statt wie vermutet, immer an der Küste entlang zu fahren, führte uns die gut ausgebaute Straße durch die dichte, ursprüngliche Regenwaldvegetation des Mt. Aspiring National Park. In Jackson Bay selbst endet nicht nur die Straße, hier scheint die Welt aufzuhören. Der Blick über die Bucht zu den Gipfeln der Southern Alps ist das einzige und schönste, was der Ort zu bieten hat. Auf dem Rückweg verließen wir an der Südseite der Arawhata Bridge die Hauptstraße und fuhren auf einer Schotterpiste in Richtung Cascade. Die Piste, die sich in einem gut zu befahrenden Zustand befand, folgte zunächst dem Jackson River und schlängelte sich dann am Martyr Saddle hinauf. Von dort, 20 km vom Abzweiger entfernt, bot sich uns ein herrlicher Blick in das Tal des Cascade River und auf die geradezu unwirklich erscheinenden Red Hills. Die eigentümliche Färbung der Gebirgskette hat ihre Ursache in der hohen Konzentration von Magnesium und Eisen im Gestein, das an dieser Stelle durch das Zusammentreffen der australasischen und pazifischen Kontinentalplatten aufgeworfen wird. Das Gestein ist toxisch, was das Auftreten jeglicher Vegetation verhindert. Inmitten des schier unendlich erscheinenden Regenwaldes und der schneebedeckten Gipfel der Southern Alps hebt sich das wüstenhafte Aussehen der Red Hills besonders ab. An diesem Aussichtspunkt kehrten wir um und fuhren durch die wunderschöne, einsame Naturlandschaft zur Hauptstraße zurück. Bei Haast erreichten wir wieder den Highway 6, dem wir in nordöstlicher Richtung folgten. Am Ship Creek machten wir einen kurzen Abstecher an den Strand der Tasman See. Der Aussichtspunkt am Knights Point bietet einen wunderschönen Blick auf die raue Küstenlinie und den sich an dieser entlang schlängelnden Highway. Mit einigen weiteren Fotostopps für die schneebedeckten Gipfel der Southern Alps erreichten wir den Westland Nation Park. Der 1.175 km² große Westland National Park erstreckt sich von den Höhen der Southern Alps im Osten, wo er an den Mt. Cook National Park grenzt, bis zur Tasman See im Westen. Berühmt ist er für seine bis zu 3.500 m hohen Gipfel und Gletscher, den dichten Regenwald, für seine Lagunen an der Küste und für die wundervollen Seen. Die berühmtesten der 60 Gletscher sind der Franz Joef Glacier und der Fox Glacier. Nachdem wir uns auf dem Fox Glacier Holiday Park eingerichtet und zu Abend gegessen hatten, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg zu dem etwa 5 km entfernten Lake Matheson, dem vielleicht schönsten, sicher aber am meisten fotografierten See im Nationalpark. Seinen Ruhm verdankt der Lake Matheson der Tatsache, dass sich der Mt. Tasman und der Mt. Cook bei klarem, windstillem Wetter auf seiner Oberfläche spiegeln. Wir hatten das Glück, diese Spiegelung von den verschiedenen Aussichtspunkten entlang des 3,5 km langen Weges um den See genießen zu können. Mit Hilfe unserer Fahrradlampen fanden wir nach Einbruch der Dunkelheit den Weg zurück zu unseren abgestellten Rädern und waren gegen 22.00 Uhr wieder auf dem Campingplatz.

Samstag, 22.02.03

Auch am nächsten Morgen führte uns unser erster Weg wieder zum Lake Matheson. Wieder konnten wir eine Spiegelung bewundern, die dadurch besonders schön war, dass sich die Gipfel der Südalpen vom strahlend blauen Himmel abhoben. Auf der Wanderung um den See kamen wir mit einem netten englischen Ehepaar ins Gespräch, die schon auf dem Campingplatz unsere Nachbarn waren. Am View of the Views Aussichtspunkt machten wir eine längere Pause und genossen das sich vor unseren Augen abspielende Naturschauspiel. Wir fuhren dann zum Parkplatz am Ende der Glacier Road, wo der Fox Glacier Valley Track beginnt. Über die Schotterterrassen der Gletschermoräne konnten wir bis an die Gletscherzunge des größten Gletschers im Westland National Park heranwandern. Gespeist von vier alpinen Gletschern überbrückt der Fox Glacier auf seiner Länge von 13 km über 2.600 m Höhenunterschied. Nirgendwo sonst in der Welt reichen die Gletscher aus dem Gebirge nicht nur bis auf 250m herab, sondern berühren dabei auch - ohne Zwischenzonen - den Regenwald. Nachdem wir uns mit einem Eis im Fox Glacier Village gestärkt hatten, machten wir uns auf den Weg zum 20 km entfernten Gillespies Beach. Der Peak Viewpoint an dieser Strecke bietet einen herrlichen Blick auf die Gletscherzunge des Fox Gletschers und die Gipfel des Mt. Cook und des Mt. Tasman. Am Parkplatz des Gillespies Beach ist das freie Campen erlaubt und so richteten wir uns häuslich ein. Einzig die Sandflies waren ein Wehrmutstropfen an diesem idealen Stellplatz direkt in Strandnähe. Zum Sonnenuntergang unternahmen wir einen Spaziergang an dem wunderschönen, breiten und von Steinen und Treibholz übersäten Strand.

Sonntag, 23.02.03

Wir dachten, dass wir ausschlafen könnten, da beim Campen in der „Wildnis“ keine Check-Out Zeiten des Campingplatzes zu beachten sind, aber es kam anders: Um 6:45 Uhr wurden wir von Vögeln geweckt, die auf unserem Dach herumturnten. Alle Versuche die Störenfriede durch Klopfen oder Rufen zu verscheuchen schlugen fehl. Als Geli schließlich aufstand und aus dem Auto ausstieg, entdeckte sie vier Keas, die sich an der Gummidichtung unseres Aufstelldaches zu schaffen machten. Neugierig und frech beobachteten sie Geli, die im Schlafanzug vor dem Roadrunner stand und versuchte sie von ihrem Treiben abzubringen. Mit Hilfe eines Stockes konnte sie die Randalierer vertreiben, die jedoch, kaum das Geli wieder im Auto war, ihre Arbeit fortsetzten. Damit war die Nacht für uns zu Ende, wir konnten die Keas vertreiben und standen auf. Mit Keas, die ja eigentlich Bergpapageien sind, hatten wir hier an der Küste nicht gerechnet und obwohl die kecken Kerlchen eigentlich sehr mögen, waren wir doch etwas sauer, dass sie uns geweckt hatten. Die Viererbande, die wohl einen Sonntagsausflug an den Strand unternahm, machte sich daraufhin an einem anderen Auto zu schaffen, ehe sie schreiend abzogen. Als wir später den Schaden begutachteten, stellten wir mehrere Löcher im Dichtungsgummi und zwei angefressene Fahrradlenker fest. Nach einem kurzen Spaziergang am Gillespies Beach machten wir uns wieder auf den Weg. Noch einmal konnten wir einen Blick auf die Gletscherzunge des Fox Glacier werfen, heute waren die Berge allerdings von Wolken verhüllt. Wir hatten wirklich Glück, das wir dieses einmalige Panorama bei wolkenfreiem Himmel erleben konnten.  Wir fuhren auf der kurvenreichen und teilweise einer Berg- und Talbahn gleichenden Strasse zum Parkplatz am Franz Josef Glacier. Einer Maori-Legende zufolge ist er entstanden, als ein Mädchen mit ihrem Liebhaber in den Bergen kletterte, ihr Freund zu Tode stürzte und ihre Tränen zur Gletscherzunge gefroren. Hier wanderten wir nicht an den Gletscher heran sondern erklommen den Sentinel Rock, der einen spektakulären Blick auf den mit 12 km Länge im Vergleich zum Fox Glacier etwas kleineren Gletscher ermöglicht. Ein kurzer Abstecher vom Highway führte uns nach Okarito, einem kleinen Ort an der Tasmansee und am Südende der Okarito Lagoon, dem größten Naturbelassenen Feuchtgebiet Neuseelands. Der neuseeländische Bestsellerroman „The Bone People“ (deutscher Titel: „Unter dem Tagmond“) von Keri Hulme spielt in dieser wilden und isolierten Region und die Autorin ist eine der 16 permanenten Bewohner von Okarito. Über den kleinen Goldgräberort Ross, wo noch immer nach Gold gesucht wird, erreichten wir unser heutiges Etappenziel Hokitika. Mit seinen breiten Straßen, den schönen historischen Gebäuden und den hervorragenden Kunstateliers ist Hokitika wohl die attraktivste Stadt an der Westküste. Noch 1864 kaum mehr als ein Dorf, entwickelte sich Hokitika 1866 im Zuge des Goldfiebers zu einer florierenden Handelsstadt. Nachdem wir unsere fast gänzlich zur Neige gegangenen Vorräte aufgefüllt hatten, suchten wir uns einen Stellplatz auf dem örtlichen Holiday Park.

Montag, 24.02.03

Bei herrlichem Wetter konnten wir am Vormittag durch die netten Straßen von Hokitika schlendern und uns die verschiedenen Kunstgewerbegeschäfte ansehen. Besonders interessant war das Gespräch mit dem Inhaber eines T-Shirt Shops, den wir noch von unserer Reise vor 10 Jahren wieder erkannten. Damals hatten wir zwei T-Shirts bei ihm gekauft, heute beließen wir es beim Gucken und einem netten Gespräch. Nachdem wir in einem Internetcafe E-Mails bearbeitet und uns mit einem leckeren Eis gestärkt hatten, setzten wir unsere Fahrt fort. In Kumara Junction verließen wir den Highway 6 und bogen auf den Arthur´s Pass Road genannten Highway 73 ab. Arthur´s Pass Road ist der höchste und eindrucksvollste Highway über die Southern Alps. Durch den Regenwald an der Westseite des Gebirges steigt die Straße durch die Otira Gorge und über das 1999 fertig gestellte und 25 Millionen NZ $ teure Otira Viaduct bis zum Arthur´s Pass auf 924 m an. Die Strasse führt dann zwischen Berggipfeln und beeindruckenden Kalksteinfelsen über eine weiträumige Hochebene. Nach der Überquerung des Porters Pass fällt sie zu den Canterbury Plains hin ab. Mittendrin liegt der etwa 1.000 km² große Arthur´s Pass National Park. Er ist der sechstgrößte Nationalpark des Landes und ein Ort gewaltiger geologischer und klimatischer Gegensätze. Auf der Westseite der Berge, wo es viel Niederschlag gibt, erstrecken sich grüne Hügel mit üppigem Regenwald. Die Flüsse sind hier rauschend und stürzen steil über Felsklippen hinab. Auf der eher trockenen aber kälteren Ostseite überwiegen Bergbuchenwälder und breite Flussniederungen. Insgesamt 16 Berge sind über 2.000 m hoch, so dass der weitestgehend unerschlossene Park ein Eldorado für Bergwanderer ist. In der Nähe des Passes konnten wir noch einmal einige Keas in Aktion erleben. Einer machte sich an einem geparkten Tourbus zu schaffen, während seine Kumpel ihn mit lautem Geschrei aus der Luft beobachteten. In dem kleinen Bergdorf Arthur´s Pass, das im Bealey Valley ungefähr 5 km östlich des namensgleichen Passes liegt, verschafften wir uns im Visitor Centre des Nationalparks einen Überblick über die Flora und Fauna dieses Gebietes. In Springfield fanden wir auf dem von der Gemeinde unterhalten Kowhai Pass Domain Camp einen Stellplatz für die Nacht.

Dienstag, 25.02.03

In Sheffield verließen wir die Arthur´s Pass Road und bogen auf den Scenic Inland Highway (#72) ab. Kurz bevor wir den Highway 1 erreichten, machten wir in Rangiora eine Pause. Der kleine, sehr hübsche Ort dient wohl als Versorgungsstation für das umliegende Farmland und ist vom Tourismus völlig unberührt – wahrscheinlich war es gerade das, was wir so sympathisch fanden. Nach einem Bummel durch Rangiora setzten wir unser Fahrt fort, fuhren ein kleines Stück auf dem Highway in nördlicher Richtung und bogen dann auf den Highway 7 ab, der den Beinamen Lewis Pass Highway trägt. Über den 907 m hohen Lewis Pass wollten wir zurück an die Westküste, um dort unsere Fahrt fortzusetzen. Die Fahrt führt entlang des Waiau und Hope River und bietet immer wieder sehr schöne Ausblicke auf die Flusstäler und die umgebenden Berge. Ein 10 km langer Abstecher führte uns in das kleine Bergdorf Hanmer Springs, das durch seine Thermalquellen, die größten der Südinsel, bekannt ist. Obwohl schon 1859 entdeckt, sind die heißen Quellen erst seit 1883 für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute findet man dort elf verschieden temperierte Thermal- und Süßwasserbecken und eine Wasserrutschbahn. Uns war das schon zu seht kommerziell und so machten wir uns nach einem kurzen Rundgang wieder auf den Weg. Der Lewis Pass ist der nördlichste Übergang über die Gebirge der Südinsel, nicht ganz so steil wie anderen Pässe aber dennoch nicht minder reizvoll. Das den eigentlichen Pass umgebende Schutzgebiet der Lewis Pass National Reserve bietet Möglichkeiten zum Wandern, Fischen und Jagen. Kurz hinter dem Pass verfügt das Maruia Springs Thermal Resort über eine kleinere Anlage mit Heißwasserbecken in natürlicher Umgebung. Von hier hat man einen herrlichen Rundblick über die umliegenden Wälder und Gipfel. Sowohl der zum Resort gehörende einfache Campingplatz als auch die Thermalquellen selber gefielen uns viel besser als die riesige Anlage in Hanmer Springs und so schlugen wir hier unser Lager auf. Die Campingplatzgebühr beinhaltet den Eintritt zu den Thermalquellen für den An- und den Abreisetag, so dass wir ausreichend Gelegenheit haben, das heiße Wasser zu genießen. Wir nutzten das herrliche warme Wetter, um trotz der nervigen Sandflies wieder einmal draußen zu essen. Wir entschlossen uns dann, die bisher nicht zum Einsatz gekommenen Moskitonetze für die Schiebetür und die Heckklappe einzusetzen, so dass wir für den restlichen Abend Ruhe vor diesen unangenehmen Plagegeistern hatten. Nach dem Abendessen probierten wir die verschieden, mit Natursteinen eingefassten Becken, die Thermalduschen und das japanische Badehaus aus. Völlig entspannt und erholt ging es dann in die Schlafsäcke.

Mittwoch, 26.02.03

Auch am nächsten Morgen gingen wir noch einmal in die sehr schön angelegten heißen Pools von Maruia Hot Springs. Über Reefton, ein im Zuge des Goldrausches gegründete Siedlung, erreichten wir in Greymouth wieder die Küste der Tasmansee. Greymouth ist immer noch das wirtschaftliche und kommerzielle Zentrum der West Coast, wenn auch die großen Zeiten des Goldrausches vorbei sind. Heute wird das wirtschaftliche Leben der Stadt durch den Kohleabbau und die Holzindustrie bestimmt, zudem ist der Hafen an der Mündung des Grey River der größte an der Westküste. Attraktionen kann die Stadt zwar keine aufweisen, aber wir nutzten die hervorragende Infrastruktur für einige Besorgungen. 12 km südlich von Greymouth liegt Shantytown, eine rekonstruierte Goldgräberstadt aus der Zeit um 1860. Mehr als 30 Gebäude und unzählige Gebrauchsgegenstände aus der damaligen Zeit wurden hier in liebevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut bzw. restauriert. Man kann mit einer Dampflok aus dem Jahre 1913 über das Gelände fahren und sich im Goldschürfen versuchen. Auf letzteres haben wir verzichtet, aber der Besuch von Shantytown hat sich gelohnt: es war weit weniger touristisch ausgeschlachtet als wir erwartet hatten und die künstlich geschaffene Goldgräberstadt ist durchaus sehenswert. Wir setzten unsere Fahrt in nördlicher Richtung fort, kamen noch einmal durch Greymouth und fuhren dann direkt an der wildromantischen Küste entlang. Der Strongman Mine Memorial Lookout bietet einen spektakulären Ausblick auf die Küste und Vorgelagerten Klippen. In Punakaiki sicherten wir uns auf dem Beach Camp einen Stellplatz für die Nacht und fuhren dann noch einmal zu den Pancake Rocks, der Hauptattraktion des Paparoa National Park zurück. Der seit 1987 bestehende, etwa 300 km² große Nationalpark bietet ein atemberaubendes Landschaftserlebnis. Am berühmtesten sind die Pancake Rocks mit ihren Blowholes. Kalksteinwände wurden in Tausenden von Jahren durch Regen, Wind und salzige Luft zu geschichteten Felsformationen den heutigen „Pfannkuchenfelsen“ ausgewaschen. Über Hunderttausende von Jahren sind durch kohlendioxydhaltigen Regen, der sich in den Kalkstein gefressen hat, Höhlen entstanden. Bei Hochwasser bilden sich in diesen unterirdischen Höhlen so genannten Blowholes, in die die Wellen unter großem Druck hineingepresst werden, wo sie sich dann in sprühenden Schauern entladen. Der Dolomite Point Walk macht diese Attraktionen ganz einfach und sogar für Rollstuhlfahrer zugänglich. Da wir bis zur Flut, die für 20.25 Uhr angekündigt war, noch reichlich Zeit hatten, aßen wir zunächst auf dem Parkplatz zu Abend. Kurz nach 19.00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg und erleben die Pancake Rocks im schönen Licht der tief stehenden Sonne. An den Blowholes warteten wir dann die Zeit bis zum Tidenhochstand ab, aber die sie taten uns nicht den Gefallen, Wasser zu speien. Dafür war die Tasmansee wohl heute zu ruhig. Für den schönen Sonnenuntergang hat sich das Warten aber allemal gelohnt. Erst gegen 21.00 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz und haben uns häuslich eingerichtet.

Donnerstag, 27.02.03

Nach einem Morgenspaziergang am herrlichen Strand von Punakaiki fuhren wir noch einmal zum Dolomite Point, um den Pancakes und Blowholes einen weiteren Besuch abzustatten. Wir bekamen einen der letzten freien Parkplätze am Visitor Center; der Weg war dann allerdings nicht so überlaufen, wie wir aufgrund der Parkplatzsituation befürchtet hatten. Es war schön, die Pancakes noch einmal in einem anderen Licht zu sehen, die Blowholes waren aber leider auch heute nicht aktiv. Dafür hatten wir das Glück, einige Hector Dolphins beobachten zu können. Einen weiteren Stopp machten wir an der Punakaiki Cavern, einer sehr kleinen Höhle, wo wir ein bisschen Didgeridoo gespielt haben. Der Highway 6 verläuft auf den nächsten Kilometern direkt an der Küste und bietet immer wieder grandiose Ausblicke. Besonders schön ist der Blick vom Irimahuwhero Lookout und von den Haltebuchten an der Woodpecker Bay. Kurz vor Westport verließen wir die Hauptstraße und erreichten das Cape Foulwind an der sehr schönen Tauranga Bay. Der Cape Foulwind Walkway führte uns zu einer Pelzrobbenkolonie und ermöglichte den Blick auf den Leuchtturm des Kaps. In Westport, einer wenig einladenden Stadt, die hauptsächlich vom Bergbau lebt, machten wir einen kurzen Tank- und Einkaufsstopp, um dann unsere Fahrt auf dem Highway 6 fortzusetzen. Dieser führte uns durch die malerische Buller Gorge, das Tal des Buller River, bis nach Lyell, wo wir auf einem vom Department of Conservation unterhaltenen Stellplatz Quartier bezogen. Auf dem Platz haben wir uns noch mit Bruce, einem Australier unterhalten, der mit seiner Lebensgefährtin eine Unterbrechung seines Segeltrips mit einer Neuseelandreise überbrückt. Wir hatten die beiden erstmals auf Stewart Island getroffen und waren uns jetzt hier zum wiederholten Male begegnet. Auch heute waren wir dankbar für unser Fliegengitter am Camper, womit es uns erfolgreich gelang, tausende von Sandflies auszusperren.

 

 

Freitag, 28.02.03

 

Nachdem wir unser Auto startklar gemacht hatten, machten wir uns auf den Lyell Walkway, einen direkt am Campingplatz beginnenden Track. Zunächst ging es am Ufer des Lyell Creek entlang, vorbei am Friedhof der alten Goldgräberniederlassung Lyell, die sich an der Stelle des heutigen Campingplatzes befunden hat. Nach der Überquerung des Lyell Creek geht es am Ufer des Deep Creek wieder zurück. Die etwa einstündige Wanderung durch den neuseeländischen Busch hat uns sehr gut gefallen, außer dem Rauschen der Bäche und dem Gezwitscher der Vögel war nichts weiter zu hören – Natur pur. Auf dem Highway 6 fuhren wir, immer noch am Buller River entlang, bis Murchison, wo wir eine kurze Pause eingelegt haben. In Howard Junction fuhren wir auf den Highway 63, der uns in den Nelson Lakes National Park brachte. Hauptattraktion und –anlaufpunkt dieses Nationalparks sind die von prächtigen Südbuchenwäldern umgebenen Gletscherseen Lake Rotoiti und Lake Rotoroa. Neben zahlreichen Wassersportmöglichkeiten bietet der Park ein Netz von Wanderwegen und Hütten, über die sich die ansonsten unerschlossenen Teile des Parks erreichen lassen. Fern vom Massentourismus hat sich der Park seine unberührte wilde Schönheit erhalten können. Wir fuhren in dem kleinen Ort St. Arnaud an das Nordufer des Lake Rotoiti heran und machten hier eine ausgiebige Mittagspause. Leider vertrieben uns die penetranten Sandflies auch hier wieder ins Innere unseres Autos. Den ursprünglichen Plan direkt in Richtung Abel Tasman National Park weiter zu fahren gaben wir auf, nachdem ich in einem Reiseführer entdeckt hatte, dass morgen (Samstag) ein besonderer Markt in Nelson stattfindet. So suchten wir uns in Nelson einen stadtnahen Stellplatz und wollten nach dem Abendessen mit unseren Rädern in die Stadt fahren – es sollte jedoch anders kommen. Beim Essen wurden wir durch ein seltsames Geräusch aufmerksam und sahen Rauch hinter dem Kühlschrank aufsteigen. Sofort trennten wir das Stromkabel vom Netz und der Qualm verzog sich. Nach dem Essen begannen wir mit der Untersuchung und kamen zu dem Ergebnis, dass unser Ladegerät wohl durchgeschmort sein muss. Dieses befindet sich unter dem Kühlschrank, daher der Qualm. Auf 12 V funktioniert die Elektrik aber einwandfrei, außer das wir seit ein paar Tagen auch Probleme mit unserer Solaranlage haben, die nicht mehr lädt. Hier vermuten wir den Fehler ebenfalls im Laderegler, vielleicht sogar eine Folgefehler des defekten Hauptladegeräts. Aus dem abendlichen Stadtbummel wurde also nichts, stattdessen haben wir uns Adressen von Elektrofirmen aus dem Telefonbuch herausgesucht und den Campingplatzbetreiber nach dem besten Anbieter befragt. Jetzt hoffen wir morgen Vormittag, noch vor dem Wochenende eine Lösung für unser Problem zu bekommen. Das ist zwar nicht so angenehm, aber wir sind jetzt auch schon seit drei Monaten unterwegs und bisher hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Auch diese unangenehmen Überraschungen gehören nun einmal dazu und tragen letztendlich auch zum Gesamterlebnis einer solchen Reise bei.

 

 

Samstag, 01.03.03

 

Heute ging um 6:00 Uhr der Wecker, denn wir wollten rechtzeitig bei einem Autoelektriker sein, damit unser Problem möglichst noch heute behoben werden kann. Nach einigen Schwierigkeiten hatten wir die kleine Werkstatt am Rande von Nelson gefunden und mussten noch einige Minuten bis zur Öffnung um 9:00 Uhr warten. Keith, der Elektriker, war sehr nett und allem Anschein nach auch sehr kompetent. Wir haben den Roadrunner soweit leer geräumt und „zerlegt“, dass er an das Ladegerät, die Batterien und den Solar-Laderegler herankommen konnte. Unser ganzes Hab und Gut lag in einem riesigen Haufen vor der Werkstatt, zum Glück hat es nicht geregnet. Am Ladegerät war jedoch keinerlei Schaden festzustellen, dafür war der Solar-Laderegler verschmort. Keith hatte einen entsprechenden Regler auf Lager und ihn auch gleich eingebaut. Ausführliche Tests mit externem Stromanschluss führten zu keinerlei Problemen und die Solaranlage scheint auch wieder zu funktionieren. Gegen 11:30 Uhr hatten wir alles wieder zusammengebaut und eingeräumt und waren um 215,52 NZ$ ärmer, aber dennoch zufrieden, dass sich alles so schnell erledigen ließ. So hatten wir doch noch die Chance den Nelson Market auf dem Montgomery Square zu besuchen. Neben Lebensmitteln wechseln hier vor allem kunstgewerbliche Gegenstände den Besitzer. Es ganz interessant ein wenig über diesen Markt zu stöbern und wir stärkten uns mit einem chinesischen Imbiss und einem frischen Eis. Es folgte ein kleiner Rundgang durch die Innenstadt, auf dem wir uns „Devils Sticks“, Jonglierstäbe, die wir am Gillespies Beach bei einer jungen Frau im Einsatz gesehen hatten, kauften. Im Laden war auch ein junger Mann, der uns eine kleine Vorführung gab, unsere Versuche waren hingegen eher kläglich – dabei sieht es so einfach aus. Wir verließen Nelson mit dem Ziel Abel Tasman National Park. Über Motueka erreichten wir den traumhaften Strand von Kaiteriteri. In Marahau nahmen wir uns einen Stellplatz auf dem Beach Camp und trainierten etwas den Umgang mit unserem neuen Spielzeug und tatsächlich waren schon bald erste Fortschritte zu erkennen. Wenn wir die verbleibenden 9 Monate unserer Reise fleißig üben, können wir vielleicht unser Geld mit Auftritten und Didgeridoo spielen verdienen. Aufgrund des heutigen „Arbeitstages“ wollen wir es morgen ruhig angehen lassen und haben die Wandertour im Abel Tasman National Park auf Übermorgen verschoben.  Der mit 225 km² kleinste Nationalpark Neuseelands verdankt seine Bekannt- und Beliebtheit seiner Einmaligkeit: Nirgendwo sonst in Neuseeland findet man einen Gebiet, das neben einer herrlichen Küstenlandschaft mit unzähligen Badebuchten endlose Wälder in einer unberührten Berglandschaft bietet. Das Smaragdgrün des Waldes wird nur durch die goldfarbenen Strände vom türkisblauen Meer getrennt.

 

 

Sonntag, 02.03.03

 

Nachdem wir ausgeschlafen und in aller Ruhe gemütlich gefrühstückt hatten, fuhren wir noch einmal zum Marahau Carpark, dem südlichen Ende des Abel Tasman Coast Track. Wir sahen uns den Infostand des Department of Conservation und eine leicht alternative Kunstgalerie gegenüber des Parkplatzes an. Die Gruppe von Künstlern hat sehr schöne Skulpturen aus Holz geschaffen und bietet zahlreiche kleinere Kunstgegenstände zum Kauf an. Von hier aus fuhren wir die wenigen Kilometer zurück nach Kaiterteri, wo wir uns im Beach Motor Camp für die nächsten zwei Nächte einen Campingplatz gesichert haben. Der Campingplatz liegt direkt am traumhaften, goldenen Strand der Tasman Bay. Für den nächsten Tag haben wir einen Bootstrip in den Abel Tasman National Park gebucht, der es uns ermöglich einen Abschnitt des Coast Track zu wandern, sofern das Wetter es erlaubt. Die Vorhersagen sind für die nächsten Tage nicht besonders gut aber wir wollen es dennoch versuchen. Anschließend erkundigten wir uns nach Seekajaks und haben beschlossen für zwei Stunden auf eigene Faust auf die Tasman Bay hinauszufahren. Nachdem wir uns umgezogen hatten bekamen wir eine kurze Einweisung, Spritzdecken und Schwimmwesten und machten uns auf den Weg. Kaum hatten wir Kaka Island umrundet und damit die geschützte Bucht von Kaiteriteri verlassen, wurde die See rauer und wir hatten gegen die Wellen und den Wind anzukämpfen. Nach einer anfänglichen Unsicherheit, wir saßen heute zum ersten Mal in einem Seekajak und waren bisher nur auf Flüssen und Seen gepaddelt, hat es aber sehr viel Spaß gemacht und das Boot lag auch sehr gut im Wasser. Vorbei an der Breaker und Honeymoon Bay und an Ngaio Island, einem kleinen Vogelschutzgebiet, paddelten wir bis zur Tower Bay. Diese Bucht wird am Nordende vom Tokongawha Point begrenzt, einem von Höhlen durchzogenen Felsvorsprung. Hier befindet sich auch der Split Apple Rock, ein Felsen, der wirklich so aussieht als hätte man einen Apfel in der Mitte durchgeschnitten und die beiden Hälften fallen ein Stück auseinander. Nach einer Pause in dieser schönen Bucht machten wir uns auf den Rückweg. Mit Wind und Wellen im Rücken waren wir so schnell unterwegs, das wir die Einfahrt zur Bucht von Kaiteriteri verpassten und unseren Irrtum erst am Torlesse Point, südlich der Bucht bemerkten. So mussten wir noch einmal gegen den immer stärker werdenden Wind und die Wellen ankämpfen, um wieder die geschützte Bucht zu erreichen. Etwas erschöpft und in froher Erwartung des morgigen Muskelkaters gaben wir das Kajak zurück und gingen, da wir sowieso schon nass waren, schwimmen. Das Wasser war herrlich, über 20° C warm, und der Strand völlig ohne Steine. Eine heiße Dusche auf dem Campingplatz und ein Cappuccino sorgten für die nötige Wärme. Wir verlebten einen gemütlichen Nachmittag auf dem Campingplatz und haben uns nett mit unseren Nachbarn, einem Paar aus Toronto unterhalten.

 

 

Montag, 03.03.03

 

In der Nacht zog die angekündigte Schlechtwetterfront über uns hinweg und brachte so starken Regen, dass wir zeitweise dachten, unser Auto steht in einer Waschstrasse. Wir befürchteten schon, dass unser Ausflug in den Abel Tasman National Park völlig ins Wasser fallen wird. Als wir dann um 7:30 Uhr vom Wecker nach der unruhigen Nacht zum Aufstehen ermahnt wurden, schien aber schon wieder die Sonne. Um 10:00 Uhr gingen wir an Bord des Abel Tasman Explorer und fuhren an der Küste des Parks entlang. Erster Stopp war der Split Apple Rock, den wir schon mit dem Kajak besucht hatten. In den verschiedenen Buchten wurden immer wieder Leute zum Wandern oder für einen Tag an den traumhaften Stränden ausgeschifft und andere kamen hinzu. Gut zweieinhalb Stunden brauchte das Schiff so bis nach Totaranui , dem nördlichen Zugang zum Nationalpark. Auf dem Rückweg stoppten wir an der Pelzrobbenkolonie von Tonga Island, wo wir einige Muttertiere mit ihrem Nachwuchs beobachten konnten. In der Bark Bay verließen wir das Schiff und wurden mit einem kleinen Beiboot an den Strand gebracht. Von hier aus machten wir uns auf den knapp 8 km langen Weg zur Torrent Bay, wo wir wieder einsteigen sollten. Da wir mit einiger Verspätung in der Bark Bay angekommen sind hatte sich die zur Verfügung stehende Zeit von drei auf knapp zweieinhalb Stunden verkürzt. Da die reine Wegzeit schon mit zwei Stunden angegeben ist, blieb uns leider nicht so viel Zeit, wie wir es gerne gehabt hätten. Mit einigen Fotostopps mussten wir uns schon ein wenig beeilen, um rechtzeitig anzukommen. Das ist für uns dann schon wieder zu sehr „organisiert“ und damit nicht so nach unserem Geschmack. Der Weg führt oberhalb der verschiedenen Buchten entlang, von denen besonders die Sandfly Bay und die Frenchman´s Bay sehr schön einzusehen sind. Eine Hängebrücke brachte uns über den Falls River und wir mussten eine Anhöhe erklimmen ehe der Weg langsam wieder zur Torrent Bay abfiel. Als wir am Strand auf das Boot warteten fing es an zu regnen, bis dahin hatten wir herrliches, sommerlich warmes Wetter gehabt, womit wir nach der letzten Nacht absolut nicht gerechnet hatten. Das Einschiffen wurde dann für mich zu einem Problem, da aufgrund der Ebbe das kleine Beiboot nicht direkt an den Strand fahren konnte und man gezwungen war fast knietief ins Wasser zu gehen. Gelis Versuche für mich eine andere Möglichkeit zu erwirken, blieben leider erfolglos, es ging wohl auch wirklich nicht anders. So musste auch ich mir Schuhe uns Strümpfe ausziehen und mit meiner absolut nicht wasserfesten Prothese ins Wasser. Dies hat mich besonders deshalb geärgert, weil wir bei der Buchung extra gefragt und deutlich gemacht hatten, dass so etwas für mich nicht möglich ist. Das gleiche war dann auch beim Ausschiffen in Kaiteriteri der Fall, es wird also bei Ebbe immer so sein, da das Boot dann einfach nicht weiter an den Strand fahren kann. Ich habe im Roadrunner die Heizung angestellt und versucht die Prothese so schnell wie möglich zu trocknen. Hoffentlich halten die nicht rostfreien Bestandteile wenigstens bis zum Ende unserer Reise.

 

 

Dienstag, 04.03.03

 

Wir verließen Kaiteriteri und fuhren noch einmal nach Motueka zurück, um einige Lebensmittel einzukaufen. Auf dem Highway 60 fuhren wir dann in nördlicher Richtung weiter, zunächst durch das Riwaka Valley. Bald schon schraubt sicht die Strasse in zum Teil engen Serpentinen die Takaka Hills hinauf und erreicht etwa 20 km hinter Motueka die Passhöhe von fast 800 m. Hier oben, auf einer Wasser- und Wetterscheide, hat man einen großartigen Blick auf die Tasman und die Golden Bay und die Gipfel des Abel Tasman und des Kahurangi National Park. Das Gestein der Takaka Hills besteht aus einer alten, zusammengepressten Kalksteinformation, dem so genannten Takaka Marmor, der in vielen neuseeländischen Gebäuden verarbeitet wurde. Auch heute noch wird hier Marmor abgebaut. Auf der Nordseite des Passes geht es hinunter zur Golden Bay. Bevor wir diese erreichten, bogen wir in Takaka auf die schmale Nebenstrasse zum Abel Tasman National Park ab. Auf der kurvenreichen Strecke erreichten wir schließlich das Südende der Golden Bay und immer an der Küste entlang. In Tarakohe machten wir am Hafen eine kleine Pause und nutzten die Zeit zum Didgeridoo spielen und zum Üben mit den Devil Sticks. An der zauberhaften Wainui Bay verlässt die Strasse die Küste und wir wanderten von einem kleinen Wiesenparkplatz in einer guten halben Stunde zu den Wainui Falls. Der Weg führte uns mitten hinein in den faszinierenden neuseeländischen Urwald, auf einer nur aus Drahtgeflecht bestehenden Hängebrücke über den tosenden Wainui River zu den eindruckvollen Wasserfällen. Auf der ab hier nur noch geschotterten Serpentinenstrasse fuhren wir weiter bis nach Totaranui, wo wir uns auf dem sehr schön angelegten, vom Department of Conservation unterhaltenen Campingplatz einen Platz für die Nacht gesucht haben. Von unserem Stellplatz hörten wir die Brandung auf die traumhafte und nahezu menschenleere Totaranui Beach auflaufen. Bei herrlichem Wetter unternahmen wir einen kleinen Strandspaziergang und genossen das warme Wetter auf dem Campingplatz. Der neue Laderegler unserer Solaranlage arbeitet einwandfrei, ja sogar besser als der alte, der wohl mit der neuseeländischen Sonne tatsächlich überfordert war.

 

 

Mittwoch, 05.03.03

 

Schocktherapie für die Lebensnerven: Bei 8,5° C Außentemperatur entschlossen wir uns den Tag mit einem Bad in der Tasman Bay zu beginnen. Den herrlichen Totaranui Beach hatten wir ganz für uns allein und das Wasser war mit knapp 17° C fast doppelt so warm wie die Luft. So erfrischt kamen uns die Kaltwasserduschen des Campingplatzes gar nicht mehr so kalt vor. Nach dieser morgendlichen Kur war uns zwar etwas kalt aber es war trotzdem einfach herrlich. Schon gestern waren uns seltsame Geräusche  beim Fahren aufgefallen und wir dachten, dass sich ein Stein von der Schotterpiste in der Radkappe verfangen hätte. Als auch heute diese Geräusche nicht verschwanden, prüfte ich bei einem kurzen Stopp in Takaka die Räder. Hinten links hatten sich die Radmuttern gelockert. Sobald ich diese wieder angezogen hatte, waren auch die seltsamen Geräusche verschwunden. Nördlich von Takaka zweigt eine kleine Straße zum Waikorupupu Springs Scenic Reserve ab. Die „Pupu Springs“ geben, wie ein artesischer Brunnen, das gesamte im Takaka Valley angesammelte Wasser wieder ab. Das Wasser kommt mit konstant 11,7° C aus der Erde und zwar 14 Kubikmeter in der Sekunde, nach starkem Regen sogar bis zu 21 Kubikmeter. Es ist so unwahrscheinlich klar, dass die Waikorupupu Springs als die klarste Frischwasserquelle der Welt gelten. Unseren nächsten Stopp machten wir in Collingwood. Im Lonely Planet Reiseführer wurde die hausgemachte Schokolade des Rosy Glow Chocolate House wärmstens empfohlen. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die recht großen und leider auch nicht ganz günstigen „Pralinen“ waren zwar nicht schlecht, aber nach meinem Geschmack auch nicht so außergewöhnlich gut. In Puponga endet der Highway 60 und auch die hier beginnenden Schotterpisten führen nur noch wenige Kilometer weiter, denn am nördlichsten Ende der Südinsel erstreckt sich der Farewell Spit, eine 25 km lange Landzunge. Die einzigartige Dünenlandschaft des Farewell Spit ist ein geschlossenes Naturreservat, das zu einer international anerkannten Meeresschutzzone erklärt wurde. Zu den hier beheimateten über 100 Vogelarten kommen, je nach Jahreszeit, noch Zehntausende von Zugvögeln dazu. Der Besuch dieses Gebietes ist im Rahmen einer geführten Tour möglich, die in Collingwood beginnt. Wir fuhren zum Farewell Spit Visitor Centre und erklommen einen nahe gelegnen Aussichtspunkt, der einen guten Überblick über den Farewell Spit und die nördliche Golden Bay bietet. Tausende von Schwarzen Schwänen bevölkerten die Küste der Bucht. Auf der Wharariki Road fuhren wir noch ein kleines Stück weiter und wanderten dann über eine Art Feldweg hinauf zum kleinen Leuchtturm von Pillar Point. Hier bot sich uns ein fantastischer Blick auf den Farewell Spit, das Cape Farewell und die Wharariki Beach. Von hier aus machten wir uns auf den Rückweg  und fanden auf einem Campingplatz in Richmond eine Bleibe für die Nacht.

 

Donnerstag, 06.03.03

 

Nachdem wir noch in Richmond unsere Vorräte ergänzt hatten, fuhren wir weiter nach Nelson. Einen kurzen Stopp machten wir bei dem Autoelektriker, der unseren Laderegler ausgetauscht hatte. Keith war sehr erfreut als wir ihm mitteilen konnten, dass seine Arbeit von Erfolg gekrönt war und der neue Regler besser funktioniert als es der alte jemals getan hat. In der Innenstadt von Nelson spazierten wir durch die Trafalgar Street und sahen uns die Nelson Cathedral auf dem Church Hill an. Die Kathedrale ist in Kreuzform aus Takaka-Marmor errichtet und hat einen 35m hohen, durchbrochenen Turm. In einem Internetcafe haben wir per Mail die Verschiffung unseres Autos weiter organisiert und die Mails von Freunden gelesen und beantwortet, sowie unsere Konten abgeglichen. Per Telefon habe ich dann noch unsere Fährpassage von Picton nach Wellington bei der neuen und wesentlich günstigeren Gesellschaft Strait Shipping gebucht. Wir setzten dann unsere Fahrt in Richtung Marlborough Sounds fort. Unterwegs änderten wir dann noch unseren Plan, der für heute die Fahrt nach French Pass, einen kleinen Ort an der Spitze einer Halbinsel inmitten der Sounds vorgesehen hatte. Stattdessen entschlossen wir uns nach Havelock weiterzufahren und morgen einen ganztätigen Ausflug mit dem Postboot auf den Pelorus Sound zu unternehmen. In dem kleinen Ort Rai Valley habe ich von einer Telefonzelle aus die Fahrt für uns gebucht. Im Naturschutzgebiet um die Pelorus Bridge gingen wir einen kurzen Weg zu einer Hängebrücke über den  Pelorus River. In Havelock, schön am Ende des Pelorus Sound gelegen, fanden wir auf dem von der Gemeinde betriebenen Motor Camp einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte. Havelock ist die selbst ernannte Weltmetropole der grünlippigen Neuseelandmuschel und in der Hauptstrasse, die sich viel von der Atmosphäre der Pionierzeit bewahrt hat, bieten Restaurants diese regionale Delikatesse an. Wir beschlossen es morgen nach der Bootstour mit den Muscheln zu versuchen. Hoffentlich spielt das Wetter mit, wenn wir morgen per Postboot in das Herz der Marlborough Sounds vordringen werden.

Freitag, 07.03.03

Die erste Begegnung mit der phantastischen Wasserlandschaft der Marlborough Sounds macht man meist bei der Überfahrt von der Nord- zur Südinsel bzw. umgekehrt. Zerklüftet und unendlich scheint die Küstenlinie, dabei ist sie doch „nur“ 1.400 km lang. Drei größere Fjorde: Kenepuru Sound, Pelorus Sound und Queen Charlotte Sound bestimmen das Labyrinth aus Inseln, Buchten und Landengen. Nach den Mythen der Maori entstand dieser einzigartige Landstrich im Kampf des Seefahrers Kupe mit einem riesenhaften Kraken. Die Arme des Kraken umschlangen das Land, versanken mit ihm und wurden zu den Meeresarmen von Marlborough Sounds. Die Inseln „The Brothers“ sind die aus dem Wasser ragenden Augen des Kraken. Wissenschaftler sehen in der zerfransten Küste ein riesiges Mittelgebirge, das zum Ende der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel anstieg und die Täler überflutete, langsam im Meer verschwand. Bevor die ersten Europäer diesen Küstenabschnitt besuchten, lebten die Maori seit vermutlich mehr als 600 Jahren in diesem Gebiet und ernährten sich von Fischfang und der Jagd auf Moas. Man fand Lagerplätze und befestigte Dörfer auf vielen Landzungen und Inseln. Abel Tasman sichtete 1642 als erster Europäer die Marlborough Sounds. Nach Jahrzehnte langem ruinösem Raubbau am Regenwald besann man sich schließlich und schuf 120 einzelne Schutzgebiete, die man 1973 im Marlborough Sounds Maritime Park vereinigte. Viele unzugängliche Gebiete auf dem angrenzten Festland und Vorgelagerten Inseln, oftmals letzte Rückzugsgebiete für einheimische Tiere werden ebenso vom Department of Conservation, der neuseeländischen Nationalparkbehörde, betreut. Pünktlich um 9:30 Uhr legte das „Postboot“ bei sonnigem Wetter mit leichter Bewölkung in Havelock ab. Vorbei am Mahau Sound fuhren wir zunächst in den Kenepuru Sound hinein, um in Portage noch Fahrgäste aufzunehmen. Dann ging es zurück in den Pelorus Sound bis hinaus in die Cook Strait, denn heute waren die sogenannten „Outer Sounds“ mit der Postzustellung dran. Alle abgelegenen Niederlassungen im Pelorus Sound bekommen einmal in der Woche Post und/oder bestellte Güter: Dienstags die westliche, donnerstags die östliche Küste und freitags die Outer Sounds. Ich hatte mich bereiterklärt die Postübergabe an einigen Punkten zu übernehmen. Dies geschieht in der „Vorbeifahrt“ bei einem anderen Boot oder einem Anleger. Es war sehr interessant dies einmal nicht nur zu sehen sondern selber aktiv dabei zu sein. Bei den angelaufenen Stationen handelte es sich um Lachs-, Muschel- oder Schaffarmen, sowie abgelegenen Unterkünften für Wanderer oder Erholungssuchende, die wirklich absolute Ruhe haben wollen. Einen kurzen Stopp machten wir an einer kleinen Kormorankolonie ehe wir mit Forsyth Island unseren letzten Zustellpunkt anliefen. Ohne weitere Unterbrechung ging es dann zurück nach Havelock, das wegen gegen 17:00 Uhr wieder erreichten. Dieser Trip hat uns sehr gut gefallen, er ist nicht so touristisch sondern dient in erster Linie der Versorgung der abgelegenen Niederlassungen, die schon seit Jahrzehnten auf diesem Wege geschieht. Mit einem leckeren Muschel-Essen im Mussel Boys Restaurant sorgten wir für einen passenden Abschluss dieses wunderschönen, sommerlichen Tages auf dem Pelorus Sound.

Samstag, 08.03.03

Südlich von Havelock verließen wir den Highway 6, der weiter in Richtung Blenheim führt, und nahmen stattdessen den Queen Charlotte Drive nach Picton. Der Cullen Point Lookout bietet noch einmal einen Blick zurück nach Havelock aber auch auf den Pelorus Sound. Am Mahakipawa Arm entlang bietet die schmale und kurvenreiche Strasse immer wieder schöne Ausblicke. Noch spektakulärer wurde es als wir den Queen Charlotte Drive verließen und auf der Kenepuru Road in Richtung Portage weiterfuhren. Diese Strasse verläuft traumhaft schön zunächst am Mahau Sound und dann am Kenepuru Sound entlang. Jede Kurve bietet neue, herrliche Ausblicke auf die einmalige Fjordlandschaft, die doch sehr an Norwegen erinnert. Jede Haltebucht lohnt einen Stopp und so kamen wir nur sehr langsam voran, benötigten für die knapp 30 km weit über eine Stunde. In Portage selbst gibt es neben einer exklusiven Hotelanlage nicht viel zu sehen aber kurz vor dem Ort wollten wir in der Cowshed Picnic und Camping Area direkt am Kenepuru Sound eine kurze Pause machen. Sowohl unser Auto als wir mit unseren Devil Sticks zogen die Aufmerksamkeit der Camper auf sich. So kamen wir zunächst mit den Campground Hosts ins Gespräch und wenig später gesellte sich ein weiteres Paar dazu, die ebenfalls in einem kleinen Bus mit Ausstelldach unterwegs waren. Im Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass die beiden neu dazugekommenen einmal sieben Jahre land am Stück durch die Welt gezogen sind. Nachdem die Kinder groß waren haben sie alles verkauft und sind los gezogen: Europa, Afrika, Südamerika und Asien wurden per Geländewagen, Campingbus und mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereist. Das gab natürlich ausreichend Gesprächsstoff und schon bald zogen sich die Campground Hosts zurück und wir tauschten Reiseerlebnisse und –erfahrungen aus. Aus unserer kurzen Pause wurden so über zwei Stunden, die wie im Flug vergangen waren. Es ist doch immer wieder faszinierend auf was für Leute man trifft und jedes dieser Zusammentreffen ist eine Bereicherung der eigenen Reise und natürlich auch Impulsgeber für die Umsetzung eigener Pläne und Ideen. Zurück auf dem Queen Charlotte Drive folgten weitere Fotostopps, jetzt am Queen Charlotte Sound, dem dritten großen Fjord in den Marlborough Sounds. Auch hier gab es wieder tolle Ausblicke bis kurz vor Picton ein Aussichtspunkt einen Blick auf den Fährhafen selbst ermöglicht. Nach einem kurzen Spaziergang durch Picton bezogen wir wieder auf dem gleichen Campingplatz Quartier, auf dem wir schon auf dem Hinweg campiert hatten.

 

Sonntag, 09.03.03

 

Um 4:30 Uhr ging der Wecker und in stockdunkler Nacht machten wir uns und das Auto startklar. Rechtzeitig um kurz vor 7:00 Uhr waren wir am Fähranleger von Strait Shipping und reiten uns in die Warteschlange ein. Das jetzt unter dem Namen BlueBridge fahrende Schiff war 17 Jahre lang als Santa Regina im Fährverkehr zwischen Marseille und Korsika eingesetzt. Strait Shipping, die sich bisher auf den Güterverkehr zwischen den Hauptinseln Neuseelands konzentriert hatten, hat das Schiff für 11,5 Mio. NZ$ gekauft und Ende Dezember 2002 der Betrieb aufgenommen. Das Schiff soll in den nächsten Monaten noch umgebaut und renoviert werden, im Moment waren noch viele der französischen Beschriftungen, Bilder und Einrichtungen vorhanden. Einige der Kabinen standen zur Benutzung zur Verfügung und so konnten wir uns nach der kurzen Nacht sogar noch etwas hinlegen, auch wenn wir nicht mehr schlafen konnten. Die Fahrt durch den Queen Charlotte Sound war sehr schön und gleichzeitig ein passender Abschied von der Südinsel, auf der wir die letzten 6 Wochen verlebt hatten. Auf der Cook Strait machte uns der Kapitän noch auf einen Pottwal aufmerksam, der uns dann sogar noch den Gefallen tat auf spektakuläre Weise abzutauchen. So hatten wir noch eine kostenlose Zugabe zu unserer Überfahrt. In Wellington angekommen fuhren wir direkt zum Museum of New Zealand – Te Papa Tongarewa, was so viel bedeutet wie: Neuseeland unser Land. Mit einer Ausstellungsfläche von der Größe dreier Fußballfelder ist dieses Museum eines der größten Nationalmuseen der Welt. Die 1998 eröffnete Stätte zeigt den Einfluss aller Kulturen auf das heutige Neuseeland, beherbergt die nationale Kunstsammlung und hat noch genügend Fläche für bedeutende Ausstellungen aus aller Welt. Einige der besten Kunstwerke der Maori und ein einzigartiges Versammlungshaus aus dem 21. Jahrhundert sind hier zu sehen. Wir hatten uns sehr viel von diesem Museum versprochen, waren dann aber etwas enttäuscht. Der Versuch ein Kunstmuseum, eine naturhistorische und eine ethnologische Ausstellung sowie zahlreiche interaktive Hightech Exponate zu kombinieren hat nach unserem Geschmack zu einer Überfrachtung geführt, die den Besucher leicht überfordern kann. Am Besten hat uns der Bereich zur Maorikultur gefallen, auch wenn wir im Verlaufe der letzten drei Monate schon einen kleinen Einblick in diese Kultur bekommen konnten. Nach dem Museumsbesuch stärkten wir uns in einem gegenüber gelegenen Foodcourt mit zahlreichen, hauptsächlich asiatischen Ständen. Wir verließen die Innenstadt von Wellington und bezogen auf dem gleichen Campingplatz in Lower Hutt Quartier, auf dem wir schon bei unserem ersten Aufenthalt übernachtet hatten.

 

 

Montag, 10.03.03

 

Ein Telefonat mit unserem Spediteur in Auckland hat ergeben, dass wir unser Auto wohl erst am 22.03. verschiffen können und so noch ein paar Tage mehr Zeit haben als angenommen. Bevor wir Lower Hutt verließen, standen noch zwei Ziele auf dem Programm, die wir bei unserem ersten Aufenthalt hier übersehen hatten. Wir begannen mit „Brezelmania“, einer deutschen Bäckerei, die seit etwa 1 Jahr versucht, Brezeln, Laugestangen und Brot nach deutschem Rezept den Kiwis schmackhaft zu machen. Erst seit Dezember 2002 hat Brezelmania auch eigene Vertriebsstellen, bis dahin wurden die Backwaren nur über Supermärkte angeboten. Wir verließen den kleinen Fabrikladen mit 6 Laugestangen, 4 Brezeln und einem frischen Roggenbrot! Die erste Laugestange habe ich mit großem Appetit sofort verzehrt. Unser zweites Ziel war das kleine Maori Kunst- und Kulturzentrum „Maori Treasures“. Maori Treasures ist der Höhepunkt vom Traum und der Arbeit des Schnitzmeisters Rangi Hetet und seiner Frau Erenora Puketapu-Hetet. Es basiert auf einer strengen historischen Grundlage, der Hetet-Legende. In Waiwhetu, dem heutigen Herzen von Lower Hutt, ließ sich 1858 Erenoras Nebenstamm Hamua von Te Atiawa nieder. Heute stehen ca. 40 Häuser um das Versammlungshaus. Zu den gemeinschaftlichen Einrichtungen in Waiwhetu zählt neben einer Sporthalle, einem Sportplatz und einem Kindergarten auch eine Rundfunkstation. Rangi und Erenora lehren in den Ateliers von Maori Treasures ihr Wissen der Maorikunst der Familie und den Studenten. Erenora, eine hoch geschätze Maori-Weberin und Künstlerin lässt sich gerne bei ihrer kreativen Arbeit zuschauen. In dne Ateliers arbeiten über 12 Künstler oder Handwerker. Die enge Verbindung zwischen der Hetet-Familie und dem Te Papa Museum in Wellington spiegelt sich in den zahlreichen dort ausgestellten Kunstwerken wieder. Zum Gedenken und dem Schaffen der Großmuter von Rangi Hetet, Rangimarie wurden zwei Räume des Nationalmuseums nach ihr benannt. Rangimaries Kunstwerke sind weltweit auf Ausstellungen zu bewundern. Mit Leidenschaft und Begeisterung vermitteln Rangi und Erenora in vierter Generation das traditionelle Kunsthandwerk „Schaffen mit Herz, Geist und Verstand“. Maori Treasures bietet seinen Besuchern die einmalige Gelegenheit, neben vollendeter Maorikunst, wie sie im Te Papa National Museum zu sehen ist auch die authentische Maorikunst, Kultur und Lebensweise in einer Maorigemeinschaft kennen zu lernen. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Ateliers ergaben sich interessante Gespräche mit den durchweg freundlichen und aufgeschlossenen Künstlern. Nach dem Besuch der Ateliers sahen wir uns auch noch das wunderschöne Versammlungshaus an und haben insgesamt über 2 Stunden in Waiwhetu verbracht. Der Besuch von Maori Treasures hat sich auf jeden Fall gelohnt und ist jedem zu empfehlen, der etwas über die Maorikunst erfahren möchte. Gestärkt durch eine weitere Laugestange verließen wir den Großraum Wellington über den Highway in nordöstlicher Richtung. Nach wenigen Kilometern bogen wir auf den Highway 58 ab, der uns an die Westküste und zum Highway 1 brachte, dem wir in nördlicher Richtung folgten. An der Pukerua Bay machten wir eine kleine Pause und genossen den Blick auf die Küste und auf Kapiti Island, einem Naturschutzgebiet für vom Aussterben bedrohte neuseeländische Vögel. In Paraparaumu besuchten wir das Lindale Tourist und Agricultural Centre. Vor 10 Jahren hieß es einfach nur Lindale Farm und man konnte die hier produzierten Käsesorten probieren und kaufen. Den Kapiti-Käse gibt es immer noch, das Angebot umfasst jetzt aber auch Eiscreme, Süßigkeiten, Kunsthandwerk, Souvenirläden und zwei Restaurants und Cafes. Auch wir konnten diesem Angebot nicht widerstehen, kauften Süßigkeiten, Käse und probierten die köstliche Eiscreme. In Otaki wollten wir die Rangiatea Church besichtigen, die wir uns auch schon vor 10 Jahren angeschaut hatten. Die 1850 fertig gestellte Kirche galt als die schönste, im Maoristil erbaute Kirche Neuseelands. Unseren Reiseführern konnten wir entnehmen, dass diese Kirche 1995 ein Raub der Flammen wurde und seit 1998 am Wiederaufbau gearbeitet wird. Die Baumaßnahmen waren immer noch nicht abgeschlossen, so dass wir die neue Rangiatea Church nicht besichtigen konnten. Unsere Absicht in Foxton Beach in Strandnähe zu übernachten, gaben wir nach einer Inspektion der beiden Campingplätze wieder auf und fuhren weiter bis Bulls, wo wir auf dem Gelände der Bridge Motor Lodge einen Stellplatz für die Nacht fanden.

 

Dienstag, 11.03.03

Als wir gerade den Campingplatz verlassen wollten fing es an zu regnen und damit war auch die Entscheidung in welche Richtung wir weiterfahren endgültig gefällt. Bei schönem Wetter hätten wir noch einen Abstecher zum Mt. Taranaki unternommen, so aber folgten wir dem Highway 1 auf seinem Weg durch das Zentralplateau der Nordinsel. Östlich des Tongariro National Parks führt der Highway durch die Rangipo Desert, von den Gipfeln des Parks, die wir bei herrlichem Sonnenschein erlebt hatten, war heute jedoch nicht viel zu sehen. Auch die Fahrt am Ostufer des Lake Taupo entlang verlor durch die trübe Witterung etwas von ihrem landschaftlichen Reiz. Fast genau wie vor zwei Monaten erreichten wir Taupo wiederum in strömendem Regen. In einem Internetcafe fragten wir unsere Mailbox ab und fanden die Bestätigung des Spediteurs, dass unser Auto am 21.03. in Richtung Australien verschifft werden kann. Dementsprechend können wir morgen unsere Flüge nach Melbourne umbuchen. Wie schon bei unserem ersten Aufenthalt in Taupo, beschlossen wir auch heute, dem Regen durch einen Kinobesuch zu entgehen. Wir entschieden uns für den Film „Atanarjuat – The fast Runner“, der sich mit der traditionellen Lebensweise der Inuit und dem Überlebenskampf in ihrer lebensfeindlichen Umgebung auseinandersetzt. Der Film ist eine reine Inuit-Produktion und vermittelt ein Gefühl dafür, wie hart es sein muss, in der Arktis zu leben. Für uns war es eine sehr gute Ergänzung zu einem Buch, das wir beide kürzlich gelesen hatten und das sich mit dem gleichen Thema beschäftigt hat. Nach dem Kino und einem kurzen Einkauf fanden wir in dem sehr schönen All Seasons Holiday Park eine Bleibe. Wir beendeten den trüben Tag dann auch mit einem Bad in dem herrlich warmen Wasser des zum Campingplatz gehörenden Thermalpools.

Mittwoch, 12.03.03

Am Morgen zeigte sich wieder die Sonne, wenn auch noch ein paar Wolken am Himmel waren. Nach einigen Besorgungen in der Stadt, dem Umbuchen unserer Flüge nach Melbourne und einer kurzen Mittagspause gingen wir zum Ufer des Lake Taupo. An der Uferpromenade steht ein schön geschnitztes Maori-Tor, durch das wir weiter zum Hafen spazierten. Hier bestiegen wir die Ernest Kemp, den Nachbau eines Dampfschiffes aus den 1920ern. Für zwei Stunden ging es über den größten See Neuseelands, der seinen Ursprung in einem gewaltigen Vulkanausbruch vor etwa 25.000 Jahren hat. Der damals entstandene Krater hat sich über die Jahre mit Wasser gefüllt und so den Lake Taupo entstehen lassen. Höhepunkt der Fahrt sind die Maori Rock Carvings, die von über 20 Künstlern in den Jahren 1979-1980 geschaffen wurden und nur vom Wasser zugänglich sind. Wir verließen dann Taupo auf dem Highway 1 in nördlicher Richtung und bogen nach wenigen Kilometern ins Wairakei Thermal Valley ab. Hier befindet sich, in direkter Nachbarschaft zum Wairakei Geothermal Power Project, einem riesigen Kraftwerk, in dem die Geothermischen Kräfte zur Stromerzeugung genutzt werden, ein kleiner und recht einfacher Campingplatz. Dafür steht man hier inmitten einer kleinen Farm: Hühner, Enten, Kaninchen und eine Ziegen statten den Campern regelmäßig Besuche ab. Die Ziege konnten wir nur mit Gewalt daran hindern unseren Roadrunner zu entern. Nachdem das Barn Cafe, dass als Campground Office, Ausflugslokal und Eingang zum Thermalgebiet dient, geschlossen hatte, wurden den Campern die Reste des heutigen Angebots in Form von Kuchen und Sandwiches kostenlos zur Verfügung gestellt, das ist doch ein netter Service.

Donnerstag, 13.03.03

Um 6:00 Uhr wurden wir von den Schreien der Hähne geweckt, konnten aber noch ein wenig weiter schlummern. Von Wairakei aus folgten wir zunächst dem Higway 1 in Richtung Hamilton und bogen nach etwa 14 km ins „Hidden Valley“ von Orakei Korako ab. Hier, wo der Waikato River durch den Lake Ohakuri fließt, liegt malerisch am See ein Wunderland mit Geysiren, Sinterterrassen, heißen Quellen, brodelnden Wasserbecken, schmatzenden Schlammpools und einer Höhle. Dieses Thermalgebiet, das aufgrund seiner Abgeschiedenheit längst nicht so überlaufen ist wie die anderen in dieser Region, gilt als eines der schönsten seiner Art. Um die Geothermische Zone des Tales zu erreichen, muss man den Lake Ohakuri per Boot überqueren und kommt dann zu den imposanten Emerald Terraces, den größten Silikat-Terrassen Neuseelands. Wir benötigten für die etwa 2 km lange, sehr schön angelegte Wegstrecke durch das Thermalgebiet aufgrund der zahlreichen Fotostopps etwa zwei Stunden. Das Gebiet ist wirklich sehr schön und wer aufgrund der knappen Zeit nur ein Thermalgebiet besichtigen kann oder will, sollte Orakei Korako wählen, denn Farbenpracht und Vielfalt dieses relativ kleinen Gebietes ist wirklich sehr beeindruckend. Vom „Hidden Valley of Orakei Korako“ fuhren wir zurück zum Highway 1, von dem wir dann ca. 20 km weiter nördlich auf den Highway 30 nach Rotorua abbogen. Hier war dann arbeiten angesagt: Wir haben das Auto und die Fahrräder in einer Waschanlage auf Hochglanz gebracht, in einem Büro von Air New Zealand unseren Flug nach Melbourne noch einmal umgebucht (auf den 21.03.) und unsere Tickets aktualisieren lassen, sowie Bargeld für die Bezahlung der Verschiffung beschafft. Danach quartierten wir uns wieder auf dem Cosy Cottage Holiday Park ein, wo man uns sogar noch wieder erkannt hat. Hier haben wir dann die Fenster und Türen des Autos noch einmal nachgeputzt und den Kofferraum gereinigt. Abschließend wurden alle Türen und Schlösser sowie die Fahrräder wieder gut geölt. Damit haben wir schon einen Teil der für die Verschiffung anstehenden Arbeiten erledigt, so dass wir nicht alles in kürzester Zeit abarbeiten müssen. Erst gegen 20:00 Uhr war unser Arbeitstag zu Ende und wir waren entsprechend kaputt.

Freitag, 14.03.03

Wie schon bei unserem ersten Aufenthalt auf diesem Campingplatz, begannen wir auch diesen Tag mit einem Bad in einem der Thermalpools. Mit unseren Fahrrädern machten wir uns auf den Weg zu einem Golfplatz mit Kurzbahnen, zwischen 50 und 100 Metern. Es hat eine Menge Spaß gemacht die neun Löcher zu spielen und es war sogar einen gewisser Lerneffekt zu erkennen. Anschließend schlenderten wir durch die Innenstadt von Rotorua und fragten noch einmal unsere Mailbox ab, um zu sehen, ob sich irgendwelche Änderungen bezüglich der Verschiffung ergeben haben, was aber nicht der Fall war. In einem Reisebüro haben wir einen Mietwagen für die ersten Tage in Melbourne gebucht, damit wir auch in Australien gleich wieder mobil sind. Zurück auf dem Campingplatz stand neben einigen kleineren Arbeiten dann nur noch Ausruhen auf dem Programm. So ein relativ fauler Tag ist von Zeit zu Zeit auch einmal ganz nett.

Samstag, 15.03.03

Nachdem wir das Voucher für unseren Mietwagen in Melbourne abgeholt hatten, fuhren wir noch einmal zum Ufer des Lake Rotorua und sahen uns das Maori-Dorf Ohinemutu an. Neben dem wunderschön verzierten Versammlungshaus ist hier besonders die St Faith´s Anglican Church augenfällig. Die 1910 im Tudor-Stil erbaute Kirche ist im Inneren reich mit Schnitzereien, gewebten Wandteppichen und bemalten Pergamenten der Maori ausgestattet. Auf der Paradise Valley Road fuhren wir, auf landschaftlich schöner Strecke, einmal um den Mt. Ngongotaha, den 754 m hohen Hausberg von Rotorua, herum. Auf dem Highway 5 verließen wir dann Rotorua, trafen in Tirau auf den Highway 1, dem wir immer in Richtung Auckland folgten. Durch Zufall stieß ich in einem unserer Reiseführer auf den Hinweis, dass genau heute in Ngaruawahia, etwa 25 km nördlich von Hamilton, eine Regatta mit traditionellen Maori-Kriegskanus stattfindet. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und hielten in dem kleinen Ort am Zusammenfluss von Waikato und Waipa River an. Ngaruawahia ist eine der ältesten Maori-Siedlungen des Landes und ein bedeutendes kulturelles Zentrum der Maori. Im Turangawaewae Marae, einem der heiligsten Plätze des Volkes der Waikato Tainui, befindet sich die offizielle Residenz der Maori-Königin Te Arikinui Dame Te Atairangikaahu. Wir konnten so nicht nur drei Kriegskanus in Aktion erleben, sondern erhielten sogar einen kleinen Einblick in den normalerweise für Besucher nicht zugänglichen Turangawaewae Marae. Das ganze Flussufer war ein riesiger Festplatz und neben den traditionellen Booten traten auch verschiedene Schülermannschaften gegeneinander an. Nach dieser hochinteressanten Pause fuhren wir noch weiter bis nach Manukau, einem südlichen Vorort von Auckland. Hier fanden wir auf einem in Flughafennähe gelegenen Campingplatz ein Quartier für die nächsten drei Nächte und haben auch gleich für die letzten Nächte eine Cabin gebucht, so dass wir unseren Neuseeland Aufenthalt auch hier beenden werden. Auf dem Platz fiel uns sofort ein blauer California Coach Bus mit Aufstelldach und Schweizer Kennzeichen auf und wir kamen mit dem sehr netten Besitzerpaar ins Gespräch. Nach über fünf Monaten in Neuseeland verschiffen die beiden ihren Camper jetzt auch nach Australien. Wir haben uns in zwei Etappen sehr angeregt unterhalten und wollen das Gespräch in den nächsten Tagen noch fortsetzen.

Sonntag, 16.03.03

Bevor in den nächsten Tagen die „Arbeit“ der Vorbereitung für die Verschiffung beginnt, haben wir noch einen richtigen „Urlaubstag“ eingeplant. Wir fuhren zum Auckland War Memorial Museum, das 1929 zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges erbaut worden war. Das Museum, eines der bedeutendsten des Landes, gibt einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Völkerkunde und Naturgeschichte Neuseelands. Es liegt inmitten der Parkanlagen der Auckland Domain mit einem schönen Ausblick auf den Hafen und die Innenstadt. Die Ausstellungen zur Völkerkunde und Naturgeschichte haben uns sehr gut gefallen und auch die Vorführung von Maori-Tänzen und –Gesängen war, wenn auch touristisch, doch sehr sehenswert. Auf dem Tamaki Drive fuhren wir noch einmal an den zahlreichen schönen Buchten östlich der Innenstadt entlang und unternahmen einen kurzen Spaziergang. Zurück auf dem Campingplatz, verging die Zeit durch Gespräche mit deutschen Campern dann wieder einmal wie im Fluge.

Montag, 17.03.03

Der Tag war den organisatorischen Vorbereitungen der Verschiffung gewidmet. Zunächst erkundigten wir uns in einem Büro des Automobilclubs nach dem Verfahren der Deregistrierung unseres Wagen und nach der Road User Charge, der Extra-Abgabe für Dieselfahrzeuge, die wir bezahlt hatten, die aber nach Auskunft der Schweizer von Touristen gar nicht zu entrichten ist. Man gab uns die Telefonnummer des entsprechenden Servicecenters, das dann diese Aussage bestätigt hat. Wir haben gleich noch einen Brief mit der Bitte um Erstattung der von uns gezahlten Beträge aufgesetzt – wir sind gespannt, was daraus wird. Bei Tony, unserem Ansprechpartner für die Verschiffung, erfuhren wir, dass „unser Schiff“ einen Defekt hat und der Roadrunner nun auf einem anderen, späteren Schiff nach Australien gelangen wird. An unserer Planung wird sich dadurch jedoch nichts ändern, wir werden den Wagen wie geplant am 20.03. am Hafen abliefern und am 21.03. nach Melbourne voraus fliegen. Für die gesamte Verschiffung inklusive aller Hafengebühren in Neuseeland und Seetransportversicherung mussten wir 2.230 NZ$ bezahlen. Das war sogar noch etwas günstiger als im ursprünglichen Angebot von Deugro. Schon am frühen Nachmittag waren wir wieder auf dem Campingplatz und machten es uns bei sommerlich warmem Wetter gemütlich. Abends haben wir uns noch mit Romy und Peter, dem Schweizer Ehepaar unterhalten. Das Thema „Reisen“ war wieder einmal so interessant, dass wir bis nach Mitternacht zusammen saßen. 

Dienstag, 18.03.03

Schon gegen 11:00 Uhr konnten wir die Cabin beziehen und fingen auch gleich an, den Roadrunner leer zu räumen. Es schon erstaunlich was wir alles in einem doch relativ kleinen Auto transportieren. Nachdem wir alles in der Cabin verstaut und uns von Romy und Peter verabschiedet hatten, die ihren Wagen (auch ein T4 mit Klappdach) heute per Container nach Sydney verschiffen, machten wir uns auf den Weg zur Waschstrasse.  Hier haben wir den Roadrunner ausgesaugt und eine gründliche Außenreinigung vorgenommen, besonders in den Radkästen und am Unterboden. Zurück auf dem Campingplatz war dann die Innenreinigung dran. Am Spätnachmittag waren wir dann soweit, dass wir die ersten Sachen wieder einräumen konnten. Gegen 19:00 Uhr waren sowohl das Auto als auch wir einigermaßen fertig. Den Abend haben wir damit verbracht Gelis bisherige Videoaufnahmen anzusehen. Es war für uns schon sehr komisch nach dreieinhalb Monaten im Auto wieder in einem festen Haus zu „wohnen“, unser kleines Auto ist doch viel gemütlicher.

Mittwoch, 19.03.03

Trotz der ungewohnten Umgebung und einem richtigen Bett haben wir sehr gut geschlafen und konnten die Arbeit am Auto fortsetzen. Zunächst haben wir alle Dosen und Kisten abgewaschen und die Sachen aussortiert, die im Auto bleiben sollen. Nachdem wir alles soweit gepackt hatten, haben wir noch ein paar kleine Roststellen beseitigt. Das Auto sieht jetzt aus  wie neu und wir hoffen so die Einreise nach Australien problemlos hinter uns zu bringen. Am Nachmittag kam Tony, wie versprochen,  noch mit den Papieren für die Verladung am Hafen vorbei. Ein kleiner Spaziergang durch die nähere Umgebung des Campingplatzes war dann die erste Abwechslung nach zwei Tagen Arbeit. Der Abend war wieder den bisherigen Videoaufnahmen vorbehalten.

Donnerstag, 20.03.03

Um 7:00 Uhr ging der Wecker und gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf die letzte Fahrt mit dem Roadrunner in Neuseeland. Der erste Stopp war das Customhouse, wo wir unser Carnet abstempeln ließen. Am Hafen lief dann wieder alles wie am Schnürchen: Der Container wurde bereitgestellt, ich habe das Auto selbst in den Container gefahren und nachdem alles fixiert und verzurrt war, haben wir den Container mit unserem Vorhängeschloss gesichert. Auf den Tag genau 14 Wochen nachdem wir das Auto aus dem Container geholt hatten, haben wir es jetzt wieder eingesperrt. Dazwischen lagen 12.589 km Freiheit am schönsten Ende der Welt, noch dazu bei zumeist herrlichem, sommerlich warmem Wetter. Zu Fuß machten wir uns dann auf den Weg in die Innenstadt. In einem Büro von Lufthansa ließen wir unser Ticket aktualisieren und stärkten uns in einem der Foodcourts. Die nächsten zwei Stunden waren wir dann in einem Internetcafe damit beschäftigt unsere Konten abzugleichen, Mails zu lesen und zu beantworten und ein bisschen im Internet zu surfen. Eine der Mails war von der Behörde, die die Road User Charge verwaltet und man teilte uns mit, das man den Scheck mit der zu erstattenden Summe nach Australien schicken würde, sobald wir eine Adresse angeben. Da hat sich der Brief, den wir vor drei Tagen abgeschickt hatten,  doch gelohnt! Eine 1½stündige Busfahrt brachte uns schließlich zurück zum Campingplatz, wo wir für morgen gleich ein Taxi zum Fughafen bestellt haben. Der Abend war dann wieder für die bisherigen Videoaufnahmen reserviert. Auf diesem Wege konnten wir die, wie im Fluge vergangenen, 14 Wochen gleich noch einmal Revue passieren lassen und uns viele Kleinigkeiten wieder ins Gedächtnis rufen.

Freitag, 21.03.03

Nachdem wir unsere restlichen Sachen gepackt hatten, unternahmen wir noch einen kurzen Spaziergang durch die Nachbarschaft des Campingplatzes. Kurz nach 11:00 Uhr kam das bestellte Taxi und brachte uns in einer knappen halben Stunde zum Flughafen. Auf Nachfrage hat es beim Einchecken auch wieder mit Plätzen am Notausgang geklappt, so dass wir dem etwa vierstündigen Flug entspannt entgegensehen konnten. Der Flughafen von Auckland ist sehr schön und wir nutzten die verbleibende Zeit bis zum Abflug für einen ausgiebigen Bummel durch die Geschäfte. Die Kontrollen waren hier längst nicht so übertrieben wie in den USA und das obwohl der zweite Golfkrieg gerade begonnen hatte. Mit etwas Verspätung machten wir uns auf den Weg nach Australien oder „West-Island“, wie die Kiwis ihren großen Nachbarn nennen. Der neue James Bond Film „Die Another Day“, den wir schon in Rotorua Anfang des Jahres im Kino gesehen hatten, verkürzte die Flugzeit und genau pünktlich landeten wir in Melbourne. Diesmal konnten wir auch beide aufgegebenen Taschen in Empfang nehmen und völlig problemlos die Einwanderung und den Zoll hinter uns bringen. Auch die Mietwageübernahme bei Europcar war sehr zügig erledigt und wir bekamen einen größeren Wagen als wir eigentlich gemietet hatten. So machten uns mit einem recht neuen und riesigen Toyota Camry auf den Weg in die Stadt. Dank des im Auto bereitliegenden Stadtplans fanden wir den Campingplatz, den wir uns ausgesucht hatten, ohne Schwierigkeiten und konnten unterwegs auch noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen einkaufen. Die Betreiber des Campingplatzes waren sehr freundlich und hilfsbereit und beantworteten geduldig unsere Fragen. Wir haben für die nächsten drei Nächte eine Cabin gemietet und es uns gemütlich gemacht.

Samstag, 22.03.03

Unser erstes Ziel in Melbourne war ein Supermarkt, damit wir uns wieder mit einem Grundstock an Nahrungsmitteln versorgen konnten. Nachdem das erledigt und alle Sachen in der Cabin verstaut waren, haben wir die netten Leute vom Campingplatz mit weiteren Fragen belästigt: So erfuhren wir wo wir eine Zulassung für unser Auto bekommen können und wer die TÜV-Abnahme durchführen kann. Aus einem Telfonbuch entnahmen wir die Adressen Läden, die mit Künstlerbedarf und Didgeridoos handeln, denn Geli geht langsam ihr Aquarellpapier aus und ich möchte mir ein Didge kaufen. Wir haben die Cabin noch für eine weitere Nacht gebucht, damit wir am Montag noch in aller Ruhe einige organisatorische Dinge für den Import und die Zulassung des Autos regeln können. In einem nicht weit vom Campingplatz entfernten Shoppingcenter versuchten wir zudem einen neuen Akku für unser Handy zu bekommen, denn der jetzige ist ziemlich am Ende. Wie schon in Neuseeland, so sagte man uns auch hier, dass Akkus für ältere Modelle nicht mehr zu bekommen seien. So erkundigten wir uns nach neuen Handys und wurden von einem netten und kompetenten Verkäufer auch sehr gut beraten. Da wir uns aus dem Internet schon die deutschen Preise für einige in Frage kommenden Modelle beschafft hatten, konnten wir auch direkt vergleichen. Waren die Telefone in Neuseeland noch deutlich teurer als in Deutschland, so sind sie hier in Australien sogar etwas günstiger. Zurück in unser Cabin suchten wir dann noch im Stadtplan nach den Adressen der herausgesuchten Läden und beschlossen uns zwei der Handys morgen noch genauer anzusehen.


Sonntag, 23.03.03

Zunächst ging es also noch einmal zum Shoppingcenter, wo wir ein Nokia und ein Siemens Handy näher unter die Lupe nahmen. Nach einigen Tests entschieden wir uns für das Gerät von Nokia zuzüglich eines Autoladegeräts und einer Tasche. Der sehr nette Verkäufer machte uns dann für alles zusammen einen wirklich sehr guten Preis, der deutlich unter dem deutschen Preis lag, den wir über das Internet ermittelt hatten. Wir kauften dann auch noch eine Pre-Paid Telefonkarte für das alte Handy, so dass wir unter einer australischen Nummer erreichbar sind. So ausgerüstet machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. In der Nähe des Queen Victoria Markets fanden wir mit Glück noch einen Parkplatz, denn dieser seit über 100 Jahren stattfindende Markt gehört zu den Hauptattraktionen von Melbourne. In einem Laden für Aboriginal Arts, der am Rande des Marktes liegt und uns vom Campingplatz empfohlen wurde, habe ich einige Didgeridoos ausprobiert und für „nur“ 95 AUD ein unbemaltes Didge mit einem hervorragenden Klang bekommen. Der eigentliche Victoria Market hat uns dann nicht so gut gefallen und wir machten uns auf den Weg in den Süden der Stadt, wo wir uns den St Kilda Art & Craft Market ansehen wollten. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch den Albert Park und wunderten uns zunächst über die vielen Absperrungen und Reifenstapel die überall herumlagen. Zuerst wurde uns klar, dass hier wohl ein Rennen stattgefunden haben musste, schließlich viel dann der Groschen: Wir befanden uns auf der Formel 1 Rennstrecke des Großen Preises von Australien, der vor 14 Tagen ausgetragen worden war. Leider konnten wir aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzungen die Strecke nicht so ausfahren wie Schumi & Co. Auch in St Kilda war sehr viel los, so dass wir nur noch einen Parkplatz in einen Parkhaus bekamen. Der Markt hat sehr viel besser gefallen, denn es dürfen nur vom Verkäufer selbst hergestellte Waren verkauft werden. Die Devil Sticks, die angeboten wurden, fanden wir dann aber nicht so gut aber es war sehr interessant sich die verschiedenen kunstgewerblichen Artikel  anzusehen. Außerdem ist die Lage dieses Marktes entlang der „Esplanade“ mit Blick auf die Port Phillip Bay wirklich sehr schön. In einem Cafe in der Fitzroy Street stärkten wir uns mit einem Cappuccino und einem Stück Kuchen, ehe wir unsere Rundreise durch Melbourne fortsetzten. Wir sahen uns einen VW-Händler an, der auch Nutzfahrzeuge vertreibt und bei dem wir eine Inspektion lassen machen wollen und fuhren dann zu einem Campingplatz im Westen der Stadt. Dieser verfügt über die gleichen Cabins, ist etwas günstiger, liegt direkt neben einem Supermarkt und verfügt ebenfalls über eine sehr gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier werden wir „einziehen“, wenn wir den Mietwagen abgegeben haben und noch auf den Roadrunner warten müssen. Gegen 18:00 Uhr, nach einem fast achtstündigen Arbeitstag, waren wir wieder auf dem Campingplatz.

Montag, 24.03.03

Ein weiterer Arbeitstag stand bevor: Noch vom Campingplatz aus riefen wir bei dem Versicherungsmakler an, bei dem wir die Police der, über den Campingclub abgeschlossenen Versicherung für unser Auto abholen sollen. Er musste zunächst unsere Daten überprüfen und wollte zurückrufen. So kam unsere australische Handy-Nummer erstmals zum Einsatz. Der Anruf im Büro von Deugro ergab, dass dort unser Carnet zur Vorbereitung der Abwicklung benötigt wird und wir haben deshalb für heute noch ein Treffen vereinbart. Als wir gerade losfahren wollten, rief der Versicherungsmakler an und sagte uns, dass wir die Police morgen abholen können. Wir fuhren dann einem Büro von „vic roads“, einer Art Zulassungsstelle für den Bundesstaat Victoria. Es stellte sich heraus, das wir nur den Beitrag für eine obligatorische Versicherung, die Schäden gegenüber Dritten abdeckt, zu entrichten haben, eine explizite Registrierung oder TÜV-Abnahme ist in Victoria für ausländische Autos nicht erforderlich. Damit war also dieser Teil der bürokratischen Vorbereitungen sehr schnell und völlig unproblematisch erledigt. Im Büro von Deugro gaben wir unser Carnet ab und füllten die Formblätter für die Zollbehörden aus. Marry, die unseren Fall bearbeitet wird sich jetzt um alle Formalitäten kümmern und wir müssen  nur noch zu einem vereinbarten Zeitpunkt am Hafen erscheinen und hoffen, dass keine weitere Reinigung oder Ausräucherung des Autos erforderlich wird. Wir fuhren dann weiter in die Innenstadt, wo Geli sich neue Aquarellblöcke gekauft hat, wir mit Europcar eine neue Abgabestation in der Nähe des Campingplatzes westlich der Stadt, den wir uns gestern angesehen hatten, vereinbart. So können wir für die letzten Tage ganz auf einen Mietwagen verzichten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren. Bei „World Expeditions“, dem einzigen Veranstalter, bei dem man die Teilnahme am Garma-Festival, einem Aboriginal-Festival im Arnhem Land buchen kann, holten wir uns Informationen dazu ab. Zwei Dinge stören uns im Moment noch sehr an diesem an sich sehr reizvollen Festival: Zum einen der Preis, der sich exklusive Anreise für 5 Tage auf 1.650 AUD pro Person beläuft, so dass wir mit Kosten von insgesamt fast 4.000 Dollar rechnen müssen. Zum anderen der Termin: Das Festival findet in diesem Jahr vom 08.-12.08 statt und wir müssen uns festlegen zu diesem Termin in Cairns oder Darwin zu sein, da nur von dort aus Flüge in die Nähe des Veranstaltungsortes angeboten werden. Wir werden uns in den nächsten Tagen überlegen, ob wir das machen wollen oder nicht. Ich habe mir dann noch in einem Laden weitere Didgeridoos angesehen, die aber qualitativ nicht so gut waren. Dafür konnte ich eine schöne Tasche für das bereits gekaufte Didge bekommen. Nach etlichen Kilometern Fußmarsch durch die Innenstadt fuhren wir zurück zum Campingplatz, wo wir auf einen VW-T4 mit Aufstelldach aus Deutschland trafen und uns kurz mit den Besitzern unterhalten haben.

Dienstag, 25.03.03

An unserem vorerst letzten Tag in Melbourne fuhren wir zunächst zu einem Büro des Royal Automobile Club of Victoria (RACV), wo wir nach Vorlage unseres ADAC-Mitgliedsausweises sehr gutes kostenloses Kartenmaterial bekamen. Danach holten wir bei dem Versicherungsmakler unsere Police ab und ich habe in einem Büro von „vic roads“ eine Parkgenehmigung für Gehbehinderte beantragt. Diese soll mir in der nächsten Woche an die angegebene Campingplatz Adresse geschickt werden. Nach diesen, vorerst letzten organisatorischen „Arbeiten“ verließen wir Melbourne in südöstlicher Richtung. Über den Princes und den South Gippsland Highway fuhren wir bis nach Tarwin und bogen dann ab in Richtung Küste. In Venus Bay mieteten wir uns für die nächste beide Nächte wieder eine Cabin, von der aus wir den Cape Liptrap Coastal Park und den Wilsons Promontory National Park erkunden wollen. Nach dem Abendessen spazierten wir vom Campingplatz an den herrlichen Strand von Venus Bay. Auf dem Weg dorthin konnten wir einen Fuchs und ein Känguru beobachten. Es ist schön dem gewaltigen Straßengewirr der Metropolitan Area von Melbourne entronnen zu sein und wieder mehr Natur zu spüren. Wir vermissen unseren Roadrunner und können es kaum noch erwarten endlich wieder richtig unterwegs zu sein, ohne die lästige Suche nach einer passenden Unterkunft.

Mittwoch, 26.03.03

An unserem ersten richtigen Urlaubstag in Australien machten wir uns auf den Weg zum Wilsons Promontory National Park. „The Prom“, wie der Nationalpark kurz aber liebevoll genannt wird, nimmt die ganze Halbinsel an der äußersten Südspitze des australischen Festlands ein. Landschaftlich bietet er für jeden Geschmack etwas: Sanddünen und Badestrände, Salzmarschen und Sümpfe, mit Granitfelsen besetzte Berge, dichte Eukalyptuswälder und schattige Täler mit eindrucksvollen Baumfarnen. Die Tiere des Parks sind Besucher gewöhnt. Graue Riesenkängurus, elegante und manchmal aufdringlich um Futter bettelnde Emus und – in der Dämmerung – dicke, gemütliche Wombats lassen sich aus nächster Nähe beobachten. An den Parkplätzen betteln zahlreiche farbenprächtige Rosella – Sittiche – um Futter. Die Straße führt zum Nationalparkzentrum bei Tidal River und endet ein Stückchen weiter beim Parkplatz Mt. Oberon. Hier begannen wir mit dem 3,4 km langen Aufstieg auf den 558 m hohen Mt. Oberon. Nach etwa 1 Stunde hatten wir den Gipfel erreicht und genossen die spektakuläre Aussicht auf die Norman Bay und Squeaky Beach. In Tidal River sahen wir uns das Visitor Center an und stärkten uns mit einem leckeren Eis. Am Parkplatz an der Whisky Bay haben wir ein wenig mit dem neuen Didgeridoo und den Devil´s Sticks gespielt, ehe wir den kurzen Weg zu diesem wunderschönen Strand gegangen sind. Der Wilsons Promontory National Park hat uns sehr gut gefallen und wir konnten Emus, Rosellas und ein Känguru beobachten. Auf dem Rückweg zum Campingplatz nahmen wir den Umweg über den Cape Liptrap Coastal Park. Dieser Park stellt die westlich des Wilsons Promontory gelegene Halbinsel unter Schutz. Unser Hauptziel war der Leuchtturm am Cape Liptrap. Bereits seit 1913 steht an dieser Stelle ein Leuchtturm, der zusammen mit vielen anderen die 19.312 km lange Küste Australiens für die Schifffahrt sicherer macht. 1951 wurde die ursprüngliche Stahlkonstruktion durch den heutigen Betonsockel ersetzt. Alle 15 Sekunden sendet der Leuchtturm sein Licht 34 km auf die Bass Strait hinaus. Der knapp 10 m hohe Leuchtturm steht auf einer Klippe gut 90 m über dem Meeresspiegel. Von hier aus fuhren wir zurück zum Campingplatz und erreichten etwas erschöpft wieder unsere Cabin.

Donnerstag, 27.03.03

Nachdem wir in Tarwin Lower den fast leer gefahrenen Tank unseres Mietwagens auffüllen konnten, machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Phillip Island. Vorbei am Anderson Inlet erreichten wir in Inverloch den Abzweiger zum Bunurong Marine Park. Eine kleine Nebenstraße führte uns entlang der wunderschönen Steilküste bis zum Cape Paterson. In Wonthaggi stießen wir wieder die Hauptstasse. Rechtzeitig zur täglichen Fütterung der Pelikane durch die Fischereigenossenschaft kamen wir in San Remo an. Um 11.30 Uhr werden einige Fische an die Schar hungriger Pelikane verfüttert, die sich nach Beendigung der Fütterung sofort wieder entlang der Küste verteilen. Auf Phillip Island wollten wir auf einem Campingplatz eine Cabin für die nächsten beiden Nächte reservieren, was uns jedoch nicht gelang. Aufgrund eines Rennens zur Motorrad-Weltmeisterschaft, das an diesem Wochenende auf Phillip Island stattfand, war dieser Campingplatz bereits ausgebucht. Am Information Centre der Insel hat eine freundliche Mitarbeiterin für uns herumtelefoniert, und so bekamen wir im Beach Park Tourist Park dann doch noch eine Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten, unternahmen wir eine kleine Inselrundfahrt. Berühmteste Attraktion von Phillip Island ist die Penguin Parade, bei der bis zu 4.000 Besucher die Zwergpinguine bei der abendlichen Rückkehr zu ihren Bruthöhlen beobachten. Das Ganze erschien uns zu sehr kommerzialisiert, so dass wir noch nicht sicher sind, ob wir uns das ansehen werden, zumal wir auf Neuseeland schon die Gelegenheit hatten, diese possierlichen Tierchen zu beobachten. Gelohnt hat sich auf jeden Fall der Besuch im Koala Conservation Centre, wo wir in einem Gebiet mit ursprünglicher Buschvegetation einige dieser Ikonen Australiens beobachten konnten. Der Treetop Boardwalk ermöglicht es dabei, den recht trägen Koalabären, die ansonsten in den Baumwipfeln nur schwer zu erkennen sind, etwas näher zu kommen. Wir hatten zudem das Glück, das einer der Koalas in einer kurzen Aktivitätsphase für uns eine richtige Show abzog und gerade zu für die Kameras posierte. Nachdem wir in Cowes, dem Hauptort der Insel, einige Lebensmittel eingekauft hatten, ging es zurück in unsere schöne Cabin.

Freitag, 28.03.03

Wir begannen unseren „Inseltag“ an den Nobbies, der südwestlichen Spitze von Phillip Island. Ein Plankenweg erschließt hier eine bizarre Küstenlinie mit herrlichen Ausblicken. Der Weg führt mitten durch eine Kolonie von Zwergpinguinen und wir entdeckten, dass einige der Tiere sich in der Mauser befinden und deshalb nicht zur Nahrungssuche auf das Meer hinaus können. Einige saßen in ihren Nisthöhlen, andere hatten unter dem Plankenweg ein wenig Schutz gesucht. An zwei Stellen konnten wir die aufgrund der Mauser zum Teil extrem zerzaust wirkenden Tiere aus nächster Nähe beobachten, ohne dass sie sich durch unsere Anwesenheit stören ließen. Zum Glück war nicht sehr viel los, so dass es nicht weiter auffiel, wenn wir bäuchlings auf dem Plankenweg liegend durch die Stufen des Weges schielten und diese niedlichen Tiere beobachteten. Erst nach zwei Stunden waren wir wieder am Auto und setzten unsere Inselfahrt fort. Der Pyramid Rock, eine pyramidenförmige Basaltformation im Süden der Insel, ist ebenfalls über einen Plankenweg zu erreichen. Die Aussichtsplattform am Ende des Weges bietet nicht nur einen schönen Ausblick auf den Pyramid Rock, sondern auf die gesamte Südküste von Phillip Island. Von hier aus fuhren wir nach Cowes, wo wir durch die Thompson Avenue schlenderten, uns mit einer viel zu großen Portion Fish & Chips stärkten und auf den Pier hinaus spazierten. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir faul in unser Cabin.

Samstag, 29.03.03

Bevor wir Phillip Island wieder verließen, fuhren wir zum Cape Woolamai, dem äußersten südöstlichen Zipfel der Insel. Hier befindet sich mit Woolamai Beach nicht nur einer der beliebtesten Surfstrände Australiens, auch das Kap selbst hat einiges zu bieten: Bizarre Granitklippen mit Formationen aus schwarzem Basalt, eine grandiose Küstenlinie und eine riesige Sturmtaucherkolonie. Verschiedene Wanderwege von 4 bis 8 km Länge bieten die Möglichkeit sich diese spektakuläre Halbinsel zu erwandern. Wir entschieden uns für den 4 km langen Weg zu den Pinnacles, einer rauen Felsformation an der Westküste des Cape Woolamai. Mit vielen Fotostopps, einer Pause an den Pinnacles und der Zeit, die wir die Surfer bei ihren waghalsigen Wellenritten beobachtet haben, benötigten wir für diesen schönen Spaziergang etwa 2 Stunden. Nachdem wir eine kurze Strecke in Richtung Melbourne gefahren waren, bogen wir auf die Mornington Peninsula ab. Diese Halbinsel trennt Port Phillip, den eigentlichen Hafen Melbournes und Western Port voneinander. Schon seit den 1870ern ist die Mornington Peninsula eine Urlaubsregion und Naherholungsgebiet für die Bewohner von Melbourne. Am Yachthafen von Hastings machten wir eine kurze Pause und sahen uns die Schiffe an. Immer an der Ostküste entlang erreichten wir einige Kilometer westlich von Flinders das Cape Schanck, den südlichsten Punkt der Halbinsel. Ein schöner Leuchtturm aus dem Jahr 1859 und der Ausblick auf das felsige Kap waren die Parkgebühr von 4 AUD allemal wert. In Sorrento, dem ältesten Ort der Halbinsel, stehen noch viele Häuser aus dem 19. Jahrhundert und der Ort hat ein besonderes, maritimes Flair. Von hier aus führt die Strasse direkt an der Port Phillip Bay entlang und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die herrlichen Sandstrände. Über Rosebud und Mornington erreichten wir schließlich Frankston, wo wir auf einem Campingplatz eine schöne, große Cabin bezogen.


Sonntag, 30.03.03

Von Frankston fuhren wir in die Innenstadt von Melbourne, wo wir direkt am Victorian Arts Centre einen Parkplatz fanden. Eine gute Stunde schlenderten wir über den Sunday Market, einen schönen Kunsthandwerkermarkt im Herzen der Stadt. Anschließend bewaffneten wir uns mit unseren Kameras und spazierten am Yarra River entlang. Die Promenaden an beiden Ufern bieten schöne Ausblicke auf die Skyline der zweitgrößten Stadt Australiens. Über die Princes Bridge gelangten wir zum Federation Square, Melbournes neuem, futuristisch gestaltetem Bürger- und Kulturzentrum. Hier sahen wir uns eine sehr interessante Fotoausstellung zum Thema zwischenmenschlicher Beziehungen an. Vorbei am Bahnhof in der Flinders Street kamen wir über eine Fußgängerbrücke wieder über den Yarra River und gingen auf der Southbank Promenade zum Auto zurück. Auf dem Campingplatz, wo wir schon die ersten Nächte verbracht hatten, bekamen wir wieder die gleiche Cabin zugeteilt.

Montag, 31.03.03

Unseren vorerst letzten „Auto-Tag“ begannen wir mit einer Fahrt durch das Tal des Yarra River. Der Yarra Boulevard führte uns durch eine exklusive Wohngegend mit schönen Villen in hervorragender Lage. Einziger richtiger Programmpunkt für den heutigen Tag war das Melbourne Museum, angeblich das größte und innovativste Museum der südlichen Hemisphäre. Als wir gerade das riesige Gebäude betreten wollten, kamen zwei Frauen auf uns zu, fragten ob wir in das Museum wollen und schenkten uns zwei Karten. So haben wir die 30 Dollar für den Eintritt gespart. Der Schwerpunkt der verschiedenen Ausstellungen liegt auf der Vermittlung von Wissen und Interaktion. Bunjilaka heißt der Bereich, der sich mit der Aboriginal Kunst und Kultur auseinandersetzt, die Forest Gallery führt die Besucher in einen Bergwald Victorias mit 120 verschienen Pflanzenarten und 20 unterschiedlichen Tierspezies. In der Australia Gallery geht es um die Geschichte Victorias und der Region Melbourne mit einem Ausblick in die Zukunft. Die Mind and Body Gallery widmet sich dem menschlichen Verstand und Körper und weitere Abteilungen führen in die Welt der Dinosaurier und geben einen Einblick in die Wissenschaft und die Computertechnologie. Wir waren etwa drei Stunden in diesem wirklich empfehlenswerten Museum unterwegs und es hat uns sehr gut gefallen. Von der Innenstadt fuhren wir dann zu dem im Westen der Stadt gelegenen Campingplatz, auf dem wir eine Cabin für die nächsten vier Nächte reserviert haben. Bevor wir unser Quartier bezogen, tätigten wir noch einen Großeinkauf im direkt nebenan gelegenen Supermarkt. Nachdem wir dann alles in der Cabin verstaut hatten, machten wir uns auf unsere vorerst letzte Fahrt in Melbourne, denn nachdem wir voll getankt hatten, gaben wir den Wagen in einer nahe gelegenen Europcar-Station ab und gingen zum Campingplatz zurück. In den vergangenen 10 Tagen haben wir 1.093 km in und um Melbourne zurückgelegt. In den nächsten Tagen werden wir auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Hoffentlich können wir unser Auto noch in dieser Woche aus dem Hafen bekommen und endlich unsere Reise im gewohnten Stil fortsetzen.

Dienstag, 01.04.03

An unserem ersten autofreien Tag fuhren wir mit dem Bus in einer guten halben Stunde direkt vom Campingplatz in die Innenstadt. In einer Filiale von Kathmandu, dem größten Outdoor-Anbieter in Ozeanien, wurden wir Opfer des „Easter Clearance Sale“. So haben wir ein paar Sachen gekauft, die wir eigentlich nicht unbedingt brauchten, aber dabei ordentlich gespart. Wir fanden dann aber auch noch das, was wir haben wollten: Einen aktuellen Straßenatlas von Australien und ein Bestimmungsbuch für die australische Vogelwelt. Dann wollten wir in einem Internet-Cafe unsere Homepage aktualisieren, was sich jedoch als sehr schwieriges Unterfangen herausstellte: Im ersten Internet-Cafe, mehr eine schummerige Kellerbar, ging schon nach kurzer Zeit nichts mehr, technische Probleme verhinderten jegliche Verbindung zur Außenwelt. Im nächsten funktionierten dann zwar die PCs, aber die Verbindung war sehr langsam und wurde auch gelegentlich unterbrochen. So wurde es zur reinsten Geduldsprobe und wir brauchten zweieinhalb Stunden, bis wir die Daten aufgespielt hatten. Mit der kostenlosen City Circle Tram fuhren wir in einem Halbkreis um die Innenstadt herum und wollten auf dem Victoria Market etwas essen. Im Rahmen des Melbourne Food and Wine Festivals sollten dort asiatische Spezialitäten angeboten werden. Als wir dort ankamen war man jedoch noch am aufbauen, erst ab 18:00 Uhr sollte es etwas zu essen geben. So fuhren wir mit dem Bus zurück zum Campingplatz und machten es uns gemütlich.

Mittwoch, 02.04.03

Heute haben wir uns einen ruhigen Tag gemacht: Mit dem Bus fuhren wir zum Highpoint Shopping Centre, einem der größten in Victoria, in einen benachbarten Stadtteil und gingen als erstes zu dem in den Komplex integrierten Kino-Center. Hier sahen wir uns den Musical-Film „Chicago“ mit Renée Zellweger, Catherine Zeta-Jones und Richard Gere an, der bei der diesjährigen Oscar-Verleihung als bester Film 6 der begehrten Auszeichnungen bekam. Es gehrt dabei um die Geschichte einer Frau im Chicago der 1920er Jahre. Uns hat der Film, der wirklich schon mehr ein Musical ist, sehr gut gefallen. Anschließend stromerten wir durch das riesige Einkaufszentrum und stärkten uns in einem der Food-Courts mit einem leckeren chinesischen Gericht. Der restliche Nachmittag war dann mit „Hausarbeiten“, das heißt Einkaufen und Wäsche waschen auf dem Campingplatz ausgefüllt. Ein Anruf bei Deugro ergab noch keine neuen Erkenntnisse. Heute soll das Schiff mit unserem Roadrunner in Melbourne ankommen, hoffentlich können wir morgen die Abholung des Autos organisieren.

Donnerstag, 03.04.03

Per Bus und Straßenbahn fuhren wir zum IMAX-Theatre in die Innenstadt. Ausgerechnet heute wurde der Zeitplan umgestellt, so dass wir den Film „Australia Land beyond Time“ nicht sehen konnten, der er erst am Nachmittag auf dem Programm stand. Der Besuch der Melbourne International Flower and Garden Show, der angeblich größten Ausstellung dieser Art in der südlichen Hemisphäre, war dann ein weiterer Flop. Wir hatten eine Art Gartenschau mit schön angepflanzten Beeten erwartet, fanden aber stattdessen eine richtige Hobbygärtnermesse vor, für die wir eindeutig nicht die richtige Zielgruppe waren. Am schönsten war noch das Interieur des wunderschönen, 1880 erbauten Royal Exhibition Buildings, aber dafür war der Eintritt mit 17,50 AUD eindeutig zu hoch. Mit der Straßenbahn fuhren wir dann zum anderen Ende der Stadt, wo sich in der Collins Street die Rialto Towers, die mit 253 m höchsten Bürogebäude der Südhalbkugel befinden. Im 55. Stock hat man vom Observation Deck einen phantastischen Ausblick auf Melbourne und seine Randgemeinden. Von hier aus habe ich noch einmal bei der Spedition angerufen, was eine weitere Enttäuschung gebracht hat. Das Schiff mit unserem Auto hat einen Tag Verspätung und kommt erst heute in Melbourne an, damit ist eine Auslieferung vor dem Wochenende nicht mehr möglich, da die Quarantäne-Behörde an Wochenenden keine Inspektionen vornimmt. So können wir unser Auto also frühestens am Montag bekommen und müssen hier noch ein paar weitere Tage mit Warten überbrücken, was nicht gerade unsere Stärke ist. Nett war dagegen der im Besuch des Observation Deck eingeschlossene Kurzfilm „Melbourne the Living City“, der binnen 20 Minuten die Hauptattraktionen Melbournes und Victorias eindrucksvoll präsentiert. In einem Tasmanian Travel Centre, ebenfalls in der Collins Street gelegen, erwartete uns dann der nächste Schreck: Die Fähren nach Tasmanien, die über Nacht fahren, sind in der nächsten Woche aufgrund der bevorstehenden Osterferien schon sehr ausgebucht und zudem mit über 400 AUD pro Strecke nicht gerade billig. Wenn wir das Auto haben, werden wir noch einmal nachfragen und dann kurzfristig entscheiden, ob wir wie geplant nach Tasmanien fahren oder diesen Programmpunkt ausfallen lassen. In einem Internet-Cafe mit funktionierenden Rechnern und schneller Anbindung ans Netz haben wir unsere Konten abgeglichen und E-Mails gelesen und beantwortet. Mit dem Bus ging es dann zurück zum Campingplatz, wo wir unsere Unterkunft für weitere vier Nächte verlängert haben, was trotz starker Auslastung des Platzes über das Wochenende zum Glück noch geklappt hat.

Freitag, 04.04.03

Heute hat es dann mit dem IMAX-Theatre geklappt. Der Film „Australia Land beyond Time“ ist absolut sehenswert und jedem, der an Australien interessiert ist, nur zu empfehlen. Die Ankündigung, dass der Film Australiens verborgene Schönheit und die in dieser lebenden Kreaturen enthüllt und einen atemberaubenden Eindruck des Inselkontinents vermitteln wird, war nicht übertrieben. Uns hat es jedenfalls sehr gut gefallen. Noch aus dem IMAX habe ich erneut versucht etwas zur Auslieferung unseres Autos zu erfahren, erneut wurde ich auf einen Rückruf vertröstet, der jedoch, genau wie die zuvor versprochenen, nicht stattfand. Wir fuhren zur Staatsbibliothek von Victoria, die in einem wunderschönen Gebäude aus dem Jahr 1854 untergebracht ist. Dort suchten wir uns drei Bücher zum Thema „Jonglieren“ heraus und haben dann auch aus einem einige Seiten kopiert, um neue Anregungen für den Umgang mit unseren Devil Sticks und Jonglierbällen zu bekommen. Als ich dann bei einem weiteren Anruf bei der von Deugro beauftragten Spedition erneut vertröstet wurde, es wurde wieder ein Rückruf versprochen, bin ich etwas sauer geworden. Ich habe dann bei Deugro angerufen und mich beschwert, dass scheinbar in unserer Angelegenheit absolut nichts unternommen wird. Es gab weder von Deugro noch von der Spedition einen Rückruf, so dass wir wohl am Montag noch einmal sehr deutlich werden müssen. Irgendwie kommen wir uns so langsam wirklich veralbert vor. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass schon irgendetwas für uns unternommen wurde und denke, dass wir auch am Montag keine Chance bekommen werden unser Auto abzuholen. Wahrscheinlich müssen wir schon froh sein, wenn wir den Wagen Ende nächster Woche haben – das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch eine absolut sinnlose Zeit- und Geldverschwendung. 

Samstag, 05.04.03

Per Bus und Straßenbahn fuhren wir zum Zoo von Melbourne. Der seit 1861 bestehende Tierpark ist der älteste seiner Art in Australien und der drittälteste in der Welt. Man hat die Gehege der 350 verschiedenen Tierarten jedoch fortlaufend modernisiert und ist von den Käfigen der frühen Zootage zu offenen Arealen mit Gräben anstatt Zäunen. Dennoch ist ein Zoobesuch für uns immer eine zweischneidige Angelegenheit: So gerne wir uns Tiere ansehen und sie beobachten – genauso bedauern wir auch diese Wesen, die zur Freude der Menschen ihrem natürlichen Lebensraum entrissen und ihrer Freiheit beraubt werden. Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter war der Tag im Zoo aber auf jeden Fall ein schöner Zeitvertreib.

Sonntag, 06.04.03

Unser „Sonntagsausflug“ führte uns einmal quer durch die Stadt. Wir begannen mit dem Federation Square, wo wir uns im Ian Potter Centre die Australische Sammlung der National Gallery of Victoria ansahen. Anschließend gingen wir noch einmal zum Sunday Market auf dem gegenüberliegenden Ufer des Yarra River. Da die Stände jedoch genau die gleichen waren, wie in der letzten Woche, war unser Besuch hier entsprechend kurz. Mit einer völlig überfüllten Straßenbahn fuhren wir weiter nach St. Kilda. Diesmal war nicht der Art & Craft Market unser Hauptziel, sondern wir spazierten auf den, weit in die Port Phillip Bay hineinragenden, St. Kilda Pier hinaus und genossen das herrliche Wetter. Über die Promenade erreichten wir den Luna Park, einen bereits seit 1912 betriebenen Vergnügungspark mit nostalgisch wirkenden Fahrgeschäften. Zurück in der Innenstadt wollten wir eigentlich noch eine Bootsfahrt auf dem Yarra River unternehmen aber für die interessanteren zweistündigen Fahrten war es uns mittlerweile schon zu spät, so dass wir diese Tour auf einen anderen Tag verschoben und zum Campingplatz zurückfuhren. Hoffentlich können wir morgen endlich etwas bezüglich der Auslieferung unseres Autos erreichen. Es ist ein sehr komisches Gefühl für uns mit dem Bus zweimal am Tag am Containerhafen vorbeizufahren, zu wissen das unser Auto dort irgendwo auf uns wartet und immer noch die Ungewissheit zu haben, wann wir es aus dem Hafen herausbekommen.

Montag, 07.04.03

Bei einem morgendlichen Telefonat mit Deugro gab man uns einen Termin für Morgen um 10:30 Uhr zur Übernahme des Wagens, der genaue Ort sollte im Laufe des Tages noch bekannt gegeben werden. So waren wir erst einmal zufrieden und genau das war wohl auch die Absicht dieser Mitteilung, denn wie sich später herausstellen sollte, hat man uns nur ein weiteres Mal an der Nase herumgeführt. Wir fuhren zum Sunshine Plaza, einem Shopping Centre mit Kino und sahen uns den Film „Maid in Manhattan“ an. Eine schöne Romanze mit Jennifer Lopez als Zimmermädchen, das sich in einen Politiker verliebt. Für eine kurze Mittagspause kehrten wir in unsere Cabin zurück und machten uns danach noch einmal auf den Weg. Auf halbem Weg in die Innenstadt überprüften wir in zwei Geschäften die Möglichkeit Kohlensäure-Patronen für unseren Wasserbereiter zu bekommen. Es gibt hier wohl nur die kleineren Patronen aber immerhin können wir weiterhin unser Selterwasser selbst produzieren. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Jonglierübungen auf dem Campingplatz. Kurz vor 17:00 Uhr erreichte uns dann eine SMS von Deugro, dass der Container nicht freigegeben ist und der Termin nicht stattfinden wird. Bei Deugro war niemand mehr zu erreichen und die andere Spedition erklärte uns dann, dass die Quarantänebehörde den Container ausräuchern lassen will, weil das Schiff angeblich über Neuguinea gekommen ist und alle Güter aus diesem Gebiet grundsätzlich ausgeräuchert werden. Der neue Termin soll jetzt am 09.03.03 um 10:00 Uhr stattfinden, wiederum an einem geheimen Ort, der erst kurzfristig bekannt gegeben werden. Wahrscheinlich ist auch dieses nur eine weitere Finte um uns hinzuhalten. Das Schlimme ist ja, das man diesen Machenschaften hilflos ausgeliefert ist, da man zur Abwicklung des Containerverkehrs auf einen Spediteur angewiesen ist.


Dienstag, 08.04.03

Schon in der Nacht hatte es angefangen zu regnen und das Wetter hatte sich auch am Morgen noch nicht wieder beruhigt. Bei leichtem Nieselregen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, wo wir der im Lonely Planet Reiseführer beschriebenen Melbourne Walking Tour folgen wollten. Als wir den Bus verließen hatte der Regen auch schon aufgehört, so dass wir bei trockenem, allerdings trübem Wetter unseren Marsch durch die Stadt beginnen konnten. Im ersten Abschnitt der Tour geht es durch alte Arkaden und Shopping Malls aus dem 19. Jahrhundert. Vorbei an der Town Hall und verschiedenen Kirchen geht es weiter bis zur St. Patrick´s Cathedral, die wir uns allerdings nur noch aus der Ferne ansahen. Auch auf den restlichen Rundgang durch Chinatown verzichteten wir, da wir dort schon gewesen waren. Wir waren schon auf dem Rückweg zu unserem Bus als Geli die glorreiche Idee hatte noch zu Deugro zu fahren und die morgige Übernahme des Autos abzuklären, ohne auf Anrufe angewiesen zu sein, die dann vielleicht doch nicht kommen. Wir haben mit unserem Besuch wohl auch für eine nicht so angenehme Überraschung gesorgt. Einige Dinge konnten immerhin geklärt werden: Das Schiff war tatsächlich über Neuguinea gefahren und alle Container werden aus diesem Grunde von Außen ausgeräuchert, um eventuell am Container haftende Schädlinge abzutöten. Dies geht jedoch nicht zu unseren Kosten und hat mit der Untersuchung des Autos nichts zu tun. Trotz der telefonischen Bemühungen in unserer Gegenwart war der Container dann nicht zu lokalisieren aber die von Deugro beauftragte Spedition hat den Termin für morgen noch einmal bestätigt und auch die Adresse mitgeteilt, wo wir uns um 10:00 Uhr zur Inspektion durch Zoll und Quarantänebehörde einzufinden haben. Mal sehen, ob der Container dann wirklich da und freigegeben ist.

Mittwoch, 09.04.03

Heute war dann der bisherige Höhepunkt der Unfähigkeit und Planlosigkeit des sogenannten Custom-Broker gepaart mit der Unerfahrenheit der Deugro-Mitarbeiterin: Als wir bei der Firma ankamen, wo der Container geöffnet werden sollte, hatte man dort von diesem noch nichts gesehen, ja noch nicht einmal die nötigen Formalitäten waren erledigt. Dennoch hatte man die Quarantänebehörde ebenfalls zu diesem Termin bestellt. Man hatte uns also ein weiteres Mal so richtig vorgeführt. Wir machten uns daraufhin auf den Weg zum Zoll, um selbst herauszufinden, was wirklich Sache ist: Ein sehr netter und hilfsbereiter Mitarbeiter erklärte uns, dass der Zoll den Container bereits gestern Mittag freigegeben hatte, die Custom-Broker aber wohl nicht in der Lage waren, die nötigen Formalitäten mit der Reederei zu erledigen, so dass der Container immer noch im Hafen steht. Wir riefen daraufhin wieder bei Deugro an, wo man sich weiterhin kümmern wollte. Wir besuchten in der Zwischenzeit eine Camping- und Caravan Messe am Stadtrand von Melbourne und bekamen nach einem weiteren Anruf bei Deugro die Nachricht, dass die Inspektion des Autos nun am 11.04.03 stattfinden soll. Das heißt für uns zwei weitere vergeudete Tage und unnötige Kosten. Mal sehen was noch alles passiert, bis wir das Auto letztendlich bekommen werden.

Donnerstag, 10.04.03

Telefonate mit einem hilfsbereiten Mitarbeiter von Pestex haben bestätigt, dass der Container mit unserem Auto tatsächlich bei Pestex angekommen ist und die Termine mit Zoll und Quarantänebehörde abgemacht sind. Dann wird es wohl morgen endlich zur Inspektion und hoffentlich auch Freigabe des Autos kommen. Um den heutigen Tag noch halbwegs sinnvoll zu überbrücken, fuhren wir mit dem Bus zum Sunshine Plaza und sahen uns den Film „Johnny English“ mit Rowan Atkinson alias Mr. Bean als Geheimagent Ihrer Majestät an. Kein herausragender Film aber zwei Stunden nette Unterhaltung mit einigen guten Gags. Zu Fuß gingen wir die etwa 4 km zum Campingplatz zurück und machten uns dort einen faulen Nachmittag.

Freitag, 11.04.03

In der Nacht hatte es angefangen zu gießen und der Reger hatte auch am Morgen noch nicht nachgelassen. Wir saßen noch am Frühstückstisch als ein Anruf von Airmark, dem unzuverlässigen Custom Broker. Man fragte uns nach einer Faxnummer, da man uns dringend etwas zuschicken müsste. Wir dachten, dass es sich um Papiere handeln würde, die wir zur Übernahme des Wagens benötigen und gaben die Faxnummer des Campingplatzes an. Geli ist dann zum Office gegangen und fand dort die gefaxte Rechnung vor – damit waren sie also schnell und zuverlässig. Noch vom Campingplatz riefen wir bei Marry an und baten sie die Angelegenheit mit Airmark zu klären, da wir vereinbart hatten, alle Kosten bei Deugro zu bezahlen. Per Bus fuhren wir zum Hafen und marschierten dann zur Übergabestation bei Pestex. Nachdem der Container geöffnet und das Auto „ausgepackt“ worden war habe ich es wieder selbst aus dem Container gefahren. Der Mitarbeiter der Quarantänebehörde hat den Roadrunner dann einer gründlichen Untersuchung unterzogen, sowohl von Außen als auch von Innen. Dank unserer hervorragenden Reinigungsarbeit hatte er keinen Grund zur Beanstandung. Der Zoll hat auch noch einmal genau überprüft, ob das im Carnet beschriebene Fahrzeug tatsächlich vor Ihnen steht und dann den nötigen Papierkram erledigt. Wir wollten schon losfahren als ein Mitarbeiter von Pestex uns sagte, dass wir das Auto noch nicht haben könnten, da wir die Rechnung bei Airmark noch nicht bezahlt hätten. Als ich ihm erklärte, dass wir diese erst vor kurz vor unserer Fahrt zur Übergabe bekommen hatten und gar keine Gelegenheit hatten sie zu bezahlen. Airmark hatte Pestex angewiesen das Auto nicht freizugeben. Ein weiterer Anruf bei Airmark klärte dann die Angelegenheit, Marry hatte inzwischen das Geld angewiesen und wir konnten fahren. Wir machten uns auf den direkten Weg zum Büro von Deugro, ließen uns von Marry noch einmal die einzelnen Positionen der Rechnung erläutern und bezahlten schließlich die Zeche. Jetzt waren wir endlich frei – das Abenteuer Australien konnte beginnen. Auf dem Campingplatz begannen wir gleich mit dem Packen und ein paar Stunden später hatten wir wieder alles an seinem Platz, den Frischwassertank aufgefüllt und neue Pläne geschmiedet. Wir haben beschlossen Tasmanien, das wir eigentlich zuerst besuchen wollten an das Ende der Reise zu verschieben und stattdessen jetzt mit der Erkundung des „Mainlands“ anzufangen.

Samstag, 12.04.03

Der erste richtige Tag mit unserem Roadrunner in Australien begann mit einer radikalen Veränderung: Ich habe mir nach einigen Jahren wieder einmal den Vollbart abrasiert. So verjüngt machten wir uns bei herrlichem Wetter auf den Weg in den Südwesten Victorias, nachdem wir zwei Pakete mit belichteten Filmen, Büchern und anderen nicht mehr benötigten Dingen zu Freunden nach Deutschland geschickt hatten. Über Geelong, die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates erreichten wir die Bellarine Peninsula, die südwestliche Begrenzung der geschützten Port Phillip Bay. Aufgrund der herrlichen Strände und der nahe gelegenen, legendären Great Ocean Road ist die Halbinsel ein beliebtes Ferien- und Ausflugsziel der Bewohner Melbournes und Geelongs. Am Strand von Portarlington unternahmen wir einen kurzen Strandspaziergang und haben ein wenig Didgeridoo gespielt, endlich wieder einmal in freier Natur. Dabei war die Skyline von Melbourne am Nordende der Port Phillip Bay eine schöne Kulisse. In Queenscliff, einem schönen kleinen Ort im Süden der Halbinsel, fanden wir in der Nähe des Leuchtturms einen Stellplatz auf im örtlichen Recreation Reserve. Als wir uns häuslich einrichten wollten, bekamen wir ein Problem: Unser Aufstelldach ließ sich nicht aufstellen. Erst unter zur Hilfenahme eines Schraubenschlüssels bekamen wir es schließlich doch noch auf. Auf der Überfahrt von Neuseeland hatte sich wohl irgendwas verklemmt. Nach dieser kurzen Störung richteten wir uns gemütlich ein und genossen es wieder so richtig unterwegs zu sein.

Sonntag, 13.04.03

In der Nacht fing es an zu stürmen und der Regen prasselte nur so auf unser Auto. Das sorgte zwar für eine etwas unruhige Nacht aber dennoch haben wir uns gefreut wieder im Roadrunner zu übernachten. Das Wetter war dann auch am Morgen noch sehr durchwachsen, bedeckt und immer wieder mal ein Schauer. Für heute war das aber nicht so schlimm, da wir nur ein kurzes Programm vor uns hatten. Am Ortsrand von Queenscliff stießen wir auf einen recht großen Sunday Market mit allerlei Kunsthandwerk, Tand und Trödel aber auch frischem Obst und Gemüse. Nachdem wir uns die Stände in Ruhe angesehen und eine Schale mit frischen Erdbeeren gekauft hatten, fuhren wir weiter nach Point Lonsdale. Ein schöner Leuchtturm wacht hier über „The Rip“, die schmale Einfahrt in die Port Phillip Bay, die wegen der oft rauen Bass Strait und der heimtückischen Strudel als weltweit gefährlichster Zugang zu einer Bucht gilt. Leider waren die fotografischen Möglichkeiten aufgrund des trüben Wetters sehr eingeschränkt. Die weißen Sandstrände von Point Lonsdale, Ocean Grove und Barwon Heads bilden die östlicher Verlängerung der offiziell in Torquay beginnenden, legendären Great Ocean Road. Sie erfreuen bei Wassersportlern aller Art, besonders aber die Surfern, sehr großer Beliebtheit. Wir nutzten den traumhaften Strand von Ocean Grove zu einem ausgiebigen Strandspaziergang. Nach zwei Wochen in der Großstadt war es einfach herrlich an diesem breiten Sandstrand und der rauen Brandung der Bass Strait entlang zu gehen. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, denn für die Dauer unseres Spaziergangs hat es nicht geregnet. Nach einer kleinen Mittagspause fuhren wir über Barwon Heads zurück nach Geelong. Hier wollen wir morgen versuchen in einer VW-Werkstatt einen Ölwechsel und eine Überprüfung der Glühkerzen durchführen zu lassen. Ein Termin war am Freitag telefonisch nicht mehr zu bekommen aber vielleicht haben wir ja Glück und man kann uns irgendwie zwischenschieben. Im strömenden Regen haben wir noch ein paar Lebensmittel eingekauft und uns dann auf einem stadtnahen Campingplatz einquartiert. Den restlichen Nachmittag haben wir das schlechte Wetter ausgenutzt und einige Fotos auf unserem kleinen Drucker ausgedruckt. Trotz des Wetters ist es für uns einfach ein tolles Gefühl wieder ein richtiges, rollendes Zuhause zu haben. Am Abend bekamen wir noch einen Anruf von Romy und Peter, dem Schweizer Ehepaar, das wir in Auckland kennen gelernt hatten. Deren Verschiffung nach Sydney hat besser geklappt als bei uns, allerdings mussten sie ihren Wagen noch einmal reinige lassen. Auch Romy und Peter haben auf Tasmanien zunächst verzichtet und sind von Sydney aus nach Norden gefahren. Vielleicht klappt es noch mit einem Treffen, ehe die beiden ihren Wagen für ein paar Monate unterstellen, um den Sommer in der Schweiz zu verbringen.

Montag, 14.04.03

Der VW-Händler in Geelong war völlig ausgebucht und hat uns an ein spezielles Van-Centre, vergleichbar mit unseren Nutzfahrzeuge-Zentren, in Werribee verwiesen. Er hat sogar noch telefonisch angefragt, ob man uns dort heute bedienen kann. So fuhren wir also noch einmal etwa 40 km in Richtung Melbourne zurück. Wir fanden eine supermoderne VW-Niederlassung mit verglaster Werkstatt, so dass man die Mechaniker bei Ihrer Arbeit beobachten kann und einem „Wartezimmer“, dass eher an ein Hotelfoyer erinnerte. Nach knapp zwei Stunden war alles erledigt, allerdings konnte an den Glühkerzen nichts festgestellt werden, so dass unsere Kaltstartprobleme wohl noch eine andere Ursache haben müssen. Wir fuhren dann den gleichen Weg wieder zurück, durchquerten Geelong ein weiteres Mal und erreichten bei Torquay den Beginn der 300 km langen Great Ocean Road, die zu den schönsten und spektakulärsten Küstenstrassen der Welt gehört und eine der Hauptattraktionen Australiens ist. Sie bietet über weite Strecken atemberaubende Küstenformationen, war aber lange Zeit auch bei den Seefahrern gefürchtet und viele zerschellten bei Sturm an der sogenannten „Shipwreck Coast“. Trotz des etwas launischen Wetters mit gelegentlichen Schauern war die Fahrt entlang der Küste von Anfang an ein Genuss. In der Nähe von Anglesea hatten wir von einem Aussichtspunkt nicht nur einen schönen Blick auf die uns zu Füßen liegende Bucht sondern konnten auch noch einen doppelten Regenbogen erleben. In dem kleinen Ort Aireys Inlet sahen wir uns den schönen, 30 m hohen Leuchtturm am Split Point an. Bereits seit 1891 ist an dieser Stelle, auf einer hohen Klippe oberhalb der stürmischen Bass Strait ein Leuchtfeuer in Betrieb. Leider erwischte uns hier mal wieder ein Schauer, so dass wir den Spaziergang schneller als geplant wieder abbrechen mussten. In Lorne, einem schönen und auch noch recht gemütlichen Ferienort machten wir eine weitere Pause. Wir spazierten durch den Ort, konnten in einem Postamt gebührenfrei Traveller-Cheques eintauschen, die leider nicht so akzeptiert werden, wie wir es aus Nordamerika gewohnt sind und haben in einem Internet-Cafe Mails gelesen und beantwortet. Am Ortsrand von Lorne bietet der Teddys Lookout einen schönen Blick auf die Küste und einen kurzen Abschnitt der Great Ocean Road. Die Straße wird jetzt immer schmaler und verläuft sehr kurvenreich immer direkt am Wasser. In Wye River fanden wir auf einem staatlichen Campingplatz direkt am Strand einen Platz für die Nacht.

Dienstag, 14.04.03

Einem Tipp des Rangers folgend, der den Campingplatz betreibt, verließen wir in Kennett River die Great Ocean Road und fuhren auf der unbefestigten Grey River Road in den Angahook-Lorne State Park hinein. Hier konnten wir einige Kängurus und etwa 20 Koalas beobachten. Letztere hatten es sich in den Eukalyptusbäumen gemütlich gemacht und waren zum Teil nur schwer zu entdecken. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit, es regnete. Dennoch konnten wir einige der possierlichen Kerlchen fotografieren und Filmen und hatten nach über einer Stunde eine steifen Nacken. Auf kurvenreicher Strecke ging es dann immer am Wasser weiter bis nach Apollo Bay. Hier verschafften wir uns zunächst vom Marriners Lookout einen Überblick über den kleinen Fischerort und Küste. Im Ort sahen wir uns das Visitor Centre an und haben uns bei der Fischereigenossenschaft mit frischem Fisch versorgt. Südlich von Apollo Bay verlässt die Great Ocean Road die Küste und führt in den Otway National Park, ein Refugium unberührten Regenwaldes. Der Maits Rest Rainforest Walk im Herzen des Parks führt mitten hinein in das kühl temperierte Dickicht aus Farnen und Eukalyptusriesen an der niederschlagreichen Südspitze des australischen Festlandes. Die Lighthouse Road, ein 12 km langer Abstecher von der Great Ocean Road, endet am Cape Otway, wo bereits seit 1848 ein Leuchtturm über die Einfahrt in die Bass Strait wacht. Der sehr schöne Turm, der älteste auf dem australischen Festland, kann sogar besichtigt werden und bietet eine grandiose Aussicht auf die raue Küste. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter bis nach Princetown, wo wir uns einen Stellplatz auf dem örtlichen Campground sicherten und dann zum Port Campbell National Park weiterfuhren. Die Wind und Wetter gepeitschte Küste dieses kleinen Parks ist mit ihren Kalksteinklippen, mächtigen Felssäulen und tiefen Höhlen der spektakulärste Abschnitt der Great Ocean Road. Unser Ziel waren die Twelve Apostles, eine Gruppe von Felssäulen aus hartem Kalkstein, die dem Anbranden der Wellen bisher widerstanden haben. Hier erlebten wir mit zahlreichen anderen Touristen den Sonnenuntergang, der mit seinen schönen Lichtstimmungen der an sich schon grandiosen Kulisse die Krone aufsetzt. Nachdem die Sonne am Horizont verschwunden war konnten wir noch zwei Zwergpinguine beobachten, die sich mühsam ihren Weg durch die starke Brandung bahnten. Nach diesem erlebnisreichen Tag fuhren wir zum Campingplatz in Princetown zurück.

Mittwoch, 16.04.03

Dieser Tag war voll und ganz dem Port Campbell National Park gewidmet. Wir blieben den ganzen Tag innerhalb der Parkgrenzen und haben auch nur 26 km Strecke, von Princetown über Port Campbell nach Peterborough zurückgelegt. Zu Recht verdankt die Great Ocean Road ihren Ruf als eine der Hauptattraktionen Australiens diesem Küstenabschnitt: Die Ausblicke auf die zerklüfteten, bizarren und von den Wellen umtosten Felsformationen sind einfach überwältigend. Am Parkplatz zu den Gibson Steps, steilen Treppen, die über die Klippe hinunter zum Strand führen, mussten wir noch ein paar Schauer im Auto aussitzen. An den Twelve Apostles mussten wir nur noch die Geduld aufbringen das Vorbeiziehen der die Sonne verdeckenden Wolken abzuwarten und dann schien für den Rest des Tages durchgehend die Sonne. Im Gebiet um die Loch Ard Gorge, einer Felsschlucht, in der 1878 der Segelschoner „Loch Ard“ sein Ende fand, sahen wir uns auch das The Islans Archway, das Blowhole und die Thunder Cave an und spazierten auf die Spitze der Landzunge „Broken Head“ hinaus. In dem kleinen Ort Port Campbell machten wir eine kurze Pause und kauften ein paar Lebensmittel ein. Westlich des Ortes sahen wir uns die Formationen The Arch, London Bridge und The Grotto an. Die London Bridge war bis zum 15.01.1990 noch mit dem Festland verbunden. Als sie an diesem Tag unvermittelt einstürzte, mussten zwei Menschen, die sich noch auf dem Felsen befanden, per Hubschrauben abgeholt werden. Glücklicherweise wurde bei dem Einsturz niemand verletzt. In Peterborough fanden wir einen Stellplatz auf einem sehr schönen Campingplatz und nutzten unsere relativ frühe Ankunft zum Wäschewaschen.

Donnerstag, 17.04.03

Mit der Bay of Martyrs und der Bay of Islands hatten wir noch zwei weitere Stopps innerhalb des Port Campbell National Parks. In der Bay of Martyrs sind wir ein kleines Stück am Strand entlang spaziert, ich habe dann noch etwas Didgeridoo gespielt und Geli hat etwas gezeichnet. In der Bay of Islands hatten wir dann ein letztes Mal einen Blick auf die grandiosen Kalksteinklippen des Nationalparks. Die Great Ocean Road verlässt dann die Küste und findet 13 km östlich von Warrnambool mit der Einmündung in den Princes Highway auch ihr offizielles Ende. Gut 300 km spektakuläre Küste lagen nun hinter uns und haben alle Erwartungen erfüllt. Am Ortseingang von Allansford besuchten wir „Cheeseworld“ und probierten und kauften den Käse aus eigener Herstellung. In Warrnambool nutzen wir die Gelegenheit vor den bevorstehenden Osterfeiertagen noch einmal unsere Vorräte aufzufüllen. Wir waren selbstverständlich nicht die einzigen, die diese Idee hatten und so war das Shopping Centre entsprechend voll. Westlich der Stadt liegt in einem erloschenen Vulkankrater die Tower Hill Game Reserve. Von der schmalen Einbahnstrasse, die durch den Kraterboden führt konnten wir einige Emus und Koalas beobachten. Port Fairy, eine kleine Hafenstadt an der Mündung des Moyne River, wurde 1835 als Wal- und Robbenfängerkolonie gegründet und hat sich viel von seinem alten Charme erhalten können. Etwas weiter westlich fanden wir in der Lake Yambuk Reserve einen Stellplatz für die Nacht, obwohl der kleine, sehr einfache aber wunderschön gelegene Campingplatz eigentlich schon ausgebucht war. Die Verwalter waren so nett uns für eine Nacht eine kleine Ecke zuzuweisen und uns sogar noch extra einen Stromanschluss zu „verlegen“. Von unserem Platz aus erlebten wir einen schönen Sonnenuntergang über dem Lake Yambuk und konnten einige Pelikane beobachten.

Freitag, 18.04.03 (Karfreitag)

Noch vor dem Frühstück schnappten wir uns die Kameras und machten ein paar Aufnahmen vom Lake Yambuk im wunderschönen Licht des frühen morgens. Einige Pelikane und schwarze Schwäne zogen ihre Bahnen auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees. Vom Campingplatz aus unternahmen wir einen kurzen Spaziergang an die Portland Bay. Von den Dünen bot sich uns ein schöner Blick auf die Bucht und Lady Julia Percy Island, Australiens einzige Vulkaninsel. Die Insel entstand vor etwa 7 Millionen Jahren bei massiven Unterwassereruptionen, die mit der Trennung Australiens von der Antarktis einhergingen und wurde zum „geologischen Monument von nationaler Wichtigkeit“ erklärt. Heute ist die Insel die Heimat der größten australischen Pelzrobbenkolonie und diese locken, besonders während der Sommermonate wenn die Jungen geboren werden zahlreiche Weiße Haie in die Bucht. Der Spaziergang am herrlichen, feinen Sandstrand war ein herrlicher Start in den Tag. In Portland, der ältesten Siedlung Victorias, machten wir an einer Rest Area eine kurze Pause und haben etwas Didgeridoo gespielt. Hier kamen wir mit einem netten australischen Ehepaar ins Gespräch. In der Nähe der Stadt sahen wir uns den schönen Leuchtturm am Cape Nelson und das Blowhole und den Petrified Forest am Cape Bridgewater an. Das Blowhole war aufgrund der ruhigen See leider nicht aktiv aber den versteinerten Wald konnten wir uns ansehen. Dabei handelt es sich nicht um versteinertes Holz, wie wir vermutet hatten, sondern um die aus Kalkstein bestehenden „Formen“ der ehemaligen Baumstämme. Ein Wald wurde von Vulkanasche und anderen Ablagerungen verschüttet, die Baumstämme verschwanden durch langsame Kompostierung und die inzwischen versteinerten, leeren Hüllen blieben zurück. Die Kräfte der Erosion haben diese eigentümlichen Röhren freigelegt. Geli entdeckte dann noch eine Gruppe von Delfinen, die in einiger Entfernung am Kap vorbeizogen. Auf unserem Weg über schmale Nebenstrassen kam uns ein deutsches Auto entgegen: Wir waren auf Jutta und Martin aus München getroffen, die für zwei Jahre unterwegs sein wollen. Witziger Weise kennen die beiden auch Ulla und Klaus, die wir in Neuseeland getroffen hatten. Wir haben uns über eine Stunde unterhalten, E-Mailadressen ausgetauscht und beschlossen, uns irgendwo an der Ostküste noch mal wieder zu treffen. Diese unverhofften Begegnungen mit Gleichgesinnten geben der eigenen Reise immer einen ganz besonderen Reiz. Kurz hinter Nelson überquerten wir die Grenze zu South Australia und gewannen durch Zeitumstellung eine halbe Stunde, was wir aber erst viel später bemerkten. Eine Gruppe von Emus wanderte direkt an der Strasse entlang und sorgte für ein weiteres Highlight dieses herrlichen, mit Temperaturen von etwa 20 Grad auch angenehm warmen Tages. In Mt. Gambier sahen wir uns noch den Kratersee Blue Lake an, ehe wir uns in der Nähe auf einem Campingplatz einquartierten.


Samstag, 19.04.03

Wir verließen Mt. Gambier auf dem Riddoch Highway in nördlicher Richtung. Zwischen Penola und Coonawarra führt die Strecke durch ein kleines Weinanbaugebiet, das für seinen guten Rotwein bekannt ist. Mehr als 20 Kellereien bieten Direktverkauf und Weinproben. Unseren ersten Stopp machten wir im Bool Lagoon Game Reserve, einem von der UNESCO als Feuchtgebiet mit internationaler Bedeutung klassifizierten Schutzgebiet. Bis zu 155 Vogelarten, darunter 79 Arten von Wasservögeln nutzen dieses Gebiet als Brut- oder Überwinterungsplatz. Die lang anhaltenden Trockenperioden der letzten Jahre haben aber auch hier ihren Tribut gefordert und die Lagune ist zurzeit für die Hälfte des Jahres ohne Wasser. Wir waren für die großen Vogelscharen zu spät und begnügten uns daher mit einem Blick über die trockene Lagune. Zwölf Kilometer südlich von Naracoorte liegt der Naracoorte Caves Conservation Park mit seinen 60 bekannten Kalksteinhöhlen. Dieser kleine Park wurde von der UNESCO als Welterbe der Menschheit eingestuft, nachdem man 1969 in der Victoria Cave auf fossilreiche Ablagerungen gestoßen war. Den Paläontologen ist es gelungen aus den hier freigelegten Funden die Artenvielfalt der Fauna vor etwa 300.000 Jahren zu rekonstruieren. Viele der damals in dieser Gegend lebenden Tiere sind längst ausgestorben, erwachen jedoch im sehr sehenswerten Wonambi Fossil Centre des Parks zu neuem Leben. Ein lebensgroßes Diorama mit bewegten Nachbildungen der damaligen Tierwelt entführt einen in die Urzeit. Die Höhlen bieten noch heute Lebensraum für Langflügel-Fledermäuse und die Menschen erfreuen sich an den wunderschönen Tropfsteinformationen. Nachdem wir uns die Ausstellung im Wonambi Centre angesehen hatten, gingen wir auf eigene Faust durch die kleine Wet Cave und nahmen anschließend an einer Führung durch die Alexandra Cave mit ihren eindrucksvollen Tropfsteingebilden teil. Nach gut zwei Stunden machten wir wieder auf den Weg zurück zur Küste. Auf dieser Strecke konnten wir Tausende von Stachelibissen auf den Feldern beobachten, die sich in gewaltigen Scharen zusammengefunden hatten. Einige Allfarbloris und Arakakadus vervollständigten den Einblick in die einmalige australische Vogelwelt. Als wir den kleinen Hafen Robe am Südende der Guichen Bay erreichten, hatten wir erstmals Probleme einen Stellplatz für die Nacht zu finden, da aufgrund des Osterwochenendes alle Plätze ausgebucht waren. Wir konnten dann doch noch auf einem völlig überfüllten Platz den letzten freien Stellplatz ergattern. Im Office sagte man mir, das der Ort, der normalerweise nicht einmal 1.000 Einwohner hat, über Ostern mehr als 14.000 Gäste beherbergt. Hier werden wir morgen schnell wieder verschwinden.

Sonntag, 20.04.03 (Ostersonntag)

Bevor wir dem überfüllten Robe den Rücken kehrten, fuhren wir an die zerklüftete Küste zwischen dem neuen, modern gestalteten Leuchtturm und dem Cape Dombey, auf dem ein rotweißer Obelisk thront. Vor der Küste bietet der Doorway Rock mit seinem weiten natürlichen Torbogen ein schönes Fotomotiv. Auf dem Weg dorthin kreuzte ein Schnabeligel unseren Weg, leider verschwand er im dichten Gebüsch bevor wir ein Foto machen konnten. Im Ort sahen wir uns noch einige Galerien und Kunstgewerbeläden an, ehe wir unseren Weg in nördlicher Richtung fortsetzten. Ein kurzer Abstecher führte uns nach Cape Jaffa, einem kleinen Ort am Südende der Lacepede Bay. In Kingston SE machten wir eine längere Pause, die wir zum Jonglieren und Didgeridoo spielen nutzten. Auf dem Princes Highway ging es dann durch eine wenig abwechslungsreiche Landschaft weiter. Parallel zum Highway verläuft der Coorong National Park. Er besteht aus einer Reihe schöner Lagunen, die eine 145 km lange Nehrung, die Younghusband Peninsula, vom Ozean trennt. Im Park leben etwa 400 verschiedene Vogelarten, besonders zahlreich sind Pelikane, Schwäne und Kormorane. Viele der Lagunen waren leider trocken und wir konnten lediglich ein paar Pelikane in sehr großer Entfernung mit dem Fernglas entdecken. In Meningie fanden wir auf einem ebenfalls sehr vollen Campingplatz einen schönen Stellplatz direkt am Südufer des Lake Albert. Hier erlebten wir einen sehr schönen Sonnenuntergang.

Montag, 21.04.03 (Ostermontag)

Noch vom Campingplatz aus und später auch direkt an der Strasse hatten wir Gelegenheit Pelikane im Lake Albert beobachten zu können. Gut 40 km nördlich von Meningie bogen wir in Richtung Wellington ab. Eine kostenlose Fähre brachte uns über den Murray River, den größten Fluss Australiens. Von seinem Ursprung in der Great Dividing Range im Nordosten Victorias bis zu seiner Mündung in die Encounter Bay in South Australia legt er über 2.700 km zurück. In früheren Zeiten war er als Handelsweg von enormer Bedeutung, heute ist er als Lieferant des lebenswichtigen Wassers immer noch von existenzieller Wichtigkeit für die südlichen Bundesstaaten Australiens. Auf unserem Weg zur Fleurieu Peninsula machten wir Station in Strathalbyn. Der Ort wurde 1839 von schottischen Emigranten errichtet und gehört heute zum Weltkulturerbe. Beherrscht wird das beschauliche Stadtbild, in dem viele alte Häuser erhalten geblieben sind, von der St. Andrews Church mit ihrem trutzigen Turm. Wir spazierten durch die Straßen und sahen uns die Kirche an, ehe wir unseren Weg fortsetzten. In Victor Harbor, dem größten Ort auf der Fleurieu Halbinsel, war aufgrund des langen Osterwochenendes und zwei verschiedener Ostermärkte mächtig viel los. Mit Mühe ergatterten wir noch einen der letzten Parkplätze und machten uns zu Fuß auf den Weg. Wir sahen uns die Stände der Märkte an, beschafften uns im Information Centre einige nützliche Broschüren und spazierten über die schmale Brücke, die den Granite Island Recreation Park mit dem Festland verbindet. Die Insel ist Heimat für einen Zwergpinguinen-Kolonie und bietet schöne Ausblicke auf die Encaunter Bay. Aufgrund des Küstennebels, in den wir wie in eine Wand hinein gefahren waren, war der optische Eindruck leider etwas getrübt. Über die hügelige Halbinsel fuhren wir weiter bis Cape Jervis an die Westküste. Hier bekamen wir noch einen Platz auf der 18:00 Uhr Fähre, die uns in 45 Minuten nach Kangaroo Island brachte. Die drittgrößte Insel Australiens ist aufgrund ihrer geringen Bevölkerungsdichte und der geographisch isolierten Lage ein Naturparadies mit einer weitestgehend intakten, ursprünglichen Flora und Fauna. Im Dunkeln suchten wir uns nur noch auf dem Campingplatz von Penneshaw ein Quartier und verschoben die Erkundung der Insel auf die nächsten Tage.

Dienstag, 22.04.03

Wir verließen Penneshaw in südwestlicher Richtung und hatten schon nach wenigen Kilometern von einem Aussichtspunkt einen schönen Blick zurück auf den Ort, die Backstairs Passage und die Fleurieu Peninsula. Am nächsten Aussichtspunkt, dem Prospect Hill, wurde es dann etwas anstrengend: Über 512 Stufen erklommen wir diesen Hügel und wurden mit einer herrlichen Aussicht auf die Pelican Lagoon, die American River Aquatic Reserve, die von steilen Klippen eingefasste Pennington Bay und die mit dichtem Eukalyptuswald bestandenen Hügel des Inselzentrums belohnt. Auf dem Weg nach American River bot sich uns der Blick auf eine weitere Lagune, der Ort selbst, wo wir eigentlich unsere Lebensmittelvorräte auffüllen wollten, war dann aber eher enttäuschend. So änderten wir unsere Pläne und fuhren nicht wie geplant an die Südküste sondern nach Kingscote, dem größten Ort auf Kangaroo Island. Hier fanden wir einen gut sortierten Supermarkt und hatten zudem die Gelegenheit in der Bücherei den kostenlosen Internetservice zu nutzen. Eine Stunde lang konnten wir E-Mails lesen und beantworten ehe der PC anderweitig vergeben wurde. Nach der fälligen Mittagspause war es zu spät, um die ursprüngliche Planung des Tages wieder aufzunehmen. Stattdessen gingen wir ein wenig an der Nepean Bay spazieren und bezogen auf einem Campingplatz etwas außerhalb des Ortes Quartier. Die relativ frühe Ankunft nutzten wir zum Wäschewaschen und für einen ausgiebigen Strandspaziergang. Jetzt haben wir alle anstehenden „Arbeiten“ erledigt und können mit der Erkundung der Insel beginnen.

Mittwoch, 23.04.03

Mit einem Tag Verspätung machten wir uns also auf den Weg zur Südküste von Kangaroo Island. Auf dem Weg machten wir an der Cliffords Honey Farm eine Pause. Hier konnten wir drei verschiedene Sorten von Eukalyptushonig probieren und erfuhren in einem hochinteressanten Video einiges über das erstaunliche Sozialverhalten der Honigbienen. Mit einem Glas Honig und einem Klotz reinen Bienenwachs (gut zur Veränderung von Didgeridoo-Mundstücken) setzten wir unseren Weg fort. Über eine recht holperige Schotterpiste fuhren wir an die D´Estrees Bay. Im Cape Gantheaume Conservation Park unternahmen wir einen Strandspaziergang, den wir aber aufgrund des übel riechenden angeschwemmten Seetangs schon nach kurzer Zeit wieder beendeten. Gut durchgeschüttelt erreichten wir die wieder asphaltierte South Coast Road, der wir in westlicher Richtung folgten. Von der Strasse aus konnten wir eine Schar von Halsbandkasarkas, große, braun, weiß und schwarz gefärbte Enten, beobachten. Eine Stichstrasse brachte uns zum Seal Bay Conservation Park. Dieser kleine Park ist wohl einer der weltweit besten Orte, um Seelöwen und Seebären ganz aus der Nähe beobachten und erleben zu können. Der breite, weiße Strand von Seal Bay beherbergt Dutzende dieser prächtigen, gegenüber dem Menschen überraschend duldsamen Tiere. Da der Zutritt zum Strand, so wie auch zu den benachbarten Buchten zum Schutz der Tiere gesperrt ist, bietet ein Aussichtspunkt und ein Plankenweg einen ersten Überblick über die Bucht und ermöglicht auch die ersten Tierbeobachtungen. Besser geht es mit einer 45minütigen, von einem Ranger geführten Tour direkt an den Strand. Bis auf wenige Meter kommt man so an die Tiere heran und kann sie in aller Ruhe beobachten. Ein weiterer Abstecher von der Hauptstrasse brachte uns an die malerische Hanson Bay. Hier haben wir ein wenig im superfeinen Sand gesessen und das herrliche, sommerlich warme Wetter genossen. Unser heutiges Ziel war der 740 km² große Flinders Chase National Park im äußersten Westen der Insel. Er besteht aus einer jungfräulichen Strauch- und Buschlandschaft und umfasst die gesamte Westküste von Cape Borda im Norden bis Cape du Couedic im Süden. Angesichts intakter Natur, vielgestaltiger Lebensräume und artenreicher Tierwelt ist er einer der bedeutendsten Parks von South Australia. Wir bekamen auf dem Campingplatz von Rocky River noch einen Stellplatz und machten uns nach dem Abendbrot zu Fuß auf den Weg zum Platypus Waterhole Walk. Leider wurde unsere Hoffnung eines der scheuen Schnabeltiere in seiner natürlichen Umgebung beobachten zu können nicht erfüllt, aber zahlreiche Kängurus, Wallabies und Hühnergänse machten den Spaziergang dennoch lohnenswert. Besonders der Rückweg, nach Einbruch der Dunkelheit war voller Überraschungen und seltsamer Geräusche am Wegesrand.  

Donnerstag, 24.04.03

Der Morgen war mit nur 4° C ziemlich kalt und auch in den unbeheizten und nur mit Fliegengittern versehenen Waschräumen des Campingplatzes war  es dementsprechend frisch. Sobald die Sonne jedoch etwas höher gestiegen war, wurde es wieder ein herrlicher, etwa 25 ° C warmer Tag, den wir vollständig im Flinders Chase National Park verbrachten. Nach dem Frühstück spazierten wir noch einmal in die nähere Umgebung des Campingplatzes und konnten Hühnergänse und ein Känguru beobachten. Mit dem Auto fuhren wir dann zum Parkplatz an den Platypus Waterholes und versuchten noch einmal unser Glück. Wir konnten Luftblasen aufsteigen sehen und einige Male erschien auch ganz kurz etwas an der Wasseroberfläche, was wohl ein Schnabeltier war, aber wir können nicht sagen, das wir wirklich eins gesehen haben. Über die recht gute Schotterpiste der Shackle Road fuhren wir weiter an die Nordgrenze des Parks. Im äußersten Nordwesten sahen wir uns das Cape Borda Lighthouse an, das auf einer 155 m hohen Klippe thront. Der ungewöhnliche, quaderförmige Leuchtturm wurde 1858 in Betrieb genommen und erst 1989 auf automatischen Betrieb umgestellt. Der nahe gelegene Aussichtspunkt Scots Cove bietet einen herrlichen Ausblick auf die unberührte Küstenlandschaft. Die von hier einsehbaren Klippen des Cape Torrens und Cape Forbin sind die höchsten in South Australia. Auf dem Rückweg lief uns ein Goanna, eine etwa einen Meter lange Echse, vor den Wagen und ich konnte nur noch mit Mühe ausweichen. Dank zweier Touristen, die angestrengt in die Baumwipfel spähten, konnten auch wir noch zwei Koalas beobachten. Auf dem Parkplatz am Visitor Centre gab es dann neben dem bettelnden Känguru, das sich sogar streicheln lies (soviel zum Thema „keep wildlife wild“) noch zwei weitere Koalas zu entdecken. Nachdem wir uns für eine weitere Nacht einen Stellplatz auf dem Rocky River Campingplatz gesichert hatten, fuhren wir zum Cape du Couedic im Süden des Parks. Neben dem wunderschönen Leuchtturm aus dem Jahre 1909, der als das schönste Bauwerk der Insel gilt, bietet das Kap gleich zwei geologische Attraktionen: Admirals Arch und Remarkable Rocks. Die Admirals Arch ist eine beidseitig offene Grotte am Fuße des Cape du Couedic, die zugleich auch Heimat für eine Kolonie von neuseeländischen Pelzrobben ist. Die Remarkable Rocks sind eine Gruppe von Granitfelsen, die von den Kräften der Erosion zu futuristischen Skulpturen geformt wurden, die in scheinbar prekärem Gleichgewicht auf einer großen Granitkuppel 75 m über dem Meer thronen. Orangefarbene Flechten unterstützen noch die außergewöhnlich Wirkung, die von dieser Felsgruppe ausgeht. Wir sahen uns zunächst den Leuchtturm und die Admirals Arch an und genossen dann das herrliche Licht der tief stehenden Sonne an den Remarkable Rocks. Zum Sonnenuntergang ging es dann noch einmal zurück zur Admirals Arch. Nach einem schönen und erlebnisreichen Tag erreichten wir etwas erschöpft wieder den Campingplatz.

Freitag, 25.04.03

Ehe wir den Flinders Chase National Park wieder verließen, konnten wir auf einem Morgenspaziergang in der Nähe des Campingplatzes einen Koala beobachten. Über den West End Highway fuhren wir zurück in den Norden der Insel, wo der Playford Highway die Hauptverkehrsader ist. Den geplanten Abstecher an den Strand von Stokes Bay brachen wir nach kurzer Fahrt wieder ab, da uns die Piste dorthin einfach zu rau war. Nach einer kurzen Pause an einem Aussichtspunkt, wo wir mal wieder Jonglieren und Didgeridoo spielen geübt hatten, entdeckten wir in einem Baum direkt an der Strasse einen Koala. Er hatte es sich in einer großen Astgabel bequem gemacht und beobachtete die Geschehnisse auf der Strasse. Da er zudem einen relativ niedrigen Ruheplatz gewählt hatte, konnten wir ihn sehr gut beobachten und fotografieren. In der Nähe von Cygnet River sahen wir uns die Island Pure Sheep Diary an. Als die Produktion 1992 begann war Island Pure die einzige Schafsmolkerei und  -käserei in South Australia. Noch heute werden die verschiedenen Käsesorten nach spanischem, griechischem, italienischem und zypriotischem Vorbild sowie der Joghurt ausschließlich hier auf Kangaroo Island produziert. Je nach Jahreszeit werden bis zu 750 der 2.000 Schafe ein- bis zweimal täglich gemolken und die Milch vor Ort weiterverarbeitet. Wir konnten die verschiedenen Käse- und Joghurtsorten probieren und bekamen eine kurze Erklärung zum Betrieb der Molkerei. Da das Melken erst ab 15:00 Uhr beginnt, konnten wir es nicht live erleben. In Kingscote hielten wir für einen kurzen Tank- und Einkaufsstopp und sahen uns dann den herrlichen weißen Sandstrand von Emu Bay an. Wir saßen in der Sonne und genossen den herrlichen Tag. Auf dem Weg nach Penneshaw hielten wir noch einmal an der Island Pure Sheep Diary an und sahen uns das Melken der Schafe, durchgeführt mit aus Deutschland importierter Technik, an. In Penneshaw reservierten wir uns einen Platz auf einer Fähre zum Festland für den nächsten Abend und bezogen wieder auf dem Campingplatz Quartier, auf dem wir schon die erste Nacht auf der Insel verbracht hatten. Kurz nach uns kam ein weißer VW-Bus mit Pop-Up Dach auf den Platz und wir kamen ins Gespräch. Lou und Pete aus Melbourne haben den Wagen selbst ausgebaut und sich ganz interessiert unseren Westfalia-Ausbau angesehen. Nach dem Abendessen (gebratener Haloumi-Schafskäse – super lecker!) gingen wir hinunter zu Strand und konnten, auch ohne organisierte Führung oder Massentourismus, einige der possierlichen Zwergpinguine beobachten, die in den Dünen und teilweise sogar in den Vorgärten der Strandhäuser ihre Bruthöhlen haben. Ein schöner Abschluss des Tages unter einem beeindruckenden australischen Sternenhimmel mit dem Kreuz des Südens.

Samstag, 26.04.03

Der Morgen begrüßte uns mit phantastischem Wetter und 17° C, so dass wir seit langer Zeit mal wieder draußen frühstücken konnten. Nach dem Frühstück kamen wir dann noch einmal mit Lou und Pete ins Gespräch, haben uns ihren Ausbau angesehen und über ihre bisherigen großen Reisen in Australien gesprochen. !975 sind sie mit einem Kombi auf fast ausschließlich geschotterten Strassen einmal rund um Australien gefahren und im letzten Jahr haben sie mit dem neuen Bus eine Tour von 14.000 km durchs Binnenland gemacht. Wir haben uns etwas verquatscht und so war es schon fast 11:00 Uhr als wir den Campingplatz verließen. Unser letztes Ziel auf Kangaroo Island war die Dudley Peninsula, die den Osten der Insel einnimmt. An der Lashmar Lagoon konnten wir einen Weißbauch Seeadler beim Fischfang beobachten und bewunderten den rötlichen Teppich aus Hartblattgewächsen. Im Cape Willoughby Conservation Park ist neben der rauen Küstenlinie der älteste Leuchtturm von South Australia sehenswert. Der 27 m hohe Turm, der seit 1852 in Betrieb ist, thront auf einer 45 m hohen Klippe über der Backstairs Passage. Die bizarre Bucht direkt neben dem Turm wird Devil´s Kitchen genannt, was sicherlich mit der hier oft rauen See zusammenhängt. Auf dem Rückweg nach Penneshaw machten wir im Lashmar Conservation Park eine Pause. Hier mündet der Chapman River in die Antechamber Bay und der malerische Flusslauf wird von einem einfachen Camping- und Picknickplatz gesäumt. Wir spazieren am Flussufer entlang und nutzen den Picknickbereich für eine Mittagspause, bei der uns einige Prachtstaffelschwänze zusahen. Zurück in Penneshaw sahen wir uns eine Kunstausstellung mit den Werken lokaler Künstler an, nutzten den Internet-Zugang in der Town Hall zum Lesen und Beantworten einiger E-Mails und spazierten am Strand entlang, wo wir noch einmal einige Zwergpinguine in ihren Bruthöhlen beobachten konnten. Auf einer Bank genossen wir das herrliche warme Wetter und den Blick auf das nahezu spiegelglatte Meer. Ein Seelöwe schwamm an der Küste entlang und beobachtete uns genauso interessiert wie wir ihn. Mit der Fähre um 17:30 Uhr verließen wir Kangaroo Island und wurden auf der Überfahrt Zeugen eines wunderschönen Sonnenuntergangs. Da wir im Dunkeln nicht noch fahren wollten, blieben wir direkt auf dem Parkplatz am Fähranleger in Cape Jervis und richteten uns für die Nacht ein.


Sonntag, 27.04.03

Nachdem wir vom Aussichtspunkt oberhalb des Fähranlegers noch einmal einen Blick zurück auf die Backstairs Passage und Kangaroo Island geworfen hatten, machten wir uns auf den Weg über die Fleurieu Peninsula in Richtung Adelaide. Wir fuhren jedoch nicht direkt in die Stadt, sondern zuerst nach Hahndorf, 29 Kilometer südöstlich der Stadt. Hahndorf ist die älteste existierende deutsche Siedlung Australiens. Erste Siedler kamen 1839 an Bord der „Zebra“ unter dem Kommando von Kapitän Dirk Hahn nach viermonatiger Überfahrt in Adelaide an. Auf der Flucht vor religiöser Verfolgung ließen sie sich in den Adelaide Hills nieder und benannten ihre im deutschen Stil errichtete Siedlung nach dem Kapitän, der sie sicher nach Australien gebracht hatte. Aufgrund des Traditionsbewusstseins seiner Bewohner sind noch heute entlang der Main Street viele historische Bauwerke mit klassischer deutscher Architektur erhalten geblieben. Entgegen unseren Befürchtungen wird der Tourismus hier jedoch nicht übertrieben und Hahndorf hat sich den natürlichen Charme eines kleinen Ortes bewahrt. Wir schlenderten durch die Hauptstrasse und sahen uns die vielen kleinen Galerien und Kunstgewerbegeschäfte an, sogar einige Didgeridoos konnte ich ausprobieren. Aufgrund meines Kiel-T-Shirts als Deutsche zu erkennen, wurden wir von einer netten Dame angesprochen, die sich als Ariana Kiermeier vorstellte. Sie war mit Ihrer Familie vor 12 Jahren aus München, wo sie zwei Metzgereien betrieben haben, nach Australien ausgewandert. Vor einem halben Jahr ist sie zur Bürgermeisterin von Hahndorf gewählt worden. Wir haben uns nett unterhalten und sie hat den positiven Eindruck, den wir von Hahndorf hatten noch verstärkt – ihre Pflichten als Bürgermeisterin hat sie damit mehr als erfüllt. Auf dem Weg nach Adelaide fuhren wir durch die Hügel der Mount Lofty Ranges, die die Stadt nach Osten begrenzen. Vom 727 m hohen Gipfel des Mt. Lofty hatten wir einen schönen, wenn auch etwas diesigen Blick auf Adelaide. In der Stadt reservierten wir uns auf dem Adelaide Caravan Park für die nächsten drei Nächte einen Stellplatz. Dieser Platz liegt so günstig, dass wir die Stadt per Fahrrad und zu Fuß erkunden können. Zum Abendbrot gab es heute einen „bayrischen Teller“ mit Kassler, Sauerkraut und Weißwurst aus Hahndorf.

Montag, 28.04.03

Nach einem Frühstück unter strahlend blauem Himmel auf unserem Stellplatz oberhalb des River Torrens machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg in die Stadt. Erstes Ziel war das Tandanya Aboriginal Culture Institute, ein ausgezeichnetes Aboriginal-Kulturinstitut mit Kunstgalerien, Workshops, Performance-Bereichen, einem Cafe und Laden mit Werken von Aboriginal-Künstlern. Das Institut wird von Aborigines des Kaura-Volkes, deren ursprüngliche Heimat das Gebiet um das heutige Adelaide ist, verwaltet. In der Sprache der Kaura bedeutet „Tandanya“ soviel wie „Ort der Kängurus“ und ist die Bezeichnung für die Adelaider Ebene. Die Galerie war leider aufgrund von Umbaumaßnahmen geschlossen, aber auch der Laden des Instituts bietet viele interessante Kunstgegenstände an, die wir uns in aller Ruhe angesehen haben. Noch besser war dann die Auswahl an Didgeridoos im angeschlossenen Tandanya Cafe. Zahlreiche, zum Teil mit wahren Kunstwerken namhafter Aboriginal-Künstler bemalte Didgeridoos standen zur Auswahl. Nachdem der Besitzer der Didgeridoos, Dion Dorward, mein ernsthaftes Interesse an den wunderschönen Instrumenten erkannt hatte, haben wir gemeinsam einige der Didges ausprobiert. Dion kennt die Künstler persönlich und weiß viel über die Bedeutung der Malereien zu erzählen. So wurde es trotz der geschlossenen Galerie noch ein hoch interessanter Vormittag und Dion hat mir angeboten während unseres Aufenthaltes in Adelaide noch einmal vorbei zu kommen und die verschiedenen Didgeridoos auszuprobieren. Ein Angebot, auf das ich sicherlich zurückkommen werde, zumal ich ihm versprochen habe, mein Traveller-Didge vorzuführen. Wir sahen uns dann noch die täglich um 12:00 Uhr stattfindende Didgeridoo Performance an, die von einem Kaura-Aboriginal auf sehr interessante und unterhaltsame Art und Weise durchgeführt wurde. Er hätte ruhig noch etwas länger spielen können. Nach ungefähr zwei Stunden machten wir uns wieder auf den Weg und fuhren mit den Rädern ins Stadtzentrum. Zu Fuß spazierten wir durch die King William Road und die Rundle Street, die beiden Hauptgeschäftsstrassen der Stadt, wo es zum Teil noch schöne Passagen aus dem 19. Jahrhundert gibt. Nach diesem Stadtrundgang fuhren wir mit dem Rad zum Victoria Square, wo wir uns den schönen Springbrunnen und die herrlichen alten Gebäude ansahen, die den Platz säumen. Nach einer kurzen Bergetappe waren wir auf dem Montefiore Hill, wo ein Denkmal des Stadtgründers Colonel William Light auf die Skyline der Stadt blickt. Leider ist der Blick durch die Flutlichtanlage des Adelaide Oval etwas getrübt. Wir rollten dann den Berg wieder hinunter, überquerten den Torrens River und hatten von der Promenade am Fluss schöne Ausblicke auf die in der Abendsonne glänzende Skyline. Der immer am Fluss entlang führende Weg brachte uns dann bis zum Campingplatz zurück, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen.

Dienstag, 29.04.03

Per Fahrrad machten wir uns auf dem schönen Radweg direkt am Torrens River auf den Weg in die Stadt. Erstes Ziel war das South Australian Museum, ein natur- und kunsthistorisches Museum von internationalem Rang. Uns interessierte besonders die neu gestaltete Aboriginal Cultures Gallery, eine der bedeutendsten ihrer Art. Über 37.000 Artefakte und 50.000 Fotografien sowie zahlreiche hörens- und sehenswerte interaktive Ton- und Videovorführungen erlauben einen individuellen, abwechslungsreichen und hochinteressanten Museumsbesuch. Auf dem Weg zu einem Internet-Cafe gerieten wir in eine Aboriginal-Art-Gallery mit einer künstlichen Opalmine und schätzungsweise 200 Didgeridoos und unzähligen weiteren Kunstgegenständen. Da fühlte ich mich natürlich wie ein Kind im Schokoladengeschäft, zumal ich alle Didgeridoos ausprobieren durfte. Während Geli sich mehr für die Malereien interessiert hat, habe ich diverse Didges getestet. Die Bandbreite reichte vom über 2 m langen, schwierig zu spielenden und sehr tiefen Didgeridoo bis hin zu Zwillingsdidges und sehr voluminösen Instrumenten mit ausgeprägtem Bellend. Es waren zahlreiche Teile dabei, die ich am liebsten sofort mitgenommen hätte, zumal der Laden auch noch eine „Verschiffung“ zu rechtguten Konditionen angeboten hat. Geli erging es bei den Malereien nicht viel anders und auch die Gespräche mit dem sehr netten und fachkundigen Verkäufer waren sehr interessant. So wurde dieser Besuch viel länger als geplant und wir haben uns einige Dinge gemerkt, auf die wir vielleicht gegen Ende unserer Reise, sofern die Reisekasse es erlaubt, zurückkommen wollen. In einem Internet-Cafe haben wir dann wieder einmal Mails gelesen und beantwortet sowie einen Blick auf unsere Konten geworfen. Unser nächstes und letztes Ziel für heute war der Central Market, eine Institution, die seit über 125 Jahren die Bewohner Adelaides mit einer Vielzahl von Köstlichkeiten versorgt. Die Vielfalt der angebotenen Nahrungsmittel spiegelt die Vielvölkergesellschaft Adelaides wider. Asiatische Geschäfte stehen neben europäischen Metzgereien und Bäckereien und Delikatessengeschäften aller Art. Ein Teil des Marktes entwickelte sich zu einer kleinen „Chinatown“ und rund um den Markt bieten Restaurants und Cafes regionale und internationale Küche an. Wir haben zunächst in einem der Food-Courts etwas Chinesisches gegessen und uns dann auf dem Markt umgesehen. Neben tasmanischem Honig und etwas frischem Obst haben wir auch ein richtiges Deutsches Brot bekommen. Nach den schwammigen australischen Brotwaren wird das für uns ein wahrer Genuss werden. Wir schwangen uns wieder auf die Räder und waren nach etwa 7 Stunden zurück auf dem Campingplatz, den wir für eine weitere Nacht reserviert haben.

Mittwoch, 30.04.03

Der Tag begrüßte uns mit trübem Schmuddelwetter und alle Augenblicke gab es einen zum Teil recht kräftigen Schauer. Wir ließen uns davon jedoch nicht beeindrucken und machten uns auf den Weg nach North Adelaide. Hier stehen viele schöne, alte Häuser, in einer für eine Großstadt sehr ruhigen Lage. Durch einige Schauer etwas angefeuchtet erreichten wir wieder den Campingplatz und machten eine kurze Pause, bis wir wieder trocken waren. Dann ging es mit den Rädern in den Süden der Stadt, wo wir uns im Haigh´s Chocolates Visitor Centre über die Produktion von Australiens renommiertester Schokolade informieren wollten. Leider war die kostenlose Tour vollständig ausgebucht, aber wir konnten auch so einen Blick in die verglasten Fabrikationsräume werfen und dank der Beschriftungen und Schautafeln einen Eindruck von den einzelnen Produktionsschritten bekommen. Haigh´s Chocolates wurde bereits 1915 gegründet und ist damit der älteste Schokoladenproduzent in Australien. Von einem winzigen Laden hat sich der seit vier Generationen in Familienbetrieb befindliche Betrieb zu einer modernen Produktionsstätte entwickelt und stellt mehr als 250 unterschiedliche Produkte her. Ein sich ständig erweiterndes Netz von Vertriebsstellen sorgt dafür, das die hergestellten Produkte auch verkauft werden können. Natürlich konnte ich das Visitor Centre nicht verlassen ohne etwas Schokolade einzukaufen. Wir radelten dann zum Tandanya Cafe, wo ich Dions Angebot wahrnehmen und einige der Didgeridoos  ausgiebig testen wollte. Ich hatte auch mein Traveller-Didge mitgebracht, was nicht nur bei Dion sondern auch bei den in Laufe des Nachmittags vorbei schauenden Aboriginals für Erstaunen sorgte. Jeder wollte es ausprobieren und war dann doch erstaunt, dass dieser eigentümliche „Kasten“ klingt wie ein Didgeridoo. Während Geli zur Art Gallery of South Australia weitergeradelt ist, wo es neben europäischen und asiatischen Werken auch die weltweit größte Sammlung australischer Kunstwerke zu bewundern gibt, habe ich mich auf einen Didgeridoo-Nachmittag eingerichtet. Ich hatte gerade so richtig losgelegt, als Dion mich einlud mit zu ihm nach Hause zu kommen, da er dort kurz etwas erledigen musste und ich könnte mir dort seine private Didgeridoo-Sammlung ansehen. Diese Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen und so konnte ich mir einige Raritäten von zum Teil bereits verstorbenen Aboriginal-Künstlern nicht nur ansehen, sondern sogar ausprobieren. Außerdem besitzt Dion einige wunderschöne Aboriginal-Malereien und hat mit deren Bedeutung und Aussage erläutert. Zurück im Cafe wartete schon eine Gruppe von Aboriginals auf Dions Rückkehr und auch mein Traveller-Didge fand reges Interesse. Für mich war es toll mitzuerleben was diese absoluten Virtuosen meinem Didgeridoo für Klänge entlocken können. Es ergaben sich interessante Gespräche und weitere Gelegenheiten zum Spielen. Hermann, ein vor 16 Jahren nach Australien ausgewanderter Deutscher, der sehr gut spielen kann und selber auch mit Didgeridoos handelt, tauchte im Cafe auf und wir kamen ins Gespräch. Von ihm habe ich dann noch einige Tipps bekommen, wie ich mein Spiel verbessern und verschiedene Töne erzeugen kann. Für mich war dieser Nachmittag ein absolutes Highlight, etwas was ich mir vor Antritt unserer Reise so nicht habe vorstellen oder erträumen können. Ich konnte wirklich phantastische Didgeridoos (Preise von über 2.000 AUD) ohne irgendwelche Verpflichtungen in aller Ruhe ausprobieren und habe außerdem noch etwas gelernt. Nachdem Geli ihren Besuch in der Art Gallery beendet hatte, Höhepunkt war hier die Sonderausstellung mit Aquarellen des aus Hermannsburg stammenden Aboriginal-Malers Albert Namatjira, der sich vorwiegend mit den Landschaften Zentralaustraliens beschäftigt hat, ist sie wieder zum Cafe zurückgekommen. Gemeinsam radelten wir dann zurück zum Campingplatz. Dion hat mir ein hervorragendes, von dem bekannten Künstler Bluey Roberts Brandgemaltes Didgeridoo zu einem fairen Preis angeboten, so dass ich mir jetzt überlegen muss, ob ich dieses verlockende Angebot annehmen will.

Donnerstag, 01.05.03

An unserem vorerst letzten Tag in Adelaide hatten wir uns noch einige Programmpunkte vorgenommen. Wir begannen mit dem Botanischen Garten, einem bereits 1855 gegründeten, 20 Hektar großen Park am Ufer des Torrens River. Beherrscht wird der Park vom muschelförmigen Bicentennial Conservatory, in dem mit mehr als 3.800 Pflanzen aus Australien und Südostasien die Landschaft eines tropischen Regenwaldes nachgebildet wurde. In direkter Nachbarschaft befindet sich das National Wine Centre of Australia, in dessen sehr gut aufgemachter Ausstellung wir einiges über den Weinanbau in den verschiedenen Regionen Australiens erfuhren. Durch den Rosengarten des Botanischen Gartens gingen wir dann zum Auto zurück. Der nächste Stopp war dann ein weiteres Mal das Tandanya Cafe, denn ich hatte mich entschlossen, das Bluey Roberts Didgeridoo zu kaufen. Dion hat uns dann noch einige der ausgestellten Kunstwerke gezeigt und deren kulturgeschichtlichen Hintergrund erklärt. Außerdem bekamen wir noch eine Box für das in Melbourne gekaufte Didge, das wir zu Freunden nach Deutschland schicken wollen. Falls wir keine günstigere Art der Versendung finden, hat Dion angeboten, den Versand über seinen Vertrag mit TNT zu organisieren. Wir fuhren weiter nach Glenelg, das nicht nur den populärsten Strand von Adelaide hat, sondern auch eines Haupturlaubsziele von South Australia ist. Wir spazierten durch die Jetty Street mit ihren vielen Geschäften und Restaurants und warfen vom Pier aus einen Blick auf den kilometerlangen Strand. In einem Postamt kauften wir Luftpolsterfolie zum Verpacken des Didgeridoos, verklebten es sorgfältig und machten den Karton versandfertig. Das Postamt nahm uns das Paket allerdings nicht ab, da es die maximale Größe überschritt, man verwies uns andere Versender wie TNT oder DHL. Da Glenelg in der Nähe des Flughafens liegt, fuhren wir dorthin, fanden auch ein Büro von TNT, konnten aber auch dort das Paket nicht abgeben, da man dort keine Aufträge von Privatkunden annimmt. Man verwies uns auf einen Subunternehmer in der Stadt. Wir beschlossen stattdessen jetzt das Angebot von Dion anzunehmen und gaben das Paket im Tandanya Cafe ab. Nachdem das erledigt war, verließen wir Adelaide in nordöstlicher Richtung und machten uns auf den Weg zum Barossa Valley, dem bekanntesten Weinanbaugebiet Australiens. Am Ortsrand von Gawler fanden wir einen Campingplatz für die Nacht.

Freitag, 02.05.03

Das Barossa Valley ist die bekannteste und auch bedeutendste Weinanbauregion Australiens, rund 60% der australischen Weine stammen aus diesem Tal. Der Name Barossa stammt von Adelaides Stadtvater William Light, der das Tal mit dem südspanischen „Valle del Bar Rosa“ verglich. Die Geschichte des Barossa Valley ist geprägt durch deutschstämmige Einwanderer, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund religiöser Verfolgung ihre Heimat verließen und sich im Barossa Valley niederließen, um Tabak anzubauen. Die Idee, Reben anzupflanzen, stammte von dem deutschen Geologen Dr. Johann Menge, der im Auftrag der South Australien Company die Gegend nach Mineralien absuchte.  Bereits 1850 wurde der erste Wein von Johann Gramp (heute Weingut Orlando) und kurze Zeit später von Joseph Seppelt (heute Weingut Seppeltsfield) gekeltert. Der ursprüngliche Name „Neu-Schlesien“ konnte sich mit zunehmender, auch internationaler Besiedelung nicht halten und wurde in Barossa Valley geändert. Das weitläufige Barossa Valley wird durch 3 Hauptorte bestimmt: Lyndoch, Tanunda und Nuriootpa. Dazwischen liegen unzählige Ortsnamen, die aber in den meisten Fällen nur ein bestimmtes Weingut bezeichnen. Wir begannen unseren Besuch am Chateau Yaldara, einem beeindruckendem, von Weinfeldern umgebenen Schloss im Stil des französischen Barock. Wir fuhren über Lyndoch nach Tanunda, dem Hauptort des Barossa Valley. Der frühere Name „Langmeil“ wurde im Laufe des ersten Weltkrieges, wie übrigens viele andere auch, anglikanisiert oder umgewandelt. In der Hauptstraße des Ortes stehen noch viele schöne Häuser aus der Gründerzeit, von denen die meisten heute denkmalgeschützt sind. Ein „Wursthaus“ und andere Geschäfte deuten auch heute noch auf die deutsche Vergangenheit hin. Wir spazierten durch den hübschen Ort und nutzten den kostenlosen Internetservice der Bücherei zum Lesen einiger E-Mails. Über Bethany, der ältesten Siedlung des Barossa Valleys, fuhren wir auf den Mengler´s Hill und genossen den Überblick über das Tal. Der sogenannte Barossa Trail führte uns über Angaston und Nurioopta an vielen weiteren Weinkellereien vorbei. Wir beendeten unseren Aufenthalt im „Weintal“ mit einem Besuch der Seppelt´s Winery in Seppeltsfield. Diese Kellerei wurde 1851 von der deutschen Pionierfamilie Seppelt gegründet. Zu dem historischen Komplex aus prächtigen Steingebäuden führt eine in den 1920er Jahren angelegte Palmenallee. Über Kapunda und Balaklava erreichten wir in Port Wakefieldt die Küste des Gulf St. Vincent. Hier beginnt die Halbinsel Yorke, die in ihrer Form an die Umrisse Italiens erinnert. Wir folgten der Ostküste der Halbinsel in südlicher Richtung und fanden in Ardrossan einen Stellplatz auf dem bisher vornehmsten Campingplatz unserer Reise: Jeder Stellplatz verfügt über ein eigenes Badezimmer mit Dusche, WC und Waschbecken.

Samstag, 03.05.03

In Ardrossan  fuhren wir an die Küste und sahen uns die roten Sandsteinklippen an. Etwas weiter südlich zweigten wir auf die als Scenic Drive ausgewiesene Strecke zwischen Port Julia  und Port Vincent  ab. Da aber auch diese Straße nicht direkt am Meer verläuft, bieten sich nur gelegentliche Ausblicke auf die Küste. Ein Aussichtspunkt oberhalb von Port Vincent bietet einen Blick auf die völlig neu angelegte Marina des kleinen Ortes. In Edithbourgh  nutzen wir einen der Picknicktische oberhalb des Piers für eine Mittagspause mit Blick auf die Vorgelagerte Troubridge Island. Gerade als wir mit unserem Picknick fertig waren, fing es leicht an zu regnen. Trotzdem machten wir uns auf den Scenic Drive, der über nicht befestigte Strassen, immer an der schroffen Küste entlang führt. Leider wurde das Wetter nicht besser und so war vom Leuchtturm am Suicide Point und von den von steilen Klippen eingerahmten Buchten nicht viel zu sehen. Mehr aus Versehen als gewollt – wir waren an einer nicht ausgeschilderten Kreuzung falsch gefahren – verließen wir dann den Scenic Drive und kamen nach Yorketown , dem Verwaltungs- und Versorgungszentrum für den südlichen Teil der Halbinsel. Aufgrund der Wetterlage fanden wir es auch nicht so tragisch, dass wir uns verfahren hatten. So gelangten wir, über gut ausgebaute Straßen, mit einem Tankstopp in Warooka  auch schneller zu unserem heutigen Etappenziel, dem Innes National Park . Der knapp 100 km² große Park nimmt die gesamte südwestliche Spitze der Halbinsel ein. Die Landschaft des Parks wechselt von Salzseen und niedriger Mallee-Steppe im Binnenland zu Sandstränden und steilen, zerklüfteten Klippen entlang der Küste. Neben den Westlichen Grauen Riesenkängurus und den Emus, die direkt vom Auto aus beobachtet werden können, ist der Park Heimat für eine artenreiche Vogelwelt. Einen ersten Eindruck von der schroffen Küste bekamen wir an der Per von Stenhouse Bay in unmittelbarer Nähe des Visitor Centres. Nicht weit hinter dem Parkeingang erwartete uns eine wahre Pracht, denn jenseits einer kleinen Anhöhe tritt die Küste unvermittelt in den Blick: Kleine Landzungen und Buchten drängen sich dicht an dicht, im Hintergrund überragt von den hohen Klippen des Cape Spencer mit seinem Leuchtturm. Unweit der Küste liegt Chinamans Hat Island, doch der Blick wandert weiter hinaus über Little Althorpe und Haystack Island hin zu den dominierenden Klippen und dem Leuchtturm von Althorpe Island. Nachdem wir uns den 1972 erbauten Leuchtturm am Cape Spencer und die zerklüftete Küste bei The Gap angesehen hatten, fuhren wir zum Campingplatz an der Pondalowie Bay und richteten dort häuslich ein. Auf dem Weg dorthin bekamen wir die ersten Emus zu Gesicht und auf dem Campingplatz trafen wir zwei Kängurus. Fernab jeder Stadt und damit auch ohne massive elektrische Beleuchtung wirkte der australische Sternenhimmel wieder einmal so unheimlich klar und deutlich wie man ihn in Deutschland nie zu sehen bekommt.

Sonntag, 04.05.03

Wir setzten unseren Besuch des Innes National Parks an der Pondalowie Bay, von den Einheimischen liebevoll „Pondy“ genannt, fort. Diese traumhafte Bucht mit türkisblauem Wasser und glitzernd weißen Sandstrand gilt zu Recht als schönste Bucht der gesamten Halbinsel. Auf dem kurzen Spaziergang zum Leuchtturm am West Cape hatten wir weitere phantastische Ausblicke auf die West und Pondy Bay, sowie auf die schroffe Küste südlich des Kaps. Der erst 1980 auf dem West Cape installierte Leuchtturm ist eine recht einfache Stahlkonstruktion, gewinnt aber durch die eindrucksvolle Umgebung an Reiz. Unsere letzte Station im Nationalpark war die „Geisterstadt“ Inneston. Auf Initiative von Bill Innes  wurde an dieser Stelle 1913 mit dem Abbau von Gips aus den umliegenden Salzseen begonnen. Das fertige Produkt wurde mit von Pferden gezogenen Loren zum Pier in der Stenhouse Bay gebracht und von dort verschifft. Bis 1930 war das Gipswerk in Inneston in Betrieb und wurde dann nach Stenhouse Bay verlagert. Die Gebäude verfielen und wurden erst in jüngster Zeit zum Teil aufwendig restauriert, so dass es jetzt sogar möglich ist in den alten Gemäuern zu übernachten. Wir sahen uns die Ruinen, den türkisblauen Inneston Lake und die durch das Gelände ziehenden Emus an. Über Warooka und Minlaton erreichten wir Port Victoria, einen verschlafen wirkenden Hafen an der Westküste der Yorke Peninsula. Seine Blütezeit hatte Port Victoria als das im Umland geerntete Getreide noch mit großen Segelschiffen abtransportiert wurde. Wir bekamen einen Stellplatz auf dem örtlichen Campingplatz  oberhalb der Pier mit Blick auf die untergehende Sonne – was für ein Ausblick.

Montag, 05.05.03

Der Tag begrüßte uns mit kühlen 8° C aber dafür auch mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Nachdem wir den Roadrunner startklar gemacht hatten, spazierten wir noch ein kurzes Stück am Wasser entlang und auf die Pier von Port Victoria hinaus. An diesem Steg hatten schon die deutschen Großsegler Pamir und Passat festgemacht und Getreide aufgenommen. Es gibt im Ort sogar zwei Strassen, die nach diesen Windjammern benannt sind und eine Gedenktafel am Pier erinnert noch heute an diese Schiffe. In Maitland nutzten wir den kostenlosen Internet-Service der örtlichen Bücherei, um unsere E-Mails zu lesen. Am Hafen von Wallaroo machten wir eine Mittagspause, sind ein Stück spazieren gegangen und haben etwas jongliert. Kurz hinter dem Ort halfen wir einem älteren Herrn, der mit einer Reifenpanne liegen geblieben war und den defekten Reifen nicht abbekam. Die Felge war auf der Achse fest gerostet und nur durch massives Bearbeiten mit einem Gummihammer ließ sich der Reifen schließlich lösen. Wir haben dann das Rad gewechselt und er war uns auch sehr dankbar, da er aufgrund gesundheitlicher Probleme derartige Anstrengungen nicht mehr verträgt. Für uns war das ja auch kein Problem, lästig waren nur die Fliegen, die angelockt von den Küchenabfällen, die er in offenen Eimern transportiert hat, das Arbeiten am Auto zur Qual gemacht haben. So waren wir froh, dass wir unsere Fahrt ohne Fliegen fortsetzen konnten. Mit Port Broughton hatten wir dann auch bald das Ende der Yorke Peninsula erreicht und setzten unseren Weg in nördlicher Richtung fort. Nach einem Einkaufsstopp in Port Pirie sahen wir uns den längsten Holzpier Australiens in Port Germein an. Der Campingplatz machte auf uns jedoch nicht den einladendsten  Eindruck, so dass wir uns entschlossen noch etwas weiter zu fahren. Wir verließen die Hauptstrasse und gelangten durch die landschaftlich äußerst reizvolle Germein Gorge, wo uns einige Kängurus vor das Auto sprangen, ins Landesinnere. In Melrose, am Fuße des 960 m hohen Mt. Remarkable, fanden wir einen Stellplatz auf dem örtlichen Campingplatz. 

Dienstag, 06.05.03

Nach dem Frühstück bekamen wir Besuch von zwei Kängurus, die über den Campingplatz hüpften, wohl in der Hoffnung, von dem einen oder anderen Gast etwas abzustauben. Bei uns wurden sie zwar enttäuscht, aber wir nutzten die sich bietende Foto- und Filmgelegenheit.

Südlich von Wilmington verließen wir die Hauptstraße und fuhren in den Mt. Remarkable National Park  hinein. Bis zur Parkgrenze ist die Zufahrtsstraße noch geteert, danach nur noch geschottert. Dabei sind die zu überwindenden Hügel teilweise so steil, dass unser Roadrunner nur mit Mühe, d. h. im 2. Gang und mit stellenweise durchdrehenden Reifen die Steigung überwinden konnte. Alligator Gorge ist eine große Talschlucht in den südlichen Flinders Ranges, die hier allmählich ihren schroffen Outbackcharakter annehmen und als Wasserscheide zwischen dem gut mit Wasser versorgten Süden des Bundesstaates und dem trockenerem Binnenland fungieren. Wir spazierten zunächst zum Gorge Lookout, um uns einen Überblick über die vom Alligator Creek geschaffene Schlucht zu verschaffen. Über steile Stufen ging es dann hinunter und wir folgten dem jetzt trockenen Bachbett zu den Narrows, wo die roten Felswände der Schlucht nur wenige Meter auseinander liegen. In entgegen gesetzter Richtung gelangten wir nach kurzer Zeit zu den so genannten Terraces, wo der Alligator Creek einige breite Stufen gebildet hat. Vom Ally´s Lookout warfen wir noch einen letzten Blick auf die Schlucht, ehe es über die steile Piste wieder zurück zur Hauptstraße ging. Drei Kilometer westlich von Wilmington  bogen wir erneut ab und erreichten nach 7 km Schotterstraße den auf 527 m gelegenen Hancock´s Lookout. Von der Park- und Picknickfläche am Ende der Straße hatten wir einen schönen Blick auf den Spencer Gulf. Ohne weitere Unterbrechung ging es dann weiter nach Port Augusta . Port Augusta am Kopf des Spencer Gulf liegt am Scheitelpunkt Australiens: Hier kreuzen sich die Eisenbahnlinien Sydney-Perth und Adelaide-Alice Springs sowie die Highways Sydney-Perth und Adelaide-Darwin. Die Stadt war einst ein wichtiger Hafen, der das direkt nördlich der Stadt beginnende Outback mit lebenswichtigen Gütern versorgte. Heute produzieren ihre Kraftwerke über 40 % des staatlichen Strombedarfs. Sowohl die School of the Air als auch der Royal Flying Doctor Service haben in Port Augusta eine Station und bieten den Bewohnern abgelegener Niederlassungen wichtige Dienstleistungen an. Wir fuhren zum Wadlata Outback Center, das die geologische Geschichte des Nordens vor 15 Millionen Jahren, als Regenwälder das Gebiet bedeckten, dokumentiert aber auch die regionale Entwicklung des Outbacks von der Zeit der Aborigines und Europäer bis in die Gegenwart und Zukunft erzählt. Schon am frühen Nachmittag erreichten wir den Campingplatz in Port Augusta und nutzten die Zeit um mal wieder unsere Wäsche zu waschen.

Mittwoch, 07.05.03

Auf dem Stuart Highway ging es hinein ins Outback. In dieser riesigen Region nördlich des 32. Breitengrades lebt nur 1 % der Gesamtbevölkerung Australiens. Roter Sand, gnadenlos brennende Sonne, endlose Öde und großes Vorkommen der begehrten Opale kennzeichnen dieses Gebiet. Die grenzenlose Weite und Leere des Outback ist für uns Mitteleuropäer, die wir aus einer sehr engen und zugebauten Welt kommen, geradezu unvorstellbar.  Der Stuart Highway ist die Hauptverbindung von Port Augusta nach Allice Springs (1.224 km). Bis 1978 war er als eine der strapaziösen Überlandstraßen des Landes bekannt, seitdem ist er durchgehend geteert und hat damit seine Schrecken verloren. Von Port Augusta führt der Stuart Highway direkt nach Norden. Nach ca. 160 km erreichten wir die Hochfläche des Arcoona Plateaus. Von Bernards Hill hatten wir einen schönen Blick auf das einstmals riesige Flusssystem der Island Lagoon, dessen Seen heute ausnahmslos versandet und versalzen sind. Der Blick auf die weißen Flächen mit den herausragenden Felsbergen hat einen ganz besonderen Reiz. Ein wenig Abwechslung boten nur einige Emus, die über die weite Ebene zogen und zahlreiche Keilschwanzadler, die sich an den Kadavern der dem Straßenverkehr zum Opfer gefallenen Kängurus zu schaffen machten. Nach 537 km Einöde erreichten wir die Opalstadt Coober Pedy, die zu den seltsamsten Plätzen Australiens gehört. Die Stadt (sofern man von einer „Stadt“ sprechen kann) ist in gewisser Weise unbeschreiblich. Die ungefähr 4.000 Einwohner Coober Pedys sind es auch, die dieses Outbacknest so einzigartig machen. Sie stammen aus 45 verschiedenen Nationen und verleihen Coober Pedy ein besonderes Flair. Schräge Typen, Glücksritter und Lebenskünstler sind hier dem Opalfieber verfallen. Zum Schutz vor der glühenden Hitze wohnen sie in so genannten „Dugouts“, unterirdischen Wohnhöhlen, deren Sandstein die Temperatur sommers wie winters bei 25° Celsius hält. Bei zusätzlichem Raumbedarf sprengt man sich einfach ein Zimmer dazu. Weil dieses Verhalten der Weißen den hier ansässigen Aborigines so seltsam vorkam, nannten sie den Ort „kupa piti“, was soviel wie „weißer Mann im Loch“ bedeutet. Dieser Name ist äußerst passend, denn nicht nur Minen, auch Häuser, Hotels und sogar Kirchen sind unterirdisch angelegt, um den extremen Temperaturen zu entgehen. Seit 1915 wird in Coober Pedy Opal gefördert und bis heute hat sich an der Schürftechnik wenig geändert: nur wenige Mienen können überirdisch ausgebeutet werden – meist werden Löcher in die Erde gesprengt, aus den der Abraum per „Staubsauger“ zu den charakteristischen Maulwurfshügeln aufgehäuft wird. Die Löcher (Deep Shafts) sind tief und werden nicht wieder aufgefüllt. Über 250.000 dieser Deep Shafts gibt es auf den Opalfeldern rund um den Ort. Nicht umsonst rühmt sich Coober Pedy mit dem Titel „Opal Capital of the World“. Geologen erklären die reichen Opalvorkommen in Coober Pedy mit Sedimentsablagerungen von 100-130 Millionen Jahre alten Meeren, an deren Ufer sich so genannte „Bulldog Shales“ gebildet haben. In diesen Sandsteinfelsen formte sich aus Siliziumrestbeständen, die der sinkende Wasserspiegel hinterließ, der wertvolle Edelstein. Optimisten schätzen, dass erst rund 15 % aller Opale gefördert wurden. 80 % aller weltweit produzierten Opale stammen aus Coober Pedy, ihr Wert schwankt zwischen 20 und 40 Millionen Dollar. Keiner weiß es genau, ein erfolgreicher Miner bewahrt meistens Stillschweigen über seinen Erlös. Als wir im Oasis Tourist Park einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte reservierten, stießen wir auf das Angebot einer geführten Tour durch die Breakaways Reserve, die eine halbe Stunde später beginnen sollte. Nachdem wir unseren Stellplatz bezogen und ein paar Sachen zusammengepackt hatten, machten wir uns in einem kleinen Bus mit nur 6 Leuten auf den Weg durch die Opalfelder, die den Ort umgeben, zu den Breakaways. Dieses Gebiet etwa 35 km nördlich von Coober Pedy besteht aus kahlen aber sehr farbintensiven Tafelbergen. Diese waren ursprünglich Teil Stuart Range, sind aber durch die Kräfte der Erosion von dieser Gebirgskette abgetrennt worden, was auch zu ihrem Namen geführt hat. Zwei Aussichtspunkte bieten die Möglichkeit die verschiedenen Formationen dieser eindrucksvollen Landschaft, die schon als Kulisse für verschiedene Hollywood-Produktionen gedient, zu betrachten. Verstärkt durch das Licht der tief stehenden Sonne bot sich uns ein wirklich phantastischer Anblick. Der etwa 70 km lange Rundkurs führte uns dann östlich durch weitere farbenfrohe Hügel zum „Dog Fence“. Dieser Zaun, die wohl längste durchgehende Drahtbarriere der Welt, erstreckt sich über 5.300 km quer durch den Kontinent, um das Schafland im Süden vor den Übergriffen der Dingos, der einheimischen Wildhunde, zu schützen. Die einer Mondlandschaft ähnelnde Ödnis entlang des Dog Fence wird Moon Plain genannt. Hier machten wir eine etwas längere Pause, um den Sonnenuntergang über dem Outback zu beobachten. Nach gut 2 Stunden war dieser sehr lohnenswerte Ausflug in die Umgebung von Coober Pedy beendet und wir machten es uns auf dem Campingplatz gemütlich. Hier waren wir dann auch sicher vor den Millionen von Fliegen, die jeden Aufenthalt im Freien ohne schützendes Netz zur Qual machen. Nach Aussage der Einheimischen ist es in diesem Jahr die schlimmste Fliegenplage seit Jahren.

Donnerstag, 08.05.03

Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter machten wir uns, bewaffnet mit Fliegennetz und Kameras zu Fuß auf den staubigen Weg durch Coober Pedy. Wir begannen mit dem Umoona Opal Mine & Museum, das alle zwei Stunden eine geführte Tour anbietet. Diese beginnt mit dem 20minütigen Dokumentarfilm „The story of the Opal“, der sehr eindrucksvoll die Entstehung, Gewinnung und Vermarktung der australischen Opale veranschaulicht. Das Aboriginal Interpretive Centre behandelt das Thema der Ureinwohner in diesem Gebiet etwas zu oberflächlich, aber immerhin wird es überhaupt angesprochen. Gut gemacht ist dagegen der kurze Film, der die Entstehung der Opalvorkommen aus der Sicht der Aborigines schildert. Richtig interessant wird es dann im „Dugout“, einer unterirdischen Wohnung mit allem Komfort und in einer ursprünglichen Opalmine. Die weitere Ausbeutung der Minen im Ort wurde Ende der 1970er Jahre verboten, so dass die eigentliche Arbeit jetzt nur noch im Umland stattfinden kann. Sehr beeindruckend fanden wir auch die unterirdisch angelegte St. Peter & Paul´s Catholic Church. Der Besuch des Diggers Dream Dugout war dagegen etwas befremdlich, da wir dort durch eine wirklich bewohnte Wohnung geführt wurden. Wenn ich mir vorstelle ich sollte für 3 $ wildfremden Menschen meine Wohnung zeigen – das war für uns ein nicht so angenehmes Gefühl. Nachdem wir uns in John´s Pizza Bar mit einer wirklich köstlichen Pizza gestärkt hatten, ging es weiter zum Underground Cafe, wo wir uns die große Auswahl an Didgeridoos ansehen wollten. Der Ladenbesitzer war allerdings nicht sehr freundlich und man durfte die Didges nicht einmal anfassen, geschweige denn spielen. Ich weiß nicht, wie er mit dieser Einstellung Didgeridoos verkaufen will, obwohl er einige sehr schön bemalte Stücke in seinem Sortiment hatte. Den Abschluss unseres Rundgangs bildete dann die Underground Art Gallery, die sich in einer alten Mine befindet und fast ausschließlich Werke lokaler Aboriginal-Künstler ausstellt und zum Verkauf anbietet. Nach einer Verschnaufpause im Roadrunner zogen wir noch einmal los, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Die Temperatur lag jetzt bei fast 40° C in der Sonne und die Fliegen waren  noch aufdringlicher als am Vormittag. Den Rest des Tages machten wir es uns in unserem rollenden Zuhause bequem.


Freitag, 09.05.03

Ein reiner „Fahrtag“ war heute auf dem Programm: Mit einigen Pausen, darunter am großen, teilweise versalzenden Lake Hart fuhren wir die 537 km nach Port Augusta zurück. Einzig die teilweise riesigen Roadtrains boten etwas Abwechslung. In Port Augusta bezogen wir Quartier am dem Ufer des Spencer Gulf gelegenen Shoreline Caravan Park.

Samstag, 10.05.03

Mit unserem Besuchsprogramm in Port Augusta hatten wir nicht sehr viel Glück. Nach einem Großeinkauf sahen wir uns die Ausstellung in der Curdnatta Art Gallery an, von der wir uns allerdings mehr versprochen hatten. Sowohl bei der School of the Air, die Kinder auf entlegenen Farmen über Funk unterrichtet, als auch beim Royal Flying Doctor Service, der die ärztliche Versorgung der abgelegenen Niederlassungen sicherstellt, war es uns nicht vergönnt einen Einblick in den laufenden Betrieb zu bekommen, da beide Einrichtungen am heutigen Samstag geschlossen waren. So machten wir uns auf den Weg zum Flinders Ranges National Park. Der Highway 47 führte uns über den Pichi-Richi-Pass, parallel zur Trasse der historischen Pichi Richi Railway. Diese Schmalspurbahn ist das letzte funktionierende Teilstück der legendären „Ghan“ Railway, die in den 1870ern für den Anschluss von Alice Springs an den Süden Australiens gesorgt hatte. Heute fährt diese Bahn mit originalgetreu restaurierten Lokomotiven und Waggons an Wochenenden und in der Ferienzeit Touristen von Port Augusta nach Quorn oder entgegengesetzt. Wir hatten die Gelegenheit den alten Zug bei seinem Weg über den Pass zu beobachten, der der Dampflok alles abverlangt hatte. Im historischen Eisenbahnstädtchen Quorn, durch das bis 1957 alle Zugverbindungen in das Northern Territory und nach Western Australia führten, machten wir eine Pause und warteten auf die Ankunft des Zuges. Elf Kilometer südlich von Hawker, einem vergessenen Outbacknest, das als Ausgangspunkt für Exkursionen in den Flinders Ranges National Park dient, sahen wir uns die Felszeichnungen der Adnyamathanha Aborigines in den Yourambulla Caves an. In Wilpena, dem touristischen Zentrum des Flinders Ranges National Park, sahen wir uns das Visitor Centre an und bezogen auf dem Campingplatz des Resorts einen Stellplatz, da es für weitere Aktivitäten bereits zu spät war. Der Höhenzug der Flinders Ranges beginnt südöstlich von Port Augusta und erstreckt sich etwa 400 km in nordöstlicher Richtung bis in das trockene Outback South Australias hinein. Phantastische Gesteinsformationen, tiefe Schluchten und weite Täler formen eine gewaltige Urlandschaft. Geologisch zählen die Flinders Ranges zu den ältesten Gebieten der Erde. Schon vor Jahrmillionen ragten sie als Inselberge aus dem umgebenden Meer empor, von dem heute nur noch die riesigen Salzseen zeugen, die den Gebirgszug umgeben. Der knapp 1.000 km² große  Flinders Ranges National Park umfasst einen Großteil der zentralen Flinders Ranges. Hauptattraktion ist Wilpena Pound, ein hoch gelegenes natürliches Bassin von über 90 km² mit bis zu 500 m hohen Außenwänden. In der Sprache der Adnyamathanha Aborigines heißt dieses Gebiet „Ikara“, was soviel bedeutet wie „hohle Hand“– eine überaus treffende Beschreibung dieses natürlichen Amphitheaters, das von der ersten weißen Siedlern als riesiger Pferch für ihre Schafe genutzt wurde.


Sonntag, 11.05.03

Vom Parkplatz am Wilpena Resort folgten wir dem Lauf des Wilpena Creek, gesäumt von riesigen Red Gum Eukalypten und gelangten durch ein schmales Tal in der Ostflanke der Wilpena Pound Range in das gewaltige Bassin des Wilpena Pound. Auf dem Weg konnten wir zwei Kängurus und einige Papageien beobachten. Vorbei am restaurierten Hills Homestead, einem Farmgebäude aus dem 19. Jahrhundert, erklommen wir den Wangarra Hill, der einen guten Überblick über den Wilpena Pond bietet. Mit etlichen Fotostopps und Pausen waren wir nach etwa 2½ Stunden und 7 km wieder am Auto. Dann ging es auf zunächst guten Schotterpisten hinein ins Herz des Flinders Ranges National Parks. Der als eine der schönsten Strecken ausgewiesene Abschnitt von der Yanyanna Hut in das Bunyeroo Valley ist wirklich eine sehr schöne, wenn auch zunehmend rauer werdende Panoramastraße. Der Bunyeroo Valley Lookout bietet herrliche Ausblicke auf die schroffen Gipfel der Heysen und der ABC Range. Die Piste wurde zusehends schlechter und erreichte in der Bunyeroo Gorge einen Zustand, der die äußerste Grenze dessen markiert, was man einem Campingbus ohne Allradantrieb und entsprechende Bodenfreiheit zumuten sollte. Als wir uns im Visitor Centre nach dem Straßenzustand  erkundigt hatten, sagte man uns, dass es eine ganz normale Schotterpiste sei, die wir ohne Probleme befahren könnten. Von Fahrten durch ein, zum Glück ausgetrocknetes, steiniges Flussbett war nicht die Rede gewesen. Landschaftlich sehr reizvoll war dann die Fahrt durch die Brachina Gorge, die allerdings dem Auto noch einmal alles abverlangte. Das wir diese Strecken ohne Panne überstanden haben grenzt fast an ein Wunder. Als wir genug durchgeschüttelt waren und den Park durch die Brachina Gorge verließen, sahen wir kurz vor der Hauptstraße ein umgeklapptes Schild, das diese Piste als Allradstrecke ausweist. Man ist sich also des Zustands dieser Strecken durchaus bewusst und sollte sie unserer Meinung nach grundsätzlich nur für Allradfahrzeuge freigeben. Vom Highway 47, der westlich des Parks verläuft, boten sich uns noch einmal schöne Aussichten auf die im Licht der tief stehenden Sonne erglühenden Flinders Ranges. Da wir in Hawker nicht bleiben wollten, setzten wir unsere Fahrt über Cradock, Carrieton und Orroroo bis nach Peterborough fort, wo wir kurz vor Sonnenuntergang ankamen.

Montag, 12.05.03

Ein reiner Fahrtag stand für heute auf dem Programm. Auf dem Barrier Highway machten wir uns auf den Weg nach Adelaide. In Burra nutzten wir einmal mehr den kostenlosen Internet-Service in den Büchereien von South Australia. Die Bibliothekarin war auch sehr nett und wir haben uns über das Reisen in Australien unterhalten. Leider hatte man die Klimaanlage auf volle Touren gedreht und es war bitterkalt. Außerdem wusste niemand wie man diesen Zustand ändern konnte – uns blieb also nur die Wahl zu gehen oder zu frieren. Wir entschlossen uns auszuhalten und so erfuhren wir, dass das Didgeridoo bereits in Deutschland angekommen ist. Der Zoll hat hier aber noch einmal ordentlich zugelangt und wohl die Versicherungssumme des Pakets zu Grunde gelegt. Damit war der Zoll jetzt mehr als doppelt so teuer wie das Didge selbst, rechnet man jetzt noch den Versand dazu, war das nicht wirklich eine lohnende Sache. Bei zukünftigen Sendungen muss man versuchen diese Kosten zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren. Nach einer guten Stunde verließen wir völlig durchgefroren die Bücherei und haben uns auf einem Parkplatz in Burra erst einmal etwas Warmes zu essen gemacht. Im Randgebiet von Adelaide haben wir in einer Waschanlage den Dreck des Outbacks von unserem Auto und den Fahrrädern gewaschen. In Adelaide sicherten wir uns auf dem stadtnahen Campingplatz einen Stellplatz für die nächsten zwei Nächte. So bleibt uns noch etwas Zeit für einen Bummel durch Adelaide, ehe wir unsere Fahrt in Richtung Ostküste fortsetzen.

Dienstag, 13.05.03

Bei herrlichem Wetter fuhren wir mit den Fahrrädern am Torrens River entlang in die Innenstadt von Adelaide. Wir unternahmen einen Bummel durch die Rundle Mall, die Fußgängerzone Adelaides, bei dem ich einen neuen Rasierapparat gekauft habe, da meinem batteriebetriebenen Minirasierer bei täglicher Anwendung doch etwas die Kraft fehlt. Danach fuhren wir zum Tandanya Cafe, um uns bei Dion für die Versendung des Didgeridoos zu bedanken und uns die neue Ausstellung im Tandanya Cultural Institute anzusehen, die die Arbeiten von Künstlern aus dem Gebiet der Kimberleys im Norden Australiens präsentiert. Ein etwa halbstündiger Film von David Hudson über „Bushtucker“, d.h. Nahrungsmittel, die die Natur bereitstellt (wenn man sich auskennt) rundete das Programm ab. Letzte Station war dann der Central Market, wo wir uns mit leckerem Brot, Käse, Wurst und frischem Obst versorgten. Interessant war die Begegnung mit Ariana Kiermeier, der Bürgermeisterin von Hahndorf, die uns vor zwei Wochen so nett begrüßt hatte und uns jetzt an ihrem Fleischerstand bediente. Wir haben uns dann noch kurz unterhalten, ehe wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz gemacht haben.

Mittwoch, 14.05.03

Wir verließen Adelaide in südöstlicher Richtung und fuhren in das gut 50 km entfernt liegende Strathalbyn, das wir uns schon auf unserem Weg gen Westen angeshen hatten. Diesmal war auch nicht der Ort selbst unserer Ziel, wir wollten uns die Didgeridoos von Hermann ansehen. Wir hatten Hermann vor zwei Wochen im Tandanya Cafe kennen gelernt und er hatte dort seine Didgeridoos angepriesen. Wir hatten uns telefonisch verabredet trafen uns an dem Antiquitätengeschäft, in dem er seine Didges ausgestellt hat. Er hatte nicht übertrieben, seine Sammlung umfasste tatsächlich einige sehr hochwertige und sehr gut klingende Instrumente, zum Teil auch noch wunderschön bemalt. Hätte ich nicht schon in Adelaide ein Didgeridoo gekauft, wäre ich hier bestimmt schwach geworden. Der absolute Hammer war sein Riesendidgeridoo: Knapp zwei Meter lang, mit einem riesigen trichterförmigen Bellend und einer traumhaften Bemalung. Geradezu unglaublich war die Leichtigkeit mit der sich dieses gewaltige Instrument spielen ließ und dann natürlich der unvorstellbare Klang. Ein wahrer Traum! Der geschätzte Wert dieses eigentlich unverkäuflichen Exemplars liegt zwischen 50.000 und 80.000 AUD, Hermann ist sich wohl nicht so ganz sicher bei welchem Preis er schwach werden würde. Ich war schon sehr zufrieden, dass ich es einmal spielen durfte, wann hat man schon einmal eine solche Gelegenheit. Nach einer guten Stunde verabschiedeten wir uns von Hermann und haben angekündigt im Oktober noch einmal vorbei zu kommen, um dann ggf. das eine oder andere Didgeridoo zu kaufen. In Murray Bridge überquerten wir den Murray River, der mit einer Gesamtlänge von über 2.700 km nicht nur der längste Fluss Australiens ist, sondern zugleich auch der einzige, der ganzjährig Wasser führt. Damit ist er die Lebensader von South Australia, dem trockensten Bundesstaat Australiens. Unser Ziel für heute war der Murray River National Park, der aus drei einzelnen Überschwemmungsebenen besteht und das Herzstück des so genannten „Riverlands“ rund 200 km östlich von Adelaide bildet. Katarapko Island, der größte Teil des Parks, liegt in einer großen Schleife des Murray River und wird von zahlreichen Lagunen und Nebenflüssen durchzogen. Wir fanden in Loxton, einer schönen Kleinstadt am Südufer des Murray River einen Campingplatz direkt am Fluss. Wenn das Wetter mitspielt werden wir uns morgen ein Kanu mieten und den Murray River National Park von der Wasserseite aus erkunden.

Donnerstag, 15.05.03

Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, dicker Nebel hing über dem Fluss und eine Besserung war nicht in Sicht. So verzichteten wir auf die geplante Kanutour und unternahmen stattdessen eine Rundfahrt um den Katarapko Teil des Murray River National Parks. Die Aussicht auf den Fluss und die verschiedenen Lagunen war durch den Nebel und die teilweise abgestorbenen Bäume geradezu gespenstisch. Über Barmera  fuhren wir weiter bis nach Berri, wo wir uns ein wenig die umgesehen haben. Von Loxton aus ging es dann auf dem Highway 57 parallel zur Grenze zwischen South Australia und Victoria in Richtung Süden weiter. In Pinnaroo machten wir eine längere Pause und haben seit längerer Zeit wieder einmal das Jonglieren mit unseren Bällen und den Devil Sticks trainiert. Östlich von Bordertown passierten wir dann die Grenze, wodurch wir eine halbe Stunde verloren, da es sich gleichzeitig um eine Zeitzonengrenze handelt. In Kaniva fanden wir einen Stellplatz auf dem sehr einfachen örtlichen Campingplatz. Der Caretaker, der zum Kassieren der Gebühren herumkam, hat uns dann noch einige nützliche Tipps für die Weiterfahrt gegeben.

Freitag, 16.05.03

Nach etwa 40 km verließen wir den Western Highway in Nhill und fuhren auf einer kleinen Nebenstrasse durch den Little Desert National Park. Es handelt sich jedoch nicht um eine Wüstenregion, wie der Name fälschlicherweise vermuten lässt, sondern um natürliches Buschland. Auf den sandigen Böden gedeiht eine charakteristische Mallee-Vegetation, so der kleinwüchsige Mallee-Busch, graue Mulga, Akazien und Kasuarinen. Der Park, der in weiten teilen nur mit Allradfahrzeugen zugänglich ist, entfaltet im Frühjahr, wenn die Wildblumen blühen, einen ganz besonderen Reiz. Schon von weitem sieht man den 369 m hohen Mt. Arapiles, den Ayers Rock von Victoria, wie der zu einer Seite steil abfallende Berg im Volksmund genannt wird, die weite Ebene überragen. Er ist ein Eldorado für Freikletterer und bietet vom Gipfel, auf den auch eine schmale Strasse führt, einen schönen Panoramablick. Nachdem wir in Horsham, dem größten Ort in der Wimmera-Region, unsere Vorräte aufgefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Grampians National Park, dem Hauptziel unserer heutigen Etappe. Die Berge, Klippen und steilen Felsen der Grampians ragen wie Wellen aus den flachen westlichen Ebenen. Es gibt zerklüftete Hänge, Wasserfälle, und Sandsteinberge, die sich vor 400 Millionen Jahren durch die Hebung der Erdkruste bildeten.  Die mehr als 80 km langen und bis zu 50 km breiten Grampians bilden die Ausläufer der hoch im Norden von Queensland, bei Cooktown, beginnenden Dividing Range. Der 1.670 km² große Park bietet neben Kängurus, Koalas, Schnabeligeln und Possums auch über 200 Vogel- und 900 Pflanzenarten eine Heimat.  In der Sprache der Aborigines heißt dieses Gebiet, das einen heiligen Ort darstellt, „Gariwerd“. Das Brambuk Cultural Centre bietet einen Einblick in die Kultur der hier ansässigen Aboriginalstämme. Wir begannen unseren Besuch an den spektakulären MacKenzie Falls und den kleineren Broken Falls, die auf kurzen und gut ausgebauten Wegen zu erreichen sind. Vom Reed Lookout spazierten wir zur bekanntesten Felsformation des Parks, den „Balconies“ oder „Jaws of Death“ (Todesrachen), wie diese eindrucksvolle Klippe oberhalb des Victoria Valley auch genannt wird. Der Reed Lookout selber bietet einen schönen Blick auf den Lake Wartook und ebenfalls auf das Victoria Valley. Im Visitor Centre des Nationalparks südlich des kleinen Ortes Halls Gap verschafften wir uns Informationen für unseren weiteren Aufenthalt im Park, ehe wir uns auf dem Lakeside Caravan Park am Nordufer des Lake Bellfield einen Platz für die Nacht gesucht haben.

Samstag, 17.05.03

Als wir am Zusammenpacken waren entdeckten wir einige Loris in den Bäumen des Campingplatzes. Kaum hatten wir die kleine Tüte mit Vogelfutter, die wir vom Campingplatzbetreiber bekommen hatten, in der Hand, waren wir auch schon belagert. Zahlreicher Allfarb- und Schuppenloris saßen uns auf den Schultern, den Händen und auf dem Kopf. Ohne jede Scheu kletterten sie auf uns herum, um an das begehrte Futter zu gelangen. Etwa fünf Minuten hatten wir die muntere Gesellschaft auf unserem Platz, dann zogen sie weiter zum nächsten Anbieter einer kosten- und mühelosen Mahlzeit. Da uns das herbstliche Wetter wieder dicken Nebel beschert hatte, begannen unseren Tag mit einem Besuch im Brambuk Cultural Centre. Die Ausstellung hatten wir uns besser vorgestellt und es gab leider auch keinerlei Aktivitäten, an denen man hätte teilhaben können. Einzig der 15minütige Film zur Entstehungsgeschichte von „Gariwerd“ aus Sicht der örtlichen Aboriginalstämme machte den Besuch doch noch zu einem Erfolg. Er ist wirklich gut gemacht und vermittelt einen kleinen Einblick in die Mythologie der hiesigen Aboriginals. Auf dem Weg nach Halls Gap sahen wir einige Kängurus auf einer Wiese und nutzten die Gelegenheit für einige Fotos. Zwei der männlichen Tiere taten uns dann auch noch den gefallen einen „Boxkampf“ auszutragen. Nach einem kurzen Bummel durch Halls Gap fuhren wir zum Parkplatz in der Wonderland Range, wo einige Tracks beginnen. Wir entschlossen uns für den Weg durch den Grand Canyon. Auch wen diese Schlucht mit ihrem berühmten Namensvetter in Arizona nicht viel gemeinsam hat, so ist der Weg durch das Felslabyrinth der engen Schlucht doch sehr interessant. Ein weiterer kurzer Weg führte uns zu den Silverband Falls, die aber leider sehr wenig Wasser führten. Dafür konnten wir auf dem Weg zu den Fällen einen Koala beobachten. Da das Wetter sich noch nicht wesentlich gebessert hatte, hätte es keinen Sinn gemacht zu weiteren Aussichtspunkten zu fahren und deshalb verließen wir den Grampians National Park in südlicher Richtung. Unser heutiges Ziel war Warrnambool, die größte Stadt im Westen Victorias. Unsere Hoffnung hier an der Küste Wale beobachten zu können, wie einige Reiseführer vermuten ließen, wurden allerdings schon beim Einchecken auf dem Campingplatz enttäuscht, wo man uns sagte, dass die Wale meist erst in der zweiten Junihälfte eintreffen, um hier ihre Jungen zu gebären. Wir werden morgen trotzdem unser Glück versuchen, vielleicht können wir ja doch schon einen Wal entdecken.

Sonntag, 18.05.03

Bei stürmischem aber sonnigem Wetter fuhren zunächst zum Thunder Point Lookout, von dem wir einen schönen Blick auf die zerklüftete Küste hatten. Vom Point Ritchie Lookout lagen uns die goldgelben Sandstrände Warrnambools zu Füßen und wir nutzten die Gelegenheit für einen morgendlichen Strandspaziergang. Die sehr schön angelegte Logans Beach Whale-Watching Platform bietet neben dem tollen Blick auf die Bucht auch verschiedene Schautafeln zum Thema Glattwale. Leider konnten wir keine dieser seltenen Meeressäuger entdecken, vielleicht haben wir ja noch das Glück Wale hautnah erleben zu können. Nach einem Einkaufsstopp verließen wir Warrnambool und fuhren noch einmal auf die Great Ocean Road. Da uns die bizarren Felsformationen des Port Campbell National Park so gut gefallen hatten, sahen wir uns die Bay of Islands, The Arch und The Twelve Apostles noch einmal an. In Lavers Hill verließen wir die Great Ocean Road und fuhren auf dem Highway 155 nach Beech Forest. Von hier aus führte uns eine unbefestigte Strasse mitten hinein in den gemäßigten Regenwald der Otways. Unser Ziel waren die inmitten des grünen Dickichts gelegenen, wunderschönen Hopetoun Falls, die wir über einen steilen und etwas rutschigen Pfad erreichen konnten. Die Piste brachte uns dann weiter in den Otway National Park, wo wir wieder auf die Great Ocean Road trafen. In dem kleinen Fischerort Apollo Bay, der sich selbst Paradise by the Sea nennt, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Montag, 19.05.03

Wir folgten dem kurvenreichen Verlauf der Great Ocean Road und genossen die immer neuen  Ausblicke auf die grandiose Küste. Nach einigen Kilometern sahen wir direkt an der Straße einige Koalas in den Bäumen. Sie hatten es sich in den Zweigen der Eukalyptusbäume bequem gemacht und dösten vor sich hin. In Kennett River verließen wir die Great Ocean Road und fuhren auf der unbefestigten Grey River Road in den Angahook-Lorne State Park hinein. Hier konnten wir, wie auch schon vor knapp fünf Wochen, einige Koalas beobachten. Als wir schon wieder auf dem Rückweg waren entdeckten wir einen Laughing Kookaburra (zu Deutsch: „Jägerliest“ oder „Lachender Hans“). Dieser war allerdings längst nicht so scheu wie seine Artgenossen, so dass wir ihn in aller Ruhe fotografieren und filmen konnten. Auch von Lorne aus unternahmen wir einen Abstecher in den Angahook-Lorne State Park. Der Erskine River stürzt hier über eine 30 m hohe Klippe in ein schönes, von Baumfarnen umstandenes Becken. Die Phantom Falls, die wir über einen 2,5 km langen, teilweise recht steilen Weg erreichten, führten leider wenig Wasser und waren dadurch nicht so schön, wie wir erwartet hatten. Außerdem erwischte uns gerade als wir die Fälle erreicht hatten ein heftiges Gewitter und wir wurden uns der Bedeutung des Wortes Regenwald plötzlich sehr bewusst. Völlig durchnässt, da wir natürlich ohne Regenjacke unterwegs waren, erreichten wir wieder unser Auto. Nachdem wir uns trockengelegt und gestärkt hatten, setzten wir unsere Fahrt auf der Great Ocean Road fort. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir bis nach Geelong, wo wir auf dem gleichen Campingplatz unterkamen wie schon vor ein paar Wochen.

Dienstag, 20.05.03

Bei schönem, wenn auch etwas kühlem Herbstwetter begannen wir mit einem Spaziergang an der neu gestalteten Promenade von Geelong an der Corio Bay. Anschließend haben wir in einem Internet-Cafe unsere Homepage aktualisiert und E-Mails gelesen und beantwortet. Über den Princes Freeway ging es weiter in Richtung Melbourne. Bei der VW-Werkstatt in Werribee, wo wir vor fünf Wochen einen Ölwechsel hatten machen lassen, haben wir den telefonisch bestellten Haltegriff abgeholt. Der alte war auf einer der Schotterpisten im Outback zu Bruch gegangen (Materialermüdung oder zuviel Kraft des Beifahrers?). Mit 55 AUD ist so ein einfacher Plastikgriff nicht gerade ein Schnäppchen. In Melbourne fuhren wir direkt zum Kino am Sunshine Shopping Centre und hatten Glück, der Film „How to loose a Guy in 10 Days“ fing gerade an. Es geht um ein Paar, dass sich unter seltsamen Umständen kennen lernt: Sie will einen Artikel für einen Frauenmagazin schreiben, was man als Frau alles falsch machen kann, um einen Partner innerhalb von 10 Tagen zu vergraulen und er hat gewettet, dass er es binnen des gleichen Zeitraums schafft, dass sich eine Frau in ihn verliebt. Womit alle außer den beiden Hauptakteuren gerechnet haben passiert zwangsläufig auch, die beiden verlieben sich wirklich ineinander. Das führt zu diversen Verwirrungen und wird auf sehr unterhaltsame Weise dargestellt. Schöne, leichte Unterhaltung ohne viel Tiefgang. Am Campingplatz, schon fast ein zweites Zuhause nach dem langen Aufenthalt im April, konnten wir dann doch noch den lange erwarteten Brief aus Neuseeland entgegennehmen. Er enthielt den Scheck für die Erstattung der uns zu unrecht abgezogenen „Diesel-Abgabe“. Hoffentlich können wir den jetzt auch problemlos zu Bargeld machen. Erstmals als Camper auf dem bekannten Platz – schon ein etwas komisches Gefühl.

Mittwoch, 21.05.03

Beim Frühstück erfuhren wir aus dem Radio, dass ein Stück deutscher Lebensart jetzt auch den Süden Australiens erreicht hat: In Victoria haben die ersten Aldi-Märkte aufgemacht. Für uns stand natürlich sofort fest, dass wir uns einen solchen Markt bei nächster Gelegenheit ansehen werden. Wir verließen Melbourne in östlicher Richtung und kamen in Chirnside Park, einer der Randgemeinden der Metropolitan Area, an einem Shopping Centre mit Aldi-Markt vorbei. Bevor wir uns jedoch in das Aldi-Getümmel stürzten, gingen wir zu einer Bank, um unseren Scheck aus Neuseeland einzulösen. Das war natürlich nicht so ganz einfach möglich. Zunächst mussten wir ein Konto eröffnen, was geraume Zeit in Anspruch nahm. Das Geld steht doch erst in fünf Tagen zur Verfügung, da es sich um einen ausländischen Scheck handelt. Dann können wir in einer anderen Filiale das Konto wieder auflösen und das Geld bekommen – hoffentlich. Aldi war dann wie bei uns nur moderner, sogar Scannerkassen gab es und es konnte bargeldlos bezahlt werden. Nach diesem Blick in die Zukunft von Aldi, setzten wir unsere Fahrt nach Healesville fort. Hier war das Healesville Sanctuary unser Ziel. Der 1921 gegründete Wild- und Naturpark bietet auf über 30 Hektar einen hervorragenden Anschauungsunterricht in australischer Flora und Fauna. Die großzügigen Freigehege im natürlichen Buschland haben sich als eine wichtige Bastion in der Erhaltung bedrohter Arten erwiesen. Nicht umsonst gilt das Healesville Sanctuary als einer der interessantesten Tierparks Australiens. Absolutes Highlight war für uns der Bereich „World of the Platypus“, wo wir die possierlichen Schnabeltiere in ihrem Element – unter Wasser beobachten konnten. Nach gut 2½ Stunden verließen wir den Park und sahen uns noch eine Aboriginal Art Gallery an, die direkt gegenüber liegt. Schon im Dunkeln fanden wir noch einen Campingplatz für die Nacht.

Donnerstag, 22.05.03

Wenige Kilometer nördlich von Healesville beginnt der Zauberwald des Black Spur: Baumriesen von über 80 m Höhe thronen über einem Meer aus Farnen. Das etwas trübe und feuchte Wetter sorgte für eine geradezu mystische Stimmung. Ein kurzer Schlenker von der Hauptstrasse führte uns nach Marysville, wo wir uns die 82 m hohen Steavenson Falls, die höchsten Wasserfälle Victorias, ansahen. Von hier aus ging es weiter hinein in die High Country von Victoria, dem Hauptwintersportgebiet des Bundesstaates. In Benalla sahen wir uns in der kleinen Kunstgalerie die Ausstellung mit zeitgenössischer und australischer Kunst an. Bei Wangaratta bogen wir auf die Great Alpine Road ab, die uns zum Mt. Buffalo National Park führte. Der knapp 320 km² große Park mit seinen Granitgipfeln ist eine der besten Skiregionen Victorias. Wir kamen hier zum ersten Mal mit den Auswirkungen der verheerenden Waldbrände in Kontakt, die Anfang des Jahres in Australien gewütet hatten. Weite Teile des Nationalparks sind ein Opfer der Flammen geworden und zeigen noch heute deutliche Spuren davon, auch wenn die Vegetation sich schon wieder ein wenig erholt hat. Wir spazierten zu den beeindruckenden Eurobin Falls und fuhren dann weiter bis nach Bright, einer malerischen Bergstadt, die sich selbst „Gateway to the Victorian Alps“ nennt. Auf einem Campingplatz am Ovens River richteten wir uns für die Nacht ein.

Freitag, 23.05.03

Eine steile und  kurvenreiche aber auch landschaftlich sehr reizvolle Etappe lag heute vor uns: Auf der Great Alpine Road fuhren wir bis zur Küste der Tasman Sea. Auf 1.840 m Höhe schraubt sich die Strasse, sogar ein wenig australischen Schnee gab es hier, auf dem Weg durch den Alpine National Park. Dieser Park ist mit einer Größe von mehr als 6.400 km² einer der größten Nationalparks Australiens. Auch hier waren die Spuren der Waldbrände mehr als deutlich. Fast die ganze Zeit fuhren wir durch einen zumindest teilweise verkohlten Wald. Die gewaltigen Ausmaße dieser Buschfeuer kann man sich dennoch kaum vorstellen. Der Alpine National Park, der den größten Teil der durch Victoria verlaufenden Dividing Range einnimmt, bildet einen wichtigen Naturkorridor für eine einzigartige Flora und Fauna. Einzig die Gegend um den Wintersportort Hotham Heights Alpine Village ist durch die Auswirkungen des Skitourismus sowohl baulich als auch landschaftlich verschandelt. Einige Aussichtspunkte bieten schöne Rundblicke über die Bergwelt der Victorian Alps. Südlich von Omeo folgt die Strasse dem Verlauf des Tambo River durch sein malerisches, zum Teil schluchtenartig verengtes Flussbett. Westlich von Bruthen verließen wir die Great Alpine Road und nahmen die Abkürzung in Richtung Küste. Bei Lakes Entrance erreichten wir die südöstliche Küste Victorias und damit unser nächstes großes Ziel, die Ostküste Australiens. Dieser wollen wir jetzt, mit zahlreichen Abstechern ins Hinterland, bis in den Norden von Queensland folgen. Lakes Entrance ist die einzige Verbindung des Gippsland´s Lakes District, dem größten Binnengewässersystem Australiens, mit dem offenen Meer. Die drei untereinander verbundenen Seen Lake King, Lake Victoria und Lake Wellington sind eigentlich flache Lagunen, die durch einen schmalen Dünenstreifen, den Ninety Mile Beach, vom Meer getrennt sind. Der Blick vom Jemmy´s Point Lookout westlich des Ortes über die Lagunen auf die Tasmansee hat uns so gut gefallen, dass wir beschlossen, unsere heutige Etappe hier zu beenden. Im Waters Edge Holiday Park fanden wir einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum Strand. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg: Auf einer Fußgängerbrücke überquerten wir das Cunninghame Arm Inlett und unternahmen einen Spaziergang am traumhaften Ninety Mile Beach. Wir sahen den Surfern zu und genossen wieder einmal die frische Brise und die tosende Brandung. Für uns ist es immer wieder etwas ganz besonderes am Meer spazieren zu gehen, sei es nun die heimische Ostsee oder einer der ganz großen Ozeane dieser Welt.

Samstag, 24.05.03

Wir fuhren auf dem Princes Highway (A1) in Richtung Osten weiter. Leider verläuft die Strasse abseits der Küste im wenig abwechslungsreichen Landesinneren. Bei Orbost bogen wir daher auf die C107 ab, die uns parallel zum Snowy River an die Küste führte. Am zum Cape Conran Coastal Park gehörenden Point Ricardo unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang. Traumhafter, einsamer Strand und tolle Brandung – was will man mehr. Schade war nur, dass die herbstlichen Temperaturen nicht zum Baden einluden. Zurück auf dem Princess Highway ging es durch eine recht eintönige, von Buschbränden gezeichnete Waldlandschaft weiter. Auch jenseits der Grenze, in New South Wales, änderte sich an der Landschaft nichts. Ein Abstecher vom Highway brachte uns in den Ben Boyd National Park. Das heutige Parkgebiet war im 19. Jahrhundert das Zentrum des australischen Walfangs und am Red Point hat sich Benjamin Boyd, einer der damaligen Magnaten, mit dem Boyds Tower ein Denkmal gesetzt. Leider war der Turm, entgegen unseren Erwartungen nicht zu besteigen und auch nicht mehr in einem so guten Zustand. Die raue Küste am Red Point hat den Abstecher dennoch lohnenswert gemacht. Nur knapp 20 km weiter bezogen wir in Eden, einem kleinen Fischereihafen an der Twofold Bay Quartier.


Sonntag, 25.05.03

Ehe wir die Küstenstrasse verließen, führte uns ein kleiner Abstecher in den nördlichen Teil des Ben Boyd National Park. Hier sahen wir uns auf einem kurzen Spaziergang die Pinnacles, eine mit rotem Ton überzogene, zerklüftete Sandsteinschlucht am Long Beach an. Auf einer schmalen und kurvenreichen Nebenstrasse fuhren wir dann in das Hinterland. In Bombala versuchten wir leider vergeblich im Platypus Reserve eines der possierlichen Schnabeltiere zu entdecken. Über Cooma ging es dann weiter bis nach Jindabyne am gleichnamigen Stausee, dem Tor zu den Snowy Mountains. Die Snowy Mountains sind Teil der Great Dividing Range, die sich in ihrem südlichen Teil bis über 2.000 m erhebt. Sie werden deshalb auch die „Australischen Alpen“ genannt. Diese Region ist das Wintersportgebiet Australiens schlechthin. Kernstück der Snowy Mountains ist der 6.900 km² große Kosciuszko National Park. Sein Gebiet reicht von der Grenze zu Victoria bis zur Brinda Bella Range westlich von Canberra und umfasst die höchsten Gipfel der Great Dividing Range, so auch Mt. Kosciuszko (2.228 m), den höchsten Berg Australiens. Weitere 10 Berge sind über 2.000 m hoch. Die Hügel sind sanft geschwungen und in höheren Regionen nur spärlich bewachsen, häufig ist nur der kahle Granit zu sehen. Trotzdem teilen sich viele Pflanzen- und Tierarten diesen im Winter unwirtlichen Lebensraum. Der Park bietet eine Mischung aus hervorragender Skiregion und unberührten Naturflächen auf dem Dach Australiens. In den Snowy Mountains wurde mit dem Snowy Mountains Hydro-Electric-Scheme das größte australische Wasserkraftprojekt realisiert: Die Fließrichtung von fünf Flüssen wurde von Osten nach Westen umgelenkt, Tunnel von insgesamt 145 km Länge wurden durch nahezu undurchdringliches Gestein getrieben, 17 Dämme und 7 Kraftwerke wurden errichtet und durch eine der unwegsamsten Regionen ganz Australiens wurden mehr als 1.600 Straßenkilometer angelegt. Stromerzeugung und Bewässerung der Western Plains bescherten dem Land einen beträchtlichen Wirtschaftsaufschwung, doch Kritiker glauben, dass sich der Eingriff in die Natur letztlich verheerend auswirken wird. Auch der Lake Jindabyne, an dessen Ufer wir einen schönen Stellplatz für die Nacht fanden, ist im Rahmen dieses Projektes entstanden. Der Ort selbst wurde neu erbaut, nachdem der Stausee das alte Jindabyne überflutet hat. Wir genossen den Sonnenuntergang über dem See und richteten uns auf eine, aufgrund der Höhenlage (über 900 m), kalte Nacht ein.

Montag, 26.05.03

Am Morgen war es dann mit 6° C auch wirklich ziemlich frisch. Nach einem kurzen Spaziergang am Lake Jindabyne machten wir uns auf den Weg zum Kosciuszko National Park. Kurz vor der Parkgrenze entdeckten wir ein auf einer Wiese am Straßenrand ein Wombat. Da Wombats eigentlich nur nachtaktiv sind, muss bei diesem Exemplar die innere Uhr etwas durcheinander geraten sein. Ich hatte gerade, Ungehörigerweise das eingezäunte Grundstück betreten, um bessere Fotos von dem Wombat machen zu können, als die Besitzerin vorfuhr. Ich dachte schon, dass es Ärger gibt, aber sie war sehr nett und hatte nicht nur nichts dagegen, dass wir ihr Grundstück betreten, sie bot uns auch an, uns ein kleines Wombat zu zeigen. Das Muttertier war nach der Kollision mit einem Auto verendet, das Jungtier hat den Unfall im Beutel unversehrt überstanden. Noch nackt und völlig hilflos hat sie das Tierchen mit der Flasche großgezogen. Jetzt war es acht Monate alt und wird langsam auf die Auswilderung vorbereitet. Es war einfach zu niedlich, wie sich das Kleine in den Arm der Pflegemutter gekuschelt hat. Nachdem wir die 15 AUD Eintritt für den Nationalpark bezahlt hatten, fuhren wir bis Thredbo, einem der Wintersport Hochburgen in den Snowy Mountains. Mit einem Sessellift fuhren wir von gut 1.300 m auf 1.930 m zur Eagles Nest Mountain Hut hinauf. Hier beginnt der Wanderweg auf das Dach Australiens, den 2.228 m hohen Mt. Kosciuszko. Wir folgten dem Weg durch die verschneite alpine Vegetation, überquerten den Merritt´s Creek und erreichten nach 2 km den Mt. Kosciuszko Lookout. Ein grandioses Alpenpanorama lag vor uns und wir genossen die herrliche Aussicht bei traumhaftem, wenn auch recht kaltem Wetter. Eine Tasse heiße Schokolade in der Eagles Nest Mountain Hut heizte uns wieder ordentlich auf und per Lift ging es wieder ins Tal. Bei der geplanten Schleife, in der wir per Auto den Nationalpark erkunden wollten, hatten wir uns mächtig verschätzt: Von den Entfernungen sieht das auf der Landkarte alles ganz einfach aus, doch die Berg- und Talfahrten auf den engen und kurvenreichen Strecken kosteten erheblich mehr Zeit als wir gedacht hatten. Auf über 1.600 m musste unser armer Roadrunner klettern und es war sehr schnell klar, dass wir unser geplantes Etappenziel Cooma nicht erreichen können. Auch hier im Kosciuszko National Park haben die verheerenden Waldbrände des letzten Sommers ihre Spuren hinterlassen. Über 40 Brandherde hatte es allein in diesem Park gegeben und unsere Rundfahrt führte fast ausschließlich durch verbrannten Wald. Dennoch ist es keine Verwüstung oder vollständige Zerstörung. Wir waren erstaunt zu sehen, wie sehr sich die Natur in den vergangenen knapp 4 Monaten schon wieder erholt hat: Überall sprießt frisches Grün und versucht das Schwarz der verkohlten Stämme zu überdecken. An der Geehi Rest Area konnten wir eine Gruppe von Kängurus beobachten und der Scammell´s Lookout bot noch einmal ein tolles Berpanorama. Mit beginnender Dämmerung wurden die Kängurus am Straßenrand immer zahlreicher und wir wussten noch immer nicht, wo wir heute bleiben werden. Vom Aussichtspunkt bei Cabramurra erlebten wir den Sonnenuntergang und haben kurz überlegt, ob wir hier für die Nacht bleiben sollten. Doch aufgrund der Lage auf fast 1.500 m entschlossen wir uns noch weiter zu fahren. Ohne unliebsame Begegnungen mit Kängurus oder Wombats erreichten wir das 60 km entfernte Adaminaby, wo wir in stockdunkler Nacht unser Lager aufschlugen. Hier sind wir immer noch gut 1.100 m hoch und wir sind schon gespannt, wie kalt es heute Nacht wird.

Dienstag, 27.05.03

Bei nur 4° C Außentemperatur sind unbeheizte Waschräume eine Garantie für einen erfrischenden Start in den Tag. Leider war es nicht so freundlich wie am Vortag, leichter Nieselregen machte die Kühle zusätzlich unangenehm. In Cooma füllten wir unsere Vorräte auf und nutzten den in New South Wales nicht mehr kostenlosen Internet-Service der örtlichen Bücherei. Ohne weitere Unterbrechung erreichten wir das Australian Capital Territory mit der Landeshauptstadt Canberra. Um die Streitigkeiten zwischen Sydney und Melbourne um den Regierungssitz und damit auch um den Führungsanspruch beizulegen, entschloss man sich zum Bau einer Hauptstadt. Diese Absicht wurde in der Verfassung von 1901 bekundet und gleichzeitig ein Standort auf halbem Weg zwischen Sydney und Melbourne festgeschrieben. Nachdem man viele Plätze in Erwägung gezogen hatte, fiel dann 1909 die Wahl auf ein Gebiet in der Yass Region, das nach einem Wort aus der Sprache der Aborigines „Canberry“, „Versammlungsort“, hieß. Die neue Hauptstadt, 660 km nordöstlich von Melbourne und 288 km südwestlich von Sydney, bekam in Anlehnung an diese Bezeichnung den Namen Canberra. Das heutige Gebiet von Australian Campital Territory, (ca 80 km lang, 30 km breit) wurde am 01. Januar 1911 von New South Wales an das Commonwealth of Australia abgetreten, das damit Autonomie erlangte. Noch im gleichen Jahr wurde ein Wettbewerb für die bauliche Gestaltung der neuen Hauptstadt ausgeschrieben. Der amerikanische Architekt und Gartenbauarchitekt Walter Burley Griffin, der zuvor längere Zeit in Indien gelebt und gearbeitet hatte, gewann diese Ausschreibung. Der erste Pflock, der den Standort der neuen Stadt markieren sollte, wurde 1913 eingeschlagen. Die Arbeiten gingen anfangs, bedingt durch den 1. Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise, nur schleppend voran. Griffin musste nach Unstimmigkeiten mit den australischen Bauherren die Baustelle verlassen und war so bei der Realisierung seiner Pläne nicht mehr anwesend. In den folgenden Jahren forcierte man die Fertigstellung des Parlamentsgebäudes, denn die großen politischen Geschäfte wurden zu der Zeit noch von Melbourne aus getätigt. Am 09. Mai 1927 fand die erste Sitzung im neuen Parlamentsgebäude statt. Nach den kriegsbedingten Verzögerungen machte man sich nach 1945 mit großem Elan an den weiteren Ausbau der Gartenstadt. Nun standen der Ausbau der Verwaltungsgebäude und die Errichtung von geeigneten Wohnungen für die Parlamentarier und die Vertreter der ausländischen Staaten, die hier ihre Botschaften errichteten im Vordergrund. Der größte Teil der Einwohner im Australian Capital Territory sind heute Angestellte oder Beamte, die im Dienste des Commonwealth of Australia stehen. Architektonisches Zentrum der Stadt und zugleich politisches Zentrum Australiens ist das neue, 1988 eingeweihte Parlamentsgebäude auf dem Capital Hill. Der strahlend weiße Gebäudekomplex mit dem eleganten Flaggenmast ist schon von weitem sichtbar. Die bedeutendsten Denkmäler, Regierungsbauten und Sehenswürdigkeiten von Canberra liegen um den Lake Burley Griffin. Dem Stadtplan von Canberra ist auf dem ersten Blick anzusehen, dass es sich nicht um eine natürlich gewachsene Ortschaft, sondern um eine am Zeichentisch geplante Anlage handelt. Es ist ein geometrisches Muster aus Dreiecken, Karrees und konzentrischen Kreisen in einer sanften Hügellandschaft. Die schnell wachsende Stadt ist weitläufig und großzügig angelegt mit breiten Straßen und viel Grün. Aber auch heute, 90 Jahre nach ihrer Gründung, fehlt ihr immer noch das Flair einer gewachsenen Stadt. Nach einer kleinen Rundfahrt über Capital Hill und durch das eigentliche Stadtzentrum, buchten wir in der stadtnahen Canberra Motor Village einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte. Der Platz liegt zwar sehr schön im Grünen aber die Stellplätze sind sehr uneben, die Waschräume wirken leicht renovierungsbedürftig und das bei einem Preis von 28 AUD pro Nacht – Prädikat nicht sehr empfehlenswert. Wir machten uns noch einmal auf den Weg in die Stadt. Vom Ufer des Lake Burley Griffin aus bewunderten wir die 147 m hohe Wassersäule des Captain Cook Memorial Jet, ein Geschenk der kanadischen Regierung. Anschließend fuhren wir zur National Gallery of Australia, deren Herzstück die Sammlung australischer Kunst von der europäischen Besiedlung bis zur Gegenwart mit Werken einiger der berühmtesten Künstler des Landes ist. Ergänzt wird die Ausstellung durch asiatische und internationale Kunstwerke. Wir hatten uns jedoch mehr erhofft, besonders die Aboriginal-Kunst kommt hier eindeutig zu kurz. Die Galerien in Melbourne und Adelaide haben uns besser gefallen. Etwas enttäuscht – sowohl von der Nationalgalerie als auch von der Stadt selbst – fuhren wir zum Campingplatz zurück. Wir sind jetzt schon seit einem halben Jahr unterwegs, haben jeden Tag davon genossen und könnten ewig so weitermachen. Es gibt für uns nichts Schöneres als unterwegs zu sein, ständig neue Eindrücke zu sammeln und jeden Tag Neues zu erleben. Wie weit entfernt sind wir doch, nicht nur geographisch, von unserem so genannten „normalen“ Alltag in Deutschland. Aber auch der ist leichter zu meistern, wenn man weiß, dass man sich dadurch mal wieder ein Stückchen Freiheit „erkaufen“ kann.

Mittwoch, 28.05.03

Wir begannen unseren „Canberra-Tag“ mit der Fahrt auf den 846 m hohen Aussichtsberg Mt. Ainslie, nordöstlich des Zentrums. Von hier hat man den schönsten Blick auf die Stadt, da er genau in der Verlängerung der Hauptachse von Capitol Hill und War Memorial liegt. Auch der geometrische Grundriss von Canberra ist von hier gut zu erkennen. Vom War Memorial führt die Anzac Parade, die von verschiedenen Eukalyptusbaumarten gesäumte Prachtallee Canberras zum Lake Burley Griffin hinunter. Neun Ehrenmäler erinnern an die Beteiligungen Australiens an den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Über die Anzac Parade hat man einen sehr schönen Blick hinüber zum Capitol Hill. Auch am anderen Ende dieser Prachtstrasse bietet ein Aussichtspunkt im Commonwealth Park eine lohnenswerte Aussicht auf das alte und neue Parlamentsgebäude. Wir fuhren hinüber auf die andere Seite des Lake Burley Griffin und fanden direkt vor dem Old Parliament House einen Parkplatz. Das 1927 als erstes Parlamentsgebäude errichtete Old Parliament House war mehr als 60 Jahre Zentrum der australischen Politik, bis 1988 vom neuen Parliament House abgelöst wurde. Kings Hall, das alte Abgeordnetenhaus, und die Senatskammern stehen dem Besucher offen. Im alten Plenarsaal zeigt die Tonbildschau „Order, Order“ die wichtigsten historischen Momente des Gebäudes. Die hier ebenfalls beheimatete National Portrait Gallery beherbergt eine umfangreiche Portraitsammlung von Persönlichkeiten, die einen wichtigen Beitrag für Australien geleistet haben. Die ausgestellten Gemälde, Skulpturen und Fotografien zeigen einen repräsentativen Querschnitt durch Australiens Gesellschaft, vom Künstler, Sportler bis zum Politiker. Entlang der Federation Mall gingen wir das kurze Stück vom alten zum neuen Parliament House. Das Parliament House ist das Zentrum des politischen und demokratischen Lebens in Australien. Das 1,1 Milliarden AUD teuere, futuristisch anmutende Gebäude auf dem Capitol Hill wurde nach einer Bauzeit von acht Jahren 1988 eingeweiht. Im Vorhof des Parlamentsgebäudes befindet sich ein riesiges Aboriginal-Mosaik, das auf dem Dotpainting „PossumWallaby Dreaming“ von Michael Nelson Tjakamarra basiert. Es besteht aus mehr als 90.000 Handgeschlagenen Granitstücken in sieben verschiedenen Farben. Nach einer ersten Sicherheitsüberprüfung, bei der ich meine beiden Schweizer Taschenmesser abgeben musste, gelangten wir in das Eingangsfoyer, das mit seinen 48 graugrünen Marmorsäulen an einen Eukalyptuswald erinnern soll. Wir hatten einen Einblick in The Great Hall, einen großen Festsaal, in dem alle Staatsakte stattfinden und konnten nach einer weiteren Sicherheitsüberprüfung an einer Parlamentssitzung im Plenarsaal auf dem Besucherrang teilhaben. John Howard und sein Kabinett mussten sich den Fragen der Oppositionspolitiker stellen, wobei es teilweise recht lebhaft zur Sache ging. Zum Abschluss unseres Besuches fuhren wir auf das Dach des Parlamentsgebäudes und genossen den herrlichen Ausblick auf die Stadt. Die australische Flagge, die auf der interessanten, 81 m hohen Edelstahlkonstruktion weht, hat ungefähr die Größe eines englischen Doppeldeckerbusses. Wir verließen den Capitol Hill und fuhren in die Innenstadt, wo wir uns im Canberra Center mit einer Portion Sushi stärkten. Nach gut sieben Stunden Stadtbesichtigung, die den ersten negativen Eindruck etwas relativiert hat, erreichten wir wieder den Campingplatz.

Donnerstag, 29.05.03

Der nächste Tag begrüßte uns mit kalten 3° C aber dafür auch mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Daher beschlossen wir noch einmal auf den Mt. Ainslie hinauf zu fahren, um den Blick auf Canberra noch einmal bei klarem Wetter zu genießen. Über dem Lake Burley Griffin hängender Nebel verhalf dem Panorama zu einem ganz besonderen Reiz. Von hier fuhren wir zu einer Aboriginal Art-Gallery in einen der nördlicher Vororte Canberras. Hier gab es einige schöne Bilder und auch Didgeridoos, die Preise waren jedoch recht üppig. Die zum Teil sehr gut klingenden Didgeridoos sollten zwischen 500 und 700 AUD kosten und das ohne besonders aufwendige Verzierung. Letzter Programmpunkt für heute war dann das National Museum of Australia. Das bereits seit 1980 durch einen Parlamentsbeschluss gegründete Museum hat seinen ständigen Sitz seit Anfang 2001 auf der Halbinsel Acton. Es teilt sich diesen Standort mit dem Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies. Die innovative und für diesen Zweck gebaute Einrichtung wurde schnell zum architektonischen Wahrzeichen. Das einzigartige Design erinnert an ein Puzzlespiel. Digitale Animationen und interaktive Stationen beziehen den Besucher in die Ausstellung mit ein. Menschen, Ereignisse und Begebenheiten, die das Land geformt und beeinflusst haben werden gezeigt. Das Ziel des Museums ist es Geschichte zu vermitteln und Diskussionen anzuregen. Die First Australians Gallery, die größte der permanenten Ausstellungen, befasst sich mit der Kultur der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner. Dieser Teil hat uns am besten gefallen und wir haben hier auch die meiste Zeit verbracht. Einige der anderes Bereiche sind zu sehr überfrachtet mit Animationen und Interaktionen, so dass wir uns eher irritiert als angeregt fühlten. Nach knapp drei Stunden verließen wir das Museum und wollten auf einer Bank im Kings Park am Ufer des Lake Burley Griffin in aller Ruhe die Nachmittagssonne genießen und ein wenig Didgeridoo spielen. Leider wurden wir von einem eher aufdringlichen Spaziergänger und seinem Hund „belästigt“, der uns ein Gespräch aufzwang. Etwas genervt machten wir uns auf den Weg und fanden auf einem Campingplatz südöstlich des Zentrums eine Bleibe für die Nacht.

Freitag, 30.05.03

Die bisher kälteste Nacht mit -2° C machte uns deutlich, dass es jetzt langsam Zeit wird, sich in den tropischen Norden Australiens zu begeben. Ein herrlicher Tag mit Temperaturen bis zu 20° entschädigte uns dann aber für den kühlen Start in den Tag. Nachdem wir in Queanbeyan unsere Vorräte aufgefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg an die Südküste von New South Wales. In Braidwood habe ich in einer Westpac-Bank mein vor gut einer Woche eröffnetes Konto wieder gelöscht. Jetzt haben wir also tatsächlich die Erstattung für unsere unnötigerweise bezahlte Road User Charge aus Neuseeland in den Händen. Es war zwar etwas kompliziert, aber für die gut 220 AUD hat sich das bisschen Mühe auf jeden Fall gelohnt. In dem kleinen Fischerort Batemans Bay, wo der Clyde River in die Tasmansee mündet, erreichten wir die Küste. Hier machten wir zunächst eine kleine Pause direkt am Fluss, ehe wir uns mit frischem Fisch versorgten. Die Südküste von New South Wales bietet eine zauberhafte Mischung aus weißen Sandstränden, felsigen Buchten und mit Eukalyptus und Akazien bestandenem Buschland. Nur wenige Kilometer nördlich von Batemans Bay verließen wir den Princes Highway und fuhren auf einer kleinen Nebenstrasse in den Murramarang National Park. Bei dem kleinen Ort Durras gibt es an der Beagle Bay einen traumhaften Strand. Wir nutzten diese wunderschöne Bucht, um in aller Ruhe ein wenig Didgeridoo zu spielen. Zurück auf dem Highway brachte uns einige Kilometer weiter nördlich eine weitere Stichstrasse nach Bawley Point und in den nördlichen Teil des Murramarang National Park. In Merry Beach fanden wir nicht nur einen schönen Campingplatz mit Stellplätzen direkt am Strand sondern wir trafen auch auf die Hauptattraktion des Parks, erstaunlich zahme Östliche Graue Riesenkängurus. Auf dem Campingplatz waren sie weitaus zahlreicher vertreten als Camper und es war nahezu unmöglich sich zu bewegen ohne in die Hinterlassenschaften der Tiere zu treten. Bei einem kurzen Fotorundgang über den Platz konnten wir schöne Aufnahmen machen und die Kängurus unterzogen unsere Kameras einer genauen Untersuchung – es könnte sich ja schließlich um etwas Essbares handeln. Auch wenn wir sie da enttäuschen mussten, tat das ihrer Neugier und Zutraulichkeit keinen Abbruch.

Samstag, 31.05.03

Hatten wir es gestern noch mit winterlichen Temperaturen zu tun, so war heute der Sommer zurückgekehrt. Einer mit 10° C milden Nacht folgte ein herrlicher Tag mit bis zu 25° C und seit längerer Zeit konnten wir wieder einmal nur mit kurzen Hosen und T-Shirt herumlaufen.

In Ulladulla fuhren wir zum kleinen Leuchtturm am Warden Head und knapp 50 km weiter verließen wir den Princes Highway, um auf dem Tourist Drive 4 an die Jervis Bay zu fahren. An einer Picknickstelle am Ufer des St. Georges Basin machten wir eine Mittagspause und erreichten schließlich den Jervis Bay National Park und den Booderee National Park, die gemeinsam das südliche Ende der Jervis Bay einnehmen. Die Bucht zählt zu den schönsten Naturhäfen Australiens und ist berühmt für einige der weißesten Strände der Welt, die an kristallklarem Wasser liegen. Außerdem hofften wir, einige der permanent in der Bucht lebenden Delfine zu Gesicht zu bekommen. Wie wir im Nachhinein feststellen mussten, hätten wir uns die 10 AUD Eintritt für die Nationalparks auch sparen können, da die schönsten Strände am Hyams Beach und bei Vincentia und Huskisson außerhalb der Parks liegen. Nachdem wir am Hyams Beach den Blick über die Bucht bis hin zum Leuchtturm am Point Perpendicular genossen und etwas Didgeridoo gespielt hatten, fuhren wir weiter nach Huskisson. Auch hier konnten wir von den Aussichtspunkten auf die Bucht leider keine Delfine entdecken. Wir fanden einen sehr schönen Campingplatz direkt am Wasser und konnten endlich wieder einmal draußen sitzen und die Nachmittagssonne genießen.

Sonntag, 01.06.03

In Nowra, das sehr schön im Mündungsbereich des Shoalhaven River liegt, verließen wir den Princes Highway und folgten dem Tourist Drive 6 zum Seven Mile Beach National Park. Hinter einem schmalen Waldgürtel verbirgt sich ein strahlend weißer, scheinbar unendlicher Sandstrand. Wir nutzten die Gelegenheit für einen ausgedehnten Strandspaziergang. Von Gerroa bot sich noch einmal ein schöner Überblick über den Nationalpark. In Kiama sahen wir uns das kleine Lighthouse von 1886 an, das am Blowhole Point steht. Das Blowhole selbst, das bei rauer See eine Fontäne von bis zu 60 m Höhe produzieren soll, war heute leider nicht so aktiv, denn wir hatten einen nahezu windstillen, sommerlich warmen Tag. Für einen Abstecher über die Tourist Drives 9, 8 und 7 verließen wir die Küste und erklommen in engen Serpentinen die steile Ostflanke der Great Dividing Range. Im Budderoo National Park konnten wir auf einem schön angelegten Plankenweg einen kleinen Einblick in den Minnamurra Rainforest bekommen. Am Nordende des nahezu unerschlossenen Morton National Park sahen wir uns die spektakulären Fitzroy Falls an, die sich über eine Höhe von 81 m in das malerische Yarrunga Valley stürzen. Zwei Aussichtspunkte bieten herrliche Ausblicke auf diese wirklich grandiosen Wasserfälle. Auf dem Rückweg an die Küste fuhren wir südlich der kleinen Ortschaft Kangaroo Valley über die Hampden Suspension Bridge aus dem Jahr 1898, die älteste Hängebrücke Australiens. Über Berry fuhren wir dann wieder zurück nach Kiama, was aufgrund der engen, kurvenreichen und steilen Strassen wieder einmal länger gedauert hat als wir gedacht hatten. Erst nach Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder in Kiama und bezogen auf dem fantastisch gelegenen Blowhole Point Holiday Park Quartier.

Montag, 02.06.03

Die ganze Nacht hatte es geregnet und auch am Morgen hatte es noch nicht wieder aufgehört. Wir befürchteten schon das Schlimmste als es plötzlich doch noch aufklarte. In Kiama nutzten wir den Internetservice der Bücherei zum Lesen und Beantworten von Mails und deckten uns noch einmal mit Vorräten ein. Nördlich von Kiama bogen wir auf den Tourist Drive 10 ab, da wir an der Küste entlang fahren wollten. Leider wurden wir enttäuscht, denn auch diese Straße verläuft nicht direkt am Meer. Richtig schön wird es erst nördlich von Wollongong, wo wir ab Austinmer wirklich direkt an der Küste entlang fuhren. Bei Otford beginnt der Royal National Park, der bereits 1879 gegründet wurde und damit der älteste Nationalpark Australiens ist. Buschwanderungen und Badestrände sind die Hauptattraktionen des 150 km ² großen Parks vor den Toren Sydneys. Einen ersten Überblick bietet der Otford Lookout. Eine Stickstraße führte uns zum Governor Game Lookout, der ebenfalls einen schönen Blick über die Küste gewährt, und zum Bade- und Surfstrand Garie Beach. Die Fahrt durch die dichte, urwaldähnliche Vegetation endet praktisch direkt an den südlichen Vororten des Großraums von Sydney. Hier bezogen wir auf dem 24 km südlich des Zentrums gelegenen Harts Caravan Park einen Stellplatz, was wir allerdings lieber vermieden hätten. Nicht nur der Platz selbst, auch die Bewohner machten einen mehr als gebrauchten Eindruck. Da wir jedoch nicht im Dunkeln in Sydney nach einem besseren Platz suchen wollten, haben wir uns für eine Nacht eingebucht. Dieser Platz ist jedoch wirklich nur etwas für den Notfall, zu empfehlen ist er nicht.

Dienstag, 03.06.03

Einziges Ziel des Tages war es eine Bleibe für die nächsten Tage zu finden, von der aus wir die Stadt erkunden können. Leider liegen in Sydney die Campingplätze alle sehr weit außerhalb und man ist auf die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln angewiesen. Einen ersten Versuch machten wir in Dural nordwestlich des Zentrums. Der Platz machte auch einen guten Eindruck, verfügte aber nur über eine Busanbindung (Fahrzeit mindestens eine Stunde), die nächste Bahnstation wäre nur mit dem Auto erreichbar. So entschlossen wir uns noch einen anderen Platz anzufahren. Nachdem wir fast 20 km durch den landschaftlich reizvollen Berowra Valley Regional Park gefahren waren, mussten wir feststellen, dass die Straße aufgrund eines Erdrutsches gesperrt war. Der Umweg durch die Galston Gorge war zwar auch sehr reizvoll aber trotzdem etwas ärgerlich. In Berowra bezogen wir dann auf dem La Mancha Caravan Park Quartier für die nächsten sieben Nächte. Von hier können wir zu Fuß oder mit dem Fahrrad zwei Bahnstationen erreichen, von wo es dann in 45 Minuten ins Zentrum von Sydney geht. Für unseren morgigen Hochzeitstag habe ich telefonisch noch Karten für das ABBA-Musical „Mama Mia“ reserviert, so dass für unseren ersten richtigen Tag in Sydney auch schon ein Programm haben.

Mittwoch, 04.06.03

Mit den Fahrrädern fuhren wir zum 2 km entfernten Bahnhof von Berowra. Nach etwa einer Stunde Fahrt mit dem Zug hatten wir die Innenstadt von Sydney erreicht. Bei der Fahrt über die Harbour Bridge konnten wir einen ersten Blick vom Opernhaus und vom Hafen erhaschen. In der Station Town Hall verließen wir den Zug und gelangten durch das Queen Victoria Building zur Market Street. Das Queen Victoria Building, kurz QVB genannt, wurde 1898 als Markthalle erbaut. Nachdem es in den 1950er Jahren fast verfallen war, wurde es für 75 Millionen AUD von Grund auf renoviert. 1986 öffnete das QVB mit mehr als 190 Läden und zählt heute zu den schönsten Einkaufszentren der Welt. Die Market Street führte uns direkt zur Pyrmont Bridge. Die 1902 eröffnete älteste Drehbrücke der Welt überspannt die Cockle Bay, den südlichen Bereich von Darling Harbour. Im Bereich von Darling Harbour befanden sich früher ein Industriezentrum und ein internationaler Schiffsterminal für den aufstrebenden heimischen Woll-, Getreide-, Holz- und Kohlehandel. Die beginnende Containerschifffahrt bedeutete das ökonomische Ende dieses Viertels. Die alten Lagerhäuser, Schuppen und Werkstätten wurden Mitte der 1980er Jahre abgerissen. An ihre Stelle trat ein Vergnügungs- und Ausstellungszentrum mit Grün- und Parkflächen, das in ganz Australien seinesgleichen sucht. Die fantasievolle städtebauliche Umgestaltung bezog sich auf eine Fläche von 54 Hektar. Die Bauarbeiten wurden rechtzeitig zur 200-Jahr-Feier (1988) abgeschlossen. Nachdem wir uns im Harbourside Complex umgesehen hatten, holten wir unsere vorbestellten Tickets für das ABBA-Musical „Mama Mia“ am Lyric Theater (Star City) ab. Das Musical verbindet 22 bekannte ABBA-Hits mit einer Liebes- und Familiengeschichte auf einer griechischen Insel. Uns hat die 2 ½ stündige kurzweilige Unterhaltung mit bekannten Hits gut gefallen. Anschließend spazierten wir zurück zur Habourside, wo sich eine Station der Monorail befindet, einer Schwebebahn, die die Stadtviertel Zentrum, Chinatown und Darling Harbour miteinander verbindet. Wir nutzten die Monorail, die ebenfalls zur 200-Jahr-Feier der Stadt in Betrieb genommen wurde, für eine viertelstündige „Stadtrundfahrt“. Im Zaaffran, einem indischen Restaurant im Harbourside Complex haben wir zum Abschluss unseres 16. Hochzeitstages mit Blick auf die Skyline der Stadt sehr gut gegessen. Kurz nach 21.00 Uhr waren wir, nach fast 12 Stunden,  wieder auf dem Campingplatz.

Donnerstag, 05.06.03

Der nächste Tag in Sydney stand ganz im Zeichen der beiden Wahrzeichen der Stadt: Harbour Bridge und Opera House. Mit der Bahn fuhren wir zum Circular Quay und gingen dann am Ufer der Sydney Cove entlang in Richtung Opera House. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Sydney Harbour Bridge, die aufgrund ihrer Form von den Sydney-Sidern liebevoll „Coathanger“ (Kleiderbügel) genannt wird. Die Stahlkonstruktion der Harbour Bridge wurde nach achtjähriger Bauzeit 1932 fertig gestellt und verbindet den südlichen Innenstadtbezirk mit dem Banken- und Geschäftsviertel North Sydney und den nördlich gelegenen Vororten. Heute passieren täglich über 200.000 Fahrzeuge die Brücke, auf der es acht Straßenspuren, zwei Gleisstränge und einen Fußweg gibt. Die Sydney Harbour Bridge ist mit ihren 1.150 m nur wenige Meter kürzer als die Golden Gate Bridge in San Francisco und hat eine Bogenweite von 503 m. Unser nächstes Ziel war das vom dänischen Architekten Jørn Utzon entworfene, weltberühmte Sydney Opera House. Kein anderes Gebäude auf der Welt gleicht dem Opernhaus von Sydney. Diese architektonische Besonderheit sorgte auch für eine langwierige und kostspielige Entstehungsgeschichte. Nach einem internationalen Architekturwettbewerb wird der Entwurf von Utzon aus 233 Teilnehmern aus 32 Ländern ausgewählt und 1959 beginnen die Bauarbeiten. Viele Konstruktionsprobleme gaben Rätsel auf und so wurden aus den anfänglich geplanten 4 Jahren Bauzeit 14 Jahre und die ursprünglich veranschlagten 7 Millionen AUD vervielfachten sich zur gewaltigen Summe von 102 Millionen AUD. Nach einem Regierungswechsel und Streitigkeiten wegen des eskalierenden Budgets verlässt Utzon nach sieben Jahren das Projekt und kehrt nach Europa zurück. Er hat die Realisierung seines genialen Entwurfs nie gesehen und lebt heute, mittlerweile 85jährig auf Mallorca. Am 20. Oktober 1973 wird das <Sydney Opera House offiziell von Queen Elizabeth II. eingeweiht. Auf einer Führung erfuhren wir einiges über die Geschichte des Opernhauses und konnten sowohl die Concert Hall (2.679 Plätze) als auch das Opera Theatre (1.547 Plätze) besichtigen. Neben diesen beiden großen Sälen gibt es noch drei weitere, kleinere Theater. Im Anschluss an die Führung beschafften wir uns Karten für ein Konzert des Leipziger Gewandhaus Orchesters, das am Samstag in der Concert Hall stattfindet. Zurück am Circular Quay bestiegen wir eine der Sydney Ferries zur zweieinhalbstündigen Afternoon Harbour Cruise. Diese sehr lohnenswerte Tour, zumal bei so herrlichem Wetter, führte uns hinaus bis an die Sydney Heads, die natürliche Hafenausfahrt in die Tasmansee. Die Fahrt durch den Seitenarm des Middle Harbour mit den wunderschönen Villen und traumhaften Booten war ein weiterer Höhepunkt. Das Beste war allerdings der Blick auf Opera House und Harbour Bridge von der Wasserseite aus. Zum Abschluss unseres zweiten Tages in Sydney wollten wir noch einen Blick vom Pylon-Lookout im südöstlichen Brückenpfeiler auf den Hafen werfen. Leider war dieser Aussichtspunkt aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen, so dass wir uns mit einem Blick von der Brücke begnügen mussten. Wir spazierten über die Brücke und fuhren von der Station Milsons Point nach Berowra zurück. Nach einem knapp zehnstündigen „Arbeitstag“ waren wir wieder am Auto.

Freitag, 06.06.03

Von der Wynyard Station machten wir uns auf den Weg durch die Fußgängerzone Martin Place und die schöne Parkanlage The Domain zur Art Gallery of New South Wales. Die 1874 gegründete Kunstgalerie beherbergt australische, asiatische, europäische und zeitgenössische Kunstwerke sowie Fotografien und eine umfangreiche Sammlung von Drucken und Zeichnungen. Der Yiribana-Saal, der größte der Welt, der sich ausschließlich der Kunst und Kultur der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner widmet, wurde 1994 eröffnet. Yiribana sollte auch der Schwerpunkt unseres Besuches sein. Hier nahmen wir an einer einstündigen Führung mit Erläuterungen zu den einzelnen Kunstwerken teil und sahen uns die Didgeridoo-Performance an. Letztere war allerdings mehr auf die in Scharen anwesenden Schulkinder ausgerichtet, aber dennoch interessant. Nach einer kleinen Stärkung im Cafe der Galerie und einem abschließenden Rundgang durch die anderen Bereiche spazierten wir durch die Domain zurück und gingen zur State Library of New South Wales. Hier waren wir allerdings nicht an dem Bestand von etwa drei Millionen Büchern interessiert sondern an den besten 190 Pressefotos des Jahres 2002. Die Organisation World Press Photo hat die 53.597 Einsendungen von 3.913 professionellen Fotografen aus 118 Nationen in neun Kategorien sortiert und die besten Bilder der einzelnen Bereiche wurden hier gezeigt. Es sind zwar nicht unbedingt schöne Bilder im eigentlichen Wortssinn, da sehr oft Not, Tod und Gewalt gezeigt werden, aber es ist doch sehr interessant zu sehen wie Profis es schaffen, aussagekräftige und emotionale Fotos zu kreieren. Letzter Programmpunkt für heute war der AMP Tower, früher Sydney Tower, der die Skyline überragt. Der 1981 als Teil des Centrepoint Shopping Centre fertig gestellte Turm hat eine Höhe von 304,8 m. Schuld an dieser krummen Zahl sind die englischen Maßeinheiten, die bei Baubeginn noch in Australien galten. 1.000 feet hoch wurde der Sydney Tower und überragte damit alle Bauten auf der gesamten Südhalbkugel – bis 1997 der Skytower im neuseeländischen Auckland 328 m erreichte. Der AMP Tower wird zu den sichersten Gebäuden der Welt gezählt. Aufgrund seines Designs kann der Turm Erdbeben und extremen Winden widerstehen. Er wird von 56 Kabeln stabilisiert, deren Drähte aneinandergelegt von Sydney bis nach Alice Springs reichen würden. Von der Aussichtsplattform in 250 m Höhe hatten wir einen grandiosen Überblick über Sydney und das Umland. Die im Eintrittspreis enthaltene Skytour führt einen auf eine virtuelle Reise durch die Kulturgeschichte und Geographie Australiens. Das angeblich „größte Simulationserlebnis“ in der südlichen Hemisphäre ist eine sehr gut gemachte und informative Hightech-Show über Australien. Von der Town Hall Station fuhren wir wieder zurück zum Campingplatz.

Samstag, 07.06.03

Aufgrund von Gleisarbeiten müssen wir die nächsten Tage für einen Teil der Strecke auf den Bus umsteigen, was die Fahrzeit aber nicht wesentlich verlängert. Unser erster Programmpunkt für heute war das Australian Museum. Bereits 1827 als erstes Museum im Land gegründet, ist das Australian Museum bis heute die größte naturgeschichtliche  Sammlung Australiens. Die Sammlung gleicht einer audiovisuellen Reise durch Australien und den näheren Pazifikraum und beschäftigt sich mit Frühgeschichte, Biologie, Botanik, Umwelt und dem Kulturerbe. Der Aboriginal-Kultur ist ein ganzer Bereich gewidmet und die Ausstellung hat uns sehr gut gefallen. Im „Planet of Minerals“ konnten wir unvorstellbar farbenprächtige Mineralien aus aller Welt bewundern und in der Skeletons Gallery wird Naturgeschichte einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Mit dem Bus fuhren wir dann zur Keimzelle Australien, „The Rocks“ am Westufer von Sydney Cove. An dieser Stelle bauten die ersten Siedler ihre Häuser. Später folgten Lager- und Verwaltungsgebäude. Wie für eine Hafengegend typisch, entwickelten sich die Rocks in den folgenden Jahrzehnten zu einem Viertel, in dem Gangsterbanden das Sagen hatten. Dies war auch der Grund, warum die alten Häuser nach und nach zerfielen. Niemand kümmerte sich um deren Erhaltung. Erst in den 1970er besann man sich auf die Einzigartigkeit der „Urzelle“ Australiens und begann mit der Restauration des gesamten Viertels, die rechtzeitig zur 200-Jahrfeier 1988 abgeschlossen war. Pubs, Boutiquen, Galerien und Restaurants sind heute stilvoll in den alten Gebäuden untergebracht und machen die Rocks zu einer Touristenattraktion. Wir schlenderten über den Rocks Market, der an den Wochenenden das Viertel in einen großen Kunsthandwerkermarkt verwandelt. Nachdem wir uns mit einer Pizza in einem kleinen italienischen Restaurant gestärkt hatten machten wir uns langsam auf den Weg zum Opera House. Wir warfen noch einen kurzen Blick in das Museum of Contemporary Art, blieben aber nicht lange, da es keine Ausstellung mit Aboriginal Art mehr gab und die ausgestellten Kunstwerke uns nicht so gut gefielen. Im Bereich des Circular Quay waren einige Künstler dabei ihre Vorstellung zu geben, darunter auch ein etwa 12-14 jährigeren Didgeridoospieler, der sein Instrument wirklich gut beherrscht hat. In der Concert Hall des Opera House erlebten wir dann unser erstes klassisches Konzert. Das Leibziger Gewandhausorchester unter der Leitung von Herbert Blomstedt spielte Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss. Das zweistündige Konzert hat uns sehr gut gefallen und es in einem der großen Konzertsäle dieser Welt zu erleben war schon etwas ganz Besonderes für uns. Vom Circular Quay fuhren wir dann zurück zum Auto, wo wir nach fast genau 12 Stunden „on the Road“ ankamen. 

Sonntag, 08.06.03

Von der Town Hall Station gingen wir zunächst in die benachbarte St. Andrews Cathedral, wo im Rahmen des Darling Harbour Jazz Festival ein Gottesdienst mit Jazzmusik stattfand. Die Kirche war bereits völlig überfüllt aber wir bekamen mit Glück noch einen Platz und konnten noch ein Stück der Jazzband miterleben. Auf unserem Weg zum Darling Harbour machten wir einen kurzen Umweg durch die Chinatown von Sydney. In diesem Viertel gibt es nicht nur viele chinesische Geschäfte, hier wohnt auch die Mehrheit der asiatischen Bevölkerung Sydneys. Im Paddy´s Market, dem ältesten und bekanntesten Markt Sydneys, sahen wir uns einige der über 800 Stände an, an denen alle erdenklichen Waren angeboten werden. Einen weiteren Stopp machten wir in Australia´s Northern Territory & Outback Centre am Darling Walk. Hier wird dreimal täglich (13:00, 15:00 und 17:00 Uhr) die halbstündige Didgeridoo-Show „Sounds of the Outback“ angeboten. Auf einer großen Leinwand werden Bilder der schönsten Landschaften des Northern Territory gezeigt und dazu erklingt das Didgeridoo und der Künstler erzählt etwas über die Kultur der Aborigines im Northern Territory. Diese kostenlose Show ist wirklich klasse gemacht und jedem Didgeridoo Interessierten wärmstens zu empfehlen. Auch die zum Kauf angeboten Instrumente waren von überdurchschnittlicher Qualität und konnten ohne Restriktionen getestet werden. Clinton Luckett, der Didgeridoospieler, war auch jedem mit Rat und Tat behilflich und hat die verschiedenen Instrumente angespielt und Tipps gegeben. Als er dann noch erwähnte, dass man auch Unterricht nehmen kann, habe ich eine Privatstunde für den späteren Nachmittag gebucht. In der Zwischenzeit sind wir dann zum Darling Harbour gegangen und haben uns verschiedene Jazzbands auf den unterschiedlichen Bühnen angehört. Um den ganzen Bereich des Darling Harbour war so viel los wie zur Eröffnung der Kieler Woche, halb Sydney war wohl auf den Beinen und genoss das herrliche Wetter und die hervorragende Jazzmusik. Meine Didge-Stunde fand in sehr lockerer Atmosphäre statt und Clinton hat mir einige sehr hilfreiche Tipps und Anregungen gegeben, mein Spiel zu verbessern. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe auch wieder was gelernt. Für den Besuch des Sydney Aquarium war es dann zwar zu spät aber der Didgeridoo-Unterricht war mir auch wichtiger. Mit Bahn und Bus fuhren wir dann zurück zum Campingplatz.

Montag, 09.06.03

Erstmals seit unserer Ankunft hier in Berowra machten wir uns heute mit dem Auto auf den Weg. Durch den Ku-Ring-Gai Chase National Park, ein 150 km² großes Naturschutzgebiet, das direkt vor den Toren Sydneys beginnt, fuhren wir zu den Northern Beaches. Dieser Strandabschnitt, der sich von Palm Beach im Norden bis nach Manly im Süden erstreckt, bietet den Sydney-Sidern viel Gelegenheit zum Schwimmen und Surfen. Da heute mit „Queens Birthday“ auch noch ein nationaler Feiertag war, waren die Badeorte entsprechend stark frequentiert und viele Parkplätze waren bis auf den letzten Platz belegt. In Palm Beach sahen wir den Surfern am Station Beach zu und in Newport Beach genossen wir den Blick auf die Steilküste und den wunderschönen Strand. Manly, das ebenso populären wie traditionsreiche Seebad nördlich der Innenstadt und vom Circular Quay aus in 30 Minuten mit der Fähre zu erreichen, ist ein wahres Strandparadies. Aushängeschild der tollen Strände, die sowohl am Pazifik als auch am geschützten Port Jackson liegen, ist der schier endlose, von hohen Pinien gesäumte North Steyne Beach. Von hier aus spazierten wir durch die lebhafte Fußgängerzone „The Corso“ zum kleinen Hafen, in dem die aus der City kommende Fähre anlegt. Dann ging es die steile Straße hinauf zum North Head, der als Teil des Sydney Harbour National Park unter Schutz steht und grandiose Ausblicke auf die von schroffen Klippen flankierte Hafeneinfahrt und die Skyline Sydneys bietet. Letzte Station für heute war Bradleys Head, die Landzunge südlich des Taronga Zoo, die ebenfall zum Sydney Harbour National Park gehört. Von hier hatten wir einen letzten, herrlichen Blick auf die Stadt, die sicherlich zu den schönsten der Welt gehört. Eine gute Stunde brauchten wir von hier zurück zum Campingplatz in Berowra, den wir zum ersten Mal während unserer Zeit in Sydney noch bei Tageslicht erreichten.

Dienstag, 10.06.03

Nach einer Woche Sydney zog es uns wieder hinaus in die einsameren Gegenden Australiens. Auf dem Great Western Highway fuhren wir in die Blue Mountains. Der Blue Mountains National Park ist der am stärksten frequentierte Park von ganz New South Wales – was kaum verwundert, da er sich, nur 100 km westlich der Harbour Bridge gelegen, praktisch in Sichtweite von Sydney befindet. Der Park mit seinen auch für australische Verhältnisse spektakulären Landschaften ist aber nicht nur bevorzugtes Ziel der Sydney-Sider, sondern lockt auch Touristen aus aller Welt an. Die „Blauen Berge“ haben ihren Namen von den unzähligen Eukalyptusbäumen (Blue Gum Trees), deren Harz ätherische Öle freisetzt, die sich dann bei warmer Luft verflüchtigen und einen eigentümlichen bläulichen Dunst entwickeln. Die Gebirgsregion ist ein Teil der Great Dividing Range, die sich entlang der australischen Ostküste nach Norden zieht. Das Sandsteinplateau hat eine Größe von 150.000 km². Die imposanten Sandsteinformationen gehen auf Ablagerungen durch Flüsse zurück, die sich vor mehr als 275 Millionen Jahren in eine Küstenebene ergossen. Vor 50 Millionen Jahren entstand im Rahmen von Hebungen die Great Dividing Range ergänzt durch vulkanische Aktivitäten. Danach begann die Erosion die Landschaft zu prägen. Die tiefen Schluchten und Schwindel erregenden Klippen sind das Ergebnis dieser Verwitterungsprozesse. Einen ersten Einblick in die landschaftliche Schönheit der Blue Mountains bekamen wir vom Jamison Lookout in der Nähe der Wentworth Falls. Die Wasserfälle selbst, die über eine Felsklippe fast 300 m tief in einen See stürzen, waren etwas enttäuschend, da sie sehr wenig Wasser führten. In Leura verließen wir den Highway und fuhren zum Aussichtspunkt am 740 m hohen Sublime Point, der zu den schönsten im Park zählt. Auf dem Cliff Drive fuhren wir dann immer am Rand des Jamison Valley entlang. Vom Aussichtspunkt am Echo Point, wo sich auch das Visitor Centre des Nationalparks befindet, hat man einen herrlichen Blick über den Mt. Solitary und die berühmte Felsformation der Three Sisters. Einer Aboriginal Legende zufolge sind die Felsen die drei zu Stein gewordenen Schwestern „Meehni“, „Wimlah“ und „Gunnedoo“. Sie gehörten zum Stamm der Katoomba Aborigines, die im Jamison Valley lebten. Die Schwestern verliebten sind in drei Brüder vom Stamm der Nepean aber die Stammesgesetze verboten diese Verbindung. Die Brüder beschlossen daher, ihre Geliebten im Kampf zu erobern. Während des Kampfes verwandelte der Vater der Mädchen sie zu Stein, um sie vor Verletzungen zu schützen. Er hatte die Absicht, sie zurückzuverwandeln, sobald die Gefahr vorüber war. Unglücklicherweise wurde er im Kampf getötet und bis heute war niemand in der Lage, seinen Zauber aufzuheben. Die Three Sisters sind heute die Hauptattraktion des Blue Mountains National Park. Vom Landslide Lookout fuhren wir mit dem Sceniscender, einer großen Panoramagondelbahn hinunter ins Jamison Valley. Wir folgten dem Plankenweg zur Station der Scenic Railway und sahen uns die 240 m hohen Katoomba Wasserfälle an. Diese Eisenbahnlinie wurde um 1880 gebaut, um Bergleute ins Tal zu den Kohleminen zu bringen. Sie ist zwar nur 450 m lang, überwindet dabei aber eine Steigung von bis zu 52 Grad und soll damit die steilste Gleisstrecke der Welt sein. Die Fahrt in den offenen Wagen dieser Bahn war ein echtes Erlebnis, nur leider viel zu schnell vorbei. Wir fuhren auf dem Great Western Highway noch einige Kilometer weiter bis nach Blackheath, wo wir vom Govetts Leap Lookout einen überwältigenden Blick auf das Grose River Valley genießen konnten. Dieses Tal wird auch „Grand Canyon“ genannt und braucht den Vergleich mit seinem berühmten Namensvetter nicht zu scheuen. Hier befinden sich auch die Bridal Veil Falls, die höchsten Wasserfälle in den Blue Mountains. Auf dem Caravan Park von Blackheath fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Mittwoch, 11.06.03

Die markanten Schreie der Kookaburras holten uns aus dem Schlaf in einen mit nur 1,5° C recht kühlen Morgen. Vom Evans Lookout, südlich von Blackheath, warfen wir noch einen Blick in den Grand Canyon der Blue Mountains, die Grose Gorge. In Mount Victoria verließen wir dann den Great Western Highway und fuhren auf dem Darling Causeway nach Bell. Über die Bells Line of Road ging es dann zurück in Richtung Küste. In Richmond und Windsor hatten wir die erste Berührung mit dem Hawkesbury River, den wir dann bei Wisemans Ferry mit einer kleinen Fähre überquerten. Auf einer landschaftlich sehr reizvollen Strecke ging es dann ein Stück immer am Nordufer des Flusses entlang. Bei Kariong trafen wir wieder auf den Pacific Highway und wollten uns im Brisbane Waters National Park die Bulgandry Aboriginal Engravings, mehrere tausend Jahre alte Felsgravuren ansehen. Leider war diese „Galerie“ geschlossen, so dass wir unsere Fahrt ohne Unterbrechung fortsetzen mussten. Östlich von Gosford erreichten wir wieder die Küste des Südpazifiks. Unser Quartier schlugen wir im Dunleith Caravan Park in dem kleinen Ort The Entrance auf. Der Name des Ortes stammt von der einzigen Verbindung des Tuggerah Lake, eines gewaltigen Inlets, mit dem Pazifik. Wir bekamen einen Stellplatz direkt an der Tuggerah Entrance und konnten vom Auto aus den Pelikanen beim Fischen zusehen.


Donnerstag, 12.06.03

Über die auf den Vorgelagerten Landzungen verlaufende Nebenstraße setzten wir unseren Weg in Richtung Norden fort. Nach der Einmündung in den Pacific Highway ereichten wir Newcastle, die zweitälteste Stadt Australiens. Beherrscht von den Anlagen der Eisen- und Stahlindustrie macht die Stadt keinen besonders reizvollen Eindruck. Schön ist lediglich die Halbinsel Nobby´s Head, wo wir auf der lang gestreckten Mole zur Hafeneinfahrt hinaus spazierten und über Nobby´s Beach, einen schöne Surf- und Badestrand wieder zum Parkplatz gelangten. Der Tourist Drive 4 brachte uns nach Hawks Nest und durch den Myall Lakes National Park. Der Park schützt die aus Inletts entstandenen Binnengewässer Myall Lake und The Broadwater, sowie den küstennahen Regenwald und die einsamen, zum Teil nur mit Allradfahrzeugen erreichbaren Strände am Südpazifik. Der Tourist Drive 4 verläuft durch den Regenwald und das sumpfige Hinterland des Parks. Mit einer kleinen Fähre erreichten wir Bombah Point, von wo eine teilweise unbefestigte Straße zum Pacific Highway zurückführte. Nach noch nicht einmal 10 Kilometern verließen wir die Hauptstraße erneut, um dem Tourist Drive 6 zu folgen. Von Bungwahl aus führt eine Stichstraße in den nördlichen Teil des Myall Lakes National Parks bis nach Seal Rocks. Hier fanden wir auf dem einfachen aber unmittelbar am Strand gelegenen Camping Reserve einen Stellplatz für die Nacht. Es war sehr schön wieder einmal mit dem gleichmäßigen Rauschen der Meeresbrandung im Hintergrund einzuschlafen.

Freitag, 13.06.03

Nachdem der Tag mit strahlendem Sonnenschein begonnen hatte, trübte es sich leider etwas ein und aus der nahezu geschlossenen Wolkendecke kam auch der eine oder andere Schauer. Trotzdem fuhren wir zum Parkplatz am Sugarloaf Point und machten uns auf den steilen Aufstieg zum Seal Rock Lighthouse. Der 1875 installierte Leuchtturm war gerade frisch gestrichen worden und erstrahlte so in neuem Glanze. Vom Leuchtturm hatten wir einen schönen Blick über die Küste des Myall Lakes National Park. Wir fuhren zurück nach Bungwahl und folgten dem Tourist Drive 6 durch den Booti Booti National Park. Der aus einem schmalen Streifen Land zwischen dem Pazifik und dem Wallis Lake bestehenden Nationalpark ist ein Paradies für Wassersportler. Seine Hauptattraktionen sind der 11 km langen Gezeitenstrand und die ruhigen Wasser des Wallis Lake. Im Norden des Parks führt eine Stichstrasse zum Cape Hawke, wo ein Aussichtsturm auf einer hohen Klippe einen Rundblick über den Park und die Stadt Forster gewährt. Nördlich von Forster trafen wir wieder auf den Pacific Highway, dem wir bis Kew folgten. Von dort aus ging es auf dem Tourist Drive 10 wieder zurück an die Küste. Am Stadtrand von Port Macquarie folgten wir der Ausschilderung zur Lighthouse Beach, einem wunderschönen Strand, an dessen Nordende das kleine Tacking Point Lighthouse thront. Wir genossen den Ausblick auf den Strand und die Küstenlinie und hielten, leider vergeblich, Ausschau nach vorbei ziehenden Walen. Die jährlichen Walwanderungen sollen nach einer Meldung im Radio begonnen haben und auch hier in Port Macquarie wurden schon welche gesichtet, wie wir von anderen Beobachtern erfahren konnten. Port Macquarie wurde 1821 als Sträflingskolonie gegründet, entwickelte sich jedoch schnell zu einem Agrarzentrum. Heute ist die Stadt an der Mündung des Hastings River aufgrund des milden Klimas und der feinsandigen Strände einer der bekanntesten und größten Ferienorte an der Nordküste von New South Wales. Die vielen schönen Strände und der nette Stadtkern machen Port, wie die Stadt von ihren Einwohnern genannt wird, wirklich zu einer Perle an der Küste. Auf dem Sundowner Breakwall Tourist Park fanden wir einen Stellplatz direkt an der Mündung des Hastings River. Nachdem wir „aufgebaut“ hatten, unternahmen wir einen kleinen Spaziergang auf der direkt am Platz beginnenden Promenade und nutzten den kostenlosen Internetservice im Büro des Campingplatzes zum Lesen unserer Mails.

Samstag, 14.06.03

Nachdem uns der Tourist Drive 10 zum Pacific Highway zurück gebracht hatte, folgten wir der gut ausgebauten aber leider im Hinterland verlaufenden Straße für etwa 40 km. In South Kempsey bogen wir auf den Tourist Drive 12 ab, der uns wieder an die Küste führte. In Crescent Head, einer kleinen, schönen Küsten- und Feriensiedlung an der Mündung des Killick Creek, unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang am traumhaften Killick Beach. Der Strand, der größtenteils zum Hat Head National Park gehört, erstreckt sich kilometerweit bis zum Hat Head. Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter konnten wir zahlreiche Delfine beobachten, die vor der Küste ihre Bahnen zogen. Der Torist Drive 12 folgt zunächst der Ostseite des Hat Head National Park, biegt dann ins Landesinnere ab und verläuft am mäandernden Ufer des Belmore River. Dieser mündet in den Macleay River und die Straße folgt dann diesem mächtigen Fluss. Eine Stichstraße brachte uns nach Hat Head, einen verschlafenen Küstenort. Hier führt ein Wanderweg zum spektakulären Korogoro Point am Hat Hill. Der zunächst gut ausgebaute Weg wird schnell zu einer Art Trampelpfad und erfordert etwas Kletterei, belohnte uns dafür jedoch mit schönen Ausblicken auf die felsige Küste und auf vorbeiziehende Wale. Damit hat auch für uns jetzt die Walsaison begonnen, auch wenn es nur aus der Ferne ist, ist es für uns immer faszinierend diese gewaltigen, gutmütigen Meeressäuger live zu erleben. Ein weiterer Abstecher vom Tourist Drive 12 brachte uns zum Leuchtturm am Smoky Cape. Von der Klippe, auf der das 1891 errichtete Lighthouse steht hatten wir einen wunderschönen Blick auf South Smoky Beach und konnten erneut Wale in der Bucht beobachten. In South West Rocks, an der Mündung des Macleay River, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Sonntag, 15.06.03

Entlang des Macleay River fuhren wir zurück zum Pacific Highway, den wir in Nambucca Heads wieder verließen. In dem netten Ferienort unternahmen wir einen Spaziergang an der Promenade und sahen den Surfern zu. Im Wasser tummelten sich unzählige bunte Fische und machten richtig Lust wieder einmal zu Schnorcheln. Bei Urunga bogen wir erneut vom Highway ab, diesmal ging es jedoch nicht an die Küste sondern auf dem Waterfall Way ins Landesinnere. Der kleine Ort Bellingen erinnerte uns an eine Westernstadt und wir sahen uns einige der Kunstgewerbeläden an. Ein Didgeridoo-Shop mit einer ganz guten Auswahl an Didges, wie ein Blick durch das Schaufenster ergab, hatte leider geschlossen. Die Fahrt von Bellingen zum kleinen Bergdorf Dorrigo entlang des Waterfall Way ist spektakulär: Die Straße steigt durch dichten Regenwald über 1.000 m an und bietet immer wieder grandiose Ausblicke auf das Tal des Bellinger River. Zwei Kilometer nördlich von Dorrigo befinden sich die eindrucksvollen Dangar Falls, die über eine Klippe in ein von dichtem Regenwald eingefasstes Becken stürzen. Nachdem wir uns die Dangar Fälle von den verschiedenen Aussichtspunkten aus angesehen hatten, fuhren wir durch den Ort zurück zum Dorrigo National Park. Der an der Great Dividing Range gelegene Nationalpark wurde 1986 von der UNESCO als Welterbe der Menschheit eingestuft, weil er eine große Regenwaldregion mit einer überaus reichen Vogelwelt umfasst. Im Dorrigo Rainforest Centre kann man sich einen Überblick über die Flora und Fauna des Parks verschaffen. Direkt nebenan befindet sich mit dem so genannten Skywalk die Hauptattraktion des Parks. Über einen Plankenweg gelangt man hoch in das Blätterdach des Regenwaldes und kann dieses einzigartige Ökosystem aus der Vogelperspektive betrachten. Außerdem bietet der Skywalk einen herrlichen Blick über den Park bis hinunter zur Küste. Wir fuhren zum Pacific Highway zurück, wo wir uns in Urunga einen Stellplatz für die Nacht gesucht haben.

Montag, 16.06.03

Auf dem Pacific Highway fuhren wir die etwa 30 km bis nach Coffs Harbour, einem Ferienzentrum inmitten von Bananenplantagen. Wir stoppten am Beacon Hill Lookout, der einen schönen Überblick über den Ort und die Küste gibt. Hier hatten wir auch wieder das Glück einen Wal beobachten zu können. Auf dem Weg zum Hafen sahen wir einen braunen Mercedes-Aufbau mit deutschem Kennzeichen, dem wir auf den Parkplatz eines Supermarktes folgten. Wir waren auf Walli und Jochen getroffen, Bekannte von Jutta und Martin, die wir in Victoria getroffen hatten. Die beiden hatten so auch schon von uns gehört, genauso wie wir von ihnen. Außerdem kennen sie auch Ulla und Klaus, die wir in Neuseeland getroffen hatten – die Welt ist echt ein Dorf. Wir haben uns sehr nett unterhalten und die Zeit verging dabei wieder einmal wie im Fluge. Walli und Jochen haben vor zwei Jahren ihre Wohnung in Köln aufgegeben und ziehen seit dem in ihrem fast 20 Jahre alten Mercedes durch die Welt. Da die beiden auch auf den Weg nach Norden sind, werden wir uns sicherlich noch mal wieder treffen, vielleicht kommt es ja auch zu einer Zusammenkunft mit Jutta und Martin, die ebenfalls noch in Queensland sind. Diese Begegnungen mit anderen Reisenden sind immer wieder schön und eine echte Bereicherung der eigenen Reise. Nach dem Austausch von E-Mail-Adressen und australischen Handy-Nummern trennten sich unsere Wege wieder und wir haben in einem Internet-Cafe Mails gelesen und beantwortet und einen Blick auf unsere Konten geworfen. So erreichten wir den Hafen von Coffs Harbour erst einige Stunden später als wir gedacht hatten. Auf der nördlichen Hafenmole spazierten zum Muttonbird Island, einer kleinen mit der Mole verbundenen Insel, die eine Kolonie von über 20.000 Sturmtauchern beheimatet. Jahreszeitlich bedingt waren die Vögel zwar gerade ausgeflogen aber die Insel bietet tolle Ausblicke auf den Hafen, die Stadt und die umliegenden Strandabschnitte. Wale konnten wir zwar diesmal keine entdecken aber auf dem Rückweg sahen wir wie die Fischer ihren Tagesfang entluden, darunter auch riesige Thunfische. Es war dann zwar schon fast zu spät um noch weiterzufahren aber wir machten uns dennoch auf den Weg. Im knapp 30 km nördlich gelegenen Woolgoolga fanden wir einen Campingplatz direkt am Strand, so dass uns heute wieder einmal das Rauschen der Brandung in den Schlaf wiegen wird.

Dienstag, 17.06.03

Wir nutzten die herrliche Lage unseres Stellplatzes und begannen den nächsten Tag mit einem ausgedehnten Strandspaziergang. Nördlich von Woolgoolga folgten wir der Ausschilderung zum Yarrawarra Aboriginal Cultural Centre und sahen uns die ausgestellten Bilder und Töpferwaren an. Der Künstler war sogar selbst anwesend und wir haben uns sehr nett mit ihm 

Unterhalten. Der Highway verlässt die Küste und trifft in Grafton, dem landwirtschaftlichen Zentrum der Region, auf den Clarence River. Die Straße folgt dann dem Lauf des Flusses zurück an die Küste. In Maclean sahen wir und einen kleinen Kunsthandwerkerladen an und erledigten einige Einkäufe. Wir verließen den Pacific Highway, um auf dem Tourist Drive 26 an die Küste zu fahren. Vom Aussichtspunkt in South Evans Head hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick auf die Red Hill Beach und die Airforce Beach sondern konnten auch zahlreiche Delfine und Wale beobachten. Die Wale waren heute besonders aktiv, wir konnten sie beim „breaching“ beobachten, dabei katapultieren sich diese tonnenschweren Tiere teilweise aus dem Wasser, um dann mit großem Getöse wieder einzutauchen. Durch den Broadwater National Park, der einen knapp 10 km langen Küstenabschnitt und das dahinter liegende Buschland unter Schutz stellt, fuhren wir zum Highway zurück. In Ballina fuhren wir auf den Tourist Drive 30, der uns zu unserem heutigen Etappenziel, Byron Bay führte. Byron Bay hat sich dank seiner hervorragenden Strände und der geradezu idealen Surfbedingungen seit den 1960er Jahren zu einem Ferienort und Surf-Mekka entwickelt und zieht besonders junge Urlauber und Anhänger alternativen Lebensformen an. Hauptattraktion ist die Cape Byron State Conservation Area, dem östlichsten Punkt des australischen Festlandes. Hier steht der fotogene Leuchtturm aus dem Jahr 1901 und man hat grandiose Ausblicke auf die Küste, den Südpazifik und die bis 120 m hohen Klippen, von denen sich die Drachenflieger in die Tiefe stürzen. Wir konnten auch von hier aus wieder Wale beobachten und greifen jetzt schon an jedem Aussichtspunkt automatisch zum Fernglas und suchen das Meer ab. Auf dem Weg zurück in die Stadt trafen wir erneut auf Walli und Jochen, haben uns aber nur kurz unterhalten, da die beiden noch weiter wollten und wir auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht waren. Diesen fanden wir im First Sun Holiday Park, direkt am Main Beach der Byron Bay, der allerdings mit 26 AUD für die Nacht recht teuer war und außer der Lage nichts Besonderes zu bieten hatte.

Mittwoch, 18.06.03

Nach einem Morgenspaziergang am Main Beach von Byron Bay machten wir uns auf den Weg in den Ort. Clinton, bei dem ich in Sydney eine Didgeridoo-Stunde hatte, hatte uns einen Didge-Spieler in der Arts Factory von Byron Bay empfohlen. Schon auf dem Weg dorthin machte der Ort nicht den besten Eindruck auf uns. Alles wirkte nicht nur eine wenig alternativ sondern auch etwas heruntergekommen. Auch die Arts Factory, wohl mehr eine Mischung aus Backpacker Unterkunft und Nachtclub, war nicht so nach unserem Geschmack. Auch im Zentrum fühlten wir uns nicht so richtig wohl, das Beste war noch ein Didge-Laden mit einem wirklich sehr guten Didgeridoo, mit tollem Klang und sehr schöner Bemalung, das allerdings 850 AUD kosten sollte. So setzten wir unseren Weg nach Norden fort. Schön war der kurze Abstecher in den kleinen Fischerort Brunswick Heads an der Mündung des Brunswick River, wo wir uns bei der Fishermen Cooperation mit frischem Fisch versorgten. Weniger lohnend war hingegen der Umweg über Ocean Shores, da wir hier nicht so richtig an die Küste herankamen. Auch der Tourist Drive 38 über Pottsville Beach und Kingscliff hat uns nicht so gut gefallen. In Kingscliff beginnt zudem die massive Bebauung der Küste, die zwar dem Massentourismus dient, auf uns aber eher einen abschreckenden Eindruck machte. Tweed Heads war dann unsere letzte Station in New South Wales, denn die Zwillingsstadt Coolangatta liegt bereits in Queensland. In Coolangatta machten wir am Point Danger, dem östlichsten Punkt in Queensland eine Mittagspause und hielten, leider vergeblich Ausschau nach vorbei ziehenden Walen. Schon vom Point Danger aus wirkten die Hochhaus-Bettenburgen an der Gold Coast, allen voran Surfers Paradise, dem Zentrum der Tourismus- und Unterhaltungsindustrie äußerst abschreckend. Die Strecke auf dem Gold Coast Highway und den direkt an den Stränden verlaufenden Straßen zeigte dann auch, dass die Strände wirklich sehr schön sind und erstklassige Schwimm- und Surfmöglichkeiten bieten, die touristische Infrastruktur jedoch einfach zu sehr dominiert. In Southport suchten wir einen Volkswagenhändler auf, um die Kaltstartprobleme unseres Roadrunners untersuchen zu lassen. Die Werkstatt war jedoch auf eine Woche ausgebucht aber man war so nett und hat für uns einen Termin in einer Werkstatt nördlich von Brisbane für die nächste Woche abgemacht. Wir verließen das touristische Ballungsgebet der Gold Coast und fuhren in das ruhigere und beschaulichere Hinterland. Da wir unser Ziel, den Lamington National Park heute nicht mehr erreichen konnten, blieben wir in Canungra auf einem von der Gemeinde unterhaltenen Stellplatz am örtlichen Sport- und Reitplatz. Für nur 10 AUD bekamen wir einen Platz mit Stromanschluss und auch Duschen, Toiletten und Trinkwasser waren vorhanden. Der Caretaker war dann noch so nett und machte uns auf drei Tawny Frogmouth (Eulenschwalm) aufmerksam, die in einem der Bäume saßen. Seit langer Zeit haben wir wieder einmal Boule gespielt und mit den Devil Sticks und den Bällen jongliert – wir haben einfach zu wenig Zeit.

Donnerstag, 19.06.03

Nachdem uns schon die Schreie der Kookaburras geweckt hatten, konnten wir auch noch zahlreiche Allfarbloris beobachten, die sich am vom Platzwart bereitgestellten Futter gütlich taten. Die Straße zum Lamington National Park führt zunächst noch durch Farmland und windet sich dann in engen Serpentinen auf das Lamington Plateau hinauf. Der Kamarun Lookout bietet einen schönen Überblick über den subtropischen Regenwald des 202 km² großen Lamington National Parks. Einige Kilometer weiter endet die Straße am O´Reillys Rainforest Guesthouse. Hier beginnt der O´Reillys Tree Top Walk, ein 160 m langer Weg, der über 9 Hängebrücken auf etwa 15 m Höhe durch den Regenwald führt. Höhepunkt dieser Strecke ist ein Aussichtspunkt in einem der Bäume auf 34 m Höhe, der über steile Leitern zu erreichen ist. Der Regenwald mit den riesigen Südbuchen, den Moreton-Bay-Feigenbäumen mit ihren auffälligen Stützwurzeln und den Würgefeigen, die letztendlich ihrem Wirtsbaum, der ihnen zunächst als Stütze dient, die Lebensgrundlage entziehen und als leere Hülle stehen bleiben, wenn dieser schon längst abgestorben und verwest ist, hat eine ganz eigene Atmosphäre. Der Besuch im nahe gelegenen kleinen Botanischen Garten war jahreszeitlich bedingt nicht so lohnend. Auf dem Weg zurück zum Auto konnten wir zahlreiche Buschhühner, Allfarbloris und Königssittiche beobachten, die von Bustouristen gefüttert wurden. Nach einer kleinen Stärkung im Roadrunner machten wir uns auf den Morans Falls Track, der sich durch den üppigen Regenwald zu einem Aussichtspunkt auf die 80 m hohen Morans Falls hinabschlängelt. Der Morans Creek stürzt von einer Steilklippe in ein von Pflanzen gesäumtes Becken und entschädigt durch seinen Anblick für die Mühen des Weges. Entlang der engen und kurvenreichen Zufahrtsstraße konnten wir dann auch noch einige Bennett-Kängurus beobachten. Da es für eine Weiterfahrt schon zu spät war, kehrten wir auf den Platz in Canungra zurück. Der Platzwart war gerade dabei Kookaburras zu füttern, die ihm das angebotene Hackfleisch aus der Hand fraßen. So hatten wir die Gelegenheit diese schönen Tiere einmal aus der Nähe und in aller Ruhe beobachten zu können.

Freitag, 20.06.03

Von Canungra fuhren wir zurück nach Nerang, wo wir unsere Vorräte auffüllten. Über kleine Nebenstraßen ging es in südlicher Richtung weiter, wo wir uns an der Grenze zu New South Wales den Springbrook National Park ansehen wollten. Der kleine Park auf dem 900 m hohen Springbrook Plateau ist bekannt für seine ursprüngliche Regenwaldvegetation und die zahlreichen Wasserfälle. Mit über 3.000 mm Niederschlag pro Jahr gehört der Park zu den regenreichsten Gebieten in Queensland. Wir sahen uns die Purling Brook Falls an, die sich aus mehr als 100 m Höhe in eine grüne Regenwaldschlucht ergießen. Der Canyon Lookout, der einen Blick auf die Twin und die Rainbow Falls ermöglicht, war leider aufgrund von Instandsetzungsarbeiten geschlossen, so dass uns deren Anblick verwehrt blieb. Wir beendeten hier unseren Abstecher in den Süden Queenslands und erreichten bei Mudgeeraba wieder den Pacific Highway, auf dem wir ohne weitere Unterbrechung bis nach Brisbane fuhren. Für die nächsten drei Nächte buchten wir uns auf einem Campingplatz ein, von dem aus wir die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Auf dem Campingplatz kamen wir mit einer Australierin ins Gespräch, die über 20 Jahre in Queensland gelebt hat und jetzt in Tasmanien wohnt. Sie hat uns wertvolle Tipps für unsere weitere Tour gegeben.

Samstag, 21.06.03

Vom Campingplatz erreichten wir mit dem Bus in einer halben Stunde das Stadtzentrum Brisbanes, das in einer U-förmigen Schleife des Brisbane River liegt. Die Straßen sind schachbrettartig angelegt und nach britischen Königinnen und Königen benannt. Architektonisch ist es eine Mischung aus Glas-Stahl-Hochhäusern und herrlichen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, die glücklicherweise der Zerstörungswut in den 1970er Jahren nicht zum Opfer gefallen sind. Wir begannen unseren Rundgang am Anzac Square, wo mit einem griechischen Säulenpavillon der Kriegsgefallenen gedacht wird. In dem kleinen Park stehen Boabab-Bäume, die eigentlich nur im Nordwesten Australiens vorkommen. Der King George Square wird vom 91 m hohen Glockenturm der City Hall überragt. Das Herzstück der Innenstadt ist die Queen Street Mall, die als Fußgängerzone eingerichtet Haupteinkaufsstraße Brisbanes. Hier stärkten wir uns in einem der zahllosen Foodcourts und spazierten dann hinunter zum Fluss. Die gesamte Südspitze des Zentrums wird von den Botanic Gardens eingenommen und eine Promenade führt direkt am von Mangroven gesäumten Ufer des Brisbane River entlang. Über die Goodwill Bridge, eine reine Fußgänger- und Radfahrerbrücke, gelangten wir auf das Südufer des Flusses. Hier befinden sich auf dem Ausstellungsgelände der Expo ´88 die South Bank Parklands, eine 16 Hektar große Parkanlage mit vielen Restaurants und Cafes. Wir sahen uns die Stände des South Bank Art & Craft Market an und haben uns sehr nett mit einem der Verkäufer unterhalten, der Selbstgefertigte Didgeridoos und Bilder angeboten hat. Die Promenade bietet einen schönen Blick auf die Skyline von Brisbane. Der einstige Pavillon Nepals, die Nepalese Pagoda, ist das einzige Überbleibsel der Weltausstellung. An der Victoria Bridge bestiegen wir wieder den Bus und fuhren zum Campingplatz zurück.

Sonntag, 22.06.03

Nachdem wir wieder mit dem Bus in die Stadt gefahren waren, machten wir uns auf den Weg zum Eagle Street Pier Craft & Deli Market. Den Markt hätten wir uns zwar etwas größer vorgestellt, aber das angebotene Kunsthandwerk war durchweg sehr schön und die Lage des Marktes direkt am Brisbane River macht ihn zusätzlich attraktiv. Vom Eagle Street Pier auf fuhren wir mit der Fähre auf dem Brisbane River bis zum North Quay unterhalb der Victoria Bridge, einmal um die Innenstadt herum. Da uns Brisbane nicht so gut gefallen hat und wir nicht mehr so recht wussten, was wir uns ansehen sollten, machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Unterweg stiegen wir an einem Shopping Centre aus und sahen uns in dem dazugehörigen Kinokomplex den Film „Bruce Almighty“ an. Jim Carrey macht als frustrierter Fernsehjournalist Bruce Gott für seine missliche Lage verantwortlich und Gott überträgt ihm daraufhin seine Allmacht, damit er zeigen kann, ob es besser machen kann. Bruce denkt dabei natürlich nur an sich, sorgt für ordentliche Verwirrung in der Welt und setzt auch die Liebe zu seiner Freundin, gespielt von Jennifer Aniston, aufs Spiel. Der Film hat neben vielen lustigen Momenten aber auch einen tieferen Sinn und bot zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung. Im Anschluss an den Film haben wir noch einige Sachen eingekauft und sind dann zum Campingplatz zurück.


Montag, 23.06.03

Wir verließen Brisbane auf dem Bruce Highway, wie der Highway #1 hier in Queensland heißt. Etwa 70 km nördlich zweigt der Glass House Mountain Tourist Drive vom Highway ab. Diese Straße bietet schöne Ausblicke auf die Gipfel des Glass House Montains National Park. Der Park besteht aus vier kleineren Gebirgsparks, die nach den Namen der Gipfel benannt sind. Die Glass House Mountains sind die verwitterten Überreste eines gewaltigen, vor etwa 25 Millionen Jahren aktiven Vulkans. Ihren abstrakten Namen verdanken sie Captain Cook, der 1770 hier vorbeisegelte und sich an die Glasbrennöfen in seiner Heimat Yorkshire erinnert fühlte. Die Region von Glass House Mountains spielt eine große Rolle in der Mythenwelt der ansässigen Aborigines. So verkörpert jede der zehn Erhebungen aus Lavagestein eine Dreamtime-Figur des Stammes der Kabi. Es handelt sich um die versteinerten Seelen einer ganzen Familie. In Beerwah, am Nordrand der Glass House Mountains, sahen wir zufällig den Laden von „Aussie Didgeridoos“, der von dem deutschstämmigen Karl und seiner Mutter Barbara betrieben wird. Karl bemalt die angelieferten Rohlinge und fungiert sowohl als Einzel- als auch als Großhändler für Läden in ganz Australien. Über eine Stunde habe ich in aller Ruhe ausprobiert und verglichen und teilweise mit Karl zusammen gespielt. Er hat dann noch einige seiner Tricks zum Besten gegeben: Das Spielen von zwei Didgeridoos gleichzeitig oder das Balancieren und gleichzeitige Spielen eines Didges ohne es festzuhalten. Wir haben uns außerdem sehr nett miteinander unterhalten und ich habe schließlich ein schön bemaltes, gut klingendes Didge in einer sehr tiefen Tonlage für 190 AUD gekauft. Karl hat es verpackt und da er ein spezielles Abkommen mit dem Leiter des örtlichen Postamts hat, konnten wir es diesmal problemlos per Post zu Freunden nach Deutschland schicken. Aufgrund dieser außerplanmäßigen Verzögerung kamen wir dann leider etwas in Zeitverzug, denn wir mussten heute noch nach Maroochydore fahren, wo wir morgen einen Termin für unseren Roadrunner haben. So mussten wir den Besuch der landschaftlich sehr reizvollen Blackall Range etwas straffen. Vom Mary Cairncross Park bei Maleny genossen wir einen letzten Blick auf die Glass House Mountains. Die Blackall Range mit ihren kleinen, hübschen Dörfern ist ein Zentrum für Künstler und Kunsthandwerker aller Art. Auf der fahrt von Maleny nach Mapleton stoppten wir an der „Tree Frog Gallery“, die zu Recht von sich behauptet die größte und schönste Ausstellung der Region zu haben. Die gezeigten Gemälde, Skulpturen und Holzarbeiten waren wirklich von herausragender Qualität. Sehr gut waren auch die Arbeiten in der benachbarten „Touch Wood Gallery“. Über Nambour fuhren wir dann nach Maroochydore an die Sunshine Coast. Dieser 150 km lange Küstenabschnitt nördlich von Brisbane bietet außerhalb der touristischen Zentren eine Vielzahl von kleinen Stränden in malerischen Buchten. Im Gegensatz zur Gold Coast konnte hier trotz des Touristenbooms der eher ruhige und gemütliche Charakter der Region erhalten werden. Wir fuhren direkt zum Volkswagenhändler in Maroochydore und nachdem ich unser Kaltstartproblem beschrieben hatte, erlaubte man uns auf dem Firmengelände zu übernachten, damit die Techniker den Fehler auch wirklich live erleben können. Man gab uns sogar die Möglichkeit uns an Strom anzuschließen – ob das in Deutschland auch möglich wäre?

Dienstag, 24.06.03

Es war gut, dass wir hier auf dem VW-Gelände übernachtet hatten, denn so konnten die Mechaniker den Fehler auch wirklich nachvollziehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die australischen Diagnosegeräte waren wohl nicht mit unseren alten Roadrunner kompatibel, fand man dann doch die Ursache unserer Kaltstartprobleme. Wie ich vermutet hatte, sind es die Glühkerzen, die ihre Arbeit verweigern. Leider waren keine neuen Kerzen vorrätig, so dass diese vom Zentrallager in Sydney per Flugzeug hergeschafft werden müssen. Wenn alles klappt, sollen sie morgen hier eintreffen und wir können unsere Fahrt dann hoffentlich fortsetzen. Eine weitere Überraschung erlebten wir, als man uns mitteilte, dass jede Kerze knapp 80 AUD kostet. Da wir fünf davon benötigen, kommen wir mit Arbeitslohn auf über 600 AUD, nicht gerade gut für unsere Reisekasse. Netterweise hat man uns gestattet eine weitere Nacht auf dem Firmengelände zu verbringen, so dass wir nicht auch noch Hotelkosten haben. Mit den Fahrrädern machten wir uns auf eine Erkundungsfahrt durch Maroochydore. Wir schlenderten durch das riesige Sunshine Plaza Shopping Centre, nutzten den kostenlosen Internet-Service der Bücherei und unternahmen einen Strandspaziergang. Als wir zur Werkstatt zurückkamen stand der Roadrunner immer noch in der Halle, so dass wir noch etwas warten mussten. Gegen 17:00 Uhr konnten wir dann wieder unser Quartier beziehen, wieder mit Stromanschluss. Eine der Mitarbeiterinnen, die nach der Wende mit Ihrer Familie aus Ost-Berlin nach Australien gekommen war, hat uns sogar angeboten bei ihr zuhause zu übernachten, was wir aber abgelehnt haben. Wir machten es uns, hoffentlich zum letzten Mal, auf dem Hof der Werkstatt gemütlich.

Mittwoch, 25.06.03

Nach etwa zwei Stunden im Warteraum der Werkstatt machten wir uns mit unseren Rädern auf den Weg in die Stadt. Trotz des trüben Wetters unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang und suchten dann ein Internetcafe auf, da die Bücherei für heute bereits ausgebucht war. Im ersten Internetcafe gab es keine Verbindung zu unserem Mailserver, so dass wir noch einmal weitersuchen mussten. Im nächsten hat dann alles geklappt und wir haben es endlich wieder einmal geschafft alle ausstehenden Mails zu beantworten. Ein Anruf von der Werkstatt informierte uns darüber, dass die Glühkerzen es nicht in den morgendlichen Flieger geschafft haben und erst am Nachmittag eintreffen werden. Das Auto wird dami wahrscheinlich auch heute nicht fertig. Daraufhin waren wir reif für ein Mittagsbuffet bei Sizzler, das hier allerdings nicht so gut war, wie wir es aus Nordamerika von Sizzler kannten. Als wir beim Essen waren fing es fürchterlich an zu Regnen, so dass wir unseren Aufenthalt im Restaurant etwas in die Länge zogen. Einigermaßen trocken erreichten wir das Sunshine Plaza Shopping Centre, wo wir einen Teil des Nachmittags vertrödelten. Als wir uns auf den Rückweg zur Werkstatt machen wollten, hatten wir leider nicht so viel Glück mit dem Wetter, als wir bei VW ankamen waren wir etwas durchnässt. Man stellte uns dann vor folgende Alternative: Drei der Glühkerzen waren bereits eingebaut und die vierte könnte noch heute fertig werden. Da der Einbau der fünften Kerze aber mehr Arbeit erfordert, da sie versteckt hinter der Dieselpumpe liegt, würde man dafür morgen noch einmal einen halben Tag benötigen. Man versicherte uns, dass wir problemlos mit nur vier neuen Kerzen fahren können und die letzte beim nächsten größeren Service, bei dem der Keilriemen der Dieselpumpe gewechselt werden muss, dann ohne größeren Mehraufwand einsetzen lassen können. Wir haben uns für diese Alternative entschieden, die letzte Kerze als Reserve eingepackt und konnten so, um 550 AUD erleichtert unsere Fahrt fortsetzen. Da es mittlerweile aber schon dunkel war, führte diese uns nur zum nächsten Campingplatz. Aufgrund der beginnenden Ferien in Queensland und zahlreicher „Winterflüchtlinge“ aus den südlichen Bundesstaaten sind die Campingplätze hier jetzt gut besucht und wir wurden erst beim zweiten Platz fündig. Hier mussten wir zunächst unseren Frischwassertank wieder auffüllen, ehe wir es uns nach zwei Nächten bei VW wieder frei und unabhängig, im Roadrunner gemütlich machen konnten.


Donnerstag, 26.06.03

Nachdem wir im Sunshine Plaza unsere Vorräte wieder aufgefüllt hatten, verließen wir Maroochydore in Richtung Norden. Auf der Küstenstraße, dem Highway 6, kamen wir durch viele kleine Ferienorte, die alle vom Bauboom ergriffen waren. Ganze Siedlungen speziell ausgelegt für finanzkräftige Rentner aus dem kühleren Süden und Apartmenthäuser für die kurzfristigeren Gäste, sorgen dafür, dass auch diese Küste zugebaut wird. Zwar entstehen hier keine Hochhäuser wie an der Gold Coast, aber das Ergebnis ist fast das gleiche. In Coolum Beach genossen wir den Ausblick auf die schönen Strände und sahen den Surfern zu. Noosa, dass aus den Ortsteilen Noosa Junction, Noosa Heads und Noosaville besteht und sehr schön an der Mündung des Noosa River in die Laguna Bay liegt, ist eines der größten Touristenzentren an der Sunshine Coast. Trotz der schönen landschaftlichen Lage und der baulichen Zurückhaltung auf 3 bis 4 Stockwerke war es für uns schon zu viel Trubel. Auf dem einzigen Campingplatz des Ortes in Noosaville gab es dann auch keinen Stellplatz mehr, so dass wir in den Nachbarort Tewantin ausweichen mussten. Hier haben wir für die nächsten zwei Nächte einen Platz reserviert und für morgen eine organisierte Allradtour durch den Great Sandy National Park mit der größten Sandinsel der Welt, Fraser Island gebucht. Wir machten uns dann noch einmal auf nach Noosa, wo wir uns den noch nicht einmal 5 km² großen Noosa National Park ansehen wollten. Fast der gesamte Noosa Head mit seiner Regen- und Eukalyptuswaldvegetation wurde bereits 1879 unter Schutz gestellt und bietet heute zahlreichen Tieren eine Heimat in mitten des Touristenrummels. Der Park schützt auch einige schöne und nicht so überlaufene Buchten, von denen die Alexandria Bay die größte und schönste ist. Auf einem kurzen Wanderweg erreichten wir diese tolle Bucht mit ihrer mächtigen Brandung und dem traumhaften Sandstrand. Der ebenfalls im Park gelegene Laguna Lookout bietet einen schönen Blick über Noosa, den Noosa River und die Laguna Bay. Einen letzten Stopp machten wir am Noosa Harbour, wo wir von den Stegen einen Blick auf die zahlreichen Hausboote warfen. Zurück auf dem Campingplatz gingen wir rechtzeitig schlafen, denn schon um 6:50 Uhr werden wir für unseren Ausflug nach Fraser Island abgeholt.

Freitag, 27.06.03

Um 4.30 Uhr beendete der Wecker unsanft die zu kurze Nacht. Gegen 7.00 Uhr sammelte uns der Allradbus von Fraser Explorer Tours direkt  dem Campingplatz ein. Mit einer kleinen Fähre überquerten wir den Noosa River und erreichten den südlichen Teil des Great Sandy National Park. Dieser auch Cooloola Section genannte Teil des Nationalparks erstreckt sich von Noosa im Süden bis Rainbow Beach im Norden. Teewah Beach und Cooloola Beach bilden einen fast 70 km langen Strandabschnitt, der mit Allradfahrzeugen befahren werden kann. Unser Bus hatte schon nach wenigen Kilometern am Teewah Beach eine Panne, die jedoch nach einigen Versuchen vom Fahrer behoben werden konnte. Auf der Weiterfahrt passierten wir das Wrack der „Cherry Venture“, die hier 1973 auf Grund lief.  Die Sandklippen von Cooloola boten im Licht der Morgensonne ein schönes Farbenspiel: Erdfarben wie Braun, Rot, Orange und Gelb vermengen sich mit Schwarz und Weiß. Noch farbintensiver sind allerdings die Klippen am Rainbow Beach. Nach einer Legende der Aborigines ist das Farbspektrum dieses Strandes entstanden als ein Regenbogen einer Frau zur Hilfe kam, die von ihren Verfolgern mit einem Bumerang gejagt wurde. Im Kampf tötete der Regenbogen den Bumerang, wurde dabei selbst jedoch in Stücke gerissen und verteilte sich über den Strand. Nach einer kurzen Pause in dem kleinen Ferienort Rainbow Beach ging es weiter zum Inskip Point, dem nördlichsten Zipfel der vom Nationalpark gebildeten Halbinsel. In nur 10 Minuten erreichten wir von hier aus per Fähre Hook Point, den südlichsten Punkt von Fraser Island. Fraser Island ist 120 km lang, maximal 25 km breit und mit seiner Fläche von ca. 1.700 km² die größte Sandinsel der Welt. Sie entstand im Laufe von Jahrmillionen aus verwitterndem Sandstein der Great Dividing Range. Flüsse im Norden von New South Wales schwemmten den Sand ins Meer, wo er von ozeanischen Strömungen die Küste entlang weiter nach Norden befördert wurde. Die nördliche Ausbreitung der Sandmengen wurde durch Felsgebilde gehemmt, so dass im Laufe einiger Jahrtausende Dünen und Sandstrände entstanden. Im Sand keimten Samen, die durch Vögel und Meeresströmungen herangetragen wurden und es bildete sich eine stabilisierende Pflanzendecke. Heute findet man auf dem Sand wachsende subtropische Regenwälder, Sumpfland mit Teebäumen, Eukalyptuswälder, Heide, Mangrovendeltas und kilometerlange, menschenleere Strände. Zudem besitzt Fraser Island über 40 Dünenseen, darunter Lake Boomanjin, den mit einer Fläche von 200 ha weltweit größten See dieses Typs. Der Reinheitsgrad des Wassers ist auf der ganzen Welt nahezu unerreicht. Die reinrassige Dingopopulation und mehr als 230 Vogelarten haben ebenfalls dazu beigetragen, dass Fraser Island von der UNESCO als Welterbe der Menschheit eingestuft wurde. Nachdem im Jahr 2001 Dingos ein Kind angefallen hatten, wurde der Bestand allerdings so stark dezimiert, dass man heute schon Glück haben muss, um einen dieser Wildhunde zu Gesicht zu bekommen. Über 30.000 Jahre hatten verschiedene Aboriginal-Stämme auf der Insel, die sie K´Gari (Paradies) nannten, friedlich zusammengelebt. Mitte des 19. Jahrhunderts war es damit allerdings vorbei. Die europäischen Einwanderer entdeckten die reichhaltigen Baumbestände und erkannten ihre wirtschaftliche Bedeutung. Ab 1863 begann die Rodung der Wälder und erst 1991 wurde der Holzeinschlag auf der Insel ganz eingestellt. Das nördliche Ende von Fraser Island wurde 1972 als ein Teil des Great Sandy National Park unter Schutz gestellt. Der südliche Teil wird weiterhin als State Forest verwaltet. Wir fuhren vom Hook Point am 75-Mile-Beach, der die gesamte Ostküste der Insel einnimmt, in Richtung Norden. Direkt hinter der Brandung konnten wir einige Buckelwale vorbeiziehen sehen. Bei Eurong verließen wir die Küste und gelangten auf schmalen Pisten in das dicht bewachsene Hinterland. Am Lake McKenzie, dem bekanntesten der Binnenseen hatten wir eine einstündige Pause. Wir nutzten die Zeit zu einem Spaziergang an den schneeweißen Stränden und genossen den Blick über das glasklare Wasser dieses wirklich wunderschönen Sees. Wir fuhren dann weiter zur Central Station, einer ehemaligen Waldarbeiter Siedlung und unternahmen von dort aus einen Spaziergang durch den dichten Regenwald entlang des Wanggoolba Creek. Im Eurong Beach Ressort gab es dann noch eine Mittagspause, ehe es am Strand zurück zum Hook Point ging. An den kilometerlangen zum Schwimmen einladenden Stränden sieht man weder Surfer noch Schwimmer. Das hat seinen Grund: Der Pazifik rund um Fraser Island ist bekannt für seine starke Haipopulation. Ohne einen Dingo gesichtet zu haben, ging es per Fähre zurück aufs Festland. Aufgrund der auflaufenden Flut konnten wir den Rückweg nicht am Strand antreten, sondern fuhren durch das bewaldete Hinterland der Cooloola Section nach Noosa zurück. Nach gut 10 Stunden waren wir wieder auf dem Campingplatz.

Samstag, 28.06.03

Bevor wir die Region um Noosa endgültig verließen, sahen wir uns noch eine Ausstellung von ortsansässigen Aquarellmalern an. Die teilweise sehr schönen Bilder wurden im Wallace House, einer kleinen Galerie der örtlichen Hobbykünstler gezeigt. Auf dem Weg zum Bruce Highway hielten wir in Eumundi, einem kleinen, malerischen Landstädtchen, um uns den Eumundi Market anzusehen. Wir hatten schon von diesem Kunstgewerbe- und Lebensmittelmarkt gehört, waren aber dennoch von dessen den Ausmaßen überrascht. Der Markt ist fast größer als der Ort und die angebotenen Waren waren von sehr guter Qualität. Knapp zwei Stunden verbrachten wir damit uns die Stände anzusehen und kamen dabei mit einiger der Händler ins Gespräch. Wir schleckten ein köstliches, nach altem Rezept handgemachtes Eis und kauften ein leckeres, richtig festes Vollkornbrot. Ein Stand mit Kleidung und Taschen aus Känguruleder hatte wirklich sehr schöne Sachen und die an einem weiteren Stand angebotenen 3D-Fotos, bestehend aus bis zu sieben Lagen des gleichen Fotos aus dem dann verschiedenen Teile zur Darstellung der Räumlichkeit ausgeschnitten werden, waren geradezu faszinierend. Unser nächstes Ziel war die Ginger Factory in Yandina, eine der weltweit größten Ingwerfabriken der Welt. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg begannen einige Farmer im Gebiet des Buderim Mountain Ingwer anzubauen. In den 1940er Jahren schlossen sie sich zu einer Kooperative zusammen und verhalfen so ihrem Geschäft zu einem Aufschwung. Die verschiedenen Ingwer-Produkte vom Bier über Gewürze und Marmeladen bis hin zu Süßigkeiten können im Ginger Shop erworben werden. Zu Fuß oder mit einer alten Eisenbahn kann man die herrliche Gartenanlage erkunden, die das Fabrikgelände umgibt. Das ganze ist recht touristisch aufgemacht und von der „Taste of Ginger Tour“ hatten wir uns mehr versprochen. Die gebotenen Erklärungen zum Anbau und zur Produktion waren recht oberflächlich. Die zum Abschluss der Tour angebotenen Proben boten einen kleinen Einblick in die geschmackliche Vielfalt des Ingwers. Wir setzten unsere Fahrt in Richtung Norden fort und verließen hinter Gympie den Bruce Highway für einen Abstecher in das hoffentlich weniger überlaufene Hinterland. In Kilkivan parkten wir unseren Roadrunner am Sportplatz des Ortes auf einer großen Rasenfläche. Hier sind wir nicht nur für uns alleine, sondern können auch noch die zum Platz gehörenden Toiletten benutzen.

Sonntag, 29.06.03

Von Kilkivan nahmen wir eine nicht durchgehend asphaltierte Abkürzung in Richtung Gayndah, durch die wir 20 km eingespart haben. Auf dem landschaftlich nicht sehr abwechslungsreichen aber ansprechenden Burnett Highway fuhren wir in Richtung Norden weiter. Am Ortseingang von Eidsvold machten wir an einem Picknickbereich eine Mittagspause. Zwölf Kilometer hinter Monto bogen wir zum Cania Gorge National Park ab. Der Park schützt eine Sandsteinschlucht mit bis zu 70 m hohen Klippen und eine artenreiche Flora und Fauna. Auf dem Cania Gorge Caravan & Tourist Park sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht und bekamen von den sehr netten Betreibern des Platzes Informationen zum Nationalpark. Wir fuhren zum aufgestauten Lake Cania und genossen die Aussicht auf den See und den Castle Mountain. Auf einer Wiese am See konnten wir einige Kängurus beobachten, die zum teil Jungtiere, „Joeys“ im Beutel hatten. Rechtzeitig zur Fütterung der Vögel waren wir wieder auf dem Campingplatz. Etliche Allfarbloris und Königssittiche sowie Kookaburras fanden sich ein und ließen sich das angebotene Futter gut schmecken. Das war natürlich besonders für die Kinder, aber nicht nur für die, ein riesiges Spektakel. Ich habe dann am Three Moon Creek noch vergeblich Ausschau nach Schnabeltieren gehalten, konnte aber wieder nur die aufsteigenden Luftblasen nicht jedoch die Verursacher ausmachen. Nach Einbruch der Dunkelheit gingen wir noch einmal zum Fütterungsplatz zurück. Diesmal waren es jedoch nicht die Vögel, sondern Bettongs, eine kleine Känguruart, die etwa die Größe von Hasen haben, die wir beobachten wollten. Die Bettongs hielten sich an den Resten des Vogelfutters gütlich. Wir hatten so zum ersten Mal die Gelegenheit diese niedlichen Tiere live zu erleben und sahen ihnen über eine halbe Stunde lang zu.


Montag, 30.06.03

Noch vor dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Three Moon Creek, wo wir Ausschau nach Schnabeltieren hielten. Leider bekamen wir auch heute keines dieser scheuen Tiere zu Gesicht. Da es uns sowohl auf dem Campingplatz als auch im Nationalpark gut gefällt, beschlossen wir, eine weitere Nacht hier zu bleiben und einiger der Wanderwege des Parks in Angriff zu nehmen. Wir begannen mit dem 3,2 km langen Weg zum „The Overhang“. Der Weg schlängelt sich, nachdem wir den Three Moon Creek überquert hatten, durch einen Eukalyptuswald, der in Regenwaldvegetation übergeht. Am „Dripping Rock“ tropft kühles Wasser von der überhängenden Decke eines Sandsteinfelsens und bietet Farnen und Moosen einen idealen Lebensraum. Im darunter liegenden Tal gedeihen, durch das feuchte Klima begünstigt, Baumfarne und Palmen. Vorbei an aus dem Sandstein ausgewaschenen Höhlen, deren Wände in intensiven Orange-, Gelb- und Rottönen schimmern, erreichten wir schließlich das Ende des Weges an „The Overhang“. Ein riesiger Felsen bildet hier eine Art Grotte, an dessen Boden sich Wasser gesammelt hat. Nach einer kurzen Erholungspause stiegen wir auf dem nur 900 m langen, dafür aber recht steilen Weg zum „Giant´s Chair Lookout“ hinauf uns genossen den Blick über die Cania Gorge. Auf dem Picknickplatz am Ufer des Lake Cania machten wir eine ausgiebige Mittagspause. Während Geli etwas geschnitzt hat, habe ich fast eine Stunde lang Didgeridoo gespielt. Auf dem Rückweg zum Campingplatz kamen wir dann wieder an den Kängurus vorbei, die wir gestern schon an der gleichen Stelle beobachtet hatten. Das restliche Programm des Tages bestand dann aus der Vögelfütterung, der Beobachtung der Bettongs und einem Freiluftkino auf dem Campingplatz. Der Film „Spy Kids 2“ war jedoch eher etwas für Kinder und es wurde uns dann auch noch etwas zu kalt, so dass wir uns den Film nicht zu Ende angesehen haben.

Dienstag, 01.07.03

Durch die Cania Gorge fuhren wir zurück zum Burnett Highway, dem wir dann ohne nennenswerte Unterbrechung bis nach Rockhampton folgten. Direkt durch die Stadt verläuft der Wendekreis des Steinbocks, der den Wechsel der Klimazonen zwischen den Subtropen im Süden und den Tropen im Norden markiert. Damit haben wir also die Tropen erreicht und der Winter dürfte jetzt endgültig hinter uns liegen. Rockhampton liegt 40 km von der Küste entfernt am Ufer des Fitzroy River. Das selbsternannte „Beef Capital of Australia“ ist das Verwaltungs- und Handelszentrum von Zentral-Queensland. In der 1854 gegründeten Stadt stehen noch viele restaurierte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Unser erster Weg führte uns jedoch nicht in die Innenstadt, sondern zum einige Kilometer nördlich gelegenen Dreamtime Cultural Centre. Das größte Aboriginal & Torres Strait Islander Centre in Australien wurde 1988 aus staatlichen Mitteln anlässlich der Feierlichkeiten zur zweihundertjährigen weißen Besiedlung von Australien gegründet. Bei den Ureinwohnern ist dieses Zentrum jedoch umstritten: Einige sehen es als billigen Versuch der Wiedergutmachung seitens der Weißen, andere sehen ihre Kultur dort verfehlt interpretiert. Unsere Erwartungen waren vielleicht etwas zu hoch, aber wir waren von der sehr oberflächlichen und lustlos präsentierten Ausstellung sehr enttäuscht. Die älteste und eine der reichsten Kulturen dieser Welt wird hier auf einige Felsmalereien, Musikinstrumente, Dinge des täglichen Lebens und das Werfen des Boomerangs  reduziert. Auf die Namensgebende Dreamtime, die Traumzeit der Aborinals wird überhaupt nicht eingegangen. Nach der 90minütigen Führung fuhren wir in die Innenstadt, sahen uns einiger der restaurierten Häuser in der East und der Denham Street an und nutzten den Internetzugang in einem Fotogeschäft zum Lesen und Beantworten unser Mails. Auf dem recht vollen Riverside Tourist Park fanden wir einen Platz für die Nacht.

Mittwoch, 02.07.03

Wir verließen Rockhampton in Richtung Küste. Die Capricorn Coast, die ihren Namen dem Wendekreis des Steinbocks verdankt, bietet herrliche Strände und mit den Keppel Bay Islands einige schöne Vorgelagerte Inseln. Wassersport aller Art, unter und auf dem Wasser, macht diese Küste sehr beliebt und sorgt dafür, dass das Gebiet zwischen Emu Park und Yeppoon eine aufstrebende Tourismusregion ist. Uns hat die Rosslyn Bay südlich von Yeppoon am Besten gefallen. Nach einem kurzen Strandspaziergang in Yeppoon fuhren wir zum Bruce Highway zurück. Die Straße verläuft im Hinterland durch Weideland und Zuckerrohrfelder und bietet wenig landschaftliche Abwechslung. In Carmila verließen wir die Hauptstraße und fuhren die 6 km bis zum Carmila Beach. Hier ist, direkt am Strand, freies Campen für bis zu drei Tage erlaubt. Außer Plumsklos gibt es noch eine Entsorgungsmöglichkeit für Toiletten und am Campingplatz in Carmila kann man sein Frischwasser auffüllen. Leider machten die Gezeiten unseren Plan Schwimmen zu gehen zu Nichte – es war Ebbe. Bei einem Strandspaziergang konnte ich dafür einige schöne Muscheln sammeln. Da die Temperaturen jetzt auch Nachts nur noch wenig unter 20° C fallen, können wir uns sehr viel länger draußen aufhalten und auch wieder auf unserer „Terrasse“ essen.

Donnerstag, 03.07.03

Der Morgen an meinem 40. Geburtstag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen, die es erlaubten draußen zu frühstücken – was für Start in den Tag. Auf einem Strandspaziergang haben wir dann noch weitere Muscheln gesammelt, ehe wir diesen netten Stellplatz wieder verließen. In Carmila haben wir dann noch unser Frischwasser wieder aufgefüllt und folgten dann dem Bruce Highway über Sarina bis nach Mackay. Im Info-Centre verschafften wir uns weitere Informationen über die vor uns liegenden Ziele in Queensland und nutzten den Internetservice. Freunde haben auf ihrer Homepage ein Geburtstagsspecial  für mich eingerichtet, auf dem mein kurz vor unserer Abreise geborenes Patenkind mir zum Geburtstag gratuliert. Eine wirklich tolle Idee, über die ich mich sehr gefreut habe. In der Stadt sind wir dann zur Feier des Tages sehr lecker thailändisch Essen gegangen. In der Art Gallery von Mackay sahen wir uns die Blumenbilder von Ellis Rowan an, die im 19. Jahrhundert von der artenreichen Flora Queenslands inspiriert wurde und wirklich sehr schöne Aquarelle erschaffen hat. Wir verließen Mackay in westlicher Richtung und fuhren durch das Pioneer Valley mit seinen schier endlosen Zuckerrohrfeldern. In steilen Serpentinen windet sich die Straße auf das Hochplateau der Clarke Range hinauf und bietet Ausblicke über das Tal bis zum Meer. Der Eungella National Park, der 508 km² der zerklüfteten Clarke Range umschließt, ist das größte Wildnisgebiet an der Küste von Zentral-Queensland. Das Wort „Eungella“ stammt aus einem Dialekt der Aborigines und bedeutet „Land der treibenden Wolken“, ein Name der die oft Wolken verhangene Clarke Range  treffend beschreibt. Zwischen den mit Regenwald und subtropischen Pflanzen bedeckten Vulkanfelsen gibt es steile Schluchten, kristallklare Wasserbecken und beeindruckende Wasserfälle. Hauptattraktion des Parks ist jedoch die seltene Spezies „Ornithorhynchus Paradoxus“, kurz „Platypus“. Die scheuen Schnabeltiere, die wie eine Kreuzung aus Fischotter und Ente aussehen, können von den Aussichtsplattformen am Broken River beobachtet werden. Charakteristisch ist ihr Schnabel, der dem Einer Ente gleicht, während ihr Felltragender Körper eher an einen Fischotter mit Schwimmhäuten erinnert. Das eigentliche Unikum ist, dass die Tiere Eier ablegen und ausbrüten, später jedoch ihre Jungen säugen. Und tatsächlich hatten wir heute Glück – wir konnten gleich mehrere dieser possierlichen Tiere beobachten, eines schwamm sogar direkt an der Aussichtsplattform vorbei. Zusätzlich veranstalteten unzählige Gelbhaubenkakadus ein unheimliches Spektakel und Geschrei. Da der Campingplatz im Nationalpark ausgebucht war, fuhren wir nach Eungella zurück, wo wir auf einem recht einfachen Campingplatz noch einen Stellplatz bekamen. Zum Abendessen gab es dann leckeres Tiramisu, dass Geli für mich gemacht hatte. Ein wunderschöner Geburtstag fand damit einen gemütlichen Ausklang.

Freitag, 04.07.03

Aufgrund der Höhenlage von fast 700 m, wurde es in der Nacht wieder deutlich kälter. Als wir am Morgen aufstanden, hatten wir nur 7° C. In den Waschräumen war dann das Wasser komplett ausgefallen und uns blieb so nur die „Katzenwäsche“ im Roadrunner. Unser erster Weg führte uns noch einmal in den Eungella Naional Park zurück. Erneut konnten wir am Broken River Schnabeltiere beobachten und diesmal auch fotografieren. Nach zwei Stunden „Platypus-Viewing“ machten wir uns auf den kurzen Rainforest Discovery Walk, der uns ein kleines Stück in den subtropischen Regenwald des Parks hineinführte. Nach einem abschließenden Blick auf die Schnabeltiere machten wir uns auf den Rückweg. Der kurze Weg an der Sky Window Picnic Area bietet zwei Aussichtspunkte auf das Pioneer Valley und informative Schautafeln zur ursprünglichen Besiedlung dieser Region durch die Aborigines. Zurück in Mackay ergänzten wir unsere Vorräte und fuhren recht früh einen Campingplatz an, da es wieder einmal Zeit war für einen Waschtag.

Samstag, 05.07.03

Nachdem wir telefonisch einen Campingplatz in Airlie Beach und eine Fahrt durch die Inselgruppe der Whitsunday Islands und das Great Barrier Reef gebucht hatten, machten wir uns auf den Weg zum Cape Hillsborough National Park. Bevor wir in den Nationalpark hinein fuhren, sahen wir uns noch die kleinen Küstenorte Seaforth, Haliday Bay und Ball Bay an. Wir unternahmen einen ausgiebigen Strandspaziergang und sammelten einige Kokosnüsse ein. Der nur gut 8 km² große Cape Hillsborough National Park bietet eine vielfältige Landschaft aus Stränden, Dünen, Grasland, Regenwald und bis zu 300 m hohen Felsen. Verschiedene Wanderwege bieten einen spektakulären Blick auf die zerklüftete Küstenlinie und die verstreuten Inseln im Hillsborough Channel. Wir begannen mit dem 1,2 km langen Diversity Boardwalk, der durch einen Mangroven- und Eukalyptuswald führt und auf Schautafeln die Vielfalt der Pflanzenwelt erläutert. Am Ende der Straße verschafften wir uns im Cape Hillsborough Resort Informationen über den Park und fuhren dann zum Campingplatz des Parks am Smalleys Beach. Hier fanden wir, wie per E-Mail angekündigt, das verlassene Auto von Jutta und Martin, die wir vor fast drei Monaten im Süden Australiens getroffen hatten. Wir waren seitdem per Mail in Kontakt geblieben und heute sollte es nun zu einem weiteren Treffen kommen. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet und die Campinggebühr entrichtet hatten, habe ich mit unserer kleinen Axt die Kokosnüsse von ihrer äußeren, sehr faserigen Hülle befreit. Eine der Nüsse haben wir dann gleich noch geschlachtet und sie schmeckte einfach super. Dann kam zunächst Jutta per Fahrrad angefahren. Sie hatte einige der Wanderungen im Park unternommen, während Martin den Nachmittag am Strand verbracht hatte. Auch wir machten uns „strandfertig“ und haben erstmals in Australien im Meer gebadet. Mit gut 20° C war das Wasser angenehm warm und wir haben es richtig genossen. Auf unserem Stellplatz haben wir es uns nach dem Schwimmen am Lagerfeuer gemütlich gemacht. Mit Gesprächen über das Reisen und einem gemeinschaftlichen Abendessen verging der Rest des Tages wie im Fluge.

Sonntag, 06.07.03

Nach dem gemeinsamen Frühstück haben wir uns noch weiter unterhalten und Reiseerlebnisse, Fotos und Gelis Aquarelle und Juttas Zeichnungen ausgetauscht. Erst gegen Mittag machten wir uns, zusammen mit Jutta auf den Weg in den Nationalpark. Auf dem Andrew Point Track erklommen wir eine der Felsklippen und genossen von verschiedenen Aussichtspunkten den Blick auf die Strände, das eigentliche Cape Hillsborough, die Vorgelagerte Wedge Island und das Buschland des Parks. Nachdem wir Jutta wieder zum Campingplatz zurückgebracht hatten, verabschiedeten wir uns von den beiden mit dem festen Vorhaben uns wenigstens noch ein weiteres Mal wieder zu sehen, vermutlich in Cairns. Auf der teilweise unbefestigten Straße in Richtung Mount Ossa kamen wir zum Bruce Highway zurück. In Proserpine verließen wir den Highway wieder und gelangten über Cannonvale nach Airlie Beach, dem Tourismuszentrum und Tor zu den Whitsunday Islands und dem Great Barrier Reef. Es war wirklich gut, dass wir entgegen unseren sonstigen Gepflogenheiten einen Stellplatz und den Ausflug in die Inselwelt und zum Riff reserviert hatten, denn der Campingplatz war ausgebucht. Das Flame Tree Tourist Village liegt etwas abseits des Touristenrummels von Airlie Beach in einer schönen Anlage und es gibt einen kostenlosen Bustransfer zum Hafen für unseren morgigen Ausflug. Die Whitsunday Islands gelten als paradiesische Perlen des Great Barrier Reefs und Queenslands Küste. Strahlend weiße Sandstrände und türkisblaues Wasser und optimale Tauch- und Schnorchelbedingungen machen den Reiz dieser Region aus. Nach der letzten Eiszeit trennte der steigende Meeresspiegel einen Teil der aus Vulkangestein gebildeten Landmassen vom Festland und formte die Whitsunday Islands. Bis auf fünf sind alle der 74 Inseln als Nationalparks ausgewiesen; nur sieben sind bewohnt und beherbergen exklusive Ressorts mit ebensolchen Preisen. Insgesamt nehmen die Inseln eine Fläche vom 300 km² ein, umgeben von Korallenbänken des Great Barrier Reef Marine Park. Es ging dann rechtzeitig ins Bett, denn morgen heißt es früh aufstehen, schon um 7:25 Uhr müssen wir an der Bushaltestelle sein.

Montag, 07.07.03

Um 5:00 Uhr ging der Wecker aber in den Waschräumen herrschte trotz der frühen Stunde rege Betriebsamkeit, denn wir waren nicht die Einzigen, die die Tour durch den Whitsunday Islands National Park und zum Great Barrier Reef Marine Park gebucht hatten. Beim Einchecken in Shute Harbour wurde uns gleich die Einnahme von Reisetabletten empfohlen, da aufgrund des starken Windes mit Wellen bis zu 3 m Höhe gerechnet werden musste. Während Geli so schlau war, eine Tablette zu nehmen, habe ich noch gedacht, so schlimm wird es nicht werden, und darauf verzichtet. Der erste Teil der Fahrt durch die von  Vorgelagerten Inseln geschützte Whitsunday Passage war auch völlig ruhig. Bei einem kurzen Stopp in Hamilton Island stiegen noch einige Fahrgäste zu, ehe wir das „Outer Reef“ ansteuerten. Kaum hatten wir die enge Passage zwischen Hook Island und Whitsunday Island hinter uns gelassen, ging es los. Die sehr fürsorgliche Crew hatte alle Hände voll zu tun, um die seekranken Passagiere zu versorgen. Schließlich erwischte es auch mich. Erst als wir die Ausläufer des äußeren Great Barrier Reef erreicht hatten, wurde es wieder etwas ruhiger. Schon während der Fahrt erfuhren wir, dass unser gebuchter Hubschrauberrundflug über dem Riff nicht stattfinden kann, da heute aus nicht genannten Gründen kein Hubschrauber zur Verfügung stand. Ziel unserer Reise war „Reefworld“, ein gewaltiger Schwimmponton am Rand des Hardy Reef, gut 72 km von der Küste entfernt. Hier gab es jetzt verschiedene Möglichkeiten, die Unterwasserwelt des Riffs zu erkunden: Eine große Unterwasser-Besichtigungskammer und zwei Tauchboote ermöglichten einen „trockenen“ Einblick in die faszinierende Unterwasserwelt, unbegrenzte Schnorchelmöglichkeiten und optionale Tauchgänge. Nach einer Fahrt mit dem Tauchboot und einem ersten Blick durch die großen Fenster der Besichtigungskammer stärkten wir uns am kalten Buffet. Danach ging es mit Taucheranzug, Schnorchelausrüstung und Flossen in das 22 Grad warme Wasser. Ungefähr 45 Minuten verbrachten wir so am Riff. Eine weitere Fahrt mit dem Tauchboot und ein letzter Blick in der Besichtigungskammer beendeten den dreieinhalbstündigen Aufenthalt am Great Barrier Reef. Das Great Barrier Reef ist nicht nur der größte sondern auch der älteste Riffkomplex der Welt, der sich auf eine Länge von über 2.500 km erstreckt. Zwischen dem äußeren Saum des Riffs und dem Festland liegen etwa 3.000 Einzelriffe und eine Vielzahl kleiner, meist unbewohnter Inseln. Das Great Barrier Reef, oftmals als 8. Weltwunder bezeichnet, umfasst eine Fläche on etwas 350.000 km² und ist sogar noch vom Mond aus sichtbar. In den Gewässern des Great Barrier Reef leben über 2.000 Fisch- und unzählige Hart- und Weichkorallenarten. Es gibt eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebensformen, wie Stachelhäuter (z. B. Seeigel), Krustentiere und Schwämme, sowie zahlreiche Wirbellose (z. B. die elegante Meeresschnecke), etwa 12 Seegras- und 500 Algenarten. Auf den Riff- und Koralleninseln leben zahlreiche Tropenvögel. Das weltweit einzigartige Riff wird durch den 1975 per Parlamentsbeschluss gegründeten Great Barrier Reef Marine Park geschützt. Für die Rückfahrt nach Shute Harbour habe ich auch eine Reisetablette genommen, was mir aber leider nicht geholfen hat. Es wurde noch rauer als auf der Hinfahrt und ich musste ein weiteres Mal zu den bereitgehaltenen Tüten greifen. Nach 10 Stunden waren wir wieder am Campingplatz, wo wir eine Nachricht von Jutta und Martin vorfanden, die keinen Stellplatz mehr bekommen konnten und daher ihre Fahrt gen Norden fortgesetzt hatten.

Dienstag, 08.07.03

Wir begannen den Tag mit einem Bad im Pool des Campingplatzes. In Airlie Beach suchten wir ein Internet-Cafe auf und haben meine Geburtstagsmails beantwortet und einen Blick auf unsere Konten geworfen. Anschließend stand noch ein Großeinkauf auf dem Programm und so konnten wir uns erst am frühen Nachmittag auf den Weg machen. In Bowen, einem Landwirtschaftszentrum am Nordrand der Whitsunday Region, machten wir eine Mittagspause. Neben der Landwirtschaft verfügt Bowen aber auch über acht wunderschöne, weiße Sandstrände, die sich auf 20 km Küstenlinie erstrecken. Wir unternahmen einen Strandspaziergang und sahen uns die von Felsen gesäumten Badebuchten an. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mussten wir unseren Plan aufgeben, noch bis zum Bowling Green Bay National Park zu fahren. In Ayr, einer Kleinstadt am nördlichen Ufer des Burdekin River, steuerten wir daher einen Campingplatz an.

Mittwoch, 09.07.03

Als wir am Morgen aus dem Roadrunner ausstiegen, wunderten wir uns über die Asche, die überall auf dem Campingplatz verstreut war. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass Nachts die Zuckerrohrfelder abgebrannt werden. Dadurch werden die Blätter vom eigentlichen Zuckerrohr getrennt und gleichzeitig Giftschlangen aus den Feldern vertrieben. Die Farmer können so gefahrlos und ohne Mühe den Rohstoff schneiden. Nach dem Frühstück habe ich zwei der kleinen Kokosnüsse geschlachtet, die ich vor einigen Tagen eingesammelt hatte. Nach knapp 60 km Fahrt hatten wir den Bowling Green Bay National Park erreicht und entdeckten gleich bei der Einfahrt in den Park Jutta und Martin auf dem kleinen Campingplatz. Wir stellten uns dazu und beschlossen nach einiger Zeit ebenfalls eine Nacht hier auf dem schön gelegenen Platz zu bleiben. Wir sicherten uns den Stellplatz neben den beiden und klönten bis gegen Mittag. Dabei konnten wir noch einen Goanna beobachten, der über den Campingplatz spazierte. Dann machten wir uns auf die kurze Wanderung entlang des felsigen Bachbettes des Alligator Creek. Es gibt eine Badestelle und zahlreiche schöne Ausblicke über den Creek. Zurück am Platz gingen Geli, Jutta und Martin baden, während ich ein neues Mundstück an mein Didgeridoo gebastelt habe. Gut das ich auf Kangaroo Island ein Stück Bienenwachs gekauft hatte. Außerdem musste ich auch noch die letzten beiden Kokosnüsse knacken, da sie durch die Hitze im Auto Risse bekommen hatten und die Milch bereits ausgelaufen war. Zu viert verbrachten wir einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer. Dabei bekamen wir Besuch von einem Känguru und konnten ein Possum sowie mehrere Fledermäuse beobachten. Kurz vor dem Schlafengehen machten wir uns mit Taschenlampen noch einmal auf den Weg zum Alligator Creek. Im Schein unserer Lampen konnten wir Frösche, Felsen-Kängurus und Wasserschildkröten.

Donnerstag, 10.07.03

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Jutta und Martin mit der lockeren Verabredung uns auf einem Campingplatz in Townsville wieder  zu treffen. Im Visitor Centre von Townsville verschafften wir uns Informationsmaterial über die Stadt und die Vorgelagerte Magnetic Island und trafen auf dem Parkplatz noch einmal auf Jutta und Martin. Townsville ist die zweitgrößte Stadt Queenslands und ein wichtiger Hafen für die Fleisch-, Zucker- und Bergbauindustrie. Etwa 300 Sonnentage pro Jahr und durchschnittliche Temperaturen von 25° im Winter und 30° im Sommer machen den Reiz der Stadt für den Tourismus aus. Wir begannen unseren Besuch am Reef Headquarter, dem größten Korallenriff-Aquarium der Welt. Das Aquarium wird von der Great Barrier Reef Marine Park Authority unterhalten. Im Hauptbecken von 38 m Länge wurde erstmals versucht, die natürlichen Bedingungen eines Korallenriffs exakt nachzustellen. Sogar der Gezeitenwechsel und die Wellenbewegungen werden simuliert. Ein kleineres Becken ist Haien und anderen Raubfischen vorbehalten. Durch einen begehbaren Plexiglastunnel werden die beiden Becken getrennt. Eine Vielzahl kleinerer Wasserbecken mit farbenprächtigen Meeresbewohnern ermöglicht es die faszinierende Welt des great Barrier Reef trocknen Fußes zu erkunden. Vom Aquarium gingen wir zur Flinders Mall, der Fußgängerzone von Townsville. Wie die gesamte Stadt, machte auch dieser Bereich nicht den besten Eindruck auf uns. Am schönsten ist die knapp 2,5 km lange Strandpromenade „The Strand“ und der 286 m hohe Castle Hill, der einen schönen Überblick über die gesamte Region ermöglicht. Als der verabredete Campingplatz ausgebucht war, beschlossen wir, da uns die Stadt nicht besonders gefallen hat, auch auf den Besuch von Magnetic Island zu verzichten und noch etwas weiter zu fahren. Etwa 60 km nördlich fanden wir auf dem Rollingstone Beach Caravan Resort einen schönen, wenn auch nicht ganz günstigen Stellplatz direkt am Meer. An der Rezeption des Platzes kauften wir eine frische Ananas, die einfach herrlich geschmeckt hat. Wir schwammen eine Runde in dem schönen, großen Swimmingpool der Anlage. Da das Wasser nicht beheizt war, hatten wir eine echte Erfrischung. Am Abend rief Jutta an, die beiden haben auf einem anderen Campingplatz in Townsville Quartier bezogen und dort noch vergebens mit unserem Auftauchen gerechnet. Wir sollten zukünftig mit Verabredungen jeder Art noch vorsichtiger sein, denn es ist ja gerade die Freiheit Pläne kurzfristig zu ändern, die unsere Art zu Reisen ausmacht.    

Freitag, 11.07.03

Schilder am Straßenrand machten uns heute darauf aufmerksam, dass wir jetzt die Wet Tropics, die „feuchten Tropen“ erreicht haben. Heute machten sie ihrem Namen alle Ehre: Regenschauer und Sonnenschein wechselten sich ab. Aufgrund der tief hängenden Wolkenschicht verzichteten wir auf den geplanten Abstecher in den Paluma Range National Park, da wir von den Aussichtspunkten vermutlich nichts gesehen hätten. Das Ausflugslokal „Frosty Mango“ südlich von Ingham lohnt auf jeden Fall einen Stopp. Neben frischem Obst und einigen kleinen Gerichten gibt es hier köstliches Eis in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. In Ingham verschafften wir uns im örtlichen Info-Centre Material über die vor uns liegende Region und setzten dann unsere Fahrt durch die dichte Vegetation des Lumholtz National Parks fort. Auch auf den Besuch der Wallaman Falls verzichteten wir aufgrund des Wetters. Die knapp 50 km lange, überwiegend nicht asphaltierte Strecke wollten wir bei Regen nicht ausprobieren. Außerdem hatte man uns im Info-Centre bestätigt, dass die Fälle zurzeit noch nicht einmal mit „halber Kraft“ laufen. Richtig spektakulär sind diese 278 m hohen Fälle nur während der Regenzeit. In Cardwell stärkten wir uns mit einem „Fisherman´s Basket“, einer großen Portion Fish & Chips mit zusätzlich Calamari, Scampi und Muscheln. Bei einem anschließenden Spaziergang am Strand hatten wir einen schönen Blick auf die als Nationalpark geschützte Hichinbrook Island. Südlich von Tully zweigt eine unscheinbare Straße zu den Murray River Falls ab. Vorbei an großflächigen Bananenplantagen gelangten wir zu den abgeschiedenen Fällen des Murray River, an dessen Ufer wir schon ein paar tausend Kilometer weiter südlich in South Australia gestanden hatten. Im Murray Falls State Forest Park befindet sich ein schöner Naturcampingplatz mit Toiletten und „Freiluftdusche“ direkt an den Fällen. Wir setzten jedoch unsere Fahrt fort und bogen nördlich von Tully auf die schmale Straße nach Mission Beach ab. Der Regenwald reicht hier praktisch direkt bis an den 14 km langen Sandstrand heran und Warnschilder an der Straße weisen auf die seltenen Helmkasuare, bis zu 1,8 m große, flugunfähige Vögel hin. Wir bekamen leider keinen dieser seltenen Straußenvögel zu Gesicht. In South Mission Beach habe ich wieder einige frische Kokosnüsse eingesammelt und wir hatten einen Blick auf Dunk Island, die größtenteils als Nationalpark geschützt ist. Erst beim zweiten Campingplatz wurden wir fündig, aufgrund der Ferien, des beginnenden Wochenendes und der zahlreichen „Winterflüchtlinge“ aus dem Süden ist hier an der Küste immer noch sehr viel los. Ich habe eine der Kokosnüsse geschlachtet und wir genossen den herrlichen, frischen Geschmack, der nicht mit dem zu vergleichen ist, den wir aus Deutschland gewöhnt sind.

Samstag, 12.07.03

In der Nacht hatte es angefangen zu gießen und auch am Morgen gab es noch einige Schauer. Der Rasenplatz auf dem wir standen war dementsprechend aufgeweicht aber wir kamen ohne Probleme los. Im Visitor Centre der Wet Tropics World Heritage Area in Mission Beach sahen wir uns die kleine Ausstellung und einen kurzen Film über die Helmkasuare an. Der Bicton Hill Track im Clump Mountain National Park nördlich von Mission Beach bot auf 4 km Länge echtes Regenwaldgefühl. Aufgrund der feuchten Nacht konnten wir den Regenwald in seiner vollen Schönheit erleben. Einige Aussichtspunkte ermöglichten einen Wetter bedingt leicht getrübten Blick auf die Küste. Leider bekamen wir keinen der seltenen Helmkasuare zu Gesicht aber der Spaziergang hat sich auch so gelohnt. Nach einem kurzen Stopp an der Bingil Bay verließen wir die Küste und fuhren zum Bruce Highway zurück. Da sich das Wetter nicht wesentlich verbessert hat und über dem Atherton Tableland eine dichte Wolkenschicht lag, beschlossen wir, uns dieses Gebiet für später aufzuheben und stattdessen auf dem Highway in Richtung Cairns weiterzufahren. In Innisfail machten wir eine kurze Mittagspause und wenige Kilometer weiter nördlich folgten wir der Ausschilderung zu den Josephine Falls im Wooroonooran National Park. Ein sehr schön angelegter Pfad führte uns durch den tropischen Regenwald zu verschiedenen Aussichtspunkten auf die sehr viel Wasser führenden Josephine Falls. Zurück auf dem Highway erreichten wir nach nur 10 km Babinda, mit 4.500 mm Jahresniederschlag einem der feuchtesten Orte in Queensland. Sieben Kilometer westlich des schönen, kleinen Ortes bahnt sich der Babinda Creek seinen Weg durch riesige Felsbrocken, die Babinda Boulders. Auf dem Devil´s Pool Walk folgten wir dem Lauf des Babinda Creek bis zum Boulders Gorge Lookout und hatten schöne Einblicke in diese malerische Schlucht. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter bis nach Cairns, wo wir im Norden der Stadt telefonisch einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte reserviert hatten. Vom Office des Campingplatzes aus buchten wir für morgen die Fahrt mit der Kuranda Scenic Railway in das mitten im Regenwald gelegene Dorf Kuranda. Zurück geht es mit der Skyrail, einer 7,5 km langen Gondelbahn über das Dach des Regenwaldes. Da wir für diese Tour früh aufstehen müssen, ging es heute rechtzeitig ins Bett.

Sonntag, 13.07.03

Um 5:00 Uhr sollte unser Radiowecker unsere Nacht beenden, aber der eingestellte Sender hatte zu dieser Zeit wohl Sendepause; zum Glück hatte ich den Alarm an meiner Armbanduhr ebenfalls aktiviert. Nur etwa 10 Minuten brauchten wir mit unseren Fahrrädern zur Talstation der Skyrail, wo wir natürlich viel zu früh ankamen. Per Bus ging es zur Freshwater Station der Kuranda Scenic Railway. Der kleine Bahnhof war trotz der frühen Stunde schon gut gefüllt. Das touristische Interesse an der historischen Eisenbahn aus dem Jahre 1891 und an Kuranda selbst war noch größer als wir es uns gedacht hatten. Gut eineinhalb Stunden benötigt der Zug für die knapp 30 km lange Strecke, auf der er 15 Tunnel, 93 Kurven und zahlreiche Brücken passiert. In der Barron Gorge wird die Fahrt für einen zehnminütigen Fotostopp unterbrochen. Ein Aussichtspunkt bietet einen Blick auf die Schlucht und die Barron Falls, deren Fall aber nur noch „auf Knopfdruck“ funktioniert. Der Fluss wurde oberhalb der Fälle aufgestaut und die Barron Falls erreichen ihre frühere Schönheit jetzt nur noch, wenn der Dammdurchlass maschinell geöffnet wird. Kuranda ist zwar äußerlich das Dorf geblieben, das es schon seit 100 Jahren ist, in seinem Wesen aber durch den hemmungslosen Tourismus völlig verändert worden. Aufgrund der Nähe zu Cairns und seiner reizvollen Lage inmitten des tropischen Regenwaldes hat sich der Ort zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Norden Queenslands entwickelt. An Markttage, wie heute, ist Kuranda besonders überlaufen. Besonders interessant wurde es in dem Geschäft Doongal, in dem schwerpunktmäßig Didgeridoos aber auch andere Aboriginal Kunstgegenstände verkauft werden. Hier arbeitet Marshall Whyler, der schon zusammen mit europäischen Philharmonieorchestern aufgetreten ist. Nachdem er gesehen oder besser gehört hatte, dass ich spielen kann, ermöglichte er uns den Zugang zu den Lagerräumen des Geschäfts. Hier hatte ich die Gelegenheit, aus einem Bestand von mehr als 1.000 Didgeridoos einige zum Probieren auszuwählen. Das war natürlich ein Traum. Auf einem Parkplatz entdeckten wir das Auto von Walli und Jochen, die vor einigen Wochen in New South Wales kennen gelernt hatten und hinterließen ihnen eine Nachricht unter dem Scheibenwischer. Geli entdeckte im Getümmel dann auch noch einen ihrer Kollegen – die Welt ist doch ein Dorf. Nach einem kurzen Bummel über den Markt war uns der touristische Trubel zuviel und wir machten uns auf den Weg zur Bergstation der Skyrail. Die Skyrail ist eine 7,5 km lange Seilbahnstrecke, die von Kuranda über die Baumwipfel des tropischen Regenwaldes bis an den Stadtrand von Cairns führt. Die längste Seilbahn der Welt wurde 1995 nach einem Jahr Bauzeit fertig gestellt.  Alle Tragpfeiler wurden von Hubschraubern an ihren Standort gehoben, um den störenden Eingriff in den Regenwald möglichst gering zu halten. Die Fahrzeit von ca. 45 Minuten wird zweimal unterbrochen: An den Barron Falls gibt es ein Regenwald-Info-Centre mit Ausstellungen zu typischen Pflanzen und Tieren des Urwaldes und ein kurzer Spazierweg führt zu einem Aussichtspunkt auf die Wasserfälle. An Red Peak Station erwartet den Passagier ein 175 m langer Boardwalk mit Informationsschildern über den Regenwald. Obwohl der als World Heritage Area unter Schutz gestellte Wet Tropic Rainforest nur 0,02 % der australischen Landmasse ausmacht, bietet er einem großen Teil der australischen Flora und Fauna eine Heimat. Uns hat die Gondelfahrt über das Dach des Regenwaldes besser gefallen als die Fahrt mit der historischen Eisenbahn. Nachdem wir zum Campingplatz zurückgeradelt waren und uns etwas ausgeruht hatten, tauchten Walli und Jochen auf. Wir haben uns knapp 3 Stunden angeregt über das Reisen unterhalten und werden uns im weiteren Verlauf unserer Reise sicherlich noch öfter treffen, da wir in etwa die gleichen Routenpläne haben.

Montag, 14.07.03

Vom Campingplatz aus habe ich telefonisch bei einer VW-Werkstatt für morgen einen Termin für einen Ölwechsel bekommen, so dass wir unseren Roadrunner für die weitere Reise fit machen können. Wir fuhren dann zum Tjapukai Aboriginal Cultural Park, der sich direkt neben der Talstation der Skyrail befindet. Dieser mehrfach ausgezeichnete Park ist eine von den Ältesten des Tjapukai-Stammes autorisierte Institution zur Präsentation, Erläuterung und Erhaltung der Aboriginalkultur und die Erlöse des Parks kommen der Tjapukai Gemeinschaft zu Gute. An der Kasse trafen wir auf Walli und Jochen und unternahmen den Besuch des Parks dann zusammen mit Walli, während Jochen andere Pläne hatte. Man betritt den Komplex durch den „Magic Space“, ein Museum, in dem authentische Steinzeitartefakte ausgestellt werden, die einst vom Tjapukai-Stamm verwendet wurden. Große Wandmalereien der bekanntesten Tjapukai-Künstler erzählen die Legenden der Vergangenheit. Der „Magische Platz“ macht seinem Namen Ehre, unterstützt von stimmungsvollen Beleuchtungs- und Toneffekten. Für uns ging es dann weiter zum „Dance Theatre“, einem überdachten Freilufttheater, in dem Ausschnitte aus traditionellen Corroborees (Gesangs- und Tanzfesten) der Tjapukai gezeigt werden. Im „Traditional Camp“ erlebten wir eine Didgeridoo-Präsentation und erfuhren etwas über die traditionelle Buschnahrung und –medizin. Auf einer Freifläche können die Besucher ihrer Geschicklichkeit beim Speerwerfen und im Umgang mit dem Bumerang unter Beweis stellen. Zurück im Hauptgebäude der Anlage sahen wir uns die Vorführung im „Creation Theatre“ an. Der geistige und traditionelle Glauben des Tjapukai-Stammes wird vor einem Hintergrund riesiger holografischer und belebter Bilder, die diese uralte Geschichte eindrucksvoll veranschaulichen und beleben, dargestellt. Abschließender Programmpunkt war der Besuch des „History Theatre“. Erzählt wird hier eine Geschichte des Überlebens; sie handelt von den Ereignissen, die stattfanden, als die moderne Welt auf eine 40.000 Jahre alte Kultur stieß. Eine umfangreiche audio-visuelle Vorstellung zeigt die traditionelle Kultur, erzählt die Geschichte der letzten 120 Jahre und erklärt, wie die Aboriginals heute dastehen und was sie sich für die Zukunft erhoffen. Eine bewegende und inspirierende Geschichte, die alle Kulturen überbrückt. Nachdem wir uns auch noch den Shop mit wirklich schönen Kunstgegenständen und Didgeridoos angesehen hatten, verabschiedeten wir uns von Walli und fuhren zu einem nahe gelegenen Shoppingcenter. Wir stärkten uns im Food-Court und füllten unsere Vorräte auf. Weiter ging es zu einer Waschanlage, wo wir unserem Auto mal wieder einer Wäsche und eine Innenreinigung gegönnt haben. Nach getaner Arbeit fuhren wir in die Innenstadt von Cairns, wo wir uns gegenüber der VW-Werkstatt einen Stellplatz auf einem Campingplatz sicherten. Cairns ist die „ungekrönte“ Freizeithauptstadt Australiens. Ehemals als Umschlagort für die Goldfelder im Hinterland bedeutend, ist das natürliche Hafenbecken heute in erster Linie für Ausflugsschiffe, Luxusjachten und die Boote der Sportfischer bestimmt. Die Hafenpromenade ist zum Treffpunkt von zumeist jugendlichen Besuchern geworden und man wird an das bunte Treiben südeuropäischer Ferienorte erinnert. Die Bedeutung von Cairns als Tourismuszentrum geht weit über den Bereich von North Queensland hinaus und macht die Stadt zu einer der am schnellsten wachsenden Städte in Australien. Wir fuhren zur Esplanade, der schönen Hafenpromenade und warfen in einem der zahlreichen Internetcafes einen Blick in unsere Mailbox. Der Stadtkern ist zwar sehr touristisch hat uns aber dennoch besser gefallen als das verschlafene Townsville. Zurück auf dem Campingplatz kamen wir noch mit einem Pärchen aus Schleswig-Holstein ins Gespräch, die uns aufgrund der Kieler Autonummer angesprochen hatten.

Dienstag, 15.07.03

Um 7:30 Uhr waren wir bei VW und etwa zwei Stunden später waren wir schon wieder unterwegs, allerdings mit einer schlechten Nachricht im Gepäck: Bei der Inspektion wurde festgestellt, dass eines der drei Motorlager kaputt ist und bei VW war man sich nicht sicher, ob die australischen Ersatzteile passen oder extra Teile aus Deutschland bestellt werden müssen. Das sollte heute noch geklärt werden und wir werden am Nachmittag noch einmal Kontakt aufnehmen, um die Einzelheiten zu erfahren. Wir fuhren zu einem Autoglaser und ließen eine kleine Schmarre in unserer Windschutzscheibe ausbessern. Anschließend spazierten wir noch einmal an der Esplanade entlang und sahen uns die Ausstellung in der Cairns Regional Gallery an. Der Mangrove Boardwalk in der Nähe des Flughafens führte uns durch einen von Krabben und Schlammspringern bewohnten Mangrovensumpf. Von hier aus fuhren wir noch einmal zu VW, man hatte dort aber noch keine weiteren Erkenntnisse, versprach aber weitere telefonische Auskunft. So setzten wir unseren Weg in Richtung Norden fort. Ein kurzer Abstecher brachte uns in den Barron Gorge National Park, wo wir uns die kleine Ausstellung in der Hydro-Power-Station ansahen. Sehr interessant war der kurze Videofilm, der während eines Zyklons, eines gewaltigen tropischen Unwetters im Februar 2000 aufgenommen worden war. Die unvorstellbaren Regenmassen während des Sturmes hatten den Barron River in einen reißenden Strom verwandelt. Nachdem wir uns auch noch die Lake Placid Recreation Area angesehen hatten, verließen wir den Großraum von Cairns auf dem Cook Highway in Richtung Port Douglas. Die Straße führt an der Marlin Coast, einem 26 km langen Küstenabschnitt nördlich von Cairns, entlang. In den beiden Ferienorten Trinity Beach und Palm Cove herrschte reger Betrieb und auf dem sehr schön am Strand gelegenen Campingplatz von Palm Cove, gab es leider keinen Platz mehr. In Ellis Beach, dem nördlichsten Punkt der Marlin Coast, bekamen wir den letzten Stellplatz auf einem zwischen Highway und Strand gelegenen Campingplatz, der mit 28 AUD schon recht teuer war. Per SMS erfuhren wir von Walli und Jochen, dass es mit der Verlängerung ihres Carnets um drei Monate geklappt hat und sie sich jetzt langsam auf den Weg gen Westen machen werden. Wir werden uns bestimmt irgendwo im Outback noch einmal über den Weg laufen. Zwei Anrufe von VW ergaben folgenden Sachverhalt: Die australischen Ersatzteile passen und können relativ schnell vom Zentrallager in Sydney beschafft werden, allerdings müssen alle drei Lager ausgetauscht werden, was inklusive Einbau etwa 1.500 AUD kosten soll. Das Geld hätten wir natürlich lieber anders angelegt, aber damit mussten wir ja rechnen, immerhin ist der Roadrunner mit seinen neun Jahren und knapp 230.000 km ja nicht mehr der Jüngste. Am kommenden Montag soll die Reparatur durchgeführt werden, so dass uns genügend Zeit bleibt, uns noch etwas umzusehen.

Mittwoch, 16.07.03

Bevor wir uns wieder auf den Weg machten gingen wir an den wirklich traumhaften Strand von Ellis Beach. Palmen reichen direkt bis an den herrlichen Sandstrand und lassen Südseeträume Wirklichkeit werden. Die Straße führt an einem einzigartigen Küstenstreifen entlang: Einsame Strände werden vom üppigen, tropischen Regenwald gesäumt laden zum Verweilen ein. Leider wurde das Wetter immer trüber, was den optischen Genuss des traumhaften Straßenverlaufs etwas schmälerte. Wir unternahmen einen Abstecher nach Port Douglas, wo wir das schlechte Wetter mit einem Bummel durch den Ort überbrückten. Das ehemalige Fischerdorf ist heute ein beliebter Urlaubsort, der sich aber seinen dörflichen Charme bewahren konnte. Als sich das Wetter gebessert hatte, fuhren wir zum Flagstaff Hill Lookout hinauf und genossen den Blick auf die Four Mile Beach, den grandiosen Badestrand, der neben den Ausflügen zum Great Barrier Reef der Hauptanziehungspunkt des Ortes ist. In Mossman, 14 km nördlich, endet die Zuckerrohrregion, die die Küste von Queensland dominiert. Neben dem Zuckerrohr werden rund um Mossman vor allem Zitrusfrüchte angebaut. Der Reiz des Ortes liegt 5 km weiter westlich. Die Mossman Gorge Section des Daintree National Parks ist eine 565 km² große, weitestgehend undurchdringliche Wildnis. Aborigines vom Stamm der Kuku Yalanji leben noch immer in dieser Region und bieten geführte Touren in den Regenwald an. Wir machten uns auf den 3 km langen Rundweg durch den urwaldartigen Regenwald in der felsigen Mossman Gorge. Immer wieder bietet der Mossman River oder einer der zahlreichen Bäche, die in den Fluss münden, eine natürliche Lücke in der dichten Vegetation. Mit vielen Fotostopps waren wir fast zwei Stunden unterwegs und haben diese ursprüngliche Natur in vollen Zügen genossen. Störend waren nur die vielen Tourbusse, die ihre „Ladung“ ein Stück weit durch den Wald „hetzten“. Der kleine Ort Daintree hat bis auf seine Lage am breiten Daintree River nichts zu bieten und auch der Campingplatz gefiel uns nicht, so dass wir beschlossen noch ein Stück weiter zu fahren. Mit einer Fähre überquerten wir den Daintree River und erreichten die Cape Tribulation Section des Daintree National Parks, die mit 170 km² wesentliche kleiner ist als der südliche Teil. Cape Tribulation (Kap der Trübsal) erhielt seinen Namen von Captain James Cook, nachdem sein Schiff, die „Endeavour“, 1770 etwas weiter nördlich auf ein Riff aufgelaufen war. Der seltene Küsten-Regenwald, der rund um das Kap bis zum Meer heran reicht, bietet über 1.000 Pflanzenarten eine Heimat. Aufgrund seiner vielfältigen Flora und Fauna ist der Daintree National Park auch als Teil der Wet Tropics World Heritage Area von der UNESCO unter  Schutz gestellt. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fuhren wir ohne Unterbrechung durch die dichte Regenwaldvegetation bis zum kleinen Campingplatz des Nationalparks am Noah Head. Leider war der Platz ausgebucht, so dass wir ein paar Kilometer zurück fahren mussten, wo wir auf einem sehr einfachen, privaten Campingplatz 25 AUD für einen Stellplatz zahlten.

Donnerstag, 17.07.03

Als wir unsere Fahrt zum Cape Tribulation fortsetzten, hatten wir das Glück einen der seltenen Helmkasuare am Straßenrand beobachten zu können. Mit dem Cape Tribulation erreichten wir nicht nur den nördlichsten Punkt unserer Reise an der Ostküste sondern auch die einzige Stelle der Welt, an der zwei World Heritage Areas aufeinander treffen: Wet Tropics Rainforest und Great Barrier Reef. Wir spazierten durch den Regenwald und an der Cape Tribulation Beach entlang, die hier nahtlos ineinander übergehen. Auch am südlich des Kaps gelegenen Myall Beach unternahmen wir einen Spaziergang am Strand und auf dem 1,2 km langen Dubuji Boardwalk. „Dubuji“ bedeutet in der Sprache der Kuku Yalanji soviel wie „Platz der Geister“. Der Plankenweg durch üppigen Mangroven- und Regenwald entführte uns tatsächlich in eine im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Welt, die diesen Namen zu Recht trägt. Auf dem Weg zurück zur Fähre über den Daintree River stärkten wir uns mit einem leckeren Eis aus tropischen Früchten der Daintree Ice Cream Company. Der Alexandra Lookout bot einen herrlichen Blick auf das Cape Kimberley, Snapper Island und den Mündungsbereich des Daintree River. Die Fähre brachte uns wieder über den Fluss und wir fuhren ohne Unterbrechung weiter bis Mossman. Nach einem kurzen Einkaufsstopp setzten wir unsere Fahrt auf der Inlandroute fort. Über Julatten erreichten wir Mareeba und damit das Atherton Tableland. Auf einer Länge von 150 km ragt das Atherton Tableland steil über der Küstenebene zwischen Cairns und Innisfail empor. Dank des kühlen Klimas, der starken Regenfälle und des nährstoffreichen Vulkanbodens ist dies eines der fruchtbarsten Anbaugebiete Queenslands. Aufgrund des seltenen Bergregenwaldes, schäumender Wasserfälle und kristallklarer Seen gehört das Atherton Tableland zu den schönsten Tropenlandschaften Australiens. Wir fuhren in den 12 km westlich von Mareeba  gelegenen Granite Gorge Nature Park, wo wir auf dem wunderschön gelegenen, einfachen Campingplatz einen Stellplatz für die Nacht fanden. Der Granite Creek windet sich hier durch ein Wunderland aus Felsen und zahlreiche Felsenkängurus bevölkern diese Region. Diese putzigen Tiere waren geduldige Zuhörer, als wir auf einer der Felskuppen Didgeridoo gespielt haben. Nach dem Abendessen saßen wir noch eine Zeit lang am Lagerfeuer, umringt von neugierigen Felsenkängurus.

Freitag, 18.07.03

Gut zwei Stunden wanderten wir durch das Felsenlabyrinth der Granite Gorge und konnten erneut zahlreiche Felsenkängurus beobachten. Markierte Wege führten uns zu Badestellen und markanten Felsformationen wie Turtle Rock, Split Rock, Turks Head und Balancing Rocks. Die Felsenkängurus beobachteten neugierig unsere mühselige Kletterei über die Felsbrocken, die sie selbst viel eleganter überwinden konnten. Eines der Kängurus hatte ein Jungtier, einen „Joey“ im Beutel, das ebenfalls schon neugierig in die Welt blickte. Zurück in Mareeba sahen wir uns die Ausstellung im Heritage Museum & Information Centre an und bekamen von dem sehr netten Mitarbeiter wertvolle Tipps für die Fahrt durch das Atherton Tableland. In Tolga sahen wir uns die Holzarbeiten in der Tolga Woodworks Gallery an und fuhren an den durch die Aufstauung des Barron River gebildeten Lake Tinaroo. Auf einem Parkplatz am See machten wir eine Mittagspause und machten uns dann auf den Weg in die „Hauptstadt“ des Tableland, nach Atherton. Am Südrand des Ortes hatten wir Glück, im Platypus Park konnten wir tatsächlich ein Schnabeltier beobachten. Etwa eine Stunde lang „verfolgten“ wir das Tier vom Ufer des kleinen Baches aus und hatten so die Möglichkeit es recht gut zu betrachten. Im Woodlands Caravan Park fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Samstag, 19.07.03

Bevor wir uns an die weitere Erkundung des Atherton Tablelands machten, fuhren wir noch einmal zum Platypus Park und hatten wieder Glück. Ohne störendes Klicken der Kamera konnten wir das possierliche Tierchen aus drei bis vier Meter Entfernung beobachten. Unser nächster Stopp war der kleine Hastie Swamp National Park, wo wir von einer Schutzhütte am Nyleta Wetland aus Wasservögel beobachten konnten. Reiher, Kraniche, Spaltfußgänse und Gelbfuß-Pfeifgänse bevölkerten das Feuchtgebiet und ließen sich durch die Besucher nicht im Geringsten stören. Im Mt. Hypipamee National Park sahen wir uns die Dinner Falls und den durch eine vulkanische Gasexplosion entstandenen, 70 m breiten und 60 m tiefen Krater an, an dessen Grund sich ein über 80 m tiefer See befindet. Nach einer kurzen Mittagspause sahen wir uns einige der Hauptattraktionen des Tablelands – die spektakulären Wasserfälle an. Wir begannen mit den in mehreren Kaskaden zu Tal stürzenden Mungalli Falls. In der Mungalli Creek Dairy wollten wir eigentlich Käse probieren und auch kaufen, da man jedoch schon für einen Probierteller 10 AUD bezahlen sollte, haben wir das ganze gemoppt. Der „Waterfall Circuit“ östlich von Millaa Millaa führte uns gleich zu drei wunderschönen Wasserfällen: Ellinjaa Falls, Zillie Falls und Millaa Millaa Falls. An den letzteren wurden wir noch Zeuge, wie sich eine Gruppe von Rucksacktouristen in die recht kalten Fluten stürzte. In Malanda bezogen wir in direkten Nachbarschaft zu weiteren Wasserfällen Quartier auf dem Malanda Falls Caravan Park.

Sonntag, 20.07.03

An die tropischen Schauer der letzten Tage hatten wir schon gewöhnt, auch wenn uns alle Einheimischen sagen, dass es zu dieser Jahreszeit eigentlich nie regnet, aber heute war es anders: Es hörte überhaupt nicht aus zu regnen. So gingen wir im strömenden Regen zu den Malanda Falls, deren Pool gleichzeitig das Freibad des kleinen Ortes bildet. Der Crater Lakes National Park schützt die beiden Seen Lake Barrine und Lake Eacham, die das Ergebnis von Explosionen sind, die sich aufgrund einer vulkanischen Erhitzung eingeschlossener Wassermassen vor Jahrmillionen ereignet haben. Unseren Plan den kleinere Lake Eacham zu umwandern gaben wir aufgrund des Wetters auf und begnügten uns stattdessen mit einem Blick aus dem Auto. Yungabarra geniest den Ruf die schönste Siedlung der Tablelands zu sein, viele Häuser stehen unter Denkmalschutz. Wir sahen uns zwei Galerien an und trösteten uns in einem Cafe mit Kaffee und Kuchen über das schlechte Wetter. Ganz in der Nähe des Ortes steht mitten im Regenwald der „Curtain Fig Tree“, eine 500 Jahre alte Würgefeige, deren bis zu 15 m lange Luftwurzeln einen richtigen Vorhang bilden. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir über Atherton und Kuranda nach Cairns zurück. Hier bezogen wir wieder den Campingplatz gegenüber der VW-Werkstatt, wo morgen die neuen Motorlager eingebaut werden sollen – hoffentlich. Dann können wir auch unseren Weg gen Westen, durch das Outback, fortsetzen. Wir sind auch froh dem Trubel und Touristenrummel rund um Cairns auf diesem Wege entkommen zu können.

Montag, 21.07.03

Heute hieß es wieder früh aufstehen, denn um 7:30 Uhr sollten wir bei VW sein. Nachdem wir den Wagen abgeliefert hatten, blieben wir noch knapp zwei Stunden im Warteraum der Werkstatt. Dann machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg in die Innenstadt. In einem Internetcafe haben wir unsere Homepage aktualisiert und E-Mails gelesen und beantwortet. Das Didgeridoo, das wir vor vier Wochen per Post zu Freunden nach Deutschland geschickt hatten, ist mittlerweile angekommen, hat aber leider auf dem Transport Schaden genommen. Mehrere Risse an beiden Enden, vermutlich verursacht durch die zu raue Behandlung auf dem Postweg, machen nach unserer Rückkehr einige Bastelarbeit erforderlich, um es wieder bespielbar zu machen. Wenn wir noch weitere Didges nach Deutschland schicken, dann nur noch per Kurierdienst, das geht schneller, ist wohl erheblich sorgfältiger und nur unwesentlich teurer. Nach etwa zwei Stunden Internet machten wir uns bei leichtem Nieselregen auf einen Bummel durch die Stadt. In einem italienischen Restaurant haben wir Pizza gegessen und uns dann im Cairns Central Shopping Centre umgesehen. Auf dem Rückweg zur Esplanade habe ich einige Didgeridoos in verschiedenen Geschäften ausprobiert – es waren einige ganz gute aber kein wirklich überragendes dabei. Ein Anruf von VW brachte die schlechte Nachricht, dass wir einen weiteren Tag in Cairns bleiben müssen: Man hatte ein falsches Ersatzteil bestellt und konnte daher nur zwei der drei Lager austauschen. Das dritte soll nun morgen eintreffen und dann auch binnen einer Stunde eingebaut sein – warten wir es ab. Wir radelten zu VW zurück, zum Glück hat es gerade nicht geregnet, und haben unseren Roadrunner abgeholt. Nachdem wir uns einen Stellplatz gesichert hatten, ging es für einen Großeinkauf in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum. So sind wir für die Fahrt ins Outback gerüstet, wenn morgen  hoffentlich alles klappt. Abends rief Jutta an: Die beiden stehen relativ nah im Barron Falls National Park, vielleicht klappt es ja noch einmal mit einem Treffen.

Dienstag, 22.07.03

Am Morgen regnete es in Strömen und unser Versuch den vermeintlichen Schauer auszusitzen schlug fehl – uns blieb nichts anderes übrig als im Regen zu packen. Da aufgrund  des Wetters keine Aktivität im Freien angebracht war, fuhren wir zum Stockland Shopping Centre. Hier brachten wir die bisher in Australien belichteten Diafilme und Sicherungskopien der digitalen Fotos, sowie die gesammelten Muscheln auf dem Postweg zu Freunden nach Deutschland. Beim anschließenden Bummel durch das Einkaufszentrum waren wir des Zeit Totschlagens schnell überdrüssig und fuhren zur VW-Werkstatt. Das fehlende Ersatzteil war tatsächlich eingetroffen und nach etwa zwei Stunden Wartezeit konnten wir endlich unseren Weg fortsetzen. Mit knapp 900 AUD war die Reparatur zwar immer noch teuer genug aber doch deutlich unterhalb der ursprünglich angesetzten 1.500 AUD. Wir verließen Cairns in südlicher Richtung und bogen in Gordonvale in Richtung Westen ab. Damit nahmen wir auch Abschied vom Pazifischen Ozean, die nächsten Wochen werden wir im trocknen Binnenland, dem australischen Outback verbringen. Der nächste Kontakt mit dem Meer ist dann erst in Darwin, wo wir auf den Indischen Ozean treffen werden. Die kurvenreiche Strecke windet sich auf das Atherton Tableland hinauf und bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf die umliegenden Täler.  Auf dem Hochplateau angekommen sahen wir uns den am Danbulla Forest Drive gelegenen Cathedral Fig Tree an, eine gewaltige Würgefeige, die einen kleinen, begehbaren Raum bildet. Im Crater Lakes National Park sahen wir uns diesmal den Lake Barrine an und gingen an seinem Ufer zu den Twin Kauris, zwei über 1.000 Jahre alten, riesigen Kaurifichten. Über Yungaburra fuhren wir weiter nach Atherton, wo wir noch einmal nach „unserem“ Platypus Ausschau hielten, diesmal leider vergeblich. Wie schon in der letzten Woche, bezogen wir auch heute Quartier auf dem Woodlands Caravan Park.

Mittwoch, 23.07.03

Auch heute Morgen wollte sich das Schnabeltier nicht zeigen. In Herberton nutzten wir den Internetservice der Bücherei für einen kurzen Blick in unsere Mailbox und einige E-Mails. In der Nähe von Ravenshoe sahen wir uns die Wasserfälle im Millstream Falls National Park an. Die Little Millstream Falls stürzen sich in drei Kaskaden in ein von dichter Vegetation umgebenes Becken und die Millstream Falls gelten als die breitesten Wasserfälle Australiens. Der Park bildet praktisch auch die Grenze zwischen dem feuchten Atherton Tableland und dem trockenen Hinterland. Der Kennedy Highway verengt sich teilweise zu einer nur noch einspurig asphaltierten Piste mit breiten Seitenstreifen. Bei Gegenverkehr müssen dann beide auf den unbefestigten Straßenteil ausweichen, was allerdings sehr gut klappt. Vorsicht ist lediglich geboten wenn ein Roadtrain, ein riesiger Lastzug mit mehreren Anhängern, entgegenkommt: Dieser weicht keinen Millimeter aus und zwingt den Gegenverkehr an den äußersten Straßenrand. Die Abstände zwischen den Tankstellen werden auch immer größer, so dass wir in Mt. Garnet unseren noch dreiviertel vollen Tank sicherheitshalber noch einmal auffüllten. Die Straße passiert den Forty Mile Scrub National Park, der eine ursprüngliche Buschvegetation schützt, die auf die 300 Millionen Jahre alte Pflanzenwelt der Urkontinents Gondwana zurückgeht. Direkt hinter dem Park zweigt der Savannah Highway nach Westen ab. Die Gulf Savannah, eine riesige (350.000 km²) Gras- und Buschlandsteppe, die von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogen wird, die alle in den Namensgebenden Gulf of Carpentaria münden. Hier beginnt auch das eigentliche Outback von Queensland. Nur 17 km nach dem Beginn des Savannah Highway führt eine Straße in den Undara Volcanic National Park. Die Lavaröhren dieses Parks gelten bei vielen Forschern als geologische Wunderwerke. Sie entstanden, als vor mehr als 190.000 Jahren ein gewaltiger Vulkan auf dem McBride Plateau Millionen Tonnen dünnflüssiger Lava ausspie. Ein Großteil dieser blubbernden Masse ergoss sich in ausgetrockneten Flussbetten. Während die Lava an der Oberfläche erkaltete, floss der Strom im Inneren der so entstandenen Röhren weiter. Als die Lava abgeflossen war, hinterließ sie das größte Lavaröhrensystem der Welt, dass sich auf einer Länge von knapp 160 km durch die Savanne zieht. Die Röhren sind bis zu 20 m hoch und 30 m breit und gehören zu den besterhaltenen der Welt. „Undara“ ist ein Wort aus der Sprache der hier ansässigen Abrigines und bedeutet so viel wie „langer Weg“. Um die Lavaröhren zu erkunden, muss man sich einem Führer der Savannah Guides Association anschließen und Übernachtungsmöglichkeiten bietet die Undara Lava Lodge. Zum Glück hatten wir sowohl einen Stellplatz als auch die halbtägige Tour für den nächsten Morgen telefonisch reserviert, denn trotz der relativen Abgeschiedenheit des Parks war es recht voll und die Touren teilweise ausgebucht als wir ankamen. Nach dem Abendessen gingen wir zu dem von der Lodge angebotenen Abendprogramm: Am Lagerfeuer zeigte einer der Guides Dias von der Tierwelt der Region und gab die entsprechenden Erläuterungen dazu – ein hoch interessanter Abend.

Donnerstag, 24.07.03

Unsere Halbtages-Tour in das Gebiet der Undara Lava Tubes war ein voller Erfolg: Fast drei Stunden verbrachten wir in den verschiedenen Höhlen und Tunnelsystemen des Wind Tunnel Complex. Von den 69 erhaltenen Lavaröhren im Nationalpark sind lediglich 8 für die Öffentlichkeit zugänglich, mehr als 300 Röhren sind im Laufe der Zeit bereits eingestürzt. Ross, unserer Savannah Guide, verstand es die Entstehungsgeschichte und die geologischen Besonderheiten dieses weltweit einmaligen Lavafeldes auf anschauliche und interessante Art und Weise zu vermitteln und gab nebenbei auch noch einen Einblick in die Flora und Fauna des Parks. Wir konnten einige Kängurus und in einem der Tunnel sogar einige Fledermäuse beobachten. Zum Abschluss der Tour ging es auf einen Aussichtspunkt, von dem aus wir einige der 164 Vulkane des McBride Plateaus sehen konnten. Nach einer kurzen Verschnaufpause an der Lodge machten wir uns wieder auf den Weg. Etwa 40 km westlich von Mount Surprise verließen wir den Savannah Highway und erreichten nach 10 km teilweise rauer Schotterpiste die Tallaroo Hot Springs. Mitten im Outback gibt es hier fünf terrassenförmig angeordnete heiße Quellen mit einer Temperatur von bis zu 74° C. Nachdem wir uns auf dem einfachen, aber recht nett gelegenen Campingplatz eingerichtet hatten, bekamen wir eine Führung durch das Thermalgebiet. Zu unserer Überraschung sahen wir nicht nur einfach fünf Quellen, sondern eine Miniaturausgabe der farbenfrohen Thermalgebiete, wie wir sie in Neuseeland gesehen hatten. Das Regenwasser dringt hier durch poröses Gestein ins Erdinnere vor, wird durch die unterirdische, Geothermische Energie des McBride Plateaus erhitzt und gelangt an dieser Stelle wieder an die Oberfläche. Das besondere ist dann der „Natural Spa“, ein sehr schön angelegter Badepool, in dem man sich im 35° C warmem Wasser entspannen kann. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen und genossen fast eine Stunde lang das herrliche Thermalbad. Den Abend verbrachten wir unter dem faszinierenden australischen Sternenhimmel am Lagerfeuer – was will man mehr?

Freitag, 25.07.03

Mit einem Bad im „Natural Spa“ machten wir uns fit für den vor uns liegenden reinen „Fahr-Tag“. Bis Georgetown war die Strecke landschaftlich noch recht abwechslungsreich, wurde dann aber zunehmend eintöniger. Einzige Abwechslung brachten die entgegenkommenden Roadtrains und die von den Kadavern am Straßenrand auffliegenden Keilschwanzadler. Der Gegenverkehr bescherte uns auch zwei weitere Schmarren in unserer Windschutzscheibe,  wenn das so weiter geht brauchen wir wohl noch eine neue. Croydon hatte seine goldenen Zeiten von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg, als Goldfunde Tausende von Glückssuchern anlockten. An einem schönen Picknickplatz machten wir eine Mittagspause und erfuhren von einem anderen Camper, dass wohl alle Campingplätze in Karumba, unserem heutigen Etappenziel, ausgebucht seien. In Normanton, 70 km vom Gulf of Carpentaria entfernt am Norman River, war dann für uns Endstation. Telefonische Anfragen bei den Campingplätzen in Karumba bestätigten die Aussage, dass alle Stellplätze auf Wochen ausgebucht sind. Die „Gray Nomads“, wie die Rentner aus den südlichen Bundesstaaten genannt werden, die die Wintermonate in warmen Norden verbringen, buchen ihre Plätze bereits Monate im Voraus. So mussten wir unseren Plan bis an den Gulf of Carpentaria zu fahren aufgeben, denn nur hin und wieder zurückzufahren, um da gewesen zu sein, war es uns nicht wert. Gegründet als Umschlaghafen für die im Hinterland abgebauten Bodenschätze, hat Normanton heute noch etwa 1.300 Einwohner und ist nicht viel mehr als ein verschlafenes Outback-Nest. Der Caravan Park, auf dem wir einen der letzten freien Plätze bekamen, hat einen großen Pool, in dem wir wieder einmal richtig Schwimmen konnten. Zum Nachtisch gab es heute die letzte der an der Küste eingesammelten Kokosnüsse, einen letzten Gruß aus den Tropen.

Samstag, 26.07.03

Wir verließen Normanton in südlicher Richtung auf dem Matilda Highway. Nach etwa 200 km bietet das Burke & Wills Roadhouse einen ersten lohnenswerten Stopp. Hier tankten wir und stärkten uns mit einem leckeren Hamburger. Nach weiteren 145 km durch die eintönige Halbwüste der Savannah Gulf Country, einem der rauesten Outback-Gebiete in Nordwest-Queensland, erreichten wir in Gregory Downs das Ende der Asphaltstraße. Die letzten 100 km zu unserem heutigen Ziel, dem Lawn Hill National Park, mussten wir auf einer staubigen Schotterpiste zurücklegen. Die erste Hälfte ist sehr gut präpariert und man ganz normal weiterfahren, die zweiten 50 km sind recht rau, waschbrettartig ausgewaschen und mit grobem Schotter belegt. Hier heißt es langsam fahren und den größten Steinen und Rinnen ausweichen, sofern möglich. Im Nationalpark angekommen waren wir zunächst etwas enttäuscht, denn ein Schild wies darauf hin, dass der Campingplatz ausgebucht sei. Auf unsere Nachfrage im Büro der Parkranger stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht der Fall war und wir völlig problemlos einen Stellplatz bekommen konnten. Das Schild dient wohl nur der Abschreckung weniger hartnäckiger Besucher. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, sogar unsere Plane über dem Eingang kam wieder einmal zum Einsatz, machten wir uns auf einen ersten Erkundungsgang durch diesen aufgrund seiner Abgeschiedenheit wenig besuchten Park. Wie eine Oase bietet der von urzeitlichen Livistonia-Palmen gesäumte Lawn Hill Creek einen geradezu unvorstellbaren Kontrast zum staubtrockenen Outback, dass den knapp 4.000 km² großen Park umgibt. Dominierendes Element ist die Lawn Hill Gorge, die sich durch die zerklüfteten Sandsteinplateaus der Constance Range zieht. Die fast senkrechten, 60 m hohen Sandsteinwände sind das Ergebnis einer Jahrmillionen währenden Erosion durch den Lawn Hill Creek. Der Park ist ein Paradies nicht nur für die angeblich harmlosen Frischwasserkrokodile, sondern auch für über 135 Vogel- und 36 Beuteltierarten, sowie für zahlreiche Schlangen und Echsen. Aborigines lebten bereits vor rund 17.000 Jahren in Lawn Hill, was durch zwei Galerien mit Felsmalereien belegt ist. Die Waanyi gaben dem Park auch seinen ursprünglichen Namen „Boodjamulla“, der Name der Regenbogenschlange, die der Legende zur Folge die Lawn Hill Gorge geformt und mit frischem Quellwasser gefüllt hat. Zum Park gehört auch die Riversleigh World Heritage Area, die zusammen mit Naracoorte in South Australia als Australien Fossil Mammal Site den Schutz der UNESCO genießt. Dieser Teil des Parks ist aber nur mit Allradfahrzeugen erreichbar, so dass wir uns mit den ausgestellten Fossilienfunden im Riversleigh Interpretive Centre in Mount Isa werden begnügen müssen. Auf unserer kurzen Wanderung zu den Cascades, kleinen Stromschnellen des Lawn Hill Creek, konnten wir zahlreiche Kängurus und sogar einige Wildschweine beobachten. Im Licht der untergehenden Sonne erglühten die roten Felsen der Lawn Hill Gorge geradezu. Auf dem Rückweg sahen wir auf einem der Stellplätze ein großes Teleskop und sprachen die Besitzer an. Sie luden uns daraufhin zu einer Erkundung des australischen Sternenhimmels ein, was wir natürlich dankend annahmen. Nach dem Abendessen bekamen wir eine etwa zweistündige Einführung in Astronomie und konnten mit bis zu 120facher Vergrößerung auch noch Sterne, Sternennebel und Galaxien betrachten, die Tausende von Lichtjahren entfernt sind. Für uns, die wir den mit bloßem Auge sichtbaren Sternenhimmel in Australien schon immer so faszinierend finden, war das natürlich ein unvergessliches Erlebnis.

Sonntag, 27.07.03

In der Nacht wurde es aufgrund des wüstenhaften Klimas mit nur 6,5° C recht frisch und die kalten Duschen des Campingplatzes sorgten für eine zusätzliche Belebung der Lebensgeister. Wir hatten uns für heute eine Kanutour vorgenommen, die wohl schönste Art diesen einmaligen Nationalpark in seiner vollen Schönheit zu erleben. Direkt am Campingplatz befindet sich der Bootsverleih und so machten wir uns, endlich wieder einmal auf dem Wasser, auf den Weg. Die Fahrt auf dem smaragdgrünen Wasser des Lawn Hill Creek, der zu den Unberührtesten Wasserläufen ganz Australiens gehört, ist einfach traumhaft schön. Die roten Felsen der Schlucht bieten einen herrlichen Kontrast zum strahlend blauen Himmel, wir fühlten uns wie im Paradies. An den Indarri Falls mussten wir das Boot ein kleines Stück umtragen, ehe wir unsere Fahrt in die Upper Gorge fortsetzen konnten. Hinter jeder Kurve boten sich neue, phantastische Fotomotive, so dass wir nur sehr langsam vorankamen. An einer weiteren Stromschnelle endet dann der befahrbare Bereich der Schlucht und wir machten uns nach einer kurzen Pause auf den Rückweg. Ein kurzer Weg  führte uns zur Felsgalerie des Rainbow Dreaming, dass die Waanyi zu Ehren der Regenbogenschlange mit Ockerfarben auf den Fels gemalt haben. Nach knapp drei Stunden waren wir wieder am Anleger, gaben das Boot zurück und gönnten uns eine Verschnaufpause. Am späten Nachmittag, nach der größten Hitze, machten wir uns noch einmal, diesmal wieder zu Fuß, auf den Weg. Der Wild Dog Dreaming Track führte uns zu weiteren Felszeichnungen der Aborigines und in die Lower Gorge, die weitestgehend Naturbelassen ist. Die Felszeichnungen zeigen halbkreisförmige Strukturen, die ihren Ursprung in der Dreamtime des Wild Dog (Dingo) haben und als gebogene Zweige auch bei rituellen Tänzen getragen werden. Die Lower Gorge des Lawn Hill Creek steht als „Minimal Impact Zone“ unter strengem Schutz, jegliche Aktivitäten am und im Wasser sind verboten. Hier leben zahlreiche Frischwasserkrokodile und auch die im Park heimischen Vögel finden hier ein ungestörtes Rückzugsgebiet. Außer einigen Kängurus unbd zahreichen Vögeln bekamen wir aber keine  Tiere zu Gesicht, leider auch keine Freschies. Nach dem Abendessen habe ich noch etwas Didgeridoo gespielt, was sich dann langsam zu einer kleinen Party ausweitete. Es kamen einige Leute dazu und es bildete sich eine „Begleitband“, die die von mir gespielten Rhythmen mit Klatschen, Klopfen von Steinen und Blasen auf leeren Bierflaschen unterstützten. Wir hatten alle viel Spaß und es ergaben sich interessante Gespräche. So entwickelte sich auch unser zweiter Abend im Lawn Hill National Park zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Montag, 28.07.03

Um 6:00 Uhr beendete der Wecker unsere Nacht, denn wir wollten uns zeitig auf den Weg machen, um die staubige Piste bis nach Gregory Downs noch in den kühleren Morgenstunden zurücklegen zu können. Nachdem wir uns in dem kleinen General Store von Gregory Downs mit einem Eis gestärkt hatten, fuhren wir weiter zum Burke & Wills Roadhouse. Auch hier legten wir nur einen kurzen Boxenstopp ein und fuhren auf dem Matilda Highway in Richtung Süden weiter. In Cloncurry trafen wir auf den Barkly Highway und nach insgesamt 550 km erreichten wir Mount Isa. Mount Isa ist die einzige große Stadt im Westen von Queensland und wird auch als Zivilisationsoase im Outback bezeichnet. Ihre Existenz basiert ausschließlich auf den reichen Silber-, Blei, Kupfer- und Zinkvorkommen, die in dem weltweit größten unterirdischen Minensystem abgebaut werden. Ihren Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde verdankt Mount Isa allerdings nicht den Bodenschätzen sondern ihren gewaltigen Ausmaßen: Mit einer Fläche von über 40.000 km², was in etwa der Größe der Schweiz entspricht, ist Mount Isa die größte Flächenstadt der Welt. Von den gut 22.000 Einwohnern, die sich aus über 90 Nationalitäten zusammensetzen, leben die meisten vom Bergbau. Täglich werden fast 40.000 Tonnen Gestein aus der Mount Isa Mine gefördert, wobei Tiefen von bis zu 1.800 m erreicht werden. Eine eigens gebaute Eisenbahnlinie transportiert die Rohstoffe in das 900 km entfernte Townsville, wo sie weiterverarbeitet und verschifft werden. Schornsteine, Förderbänder und Abraumhalden prägen das Stadtbild und machen die Stadt auf den ersten Eindruck nicht besonders attraktiv. Wir bezogen im Argylla Caravan Village östlich der Stadt Quartier und befreiten das Auto vom größten Dreck der Outbackpisten.

Dienstag, 29.07.03

Der heutige Tag war eine Mischung aus Arbeit und Urlaub. Wir begannen mit einer gründlichen Wagen- und Fahrradwäsche, so dass wir wieder alles anfassen können ohne dreckig zu werden. Bei einem Reifenhändler wollten wir einen neuen Reifen kaufen, da der Reifen hinten links extrem abgefahren war. Weil Jutta und Martin das gleiche Problem hatten, vermuten wir, dass es mit der Spureinstellung und dem Linksverkehr zusammenhängt. Wir wurden auf den Nachmittag vertröstet, da er keinen Reifen entsprechender Größe auf Lager hatte und versuchen wollte, etwas zu organisieren. So sahen wir uns zunächst die Ausstellung im Riversleigh Fossils Interpretive Centre an. Ein Film informierte uns über die Ausgrabungen in Riversleigh, einem der weltweit bedeutendsten Fossilienfelder, in dem die versteinerten Überreste von Tieren gefunden wurden, die bis zu 30 Millionen Jahre alt sind. Da die Fossilienfunde so gut erhalten und umfangreich sind, war er möglich das genaue Aussehen der Tiere zu rekonstruieren. In den verschiedenen Dioramen der Ausstellung werden diese urzeitlichen Tiere wieder lebendig. Das benachbarte Kalkadoon Tribal Centre, das Kunsthandwerk der ansässigen Aborigines zeigt, war leider aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. In einem Internetcafe haben wir dann Mails gelesen und beantwortet und uns anschließend die kleine Ausstellung in der Basis des Royal Flying Doctor Service angesehen. Von dem Pfarrer John Flynn 1928 ins Leben gerufen, erlebte dieser medizinische Notdienst, der die damals noch in den Kinderschuhen steckenden Techniken des Flugwesens und des Funkverkehrs mit der Medizin verband eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Heute werden von 20 Basen aus mehr als 7 Millionen km² betreut und 27 Ärzte und 70 Krankenschwestern leisten Hilfe im Notfall und führen routinemäßige Gesundheitsfürsorge durch. Der Reifenhändler hatte dann keine gute Nachricht für uns: Er konnte uns keinen neuen Reifen beschaffen, hat dafür aber kostenlos das Reserverad montiert, so dass wir erst einmal problemlos weiterfahren können. Dann stand ein Großeinkauf auf dem Programm, denn unsere Vorräte waren nahezu zur Neige gegangen. Letzter Programmpunkt für heute war die Fahrt auf den City-Lookout, der einen Rundumblick auf Mount Isa ermöglicht. Ein Schild wies auf die Entfernungen zu Städten in aller Welt hin und wir erfuhren, dass wir 14.213 km von Frankfurt entfernt sind. Der Blick über die von den Minen und den Schornsteinen der Schmelzöfen beherrschte Stadt war zwar interessant aber nicht besonders schön. Zurück auf dem Campingplatz standen noch weitere Arbeiten am Auto und den Fahrrädern an, ehe wir es uns gemütlich machen konnten.

Mittwoch 30.07.03

Bevor wir Mount Isa wieder verließen, nutzten wir die Gelegenheit uns eine der über das Land verteilten Basen der School of the Air anzusehen. Diese Schulen haben keine Klassenzimmer und Schüler und Lehrer sitzen of Hunderte von Kilometern voneinander entfernt, lediglich über Sprechfunk zu einer Klassengemeinschaft miteinander verbunden. Die Kinder leben meist auf abgelegenen Farmen oder in kleinen Orten, die keine eigenen Schulen unterhalten können. Die Funkgeräte, sowie weitere Hilfsmittel für die persönlichen Klassenzimmer der Schüler werden von der Schule gestellt. Lehrbücher, schriftliche Unterlagen, Arbeithefte, sowie Audio- und Videokassetten werden auf dem Postwege ausgetauscht. Telefon und Computer werden in naher Zukunft die Arbeitsweise der Schule weiter verändern - das virtuelle Klassenzimmer steht bevor. Während der eineinhalbstündigen Führung erfuhren wir einiges über die Arbeitsweise der Schule und konnten sogar live bei einer Unterrichtsstunde mit Erstklässlern dabei sein. Für uns Mitteleuropäer mit unserer hohen Bevölkerungsdichte und dem flächendeckenden Schulsystem ist diese Art des Unterrichts schon etwas exotisch. Die School of the Air dient lediglich als Primary School, was unserer Grundschule entspricht. Weiterführende Schulen werden dann in der Form von Internaten angeboten, so dass allen Kindern eine entsprechende Ausbildung zur Verfügung steht. Unser weiterer Weg gen Westen führte durch eintönige Outbacklandschaft ohne nennenswerte Abwechslung. In Camooweal machten wir eine Mittagspause und überquerten 15 km weiter die Grenze zum Northern Territory. Neben dem Uluru, dem berühmtesten Wahrzeichen Australiens, sind Kata Tjuta und Devils Marbles im Roten Zentrum sowie die Nationalparks Kakadu und Litchfield im tropischen Norden beeindruckende Naturphänomene im Northern Territory. Das Rote Zentrum mit seinen riesigen Wüstengebieten liegt im Zentrum des australischen Kontinents. Seinen Namen verdankt es dem Sand, dem Boden, den Felsen und den Bergen, die sich allesamt in leuchtendem Rot vom meist strahlend blauen Himmel absetzen. Bei einem früheren Aufenthalt im Roten Zentrum wurden wir einmal mit den Worten: „Welcome to Australia – this ist he heart of it!“ begrüßt und dieses Herz Australiens wollen wir uns in der nächsten Zeit etwas genauer ansehen. Nach fast 500 km Outback bezogen wir auf dem Campingplatz des Barkly Homestead, mitten im Nirgendwo, Quartier. Das Barkly Homestead ist gleichzeitig Tankstelle, Supermarkt, Imbiss, Bar und Übernachtungsmöglichkeit und hat in einem Umkreis von 200 km keinerlei Konkurrenz zu fürchten. Dennoch sind die Preise nicht überzogen hoch und es herrscht eine freundliche Atmosphäre.

Donnerstag, 31.07.03

Nach weiteren 180 km auf dem Barkly Highway erreichten wir in Three Ways den Stuart Highway, die Hauptverkehrsader des Nortrhern Territory. In Richtung Süden kamen wir als nächstes durch Tennant Creek, Ende des 19. Jahrhunderts als Telegrafenstation gegründet, ist der Ort heute eine wichtige Station auf dem Stuart Highway zwischen Alice Springs und Darwin. Hier sahen wir uns das Nyinkka Nyunyu Art and Cultural Centre an. In der Galerie des gerade neu eröffneten Zentrums fanden sich moderne Bilder von Aboriginal Künstlern, die nicht so ganz unseren Geschmack trafen. Besser haben uns die Exponate zur Geschichte und Lebensweise der Warumungu Aborigines gefallen. Die Außenanlage war noch nicht so ganz fertig, hier wird ein Garten mit von den Aborigines in ihrer traditionellen Lebensweise benutzten Pflanzen entstehen, der dem Besucher einen weiteren Einblick in die Kultur der Warumungu ermöglichen wird. Etwa 110 km südlich von Tennant Creek führt der Stuart Highway durch die Devils Marbles Conservation Reserve. Die gigantischen roten Granitkugeln sind nach einer Legende der Aborigines die Eier der heiligen Regenbogenschlange, die in der Traumzeit alle Gewässer Australiens schuf. Geologen führen die Entstehung der oft in einem fragilen Gleichgewicht aufeinander balancierenden Granitblöcke auf einen unterirdischen Lavafluss vor mehr als 1.700 Millionen Jahren zurück. Die flüssige Lava wurde zu riesigen Kuppeln direkt unter der Erdoberfläche zusammengepresst und durch die Kräfte der Erosion freigelegt und in ihre heutige Form gebracht. Wir sicherten uns zunächst einen Stellplatz auf dem einfachen Campingplatz des Parks und machten uns dann mit den Fahrrädern auf den Weg. An verschiedenen Stellen konnten wir auf schmalen Wegen in die Wunderwelt dieser Felsgebilde eindringen und die vermeintlich instabilen Konstellationen bewundern. Zurück auf dem Campingplatz habe ich etwas Didgeridoo gespielt, was uns eine Einladung der Nachbarn für den Abend eingebracht hat. Nach dem Abendessen machten wir uns jedoch zunächst noch einmal auf den Weg durch die „Teufelsmurmeln“, um uns die im Licht der tief stehenden Sonne besonders schönen Felsformationen anzusehen. Nach dem Sonnenuntergang saßen wir dann mit zwei australischen Paaren zusammen, haben viel erzählt und ich habe noch ein bisschen Didge gespielt. Es war ein sehr schöner Abend und wir konnten sogar einige Sternschnuppen am fantastischen Sternenhimmel entdecken. Nach knapp zwei Stunden in gemütlicher Runde wurde es langsam kühl und jeder zog sich in seinem Camper zurück.

Freitag, 01.08.03

Schon vor dem Sonnenaufgang waren wir wieder zwischen den „Murmeln“ unterwegs, die im Licht der aufgehenden Sonne ein noch faszinierenderes Farbenspiel abgaben als beim Sonnenuntergang. Auf der Fahrt in Richtung Alice Springs gab es erwartungsgemäß nicht sehr viel zu sehen. Am interessantesten waren noch die Ausblicke auf die neue Eisenbahntrasse, die ab 2004 Darwin mit Alice Springs verbinden wird. In Ti-Tree, wo wir einen Tankstopp einlegen mussten, sahen wir uns die Red Sand Gallery an, die sich rühmt „Central Australia´s most exciting Aboriginal Art Gallery“ zu sein. Die angebotenen Didgeridoos waren jedoch alle nicht von besonders guter Qualität. Im Norden von Alice Springs reservierten wir im Red Centre Resort nicht nur einen Stellplatz für die Nacht, sondern auch Tickets für die Dinner-Show „Red Centre Dreaming“. Die Show, eine Kombination aus traditionellen Tänzen, Gesängen und Didgerdoo-Spiel, war uns von anderen Reisenden empfohlen worden. Wir fuhren weiter zum Alice Springs Cultural Precinct, wo sich neben dem Araluen Centre mit seinen Kunstgalerien auch noch das Museum of Central Australia, das Strehlow Research Centre und das Central Auistralian Aviation Museum befindet. Hier sahen wir auch die Ankündigung, dass das aus Sydney stammende Bangarra Dance Theatre hier ein zweitägiges Gastspiel gibt. So sicherten wir uns Karten für die schon fast ausverkaufte morgige Vorstellung. Das moderne Aboriginal Tanzensemble ist über die Grenzen Australiens hinaus bekannt und wir hatten in Sydney keinen Hinweis auf Vorstellungen bekommen. Damit stehen jetzt schon zwei Kulturabende auf dem Programm. Die Ausstellungen in den Galerien des Araluen Centre waren ganz interessant, leider waren nur sehr wenige Bilder des bekannten Aboriginal Malers Albert Namatjira zu sehen, von dem Geli schon eine Wanderausstellung in Adelaide gesehen hatte. Im Museum of Central Australia erfuhren wir Einiges über die Flora und Fauna des Roten Zentrums. Bevor wir zum Campingplatz zurückfuhren sicherten wir uns noch einen Stellplatz auf dem gegenüber des Araluen Centres gelegenen Stuart Caravan Park, so dass wir die morgige Veranstaltung zu Fuß erreichen können. Die Show „Red Centre Dreaming“ hat uns sehr gut gefallen: Einer verbalen Einführung in die kulturellen Besonderheiten der Aborigines folgte ein Abendessen mit Baramundi, Lamm und Känguru, dass zwar gut aber nicht besonders herausragend war. Die eigentliche Show war dafür umso besser. Die drei Akteure haben eine gute Stunde lang kurzweilige und informative Unterhaltung geboten.

Samstag, 02.08.03

In der Nacht wurde es dann so richtig kalt, am Morgen waren -1° C, der Rasen auf dem Stellplatz war mit Raureif überzogen. Wir machten uns auf den Weg in die Stadt, die 1872 im Zuge der Telegrafenleitung von Adelaide nach Darwin als Verstärkerstation gegründet wurde. Ihren Namen verdankt sie einer Quelle in der Nähe der Telegrafenstation und dem Vornamen der Frau des damaligen Telegrafen-Superintendenten. Die heutige Stadt entstand etwa zehn Jahre später einige Kilometer südlich der Telegrafenstation und ist heute eine wichtige Station auf dem Stuart Highway und touristisches Zentrum des südlichen Northern Territory. Leider ist Alice Springs auch die Stadt in der die sozialen Probleme der Aborigines allgegenwärtig und auffälliger sind als irgendwo sonst in Australien. Wir fanden einen Autoglaser, der unsere lädierte Windschutzscheibe wieder in Stand setzte und einen Reifenhändler mit einem passenden Reifen, der unser abgefahrenes Reserverad ersetzte. Nachdem diese Arbeiten erledigt waren verschafften wir uns vom Anzac Hill einen Überblick über die Stadt und die MacDonnell Ranges. Von hier aus fuhren wir ins Zentrum von Alice Springs und schlenderten durch die Hauptverkehrsstrasse, die Todd Mall. Auch die Didgeridoos, die ich hier ausprobiert habe, waren qualitativ eine Enttäuschung und bestätigten wieder einmal, dass unheimlich viel Schund zu überteuerten Preisen auf dem Markt ist. Wir reservierten Tickets für die Didgeridoo-Show von Andrew Langford im „Sounds of Starlight Theatre“ und haben uns nett mit dem Künstler unterhalten. Nachdem wir einige Lebensmittel eingekauft hatten fuhren wir zum Campingplatz und machten es uns gemütlich. Um 20:00 Uhr begann dann die Show „The Dreaming“ des Bangarra Dance Theatre im gegenüber des Campingplatzes gelegenen Araluen Centre. Die Tänzer haben es hervorragend verstanden durch ihren ausdrucksstarken Tanz, unterstützt von modernen, harmonischen Klängen die Legenden der Aborigines und der Torres Strait Insulaner zu visualisieren. Die knapp zweistündige Vorstellung war ein absoluter optischer und akustischer Leckerbissen.

Sonntag, 03.08.03

Der Alice Springs Desert Park im Westen der Stadt bietet einen Einblick in den Lebensraum Wüste und seine zahlreichen Bewohner. Hier, am Fuße der MacDonnell Ranges, finden sich die verschiedenen Landschaftsformen, Pflanzen und Tiere, die für die zentralaustralischen Wüsten typisch sind. Rund 400 zum Teil seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten können hier in ihren natürlichen Lebensraum betrachtet werden. Das Nocturnal House ist Heimat für die nachtaktiven Wüstentiere und ist das weltweit größte seiner Art. Nach dem Rundgang durch die Habitate Wald, Sandwüste und Wüstenfluss sahen wir uns die Ausstellung im Exhibition Centre an und beendeten unseren Besuch mit dem sehr guten Film „Changing Heart“, der sich mit der Entwicklung der zentralaustralischen Wüste über die vergangenen 4.500 Millionen Jahre befasst. Zweiter und letzter Programmpunkt für heute war das nördlich der Stadt gelegene Telegraph Station Historical Reserve, die Keimzelle des heutigen Alice Springs. Die Gebäude der ehemaligen Relaisstation der Overland Telegraph Line wurden sehr schön restauriert und mit zeitgenössischem Inventar ausgestattet. Die Station war von 1872 bis 1932 in Betrieb und diente später als Kinderheim für Aborigine-Kinder, die von ihren Eltern getrennt worden waren. Noch besser als die schöne Anlage war die Führung durch Alec Ross, der als kleiner Junge in die Station kam und hier einen Großteil seiner Kindheit verbracht hat. Er ist ein sehr freundlicher Mann, der auf seine Zeit in der Station sehr positiv zurückblickt, da sie ihm einen guten Start für sein späteres Leben ermöglicht hat. Auf dem MacDonnell Range Holiday Park im Süden der Stadt sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht.

Montag, 04.08.03

Auf dem Stuart Highway machten wir uns auf den Weg in Richtung Süden. Wir unterbrachen unsere Fahrt an dem Roadhouse von Erldunda und bogen dann auf den Lasseter Highway, der seinen Namen von dem Abenteurer Harold Lasseter bekommen hat, ab. Nach knapp 150 km meint man bereits den Ayers Rock vor sich zu haben, es handelt sich bei diesem Tafelberg allerdings um den Mt. Conner, der sich 350 m aus dem ihn umgebenden Outback erhebt. Nach weiteren 100 km erreichten wir Yulara, das Tor zum Uluru-Kata Tjuta National Park. Auf dem Campingplatz des Ayers Rock Resort bezogen wir unseren telefonisch für die nächsten drei Nächte reservierten Stellplatz. Zur Beobachtung des Sonnenunterganges fuhren wir dann ein erstes Mal in den Park, der aufgrund  seiner einzigartigen Naturdenkmäler sowie seines Tier- und Pflanzenreichtums zur World Heritage Site erklärt wurde. Der Ayers Rock oder besser Uluru, wie er in der der Sprache der Anangu, der hier lebenden Aborigines heißt, besteht aus Arkose, einem etwa 600 Millionen Jahre alten, mit Feldspat und Glimmer durchsetzten Sandstein. Für die Anangu ist der Uluru heilig, in ihm ruhen nach einer Legende die „Traumzeitwesen“, die einst die Erde geschaffen haben. Deshalb sollte man auch aus Respekt vor der Kultur der Aborigines auf die Besteigung des Uluru verzichten. Auch vom Boden aus ist Uluru, nach Mt. Augustus in Western Australia der zweitgrößte Monolith der Erde, ein überaus faszinierendes und Erfurcht einflößendes Ziel. Der Koloss mit einem Umfang von fast 9 km, ist 3,4 km lang, maximal 2,4 km breit und 348 m hoch. Ähnlich wie ein Eisberg gibt er jedoch nur einen kleinen Teil seiner wahren Größe preis, der größte Teil befindet sich unter der Erdoberfläche. Auf dem Parkplatz der Sunset Viewing Area haben wir uns einen guten Platz gesichert und dann mit Blick auf den Uluru zu Abend gegessen. Im Licht der untergehenden Sonne begann "The Rock", wie er auch genannt wird, feuerrot zu erglühen.

Dienstag, 05.08.03

Heute Morgen war frühes Aufstehen angesagt, schließlich wollten wir auch den Sonnenaufgang am Uluru erleben. An der Sunrise Viewing Area herrschte noch größerer Andrang als beim Sonnenuntergang am Abend zuvor. Auch heute Morgen erglühte der Ayers Rock im Licht der aufgehenden Sonne und wir konnten auch noch einen Blick auf die etwa 40 km entfernten Olgas werfen. Nachdem wir auf dem Parkplatz gefrühstückt hatten, nahmen wir den 9,4 km langen Uluru Base Walk in Angriff. Durchgehend eben und gut ausgebaut führt dieser Weg immer am Fuße des Uluru entlang und bietet hinter jeder Ecke neue,  faszinierende Ausblicke und Farbspiele. Aufgrund der großen kulturellen und spirituellen Bedeutung, die Uluru für die Aborigines hat,  ist an einigen Stellen nicht nur das Betreten sondern auch das Fotografieren verboten, was den Erlebniswert dieser Wanderung aber in keiner Weise schmälert. Wir sahen auch einige Höhlen, die den Anangu als Schutz dienten und die zum Teil noch urzeitliche Felszeichnungen aus der Mythologie der Aborigines bergen. Nach knapp 3 sehr schönen aber auch anstrengenden Stunden waren wir wieder am Parkplatz und fuhren zum Cultural Centre weiter. Dieses sehr schön aufgemachte Kulturzentrum gibt einen weiteren Einblick in die Anangu Kultur, sowie in Tjukurpa, das allumfassende Fundament dieser Kultur, das nicht nur das Zusammenleben untereinander, sondern auch den Umgang mit der Natur regelt. Auch im Hinblick auf das Tjukurpa sollten die Besucher die kulturelle und geistige Bedeutung von Uluru respektieren und auf eine Besteigung verzichten. Im Ayers Rock Resort buchten wir für Übermorgen einen Hubschrauberrundflug über den Ayers Rock und stärkten uns mit einem leckeren Eis. An einer Internet-Station warfen wir einen Blick in unsere Mailbox und erfuhren, dass Jutte und Martin nun doch an der Ostküste geblieben sind und Walli und Jochen auf unseren Spuren wandeln. Wir sind schon gespannt, ob und wann es noch einmal zu einem Wiedersehen kommt. Anschließend fuhren wir wieder zur Sunset Viewing Area und haben wieder mit Blick auf den Uluru zu Abend gegessen. Als wir gerade fertig waren fuhr ein deutscher Camper mit Duisburger Kennzeichen an uns vorbei. Wir haben die beiden dann heimgesucht und uns bei einem Tee nett über das Reisen unterhalten. Gerda und Rolf sind für ein halbes Jahr in Australien unterwegs und haben in etwa die gleiche Route vor sich wie wir. Der Sonnenuntergang war heute nicht so schön wie gestern, da Wolken die Sonne verhängten. Statt eines lang anhaltenden Glühens gab es heute nur ein kurzes Glimmen. Zurück auf dem Campingplatz machten wir es uns in unserem Roadrunner gemütlich. Gerda und Rolf kamen noch vorbei und wir haben unser Gespräch fortgesetzt.

Mittwoch, 06.08.03

Auch heute war noch einmal frühes Aufstehen angesagt, wir fuhren noch einmal zum Sonnenaufgang in den Park, diesmal jedoch zu den 40 km westlich des Uluru gelegenen Olgas bzw. Kata Tjuta, was "viele Köpfe" bedeutet. Dieses Felsengebirge besteht aus insgesamt 36 Felskuppeln mit dem 546 m hohen Mt. Olga als höchste Erhebung. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich sowohl Kata Tjuta, als auch Uluru noch 4 bis 5 km weit unter der Erdoberfläche fortsetzen, also ähnlich wie Eisberge nur einen Bruchteil ihrer wahren Größe preisgeben. Mit einer Fläche von 40 qkm ist Kata Tjuta  ungleich größer als Uluru und auch nicht ganz so überlaufen. Von der Kata Tjuta Dune Viewing Area erlebten wir trotz des bewölkten Himmels einen schönen Sonnenaufgang. Anschließend haben wir wieder auf dem Parkplatz gefrühstückt. Frisch gestärkt machten wir uns auf den 7,4 km langen „The Valley of the Winds Circuit Track“. Nach dem Aufstieg zum Karu Lookout führt der Weg durch verschiedene Felsentäler und bietet mit dem Karingana Lookout einen weiteren fantastischen Blick über diese beeindruckende Felslandschaft. Obwohl der Weg 2 km kürzer ist als der Uluru Base Walk, ist er aufgrund des schwierigeren Terrains ungleich anstrengender. Teilweise mussten wir über blanke Felsen oder grobes Geröll klettern, aber dennoch hat sich die Mühe gelohnt. Etwas erschöpft waren wir nach dreieinhalb Stunden wieder am Auto. Auf dem Parkplatz der Sunset Viewing Area haben wir eine Mittagspause eingelegt. Geli hat dann ein kleines Nickerchen gehalten während ich mich mit Sally und Alwin aus Toronto unterhalten habe. Alwin hatte uns in Alice Springs angesprochen, da ihm unser Auto schon in Neuseeland aufgefallen war. Die beiden sind für ein halbes Jahr in Neuseeland und Australien unterwegs und sind jetzt bald am Ende ihrer Reise angekommen. Den Abschluss des Tages bildete der Sonnenuntergang an den Olgas, den wir uns von der Sunset Viewing Area aus ansahen. Trotz des immer noch bewölkten Himmels erglühten auch hier die Felsen für kurze Zeit feuerrot.

Donnerstag, 07.08.03

Mit einem 15minütigen Hubschrauberrundflug über den Ayers Rock beendeten wir unseren Besuch im Uluru - Kata Tjuta National Park und machten uns auf den Weg zum Kings Canyon. Die ersten 200 km auf dem Lasseter Highway und der Luritja Road sind sehr eintönig, auf der Ernest Giles Road sorgen die Levi Range und die Petermann Hills für etwas Abwechslung. Der Kings Canyon ist die größte und bizarrste Schlucht Australiens. Er ist Teil des Watarrka National Parks in der George Gill Range. Mit seinen steilen, über 100 m hohen Felswänden und tiefen, Farnbewachsenen Tälern stellt der Canyon einen faszinierenden Einschnitt in der ansonsten trocknen Landschaft dar. Permanente Wasserlöcher und eine einzigartige Pflanzenwelt haben dem Park auch den Beinamen "the hidden natural wonder of the Red Centre" eingebracht und dafür gesorgt, dass dieses Tal für mehr als 20.000 Jahre im Leben der Aborigines eine wichtige Rolle gespielt hat. Wir fuhren zunächst zum Kings Canyon Resort, wo wir uns telefonisch einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte gesichert hatten. Hier erkundigten wir uns auch nach dem Straßenzustand der Mereenie Loop Road, über die wir eigentlich weiter fahren wollten. Es bestätigte sich jedoch die Aussage anderer Reisender, dass die Strecke zurzeit in keinem besonders guten Zustand ist und allen die kein Allradfahrzeug haben, abgeraten wird sie zu benutzen. So bleibt uns also nichts weiter übrig als zum Stuart Highway zurück zu fahren um auf der langweiligen aber dafür asphaltierten Strecke wieder nach Alice Springs zu gelangen. Nach einem kurzen Tankstopp ging es zum eigentlichen Kings Canyon, wo wir auf dem Kings Creek Walk einen ersten Eindruck von der Schönheit dieses Tales erlangten. Der Pfad führt durch das Flussbett zu einem Aussichtspunkt am Kings Creek, der einen Blick ins Innere des Canyons ermöglicht. Vom Campingplatz aus genossen wir dann den Ausblick auf die roten  Felsen der George Gill Range und wurden mit  einem spektakulären Sonnenuntergang verwöhnt. Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch in der Bar des Resorts, wo eine kleine Band mit Livemusik für Stimmung sorgte.

Freitag, 08.08.03

Um 9.00 Uhr begannen wir mit dem steilen Aufstieg zum nördlichen Rand des Kings Canyon, mit dem der Kings Canyon Walk beginnt. Auf dem Kamm angelangt, führt der Weg, der nicht umsonst als einer der schönsten Australiens gilt, durch ein Labyrinth verwitterter Sandsteinkuppen, die Lost City genannt werden. Die Ruinen der verlorenen Stadt und zahlreiche Aussichtspunkte am Canyonrand machen diese Wanderung zu einem zwar anstrengenden, aber eindrucksvollen Erlebnis. Wir stiegen dann in den Garden of Eden hinab, einen Abschnitt des Canyons, der seinem Namen alle Ehre macht. Gleich einer Oase in der wüstenhaften Umgebung erinnern hier Farne und Palmen mit ihrer regenwaldähnlichen Atmosphäre daran, dass dieser Teil Australiens einmal zur tropischen Klimazone gehörte. Im Garten Eden machten wir an dem Wasserloch, an dem der Weg endet, eine ausgiebige Pause. Zum Abschluss ging es wieder hinauf auf den Canyonrand mit weiteren Einblicken in den Garden of Eden. Wiederum durch ein Labyrinth verwitterter Sandsteinkuppen gingen wir dann auf der Südseite des Canyons zum Parkplatz zurück.  Zwar ist dieser Weg nur etwa 6 km lang, durch die vielen Kletterabschnitte aber recht anstrengend und zeitaufwendig. Wir haben inklusive aller Fotostopps und Pausen 4 Stunden gebraucht und waren etwas erschöpft, als wir wieder am Auto ankamen. Nach einem Einkaufsstopp im Kings Canyon Resort machten wir es uns in unserem Roadrunner gemütlich und genossen ein weiteres Mal den Blick von unserem Stellplatz auf die Felsen der George Gill Range. Leider war der Sonnenuntergang aufgrund des bewölkten Himmels nicht ganz so schön wie am Vorabend.

Samstag, 09.08.03

In der Nacht gab es einen heftigen Regenschauer und auch am Morgen ließ der wolkenverhangene Himmel nichts Gutes erahnen. Immerhin konnten wir noch im Trockenen alles verpacken, als wir uns jedoch auf den Weg zurück nach Alice Springs gemacht hatten, fing es wieder an zu regnen. Mit kurzen Stopps an den Roadhouses von Mount Ebenezer, Erldunda und Stuarts Well brachten wir die langweiligen, fast 500 km bis Alice Springs hinter uns. Nördlich von Erldunda hörte es dann auch wieder auf zu regnen und es wurde deutlich wärmer. Bei sommerlichen 25° C erreichten wir Alice Springs und bezogen wieder auf dem Mac Donnell Range Holiday Park Quartier. Per SMS erfuhren wir, dass Walli und Jochen jetzt auch in Alice sind. Per Handy haben wir uns dann für heute Abend verabredet. Nach einer Erholungspause auf dem Campingplatz fuhren wir in die Innenstadt von Alice Springs und trafen uns mit Walli und Jochen. Im Overlanders Steakhouse schlemmten wir, wie schon bei unserem ersten Besuch vor knapp fünf Jahren, mit dem "The Drovers Blowout" Menü in regionalen Spezialitäten wie Emu, Känguru, Krokodil, Kamel und Barramundi. Anschließend ging es zur Didgeridoo-Show von Andrew Langford ins „Sounds of Starlight Theatre“. Unterstützt von Keyboard und Percussion und hinterlegt mit einer Dia-Show mit Bildern aus dem Roten Zentrum stellt Andrew Langford eindrucksvoll sein Können am Didgeridoo unter Beweis. Seit nunmehr acht Jahren gilt seine Show zu Recht als das beste Abendprogramm von Alice Springs.

Sonntag, 10.08.03

Das vom Campingplatz angebotene „Pancake Breakfast“ war nicht nur ausgesprochen lecker, zugleich war es auch echtes soziales Ereignis. Wir kamen mit anderen Campern ins Gespräch und haben uns sehr nett mit ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Australiern unterhalten, die wir schon am Kings Canyon und am Roadhouse von Erldunda getroffen hatten. So dauerte das ganze Frühstück fast zwei Stunden und wir machten uns relativ spät auf den Weg in die Stadt. Leider fand heute der Kunsthandwerkermarkt in der Todd Mall nicht statt, obwohl der zweite Sonntag im Monat war. Auch die Kunstgalerien, die wir uns ansehen wollten waren geschlossen, so dass wir uns mit dem Besuch eines Internetcafes begnügen mussten. Nach den extrem langsamen und teuren  Automaten in Yulara konnten wir wieder einmal in Ruhe Mails lesen und beantworten, sowie einen Blick auf unsere Konten werfen. Nach einem Großeinkauf hatten wir keine rechte Meinung mehr uns noch etwas anzusehen und fuhren zum Campingplatz zurück. Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter verlebten wir einen faulen Nachmittag auf dem Platz. Mit Lesen, Didgeridoo spielen und ein wenig „Hausarbeit“ war auch diese Zeit gut ausgefüllt. In den Abendnachrichten gab es heute einen Bericht vom Garma-Festival, dem größten Aboriginal-Festival in Australien, das jetzt im östlichen Arnhemland stattfindet. Eigentlich hatten wir vorgehabt, dieses Fest zu besuchen, die hohen Kosten (inklusive Anreise ca. 4.000 AUD) und die terminliche Festlegung hatten uns dann jedoch abgeschreckt. Mittlerweile haben wir auch noch von anderen Veranstaltungen dieser Art erfahren, deren Besuch wesentlich günstiger ist, leider waren nur die Termine für uns nicht machbar. So bleibt noch etwas für spätere Reisen übrig. 


Montag, 11.08.03

Nach einem kurzen Stopp in Alice Springs, machten wir uns über den Ross Highway auf den Weg in die Eastern MacDonnell Ranges. Nach nur 16 km erreichten wir die Emily Gap, eine heilige Stätte der Arrernte Aborigines. Die Felsmalereien in der kleinen Schlucht stellen die drei Raupen Yeperenye, Ntyarlke und Utnerrengatye dar, die eine wichtige Bedeutung in der Traumzeit dieses Stammes haben. Auch in der 8 km weiter östlich gelegenen Jessie Gap finden sich Felsmalereien zu diesem Thema. Der Corroboree Rock, ein seltsam geformtes Gebilde aus 800 Millionen Jahre altem Kalkstein, diente den Aborigines als Aufbewahrungsort für heilige Gegenstände, die in bestimmten Zeremonien verwendet wurden. In der Trephina Gorge, die mit ihren Klippen, Fluß-Eukalypten und malerischen Wanderwegen die spektakulärste Sehenswürdigkeit in den Eastern MacDonnell Ranges ist, sicherten wir uns einen Stellplatz auf dem schön gelegenen, einfachen Campingplatz. Als wir gerade eine kleine Mittagspause machten, kamen Walli und Jochen und wir haben geschnackt. Mit über 35° C im Schatten hatten wir heute den bisher heißesten Tag im Outback und wir waren froh, die größte Hitze auf unserem schatten Stellplatz verbringen zu können. Als es sich etwas abgekühlt hatte, machten wir uns zu viert auf die kurze Wanderung durch die schöne Schlucht. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir noch gemütlich zusammen gesessen und uns über Gott und die Welt unterhalten und ein bisschen Didgeridoo gespielt. Es kühlte auch am Abend gar nicht richtig ab, als wir um kurz nach 23:00 Uhr ins Bett gingen waren immer noch fast 30° C.

Dienstag, 12.08.03

Trotz der Hitze konnten wir gut schlafen und haben erstmals unseren Duschsack ausprobiert. Über Nacht hatte sich das Wasser natürlich wieder abgekühlt aber es war eine sehr schöne Erfrischung. Unsere Wohnraumbatterien scheinen ihren Geist aufgegeben zu haben, denn nach nur einer Nacht war die Spannung soweit abgefallen, dass unsere Kontrollanzeige keinen Wert mehr anzeigte und das Batteriesymbol blinkte. Wir werden uns also in den nächsten Tagen neue Batterien beschaffen müssen, da wir sonst nicht mehr ohne Stromanschluss übernachten können. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedeten wir uns von Walli und Jochen, die jetzt in Richtung Uluru weiterfahren, während wir uns die Western MacDonnell Ranges ansehen wollen.  Der 1994 gegründete West MacDonnell National Park fast die bis dahin in getrennten Parks geschützten Attraktionen der westlichen MacDonnell Ranges zusammen. Wir erreichten genau zur richtigen Zeit, gegen Mittag, die schmale Felsschlucht Stanley Chasm. Nur wenn die Sonne am höchsten steht, hat sie eine Chance etwas Licht in weniger als 10 m breite und bis zu 80 m hohe Sclucht zu bringen. Die senkrechten Felswände erstrahlen dann in einem glühenden Rot. Wir verließen den Larapinta Drive, der zur Aboriginal-Siedlung Hermannsburg führt und folgten dem Namatjira Drive, der uns zu den weiteren Attraktionen der Western MacDonnell Ranges brachte. Das Ellery Creek Big Hole ist ein schöner Pool vor einer beeindruckenden Felskulisse. An den Ochre Pits erläutern Tafeln die Bedeutung dieser natürlichen Farbpigmente für den Körperschmuck und die Malereien der Aborigines. Bei dem farbigen Gestein handelt es sich um verwittertes Kalkgestein, dessen unterschiedliche Farbgebung durch den Gehalt an Eisenoxiden bestimmt wird. Als letzten Programmpunkt für heute sahen wir uns die Glen Helen Gorge an. Der Finke River, einer der ältesten Wasserwege der Erde, durchschneidet hier die MacDonnell Range in einer eindrucksvollen Schlucht. Da es im Glen Helen Resort Stellplätze mit Stromanschluss gibt, gaben wir unseren ursprünglichen Plan in der Ormiston Gorge zu übernachten auf und blieben hier.

Mittwoch, 13.08.03

Schon in der Nacht hatte es angefangen zu regnen und auch am Morgen war es noch sehr trübe mit gelegentlichen Schauern. Wir machten uns auf den Rückweg in Richtung Alice Springs. Nach wenigen Kilometern bogen wir zur Ormiston Gorge ab, die als schönste und spektakulärste Schlucht der MacDonnell Ranges gilt. Die rot- und purpurfarben leuchtenden Felsen umrahmen  einen schönen Pool. Wir hatten das Glück, dass die Sonne einige Male den Weg durch die Wolkenschicht fand und die Felswände in ein wunderschönes Licht tauchte. Unseren letzten Stopp in den westlichen MacDonnell Ranges machten wir am Simpsons Gap. Hier hat sich das Bachbett des Roe Creek im Laufe der Jahrtausende tief in die Quarzfelsen der Rungutjiba Ridge gegraben. In den Felswänden konnten wir einige Black-footed Rock Wallabies beobachten, die sich hier angesiedelt haben. Zurück in Alice Springs machten wir uns auf die Suche nach neuen Batterien für unseren Roadrunner. Nach einigem hin und her wurden wir schließlich fündig: Zwei neue Batterien in der richtigen Größe und noch dazu mit mehr Kapazität als die alten. Nachdem wir unser gesamtes Gepäck ausgeladen und das Batteriefach geöffnet hatten, machte sich der Techniker von Battery World sehr sorgfältig und vorsichtig an die Arbeit. Um 465 AUD erleichtert aber froh wieder voll ausgerüstet zu sein, ergänzten wir unsere Vorräte und bezogen wieder auf dem MacDonnell Range Holiday Park Quartier. Hier sahen wir uns nach dem Abendessen die „Red Centre Show“ an: Geoff O´Mallee, selbsternannter Entertainer, Musiker, Sänger und Poet sorgte mit seinen Balladen und Geschichten aus dem Outback für knapp zwei Stunden sehr gute Unterhaltung.

Donnerstag, 14.08.03

Für die nächsten Tage ist „The Track“, wie die Australier den Stuart Highway nennen, der rote Faden unserer Reise. Die Verbindungsstrecke Alice Springs – Darwin war bis zum Zweiten Weltkrieg eine Schotterpiste. Als Folge japanischer Angriffe auf Darwin und der damit verbundenen Versorgungsschwierigkeiten für die Stadt entschloss man sich, den Highway auszubauen und zu asphaltieren. Wir passierten wieder den Wendekreis des Steinbocks und machten am Roadhouse von Ti-Tree eine kurze Pause. Ziel unserer heutigen Etappe war die Devils Marbles Conservation Reserve. Unseren Plan noch einmal durch diese faszinierenden Felsformationen zu wandern und wie beim letzten Mal die magischen Lichtspiele des Sonnenuntergangs zu erleben, machte das Wetter leider zu Nichte. Wir waren gerade fertig eingerichtet und hatten einen kleinen Rundgang durch einen Teil des Parks gemacht, den wir bei unserem ersten Besuch noch nicht durchwandert hatten, als es anfing zu regnen. Erst als die Sonne schon längst am Horizont verschwunden war beruhigte sich das Wetter wieder etwas. Ein wenig enttäuscht blieb uns nur die Hoffnung auf eine Wetterbesserung.

Freitag, 15.08.03

In der Nacht hat es noch weiter geregnet, aber am Morgen schien die Sonne und Geli konnte an ihrem 40. Geburtstag doch noch, wie sie es sich gewünscht hatte, einen Spaziergang durch die im Licht der Morgensonne erstrahlenden Teufelsmurmeln machen. Wir haben in der Felslandschaft noch ein wenig Didgeridoo gespielt, ehe wir uns wieder auf den Weg gemacht haben. In Tennant Creek wollten wir in einem Internetcafe im Web nach Geburtstagsgrüßen sehen, doch das Cafe war geschlossen. Auch in der Bücherei hieß es zunächst, dass eine Verbindung ins Internet heute nicht möglich sei, aber schließlich hat es dann doch noch geklappt. So konnte Geli sich ihre Glückwünsche doch noch abholen. In Three Ways erreichten wir wieder die Kreuzung, an der wir vor gut zwei Wochen aus Richtung Osten kommend auf den Stuart Highway getroffen waren. Weiter nördlich befindet sich in Renner Springs nicht nur ein Roadhouse, diese Niederlassung gilt auch als Grenze zwischen dem Roten Zentrum und dem Top End, das im Bereich der Tropen liegt und durch saisonale Regenfälle bewässert wird. Diese Grenze macht sich langsam auch am Straßenrand bemerkbar: Eukalyptusbäume lösen die bislang vorherrschenden Akazien ab und wüstenartige Ebenen gehen in dichter bewachsene Flächen über. Elliot fanden wir so schrecklich, dass wir nicht einmal angehalten haben und die fällige Pause lieber außerhalb am Straßenrand gemacht haben. In Daly Waters verließen wir nach gut 500 km den Stuart Highway und sicherten uns auf dem einfachen Campingplatz des Daly Waters Pub einen Stellplatz. Der urige Pub erfreut sich trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner Abgeschiedenheit sehr großer Beliebtheit. Er geht auf das Jahr 1893 zurück und gilt damit als die älteste Bar im Northern Territory. Einen Teil seiner Atmosphäre verdankt der Schankraum den Hinterlassenschaften der internationalen Besucher: Visitenkarten, Banknoten aus aller Welt, Unterwäsche, ja sogar Führerscheine zieren die Wände der nostalgisch eingerichteten Kneipe. Als wir nach dem Abendessen auf Gelis Geburtstag anstoßen wollten, kamen wir gerade rechtzeitig zum Auftritt eines Countrysängers. Das Programm war ganz nett, erreichte aber nicht die Klasse des Geoff O´Mallee aus Alice Springs.

Samstag, 16.08.03

Nach etwa 170 km erreichten wir Mataranka, das durch den 1908 von Jeannie Gunn geschriebenen Roman „We of the Never Never“ nicht nur innerhalb Australiens bekannt geworden ist. Der Roman beschreibt das Leben der Autorin auf der Elsey Station in der Nähe von Mataranka. Die Farm wurde 1982 für die Verfilmung des Buches originalgetreu wieder aufgebaut und kann heute besichtigt werden. Hauptattraktion sind jedoch die zum Elsey National Park gehörenden Mataranka Thermal Springs, deren 34° C warmes Schwimmbecken von Papierrindenbäumen und Livistonia Palmen umgeben ist – eine echte Oase. Bei Lufttemperaturen von fast 40° C hatten wir jedoch keine Lust auch noch ein warmes Bad zu nehmen und begnügten uns mit dem kurzen Spaziergang entlang der Quellen und des Roper River. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter nach Katherine, wo wir wieder bekanntes Terrain erreichten. Für die nächsten Wochen werden wir weitestgehend einer Route folgen, die wir vor zwei Jahren in einem gemieteten Allradcamper von Darwin nach Perth zurückgelegt hatten. In Katherine beschafften wir uns im Visitor Centre Informationen zum vor uns liegenden Gebiet und haben Gelis Geburtstagsessen mit einer leckeren Pizza nachgeholt. In zwei Läden der Katherine Art Gallery habe ich verschiedene Didgeridoos ausprobiert, die hier wirklich in recht guter Qualität und zu akzeptablen Preisen angeboten werden. Von Katherine aus erreichten wir nach knapp 30 km die Katherine Gorge, den Hauptteil des  über 1.800 km² großen Nitmiluk National Park. Wir sicherten uns einen Stellplatz auf dem im Park gelegenen Campingplatz und buchten einen Bootsausflug in die Schlucht. Die Katherine Gorge ist eine gigantische, 12 km lange Schlucht, die der Katherine River im Laufe der Jahrtausende in das Arnhem Plateau gegraben hat. Die Schlucht ist unterteilt in 13 Teilschluchten, die wie Staustufen voneinander getrennt sind. Die einzigartig raue und zerklüftete Landschaft mit ihren bis zu 100 m hohen Felsklippen aus grauem und orangefarbenem Sandstein gehört zu den bedeutendsten Naturattraktionen Australiens. Auf dem Campingplatz tummelten sich nach Einbruch der Dunkelheit die Wallabies und wir konnten, während wir der Livemusik im Bistro des Nitmiluk Centres lauschten, Fliegende Hunde (flying foxes) beobachten. Wir haben jetzt wirklich wieder tropische Regionen erreicht, die Außentemperatur lag auch beim Schlafengehen noch bei fast 30° C. An diese Hitze müssen wir uns erst wieder einmal gewöhnen.

Sonntag, 17.08.03

Da unsere Bootstour erst um 11:00 Uhr losgehen sollte, hatten wir ausreichend Zeit und konnten es ganz ruhig angehen lassen. Auf dem Weg zum Bootsanleger kamen wir an der Kolonie der Flughunde vorbei, die diesmal noch zahlreicher vertreten waren als bei unserem Besuch vor zwei Jahren. Pünktlich legte das Boot ab und wir machten uns auf den Weg, diese herrliche Schluchtenlandschaft zu erkunden. Der Wasserstand war deutlich niedriger als beim letzten Mal, was die Portagen für die Kanuten wohl noch unangenehmer machte. Im Ausflugsboot konnten wir die Landschaft auf uns wirken lassen und die Informationen der Rangerin gaben zudem einen weiteren Einblick in das Ökosystem der Katherine Gorge. Am Ende der ersten Schlucht mussten wir aussteigen und uns zu Fuß zum Beginn der zweiten Schlucht begeben. Dabei konnten wir eine riesige Felszeichnung der Jawoyn-Aborigines bewundern. In einem kleineren Boot ging es dann auf der zweiten Schlucht weiter, die als einer der schönsten des ganzen Schluchtensystems gilt. Die 1.650 Millionen Jahre alten, roten Sandsteinklippen sind hier noch schroffer und stehen enger zusammen, so dass man die Erhabenheit dieser Naturschönheit noch eindrucksvoller zu spüren bekommt. Am Ende der zweiten Schlucht war das Ende unserer zweistündigen Tour erreicht und es auf dem gleichen Weg zum Ausgangspunkt zurück. Für die gleiche Strecke hatten wir vor zwei Jahren mit dem Kanu fast sechs Stunden gebraucht und es war interessant die Katherine Gorge diesmal auf andere Weise erlebt zu haben. Auf dem Parkplatz am Visitor Centre entdeckte Geli ein riesiges, geländegängiges Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen (Neuwied am Rhein). Leider waren die Besitzer ausgeflogen, so dass wir keinen Kontakt aufnehmen konnten, aber vielleicht sehen wir sie ja noch einmal wieder. In Katherine haben wir Vorräte für den Kakadu National Park gebunkert und Geli hat an den Internet-Terminals in der Art Gallery ihre Geburtstagsgrüße gelesen und beantwortet. Ich nutzte die Gelegenheit noch einmal in aller Ruhe die angeboten Didgeridoos auszuprobieren und habe mich sehr nett mit dem Betreiber der Galerie unterhalten. Nach 42 km auf dem Stuart Highway bogen wir auf die Zufahrtsstrasse zur Edith Falls Section des Nitmiluk National Parks ab, die in der Sprache der Aborigines „Leliyn“ genannt wird. Die Straße endet an einem Parkplatz für Tagesbesucher und einem kleinen, vom Nationalpark unterhaltenen Campingplatz, auf dem wir uns einen Stellplatz gesichert haben. Nachdem wir uns eingerichtet und umgezogen hatten, erreichten wir über einen kurzen Weg ein großes offenes Felsbecken, das von Eukalypten und Schraubenpalmen gesäumt wird. Der untere Teil der in mehrere Kaskaden unterteilten Edith Falls ergießt sich in den hinteren teil dieses Beckens. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad in dem etwa 25° C warmen Wasser – was für ein Genuss. Während wir zu den Wasserfällen schwammen, wurden die Felsen von der untergehenden Sonne in ein phantastisches Licht getaucht. Das Abendessen fand dann unter dem grandiosen australischen Sternenhimmel statt, an dem uns immer das Kreuz des Südens und die deutlich zu erkennende Milchstraße ganz besonders faszinieren. Was geht es uns doch gut!

Montag, 18.08.03

Gleich nach dem Frühstück, noch vor der großen Hitze, machten wir uns auf den 2,6 km langen Leliyn Loop, der zu den oberen Kaskaden der Edith Falls hinauf führt. Vom Bemang Lookout hatten wir einen herrlichen Blick auf die oberen Wasserfälle und die von ihnen gebildeten Wasserbecken, die sich sehr gut für ein erfrischendes Bad eignen. Nach fast genau zwei Stunden waren wir wieder am Auto und haben uns noch einmal die unteren Fälle angesehen. Gestärkt durch ein Eis machten wir uns auf den Weg zum Kaladu National Park. Einige Kilometer südlich von Pine Creek hatten wir plötzlich das geländegängige Riesenwohnmobil aus Neuwied vor uns, das uns gestern aufgefallen war. Wir haben überholt und dann die nächstmögliche Parkbucht angefahren – unser Plan ging auf, auch die anderen hielten an. Wir waren auf Antje und Peter getroffen, die zusammen mit ihrem siebenjährigen Sohn Louis seit zweieinhalb Jahren unterwegs sind. Das Fahrzeug haben sie von der Bundeswehr übernommen und Peter hat es in zweijähriger Arbeit eigenhändig um- und ausgebaut. Wirklich ein traumhaftes Auto, das allerdings 30 Liter Diesel für 100 km benötigt, um die 19 Tonnen Gesamtgewicht zu bewegen. Da waren wir dann doch wieder froh in einem ökonomisch günstigerem „Kleinwagen“ unterwegs zu sein. Wir haben uns fast zwei Stunden lang angeregt unterhalten, ehe wir unsere Fahrt fortsetzten. In Pine Creek bogen wir auf den Kakadu Highway ab und erreichten nach gut 60 km die Grenze des Kakadu National Park. An der Rangerstation am Parkeingang erfuhren wir dann auch gleich, dass die Gunlum Falls und die Jim Jim Falls ausgetrocknet sind und die Twin Falls aufgrund eines Salzwasserkrokodils nicht besichtigt werden können. So waren wir froh, dass wir vor zwei Jahren wenigstens die Gunlum Falls gesehen hatten, damals war die Zufahrt zu den Jim Jim Falls aufgrund von Überschwemmungen aber ebenfalls nicht möglich gewesen. Der Kakadu National Park ist der größte und bekannteste Nationalpark Australiens. Der 20.000 km² große Park ist nicht nur Naturschutzgebiet sondern auch kulturell von herausragender Bedeutung: Er enthält eine der schönsten und umfangreichsten Sammlungen an Felsmalereien in der Welt. Er ist als World Heritage Site von der UNESCO unter Schutz gestellt worden und zwar sowohl aufgrund seiner herausragenden natürlichen Merkmale als auch wegen seiner kulturellen Einzigartigkeit. Seinen Namen verdankt dem hier lebenden Gagadju-Stamm der Aborigines, der in dieser Region seit mindestens 60.000 Jahren beheimatet sind. Der Kakadu National Park ist der Lebensraum von 280 verschiedenen Vogel-, 60 Säugetier-, 75 Reptilien-, 25 Frosch-, 55 Fisch- und mehr als 10.000 Insektenarten. Der Kakadu Highway führte uns durch eine weite Graslandsavanne, in der einige stattliche Exemplare von Termitenhügeln zu sehen waren. Auf dem Campingplatz der Gagudju Cooinda Lodge sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht und nahmen unseren telefonisch reservierten Tickets für einen Bootsausflug auf dem Yellow Waters Billabong in Empfang. Dieser Billabong, so nennen die Australier eine Wasserstelle im Outback, bietet in der Trockenzeit die einmalige Gelegenheit zahlreiche Tiere zu beobachten, die auf dieses Wasser angewiesen sind. Da wir uns für die früheste Tour, Beginn 6:45 Uhr, angemeldet hatten, gingen wir heute rechtzeitig schlafen.

Dienstag, 19.08.03

Die Bootstour von Yellow Waters war traumhaft schön: Per Shuttle Bus ging es vom Campingplatz zum Anleger am Yellow Water Billabong. Der Wasserstand war noch nicht so niedrig, dass die Tiere gezwungen werden sich an bestimmten Stellen zu versammeln aber immerhin niedrig genug, um zahlreiche Tiere zu Gesicht zu bekommen. Neben den Beobachtungen von Reihern, Gänsen, Enten, Kormoranen, verschiedenen Raubvögeln, Salzwasserkrokodilen und einer Baumschlange war der Sonnenaufgang über den spiegelglatten Wasserflächen dieses Feuchtgebietes ein absoluter Höhepunkt. Vom Yellow Water Billabong führte die Tour auf den South Alligator River durch ein landschaftlich sehr schönes und abwechslungsreiches Schwemmland. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge – eine absolut empfehlenswerte Tour. Nach einer kurzen Pause auf dem Campingplatz packten wir unsere Sachen zusammen und machten auf dem Rückweg zum Kakadu Highway einen Stopp am Wrradjan Aboriginal Cultural Centre. Dieses Kulturzentrum versucht den Besucher in die Lebensweise und Kultur der Abrigines einzuführen und hat uns ganz gut gefallen. Am Nourlangie Rock führte uns ein kurzer Wanderweg zur Anbangbang Gallery und Shelter, die sehr schöne Felszeichnungen enthalten, die uns sehr gut gefallen haben. Auf dem Parkplatz fiel uns ein deutsches Wohnmobil mit Coesfelder Kennzeichen auf. Als wir zum Auto zurückkamen, sahen wir den Camper nur noch wegfahren. Ehe wir auf die Hauptstrasse zurückkehrten, sahen wir uns noch den Anbangbang Billabong an. Zahlreiche Wasservögel, darunter auch die riesigen australischen Pelikane bevölkerten das relativ kleine Wasserloch. Auf dem Parkplatz am Billabong kam es dann doch zu einem Treffen mit den Coesfeldern: Maite und Werner haben in eineinhalbjähriger Arbeit eine Leerkabine auf einem Allrad-Mercedeschassis zu einem traumhaft schönen Wohnmobil ausgebaut. Nach zahlreichen Reisen innerhalb Europas soll es jetzt für neun Monate durch Australien gehen. Wir haben uns sehr nett unterhalten und dabei erfahren, dass auf dem Campingplatz am Ubirr Rock Millionen Moskitos das Campen zur Qual machen. Wir beschlossen daher unseren Plan zu ändern und stattdessen in Jabiru zu übernachten. So fuhren wir zunächst nach Jabiru und sicherten uns einen Stellplatz auf dem Campingplatz an der Kakadu Lodge. Danach ging es in den äußersten Nordosten des Parks, an den East Alligator River, der die Grenze zum Arnhem Land bildet, das als Selbstverwaltungsgebiet der Aborigines nur mit einer besonderen Genehmigung besucht werden darf. Auf dem Parkplatz am Ubirr Rock sprachen uns dann Iris und Andre an, die uns schon einige Male in Queensland gesehen und zwischenzeitlich Jutta und Martin getroffen hatten und daher sogar schon unsere Namen kannten – Australien ist doch nur ein Dorf! Die beiden haben sich in Sydney einen alten Bus gekauft und wollen ebenfalls neun Monate in Australien bleiben. Gemeinsam konnten wir dann die zum Teil über 20.000 Jahre alten Felszeichnungen bewundern. Erwähnenswert unter den verschiedenen vertretenen Stilrichtungen sind die strichmännchenartigen "Mimi-Figuren", die zu den ältesten Felszeichnungen im Park gehören und der auffälligere, jedoch erheblich jüngere "Röntgenstil". Mit dem Aufstieg zum Aussichtspunkt über das Nardab Schwemmland beendeten wir unseren Abstecher in den hohen Norden des Parks und fuhren nach Jabiru zurück. Der Pool des Campingplatzes verhalf uns dann zu einer angenehmen und ersehnten Abkühlung und beendete einen schönen, erlebnisreichen Tag.

Mittwoch, 20.08.03

Nach einem gemütlichen Start in den Tag, beginnend mit einem weiteren Bad im herrlichen Pool des Campingplatzes fuhren wir zum Bowali Visitor Centre, konnten aber aufgrund eines Stromausfalles keinen der angebotenen  Videofilme oder Diavorträge über den Kakadu National Park ansehen. Auf dem Arnhem Highway machten wir uns auf den Weg in Richtung Darwin. Als letzte Station innerhalb des Nationalparks sahen wir uns die Mamukala Wetlands an und konnten von der Beobachtungsplattform aus zahlreiche Wasser- und Watvögel, darunter auch Jabirus, die einzigen Storchenvögel Australiens beobachten. In etwa die gleiche Artenvielfalt bot sich uns auch im Leaning Tree Lagoon Nature Park, der über eine kurze Schotterpiste zu erreichen ist. Direkt an der Straße stehen die „Cathedral of the North Termite Mounds“, einige riesige Termitenhügel. Am Adelaide River Crossing verließen wir den Highway und nahmen an einer einstündigen Bootstour auf dem Adelaide River teil. Die Wartezeit bis zur Abfahrt des Bootes wurde dadurch verkürzt, dass einige Schlangen aus den Terrarien genommen und herumgereicht wurden – es handelte sich dabei, wie uns versichert wurde, um ungiftige Würgeschlangen. Es war auf jeden Fall einmal interessant diese faszinierenden Tiere aus der Nähe betrachten und auch anfassen zu können. Die „Jumping Crocodile Cruise“ machte ihrem Namen dann alle Ehre. In diesem Abschnitt des Adelaide River wimmelt es geradezu von Salzwasserkrokodilen, von denen es die größten Exemplare auf über 5 m Länge und ein Gewicht von fast 1.000 kg bringen. Mittels eines an einer Art Angel befestigten Fleischbrockens werden die „Salties“ angelockt und schnellen ihre massigen Körper aus dem Wasser, um nach dem angebotenen Leckerbissen zu schnappen. Diese urzeitlichen Tiere einmal aus nächster Nähe in voller Aktion zu sehen war schon ein eindrucksvolles Erlebnis, auch wenn das Ganze natürlich einen gewissen Zirkuscharakter hat. Im „Window on the Wetlands Visitor Centre“ verschafften wir uns im wahrsten Sinne des Wortes einen Überblick über das das Ökosystem Schwemmland. Der eigentümliche Bau bietet neben verschiedenen Dioramen und interaktiven Exponaten auch eine herrliche Aussicht auf die Feuchtgebiete entlang des Adelaide Rivers. Einige Kilometer südlich von Darwin fanden wir auf dem Howard Springs Caravan Park einen Stellplatz, den wir gleich für zwei Nächte reserviert haben. Ab 19:00 Uhr wurden von den Betreibern des Platzes beim „Sussage Sizzle“ nicht nur Grillwürstchen angeboten, es gab auch noch Livemusik. Der Musiker war wirklich sehr gut, neben einer sehr vielseitigen Stimme hat er mit Keyboard, Gitarre und Mundharmonika für Stimmung gesorgt.

Donnerstag, 21.08.03

Heute lag ein fast reiner Arbeitstag vor uns: Noch auf dem Campingplatz haben wir die Antragsformulare für unsere Visumverlängerung ausgefüllt, die ich schon vor Antritt unserer Reise aus dem Internet herunter geladen und ausgedruckt hatte. Im Büro der Einwanderungsbehörde wollte man noch einen Nachweis unserer finanziellen Situation und unsere Flugtickets sehen. In einem Internetcafe druckten wir die verlangten Kontoauszüge und mit allen Unterlagen bewaffnet ging es wieder zur Einwanderungsbehörde. Innerhalb weniger Minuten hatten wir unsere neuen Visa, gültig bis zum 31.12.03, in den Pässen und hatten damit den wichtigsten Teil unserer Arbeit schnell erledigt. Es folgten eine Autowäsche und ein Großeinkauf, ehe es zum Campingplatz zurückging. Nach einer Ruhepause fuhren wir mit dem vom Campingplatz angebotenen Shuttle-Bus zu den Mindil Beach Sunset Markets. Hier werden neben Kunsthandwerk und Trödel auch Köstlichkeiten vor allem aus dem asiatischen Raum angeboten. Ein herrlicher Sonnenuntergang über der Timor Sea, sowie zahlreiche Unterhaltungskünstler tragen außerdem zur schönen Atmosphäre dieses riesigen Marktes bei. Wir haben sehr lecker indisch gegessen und ich war überrascht, dass die angebotenen Didgeridoos trotz des relativ günstigen Preisniveaus von recht guter Qualität waren. Wer ein günstiges Didge mit gutem Klang sucht, kann hier fündig werden und muss nicht mehr als 150 AUD anlegen. Wir haben uns sehr zurückgehalten und nur einen geflochtenen Korb für unser Obst und ein Paar „Clapsticks“ zur rhythmischen Begleitung des Didgerdidoo-Spiels gekauft. Auf dem Parkplatz des Marktes herrschte ein reges Gedränge und wir waren froh den bequemeren Weg des Bustransfers gewählt zu haben.

Freitag, 22.08.03

Auf dem Weg in die Innenstadt von Darwin sicherten wir uns einen Stellplatz auf einem näher am Zentrum gelegenen Campingplatz. Am State Square, wo die Regierungs- und Verwaltungsgebäude des Northern Territory stehen, fanden wir einen Parkplatz und spazierten durch die Straßen rund um die Fußgängerzone Smith Mall. Ich habe weitere Didgeridoos ausprobiert und in einem Campingladen konnten wir Ersatz für unseren kaputten Faltkanister bekommen. Wir fuhren dann an der Esplanade, der Promenadenstraße Darwins entlang und machten am Mindil Beach eine Mittagspause. Das  Museum and Art Gallery of the Northern Territory präsentieren die regionale Kunst und Kultur der Aborigines, Meeresforschung und Naturgeschichte. Die Aboriginal-Kunstsammlung gehört zu den besten ihrer Art und bietet schöne Zeichnungen und Rinden-Malereien. Gezeigt wird außerdem eine Ausstellung über den Wirbelsturm Tracy sowie Modelle, die die Evolution einiger einzigartiger Tiere des Top End erklären, darunter das über fünf Meter lange ausgestopfte Krokodil namens „Sweetheart“. Wir hatten das Glück eine Sonderausstellung mit in Australien gefundenen Diamanten sehen zu können, darunter den größten Rohdiamanten, der jemals in Australien gefunden wurde. Das an einen großen Glassplitter erinnernde Stück hat einen Wert von über 1 Million AUD, aufgeteilt und geschliffen wird der Wert noch wesentlich höher sein. An der Küste der Fannie Bay entlang fuhren wir zur East Point Recreation Reserve. Dieser kleine Park bietet herrliche Ausblicke auf die Timor Sea. Damit beendeten wir unser Besuchsprogramm in Darwin und fuhren zum Campingplatz.

Samstag, 23.08.03

Wir fuhren auf dem Stuart Highway in südlicher Richtung und kamen kurz vor dem Abzweiger zum Litchfield National Park an einem liegen gebliebenen Auto vorbei. Wir fragten, ob wir helfen können und die Fahrerin bat uns ihre Versicherung anzurufen, die dann Hilfe organisieren soll, da sie einen Pannenschutz abgeschlossen hat. Unser Handy bekam jedoch keinen Netzzugang, aber wir versprachen von der nächsten sich bietenden Möglichkeit aus zu telefonieren. Diesem Versprechen kamen wir in dem kleinen Ort Batchelor, dem östlichen Zugang zum Litchfield Park nach. Der 650 km² große Litchfield National Park schützt die typische Flora und Fauna des Northern Territory und umfasst das Sandsteinplateau der Tabletop Range, in das sich zahlreiche Flüsse eingegraben haben. Wasserfälle und Badepools sorgen so für die nötige Abkühlung. Wir sahen uns die Magnetic Termite Mounds an, Termitenhügel, die exakt in Nord-Süd-Richtung aufgebaut sind, um die Sonnenerwärmung möglichst gering zu halten. Obwohl die Wet schon recht lange vorbei ist, waren  die Florence Falls noch sehr ansehnlich. Als nächstes sahen wir uns die Buley Rockholes an, kleine malerische Becken, die von einem Bach gespeist werden. Aufgrund des drückend heißen Wetters erfreuten sich die Pools sehr großer Beleibtheit. Die Tolmer Falls stürzen sich in Kaskaden unter einer natürlichen Steinbrücke in ein Becken aus rotem Sandstein. Am besten gefallen haben uns jedoch die Wangi Falls, deren Wassermassen sich in ein schönes Badebecken ergießen. Auf dem Campingplatz an den Wangi Falls sicherten wir uns einen Stellplatz und nutzten am späten Nachmittag, nachdem die meisten Tagesbesucher abgereist waren, die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad.  Als wir gemütlich auf unserem Stellplatz saßen kam ein weiterer Camper (Deutsche im Britz-Mobil) und fragten, ob sie sich dazustellen können – was auf diesem Campingplatz auch so vorgesehen ist. Für zwei Camper war der Platz auch noch groß genug. Als dann wenig später aber auch noch zwei deutsche Mädels dazu kamen, die in einem alten (gekauften) Kombi umherziehen, wurde es uns schon zu voll. Dennoch verlebten wir einen schönen Abend unter dem grandiosen australischen Sternenhimmel.

Sonntag, 24.08.03

Nachdem wir unseren überfüllten Stellplatz verlassen hatten, machten wir von der Parkstraße einen kleinen Abstecher zum  Tabletop Swamp. Außer einigen Reihern war hier jedoch nichts zu entdecken, so dass wir unsere Fahrt in Richtung Batchelor fortsetzten. In Batchelor sahen uns die ausgestellten Bilder im Coomalie Cultural Centre an. Eigentlich hat das Centre Sonntags geschlossen, aber wir hatten Glück und wurden von einer der Mitarbeiterinnen trotzdem eingelassen. So konnten wir einige sehr schöne Bilder von örtlichen Aboriginal-Künstlern bewundern. Wir fuhren auf dem Stuart Highway in südlicher Richtung weiter und bogen in Adelaide River auf die als Scenic-Route ausgewiesene Dorat Road ab. Diese schmale aber durchgehend asphaltierte Straße folgt dem Verlauf des alten Stuart Highway und ist auch interessanter als die Hauptstraße. Bei fast 40° C Außentemperatur war uns beiden nicht nach einem Bad in den heißen Quellen des Douglas River Hot Springs Nature Park zumute und nur zum Gucken wollten wir den Umweg von fast 80 km auch nicht machen, so dass wir ganz auf diesen Abstecher verzichteten. Bei Hayes Creek erreichten wir wieder den Stuart Highway, den wir für einen Besuch von Pine Creek noch einmal wieder verließen. Nach einer Mittagspause sahen wir uns in dem kleinen Ort die „The Golden Flower Art Gallery“ an, in der zwei Airbrush-Künstler ihre wirklich sehenswerten Arbeiten präsentieren. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter zu den Edith Falls im Nitmiluk National Park, wo wir den gleichen Stellplatz zugewiesen bekamen wir vor einer Woche. Auch hier nutzten wir wieder die Gelegenheit nach der größten Hitze und dem Abzug der Tagesgäste ein erfrischendes Bad im Pool der Edith Falls zu nehmen. Anschließend machten wir es uns gemütlich und genossen wieder einmal unsere Freiheit in vollen Zügen.

Montag, 25.08.03

Schon in Katherine, nach nur etwa 60 km, war unsere heutige Etappe wieder zu Ende. In einem Internetcafe haben wir Mails gelesen und beantwortet und danach noch einmal die Didgeridoo-Läden von Katherine abgeklappert. Bei „Top Didj & Art Gallery“, einer Filiale der Katherine Art Gallery wurde ich fündig: Ich habe für 350 AUD ein sehr großes Didgeridoo in der Tonlage „A“ gekauft, dass mir schon bei unserem ersten Aufenthalt in Katherine aufgefallen war. Hoffentlich klappt es diesmal besser mit der Versendung und das Didge kommt heil und unversehrt bei unseren Freunden in Deutschland an. Anschließend haben wir unsere Vorräte etwas ergänzt. Einen Großeinkauf konnten wir nicht starten, da wir in den nächsten Tagen die Grenze zu Western Australia passieren werden und die Mitnahme von Obst und Gemüse hier nicht erlaubt ist. Auf dem Parkplatz des Visitor Centre legten wir eine ausgedehnte Mittagspause ein, da wir auf den Beginn des „Aboriginal Cultural Day“ warten mussten, der im Rahmen des „Flying Fox Art and Cultural Festival“ stattfinden sollte. Mit einiger Verspätung, hier auch „local time“ genannt, ging es dann los: An einigen Ständen wurde Aboriginal-Kunst präsentiert und etwas später gab es dann noch einen Didgeridoo Wettbewerb, der mich natürlich besonders interessiert hat. Die zehn Teilnehmer, zur Hälfte Aborigines und Backpacker aus aller Herren Länder, gaben eine Präsentation ihres Könnens. Die Vier Besten mussten sich einem Stechen stellen und der Sieger, ein Aborigine aus Katherine konnte 500 AUD Preisgeld in Empfang nehmen. Für mich war es spannend einmal zu sehen welches Niveau dieser Wettbewerb hat und es stellte sich heraus, dass ich ihn sicherlich nicht hätte gewinnen können, aber ich hätte mich bei einer Teilnahme auch nicht schämen müssen. Auf das abschließende Corroboree, eine traditionelle Tanz- und Musikveranstaltung hatten wir dann keine Lust mehr und fuhren zum Campingplatz. Ein kontrolliertes Buschfeuer am Rande des Campingplatz sorgte dann noch einmal für etwas Aufregung, als es außer Kontrolle zu geraten schien, was aber zum Glück nicht der Fall war. Im Pool des Campingplatzes fanden wir eine willkommene Abkühlung nach diesem schwülwarmen Tag.

Dienstag, 26.08.03

Wir verließen Katherine auf dem Victoria Highway in westlicher Richtung. Auf den ersten knapp 200 km gibt es absolut nichts zu sehen, nur Pampa neben der Straße. Ab dem Victoria River Roadhouse, wir hatten inzwischen den Gregory National Park erreicht, wurde die Landschaft etwas interessanter. Es wurde hügelig und die Abbruchkanten der Schluchten, die der Victoria River in die Landschaft gegraben hat, sorgten für Abwechslung. In Timber Creek blieben wir auf dem Campingplatz des dortigen Roadhouses. Nachdem wir ausnahmsweise schon am frühen Nachmittag gegessen hatten, machten wir uns um 16:00 Uhr auf die Victoria River Cruise. Geoff, unser Captain, fuhr mit uns auf den mit 800 km Länge größten Wasserlauf des Northern Territory. Auf der dreieinhalbstündigen Tour konnten wir zahlreiche Salz- und Frischwasserkrokodile, Wallabies, Weißbauchseeadler, Keilschwanzweihen, Bussardmilane, einen Jabiru und zwei Dingos beobachten. Nach einem kleinen Snack erlebten wir einen grandiosen Sonnenuntergang auf dem Fluss mit der Yambarran Range als Kulisse. Eine absolut lohnende und empfehlenswerte Tour.

Mittwoch, 27.08.03

Westlich von Timber Creek wurde die Landschaft wieder etwas abwechslungsreicher und die gewaltigen Flaschenbäume, die Boabs oder Boababs genannt werden, bestimmen zunehmend das Bild. Kurz vor der Grenze zu Western Australia bogen wir auf die teilweise recht raue Schotterpiste in den Keep River National Park ab. Die bizarren Kalksteinformationen dieses 700 km² großen, recht abgelegenen Parks wirken wie Bilder aus einer vergessenen Welt. Die gesamte Umgebung zeugt von einer Zeit, als Vulkane und Gletscher noch aktiv waren – von geologischen Ereignissen, die überall eigentümliche Gesteinsformen und –farben hinterließen. Heute stellt der Keep River National Park ein landschaftliches Juwel für Buschwanderer, Natur- und Fotofans dar. Der kurze Weg zur Nganalam Art Site führte uns hinein in eine Welt aus bizarren Kalksteinformationen, natürlichen Felsbögen, Balancing Rocks und natürlich zu den bis zu 5.000 Jahre alten Felsmalereien und Ritzzeichnungen. Die Malereien schildern Geschichten aus dem Laben der Aborigines und umfassen einige Handaufstäubungen und Abbildungen von Schlangen, Bumerangs und Speeren. Unter einem großen Felsüberhang blicken zwei riesige, menschenartige Mirriwung-Figuren aus rotem Ocker herab. Auf dem Parkplatz haben wir dann noch unser letztes Obst gegessen, damit wir es bei der Kontrolle an der Grenze nicht abgeben müssen. Nur wenige Kilometer weiter erreichten wir die Grenze nach Western Australia, die gleichzeitig eine Zeitgrenze ist. Wir bekamen zwar 1,5 Stunden "geschenkt", müssen jetzt aber damit leben, dass die Sonne bereits um 17:30 Uhr untergeht. Unser letztes Gemüse hat Geli noch direkt vor der Grenze gekocht und zu einer Soße für Nudeln verarbeitet. So bestanden wir die Quarantäne-Kontrolle für Obst und Gemüse ohne Probleme und konnten nach Western Australia einreisen. Kurz hinter der Grenze bogen wir auf die Stichstraße zum Lake Argyle ab. Dieser Ende der 1960er Jahre durch den Bau des Ord River Dam gebildete Stausee nimmt maximal die vierfache Fläche des Bodensees ein und gehört damit zu den größten künstlich angelegten Seen der Welt. In einer Region, in der über fast ein halbes Jahr hinweg praktisch kein Regen fällt, sorgt das Ord-River-Bewässerungssystem für eine ganzjährige Versorgung mit dem wertvollen Nass. Wir warfen von einem Aussichtspunkt aus einen ersten Blick auf den See und buchten für den nächsten Morgen eine Bootstour. Auf dem Campingplatz kamen wir mit einem Fischer ins Gespräch, der zugleich professioneller Taucher ist und wir haben uns sehr nett unterhalten. Er schenkte uns eine Muschel, die er von einem Tauchgang mitgebracht hatte und ein Stück des 600 Millionen Jahre alten Zebra-Stone, der nur hier am Lake Argyle gefunden werden kann.

Donnerstag, 28.08.03

Mit einem Bus wurden wir zum Bootssteg gefahren, wo die luxuriöse, 14 m lange Motorjacht „Kickback“ schon auf uns wartete. Mit nur 10 Gästen und zwei Besatzungsmitgliedern begann unsere dreistündige Breakfast Cruise auf dem Lake Argyle. Das größte Frischwasserreservoir Australiens erinnert mit seiner gewaltigen Ausdehnung eher an ein Meer als an einen See. Erstaunlich ist, dass diese unvorstellbaren Wassermassen nur von einem kleinen Damm aus Lehm und Steinen, ohne Beton zurückgehalten werden können. Sehr interessant waren die Barramundifarmen, wo wir gerade rechtzeitig zur Fütterung kamen. Das Wasser schien geradezu zu kochen als das Futter in die stabilen, krokodilsicheren Netzbehälter gekippt wurde. Das schöne Morgenlicht und die entspannte Atmosphäre auf dem Schiff machten diese Tour zu einem sehr schönen Erlebnis. Wir kamen an einigen der, je nach Wasserstand 70 bis 90 Inseln des Sees vorbei und konnten Frischwasserkrokodile, Wallabies und zahlreicher Wasservögel beobachten. Wir ließen uns das Frühstück aus Toast, Croissants und frischem Obst gut schmecken und genossen die Zeit an Bord in vollen Zügen. Zurück auf dem Campingplatz packten wir unsere Sachen und machten uns auf 72 km lange Strecke nach Kununurra. Hier füllten wir unsere Vorräte wieder auf, genossen den Ausblick vom 191 m hohen "Berg" Kelly´s Knob über die Stadt und das Ord Valley und sahen uns die Ausstellung der Waringarri Aboriginal Art Gallery an. Wie schon vor zwei Jahren bezogen wir wieder auf dem Hidden Valley Caravan Park Quartier und waren überrascht, dass man unseren Namen dort noch im Computer gespeichert hatte. Gleich beim Einchecken buchten wir für den nächsten Morgen einen Rundflug über den Lake Argyle und die Bungle Bungles. Der Campingplatz grenzt direkt an den Mirima Hidden Valley National Park, der wegen seiner ungewöhnlich gefärbten Sandsteinformationen auch "Mini Bungle Bungle" genannt wird. Nach einer Verschnaufpause machten wir uns im Licht der Tiefstehenden Sonne zu Fuß auf den Weg in den Nationalpark und konnten das intensive Farbenspiel auf den Felsen beim Sonnenuntergang bewundern. Ein Bad im großen Pool des Campingplatzes sorgte für die nötige Abkühlung vor dem Abendessen.

Freitag, 29.08.03

Pünktlich um 8:30 Uhr wurden wir von einem Bus der Alligator Airways direkt vom Campingplatz abgeholt. Auf dem Weg zum Flughafen stiegen noch weitere Gäste zu und nach einer kurzen Erläuterung der Flugroute ging es los. Fünf Fluggäste plus Pilot fanden in der kleinen Cessna einigermaßen bequem Platz und der knapp zweistündige Rundflug über die östlichen Kimberleys konnte beginnen. Über Kununurra, das Ord-River-Bewässerungssystem und den Ord River selbst flogen wir zunächst zum Lake Argyle. Aus der Luft wurde uns das gewaltige Ausmaß des größten künstlichen Sees der südlichen Hemisphäre noch einmal so richtig deutlich. Auf einer Strecke von gut 70 km flogen wir über den See und genossen die spektakuläre Aussicht auf das blaugrüne Wasser und die rötlichen Küstenklippen, sowie die zahlreichen Inseln. Über die inzwischen stillgelegte Bow River Diamond Mine ging es weiter zum Hauptziel dieses Rundfluges, dem Purnululu National Park, wie die Bungle Bungles offiziell heißen. Der Name Purnululu bedeutet in der Sprache der Kija-Aborigines "Sandstein". Der 3.000 km² große Park wurde erst 1987 eröffnet und zählt mit seinem rot bis schwarz schillernden Gestein zu den schönsten Nationalparks in Australien. Über die Entstehung der rund geformten Bergkuppen, die Beehives (Bienenkörbe) genannt werden und vor als 350 Millionen Jahren entstanden sind, gehen die Meinungen auseinander: Ein Papagei griff einen Schnabeligel an. Der versuchte, sich im Boden zu vergraben; er buddelte hier, dann wieder dort, so entstanden die Täler und Hügel. In seiner Not richtete er seine langen Stachel auf, um sich zu verteidigen ... doch die schützenden Spitzen fielen ihm aus und verwandelten sich in Palmen. So lautet die Aborigines-Version der Geschichte des Bungle Bungle Massivs. Der Geologe sieht das anders: Für ihn war dies der Boden eines uralten Inlandsees, in den Flüsse Geröll und Sand abluden. Verschiebungen in der Erdkruste führten später zu Aufwerfungen und Erosion modellierte, was aus der Luft wie ein Heer von Bienenkörben wirkt. Wir überflogen das gesamte Bungle Bungle Massiv und sahen dabei spektakuläre und faszinierende Teile dieses Parks, die zum Teil auch gar nicht zugänglich sind. Wie schon bei unserem Besuch vor zwei Jahren, als wir mit einem Allrad-Wohnmobil direkt in den Park hinein gefahren sind, hat uns diese Landschaft auch heute wieder in ihren Bann gezogen. Der kürzlich von der UNESCO zur World Heritage Site erklärte Purnululu National Park gehört für uns zu den schönsten Landschaften, die wir in Australien bisher gesehen haben. Über den Bungle Bungles wurde der Flug etwas unruhig, so dass mir schon fast schlecht geworden ist, ein schnell eingeworfenes Reisekaugummi hat mich aber noch einmal gerettet. Auf dem Rückflug nach Kununurra konnten wir einen Blick auf die Argyle Diamond Mine, die zurzeit größte Diamantenmine der Welt, werfen. Über 8.000 kg Diamanten, was etwa 30 Millionen Karat entspricht, werden hier jährlich gefördert. Etwa die Hälfte eignet sich qualitativ nur zur Verarbeitung als Industriediamanten, während die andere Hälfte zu Schmuck verarbeitet werden kann. Etwa drei Prozent der geförderten Menge ist absolute Topqualität, darunter auch die sehr seltenen „Pink Diamonds“, die pro Karat bis zu 1 Million AUD erzielen. Der Landeanflug auf Kununurra war dann so wackelig, das mir nur noch der Griff zur Tüte blieb. Trotz dieses unschönen Abschlusses hat sich dieser Rundflug gelohnt und war für uns eine gute Möglichkeit noch einmal die Bungle Bungles zu sehen, die wir unserem Auto ja nicht anfahren können. Zurück auf dem Campingplatz habe ich mich dann erst einmal etwas erholt, während Geli mit dem Fahrrad in den Ort gefahren ist. Am Nachmittag gingen wir dann noch einmal in den  Mirima Hidden Valley National Park und sahen uns die leuchtend roten Sandsteinklippen an, ehe ein Bad im Pool des Campingplatzes den gemütlichen Teil des Tages einleitete.

Samstag, 30.08.03

Das Vorhaben unsere Homepage zu aktualisieren scheiterte daran, das keine Verbindung zu unserem Webserver zu Stande kam, aus welchen Gründen auch immer. Die positive Überraschung des Tages war dafür das Auftauchen von Walli und Jochen, die wir noch viel weiter hinter uns vermutet hatten. Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums haben wir erst einmal die Reiseerlebnisse seit unserem letzten Treffen im Roten Zentrum ausgetauscht. Die beiden hatten sich für heute einen Stellplatz etwa 30 km westlich von Kununurra ausgesucht und wir beschlossen uns ihnen anzuschließen, wenn wir die Zufahrt von Highway meistern können, die eigentlich nur für Allradfahrzeuge empfohlen wird. Walli und Jochen fuhren voraus und haben mit ihrem Allrad-Brummi den Zustand der Piste ausgekundschaftet, während wir noch einige Lebensmittel eingekauft haben. Wie verabredet warteten die beiden an der nicht ausgeschilderten Piste, die zum Molly Spring Creek führt. Wir verließen uns auf ihre Einschätzung, dass unserer Roadrunner die Piste überstehen kann und fuhren langsam hinterher. Ohne große Probleme kamen wir durch den recht rauen, steinigen und teilweise sandigen Zufahrtsweg und erreichten einen schönen, allerdings sandigen Stellplatz am Ende der Piste. Hier richteten wir uns häuslich ein und gingen anschließend in einem schönen Felsbecken, das vom Molly Spring Creek in einem kleinen Wasserfall gespeist wird, baden. Bei fast 40° C  Außentemperatur war das Wasser eine herrliche Erfrischung, zumal wir dieses schöne Fleckchen ganz für uns alleine hatten. Ein gemeinsames Abendessen mit leicht verunfallten Nudeln, die beim Abgießen in den Dreck gefallen waren und erst noch einmal abgeduscht werden mussten, sowie ein ausgiebiger Klönschnack beendete diesen schönen Tag mitten im Busch. In der Nacht hatte Geli mit ihrer Erkältung zu kämpfen, mit der sie sich seit einigen Tagen abquält, so dass an Schlafen nicht viel zu denken war.

Sonntag, 31.08.03

Ein weiteres Bad in dem schönen Pool ersetzte die morgendliche Dusche, was für ein herrlicher Start in den Tag. Das anschließende Frühstück wurde dann allerdings durch penetrante Outback-Fliegen etwas gestört. Nachdem wir uns noch etwas unterhalten hatten, trennten sich unsere Wege: Während Walli und Jochen sich die Bungle Bungles ansehen wollten, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Wyndham fort. An der Nordspitze des Great Northern Highway gelegen, wurde Wyndham 1888 als Hafen am Cambridge Gulf zur Versorgung der Goldgräber in Halls Creek und als Zentrum der Viehzuchtindustrie gegründet. Der Tatsache das Wyndham in „Crocodile-Country“ liegt, wird durch ein riesiges, 20 m langes Salzwasserkrokodil am Ortseingang Rechnung getragen. Das „Big Croc“ wurde von dem Künstler Andrew Hickson aus 6 m³ Beton modelliert. Unser erstes Ziel war der  Five River Lookout auf der Spitze der Bastion Range. Von hier hatten wir einen herrlichen, wenn auch etwas diesigen Blick auf den Cambridge Gulf und seine Zuflüsse Forrest-, Pentecost-, King-, Durak- und Ord River. Der Ort selbst entpuppte sich als richtiges Outback-Nest und hat uns nicht sehr gut gefallen. Im Crocodile Park wollten wir uns die seltenen Komodo-Warane ansehen, die aber zurzeit leider zu Brutzwecken an einen Zoo in Queensland verliehen waren. Krokodile hatten wir schon genug gesehen, so dass wir auf den Besuch des Parks ganz verzichteten. Leider gab es auch kein Krokodilfleisch zu kaufen, was wir gerne einmal probiert hätten. Da sich Gelis Erkältung noch weiter verschlimmert hatte, war an eine Weiterfahrt nicht zu denken und wir bezogen schon gegen Mittag Quartier auf dem örtlichen Caravan Park. Nach einer Mittagspause hat Geli sich ein paar Stunden hingelegt, während ich mir die Zeit mit Lesen vertrieben habe. Am späten Nachmittag ging es zur Abkühlung in den kleinen Pool des Platzes. Ein bisschen Didgeridoo spielen und ein Telly-Abend (Aussie-Englisch für Fernseher) beendeten unseren bisher faulsten Tag.

Montag, 01.09.03

Bevor wir Wyndham wieder verließen, sahen wir uns die „Dreamtime Statues“ im Warriu Park an. Dabei handelt es sich um die überlebensgroßen Skulpturen einer Aboriginefamilie und einiger Tiere der Region. Nach diesem kurzen Kulturprogramm machten wir uns auf dem Great Northern Highway auf den Weg nach Westen. Am Roadhouse von Warmun (Turkey Creek) legten wir einen Tankstopp ein und stärkten uns mit einem Eis. In Halls Creek machten wir eine längere Mittagspause und nutzten den Internetzugang im Visitor Centre für einen Blick in unsere Mailbox. Nach gut 650 km durch, bis auf wenige Ausnahmen, recht eintönige Landschaft, erreichten wir Fitzroy Crossing. Hier fanden wir, wie schon bei unserem Aufenthalt vor zwei Jahren, einen Stellplatz in der Fitzroy River Lodge. Dieser reine Fahrtag war zwar etwas anstrengend aber es gab für uns unterwegs auch nicht viel zu sehen und so haben wir jetzt wieder einige kürzere Etappen mit sehenswerten Stopps vor uns.

Dienstag, 02.09.03

Nach einem Tank- und Einkaufsstopp sowie einem kurzen Besuch im Visitor Centre von Fitzroy Crossing, machten wir uns wieder auf den Weg. Auf den Besuch der Geiki Gorge haben wir diesmal verzichtet, da uns die Bootstour von vor zwei Jahren noch sehr gut in Erinnerung war. Nach etwa 40 km bogen wir dann vom Great Northern Highway auf die Fairfield-Leopold-Road ab, die die Verbindung zur Gibb River Road herstellt und an der mit dem Tunnel Creek National Park und dem Windjana Gorge National Park gleich zwei Nationalparks liegen. Die Strecke ist zwar für alle Fahrzeuge freigegeben, ist aber stellenweise doch recht rau, so dass unserer Roadrunner ordentlich durchgeschüttelt wurde. Der Tunnel Creek hat sich in Jahrmillionen einen 750 m langen Tunnel durch die Napier Range gegraben. Der Durchlass ist bis zu 12 m hoch und 15 m breit und bei nicht zu hohem Wasserstand mit einer guten Taschenlampe zu begehen. Waren wir vor zwei Jahren aufgrund des hohen Wasserstandes nur bis zur „Eingangshalle“ vorgedrungen, konnten wir diesmal den gesamten Tunnel begehen. Auf halber Strecke ist die Decke eingestürzt und verschafft ein wenig zusätzliches Licht. Im Schein unserer Taschenlampen mussten wir maximal knietief durch das erfrischend kühle Wasser waten. Immer wieder wanderte unser Blick an die Decke der Höhle, die auf der gesamten Länge von bizarr geformten Tropfsteinen verziert wird. Am Ende belohnt ein malerischer Ausblick auf das Tal des Tunnel Creek für die Anstrengung, doch der Weg selbst ist an sich schon sehr sehenswert. In den 1890er Jahren suchte hier ein Aborigine namens Jandamarra alias Pigeon Zuflucht vor den weißen Gesetzeshütern. Es hat Jahre gedauert, bis die Polizei ihm schließlich auf die Schliche kam.  Nur 36 km weiter erreichten wir den Windjana Gorge National Park, auf dessen Campingplatz wir uns einrichteten. Hauptattraktion ist die malerische Schlucht, die der Lennard River in die Napier Range gefräst hat. Das Gestein gehört zu dem gleichen fossilen Korallenriff, das auch die Geiki Gorge bildet. In der Gorge leben über 70 Frischwasserkrokodile, die auf kurzen Wanderungen beobachtet werden können. Da wir uns die Schlucht, die als die schönste in Westaustralien gilt, erst am nächsten Morgen ansehen wollten, machten wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich und genossen den Ausblick auf die im Licht der untergehenden Sonne erglühenden Felsen der Schlucht aus der Ferne.

Mittwoch, 03.09.03

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Windjana Gorge. Der Morgen ist meiner Meinung nach die beste Zeit für eine Wanderung in die Schlucht: Die Ausflugsbusse mit Tagesgästen sind noch nicht angekommen, die Sonne taucht die roten Felsen der Schlucht in ein phantastisches Licht und wir konnten zahlreiche „freshies“ auf den Sandbänken und im Wasser beobachten. Wir wanderten an der östlichen Schluchtwand entlang bis zur Nordflanke der Berge. Dabei kann man sich richtig gut vorstellen, dass die wild gezackten, geriffelten und gestreiften Wände der Windjana Gorge einst Teil eines urzeitlichen Riffs waren, das, gut 1.000 km lang und 20 km breit , die ganze Kimberley-Region bedeckte. Damals, vor etwa 300 Millionen Jahren, nahm ein flaches, sehr warmes tropisches Meer den ganzen heutigen Nordwesten Australiens ein. Allerdings schufen nicht Korallenpolypen, sondern winzige, urzeitliche Kalkalgen die hohen Felswände, in dem sie dort über Jahrmillionen ihre Skelette ablagerten. Lärmende Nasenkakadus begleiteten uns fast auf der gesamten Strecke und  wir kamen an einer Flughundekolonie vorbei. Am Ende des Weges tummelten sich noch einmal einige besonders große Frischwasserkrokodile im Lennard River. Auf dem Rückweg entdeckten wir in einem Teil der Schlucht an die 40 „freshies“ auf und an einer Sandbank im Fluss. Nach insgesamt 7 km auf zum Teil sandigem Boden gönnten wir uns auf dem Campingplatz eine kleine Verschnaufpause und fuhren dann weiter in Richtung Derby. Die Piste war hier in einem besseren Zustand als der südliche Teil und nach 25 km erreichten wir die Gibb River Road. Nach insgesamt fast 200 km Wellblechpiste waren wir und wohl auch unser Auto froh wieder Asphalt unter den Rädern zu haben, auch wenn es sich auf den ersten 60 km nur um eine einspurige Trasse handelte. Die schönen Boab-Bäume, die diese Strecke säumen, sorgten zudem für etwas Abwechslung. Auch in Derby sind die Strassen zum Teil als Boab-Alleen angelegt. Am Pier aßen wir eine Monsterportion fish and chips und waren satt für den Rest des Tages. Auf dem Kimberley Entrance Caravan Park sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht und in einem Internetcafe gelang es uns endlich unsere Homepage zu aktualisieren.


Donnerstag, 04.09.03

Südlich von Derby sahen wir uns den Prison Tree, einen gewaltigen Boab an, dessen Alter auf über 1.500 Jahre geschätzt wird und der in früheren Zeiten als Gefängnis diente. Für uns ging es dann noch einmal gut 200 km weiter nach Broome, der "Hauptstadt" der Kimberley Region. Die ersten Europäer kamen um 1860 und trugen mit ihrem Geschäft, dem Tauchen nach Perlen, zur Gründung der ersten Siedlung am Standort des heutigen Broome bei. Heute hat die Perlenzucht das gefährliche Tauchen abgelöst, aber Broome ist auch heute noch eine Perlenstadt. Daneben sind heute jedoch der Tourismus und Fleischverarbeitung die führenden Wirtschaftszweige. Wir sicherten uns einen Stellplatz auf dem Roebuck Bay Caravan Park südlich der Stadt. Wir hatten Glück und bekamen den letzten freien Platz direkt am Strand. Bevor wir diesen traumhaften Stellplatz jedoch genießen konnten, stand noch ein wenig Arbeit auf dem Programm. Zunächst unterzogen wir unseren Roadrunner einer gründlichen Wäsche, was wegen der leicht defekten Waschanlage schwieriger war als erwartet. Danach ging es zum Einkaufen in die Stadt und auf dem Campingplatz angekommen, setzten wir den Hausputz fort. Den ganzen Nachmittag haben wir für die gründliche Innenraumreinigung gebraucht und waren danach dementsprechend kaputt. Es ist schon erstaunlich, in welchen Ecken und Ritzen der Staub der Outback-Pisten kriecht. Trotz der Anstrengung war es gut wieder einmal gründlich sauber gemacht zu haben. Per Handy erfuhren wir von Walli und Jochen, dass sie an allen Sehenswürdigkeiten der Kimberleys vorbeigefahren waren und Broome heute schon wieder verlassen wollten. So kann es erst weiter im Süden zu einem weiteren, vermutlich dann letzten Treffen kommen, sofern wir dem Tempo, dass die beiden zurzeit vorlegen, überhaupt folgen können.

Freitag, 05.09.03

Das Frühstück direkt am Indischen Ozean war schon etwas Besonderes, zumal wir bei herrlichem, sommerlich warmen Wetter draußen essen konnten. Nachdem wir noch einige Arbeiten am Auto verrichtet hatten, machten wir uns seit langem wieder einmal mit den Fahrrädern auf den Weg. Im Shell House gibt es nicht nur eine der größten Muschelsammlungen von Westaustralien mit über 5.000 Ausstellungstücken, sondern auch schöne Schmuckstücke aus Perlmutt und echten Perlen. Auf einem von der Straße getrennten Fahrradweg erreichten wir Cable Beach, der seinen Namen einem Telegraphenkabel verdankt, das einst von hier zur indonesischen Insel Java führte. Dieser 22 km lange, traumhafte Sandstrand mit türkisblauem Wasser gilt zu recht als einer der schönsten in ganz Australien. Hier sahen wir uns in der Verkaufsräumen der Willie Creek Pearl Farm nicht nur die ausgestellten Schmuckstücke an, sondern auch den sehr informativen, 15minütigen Film „Pearling Town Broome“. Wir radelten dann in die Stadt zurück und stärkten uns in der Ice Creamery mit einem köstlichen Eis. Mit einem Rundgang durch die so genannte Chinatown an der Dampier Terrace beendeten wir unseren Ausflug und fuhren zum Campingplatz zurück. Nach einer ausgedehnten Pause und einem leckeren Abendessen auf unserem herrlichen Stellplatz, fuhren wir noch einmal mit den Rädern in die Stadt. Im Sun Picture Theatre, einem uralten Freilichtkino, das mit Liegestühlen bestuhlt ist, sahen wir uns zum Ausklang des Tages noch einen Film an. Es war schon eine tolle Atmosphäre, einen Film unter dem australischen Sternenhimmel zu sehen. „Down with Love“, eine romantische Komödie mit Reneé Zellweger und Ewan McGregor in den Hauptrollen, bot zudem auch noch kurzweilige Unterhaltung im Stil der alten Doris Day und Rock Hudson Filme. Kurz vor 23:00 Uhr waren wir wieder am Auto und hatten auch die nötige Bettschwere erreicht. 

Samstag, 06.09.03

Heute mussten wir unseren Stellplatz freimachen, bekamen aber zu unserer Überraschung wieder einen Platz direkt am Wasser zugewiesen, so dass wir auch für die letzte Nacht in Broome noch einmal in diesen Genuss kommen. Diesmal machten wir uns mit dem Auto auf den Weg in die Stadt und fuhren zum Courthouse, das 1888 erbaut wurde. Jeden Samstag gibt es hier einen Markt mit lokal angebautem Obst und Gemüse sowie Kunsthandwerk aller Art. Wir waren von der Größe und Vielseitigkeit dieses Marktes überrascht und benötigten für unseren Bummel wesentlich mehr Zeit als wir gedacht hatten. Die Band „Jabaru“ spielte auf und zog uns mit ihren schönen Klängen in ihren Bann. Gegen Mittag fuhren wir zum Hafen von Broome mit seinem schönen Pier am Deep Water Point. Wir genossen den Blick auf den Anleger, die Roebuck Bay und den Strand und beschlossen im Wharf Restaurant etwas zu essen. Als wir auf unser Mittagessen warteten, kam ein Schweizer Paar vorbei, die wir während der Bootstour auf dem Lake Argyle kennen gelernt hatten. Ursula und Urs setzten sich zu uns und ehe wir uns versahen, hatten wir mehr als zwei Stunden verquatscht. So waren wir gerade noch rechtzeitig am Cable Beach, um vor dem Sonnenuntergang noch ein erfrischendes Bad in der kräftigen Brandung des Indischen Ozeans nehmen zu können. Auf dem Campingplatz gab es dann nur noch eine Kleinigkeit zu essen, ehe wir uns zu Fuß auf den Weg zum Palm Resort machten, wo wir uns ein Konzert anhören wollten. Neben „Jabaru“ traten Peter Brandy und Neill Murray in der Gekko Bar des Resorts auf und sorgten für einen sehr unterhaltsamen Abend. Erst gegen 23:30 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz. 

Sonntag, 07.09.03

Noch ein letztes Mal genossen wir das Frühstück direkt am Indischen. Der sonntägliche Markt in der Johnny Chi Lane in Chinatown war im Vergleich zum Courthouse Market eine herbe Enttäuschung. Wir füllten noch einmal unsere Vorräte auf und stärkten uns mit einem leckeren Eis. Dann machten wir uns auf dem Great Northern Highway auf den Weg nach Süden. Damit verließen wir auch die Kimberley Region und werden nun weitestgehend an der Westküste gen Süden fahren. Zwischen Broome und Port Hedland gibt es nichts zu sehen, diese gut 600 km müssen einfach überbrückt werden. Linker Hand liegt die Great Sandy Desert, die allerdings gar keine Sandwüste ist, wie der Name vermuten lässt, sonder Buschland. Gelegentliche Stichstrassen führen an den rechtsseitig gelegenen Eighty Mile Beach, einen fast 200 km langen, grandiosen und menschenleeren Sandstrand am türkisblauen Indischen Ozean. Einzige Abwechslung auf der recht öden Strecke boten zahlreiche Echsen und eine sehr große Schlange, die über den warmen Asphalt huschten. Einige Kilometer nördlich des Sandfire Roadhouse wurden wir dann noch mit einer weiteren Abwechslung konfrontiert: Einer alleinreisenden Frau aus Broome war bei ihrem Geländewagen ein Hinterreifen geplatzt und sie hatte keine Ahnung, wie man einen Reifen wechselt. So verbrachten wir eine gute halbe Stunde damit ihr zu helfen. Am Sandfire Roadhouse, dem einzigen Zeugnis menschlicher Besiedlung auf der gesamten Strecke, machten wir einen kurzen Tankstopp. Bei Wallal Downs, etwa 45 Kilometer südlich, fuhren wir an den wirklich traumhaften Strand und bezogen auf dem sehr gepflegten Eighty Mile Beach Caravan Park Quartier. Zum Sonnenuntergang gingen wir an den traumhaften Strand und verlebten nach zwei Abenden mit Programm wieder einmal einen gemütlichen Abend „zu Hause“.


Montag, 08.09.03

Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang am Eighty Mile Beach, bei dem wir fast eine ganze Plastiktüte voller schöner Muscheln gesammelt haben, erreichten wir über die recht raue Schotterpiste wieder den Highway. Abgesehen von einer kurzen Mittagspause fuhren wir ohne Unterbrechung durch bis Port Hedland. Die Stadt, gegründet als Versorgungszentrum und Umschlaghafen für die Erzbergwerke im Hinterland, hat touristisch nicht viel zu bieten und versprüht den Charme einer reinen Industriestadt. Auf dem Cooke Point Holiday Park fanden wir einen netten Stellplatz für die Nacht und  nutzten die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad im Pool des Campingplatzes.

Dienstag, 09.09.03

In South Hedland nutzten wir eines der größten Shopping Centre von Western Australia um unsere Vorräte aufzufüllen. Der Great Northern Highway verlässt nach etwa 40 km die Küste und biegt ins Landesinnere ab. Die Landschaft war weiterhin recht eintönig aber der Frühling schickte seine ersten Vorboten in Form von blühenden Büschen, Sträuchern und Blumen am Straßenrand. Besonders schön fanden wir die leuchtend roten Blüten der Ruhmesblume (Sturt´s Desert Pea). Erstes Zeichen menschlicher Besiedelung ist nach weiteren 220 km das Munjina Roadhouse, wo wir eine Mittagspause einlegten. Hier hatten wir endlich einmal die Chance einen geparkten Roadtrain, riesige Sattelschlepper mit mindestens drei Anhängern, zu sehen. Bisher waren sie uns immer nur auf der Straße entgegengekommen. Unser Roadrunner sieht daneben aus wie ein Spielzeugauto – wir sind wirklich in einem Kleinwagen unterwegs. Der Munjina East Gorge Lookout bietet einen ersten Einblick in die spektakulären Schluchten der 2,5 Milliarden Jahre alten Hamersley Range, der Hauptattraktion im Karijini National Park. Über Jahrmillionen haben Frost, Regen, Hitze und kleine Wasserläufe tiefe Felsschluchten in das Hochplateau der Hamersley Range gegraben. Das rote, eisenhaltige Gestein und die spärlich bewachsenen Flächen stehen in einem faszinierenden Kontrast zu der reichen Vegetation am Fuße der Schluchten. Eine Asphaltstraße führt einmal quer durch den Park und zum Visitor Centre, die Schluchten, Wasserfälle und Aussichtspunkte sind jedoch nur über Schotterpisten zu erreichen. Aufgrund der vielen Tourbusse, die den Park besuchen, waren die Pisten in einem sehr schlechten Zustand: Die großen Reifen der Busse schaffen ein Wellblechprofil, das für alle Fahrzeuge mit kleineren Reifen kaum zu meistern ist. Aus unserer geplanten Rundfahrt durch den Park, die über 90 km dieser derben Piste bedeutet hätte, wurde so nur ein Kurzbesuch an der Dales Gorge mit dem Circular Pool und den Fortescue Falls. Immerhin bekamen wir so einen Einblick in die landschaftliche Vielfalt dieses Parks, den wir bei unserer Reise vor zwei Jahren aus Zeitgründen ausgelassen hatten. Mehr als die dafür erforderlichen 20 km Piste wollten wir weder uns noch unserem Auto zumuten. Über die gut ausgebaute Asphaltstrasse fuhren wir dann noch weiter bis nach Tom Price, einem der größten Bergbauzentren in Western Australia. Auf dem örtlichen Campingplatz fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Mittwoch, 10.09.03

Wir begannen den Tag mit einem Abstecher in die „Innenstadt“ von Tom Price. Erwartungsgemäß gab es hier nicht viel zu sehen aber auf einem Parkplatz fiel uns ein Unimog-Wohnmobil auf, dass wir uns näher ansehen wollten. Wir waren auf Dagmar und Dieter aus Hannover getroffen, die seit gut zwei Jahren auf Weltreise sind und Australien weitestgehend auf dem Landweg erreicht haben. Wir haben uns eine gute Stunde lang unterhalten, ehe wir uns auf den Weg machten. Am Orteingang von Tom Price sahen wir uns einen der gewaltigen Kipplader an, die in den hiesigen Minen benutzt werden. Mit fast 12 m Länge, 7 m Breite und fast 6 m Höhe – die Reifen haben einen Durchmesser von fast 3 m – sind diese Laster wirkliche Riesen. Bei 98 t Leergewicht, allein der Motor wiegt nahezu 5 t, kann die Ladefläche gut 150 t aufnehmen. Für europäische Verhältnisse geradezu unvorstellbar. Auch auf dem heute vor uns liegenden Streckenabschnitt durch die Pilbara Region gab es nicht viel zu sehen, so dass wir einen reinen "Fahrtag" zu überstehen hatten. Da wir nicht auf die ausgefahrenen Schotterpisten zurück wollten, mussten wir einen Umweg über die kleine Bergbausiedlung Paraburdoo in Kauf nehmen. Als wir die Ausläufer der Hamersley Range hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft wieder eintöniger. Für etwas Abwechslung sorgten die Emus, die jetzt vereinzelt am Straßenrand zu sehen waren. Am Roadhouse von Nanutarra erreichten wir den North West Coastal Highway, dem wir in südlicher Richtung folgten. Über die Bullara-Giralia Road verkürzten wir die Anfahrt zum Cape Range National Park bezogen schließlich in Exmouth, dem Tor zum Cape Range National Park und dem Vorgelagerten Ningaloo Marine Park, Quartier. Mit über 600 km hatten wir heute eine der längsten Tagesetappen unserer Tour. Der 505 km² große Cape Range National Park stellt ein Kalksteinplateau und seine tiefen Täler und Schluchten unter Schutz, das die gesamte Westseite des North West Cape einnimmt. Vorgelagert ist das Ningaloo Reef, ein Korallenriff, das in seiner Artenvielfalt und Schönheit mit dem Barrier Reef an der Ostküste mithalten kann, allerdings längst nicht so überlaufen ist. Das Riff nimmt eine Fläche von 5.000 km² ein, besteht aus 220 verschiedenen Korallenarten und bietet über 500 Fischarten eine Heimat. Damit gibt es für uns in den nächsten Tagen viel zu entdecken und zu erleben.

Donnerstag, 11.09.03

Als wir den Campingplatz verließen, sahen wir den braunen Brummi von Walli und Jochen gerade auf den Parkplatz des Info Centers einbiegen. Nach einem kurzen Schwätzchen auf dem Parkplatz verabredeten wir uns zum Schnorcheln in der Turquoise Bay. Wir verschafften uns zunächst vom Aussichtspunkt am Vlamingh Head Lighthouse einen Überblick über die Küste des North West Cape. Von der Parkstraße aus konnten wir zahlreiche Kängurus und Emus beobachten. Wir fuhren zur Turquiose Bay, der besten Schnorchelbucht des Ningaloo Marine Park. Hier trafen wir, wie verabredet, auf Walli und Jochen. Gemeinsam stürzten wir uns in die türkisblauen Fluten dieser traumhaften Bucht. Die Strömung treibt einen dabei automatisch über die schönen Korallen und unzählige bunte Fische. Ein tolles Erlebnis das Riff so hautnah zu erleben. Sowohl die Korallen als auch die Vielfalt und Farbenpracht der Fische haben uns hier besser gefallen als am Great Barrier Reef. Dem Strömungskanal zu entkommen und wieder den Strand zu erreichen war da schon etwas anstrengender. Zweimal ließen wir uns über das Riff treiben, ehe es uns im etwa 21° C warmen Wasser zu kalt wurde. Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir gemeinsam in südlicher Richtung weiter und gingen am Yardie Creek entlang. Der tiefblaue Fluss, der hier in den Indischen Ozean mündet, wird von farbenprächtigen, fast senkrecht abfallenden Felswänden gesäumt. Auf der Fahrt in Richtung Norden bildeten die Kängurus dann geradezu ein Spalier entlang der Parkstrasse. Walli und Jochen hatten gegenüber der Einfahrt zum 5 Mile Beach einen Stellplatz entdeckt, wo wir versteckt hinter einer Düne völlig für uns alleine waren. Mit einem thailändischen Curry, zubereitet im gusseisernen Topf direkt auf dem Lagerfeuer, wurden wir zum Abendessen verwöhnt. Zum Nachtisch gab es dann auch noch köstlichen Vanillepudding – was will man mehr. Wir hatten uns schon über die mondlose Nacht gewundert, als der Erdtrabant dann doch noch über dem Bergrücken des Cape Range National Park aufging. Der Vollmond hatte dabei eine enorme Größe und gelblich-rote Färbung. Nach einem gemütlichen Abend wurde es gegen 21:30 Uhr zu kalt und wir zogen uns in die Camper zurück.

Freitag, 12.09.03

In der Nacht kam ein heftiger Wind auf, der unser Aufstelldach ordentlich durchrüttelte, so dass wir nicht so gut geschlafen haben. Auch am Morgen hatte der Wind noch nicht Nachgellasen – das Frühstück fand deshalb im Camper statt. Erst am späten Vormittag verließen wir den Stellplatz und machten uns noch einmal auf den Weg zur Turquoise Bay. Nach weiteren Schnorchelgängen und einem Spaziergang am von Muscheln und Korallen übersäten Strand von Mandu Mandu South, verließen wir den Cape Range National Park. In Exmouth füllten wir Benzin und Frischwasser auf und machten uns dann auf die Suche nach einem Stellplatz an der Küste des Exmouth Gulf. Nach einigen Fehlversuchen, eigentlich ist das freie Campieren hier nicht erlaubt, fanden wir einen schönen Stellplatz direkt am Strand nördlich der MG Kailis Prawn Fishery. Hier wollten wir uns den spektakulären Aufgang des Mondes über dem Meer ansehen. Heute Abend gab es einen „Spanischen Hühnertopf“, wieder zubereitet über dem offenen Lagerfeuer. Wieder erlebten wir einen sehr schönen und gemütlichen Abend gemeinsam mit Walli und Jochen. Die Zeit verging  bei den angeregten Gesprächen immer wie im Fluge. Wir waren gerade fertig mit dem Abendessen, als der Mond, gleich einer großen gelben Laterne über dem Exmouth Gulf aufging. So konnten wir unseren ganz privaten „Staircase to the Moon“ erleben – der Höhepunkt eines sehr schönen Abends.

Samstag, 13.09.03

Nach dem Frühstück, weiteren Gesprächen und ein wenig „Arbeit“ am Computer verabschiedeten wir uns von Walli und Jochen. Vielleicht klappt es ja noch einmal mit einem Treffen in Western Australia bevor wir in Richtung Osten weiterfahren. Walli und Jochen werden sich noch bis Dezember hier im Westen aufhalten und ihren Brummi dann nach Indien verschiffen. Wir fuhren weiter bis nach Coral Bay, dem südlichen Tor zum Ningaloo Marine Park. Nachdem wir uns auf dem Campingplatz eingerichtet hatten, unternahmen wir einen Rundgang durch den kleinen, sehr touristischen Ferienort. Anschließend gingen wir in der herrlichen Bucht von Coral Bay Schnorcheln. Nach den traumhaft schönen Schnorchelgängen an der Turquoise Bay erlebten wir hier allerdings eine Enttäuschung: Das Wasser war recht trübe und die Korallen größtenteils abgestorben – kein Vergleich zu der farbenfrohen Unterwasserwelt die wir im Cape Range National Park erlebt hatten. Einzig die bunten Fische brachten ein wenig Leben und Abwechslung. Vom Paradise Beach aus genossen wir den Sonnenuntergang und machten es uns dann in unserem Roadrunner gemütlich.

Sonntag, 14.09.03

Auf dem Weg zurück zum North West Coastal Highway überquerten wir ein weiteres Mal den Wendekreis des Steinbocks und verließen damit endgültig die tropische Region Australiens. Außerdem gab es einen kleinen Knall, der Drehzahlmesser fiel aus und die Warnlampe der Batterie ging an – ein Keilriemen war gerissen. An der ersten Kreuzung mussten wir feststellen, dass auch noch die Servolenkung ausgefallen war. Dies bedeutet also zwei kaputte Keilriemen: einer für die Lichtmaschine, der andere für die Servolenkung. Wir schafften es noch bis zum Minilya Roadhouse. Leider gab es hier keine Werkstatt oder auch nur einen Mechaniker, so dass uns nichts anderes übrig blieb als es selbst zu versuchen, da am heutigen Sonntag mit fremder Hilfe mitten im Nichts wohl nicht zu rechnen war. Zum Glück hatte ich zwei Keilriemen als Ersatz mitgenommen und vor unserer Abreise auch noch ein halbtägiges Praktikum in unserer Autowerkstatt absolviert. Allerdings sieht das alles ganz anders aus, wenn man aufrecht unter dem aufgebockten Auto stehen kann und alle erforderlichen Werkzeuge zur Hand hat. Jetzt musste ich mich in den Dreck legen und unter das Auto zwängen. Entsprechende Verrenkungen und Anstrengungen waren erforderlich um zunächst einmal die Reste der alten Riemen aus dem Motorraum zu entfernen. Nach endlosen Versuchen gelang es mir schließlich beide Riemen einzubauen. Den für die Lichtmaschine konnte ich sogar spannen, für den anderen fehlte mit leider das erforderliche Werkzeug, so dass er ohne die erforderliche Spannung halten musste. Zum Glück hatte unsere Werkstatt zu Hause die Abdeckung des Motorraumes noch so verändert, dass wir sie überhaupt abnehmen können ohne den Wagen aufzubocken, sonst wären wir heute trotz der vorhandenen Ersatzteile aufgeschmissen gewesen. Nach etwa zweieinhalb Stunden war ich im wahrsten Sinne des Wortes fertig: Die Arbeit war soweit möglich erledigt und ich war nicht nur völlig verdreckt, sondern konnte jeden Muskel in meinem Körper spüren. Der Muskelkater wird mich sicherlich auch in den nächsten Tagen an diese Panne erinnern. Nach einer kurzen Erholungspause folgten wir dem North West Coastal Highway weiter in südlicher Richtung. Die Batterie wurde wieder geladen, der Drehzahlmesser funktionierte wieder und auch die Servolenkung schien trotz des zu lockeren Riemens ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Auf den geplanten Abstecher zu den Blowholes in der Nähe des Point Quobba an der Küste verzichteten wir aufgrund der Panne und des damit verbundenen Zeitverlustes. In dem netten, schön an der Mündung des Gascoyne River gelegenen Ort Carnarvon füllten wir unsere Vorräte auf und suchten uns einen Campingplatz für die Nacht. Der Ort ist ein landwirtschaftliches Zentrum der umliegenden Plantagen mit Tropenfrüchten und Sitz einer Garnelen und Muschel verarbeitenden Industrie. Aufgrund des milden Klimas am Übergang zwischen den Tropen und den Subtropen – Carnarvon nennt sich selbst „ The Sun´s Winter Home“ – bildet der Tourismus zunehmend ein drittes Standbein der knapp 7.000 Einwohner. Leider mussten wir hier feststellen, dass die Servolenkung nicht ganz einwandfrei funktioniert und der entsprechende Keilriemen bei langsamer Fahrt und extremen Lenkbewegungen schleift. Also werden wir morgen doch noch eine Werkstatt aufsuchen müssen, die das Problem behebt. Auf dem Campingplatz ging es für mich erst einmal unter die Dusche. Ein geruhsamer Abend bildete den Ausklang dieses etwas verunglückten Tages.

Montag, 15.09.03

Wie erwartet, quälte mich heute ein grausamer Muskelkater, der fast jede Bewegung meines rechten Armes zu einer schmerzhaften Angelegenheit machte. Die Werkstatt, die wir wegen unseres Keilriemens aufgesucht haben, konnte den Roadrunner erst um 13:00 Uhr „behandeln“. So fuhren wir noch einmal zum Campingplatz zurück und haben unsere Wäsche gewaschen. Dann stellten wir den Wagen an der Werkstatt ab und machten uns zu Fuß auf den Weg. In einem Internetcafe blieben wir dann gleich drei Stunden hängen. Wir haben alle anstehenden Mails gelesen und beantwortet. Die für mich schönste Mitteilung war, dass mein in Katherine gekauftes Didgeridoo heil in Deutschland angekommen ist. Allerdings hat der Zoll wieder zugeschlagen, unsere Freunde mussten gut 50 Euro für die Abwicklung bezahlen. Eine weitere Mail machte uns deutlich, dass unsere traumhafte Reise und Zeit der absoluten Freiheit nun langsam ihrem Ende entgegengeht: Geli wurde ein neuer Arbeitsplatz angeboten und nach kurzer Überlegung hat sie das Angebot angenommen. Sie wird, wenn alles so bleibt, nach unserer Rückkehr in der Pressestelle des Wirtschaftsministeriums arbeiten. Als wir dann zur Werkstatt zurück sind war das Auto schon fertig und die Kosten hielten sich mit 39 AUD noch in Grenzen. Per SMS haben wir Walli und Jochen, die sich ja auch noch hier in der Gegend aufhalten müssen, zum Essen eingeladen. Wir fuhren an der Fascine, der Strandpromenade von Carnarvon entlang und entdeckten auf der Vorgelagerten Babbage Island einen schönen Stellplatz mit Dusche und Toilette, an dem das freie Campen nicht verboten war. Zwischenzeitlich hatten sich auch Walli und Jochen per Handy gemeldet und wir verabredeten uns auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Gemeinsam fuhren wir dann wieder auf die Babbage Island und machten es uns auf dem sehr schön am Strand gelegenen aber leider etwas stürmischen Stellplatz gemütlich. Ein weiterer schöner Abend mit Walli und Jochen ging viel zu schnell zu Ende.

Dienstag, 16.09.03

Nach einem gemeinsamen Frühstück, das aufgrund des starken Windes in den nebeneinander geparkten Autos stattfand, machten wir uns auf den Weg nach Süden, während Walli und Jochen noch in Carnarvon bleiben wollten. Am Overlander Roadhouse verließen wir den North West Coastal Highway und erreichten nach kurzer Zeit die Shark Bay World Heritage Area. Das 1991 von der UNESCO unter Schutz gestellte Gebiet um die Peron Peninsula mit einer sehr zerfransten, 1.500 km langen Küste mit stellenweise herrlichen Stränden nimmt eine Fläche von 22.000 km² ein. Den ersten Halt machten wir am Hamelin Pool, wo wir uns die Stromatolithen, die ältesten fossilen Lebewesen der Erde ansahen. Die Stromatolithen bestehen aus winzigen, einzelligen Blau- und Grünalgen und Cyanobakterien. Millionen dieser Lebewesen sind miteinander zu einer Art schwammigem Gestein verklumpt. Mit einem Alter von etwa 3,5 Millionen Jahren sind diese eigentümlichen Gebilde die ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Auf unserem weiteren Weg in Richtung Monkey Mia passierten wir die 60 km lange Shell Beach, einen Strand, der nicht aus Sand sondern aus einer bis zu 10 m dicken Muschelschicht besteht. Da im Monkey Mia Reserve für heute Nacht kein Stellplatz mehr zu bekommen war, bezogen wir in Denham, einer ehemaligen Perlenfischergemeinde, auf einem Campingplatz Quartier. Im Büro des Platzes buchten wir für morgen Nachmittag eine Fahrt mit der Segelyacht „Aristocat 2“ ab Monkey Mia, bei der wir hoffen nicht nur Delphine sondern auch Dugongs, die gutmütigen Seekühe, sehen zu können. Unser Stellplatz lag direkt am Denham Sound, so dass wir uns zum Sonnenuntergang an dem farbenprächtigen Naturschauspiel direkt vor unserer „Haustür“ erfreuen konnten. Nachteil dieser an sich wunderschönen Lage war erneut der kräftige Wind, dem wir preisgegeben waren. Da Denham die westlichste Siedlung des australischen Kontinents ist, haben wir hier also auch den westlichsten Punkt unserer Australienreise erreicht.

Mittwoch, 17.09.03

Seit langem wurden wir heute wieder einmal vom Wecker aus dem Schlaf gerissen: Frühes Aufstehen war angesagt, denn schließlich wollten wir die weltberühmten Delphine von Monkey Mia beobachten. Hier ist einer der wenigen Plätze auf der Erde, der regelmäßig von frei lebenden Delphinen besucht wird. Die Delphine kommen nicht nur nahe ans Ufer heran, sondern suchen auch von sich aus den Kontakt, die Interaktion mit den Besuchern. Wir sind schon sehr gespannt, ob wir das Glück haben werden, Teil dieses Phänomens zu werden, dessen Ursache bisher nicht eindeutig geklärt ist. Als wir gegen 8:00 Uhr an den Strand kamen, waren die Delphine (bottlenose dolphins) noch nicht da. Nach etwa einer halben Stunde kamen die ersten und sahen sich die knietief im recht kühlen Wasser stehenden Menschen an. Seit den 60er Jahren kommen die Delphine hier an Strand, seit 1986 stehen sie unter dem Schutz des CALM und die Ranger überwachen die Interaktion zwischen Mensch und Tier. Es war schon ein tolles Erlebnis diese intelligenten Meeressäuger einmal in ihrer natürlichen Umgebung aus der Nähe beobachten zu können. Die Ranger geben täglich ein paar Fische an die Delphine Nicky, Puck und Surprise. Andere Tiere werden nicht gefüttert und die verfütterte Menge ist so beschränkt, dass die Tiere weiterhin ihrer natürlichen Nahrungssuche nachgehen müssen. Bis zu dreimal täglich (zwischen 8:00 und 13:00 Uhr) kommen die Delphine an den Strand und holen sich ihre Portion Fische ab. Bei der ersten Fütterung war es sehr voll, da die Besatzungen der Tourbusse alle noch da waren. Als die Delphine wieder abgezogen waren, sahen wir uns die riesigen australischen Pelikane an, die sich am Strand eingefunden hatten. Wir besuchten das Visitor Centre und sahen uns einen Videofilm über die Delphine in der Shark Bay World Heritage Area an. Noch während der Film lief kam die Meldung, dass die Delphine ein weiteres Mal an den Strand gekommen waren. Diesmal waren schon weniger Besucher anwesend und wir hatten bessere Chancen gut Aufnahmen von den Tieren, darunter ein neun Monate altes Kalb, zu machen. Im Anschluss an die zweite Fütterung bezogen wir unseren telefonisch reservierten Stellplatz im Money Mia Resort und schlenderten dann durch die Anlage. Mehr durch Zufall erlebten wir so auch noch das dritte Auftauchen der Delphine. Jetzt waren die wenigsten Besucher da und auch Geli durfte einen Fisch verfüttern. Nach einer kurzen Mittagspause im Auto gingen wir an Bord der „Aristocat 2“, einem sehr schönen Katamaran. Die Wildlife Cruise machte ihrem Namen alle Ehre: Auf der gut zweieinhalbstündigen Fahrt sahen wir Delphine, Schildkröten, Rochen und die gutmütigen Dugongs. Die Seekühe, die angeblich in früheren Zeiten für Meerjungfrauen gehalten wurden, sind entfernte Verwandte der Elefanten. Da sie immer sehr dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen und auch im flachen Wasser das Seegras abgrasen, sind sie durch die Außenbordmotoren der Motorboote stark gefährdet. Immer wieder kommt es auch in der Shark Bay, wo schätzungsweise 15.000 dieser Tiere leben sollen, zu derartigen Zwischenfällen. Die Namensgebenden Haie bekamen wir in der Shark Bay allerdings nicht zu Gesicht. Nach Aussage des Skippers sieht man diese fast ausschließlich in den Sommermonaten, wenn sie den neugeborenen Dugongs nachstellen. Die Bootstour hat uns sehr gut gefallen und war dem herrlichen Wetter ein echter Genuss. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal zum Sonnenuntergang an den Strand von Monkey Mia. Als wir wieder am Auto ankamen trafen wir auf Dagmar und Dieter, die wir in Tom Price getroffen hatten. Sie waren eigentlich auf der Suche nach Walli und Jochen, die ihnen in Carnarvon einen Zettel ans Auto geheftet hatten – Australien ist doch ein Dorf! Wir haben uns eine zeitlang unterhalten, ehe die beiden sich zum Abendessen zurückzogen und wir es uns im Roadrunner gemütlich gemacht haben.

Donnerstag, 18.09.03

Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten, gingen wir noch einmal an Strand. Wir kamen gerade rechtzeitig, um noch einmal eine Fütterung der Delphine mitzubekommen. Hier trafen wir auch noch einmal auf Dagmar und Dieter. Auf dem Rückweg nach Denham sahen wir uns die Little Lagoon, ein sehr schön gelegenes Wasserbecken an. Wir verließen die Peron Halbinsel und fuhren unserem nächsten Ziel, dem Kalbarri National Park entgegen. Die Ajana Kalbarri Road führt durch den Nationalpark und zum gleichnamigen Ferienort. Noch vor der eigentlichen Parkgrenze sahen wir die ersten Wildblumen in voller Blüte. Der Nationalpark beheimatet mehr als 1.000 verschiedene Arten dieser farbenfrohen Frühlingsboten. Plötzlich sprangen zwei Kängurus direkt vor uns auf die Straße. Nur weil sowohl Geli als auch die Kängurus eine Vollbremsung gemacht haben, konnte ein Zusammenstoß gerade noch verhindert werden. Ich denke die Kängurus haben sich genauso erschrocken wie wir. Der Murchison River hat sich auf seinen letzten 80 km in über 400 Millionen Jahren eine tiefe Schlucht in das Sandsteinplateau des rötlichen Tumblagooda Sandstone gegraben. Der 1.870 km² große Kalbarri National Park schützt zum einen die River Gorges des Murchison River, zum anderen die Coastal Cliffs, eine bizarre Küstenlandschaft mit schroffen Klippen und malerischen Buchten. Hauptattraktionen des Parks sind die Bereiche Z Bend , The Loop und Nature Window, die im Zentrum des Nationalparks liegen und über eine Schotterpiste zu erreichen sind. Z Bend ist eine Schleife des Murchison River, die von einem spektakulären Aussichtspunkt  aus einsehbar ist. Bei The Loop vollzieht der Murchison River eine nahezu geschlossene Schleife. Das Nature Window bietet einen herrlichen Blick durch das Gesteinsfenster hinunter auf den Fluss. Im Ferienort Kalbarri, der wunderschön an der Mündung des Flusses liegt, sicherten wir uns einen Stellplatz und fuhren dann über die südlich der Ortschaft beginnende Panoramastrasse zu den Coastal Cliffs. Die Formationen Red Bluff, Mushroom Rock, Raibow Valley, Pot Alley, Eagle Gorge, Shellhouse, Grandstand, Island Rock und Natural Bridge sind Bestandteile einer bizarren Küstenlinie, die zum Kalbarri NP gehört. Für uns gehört der Kalbarri National Park damit zu den landschaftlich schönsten Parks Australiens. Vom Red Bluff Lookout hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick auf die Küste, wir erlebten hier auch einen schönen Sonnenuntergang und fuhren dann nach Kalbarri zurück. Zum Abendessen ging es zum Finlays Fresh Fish BBQ, das in der rustikalen Atmosphäre einer alten Fischfabrik und unter freiem Himmel stattfindet. In der Werbung heißt es: kein Service, keine Tischwäsche, keine Gläser, keine Kellner - nur ein einmaliges Aussie BBQ. Es war nicht übertrieben: Auf einfachen Holzbänken, Getränke aus dem Automaten, Lagerfeuer, Klopapier als Servietten und unter freiem Himmel gab es reichliche und gute Fleisch- und Fischgerichte vom Grill sowie eine kleine Salatbar. Für alle, die das Rustikale lieben und auf vornehmes Ambiente verzichten können ist Finlays das "Restaurant" in Kalbarri. Ziemlich satt vom sehr reichlichen Mixed Seafood, einem Teller mit fünf verschiedenen Fischsorten und Muscheln, erreichten wir schließlich unseren Campingplatz.

Freitag, 19.09.03

Am Vormittag stand zunächst ein wenig Arbeit auf dem Programm: Nach einer Wagenwäsche warfen wir in einem Internetcafe wieder einmal einen Blick auf unsere Konten. Im Anschluss an die Mittagspause haben wir uns noch ein wenig dem „Hausputz“ gewidmet, ehe wir uns auf den Weg zu den Coastal Cliffs des Kalbarri National Parks machten. Am Nachmittag erstrahlen die bizarren Sandsteinklippen, die zu den schönsten Steilküsten Australiens gehören, im Licht der tief stehenden Sonne. Von den Formationen Chinamans Rock und Blueholes warfen wir einen Blick auf die Küste. An der Hauptstrasse kamen wir dann an einer kleinen Kamelfarm vorbei, wo gerade ein 45minütiger Ausritt beginnen sollte. Wir schlossen uns an und wurden durch die zauberhafte Landschaft voller Wildblumen geschaukelt. Jetzt können wir auch verstehen, warum die Kamele auch Wüstenschiffe genannt werden. Wir saßen zum ersten Mal auf einem Kamel und es hat uns sehr gut gefallen. Im besten Licht des späten Nachmittags sahen wir uns die Formationen Mushroom Rock, Rainbow Valley, Natural Bridge, Island Rock, Eagle Gorge und Pot Alley Gorge an. Ein Aussichtspunkt ist schöner als der andere. Man glaubt, förmlich dabei zusehen zu können, wie die wild heranschäumende Brandung des Indischen Ozeans an den Felsen arbeitet und das Klippen-Wunderwerk weiter modelliert. Wir hatten zusätzlich noch das Glück von den Aussichtspunkten aus vorbeiziehende Buckelwale beobachten zu können. Von der Pot Alley Gorge genossen wir den Sonnenuntergang, ehe wir zum Campingplatz zurückführen.


Samstag, 20.09.03

Heute Morgen überraschte uns ein fast vergessenes Naturschauspiel – es regnete! Das erste Mal seit vielen Wochen hat es wieder geregnet und noch dazu recht heftig. Wir verließen Kalbarri über die Bailline Kalbarri Road und erreichten in Northampton wieder die Hauptstraße. In Geraldton, dem wirtschaftlichen und administrativen Zentrum der Region Midwest, machten wir eine längere Pause. Die Stadt an der Champion Bay wird wegen ihrer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von acht Stunden täglich auch „Sun City“ genannt. Wir ergänzten unsere Vorräte und sahen uns das rot-weiße Point Moore Lighthouse an, das in Großbritannien gebaut wurde, ist seit 1878 in Betrieb. Die im neubyzantinischen Stil von 1914 bis 1938 erbaute St. Francis Xavier Cathedral wurde von dem Priester Monsignor John Hawes entworfen, der sich mehrfach in der Stadt als Baumeister betätigt hat. Zum Abschluss unseres Besuches fuhren wir auf den Mt. Scott. Hier thront das HMAS Sydney War Memorial, ein Kriegerdenkmal zum Gedenken der 645 Mann Besatzung des im Zweiten Weltkrieg gesunkenen Schiffes. Außerdem bietet sich hier ein schöner Blick auf die Stadt und die Champion Bay. Wir verließen dann die Küste und fuhren ins Hinterland der Region Midwest. Südlich von Mullewa befindet sich nicht nur die Kornkammer von Western Australia mit ihren ausgedehnten Getreidefeldern, das Gebiet ist auch gleichzeitig ein Zentrum der Wildflower Country, der Wildblumenblüte. Die Straße, die Mullewa und Dalwallinu verbindet, trägt daher auch den Namen „Wildflower Way“. Wir konnten auch direkt am Straßenrand einige sehr schöne Exemplare der über 11.000 verschiedenen Wildblumenarten, von denen 75 Prozent ausschließlich in Western Australia vorkommen, bewundern. In Morawa bezogen wir auf dem einfachen, von der Gemeinde unterhaltenen Campingplatz Quartier. Wir sind jetzt zwar mitten im Frühling, aber abends wird es immer noch sehr schnell kühl. Heute haben wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einmal unsere Heizung eingeschaltet.

Sonntag, 21.09.03

Im Info Centre von Morawa informierten wir uns über die besten Möglichkeiten der weiteren Fahrt durch die Wildflower Country. Entgegen unserem ursprünglichen Plan fuhren wir nicht auf dem Wildflower Way bis nach Dalwallinu sondern verließen diese Straße bereits in Perenjori. Über Carnamah und Three Springs fuhren wir in Richtung Küste zurück. Auf dieser wenig befahrenen Strecke fanden wir dann die schier endlosen Wildblumenfelder, die wir bisher vermisst hatten. Trotz des etwas wechselhaften Wetters mit gelegentlichen Schauern war dieser Abschnitt der bisher schönste im „Wildblumen Land“. Für einen gewaltigen Schreck sorgte ein Rosakakadu, der in selbstmörderischer Absicht direkt in unsere Windschutzscheibe flog. Letztere hat es zum Glück unbeschadet überstanden. In Eneabba trafen wir wieder auf den Highway 1, der jetzt als Brand Highway bis nach Perth führt. Nach einer kurzen Mittagspause am Roadhouse von Eneabba verließen wir den Highway gleich wieder und erreichten nördlich von Leeman die Coastal Road, eine durchgehend asphaltierte Strasse, die in Küstennähe parallel zum Highway verläuft. Leider wurde das Wetter immer schlechter und die Schauer gingen in Dauerregen über. So war von der Landschaft nicht viel zu sehen und Abstecher an die herrlichen Strände lohnten sich auch nicht. Absolutes Highlight dieses trüben Nachmittags war die Begegnung mit einem Emu und seinen sechs Jungen, die die Straße überquerten. Ziel unserer heutigen Etappe war Cervantes, das Tor zum Nambung National Park mit seinem berühmten Pinnacles Desert. Hier sicherten wir uns einen Stellplatz und konnten, nachdem wir das schlechte Wetter ausgesessen hatten, noch einen ausgiebigen Strandspaziergang unternehmen. Die Sonne hatte ein Loch im wolkenverhangenen Himmel gefunden nur der Sturm war geblieben: Optimales Wetter für den Strand. Kaum waren wir wieder am Auto kam der nächste Schauer – Glück gehabt. In der Hoffnung auf besseres Wetter für unseren morgigen Besuch bei den Pinnacles machten wir es uns im Roadrunner gemütlich.

Montag, 22.09.03

Nach nur 17 km Fahrt erreichten wir das Pinnacles Desert im Nambung National Park. Rund 150.000 bizarr geformte Kalksteinsäulen, die von wenigen Zentimetern bis zu 5 m in allen Größenvarianten anzutreffen sind, durchbrechen die Gleichförmigkeit des spärlich bewachsenen, gelben Sandbodens.  Die durch Wechselwirkungen zwischen Wasser, Quarz, Sand und Kalkstein entstandenen Gebilde haben im geologischen Maßstab ein jugendliches Alter von schätzungsweise10.000 bis 30.000 Jahren. Durch diese eindrucksvolle Wüstenlandschaft führt ein 5 km langer Rundweg mit verschiedenen Haltemöglichkeiten. Da das Wetter immer noch sehr wechselhaft war, warteten wir an den verschiedenen Haltebuchten die kurzen Momente ab, wenn die Sonne durch ein kleines Loch in der dichten Wolkendecke schien. Das Licht war dann sehr dramatisch und der gelbe Sand kontrastierte sehr schön zum bedrohlich wirkenden Himmel. Nach einigen Lesepausen im Auto wurden die Wolkenlöcher zunehmend größer und wir hatten die Möglichkeit ausgedehntere Spaziergänge durch die eigentümlichen Steingebilde zu unternehmen. Fast drei Stunden waren wir so in dieser Märchenlandschaft unterwegs. Als wir den Park schließlich verließen, kamen die Tourbusse angerollt. Trotz des etwas launischen Wetters war für uns der Besuch bei den Pinnacles ein voller Erfolg. Zurück in Cervantes wollten wir im General Store ein paar Kleinigkeiten einkaufen und entdeckten, dass es im benachbarten Liquor Store einen Internetzugang gibt. So saßen wir im „Schnappsladen“ und haben Mails gelesen und beantwortet. Als wir den Brand Highway wieder erreicht hatten, fuhren wir weiter in Richtung Perth. In Gingin bezogen wir auf dem Campingplatz am Roadhouse Quartier. Kaum hatten wir aufgebaut gab es einen wahren Wolkenbruch, der den gesamten Campingplatz unter Wasser setzte. In den Nachrichten wurde für morgen eine Wetterbesserung angekündigt, hoffentlich haben die Meteorologen einmal Recht mit ihrer Vorhersage. Eine heiße Suppe zum Abendessen und die Heizung unseres Roadrunners machten die kühle und feuchte Nacht für uns dennoch recht angenehm.

Dienstag, 23.09.03

Von Gingin fuhren wir zum Yanchep National Park, der etwa 50 km nördlich von Perth liegt. In diesem kleinen Park gibt es eine kleine Kolonie von Koalas, die in den 30er Jahren aus dem Zoo von Perth umgesiedelt worden waren. Da Koalas eigentlich nur an der Ostküste Australiens zu finden sind, war es für uns eine Gelegenheit diese possierlichen Tiere noch einmal live zu erleben. Die meisten der mit dem Wombat verwandten Koalas saßen hoch in den Bäumen und waren kaum auszumachen, so geschickt schmiegen sie sich an die Äste und schlafen oder fressen. Einige ließen sich jedoch gut beobachten und zeigten durch gelegentliche Regungen auch, dass sie wirklich lebendig sind. Weitere Attraktionen dieses kleinen Parks sind der Wagardu Lake, die Tropfsteinhöhlen Crystal Cave und Yonderup Cave und die zahlreichen Blumen in der Parkanlage. Auf dem West Coast Drive fuhren wir an den schönen Stränden der Sunset Coast entlang. Perth, die Hauptstadt von Western Australia hat knapp 1,4 Millionen Einwohner und erstreckt sich mit allen Vororten auf einer geradezu unvorstellbaren Fläche von ca. 5.500 km². Im Großraum Perth leben etwa 70 % Westaustralier. Die Stadt wurde 1829 am Swan River, 10 km vom Indischen Ozean entfernt, gegründet und kam durch Goldfunde im Hinterland gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu Wohlstand. Heute sind Perth und der Südwesten von Western Australia ein viel bereistes Urlaubsziel mit herrlichen Stränden und wunderbarem Klima. Wir fuhren zum Perth International Tourist Park, einem sehr schönen Campingplatz, den wir aufgrund seiner Nähe zu einer Volkswagenwerkstatt ausgesucht hatten, wo wir morgen einen Inspektionstermin haben. Beim Einchecken erinnerte sicht die Besitzerin des Platzes an uns bzw. unser Auto: Wir waren uns im Tunnel Creek National Park begegnet. Ich glaube, in Australien kennen uns mittlerweile mehr Leute als in Deutschland.

Mittwoch, 24.09.03

Um 5:00 Uhr beendete der Wecker unsanft die Nacht – kaum zu glauben, dass wir zu Hause immer so früh aufgestanden sind, um zur Arbeit zu gehen. Pünktlich zur Öffnung der Werkstatt um 7:30 Uhr waren wir bei VW, wo unser Roadrunner einen Ölwechsel und vorsichtshalber auch noch zwei neue, fachmännisch montierte Keilriemen bekam. Gut vier Stunden mussten wir warten, was aufgrund guter Literatur und mitgebrachtem Proviant aber kein Problem war. Anschließend fuhren wir an die South Perth Esplanade am Südufer des Swan River. Aufgrund des trüben, schon fast trostlosen Wetters, war von dem tollen Blick auf die Skyline der Stadt nicht sehr viel zu sehen. Mit Schirm und Regenjacken machten wir uns trotz des Wetters auf den Weg in die Innenstadt. Mit einer Personenfähre erreichten wir den Anleger am Barrack Square und spazierten durch die Fußgängerzonen in der Hay und Murray Street. Von dort aus gingen wir zum nördlich des Bahnhofs gelegenen Perth Cultural Centre, wo wir uns die Ausstellungen in der Art Gallery of Western Australia ansahen. Neben einer Sammlung moderner Kunst von Aborigines und Australiern sind hier europäische und asiatische Werke ausgestellt. Etwas fußlahm waren wir nach über vier Stunden wieder am Auto. Da auf dem Parkplatz im Sir James Mitchell Park das Übernachten nicht ausdrücklich verboten war, beschlossen wir hier zu bleiben. Nachdem wir uns eingerichtet und zu Abend gegessen hatten, hatte sich das Wetter etwas beruhigt und die beleuchtete Skyline von Perth bot dann doch noch einen fantastischen Anblick – ein weiterer Vorteil dieses kostenlosen Stellplatzes.

Donnerstag, 25.09.03

Nach dem Frühstück gingen wir ein Stück im Sir James Mitchell Park, am Südufer des Swan River, entlang und genossen die Aussicht von South Perth auf die Skyline der Stadt. Die nächste Station war der Kings Park, eine gut 4 km² große Parkanlage am Rande der Innenstadt, die ebenfalls großartige Ausblicke auf die Skyline bietet. Hier besuchten wir das Wildflower Festival, eine Wildblumen Show innerhalb des Parks. Wir hatten uns allerdings mehr davon versprochen, denn der Bereich war recht klein und auch die Vielfalt der gezeigten Wildblumen war sehr begrenzt. Fast alles hatten wir auf dem Wildflower Way auch schon in freier Natur gesehen. Sehr gut gefallen hat uns die Musik des Keyboarders Robert Boyd, der eine Kostprobe seines Könnens gegeben hat. Vom Kings Park fuhren wir noch einmal in die Stadt und haben uns mit einer Portion Sushi gestärkt. Dann fuhren wir nach Fremantle. Die Hafenstadt an der Mündung des Swan River gehört auch noch zur Metropolitan Area von Perth und hat den wichtigsten Hafen von Westaustralien. Südlich der Stadt fanden wir einen Platz auf dem Fremantle Village Caravan Park. Von dieser Basis aus wollen wir morgen die Stadt erkunden. Ein Anruf von Walli und Jochen ergab, dass die beiden jetzt in Perth sind und im Mitchell übernachten wollen. Wir haben uns für morgen Abend dort verabredet und wollen dann gemeinsam essen gehen.

Freitag, 26.09.03

Fremantle hat ein fast mediterranes Flair, die vielen Straßencafes in der Hauptstrasse South Terrace haben ihr den Beinamen Cappuccino Strip eingebracht. Wir besuchten die Fremantle Markets, die an den Wochenenden in der 1897 erbauten Victoria Market Hall stattfinden. Ein sehr schöner Markt mit frischen Lebensmitteln und allerlei Krimskrams. Hier bekamen wir nach wochenlanger Abstinenz auch endlich wieder einmal ein Brot, das diese Bezeichnung wirklich verdient und nicht die üblichen Schaumgummiklötze. Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Innenstadt stärkten wir uns am Cappuccino Strip mit einem Cafe Latte und einem Stück Kuchen. Von Fremantle fuhren wir an die Sunset Coast, die Traumstrände am Indischen Ozean. In Cottesloe haben wir uns an der Marine Parade eine Parkbank gesucht, Didgeridoo gespielt, gelesen und den Surfern zugesehen. Die letzte Station war der Kings Park, wo wir noch einmal, heute bei herrlichem Wetter mit blauem Himmel, die großartige Aussicht auf die Skyline genossen. Auf dem tollen Stellplatz am Mitchell Park richteten wir uns häuslich ein und wenig später trudelten dann auch Walli und Jochen ein. Nach dem die ersten Reiseerlebnisse ausgetauscht waren, gingen wir gemeinsam indisch essen. Zum Nachtisch gab es in unserem Roadrunner dann noch leckeres Tiramisu, das Geli am Vorabend vorbereitet hatte. Erst gegen 23:00 Uhr ging es in die Koje.

Samstag, 27.09.03

Frühes Aufstehen war angesagt, denn wir hatten uns entschlossen, gemeinsam mit Walli und Jochen, einen Tagesausflug nach Rottnest Island zu unternehmen. Von unserem traumhaften Stellplatz in South Perth fuhren wir zunächst mit der Fähre über den Swan River zu den Barrack Street Jetties. Mit unseren Fahrrädern gingen wir an Bord einer Fähre von Oceanic Cruises, die um 8:45 Uhr in Richtung Rottnest Island ablegte. Eine Stunde lang fuhren wir auf dem Swan River, vorbei an den wunderschönen Villen der besser gestellten Einwohner von Perth. In Fremantle stiegen noch einmal Fahrgäste zu, ehe wir in einer halben Stunde zur knapp 20 Kilometer vor der Küste liegenden Rottnest Island fuhren. Die idyllische Insel mit dem seltsamen Namen wird zu Recht „Australiens Fahrradparadies“ genannt. Motorisierter Individualverkehr ist auf Rottnest Island nicht zugelassen, weshalb man sich nur per Rad, Bus oder zu Fuß fortbewegen kann. Namensgeber war der holländische Navigator Willem de Vlamingh, der dort 1696 als erster Europäer landete und Heerscharen der Quokka, der Zwergkängurus begegnete. De Vlamingh glaubte, Riesenratten vor sich zu haben, und taufte die Insel „Rotte Nest“ – das Rattennest. Die Geschichte von „Rotto“, wie die Insel auch liebevoll genannt wird, ist vielschichtig: Sie diente als Gefangeneninsel für Aborigines, Kriegsgefangenenlager und Verteidigungsbastion. 1917 wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und der reichen Vogelwelt zum Schutzgebiet erklärt, ist sie heute ein beliebtes Ausflugsziel. Die zerklüftete Küste bietet Strände, Höhlen, Riffe und mehrere sichtbare Wracks. Von Thomson Bay aus machten wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg, die etwa 11 km lange und ca. 5 km breite Insel zu erkunden. Das gut ausgebaute Wegesystem bot wunderschöne Aussichten auf Traumbuchten mit einsamen, schneeweißen Sandstränden. Über der Insel thront das 1895 errichtete Rottnest Lighthouse auf dem Wadjemup Hill. Am Strand der Stark Bay machten wir eine längere Pause und erreichten schließlich nach 22 km Radtour wieder den Ausgangspunkt Thomson Bay. Hier stärkten wir uns mit einem leckeren Eis, ehe wir die 90-minütige Rückfahrt nach Perth antraten. Auf unserem Stellplatz haben wir dann mit Blick auf die beleuchtete Skyline von Perth gemeinsam zu Abend gegessen. Ein weiterer, schöner Tag fand so einen gemütlichen Ausklang.

Sonntag, 28.09.03

Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen: Walli und Jochen werden sich noch etwa zwei Monate in Western Australia aufhalten, ehe sie ihren Brummi nach Indien verschiffen. Wir werden unsere Fahrt entlang der Küste fortsetzen und in Richtung Melbourne weiterfahren. Bei unseren verschiedenen Treffen haben wir uns angefreundet und immer eine sehr schöne Zeit miteinander verbracht. Es war schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, das dieses Treffen nun das vorerst letzte gewesen sein soll. Daher fiel uns allen der Abschied nicht so leicht wir bei den vorangegangenen Zusammenkünften. Hoffentlich werden sich unsere Wege wieder einmal irgendwo kreuzen. In einem Internetcafe in Fremantle haben wir unsere elektronische Post gelesen, ehe wir den Großraum Perth in südlicher Richtung verließen. In Rockingham fuhren wir auf dem Tourist Drive 202 zum Cape Peron hinaus und genossen die Ausblicke auf die raue Küste. Ein weiterer Abstecher vom Highway führte uns am Ufer des Leschenault Inlet entlang. In Bunbury, einem geschäftigen Hafen und regionalem Industriezentrum in der Region South West, suchten wir uns einen Campingplatz.  

Montag, 29.09.03

Als wir gerade am Frühstücken waren, fing es an zu regnen. Trotz des trüben Wetters fuhren wir zum Dolphin Discovery Centre an die Koombana Bay in Bunbury. Hier sollen, zwar nicht so zuverlässig wie in Monkey Mia, aber dafür auch bei weitem nicht so touristisch, Delphine die Interaktion mit dem Menschen suchen. Wir hatten leider kein Glück, es waren weit und breit keine Delphine zu sehen. Aber auch schon wegen der audiovisuellen Ausstellung im Discovery Centre hatte sich der Weg gelohnt. Südlich von Bunbury verließen wir den Highway für einen kurzen Schlenker durch den Tuart Forest National Park. Mehr noch als der eigentliche Wald haben uns die zahlreichen Calla-Blumen fasziniert, die den Waldboden in großen Feldern bedeckten. Als wir ausstiegen um die Blumenpracht aus der Nähe zu betrachten und zu fotografieren wurden wir von unzähligen Mücken attackiert, die uns schnell wieder ins Auto trieben. Busselton liegt am Südrand der Geographe Bay, die mit ihren 30 km Stränden ein breites Spektrum an Wassersportaktivitäten bietet. Wir sahen uns die Kunstgalerien am Old Courthouse, dem ältesten Gebäude der Stadt, an. Gefängniszellen, Polizeiräume und Gerichtsgebäude stammen von 1856 und beherbergen heute Künstlerateliers und Kunsthandwerkgeschäfte. Busselton Jetty, mit 1.837 m der längste hölzerne Pier der südlichen Hemisphäre, wurde 1978 vom Wirbelsturm Alby schwer beschädigt und drohte abgerissen zu werden. Es dauerte 25 Jahre und kostete mehr als 8 Millionen AUD bis der Pier, Erinnerung an die Anfänge der Stadt als Holzumschlaghafen, wieder im alten Glanz erstrahlte. Über Dunsborough erreichten wir das Cape Naturaliste, das nördliche Ende des Leeuwin-Naturaliste National Parks. Die Region zwischen dem Cape Naturaliste im Norden und dem Cape Leeuwin im Süden, die wie Hörner in den Indischen Ozean hineinragen, ist ein 600 Millionen Jahre altes, von Kalkstein und Sanddünen überzogenes Granitgebilde. Mit einer malerischen Küste, Höhlen, Heideland und Wäldern ist der knapp 200 km² große, lang gestreckte Nationalpark heute ein beliebtes Ferienziel. Zu dieser Beliebtheit tragen sicherlich auch die zahlreichen Weinkellereien im Hinterland des Parks mit ihren ausgezeichneten Tröpfchen bei. Am Cape Naturaliste sahen wir uns den kleinen, weißen Leuchtturm aus dem Jahr 1903 an. Die Canal Rocks sind Vorgelagerte Felsen, die einen Naturkanal bilden. Eine Promenade bietet einen Blick auf den Kanal und die machtvoll einströmende Brandung. Die benachbarte Smiths Beach ist ein populäres Surfrevier an einem weiten Sandstrand in einer wunderschönen Bucht. Auf dem Gracetown Caravan Park fanden wir einen Platz für die Nacht.

Dienstag, 30.09.03

Auch heute war das Wetter wieder sehr wechselhaft mit gelegentlichen Schauern und mit 15-20 Grad auch recht kühl. Wir begannen unsere weitere Rundfahrt durch den Leeuwin-Naturaliste National Park an der Cowaramup Bay, einem schönen Strand vor den Toren von Gracetown. Im Landesinneren besuchten wir die Margaret River Cheese Factory, wo wir leckeren Käse probieren und kaufen konnten. In der hübschen Stadt Margaret River, einem Zentrum der Agrar- und Holzindustrie, ergänzten wir unsere Vorräte und haben in einem Internetcafe versucht etwas für die Rückverschiffung unseres Autos zu organisieren. Da wir aufgrund der schlechten Erfahrungen beim Import des Autos in Melbourne nicht mehr mit Deugro verschiffen wollen, müssen wir uns nach einem neunen Spediteur umsehen. Ein weiterer Hinweis auf das nahende Ende unserer Reise am anderen Ende der Welt. In Prevelly Park, an der Mündung des Margaret River, sahen wir den Surfern zu und machten eine kurze Mittagspause. Dann ging es untertage: Unterhalb der Hügellandschaft der Leeuwin-Naturaliste Ridge erstreckt sich eine faszinierende Welt aus Stalagmiten und Stalagtiten. Innerhalb des Nationalparks wurden mehr als 360 Kalksteinhöhlen entdeckt – vom engen Tunnel bis zu gut 14 km langen Kavernen. Im Laufe der Jahre stieß man hier auf die Fossilien von seit langem ausgestorbenen Beuteltieren. Das Höhlensystem zählt damit zu den ältesten und wertvollsten archäologischen Fundstätten Australiens. Nur einige wenige Höhlen sind öffentlich zugänglich, die meisten sind erfahrenen Höhlenforschern vorbehalten. Wir entschieden uns für einen Besuch der Lake Cave, wo sich die Märchenwelt der Tropfsteinformationen in einem unterirdischen Gewässer spiegelt. Hauptattraktion dieser Höhle ist die Formation „The Suspended Table“, die in der Tat an einen von der Decke hängenden Tisch erinnert. Ganz in der Nähe der Höhle sahen wir uns die Ausstellung in der Boranup Gallery an. Faszinierende Möbel, Holz-, Glasarbeiten und Gemälde verlockten zum Kauf. Einzig die recht hohen Preise und der fehlende Stauraum in unserem Roadrunner zwangen uns dazu uns zurückzuhalten. Durch den herrlichen Boranup Karri Forest fuhren wir wieder an die Küste. Hamelin Bay ist eine wunderschöne, durch Hamelin Island und ein Riff geschützte Bucht mit einem lang gezogenen Strand. Auf dem Caravan Park von Hamelin Bay fanden wir einen schönen Stellplatz für die Nacht, nahezu direkt am Strand.

Mittwoch, 01.10.03

Wir begannen den Tag mit einem kurzen Spaziergang entlang der rauen Küste der Hamelin Bay. Über den kleinen Ferienort Augusta erreichten wir das Cape Leeuwin, den südwestlichsten Punkt des australischen Festlands. An den bizarren Steilklippen und abgeschliffenen Felsen des Kaps treffen Indischer und Südlicher Ozean aufeinander. Prägendes Element ist das imposante, 40 m hohe Cape Leeuwin Lighthouse, das 1896 in Betrieb genommen wurde. Als der Leuchtturm ein Jahr zuvor errichtet wurde, zapfte man eine Quelle an, um die Arbeiter mit Trinkwasser zu versorgen. Das Quellwasser leitete man über einen schmalen Holzkanal zu einem hölzernen Wasserrad, das ein Pumpensystem antrieb und das Wasser zum Leuchtturm transportierte. Dieses einfache System war bis 1928 in Gebrauch. Nach seiner Stilllegung wurde da Rad von einer zunehmend dickeren Salz- und Kalkschicht überkrustet und ist heute praktisch in Stein eingeschlossen. Wir verließen die Küste und fuhren durch das hügelige Hinterland mit seinen riesigen Karri-Bäumen nach Pemberton, einem ehemaligen Holzfällerstädtchen. Die gewaltigen Karri- und Jarrahbäume sind Eukalyptusarten, die wegen ihres geraden Wuchses und der schönen Holzmaserung jahrelang gnadenlos abgeholzt wurden. Die sehr langsam wachsenden Bäume können bis zu tausend Jahre alt werden und erreichen Höhen von über 80 m. Im Gloucester National Park hat man auf dem Gloucester Tree einen Feuerausguck errichtet, der heute auch für Besucher zugänglich ist. Auf die Plattform in 61 m Höhe führt eine Art Wendeltreppe, genauer gesagt, 153 Eisenstangen, die wendeltreppenartig in den Baumstamm geschlagen wurden. Aufgrund des großen Besucherandrangs verzichteten wir auf die Kletterei und begnügten uns mit einem Blick auf diese eigentümliche Konstruktion. Durch die Wälder des Shannon National Park fuhren wir weiter nach Walpole, dem Eingangstor zum Walpole-Nornalup National Park. Auf dem Coalmine Beach Caravan Park, am Ufer des Nornalup Inlet, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Donnerstag, 02.10.03

Nach einer Rundfahrt über die Knoll Peninsula, die das Walpole Inlet vom Nornalup Inlet trennt, verschafften wir uns im Visitor Centre von Walpole Informationsmaterial über den Walpole-Nornalup National Park. Hauptattraktion dieses Nationalparks ist das Valley of the Giants, ein Wald voller riesiger Karri und Red Tingle Tree Eukalypten, die mehrere hundert Jahre alt sind. Hier führt der Tree Top Walk durch den Baldachin des Waldes. Der 600 m lange Rundweg führt auf einer Höhe von bis zu 40 m durch diesen beeindruckenden Wald. Auf dem Ancient Empire Walk findet die Erkundung des Waldes eine Fortsetzung am Boden. Hier konnten wir neben den eigentlichen Baumriesen auch  einige kleinere Pflanzen, darunter eine winzige Orchideenart bewundern. Über die Valley of the Giants Road erreichten wir wieder den South Coast Highway. Nach einem kurzen Abstecher an die Peaceful Bay setzten wir unsere Fahrt in Richtung Osten fort. In der Bartholomew´s Meadery, einer Art Imkerei, konnten wir Honig und Honigwein probieren und ich habe ein leckeres Honigeis gegessen. Ein weiterer Abstecher brachte uns in den William Bay National Park, der aus einer 10 km langen Strandküste, Heideland und Karri-Wald besteht. Einzelne Granitfelsen, Klippen und Landzungen ragen bis zu 100 m weit ins Meer und erreichen die stattliche Höhe von 50 m. Die sauberen, weißen Sandstrände werden durch zahlreiche Felsblöcke aufgelockert. Greens Pool besitzt ein großes, klares Schwimmbecken, das durch Granitfelsen, die wie ein schützendes Riff wirken, hervorragend von der Brandung abgeschirmt wird. Die Elephant Rocks, eine Gruppe von rundlichen Granitfelsen, die in einer kleinen Bucht liegen, erinnern von ihrer Form her an eine Elefantenherde. Leider wurden wir hier von einem Regenschauer überrascht, so dass wir unseren Besuch früher als geplant beenden mussten. In Denmark, einem hübschen kleinen Ferienort, sahen wir uns einige Kunstgewerbe-Geschäfte an. Etwas außerhalb gab es in der South Coast Wood Works Gallery wunderschöne Holzarbeiten zu bewundern. Albany liegt sehr schön am King George Sound und verfügt über einen der schönsten Tiefwasserhäfen Australiens. Bereits 1826 gegründet ist Albany die älteste Siedlung in Westaustralien. Auf dem Middleton Beach Holiday Park fanden wir einen schönen Stellplatz fast direkt am Strand, den wir für die nächsten beiden Nächte reservierten.

Freitag, 03.10.03

Noch vom Campingplatz aus haben wir einige Speditionen in Tasmanien angerufen und auch eine gefunden, die eine Verschiffung nach Deutschland organisieren kann. Zusätzlich zu zwei Angeboten, die wir aus Melbourne angefordert haben, wollen wir uns auch die Option offen halten, direkt von Tassie aus zu verschiffen. Vom 186 m hohen Mt. Clarence verschafften wir uns zunächst einen Überblick über Albany und den King George Sound. Neben der grandiosen Aussicht konnten wir auch noch einige kleine Echsen bewundern, die sich auf den Steinen sonnten. Nächste Station war die westlich der Stadt gelegene Albany Windfarm. Zwölf Windkraftanlagen, mit einer Höhe von 60 m die größten Australiens, produzieren bis zu 75 Prozent des städtischen Energiebedarfs. Der Windpark befindet sich an einer spektakulären Küste am Rande des Torndirrup National Park. Dieser Nationalpark bildet eine Halbinsel, die den King George Sound nach Süden abschirmt. Er birgt einige der rauesten und spektakulärsten Küstenabschnitte von Western Australia. „The Gap“, ein 24 m tiefer Einschnitt in die Felsküste und „Natural Bridge“, eine imposante natürliche Granitbrücke, zeugen von der enormen Kraft der Meeresbrandung. Auf dem Gipfel des Stony Hill hat man einen herrlichen Rundumblick über den Southern Ocean, den King George Sound, den Torndirrup National Park und bis nach Albany. Der kleine Ferienort Frenchman Bay bildete den Abschluss unserer Rundfahrt. Zurück in Albany parkten wir in der York Street, der Hauptgeschäftsstraße und haben uns mit einer Pizza und einem sehr leckeren Stück Kuchen gestärkt. Dabei konnten wir auch einen heftigen Gewitterschauer trocken überstehen. Auf dem Campingplatz machten wir es uns dann in unserem rollenden Zuhause gemütlich.

Samstag, 04.10.03

Nach einem Einkaufsstopp verließen wir Albany und die Küste in nördlicher Richtung. Nach knapp 50 km  hatten wir die 12 km lange und bis zu 670 m hohe Porongurup Range erreicht, die weitgehend aus riesigen Granitkuppeln, Steilwänden und balancierenden Felsen besteht. Hier liegt der kleine aber feine Porongurup National Park. Wir sahen uns den „Tree in the Rock“, einen Karri-Baum der buchstäblich aus einem Felsen herauswächst an und machten uns dann auf den Weg den Castle Rock zu erklimmen. Eine gute halbe Stunde ging es immer steil bergauf, bis wir schließlich den „Balancing Rock“, eine freistehende gewaltige Granitkugel erreicht hatten, die jeden Moment wegzurollen scheint. Danach ging die Kletterei erst so richtig los: Wir mussten über Felsen klettern, uns durch enge Felsspalten zwängen und schließlich eine Leiter erklimmen, um den Aussichtspunkt auf dem Castle Rock zu erreichen. Belohnt wurden wir mit einer grandiosen Aussicht über den Park, die ihn umgebenden Felder und die Stirling Range, unserem nächsten Ziel. Nach zweieinhalb Stunden Kletterei waren wir wieder am Auto uns setzten unsere Fahrt fort. Etwa 100 km nördlich von Albany verläuft die Gebirgskette der Stirling Range. Der Stirling Range National Park schützt die teilweise über 1.000 m hohen Gipfel, die sich abrupt aus dem umgebenden Farmland erheben. Wenige Kilometer nördlich des Nationalparks steht völlig unvermittelt die Replik einer holländischen Windmühle aus dem 16. Jahrhundert in der der Landschaft. „The Lily“ ist die einzige Windmühle ihrer Art in ganz Australien und ist voll funktionsfähig. Das Mehl, das im angeschlossenen Restaurant und von den Bäckern der Gegend benötigt wird, wird hier gemahlen. Ohne weitere Unterbrechung setzten wir unsere Fahrt durch den zentralen Süden von Western Australia fort. Weizenfelder, riesige Silos, sowie Schaffarmen bestimmen das Landschaftsbild. In der Nähe der kleinen Ortschaft Hyden erreichten wir mit dem Wave Rock unser heutiges Etappenziel. Diese Granitwelle gehört zu den erstaunlichsten und meist Fotografiertesten Felsformationen Australiens. Das Alter dieses „Wellenfelsens“ wird von Geologen auf 2,7 Milliarden Jahre geschätzt. In Jahrmillionen haben Wind, Regen, Fröste und Hitze die weicheren Gesteinsschichten aus dem vertikalen Hyden Rock herausgesprengt. Für den endgültigen Schliff sorgte dann das von der Krone herablaufende Regenwasser, das auch die schwarz-weiß-roten Streifen auf dem Felsen hinterließ, in dem es Eisenoxide und Karbonate im Gestein ablagerte. Entstanden ist eine 110 m lange und 15 m hohe Welle aus Stein, die aussieht als würde sie jeden Augenblick brechen. Diese Formation ist schon sehr beeindruckend, wenn auch nicht ganz so spektakulär, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auf dem benachbarten Wave Rock Caravan Park fanden wir eine Bleibe für die Nacht.

Sonntag, 05.10.03

Vom Campingplatz aus gingen wir noch einmal zum Wave Rock. Diesmal waren die Lichtverhältnisse wesentlich besser als gestern Abend und der Felsen wirkte dadurch auch gleich viel eindrucksvoller. Recht früh am Morgen hatten wir die „Welle“ zudem auch fast für uns allein. Wir erklommen den Hyden Rock, sahen uns die Wellenform aus der Vogelperspektive an und kletterten durch die riesigen Granitbrocken, die auf dem Felsen herumliegen. Bevor wir uns wieder auf den Weg an die Küste machten, sahen wir uns noch „Hippo´s Yawn“, eine weitere Felsformation an. Zwar erinnert das Gebilde tatsächlich an ein gähnendes Flusspferd, ist aber bei weitem nicht so beeindruckend wie der Wave Rock. Über Lake King und Ravensthorpe, wo wir eine Mittagspause einlegten, erreichten wir schließlich bei Esperance wieder die Küste des Südlichen Ozeans. Das Gebiet um Esperance wird nicht umsonst als die Côte d´Azur Westaustraliens bezeichnet: Eine raue Küste mit traumhaften, schneeweißen Badestränden und türkisgrün bis dunkelblau schimmerndes Wasser sorgen für eine entsprechende Atmosphäre. Aus diesem Grunde ist der Tourismus heute auch eine der größten Einnahmequellen dieses Gebietes. Esperance wurde 1863 gegründet und erlebte ihren großen Aufschwung in den 1890er Jahren, als im Hinterland Gold gefunden wurde und die Stadt an die Eisenbahnlinie Perth – Coolgardie angeschlossen wurde. Nach dem Goldrausch kam die Schaf- und Rinderzucht und heute liegt der Schwerpunkt auf dem Export von Weizen und anderem Getreide in alle Welt. Wir begannen unseren Besuch gleich mit einem der Highlights, dem Great Ocean Drive. Diese 38 km lange Panoramastraße, eine der schönsten Küstenstraßen Australiens, führt an den traumhaften Buchten und Stränden westlich der Stadt entlang. Wir hielten an fast jedem Aussichtspunkt und genossen die Ausblicke auf diese einzigartige Küste und die Vorgelagerten Inseln des Recherche Archipelago. In Esperance angekommen fuhren wir direkt zur kleinen Fabrikhalle von Mermaid Leather, der einzigen Fischlederfabrik Australiens. Auf einer geführten Tour erfuhren wir einiges über die Herstellung von Fisch- und Haileder und die Weiterverarbeitung des so gewonnen Materials. Wir waren sehr überrascht zu sehen, das man Fischhaut, allenthalben nur als Küchenabfall bekannt, in feines Leder für Schuhe, Taschen, Gürtel und andere modische Artikel verwandeln kann. Sogar die Fischschuppen werden von Kunsthandwerkern zur Herstellung von Stickereien oder künstlichen Blumen verwendet. Von herausragender Qualität und Robustheit ist das Haifischleder, das die Widerstandsfähigkeit von herkömmlichen Leder um ein Vielfaches übertrifft. Auf dem Seafront Holiday Park fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Montag, 06.10.03

Nach einem kurzen Bummel durch Esperance machten wir uns auf den Weg zum Cape Le Grand National Park. Auf dieser Strecke liegt die Merivale Farm, bis vor einige Jahren bekannt für ihre köstlichen, hausgemachten Kuchen- und Tortenspezialitäten. Selbst der Briefkasten der Farm am Straßenrand hat die Form einer Torte. Die Tore zur Farm waren allerdings verschlossen und wir waren schon etwas enttäuscht. Beim Besuch der einige Kilometer entfernten Hellfire Gallery erfuhren wir dann jedoch, dass die köstlichen Torten jetzt ausschließlich im kleinen Cafe der Galerie verkauft werden. So stärkten wir uns nach dem Besuch der Galerie mit dem wirklich köstlichen Kuchen aus dem Hause Merivale. Massive Felsen, lange, weiße Sandstrände und klares, aquamarinblaues Wasser sind die Charakteristika des attraktiven Cape Le Grand National Parks. Über den sanft geschwungenen, Heidebewachsenen Sandebenen, die den überwiegenden Teil des Nationalparks ausmachen, erhebt sich eine imposante Kette von Granitbergen wie Mount Le Grand, Frenchman Peak und Mississippi Hill. An der Küste liegen mit den traumhaften Buchten Le Grand Beach, Hellfire Bay, Thistle Cove, Lucky Bay und Rossiter Bay einige der schönsten Strände Australiens. Wir sahen uns die einzelnen Buchten an und suchten uns auf dem sehr schönen Campingplatz am Le Grand Beach einen Stellplatz für die Nacht. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an den Strand und erlebten einen wunderschön verfärbten Abendhimmel.

Dienstag, 07.10.03

Bevor wir den Cape Le Grand National Park wieder verließen kletterten wir noch einmal über die bizarren Felsen an der Thistle Cove und sahen uns den malerischen Strand in der Hellfire Bay an. Auf dem Rückweg nach Esperance stellten wir fest, dass unsere Hupe nicht mehr funktioniert. In der Stadt füllten wir unsere Vorräte aus und unterzogen den Roadrunner und unsere Fahrräder wieder einmal einer gründlichen Wäsche. Auf dem Seafront Holiday Park konnten wir den Fehler an der Hupe insoweit eingrenzen, dass die Hupe selbst defekt zu sein scheint. Ich baute sie aus und wir nahmen sie mit auf unsere Radtour entlang der Küstenpromenade „The Esplanade“ in die Stadt. In einem Laden für Autozubehör führte ein weiterer Test an der Einstellung der Hupe auch zu keinem Ergebnis, so dass wir eine neue gekauft haben. Zurück auf dem Campingplatz haben wir noch einmal versucht die alte Hupe über die Einstellschraube zu neuem Leben zu erwecken und hatten tatsächlich Erfolg. Während ich die alte Hupe wieder eingebaut habe, hat Geli die neue zurückgebracht. So konnten wir auch dieses kleine Problem mit Bordmitteln beheben.

Mittwoch, 08.10.03

Heute machten wir uns auf den Weg zu den Goldfeldern im kargen Hinterland. In Norseman hat ein Pferd beim Pflügen die ersten Nuggets freigelegt – der Ort trägt noch heute den Namen dieses Pferdes. Heute ist Norseman kaum mehr als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. In der Nähe von Coolgardie fand Arthur Bayley 1892 einen Goldklumpen mit einem Gewicht von fast 17 kg und löste damit einen gewaltigen Goldrausch aus. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Einwohnerzahl auf 15.000 an, heute ist es nicht einmal mehr ein Zehntel dieser Zahl. Wir sahen uns die Goldfields Exhibition an, die einen kleinen Einblick in das harte Leben der Goldsucher gewährt. In Kalgoorlie und der nahe gelegenen Stadt Boulder, die 1989 zusammengelegt wurden, erinnert vieles an den Goldrausch. Drei irische Goldsucher fanden hier 1893 das erste Gold. Das Gebiet sollte sich als das ergiebigste Goldfeld der Erde erweisen und erhielt später den Namen „The Golden Mile“. 1932 fand man hier den bislang größten Goldklumpen mit einem Gewicht von über 32 kg. Während in anderen Gebieten die Goldfelder bald erschöpft waren, wird hier in dem weltweit größten Tagebau noch heute Gold geschürft. Seit 1893 wurden über 1.500 t des wertvollen Edelmetalls gefördert und es kommen jährlich etwa 30 t dazu. Dafür müssen heute aber Jahr für Jahr etwa 85 Millionen Tonnen Gestein abgebaut und durchsucht werden. Wir spazierten durch die Hannan Street, die Hauptstraße des Ortes, in der viele Häuser aus der goldenen Gründerzeit erhalten sind. Auf dem Prospector Holiday Park fanden wir eine Basis zur weiteren Erkundung des Ortes.


Donnerstag, 09.10.03

Wir begannen unsere Besichtigungstour mit einer Fahrt der Loopline Tourist Railway. Dieser Touristenzug, angetrieben von der 1898 erbauten Dampflokomotive „Leschenault Lady“, fährt am Rand des Golden Mile Super Pit, eine der größten Goldtagebauminen der Welt, entlang. Der erste Stopp war an der Chaffer´s Power Station, die in früheren Jahren den Strom für die Mine geliefert hat. Auf dem Rückweg gab es die Möglichkeit vom Super Pit Lookout einen Blick in die riesige Mine zu werfen, worauf wir allerdings verzichteten, da wir uns diesen Aussichtspunkt in aller Ruhe ansehen wollten. So fuhren nach der Bahnfahrt mit dem Auto zum Lookout und blickten in ein Loch von unverstellbarer Größe: 330 m tief, 1,4 km breit und 3 km lang. Täglich werden 232.000 t Gestein aus der Mine herausgeholt und die Ausmaße so weiter vergrößert. Hier sahen wir auch die gewaltigen Kipplader, die wir schon in Tom Price bestaunt hatten, endlich einmal im Einsatz. Diese Monster kosten 4 Millionen AUD, wiegen 376 t, sind 6,4 m hoch und 7,4 m breit und können 220 t Ladung aufnehmen. Einer der Reifen, sechs hat das Fahrzeug, kostet 24.000 AUD. Wir machten uns dann auf den Weg zur Australian Prospectors & Minors Hall of Fame, ein Minenmuseum etwas außerhalb der Stadt. Auf dem Weg dort hin stellten wir fest, dass unsere Blinker komplett ausfallen waren. Auf dem Parkplatz überprüften wir die Sicherung, die aber in Ordnung war. So konnte es eigentlich nur noch das Relais sein, das die Blinker steuert. Wir gingen aber zunächst in das Museum und begannen unseren Besuch dort mit einer Tour durch die bis 1960 betriebene Hannan´s North Mine, bei der Geli sogar einmal kurz einen Presslufthammer bedienen durfte. Wir spazierten durch die Gebäude der alten Minenanlage und sahen bei der Herstellung von Goldbarren zu, die allerdings nur aus Bronze bestanden. Zum Abschluss unseres Besuches sahen wir uns noch den 45minütigen Film „The Prospectors“ an, der einen Überblick über die verschiedenen australischen Goldrauschregionen und -perioden gibt, für unseren Geschmack allerdings etwas zu langatmig war. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Autoelektriker, der unsere Blinkanlage wieder zu neuem Leben verhelfen kann. Nach dem Einbau eines neuen Relais, was uns 30 AUD gekostet hat, war alles wieder in Ordnung. Letzter Programmpunkt für heute war das WA Museum, das beeindruckende Goldnuggets und Schmuck zeigt, sowie Ausstellungsstücke, die von der Geschichte der Landschaft und des Goldrauschs erzählen. Nachdem wir uns für die morgen beginnende Überquerung der Nullarbor Plain noch einmal mit Vorräten eingedeckt hatten, fuhren wir wieder zum Prospector Holiday Park zurück.

Freitag, 10.10.03

Auf dem Goldfields Highway verließen wir Kalgoorlie-Boulder und sahen uns etwas südlich der Stadt die Nickel Pots an. Die Firma WMC Resources, Australiens größter und weltweit drittgrößter Nickelproduzent, hat hier einiger seiner gewaltigen Schmelztiegel ausgestellt. Schautafeln erläutern zudem das Verfahren der Nickelproduktion. Über das kleine Bergbaustädtchen Kambalda erreichten wir schließlich wieder Norseman, das Tor zur Nullarbor Plain und den östlichen Bundesstaaten. Hier beginnt der Eyre Highway, benannt nach dem Entdecker und Pionier John Eyre, dem 1841 als erstem Europäer die Ost-West-Durchquerung des Kontinents gelang. Er benötigte für die Strecke volle fünf Monate und auch nachdem 1877 die Telegrafenleitung und später eine Straße entlang seiner Route gelegt worden war, war diese Strecke lange Zeit ein abenteuerliches Stück Weg. Bis 1924 schafften gerade einmal ein Fahrrad (1896) und drei Autos diese Strecke. Heute ist die Straße durchgehend asphaltiert und verfügt über Versorgungsstationen, die kaum mehr als 200 km voneinander entfernt sind. Nach richtigen Ortschaften oder gar Städten sucht man auf der 1.215 km langen Strecke zwischen Norseman und Ceduna aber auch heute noch vergeblich. Die wildeste Region auf dem Weg ist die Nullarbor Plain (von lateinisch nullus arbor = kein Baum), eine trostlose, wüstenartige und, wie der Name vermuten lässt, baumlose Ebene von etwa 692 km Länge und 402 km Breite. Am Balladonia Roadhouse, dessen Fassade Teile des amerikanischen Weltraumlabors Skylab schmücken, das 1979 hier in der Gegend abgestürzt ist, machten wir eine kurze Pause. Auf dem Weg zum Caiguna Roadhouse passierten wir den längsten schnurgeraden Straßenabschnitt Australiens: 146,6 km ohne die leichteste Kurve. Man stelle sich vor von Kiel in die Lüneburger Heide immer nur geradeaus zu fahren und dabei gerade einmal einer Handvoll anderer Autofahrer zu begegnen – für deutsche Verhältnisse unvorstellbar. Nach einem Tankstopp in Caiguna fuhren wir noch weiter bis zum Cocklebiddy Roadhouse, wo wir auf dem sehr einfachen Campingplatz blieben. Mit fast 700 km haben wir heute eine der längsten Etappen unserer gesamten Reise absolviert, aber außer zwei Emus gab es auf dem Eyre Highway auch keinerlei Abwechslungen oder landschaftliche Reize, die eine Fahrtunterbrechung lohnend gemacht hätten.

Samstag, 11.10.03

Erste Abwechslung entlang der Strecke war der Mandura Pass in der Nähe des gleichnamigen Roadhouses: Der Eyre Highway verlässt hier das Hochplateau und führt hinunter die Küstenebene. Am Roadhouse von Mundrabilla nutzten wir die günstigste Tankstelle entlang der gesamten Strecke zum Auftanken. Mit Eucla passierten wir die östlichste Niederlassung in Western Australia und erreichten nach weiteren 13 km die Grenze zu South Australia. Hier befindet sich die Quarantäne Station für alle in westlicher Richtung Reisende, wir haben noch eine „Schonfrist“ von fast 500 km bis Ceduna, wo auch wir alles mitgeführte Obst und Gemüse abliefern müssen. Direkt hinter der Grenze befindet sich Border Village, die westlichste Siedlung von South Australia. Hier beginnt auch der Nullarbor National Park, der die weltweit größte semiaride Karstlandschaft mit ihren Höhlen und unterirdischen Abflusssystemen unter Schutz stellt. Da die Höhlen völlig unerschlossen sind, bleiben sie erfahrenen Höhlenforschern vorbehalten. Wer den Park lediglich auf dem Eyre Highway durchquert, bekommt außer den mattfarbenen Salz- und Blaubüschen nicht sehr viel zu sehen. Folgt man jedoch den südlichen Abzweigungen erreicht man die Abbruchkante der Ebene, die als Bunda Cliffs zur Great Australian Bight hin abfällt. Die Klippen erstrecken sich kilometerweit entlang der Bucht und bilden den weltweit längsten Küstenabschnitt ohne Naturhafen. Die einzelnen Aussichtspunkte bieten spektakuläre Ausblicke auf den Great Australian Bight Marine Park und die bis zu 80 m hohe Steilküste. Die Bucht ist die Kinderstube für Südliche Glattwale, die hier in der zeit von Juni bis Oktober ihre Jungen zur Welt bringen. Heute haben wir zwar noch keine Wale zu Gesicht bekommen, aber wir werden ja noch einige Zeit an der Bucht entlang fahren. Durch die verschiedenen Aussichtspunkte kamen wir heute nicht ganz so zügig voran, hatten dafür aber etwas mehr Abwechslung als gestern. Nach knapp 500 km war für uns am Nullarbor Roadhouse Endstation, da wir beim Grenzübertritt nach South Australia auch noch die Uhren um eineinhalb Stunden vorstellen mussten.

Sonntag, 12.10.03

Unser nächstes Ziel war der Aussichtspunkt „Head of Bight“, der östlich des Nullarbor National Park im Gebiet der Yalata Aborigines liegt. Er bietet nicht einen phantastischen Ausblick auf die Bunda Cliffs sondern liegt auch direkt oberhalb des Whale Sanctuary innerhalb des Great Australian Bight Marine Park. Schon am Parkplatz wurden wir von Scharen von Wellensittichen begrüßt. In der Bucht konnten wir zunächst nur eine einzige Robbe und einen Seeadler entdecken, der auf der Suche nach Beute seinen Bahnen zog. Schon auf dem Rückweg zum Parkplatz entdeckten wir sie dann doch noch: Ganz am anderen Ende der Bucht konnten wir durch unser Fernglas fünf  Südliche Glattwale beobachten. In Ceduna erreichten wir dann wieder die Zivilisation, die Nullarbor Plain lag hinter uns. Wir überstanden ohne Probleme die Quarantäne-Untersuchung, denn wir hatten das meiste Obst aufgegessen und die Reste gut versteckt. Ceduna, die größte Stadt im Westen von South Australia, ist das Zentrum eine auf Landwirtschaft ausgerichteten Umlands. Der Name der Stadt stammt von dem Aboriginal-Wort „chedoona“, was soviel wie Rastplatz bedeutet. In Ceduna beginnt auch die Eyre Peninsula, die wie ein großes Dreieck in die Australische Bucht hineinragt. Nach einem Tank- und Einkaufsstopp verließen wir Ceduna und fanden in Streaky Bay einen sehr schönen Campingplatz direkt am Strand. Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, als wir von einem Neuseeländer angesprochen wurden, den wir schon einmal am Eighty Mile Beach getroffen hatten. Wir folgten seiner Einladung auf ein Glas Wein und haben mit Blick auf die Bucht zusammen gesessen und uns über Neuseeland und Australien unterhalten, bis die Kühle des Abends uns in die Wohnmobile trieb.

Montag, 13.10.03

Etwa 40 km südöstlich von Streaky Bay folgten wir der Ausschilderung am Flinders Highway zu „Murphy´s Haystacks“. Dabei handelt es sich Inselberge aus über 1,5 Milliarden Jahre altem, rostrotem Granit. Die auf dem Gelände einer privaten Farm gelegenen „inselbergs“, wie die Aussies die aus dem Deutschen übernommene Bezeichnung ins Englische übersetzt haben, sind gegen eine geringe Eintrittsgebühr (2 AUD pro Person) zugänglich. Zwei Gruppen dieser eigentümlichen Gebilde stehen völlig unvermittelt inmitten des frisch gemähten Weidelandes. Der Spaziergang durch diese steinernen Heuhaufen war sehr interessant und bot aufgrund der schönen Lichtverhältnisse sehr gute Fotomotive. Nördlich des kleinen Ferienortes Elliston bogen wir auf den Ocean View Drive ab. Der 14 km lange Rundkurs führte uns zu verschiedenen Aussichtspunkten, die phantastische Ausblicke auf die bizarre Steilküste ermöglichten. Während der Fahrt auf dem Flinders Highway konnten wir heute außerordentlich viele Schlangen – tot und lebendig – auf der Straße beobachten. Es waren auch wieder zahlreiche kleine Echsen unterwegs, besonders die etwas unbeholfen wirkenden Stumpy Tail oder Sleepy Lizards, die in ihrem Aussehen an eine Wurst auf Beinen erinnern. Der Cummings Monument Lookout, 60 km südlich von Elliston direkt am Highway gelegen, bietet ebenfalls einen grandiosen Blick auf die schroffe Küstenlinie. Von hier aus fuhren wir ohne weitere Unterbrechung durch bis nach Port Lincoln. Die florierende Stadt liegt am südlichen Ende der Eyre Peninsula, an der Boston Bay, einem der weltweit größten Naturhäfen. Diese Lage hat Port Lincoln zu einem wichtigen Exporthafen für landwirtschaftliche Erzeugnisse gemacht. Außerdem liegt hier die größte Thunfischflotte Australiens vor Anker. Wir verschafften uns zunächst vom Winter Hill Lookout einen Überblick über die Stadt und die Hafenbucht mitsamt den Vorgelagerten Inseln. In der Stadt gingen wir zunächst in die Bibliothek, um einen Blick auf unsere E-Mails zu werfen. Die Verbindung war allerdings so langsam, dass wir nicht böse waren, als wir nach einer knappen halben Stunde wegen der Schließung der Bibliothek unsere Sitzung abbrechen mussten. Dafür war, wie in South Australia üblich, die Benutzung wieder kostenlos. Da unsere Reifen mittlerweile fast kein Profil mehr haben, haben wir uns bei einem Reifenhändler nach neuen Reifen erkundigt. Wie schon beim Kauf des ersten Reifens mussten wir auch heute feststellen, dass wir für Australien keine gängige Reifengröße benötigen. Nach diversen Telefonaten hatte der Händler herausgefunden, dass es wohl nur von der Firma Toyo überhaupt noch Reifen dieser Größe zu haben gibt. Vom Hersteller hat er auch gleich noch den Namen und die Adresse eines Händlers in Adelaide bekommen und uns empfohlen die Reifen dort zu bestellen, da auch die Zentrale nur noch sieben Reifen dieser Größe auf Lager hat. Auf dem Kirton Point Caravan Park fanden wir schließlich einen Stellplatz für die Nacht.

Dienstag, 14.10.03

Entlang der weit abseits der Küste und landwirtschaftlich geprägten Ostflanke der Eyre Peninsula setzten wir unseren Weg fort. In Cowell nutzten wir noch einmal den kostenlosen Internetservice der Bibliotheken in South Australia, diesmal auch mit besserer Geschwindigkeit. Bei einem Reifenhändler in Whyalla, dem größten Schwerindustriezentrum des Bundesstaates versuchten wir noch einmal unser Glück, wurden aber auch nicht fündig. In Port Augusta schloss sich dann für uns der Kreis, wir trafen wieder auf unsere alte Route. Nach etwas mehr als 6 Monaten und 34.692 km haben wir Australien einmal umrundet und einige Abstecher ins Landesinnere unternommen. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass unsere Zeit hier bald zu Ende geht. Auf dem Campingplatz in Port Augusta trafen wir Heike und Ralf, die für gut zwei Jahre mit 200 kg Surfgepäck unterwegs sind. Nach einem Jahr in den USA und Mittelamerika sind sie jetzt für einige Monate mit einem Geländewagen und pistentauglichen Caravan in Australien unterwegs, ehe es zum Abschluss ihrer Reise für ein halbes Jahr nach Hawaii geht. Bis kurz vor Mitternacht haben wir zusammen gesessen und über Gott, die Welt und das Reisen gesprochen.

Mittwoch, 15.10.03

Nachdem wir uns von Heike und Ralf verabschiedet hatten, habe ich telefonisch bei dem uns benannten Reifenhändler in Adelaide vier neue Toyo-Reifen bestellt. Ein Rückruf des Händlers auf unserem Handy ergab dann, dass die Toyos nicht mehr verfügbar sind, er uns stattdessen Hankook-Reifen anbieten kann, was wir nach kurzer Überlegung angenommen haben. Ohne Unterbrechung fuhren wir bis nach Adelaide und nutzten die Zeit, die wir auf das Montieren der Reifen warten mussten, in einem Internetcafe zu einem Abgleich unserer Konten und zum Lesen und Schreiben einiger E-Mails. Auf dem Weg zum Adelaide Caravan Park, von wo aus wir morgen wieder per Fahrrad in die Stadt fahren wollen, fuhren wir am Tandanya-Cafe vorbei. Alle Fenster waren zugeklebt, so dass Dion, bei dem ich vor gut 5 Monaten mein wunderschönes Bluey Roberts Didgeridoo gekauft habe, das Geschäft tatsächlich hat aufgeben müssen. Auf dem Campingplatz bekamen wir mit Glück noch den letzten freien Platz für die nächsten beiden Nächte, so dass einem weiteren Besuch Adelaides nichts mehr im Wege steht. Neben Sydney und Perth hat uns Adelaide als Stadt am besten gefallen, vielleicht auch gerade wegen der optimalen Lage des Campingplatzes und der angenehmen, etwas beschaulichen Atmosphäre. Am Abend habe ich noch versucht Dion telefonisch zu erreichen, er war aber leider nicht zu Hause. Seine Frau hat unsere Telefonnummer aufgeschrieben und wir hoffen jetzt, dass er sich meldet.

Donnerstag, 16.10.03

Am Morgen rief Dion an und hat uns für heute Abend zum Essen zu sich nach Hause eingeladen. Unsere Einwände, das wir keine Umstände machen wollen und er ja auch mit seiner Frau zu uns auf den Campingplatz kommen könnte ließ er nicht gelten und lockte damit, einige Didgeridoos aus seiner Sammlung zu spielen. Wir konnten wenigstens noch durchsetzen für den Wein zu sorgen. Mit unseren Fahrrädern fuhren wir am Torrens River entlang in die Innenstadt von Adelaide. Einen ersten Stopp machten wir in der Art Gallery of South Australia. Die umfangreiche Sammlung australischer und internationaler Kunst ist in einem sehr schönen Gebäude untergebracht und war für uns eine der schönsten Galerien, die wir hier in Australien gesehen haben. In einem sehr gut sortierten Laden mit Aboriginal-Kunst sahen wir uns einige Bilder an und ich habe natürlich noch einige der Didges ausprobiert. In einem Food-Court stärkten wir uns, ehe es zu einer Filiale des Ausrüstungsspezialisten Kathmandu weiterging. Im Central Market konnten wir uns endlich wieder einmal mit richtigem Brot eindecken, kauften frisches Obst und den Wein und die Blumen für unsere abendliche Einladung. Zurück auf dem Campingplatz gönnten wir uns noch eine kleine Pause, ehe wir das Auto wieder umbauten und uns auf den Weg zu Dion machten. Hier verlebten wir einen sehr schönen Abend mit Dion und seiner Frau Stella und lernten auch deren drei Töchter kennen. Wir haben Dion noch zwei sehr schöne Bilder des Aboriginal-Künstlers Nuddij abgekauft, die wir vor fünf Monaten schon im Tandanya-Cafe bewundert hatten. Wie auch schon beim Didgeridoo hat Dion uns auch heute wieder einen sehr guten Preis gemacht. Ebenso wie damals bei Dion, so war uns auch seine Frau gleich auf Anhieb sympathisch und es war so, als würden wir uns schon lange kennen. Die beiden sind wirklich außergewöhnlich nette und grundaufrichtige Menschen, wie man sie nicht alle Tage trifft. Mit interessanten Gesprächen und ein wenig Didgeridoo spielen verging die Zeit wie im Fluge, so dass es schon nach Mitternacht war, als wir uns verabschiedeten und zum Campingplatz zurückfuhren.

Freitag, 17.10.03

Aufgrund der langen Nacht, kamen wir heute relativ spät los und machten uns auf den Weg nach Strathalbyn, wo wir uns telefonisch mit Hermann verabredet hatten. Der Weg durch die Adelaide Hills führte uns an wunderschönen Wildblumenwiesen vorbei, die in leuchtendem Gelb und Lila erstrahlten – ein traumhafter Anblick. Hermann hat jetzt wieder einen eigenen Laden, in dem er seine Antiquitäten und Didgeridoos verkauft. Wie schon bei unserem ersten Besuch war auch diesmal sein Riesen-Didgeridoo der absolute Blickfang. Hermann hatte diesmal auch einige Didges mehr im Angebot, allerdings hat er aber wohl auch die Preise seit unserem letzten Besuch deutlich angehoben. Es waren wieder einige sehr gute und wunderschön bemalte Didgeridoos dabei, so dass die Auswahl entsprechend schwer fiel. Knapp vier Stunden habe ich mit Ausprobieren zugebracht und dabei auch einige Tipps von Hermann bekommen, wie ich mein Spiel verbessern kann. Er ist wirklich ein Virtuose am Didge und es macht Spaß ihm zuzuhören. Schließlich habe ich mich für ein kleines, sehr schön klingendes Didgerdoo entschieden und wir konnten unsere Fahrt in Richtung Melbourne fortsetzen. Bei Murray Bridge überquerten wir noch einmal den Murray River und fanden schließlich auf dem kleinen Campingplatz in Keith einen Stellplatz für die Nacht.    

Samstag, 18.10.03

Nach einer knappen Stunde Fahrt passierten wir die Grenze zu Victoria, was uns eine weitere halbe Stunde „kostete“, da wir damit schon wieder eine Zeitgrenze überquerten. Auf der A8, der Hauptverbindungsstrecke zwischen Adelaide und Melbourne, fuhren wir an leuchtend gelben Rapsfeldern vorbei und erreichten mit dem Pink Lake einen weiteren Farbtupfer. Algen, die in dem salzigen Wasser leben, scheiden Betakarotin aus, was für die Verfärbung des Wassers sorgt. Das rosafarbene Wasser, die saftig grüne Landschaft und der blaue Himmel sorgten für ein sehr eigentümliches Farbenspiel. In Horsham machten wir eine Pause und spazierten ein kleines Stück durch den recht schönen Ort. Von Ararat fuhren wir auf einer Nebenstrasse bis nach Castlemaine, wo wir uns morgen das Studio und die Galerie des Malers Brian Nunan ansehen wollen, dessen Bilder wir in einer Ausstellung in Kununurra gesehen hatten.

Sonntag, 19.10.03

In der Nacht hatte es angefangen zu regnen und als wir aufbrechen wollten, mussten wir im strömenden Regen unsere Sachen packen. Von Pat und Brian Nunan wurden wir sehr freundlich empfangen und in der Galerie und dem Studio herumgeführt. Vor sechs Jahren haben die beiden eine alte Klosterschule gekauft und für ihre Zwecke umgebaut. Die ehemaligen Schulräume sind heute die Galerie und das Studio und das im Wohnhaus der Nonnen leben Pat und Brian. Wie schon in Kununurra bewunderten wir erneut die wunderschönen Bilder, die größtenteils das raue Leben auf den abgelegenen Farmen in der Kimberley Region zum Thema haben. Brian verbringt jedes Jahr einige Monate in dieser Region und füllt seine Skizzenbücher. In seinem Studio werden dann aus diesen Skizzen seine eindrucksvollen, großformatigen Gemälde. Als wir uns die Bilder angesehen hatten, führten uns die beiden auch noch durch ihr Haus, in dem sich weitere Kunstwerke befinden. Mit netten Gesprächen verging die Zeit wieder einmal wie im Flug und so waren fast zweieinhalb Stunden vergangen, als wir uns in Richtung Melbourne auf den Weg machten. Ohne weitere Unterbrechung erreichten wir unseren „Stammplatz“, das Ashley Gardens Holiday Village, wo man uns beim Einchecken auch sofort wieder erkannte. Bedingt durch die Probleme, die wir bei unserer Ankunft hier mit der Übernahme unseres Autos hatten, ist Melbourne für uns irgendwie negativ vorbelegt. Wir haben uns nicht auf die Rückkehr gefreut und wollen unseren „Arbeitsaufenthalt“ – wir müssen die Rückverschiffung des Autos und unsere Rückreise organisieren – so kurz wie möglich machen. Wir freuen uns schon sehr auf Tasmanien, die letzte Etappe unserer Reise. In Castlemaine hatten wir uns irgendwie ein Ameisennest eingefangen. Dank einer ganzen Dose Insektenspray konnten wir die Plage zumindest größtenteils eindämmen. Geli hat am Nachmittag noch bei Antonia und Ben, einem aus den Niederlanden stammenden Paar angerufen, die wir im Roten Zentrum kennen gelernt hatten und die in Melbourne wohnen. Die beiden kamen dann am Abend noch auf dem Campingplatz vorbei und wir haben uns sehr nett in unserem Roadrunner unterhalten. Australien ist gewissermaßen schon eine zweite Heimat geworden, da wir auf unserer Reise so viele Menschen kennen gelernt haben, von denen wir jetzt gegen Ende der Reise einige noch einmal wieder treffen. Dieses Gefühl, in einem fremden Land schon Bekannte zu haben, ist etwas völlig Neues für uns und gibt unserer Reise eine ganz besondere Note.

Montag, 20.10.03

Als ich am Morgen die Waschräume verließ, stieß ich auf Rolf, den wir am Ayers Rock schon einmal getroffen hatten. Nach dem Frühstück kamen Gerda und Rolf noch kurz bei uns vorbei. Die beiden sind gerade aus Tasmanien zurück und suchen jetzt ebenfalls nach einer Möglichkeit ihr Auto nach Deutschland zurückzuschicken. Wir haben und für den Abend zu einem Erfahrungsaustausch verabredet. Nachdem wir noch einmal unsere E-Mails abgefragt hatten, machten wir uns daran die verschiedenen Verschiffungsunternehmen, den Zoll und den Versicherungsmakler unserer Camperversicherung anzurufen. Bis auf einen Spediteur hatte niemand unsere Anfragen beantwortet und wir haben auch heute nicht sehr viel erreichen können. Immerhin können wir uns morgen einen Scheck mit der Gutschrift der zu viel bezahlten Versicherungsprämie abholen. Außerdem haben wir in Erfahrung gebracht, dass wir das Auto kurz vor der Verladung selbst beim Zoll vorführen können, damit unser Carnet abgestempelt wird. Von einem Spediteur haben wir jetzt auch schon ganz konkrete Daten und Preise und wir werden wohl auch auf dieses Angebot eingehen, wenn heute nicht noch bessere Angebote der beiden ausstehenden Spediteure, besonders von dem auf Tasmanien, eingehen. Wir haben beschlossen, erst morgen in die Stadt zu fahren und unsere Flüge umzubuchen und uns Unterkünfte für den Zwischenstopp in Hawaii zu besorgen. Dann wissen wir auch wann und von wo wir das Auto verschiffen und können entsprechend weiter planen. Den Nachmittag habe ich dann damit verbracht einen neunen Bericht für unsere Homepage zu erstellen, während Geli noch einige Sachen eingekauft hat. Es kam dann noch ein Angebot aus Tasmanien per E-Mail und die Spedition aus Melbourne hat es abgelehnt ein Angebot abzugeben. Am Abend haben wir uns dann noch einmal mit Gerda und Rolf getroffen und über unsere Nachforschungen hinsichtlich der Verschiffung und das Reisen im Allgemeinen gesprochen. Die beiden haben von der gleichen Spedition, die uns kein Angebot erstellen wollte, einen sehr guten Eindruck und haben uns einen kompetenten Ansprechpartner genannt, den wir nun morgen noch aufsuchen werden.

Dienstag, 21.10.03

Ein reiner Arbeitstag lag vor uns, zusätzlich erschwert durch absolutes Sauwetter. Mit Bus und Straßenbahn fuhren wir zunächst zum Büro des Versicherungsmaklers, bei dem wir eine zusätzliche Versicherung für unser Auto abgeschlossen hatten. Aufgrund der uns jetzt vorliegenden Daten konnten wir die Versicherungsdauer reduzieren und bekamen völlig problemlos einen Scheck über die zu viel gezahlte Versicherungsprämie ausgehändigt. In einer nahe gelegenen Bank ließ sich dieser Scheck auch ohne Probleme oder Kontoeröffnung zu Bargeld machen. Zurück in der Innenstadt stapften wir bei strömendem Regen zu dem Spediteur, den Gerda und Rolf uns empfohlen hatten und man versprach uns, nun doch ein Angebot zu erstellen. Nächster Programmpunkt war das Büro von Air New Zealand. Unser Ticket ließ sich erwartungsgemäß nicht über die einjährige Gültigkeit hinaus verlängern, so dass wir nur die Daten der einzelnen Flüge entsprechend geändert haben. Per Telefon haben wir uns dann für übermorgen einen Platz auf der Fähre nach Tasmanien reserviert, für morgen war leider schon nichts mehr zu bekommen. In einem Reisebüro haben wir versucht unseren Aufenthalt in Hawaii mit Zwischenflügen, Unterkünften und Mietwagen sowie die Flughafenhotels für den Weiterflug zu organisieren. Während wir in einem Internetcafe unsere Homepage aktualisiert haben, wollte das Reisebüro ein Angebot ausarbeiten, was auch tatsächlich sehr gut geklappt hat. Fast 9 Stunden waren wir unterwegs, als wir schließlich wieder auf dem Campingplatz ankamen. Nach dem Abendessen haben wir dann noch bis nach 1:00 Uhr mit Gerda und Rolf zusammen gesessen und uns unterhalten.

Mittwoch, 22.10.03

Heute war erst einmal Ausschlafen angesagt. Da wir nichts mehr zu organisieren hatten, sondern nur noch auf die eingehenden Angebote des Spediteurs und die Bestätigung des Reisebüros warten mussten, wollten wir einen Ruhetag einlegen. Nachdem wir uns von Gerda und Rolf verabschiedet hatten, die die restlichen Tage bis zur Verschiffung ihres Autos noch ein weinig durch den Süden Victorias fahren wollen, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg zum Sunshine Shopping Centre. In einem der Kinos sahen wir uns den Film „Head of State“ an. In der schon teilweise etwas zu albernen politischen Komödie wird ein völlig unbedarfter Afro-Amerikaner in den Wahlkampf um das Präsidentenamt geschickt. Als Marionette berechnender Politstrategen eingesetzt entwickelt er jedoch eigene Ideen und schafft das Unmögliche – er wird der erste farbige Präsident der USA. Nach einer Stärkung im Food Court radelten wir zum Campingplatz zurück und sahen in unsere Mailbox. Der Spediteur hatte sich nicht gemeldet aber das Reisebüro hat unsere Buchungen zusammengestellt und wartet auf unsere Bestätigung. Leider konnten wir die Anlagen an diesem Internetautomaten nicht öffnen und müssen das auf morgen verschieben. Den Abend verbrachten wir gemütlich, wieder einmal ohne Besuch, in unserem Roadrunner.

Donnerstag, 23.10.03

Nachdem wir noch einmal voll getankt und das Auto gewaschen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Fähranleger der Tasmanien-Fähre. Die „Spirit of Tasmania II“ lag auch schon am Pier. Wir haben noch einmal nachgefragt, ob wir nicht das Auto schon auf dem Pier abstellen können, aber das Einchecken ist erst ab 18:30 Uhr möglich. Wir fuhren dann mit der Straßenbahn noch einmal in die Innenstadt, haben unsere Hawaii-Buchung bestätigt und per E-Mail die Auto-Verladung und Verschiffung gebucht. Ein Angebot des letzten Spediteurs lag immer noch nicht vor, man hat dort wohl doch kein rechtes Interesse an diesem Geschäft. Nach einem kleinen Bummel durch die Stadt stärkten wir uns in einem Food-Court mit Kaffee und Kuchen und fuhren dann zum Fähranleger zurück. Auf dem Parkplatz haben wir unsere Sachen für die Nacht zusammengepackt und noch gemütlich zu Abend gegessen. An Bord der Fähre bezogen wir unsere kleine Kabine und haben uns dann noch ein wenig umgesehen. Um 21:00 Uhr verließen wir den Hafen von Melbourne und machten uns auf den Weg nach Tasmanien, der letzten Etappe unserer Australienreise. Die „Spirit of Tasmania II“ hat uns sehr gut gefallen aber es war schon etwas komisch nach fast sieben Monaten zum ersten Mal wieder nicht im Auto zu übernachten.

Freitag, 24.10.03

Die Überfahrt war sehr ruhig und wir konnten auch schlafen, allerdings waren wir aufgrund der Schiffsgeräusche doch häufiger einmal wach. In einem Selbstbedienungslokal an Bord stellten wir uns ein kleines Frühstück zusammen. Die Ankunft in Tasmanien brachte den „Verlust“ einer weiteren Stunde mit sich: Tassie hatte schon auf die Sommerzeit umgestellt. Auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Devonport gab es ein zweites Frühstück, ehe wir uns mit frischen Vorräten eindeckten, denn die Mitnahme von Obst und Gemüse nach Tasmanien ist nicht erlaubt. Anschließend fuhren wir auf die Spitze des Mersey Bluff hinauf und sahen uns den Leuchtturm an, der bereits 1889 in Betrieb genommen wurde und noch heute die Schiffe in den Hafen von Devonport leitet. Auf dem Mersey Bluff befindet sich auch das Tasmanian Aboriginal Culture & Art Centre. Es wird Tiagarra genannt, was in der Sprache der Aboriginals soviel wie "behalten" oder "aufbewahren" bedeutet und der Erhaltung der Kultur und Kunst der Ureinwohner dient. Entlang eines Pfades, der über das Mersey Bluff führt, kamen wir an verschiedenen Aboriginal-Felsgravuren vorbei. Wir verließen Devonport in Richtung Launceston und besuchten in Elizabeth Town die Ashgrove Cheese Factory. Neben diversen Käsesorten, die wir alle kostenlos probieren konnten, gibt es hier auch noch zahlreiche weitere tasmanische Produkte und sehr leckeres Eis. Mit zwei Sorten Käse und je einem Eis verließen wir die Käserei. In Deloraine verließen wir die Hauptstraße und fuhren auf das Hochplateau der Great Western Tiers hinauf. Auf über 1.000 m Höhe liegt hier mit dem Great Lake der größte natürliche Frischwassersee Australiens. Die Landschaft auf der Hochebene wirkte eigentümlich grau und bedrohlich – interessant aber nicht schön. Wir fuhren in einer Schleife um den See und gelangten über Poatina wieder in die Küstenebene. Von Longford aus unternahmen wir einen kurzen Abstecher nach Perth, wo wir uns in dem kleinen Laden der Tasmanian Honey Company mit köstlichem Leatherwood Honey eindeckten. Dieser äußerst seltene Honig wird aus den Blüten der Leatherwood Bäume gewonnen, die es ausschließlich in den abgelegenen Regionen im Westen Tasmaniens gibt. Wir hatten diesen Honig bei unserem ersten Besuch in Tassie vor fünf Jahren kennen und schätzen gelernt und uns daher entschieden einen Vorrat davon mit nach Hause zu nehmen. Über Westbury und Frankford erreichten wir den Narawntapu National Park, den wir noch unter seinem alten Namen Asbestos Range National Park in Erinnerung hatten. Dieser kleine, abgelegne Park an der Bass Strait ist bekannt für seine reiche Tierwelt und die schönen Strände. Hauptattraktion ist jedoch der Bestand an Forester Kängurus, der größten tasmanischen Känguruart. Direkt hinter der Parkgrenze konnten wir auch schon die ersten Forester Kängurus entdecken. Rund um das Visitor Centre wimmelte es geradezu von Wallabies, die zum Teil Jungtiere (joeys) im Beutel hatten. Zu unserer Überraschung ließen sich auch einige Wombats blicken, die uns sogar recht nahe an sich herankommen ließen. Absoluter Höhepunkt des heutigen Tages und eines der großen Highlights der gesamten Reise war die Beobachtung eines Wombats mit einem Jungen im Beutel. Während das Muttertier auf der einen Seite graste, steckte das Junge seinen Kopf zwischen Hinterbeinen der Mutter heraus und knabberte ebenfalls ein wenig am Gras – ein phantastischer Anblick. Auf der Springlawn Camping Area waren wir die einzigen Camper, geradezu umzingelt von Wallabies, Kängurus und Wombats – was für ein Stellplatz.

Samstag, 25.10.03

In der Nacht bekamen wir Besuch, wahrscheinlich von einem Possum, das auf unserem Auto herumkletterte. Da es wohl nichts Interessantes finden konnte, verschwand es genauso schnell wieder, wie es gekommen war. Einzige Hinterlassenschaften des nächtlichen Besuches waren am Morgen die Fußabdrücke auf unserer Motorhaube und der Windschutzscheibe. Wir spaziertem zum Visitor Centre und kauften uns einen Pass für den Eintritt in alle tasmanischen Nationalparks. Vom Ranger erfuhren wir auch, warum sich die Wombats hier entgegen ihrer normalen Verhaltensweise auch am Tage zeigen: Der Konkurrenzkampf um das Futter ist hier aufgrund der großen Wallaby-Population so groß, das die Wombats ihr Verhalten entsprechend geändert haben. Auch heute konnten wir wieder einige dieser possierlichen „Plump-Beutler“, wie sie wissenschaftlich genannt werden, beobachten. Wir fuhren an den Griffiths Point und genossen den Ausblick auf die Bakers Beach, einen wunderschönen, einsamen Sandstrand. Auf der Yorktown Road, einer 18 km langen Schotterpiste, die durch die bewaldeten Dazzler und Asbestos Ranges führt, erreichten wir das Tal des Tamar River, wo wir uns in Beauty Point die Seahorse World ansahen. Auf einer einstündigen Führung erfuhren wir Einiges über Seepferdchen und Seedrachen und konnten einen Blick hinter die Kulissen der Brut- und Aufzuchtstationen werfen. Die hier gezüchteten Seepferdchen werden an Aquarien in aller Welt, Zoohandlungen, medizinische Forschungslabore, chinesische und japanische Wunderheiler und die Schmuckindustrie verkauft. Auf dem West Tamar Highway fuhren wir immer am Fluss entlang in Richtung Launceston. Der Brady´s Lookout bot einen wunderschönen Blick in das Tal des Tamar River. Unseren Besuch von Launceston, der zweitgrößten Stadt Tasmaniens, begannen wir an der Cataract Gorge. Der South Esk River hat hier auf seinem Weg zum Tamar River eine Art Felskorridor durch die Berge gegraben. Die Fahrt mit dem Basin Chairlift ermöglicht einen Blick aus der Vogelperspektive auf diese eindrucksvolle Schlucht. Der Sessellift überspannt auf einer Länge von 457 m das First Basin, eine poolartige Erweiterung des Flußbettes, und bietet einen schönen Blick auf die Cataract Gorge und die Alexandra Suspension Bridge. Die Fahrt endet in den Cliff Ground Gardens, wo wir nicht nur die farbenfrohen Blüten sondern auch die Pfauen bewunderten, die sich in voller Pracht den Kameras präsentierten. Nachdem wir noch einen kurzen Blick auf die Ausstellung im Queen Victoria Museum & Art Gallery geworfen hatten, fuhren wir auf dem East Tamar Highway an der anderes Flussseite entlang. In Hillwood machten wir Station an der Strawberry Farm, wo wir leckeren Fruchtwein und Käse der Ashgrove Käserei probieren konnten. Mit einer Flasche Erdbeerwein im Gepäck setzten wir unseren Weg fort. In Low Head, an der Mündung des Tamar River in die Bass Strait, fanden wir einen Stellplatz im Beachfront Holiday Village. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an den schönen Strand der East Beach, bekamen aber von den hier heimischen Zwergpinguinen nichts zu sehen.

Sonntag, 26.10.03

Der nächste Morgen begrüßte uns frischen 7,5° C und mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Nach einem kurzen Stopp an der East Beach fuhren wir zum sehr schönen, rot-weiß gestrichenen Leuchtturm von Low Head. Das heutige, 19 m hohe Lighthouse stammt aus dem Jahr 1888, doch bereits seit 1832 weist ein Leuchtfeuer an dieser Stelle den Schiffen den Weg in den Tamar River. In Low Head sahen wir uns dann mit dem 1882 eröffneten She Oak Point ein weiteres, kleineres Lighthouse an, das zu einer ganzen Kette von Navigationshilfen gehört, die die Einfahrt in den Tamar River markieren. In George Town versorgten wir uns im Visitor Centre mit Informationsmaterial und warfen einen kurzen Blick in unsere Mailbox. Die nächste Station war Bridport, ein schöner Fischerei- und Ferienort am Südende der Anderson Bay. Hier erlagen wir wieder einmal der Versuchung und gönnten uns zum Mittagessen eine Portion Fish & Chips – lecker aber ungesund. In Scottsdale sahen wir uns die Ausstellung im neuen Forest EcoCentre an und hielten im North East Park vergeblich Ausschau nach Schnabeltieren, die hier leben sollen. Wir verließen dann die Hauptstrasse und fuhren über Gladstone in den äußersten Nordosten Tasmaniens. In Poole warfen wir einen Blick auf die Great Musselroe Bay und konnten einige Pelikane beobachten. Mit dem Mount William National Park erreichten wir unser heutiges Etappenziel. Dieser selbst in Tasmanien wenig bekannte Nationalpark bietet eine schöne tierreiche Küstenlandschaft, die für Wassersportler, Buschwanderer und Naturliebhaber gleichermaßen reizvoll ist. Der Park verdankt seine Entstehung dem Tasmanischen Riesenkänguru oder Forester Känguru, zu dessen Schutz er ursprünglich eingerichtet wurde. Vom Forester Kangaroo Drive, wie die Parkstrasse im nördlichen Teil des Nationalparks heißt, konnten wir zahlreiche Forester Kängurus und auch die kleineren Bennettkängurus beobachten. Leider waren die Tiere sehr scheu und ergriffen die Flucht, sobald wir den Wagen anhielten. Als wir uns einen Platz auf den einfachen Campingbereichen an der Stumpys Bay ausgesucht hatten, bekamen wir Besuch von zwei Bennettkängurus, eines davon mit einem Joey im Beutel, die sich besser beobachten und fotografieren ließen. Wir hatten die Camping Area 3 ganz für uns alleine und beendeten den Tag mit einem kurzen Spaziergang an die Stumpy Bay, einen wunderschönen Sandstrand. 

Montag, 27.10.03

Auch heute Morgen hatten wir wieder Besuch von „unseren“ Kängurus, die uns neugierig zusahen, als wir unsere Sachen im Auto verstauten. Nach einem weiteren Spaziergang an die Stumpys Bay machten wir uns auf dem Forester Kangaroo Drive auf den Weg. Die Kängurus schienen jedoch alle noch zu schlafen, oder waren wieder so scheu, dass sie sofort die Flucht ergriffen, wenn sie uns kommen sahen. Über nicht befestigte Nebenstraßen fuhren wir in den südlichen Teil des Mount William National Parks. Hier liegen rund um den Eddystone Point einige der spektakulärsten Küstenabschnitte des Nationalparks. Die die Küste säumenden riesigen Granitbrocken sind mit orangefarbenen Flechten überzogen und kontrastieren mit dem tief blaugrünen Wasser. Der Leuchtturm am östlichsten Punkt Tasmaniens, ein 1889 aus vor Ort gehauenem Granit errichteter Rundturm, ist 35 m hoch und überragt den Meeresspiegel um 45 m. Eddystone Point bietet einen prächtigen Blick nach Süden auf die Bay of Fires, eine 35 km lange Bucht, die von hier bis fast nach St. Helens reicht. Auf dem Parkplatz konnten wir dann noch einen Echidna, einen possierlichen Schnabeligel, beobachten. In St. Helens, das in der Georges Bay liegt, hat die bedeutendste Fischfangflotte Tasmaniens ihren Stützpunkt. Außerdem ist St. Helens einer der bekanntesten Badeorte an der "Sonnenküste" genannten tasmanischen Ostküste. Nach einem Blick in unserer Mailbox, es war noch keine Bestätigung unserer Buchung der Verschiffung eingegangen, fuhren wir in die nördlich der Stadt gelegene Point Humbug Conservation Area. Das südliche Ende der Bay of Fires bietet schöne Ausblicke auf die Küste. Wir folgten dann dem Tasman Highway weiter gen Süden, immer an der Sun Coast entlang, die ihrem Namen heut alle Ehre machte. Südlich von Scamander machten wir einen Stopp an der Eureka Farm, einer Fruchtfarm, die leckere Marmeladen, Soßen, Gebäck und Eiscreme produziert. Mit einem Eis im Bauch und zwei Marmeladen im Gepäck setzten wir unseren Weg fort. In Bicheno bezogen wir auf dem örtlichen Campingplatz Quartier.

Dienstag, 28.10.03

Bei strahlend blauem Himmel begannen wir den Tag mit einem Besuch am Blowhole von Bicheno. Wir hatten Glück: Auflaufendes Wasser und etwas Brandung sorgten dafür, dass in regelmäßigen Abständen eine gewaltige Wasserfontäne aus dem Felsspalt emporschoss. Die felsige Küste rund um das Blowhole mit dem rötlichen Granitgestein gab weitere schöne Fotomotive ab. Ein kurzer Abstecher führte uns in den weitestgehend unerschlossenen und unzugänglichen Douglas-Apsley National Park. Eine Schotterpiste führt nördlich von Bicheno in den Nationalpark und endet an einem kleinen Parkplatz. Von hier aus erreichten wir in einer knappen Viertelstunde eine Aussichtsplattform, die einen schönen Rundblick auf die Apsley River Gorge ermöglicht. Unser nächster Programmpunkt war der Freycinet National Park, wo wir das herrliche Wetter ausnutzen und einen Blick auf die schönste Bucht Tasmaniens, die Wineglass Bay, werfen wollten. Der Nationalpark umfasst die Namensgebende Freycinet Peninsula und die sich daran anschließende Insel Shouten Island. Der Park wird von steilen, roten Granitfelsen dominiert, von denen die 300 m hohen Hazards die gewaltigsten sind. Wunderschöne Sandstrände liegen in den felsigen Buchten und machen diesen Park zu einer wahren Augenweide. Unser erstes Ziel war der Track zum Wineglass Bay Lookout, der als eine der schönsten Wanderungen Tasmaniens gilt. Der steile Weg führt auf den Sattel zwischen dem Mt. Amos und dem Mt. Mayson hinauf und endet an einem Aussichtspunkt, der einen phantastischen Blick auf Tasmaniens bekannteste und auch schönste Bucht, die Wineglass Bay, ermöglicht. Der Blick schweift von hier nicht nur über die Wineglass Bay, sondern auch auf die Hazards Lagoon, die Promise Bay und die Thoun Bay bis hin zum Lemon Rock. Dieser Ausblick war ein Höhepunkt unserer gesamten Australien-Reise und hat uns für den anstrengenden Aufstieg mehr als entschädigt. Mussten wir uns bei unserem Besuch vor fünf Jahren noch über eine 6,4 km lange, teilweise recht raue Schotterpiste zum Cape Tourville Lighthouse quälen, erwartete uns heute eine durchgehend asphaltierte Strasse. Auch am Cape Tourville hatte sich einiges getan: Ein Plankenweg führt jetzt um das Kap herum und bietet grandiose Ausblicke über die Carp Bay und die Thouin Bay bis hin zur Wineglass Bay. Als zusätzlichen Bonus konnten wir von hier aus auch noch einige Wale, vermutlich Südliche Glattwale, auf ihrem Weg zur Antarktis beobachten. Auf dem Rückweg zur Parkstraße stoppten wir an der Sleepy Bay, die mit ihrer rauen Felsküste überhaupt keinen schläfrigen Eindruck macht. Die Honeymoon Bay, eine ebenfalls sehr schöne kleine Bucht am Fuße Hazards, war unsere letzte Station. Wir verließen den Park und fuhren auf dem Tasman Highway bis nach Swansea, einem kleinen Ferienort an der Great Oyster Bay. Hier bezogen wir auf dem Cabin & Tourist Park Quartier und gönnten uns am Abend ein Bad im Spa, um die müden Knochen etwas zu entspannen.

Mittwoch, 29.10.03

Es war gut, dass wir die Wanderung im Freycinet National Park gestern unternommen hatten, denn heute war ein trüber Tag mit gelegentlichen Schauern. Wir fuhren zunächst zur südlich von Swansea gelegenen Spiky Bridge. Diese Brücke wurde 1843 von Sträflingen aus tausenden Feldsteinen, ohne die Verwendung von Mörtel, aufgeschichtet. An der teilweise dunstig-trüben Küste entlang folgten wir dem Tasman Highway über Triabunna und Orford nach Sorell. Nach einem Einkaufsstopp verließen wir den Tasman Highway in Richtung Tasman Peninsula. Noch auf der Forestier Peninsula befindet sich ein Lookout, der einen schönen Überblick über die raue Küste des Tasman National Park und die Pirates Bay ermöglicht. Am nördlichen Ende dieser Bucht liegt Tessellated Pavement, eine Felsterrasse, die zu einem mit Fliesen belegten Straßenpflaster erodiert ist. Südlich von Eaglehawk Neck, dem schmalen Isthmus, der die beiden Halbinseln miteinander verbindet, befinden sich mit dem Blowhole, der Tasman Arch und Devils Kitchen weitere spektakuläre Erosionsformen in den Küstenklippen. Aufgrund des Wetters verzichteten wir jedoch auf einen Besuch dieser Region, sicherten uns auf dem einzigen Campingplatz in Port Arthur einen Stellplatz und fuhren zur Port Arthur Historic Site. Die Sträflingssiedlung Port Arthur wurde 1830 gegründet und hatte bis 1877 Bestand. Etwa 12.500 Sträflinge saßen in diesem Zeitraum hier ein, viele überlebten die harten Bedingungen der Haft nicht lange und wurden auf einer Insel in der Bucht, der Isle of the Dead, beigesetzt. Die Kolonie, die als Holzbaracke begann, wurde nach und nach durch die zur Arbeit gezwungenen Gefangenen ausgebaut. Sie waren der Grundstock einer ganzen Industrie: Port Arthur produzierte Holz, Schiffe, Kleidung, Schuhe, Ziegel, Möbel und Gemüse. Nach der Schließung des Lagers haben mehrere Feuer und Raubbau die meisten Gebäude sehr stark beschädigt. Seit 1970 steht das Gebiet unter Schutz und viele Gebäude wurden mittlerweile restauriert. Das Besucherzentrum bietet einen Überblick über die Lebensbedingungen der Gefangenen und gibt jedem Besucher die Gelegenheit, sich mit einem der Insassen und seinem Schicksal zu identifizieren. Trotz des etwas wechselhaften Wetters hat uns der Besuch dieser sehr schönen Anlage wieder sehr viel Spaß gemacht. Erst nach 18:00 Uhr waren wir auf dem Campingplatz und erfuhren per SMS, dass die Taufe unseres Patenkindes nun doch schon eine Woche nach unserer Heimkehr stattfinden wird. So haben wir schon einen ersten, sehr schönen Termin und das Ende unserer Reise rückt unaufhaltsam immer näher.

Donnerstag, 30.10.03

Wir begannen den nächsten Tag mit dem Besuch des Tasmanian Devil Park. Diese Anlage ist kein Zoo oder Tierpark im herkömmlichen Sinne. Hier werden verwaiste oder verletzte Tiere aufgenommen, aufgezogen und aufgepäppelt und wenn möglich wieder in die Freiheit entlassen. Der Park versteht sich selbst als ein Wildlife Rescue Centre und arbeitet mit dem WWF zusammen. Hauptattraktion sind natürlich die Tasmanischen Teufel, Fleischfressende Beuteltiere, die es nur auf Tasmanien gibt. Sie sind keine großen Jäger sondern ernähren sich überwiegend von Aas, das sie dann ihrer starken Kiefer aber komplett, d.h. mit Haut und Knochen verspeisen. Die kleinen Teufel können Knochen bis zu einer Stärke von acht Zentimetern problemlos zerbeißen und sind damit um ein Vielfaches kräftiger als ein Bullterrier. Daneben konnten wir zahlreiche andere tasmanische Tiere wie Quolls (ebenfalls ein kleiner Fleischfressender Beutler), Opossums, Forester Kängurus, Bennet's Wallabies und verschiedene Vogelarten beobachten. Einige der Vögel wurden in der „Kings of the Wind“ Show, der einzigen Freiflugshow Tasmaniens präsentiert. Unser weiterer Weg führte uns an die Südspitze der Tasman Halbinsel, wo wir uns die Remarkable Cave an der Maingon Bay ansahen. Es handelt sich hier nicht um eine wirkliche Höhle sondern um eine Reihe von Bögen, die das Meer aus dem Stein herausgearbeitet hat. Außerdem bieten sich hier herrliche Ausblicke auf die Südküste mit ihren steilen und schroffen Klippen. Wir verließen die Tasman Peninsula mit dem Ziel Hobart. Auf unserem Weg dorthin sahen wir uns Richmond, eine der ersten Siedlungen Tasmaniens an. Über 50 Bauwerke stammen noch aus dem 19. Jahrhundert, darunter die von Sträflingen 1823 erbaute Richmond Bridge über den Coal River, die als die älteste erhaltene Straßenbrücke Australiens gilt. Mit der St. Johns Church findet sich in Richmond auch die älteste römisch-katholische Kirche Australiens. Neben diesen Highlights sahen wir uns auch noch die schönen alten Häuser in der Bridge Street an, ehe wir weiterfuhren. In Hobart wollten wir auf dem Sandy Bay Caravan Park südlich der Innenstadt campieren, fanden diesen Platz jedoch geschlossen vor. So mussten wir noch einmal, mitten im Feierabendverkehr, durch die Innenstadt und fanden dann schließlich im Norden der Stadt, im Elwick Tourist Park, eine Bleibe für die nächsten beiden Nächte. Hobart, die zweitälteste Stadt Australiens, erstreckt sich auf sieben Hügeln zwischen den Ufern des Derwent River und dem Gipfel des Mount Wellington. Ähnlich ihrer „großen Schwester“ Sydney liegt sie großartig am Wasser und nutzt die maritime Atmosphäre optimal aus. Das Gebiet zwischen Old Wharf, wo die ersten europäischen Ankömmlinge siedelten,  und dem Fischerdorf Battery Point, Sullivan´s Cove genannt, ist noch heute der Mittelpunkt des kosmopolitischen Lebens. Hobart ist nicht nur die Hauptstadt Tasmaniens, sondern mit Abstand die größte Stadt des Landes. Fast 40 Prozent der 470.000 Tasmanier wohnen in und um Hobart. Neben der Funktion als Verwaltungszentrale des Bundesstaates ist die Stadt auch das Geschäfts- und Finanzzentrum der Insel wie auch ihr Kultur- und Bildungsmittelpunkt.

Freitag, 31.10.03

Am Morgen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt von Hobart. Direkt am Hafen fanden wir einen Parkplatz und begannen mit dem Besuch des Tasmanian Museum & Art Gallery, das mit dem Commissariat Store, das älteste Gebäude Hobarts umfasst. Sowohl das Kunstmuseum mit seinen Ausstellungen tasmanischer Kolonialkunst, als auch das Museum mit seinen Exponaten zur Natur- und Kulturgeschichte Tasmaniens fanden wir sehr interessant. Ein Bereich des Museums war der Ausstellung "Tasmanian Tiger - The Mystery of the Thylacine" vorbehalten, die die größten Fleischfressenden Beuteltiere vorstellt, deren Ausrottung noch immer umstritten ist. Offiziell starb der letzte Tasman Tiger am 07.09.1936 im Zoo von Hobart. Seither wurden angeblich zahlreiche Tiere in der unzugänglichen Wildnis Tasmanien gesichtet, es konnte jedoch kein eindeutiger Beweis für ihre Existenz geliefert werden. Nach dem Museumsbesuch bummelten wir ein wenig durch die Innenstadt von Hobart. Wir erreichten den Salamanca Place: Eine Reihe schöner, aus dem typischen tasmanischen Sandstein errichtete Lagerhäuser der Kolonialzeit. Um 1830 waren diese Lagerhäuser das Zentrum von Hobarts Geschäftsleben. Vor etwa 20 Jahren wurden die vor dem Verfall stehenden Häuser restauriert und beherbergen heute Galerien, Restaurants und Geschäfte. Jeden Samstag findet vor dieser Kulisse ein großer Markt statt. Hier wollten wir uns eigentlich das „Antarctic Adventure“, ein interaktives Erlebniszentrum zur Antarktis ansehen, fanden es aber geschlossen vor. In einem benachbarten Geschäft erfuhren wir, das die staatlichen Fördermittel gestrichen wurden und das Zentrum daher vor zwei Wochen seine Tore geschlossen hat. Leider fing es auch noch an zu regnen, so dass wir unser geplantes Programm weiter kürzen mussten: Weder der Bummel durch Battery Point, das koloniale Hafenviertel Hobarts, noch die Aussichtspunkte auf dem Mt. Nelson und dem Mt. Wellington machten jetzt noch Sinn. Am Constitution Dock haben wir im Mures Fish Centre etwas Leckeres zu Mittag gegessen. Wir verließen dann die Innenstadt und versorgten uns bei einem deutschen Bäcker in Sandy Bay wieder einmal mit richtigen Schwarzbrot und Laugenstangen. In Glenorchy, einem nördlichen Vorort in der Nähe unseres Campingplatzes, fanden wir ein Kino und sahen uns den Film „ Intolerable  Cruelty“ mit George Clooney und Catherine Zeta-Jones an. Der als romantische Komödie mit Biss titulierte Film war nach unserem Geschmack aber etwas zu albern, so dass auch das Schlechtwetterprogramm kein richtiger Erfolg war. Zurück auf dem Campingplatz machten wir es uns im Roadrunner gemütlich.

Samstag, 01.11.03

Heute war der Markt am Salamanca Place unser erstes Ziel. Dieser Markt gehört nicht nur zu den größten seiner Art in ganz Australien, er ist auch einer der schönsten und vielfältigsten. Kunstgewerbe aller Art bestimmen das Erscheinungsbild, ergänzt durch frisches Obst und Gemüse sowie Leckereien unterschiedlichster Art. Gut zwei Stunden bummelten wir zwischen den Ständen herum und stärkten uns zwischendurch mit einer Bratwurst und dem bisher besten Eis der gesamten Reise. Am Constitution Dock kauften wir frischen Fisch und verließen dann die Innenstadt in Richtung Sandy Bay. Über eine schmale, in Serpentinen angelegte Straße, die gegenüber dem Wrest Point Hotel und Casino beginnt, erklommen wir den 340 m hohen Mt. Nelson südlich der Innenstadt. Von der alten Signalstation aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt und den Mündungsbereich des Derwent River bis hinüber zur South Arm Peninsula. In Huonville erreichten wir den Huon River, dessen breites Tal ein großes Obstanbaugebiet bildet. Wir folgten dem Fluss in südlicher Richtung und bogen in Geeveston in das bewaldete Hinterland ab. Der Southern Forest gehört teilweise schon zur Tasmanian Wilderness World Heritage Area, die den größten Teil der Westhälfte Tasmanien einnimmt. Im Tahune Forest Reserve nahmen wir den Air Walk in Angriff. Dieser Pfad führt als „Luftwanderweg“ auf einer Länge von 597 m durch die Baumwipfel. Man befindet sich dabei durchschnittlich in einer Höhe von 20 m über dem Waldboden. Ein Ausleger endet in einer Höhe von 48 m über dem Huon River und bietet schöne Ausblicke über den Fluss und den schier unendlichen Southern Forest. In Dover, einer hübschen Fischersiedlung, fanden wir einen Campingplatz direkt am Huon River.

Sonntag, 02.11.03

Von Dover fuhren wir zum Ende des Highways A6 in Southport, einem kleinen Ferienort und die älteste Siedlung der Region. Unser nächstes Ziel waren die Hastings Caves & Thermal Springs inmitten des Southern Forest. Auf einer 45minütigen geführten Tour durch die Newdegate Cave erfuhren wir einiges über die Entstehung dieser über 40 Millionen Jahre alten Höhle. Der sehr engagierte und kundige Ranger machte die Führung durch die 9° C kalte Höhle zu einem echten Erlebnis. Von Waldarbeitern 1917 entdeckt wurde die Höhle bereits 1939 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit ihren vielfältigen und farbenfrohen Formationen gehört die Newdegate Cave zu den beeindruckendsten Tropfsteinhöhlen Australiens. Die Thermal Springs haben uns mit ihren voll ausgebauten Schwimmbecken und dem nur 28° C warmen Wasser nicht so sehr gefallen. Schöner war der an den Pools beginnen Weg durch den Regenwald, an dem uns besonders die verschiedenen Farne gefallen haben. Auf der South Cape Road, einer teilweise mit Schlaglöchern übersäten Piste, gelangten wir nach Cockle Creek, wo auch diese Piste endet. Damit waren wir am südlichsten mit dem Auto erreichbaren Punkt Australiens angekommen – wir hatten das Ende der Welt erreicht. Der Weg dorthin und auch Cockle Creek an der Recherche Bay sind landschaftlich sehr schön. Auf dem Rückweg nach Hobart verließen wir in Dover die Hauptstrasse und fuhren auf der als Scenic Route ausgewiesenen Nebenstrasse C638 am D´ Entrecasteaux Channel und am Huon River entlang bis nach Surges Bay. Nördlich von Hobart fanden wir auf dem Treasure Island Caravan Park einen schönen Stellplatz direkt am Derwent River.

Montag, 03.11.03

Im Tal des Derwent River fuhren wir nach New Norfolk. Über eine quälend langsame Internetverbindung in der örtlichen Bibliothek haben wir unsere Mailbox abgefragt. Unser Spediteur hatte Unterlagen geschickt, die wir zur weiteren Vorbereitung ausfüllen und zurückschicken müssen, auf diese Firma scheint wirklich Verlass zu sein. Wir haben dann noch Freunde zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, der zwei Tage nach unserer Rückkehr stattfinden soll. Damit haben wir dann gleich wieder einen schönen Einstand und können alle einmal zusammenbringen. Schließlich erreichten wir den Mount Field National Park, der zu ersten geschützten Gebieten Tasmaniens gehört und bereits 1916 zum Nationalpark erklärt wurde. Das 16.257 ha große Gebiet ist vor allem wegen seiner reichhaltigen und unterschiedlichen Vegetation einen Besuch wert: In den tiefer gelegenen Zonen wachsen Regenwälder mit Eukalyptusbäumen und Baumfarnen, in den Bergregionen wird die Landschaft mit Hochmooren und lichten Wäldern eher alpin. Am Fuße der Berggipfel befinden sich Gebirgsseen und eindrucksvolle Wasserfälle. Wir sicherten uns auf dem Campingplatz am Parkeingang einen Stellplatz und fuhren auf der Lake Dobson Road, der 16 km langen, geschotterten Parkstraße, bis zum Lake Dobson.  Die Strasse bietet Ausblicke auf die unterschiedlichen Teile des Parks. Am faszinierendsten ist jedoch der Vegetationswechsel entlang der nur 16 km langen Strecke. Der dichte Regenwald geht in Mischwald über, der sich zu alpinen Hochwäldern ausdünnt und schließlich in niedriges Buschwerk übergeht. Der Lake Dobson, ein herrlicher Bergsee auf über 1.000 m Höhe, entstand vor etwa 18.000 Jahren durch einen Gletscher. Noch heute strahlt diese Landschaft etwas Urzeitliches aus. Leider hatten wir nicht sehr viel Glück mit dem Wetter: Es war bitterkalt und leichter Regen sorgte für ein trübes Landschaftsbild. Zurück auf dem Campingplatz sah unser Auto, nach insgesamt 32 km matschiger Piste, entsprechend mitgenommen aus. Nachdem wir uns eingerichtet und eine kleine Pause gemacht hatten, machten wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg in den Park. Einer der bekanntesten Wasserfälle Tasmanien befindet sich gleich in der Nähe des Parkeingangs: Die 40 m hohen Russell Falls stürzen über mehrere Fallstufen in die von dichtem Regenwald bedeckte Schlucht. Oberhalb der Russell Falls liegen die wesentlich kleineren, aber ebenfalls sehr schönen Horseshoe Falls. Nach der kurzen Wanderung durch den herrlichen Regenwald zu diesen beiden Wasserfällen hielten wir im Tyenna River vergeblich nach Schnabeltieren Ausschau, die hier leben sollen.

Dienstag, 04.11.03

Bevor wir den Mount Field National Park wieder verließen wanderten wir noch einmal durch den dichten Regenwald zu den Russel Falls. In Westerway bogen wir auf eine schmale Nebenstrasse ab, die südlich von Ouse auf den Lyell Highway, die Hauptverkehrsader im Hochland Tasmaniens, trifft. In Derwent Bridge verließen wir den Highway und fuhren in den Südteil des Cradle Mountain Lake St. Clair National Park hinein. Am Ufer des Lake St. Clair, des tiefsten natürlichen Frischwassersees Australiens (167 m), informierten wir uns in dem sehr gut aufgemachten Visitor Center über die möglichen Aktivitäten im Park. Der Nationalpark, ein Teil der World Heritage Area, wird durch das einmalige Zusammenspiel von schroffen Bergen, klaren Seen und einer enorm artenreichen Flora und Fauna geprägt. Aufgrund des trüben Wetters mit einsetzendem Nieselregen begnügten wir uns mit einem kurzen Spaziergang entlang des Südufers der Cynthia Bay. Der Lyell Highway führte uns dann durch den Franklin-Gordon Wild Rivers National Park, der ebenfalls zur Western Tasmania World Heritage Area gehört. Der Park ist weitestgehend unerschlossene Wildnis, die man auf mehrtägigen Wanderungen erkunden kann. Vom Highway aus bieten mehrere Aussichtspunkte Einblicke in diese Wildnis und auf die umliegende Berge, heute leider etwas getrübt durch die Tiefhängenden Wolken. Aufgrund der noch andauernden  Schneeschmelze war der Nelson Falls Nature Trail, der uns durch den gemäßigten Regenwald am Nelson River entlang zu den spektakulären, 35 m hohen Nelson Falls führte, besonders grandios. Allerdings machte der starke Sprühnebel der Fälle das Filmen und Fotografieren nahezu unmöglich. Über Queenstown, der größten Ansiedlung im Westen Tasmaniens, die in einer durch intensiven Gold und Kupferbergbau ruinierten Landschaft liegt, fuhren wir weiter bis nach Strahan an die Westküste der Insel. Strahan liegt sehr schön in einer Bucht des natürlichen Macquarie Harbour und hat sich nach einer kurzen Geschichte als Sträflingskolonie zu bedeutendsten Hafen an der Westküste entwickelt. Auf dem örtlichen Caravan Park fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Mittwoch, 05.11.03

Am Morgen spazierten wir durch den kleinen Ortskern des sehr schön am Macquarie Harbour gelegenen Strahan und machten uns dann auf den Weg nach Norden. Wenige Kilometer nördlich der Stadt bogen wir zu den Henty Dunes ab. Diese gewaltige Dünenlandschaft mit über 30 m hohen Dünen gehört zu dem fast 40 km langen Ocean Beach, der in Strahan beginnt. In Zeehan verließen wir die Hauptstrasse und fuhren durch das einsame und bergige Hinterland. Von der Dammkrone des Reece Dam, der den Pieman River und seine zahlreichen Nebenflüsse zum Lake Pieman aufstaut, hatten wir einen schönen Blick auf den See. Der Murchison Highway führte uns durch die eindrucksvolle Hellyer Gorge in Richtung Norden. Leider wurde der landschaftliche Reiz dieser Strecke durch die massiven Kahlschläge der Holzindustrie erheblich beeinträchtigt. In Wynyard erreichten wir die Bass Strait, die Wasserstraße, die Tasmanien vom Mainland Australiens trennt. Auf einer schmalen Nebenstrasse fuhren wir von Wynyard zum Table Cape, einer gewaltigen Felsmasse, die die Küste von Wynyard beherrscht. Der Apex Lookout auf der Spitze des Table Cape, 177 m über der Bass Strait bietet einen herrlichen Blick über die Küste. Über der Felder der Table Cape Tulip Farm blickten wir auf das Table Cape Lighthouse. Vom Leuchtturm gelangten wir auf einer Nebenstraße, die weitere schöne Ausblicke auf die raue Küste bietet, wieder auf den Bass Highway. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir nach Stanley, einem kleinen Fischerort mit vielen historischen Gebäuden, der sehr schön am Fuße einer riesigen  152 m hohen, vulkanischen Felsformation liegt, die Circular Head oder The Nut genannt wird. Das Alter von The Nut, die das weithin sichtbare Wahrzeichen Stanleys ist,  wird auf etwa 12,5 Millionen Jahre geschätzt. Am Fuße dieser Formation fanden wir auf dem Stanley Tourist Park eine Bleibe direkt am Strand.

Donnerstag, 06.11.03

Vom Büro des Campingplatzes aus schickten wir einige Unterlagen zur Organisation der Verschiffung unseres Autos per Fax an unseren Spediteur in Melbourne. Am Hafen von Stanley kauften wir frischen Fisch für heute Abend und fuhren dann mit dem Sessellift auf die Spitze der Nut hinauf, von wo wir grandiose Blicke auf Stanley und die Sawyer und die Halfmoon Bay hatten. Anschließend folgten wir dem Scenic Drive, um die verschiedenen Ausblicke auf „The Nut“ zu genießen. Diese Straße führte uns auch zur Highfield Historic Site, dem ehemaligen Hauptquartier der Van Diemen's Land Company, die 1824 gegründet wurde, um Schafzucht zu betreiben. Nachdem wir uns einige der historischen Gebäude in der Church Street von Stanley angesehen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Über den Bass Highway fuhren wir zunächst zurück in östlicher Richtung. Wir folgten dann der Ausschilderung zum Rocky Cape National Park. Dieser kleine Küstennationalpark, der kleinste Nationalpark Tasmaniens,  umfasst eine 12 km lange, zerklüftete Felsküste mit kleinen, geschützten Buchten. Vom Rocky Cape Lighthouse und von der Burgess Cove konnten wir die Ausblicke auf die raue Küste mit ihren orangefarbenen Felsen genießen. Wenige Kilometer weiter folgten wir auch der östlichen Zufahrt zum Rocky Cape National Park. In dem kleinen Ort Sisters Beach gingen wir ein kleines Stück an dem herrlichen, breiten Sandstrand spazieren. Der Bass Highway brachte uns dann weiter nach Burnie, wo wir uns die Ausstellung in der Regional Art Gallery ansahen und vom Upper Burnie Lookout einen Blick über die Stadt und den Hafen warfen. In der Fern Glade Reserve, einem schönen Park am Rande der Stadt, fanden wir nicht nur einen schönen Stellplatz für die Nacht, wir konnten außerdem ein Schnabeltier im Emu River entdecken. Das possierliche Tierchen ließ sich von uns überhaupt nicht stören und wir konnten es über eine halbe Stunde hinweg in aller Ruhe beobachten.

Freitag, 07.11.03

Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Unser Platypus scheint ein echter Langschläfer zu sein, denn heute Morgen war leider nichts von ihm zu sehen. In Burnie machten wir einen kurzen Einkaufsstopp und besuchten die Lactos Cheese Factory, wo wir leckeren Käse probieren und kaufen konnten. In der Nähe von Ridgley sahen wir uns die Guide Falls an, die sich in mehreren Kaskaden ihren Weg durch eine kleine Schlucht bahnen. Auf dem Weg zum nördlichen Teil des Cradle Mountain Lake St. Clair National Park sahen wir an einem Rastplatz ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen. Wir waren auf Hottie getroffen, der bereits seit zweieinhalb Jahren unterwegs ist und Australien weitestgehend auf dem Landweg erreicht hat. Er wird seinen Wagen Anfang 2004 nach Südafrika verschiffen und sich dann langsam auf den Heimweg machen. Heute war allerdings nicht sein Glückstag, er war gerade dabei einen neuen Anlasser in sein Auto einzubauen. Nach einem kurzen Gespräch, wir hatten natürlich über das „Buschtelefon“ voneinander gehört, so hatte Hottie einige Tage mit Walli und Jochen in Perth verbracht, verabschiedeten wir uns. Im Cradle Mountain Lake St. Clair National Park angekommen, fuhren wir auf der Cradle Mountain Road in den Park hinein und stellten das Auto am Dove Lake Car Park ab. Der Parkplatz bietet bereits einen schönen Blick über den Dove Lake auf den 1.545 m hohen Cradle Mountain. Von hier aus machten wir uns auf den Dove Lake Circuit Trail, der um den See herum führt. Zahlreiche Aussichtspunkte, geschützte Buchten und der sehr schön angelegte Weg durch den Regenwald machten diesen Track zu einem schönen Erlebnis. Am Südende des Sees hatten wir einen schönen Blick auf die Honeymoon Islands, ehe es durch den Ballroom Forest und vorbei an einem alten Bootsschuppen wieder zum Parkplatz zurückging. Kurz vor dem Ziel bietet der Track noch einen Blick auf den wesentlich kleineren Lake Lilla. Nach 2,5 Stunden hatten wir es geschafft und die etwa 6 km der Seeumrundung hinter uns gebracht. Mit einem Espresso und einem kleinen Stück Kuchen stärkten wir uns und machten auf dem Rückweg einen Abstecher zum Waldheim Chalet. Der österreichische Naturforscher Gustav Weindorfer errichtete diese Herberge 1911 und wurde zum „Vater“ des heutigen Nationalparks. Nach seinem Tod 1932 wurde das Chalet zunächst weiter geführt, musste aber in den 1970er Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Der heutige Bau ist eine vom Nationalparkservice errichte Replik. Das Visitor Centre hatte bereits geschlossen und für die Pencil Pine Falls waren die Lichtverhältnisse nicht mehr optimal, so das wir beschlossen, morgen noch einmal in den Park zu fahren. Auf dem Cradle Mountain Campground etwas außerhalb des Parks fanden wir einen Platz für die Nacht und konnten auf unserem Stellplatz einige Wallabies und ein Wombat begrüßen.

Samstag, 08.11.03

Am Morgen fuhren wir noch einmal in den Nationalpark und stellten das Auto an der Lodge ab. Über Moorland und am Pencil Pine Creek entlang spazierten wir in wenigen Minuten zu den Pencil Pine Falls und den Kaskaden oberhalb der Fälle. Etwas außerhalb des Parks sahen wir uns die Ausstellung in den neun Galerien der „Wilderness Gallery“ an. Beeindruckende Naturfotografien, hauptsächlich aus Australien, waren zu verschiedenen Themenbereichen gruppiert und äußerst sehenswert. Auf einer landschaftlich reizvollen Strecke fuhren wir durch das Gebiet der Great Western Tiers nach Sheffield. Die Kleinstadt hat in den späten 1980er Jahren den Kampf gegen wirtschaftlichen Abschwung aufgenommen und nach dem Vorbild der kanadischen Stadt Chemainus „murals“ – Wandgemälde – auf einige Fassaden gemalt. Inzwischen bilden über 20 dieser Wandgemälde „Tasmania´s Outdoor Art Gallery“ und locken die Touristen in die Stadt. Die meisten der Bilder haben einen direkten Bezug zur Geschichte der der Stadt und erfüllen offensichtlich den beabsichtigten Zweck. In der Nähe von Latrobe konnten wir im „House of Anvers“ bei der Herstellung von feiner Schokolade und Konfekt nach belgischem Vorbild zusehen und diese auch probieren. Mit einem köstlichen Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee sprengten wir zwar die heutige Kaloriengrenze aber lecker war es trotzdem. Ich konnte natürlich auch bei den Trüffeln und Pralinen nicht widerstehen und habe noch einen kleinen Vorrat mitgenommen. Über Devonport und Ulverstone erreichten wir den alten Bass Highway, der jetzt als Scenic Drive ausgeschildert ist und direkt an der Küste entlang durch das Blütenmeer der wunderschön angelegten Vorgärten verläuft. In Penguin fanden wir auf dem kleinen Caravanpark einen wunderschönen Stellplatz direkt am Wasser.

Sonntag, 09.11.03

Wir sahen uns in Penguin die wunderschöne Blütenpracht entlang des alten Highways und der Eisenbahnlinie an und bummelten über den Penguin Market, der zweimal im Monat in einem alten Schulgebäude stattfindet. Künstler und Kunsthandwerker der Region haben hier die Möglichkeit ihre Werke anzubieten. Entlang der Küste fuhren wir noch einmal nach Burnie. Mit der Creative Paper Mill sahen wir uns die größte Papiermanufaktur Australiens an. Das handgeschöpfte Papier wird zum Teil auch zu Geschenkartikeln weiterverarbeitet und kann in verschiedenen Formen, Größen und Farben erworben werden. In einem etwa zehnminütigen Film erfuhren wir einiges über die Papierherstellung und die angebotenen Produkte. Für eine ausgedehnte Mittagspause fuhren wir noch einmal in die Fern Glade Reserve. An einem der Picknicktische genossen wir die warme Frühlingssonne und haben gelesen und Didgeridoo gespielt. Am Nachmittag hatten wir dann noch einmal das Glück ein Schnabeltier im Emu River beobachten zu können. Diesmal erlaubten es die Lichtverhältnisse sogar Fotos und Videoaufnahmen vom Platypus zu machen. Letzte Station des heutigen Tages war die Lillico Beach Conservation Area, ein Schutzgebiet für Zwergpinguine, das sich direkt am Highway zwischen Ulverstone und Devonport in der Nähe der kleinen Ortschaft Leith befindet. Auf einem drei Kilometer Strandabschnitt leben hier bis zu 3.000 Zwergpinguine. Hier haben wir zu Abend gegessen und wollten auf die Rückkehr der possierlichen Tierchen von ihrem täglichen Fischfang gewartet. Ein freiwilliger Helfer der Nationalparkbehörde, der die Pinguine vor allzu aufdringlichen Besuchern schützen soll, erzählte uns, dass aufgrund des Niedrigwassers und des Vollmonds mit einer Rückkehr der Pinguine erst spät in der Nacht zu rechnen sei. Von der Beobachtungsplattform konnten wir einen Pinguin im dichten Unterholz entdecken und eine zeitlang beobachten. Wir beschlossen dann, nicht weiter hier zu warten sondern noch bis nach Devonport weiterzufahren. Die Stadt liegt zu beiden Seiten des Mersey River und hat auch heute noch eine herausragende Bedeutung als Hafenstadt: Sie ist nicht nur die einzige Fährverbindung zum Festland, sondern auch wichtiger Umschlaghafen für die Agrarproduktion des Hinterlandes. Unsere letzte Nacht auf Tasmanien verbrachten wir auf einem Campingplatz in Devonport direkt am Strand.

Montag, 10.11.03

Unseren letzten Tag in Tasmanien verbrachten wir ausschließlich in Devonport. Zunächst nutzten wir den Internetzugang in der Bücherei um einen Blick auf unsere Konten und i die Mailbox zu werfen. Aufgrund unserer Einladung zum Tag der offenen Tür hatten wir natürlich sehr viele Antworten bekommen, so dass wir über zwei Stunden brauchten, um alles zu lesen und zu beantworten. Anschließend machten wir uns auf einen Bummel durch die Innenstadt. Unser Vorhaben eine Pizza essen zu gehen schien jedoch zum Scheitern verurteilt zu sein, da alle Restaurants bzw. Pizza-Services geschlossen hatten. Wir waren bereits auf dem Weg zum Leuchtturm auf dem Mersey Bluff, als wir doch noch einen geöffneten Pizza-Service entdeckten. An einem der Picknicktische auf dem Mersey Bluff haben wir dann doch noch unsere Pizza bekommen, noch dazu mit Blick auf die Bass Strait. Nach einer längeren Mittagspause und einem kleinen Spaziergang machten wir uns wieder auf den Weg. In einer Autowaschanlage haben wir unseren Roadrunner ausgesaugt und gründlich gewaschen. Am Fähranleger mussten wir dann noch etwas warten, ehe wir an Bord der „Spirit of Tasmania I“ die Rückreise nach Melbourne antreten konnten. Nachdem wir unsere Kabine bezogen hatten, unternahmen wir einen Rundgang über das Schiff. An einer Bar im 10. Stock hatten wir uns gerade etwas zu trinken besorgt und genossen den Blick auf das abendliche Devonport, als wir von Sabine und Norbert angesprochen wurden. Die beiden hatten unser Auto schon irgendwo in Tassie gesehen und setzten sich zu uns an den Tisch. Die beiden leben seit einem guten Jahr in Sydney und waren jetzt etwa genauso lange in Tasmanien unterwegs wie wir. Wir haben uns sehr nett unterhalten und plötzlich war es schon nach 23:00 Uhr. Da das Schiff schon um 7:00 Uhr in Melbourne sein soll, stand uns also eine kurze Nacht bevor.

Dienstag, 11.11.03

Nach einem kleinen Frühstück an Bord kamen wir pünktlich in Melbourne an und waren bereits um 8:00 Uhr am Campingplatz. Wir hatten Glück und konnten unsere reservierte Cabin sofort beziehen. Nach einem zweiten Frühstück machten wir uns an die Arbeit: Wir haben den Roadrunner komplett ausgeräumt und einer gründlichen Innenreinigung unterzogen. Nachdem entschieden war, was nach Hawaii mitgenommen wird und was die Heimreise im Auto antreten soll, haben wir das Auto wieder eingeräumt. Am Nachmittag hatten wir dann alles soweit geregelt, dass wir uns eine Pause gönnen konnten. Ein Anruf bei unserem Spediteur ergab, dass wir morgen ab 12:00 Uhr das Auto verladen können. Auch im Reisebüro haben wir angerufen und erfahren, dass alle Reiseunterlagen zur Abholung bereit liegen. Es scheint also alles genau nach Plan zu verlaufen. Nach einem kleinen Einkaufsbummel im nahe gelegenen Supermarkt machten wir es uns in unserer Cabin gemütlich. Es ist schon ein komisches Gefühl, nach fast acht Monaten Zigeunerleben wieder ein festes Dach über dem Kopf zu haben.

Mittwoch, 12.11.03

Heute gab es nur einen einzigen Programmpunkt: Die Verladung unseres Autos. Nach einigen Schwierigkeiten fanden wir den richtigen Eingang auf das Firmengelände des Spediteurs. Dort wusste man auch, dass wir kommen und ein Container stand ebenfalls schon bereit. Russell Coleman, unser Ansprechpartner von DHL/Danzas kam zusammen mit den Mitarbeitern vom Zoll einige Minuten später. Das Abstempeln des Carnets war nur eine Sache von wenigen Minuten und die eigentliche Verladung konnte beginnen. Nachdem der Container vorbereitet war, konnte ich mit dem Roadrunner hineinfahren und das Verzurren und Sichern begann. Nach insgesamt eineinhalb Stunden war alles klar und der Container wurde versiegelt und mit unserem Vorhängeschloss zusätzlich gesichert. Genau 38.948 km haben wir auf den teilweise rauen Pisten Australiens zurückgelegt und der Roadrunner hat alles ohne Probleme überstanden. Zusammen mit den 12.589 km, die wir in Neuseeland zurückgelegt hatten, sind wir 51.537 km am anderen Ende der Welt gefahren. Nachdem wir die 2.735,43 AUD bezahlt hatten, fuhr Russell und freundlicherweise noch zum Campingplatz zurück. Was für ein Unterschied in der Organisation und im Ablauf im Vergleich zum Import des Autos vor knapp acht Monaten. Hier hat alles so geklappt wie abgesprochen und es gab keinerlei Probleme – so sollte es sein. Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich in unser Cabin, wo ich an dem letzten Australienbericht für die Homepage gearbeitet habe.

Donnerstag, 13.11.03

An unserem letzten Tag in Melbourne fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt und begannen mit einem Bummel über den Victoria Market. Im Reisebüro holten wir unsere Tickets und Voucher für den Aufenthalt auf Hawaii ab. Dann trafen wir uns, wie gestern telefonisch verabredet, mit Antonia und Ben. Nach einem gemeinsamen Kaffee bekamen wir von den beiden eine Führung durch Melbourne. Wir sahen uns den ältesten Pub von Melbourne, das Tennis-Centre in dem die Australian Open ausgetragen werden, ein War-Memorial und das Casino an. Wir haben uns wieder sehr nett unterhalten und die Zeit war wie im Flug vergangen. Erst kurz vor 17:00 Uhr waren wir im Internetcafe um die Homepage zu aktualisieren. Mit einigen Netzwerkproblemen dauerte es zwei Stunden, bis wir damit fertig waren und einen Blick in die Mailbox geworfen hatten. Auf dem Rückweg zum Campingplatz bekamen wir einen Anruf von Jutta und Martin, die sich von uns verabschieden wollten. Sie sind zurzeit in den Blue Mountains und werden im Dezember nach Tasmanien fahren, bevor sie ihr Wohnmobil Anfang nächsten Jahres nach Neuseeland verschiffen. Viel später als gedacht waren wir wieder in unser Cabin. Unsere letzte Nacht in Australien - das Abenteuer „Down Under“ geht jetzt unweigerlich seinem Ende entgegen. Wir haben jeden Tag genossen, sehr viel gesehen und erlebt und unheimlich viele nette und interessante Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen, die das Ende unserer Reise überdauern werden. Gerade diese Begegnungen haben unsere Reise sehr bereichert und haben einen wesentlichen Anteil daran, dass uns die Zeit am anderen Ende der Welt unvergesslich bleiben wird.

Freitag, 14.11.03

Mit einem kleinen Flughafenbus fuhren wir zum internationalen Flughafen von Melbourne. Innerhalb weniger Minuten waren wir unser Gepäck los und konnten uns noch ein wenig auf dem Flughafen umsehen. Die Kontrollen waren relativ normal, d.h. es gab keine gesonderte Sprengstoffuntersuchung des Laptops und wir mussten nicht mehrfach alles durchwühlen lassen. Die letzten Dollar auf unserer Handy-Karte vertelefonierten wir mit Walli und Jochen, die heute ihren Brummi abgeben und nach Indien verschiffen. In einer Woche werden auch die beiden Australien verlassen und über Singapur nach Indien fliegen. Mit etwas Verspätung ging es dann los, wir verließen nach knapp acht Monaten Australien. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und wir freuen uns schon darauf das Erlebte anhand der Videoaufnahmen und der Dias Revue passieren zu lassen. In Auckland gab es dann einige Schwierigkeiten mit unseren Jonglierbällen: Die Quarantänebehörde hatte wohl Angst wir wollen illegale und verseuchte Samen nach Neuseeland einführen. Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, bis wir mit unseren Jonglierbällen passieren durften. Das gebuchte Hotel kannte uns zunächst auch nicht, da man die Buchung dort für 2004 erfasst hatte. Schließlich klärte sich auch dieses Missverständnis auf und wir wurden vom Flughafen abgeholt und bekamen ein Zimmer. Im kleinen Restaurant des Hotels haben wir noch etwas gegessen und sind dann noch ein Stück spazieren gegangen. Zur Einstimmung auf Hawaii, unserem nächsten Reiseziel, gab es im Fernsehen den Film „Pearl Harbour“.

Samstag, 15.11.03 (der Erste)

Auch unser Weiterflug nach Honolulu begann mit Verspätung. Erst einmal in der Luft, verlief der gut achtstündige Flug völlig ruhig. Es gab den gleichen, völlig konfusen Film mit dem Titel „Confidence“, der bereits gestern auf dem Flug nach Auckland gezeigt wurde. Den zweiten Film, „Johnny English“ hatten wir zwar bereits im Kino gesehen, er bot aber auch noch ein zweites Mal kurzweilige Unterhaltung. Wir flogen nicht nur über den Äquator und damit zurück auf die nördliche Erdhalbkugel, sondern auch über die Datumsgrenze. Damit bekamen wir nach fast einem Jahr den Tag zurück, der uns auf dem Hinflug verloren gegangen war. Wir hatten Auckland am 15.11. gegen 13:00 Uhr verlassen und kamen am 14.11. um 23:00 Uhr (also 14 Stunden früher) in Honolulu an. Damit können wir den 15.11.03 gleich zweimal erleben. Erst nach Mitternacht waren wir schließlich auf unserem Zimmer und keine vier Stunden später sollte diese Nacht schon wieder zu Ende sein.

Samstag, 15.11.03 (der Zweite)

Als uns der Wecker um 4:00 Uhr aus dem Schlaf riss, waren wir noch ziemlich erledigt. Ohne Frühstück fuhren wir per Shuttle Bus zum Flughafen, wo wir einen kleinen Snack einnahmen. Nur eine knappe halbe Stunde dauerte der Flug von Honolulu nach Kahului , wo sich der Flughafen von Maui befindet. Die Übernahme des Mietwagens, eines kleinen Toyota Echo, klappte bei Alamo wieder einmal wie am Schnürchen. Über den Honoapiilani Highway (Hwy 30) fuhren wir dann an der Nordwestküste Mauis entlang, wobei die gut ausgebaute Strasse teilweise direkt am Meer verläuft. Die Umstellung auf den Rechtsverkehr fiel mir nach nahezu einem Jahr auf der „falschen“ Straßenseite wesentlich leichter als erwartet. Das Maui Islander Hotel in Lahaina ist ein großflächig angelegter Komplex aus zweistöckigen Gebäuden, in dem wir ein so genanntes Studio, ein großes Zimmer mit Kochnische bezogen. Nachdem wir uns etwas ausgeruht und fast zwei Stunden geschlafen hatten, unternahmen wir noch einen kleinen Bummel durch das historische Lahaina, dem Touristenzentrum an der Westküste Mauis. Unweit des Hafens steht der größte Banyan-Baum Hawaiis, der 1873 gepflanzt wurde und mittlerweile mit seinen zahlreichen stammartigen Luftwurzeln fast die Hälfte des Court Place einnimmt. Jedes Wochenende findet im Schatten des Banyan Tree ein Kunsthandwerkermarkt statt, den wir uns ansahen. Wir gönnten uns ein köstliches, allerdings auch sündhaft teures Lappert´s Eis. Diese Eiscreme wird seit 1983 von dem Österreicher Walter Lappert und seiner Frau Mary auf Kauai produziert und hat die Hawaiianischen Inseln im Sturm erobert. Was als kleiner Nebenerwerb während des Ruhestandes geplant war, entwickelte sich zu einem boomenden Geschäft und machte  Lappert´s Ice Cream mit inzwischen über 100 Sorten zu dem Eis in Hawaii. Nach diesem Rundgang fuhren wir mit dem Auto zu einem Shopping Centre und deckten uns mit den nötigen Grundnahrungsmitteln für die nächsten Tage ein. Noch immer etwas schlapp machten wir es uns in unserem Zimmer gemütlich und beendeten unseren ersten Tag auf Maui mit einem Bad im Hotelpool.

Sonntag, 16.11.03

Fast zehn Stunden haben wir wie tot geschlafen und damit wohl die Zeit- und Datumsumstellung hinter uns gebracht. Ein leckeres Frühstück mit frischen Bageln sorgte für den notwendigen Schwung ehe wir uns auf den Weg zum Iao Valley State Park machten, der westlich von Wailuku an der regenreichen Nordküste liegt. Samtene, Moosbewachsene Felsen umrahmen das saftig grüne Iao Valley und seinen Mittelpunkt, die Iao Needle, einen 686 m hohen Basaltturm, der den Einheimischen auf Maui heilig ist. Die Gewalt fließenden Wassers hat die „Nadel“ aus einem natürlichen Altar in einer alten, vulkanischen Caldera gelöst. Einer Hawaiianischen Legende zufolge entstand die Nadel jedoch als der Halbgott Maui einen ungebetenen Freier seiner bildschönen Tochter Iao, den Wassermann Puukamona, gefangenen genommen hatte und ihn auf Befehl der Feuergöttin Pele nicht töten durfte, sondern ihn stattdessen in einen Stein, die Iao Needle, verwandelte. Im Iao Tal tobte 1790 die blutige „kepaniwai-o-lao-Schlacht“ zwischen Kamehameha I. und dem Maui-Herrscher Kalanikupule, bei der Kamehameha die Herrschaft über die Insel gewann. Die Landschaft ist grandios in ihrer Schroffheit und einige gut angelegte Spazierwege bieten schöne Aussichten auf die sich 366 m über das Tal erhebende Iao Needle und die landschaftlich beeindruckende Umgebung. Leider war die Aussicht von Tiefhängenden Wolken getrübt, so dass wir  aufgrund der trüben Lichtstimmung keine Fotos gemacht haben. Vom Iao Valley aus fuhren wir auf dem schmalen und kurvenreichen Kahekili Highway an der rauen und beeindruckenden Nordostküste entlang. Nördlich von Waihee verschwindet jegliche touristische Infrastruktur und man kommt in das ursprüngliche Maui. Die Vegetation nimmt zu, die Küste wird rauer und die Straße ermöglicht herrliche Ausblicke in einsame, von der Brandung gepeitschte Buchten. Bis Honokohau fährt man auf dem weniger gut ausgebauten Kahekili Highway (Hwy 340). Entgegen den Angaben auf zahlreichen Touristenkarten, wo die Strecke entweder als Schotterpiste gekennzeichnet oder aber gar nicht eingezeichnet ist, ist die Straße an der wenig entwickelten Nordostküste durchgehend asphaltiert und lässt sich ohne Probleme befahren. Sie ist allerdings sehr bergig, kurvenreich und teilweise nur einspurig, aber zahlreiche Ausweichstellen lassen auch Gegenverkehr  nicht zu einem Problem werden. Die fahrerischen Anstrengungen werden aber durch die spektakulären Ausblicke auf die unberührte Küstenlandschaft mehr als entschädigt. Besonders gut hat uns die Region um den weithin sichtbaren Kahakuloa Head gefallen. Da man auf diesem Streckenabschnitt oftmals noch nicht einmal die vorgeschriebenen 15 mph einhalten kann, sollte man sich etwas Zeit mitbringen, aber es lohnt sich. Leider war auch hier die Aussicht durch das trübe Wetter etwas getrübt, aber damit muss man auf Hawaii immer rechnen, denn irgendwo her muss das üppige Grün ja kommen. Ab Honokohau kamen wir über den gut ausgebauten Honoapiilani Highway dann wieder schneller voran. Der Ort Kaanapali ist eine rein künstliche Touristenstadt ohne einen eigentlichen Ortskern. Mehrere große Hotelanlagen, sowie zahlreiche Läden und Restaurants säumen den etwa 5 km langen ununterbrochenen weißen Sandstrand und haben diesen Küstenabschnitt völlig verbaut. Wieder in Lahaina angekommen fuhren wir zunächst zum Hotel und machten eine kurze Pause. Zu Fuß ging es dann noch einmal in den Ort, wo wir in einem Internetcafe einen Blick in unsere elektronische Post geworfen haben. Ein gemütlicher Abend in unserer schönen Ferienwohnung beendete unseren ersten „richtigen“ Tag auf Maui.

Montag, 17.11.03

Wir machten uns auf den Weg zur Ostseite der Insel und hatten vom Papawai Point Lookout einen schönen Blick auf den, von einem Wolkenkranz umgebenen, Gipfel des Haleakala. Über den Kula Highway (Hwy 37) fuhren wir in den Upcountry genannten, trockenen südöstlichen Teil Mauis. In Waiakoa sahen wir uns die achteckige Church of the Holy Ghost an, die 1897 von portugiesischen Einwanderern im Stile ihrer Heimat erbaut  wurde. Besonders schön sind die zahlreichen Flachreliefarbeiten aus Portugal und der in Österreich gefertigte Altar. Da die Kirche 1992 aufgrund eines Termitenproblems komplett renoviert wurde, ist sie jetzt in einem hervorragenden Zustand. Südlich der Ulupalakua Ranch beginnt der Piilani Highway, auf dem man die Insel im Südosten umrunden kann. Wir fuhren auf den ersten, noch recht gut ausgebauten 20 km durch den Lavafluss von 1790 an der immer bizarrer werdenden Küste entlang. Bei einem natürlichen Lavabogen am Pakowai Point in der Nähe des Milemarker 28 genossen wir den Blick auf die von einer starken Brandung umtoste Küste. Die Strasse wir jetzt zunehmend schmaler, ist teilweise nur noch einspurig und nicht mehr durchgehend asphaltiert. Doch auch hier, wie im Nordwesten der Insel, bietet diese Strecke phantastische Ausblicke auf die Küste und die Hänge des Haleakala. In der Nähe von Kaupo viel unserer Blick auf zahlreiche Wasserfälle, über die der auf dem Gipfel niedergehende Regen abfließt. In Kipahulu erreichten wir schließlich das Ende der berühmtesten Straße Mauis, „The Road to Hana“, die auch als die spektakulärste Küstenstraße aller Hawaii-Inseln gilt. Die Kipahulu Area des Haleakala National Park schützt ein großes Regenwaldtal, das sich vom Ostrand des Haleakala Kraters bis zur Küste des Pazifik erstreckt. Satte Farben beherrschen hier die Küste: azurblaues Meer, schwarzer Fels, silbrige Wasserfälle, grüner Wald und grüne Wiesen. Aufgrund der mittlerweile fortgeschrittenen Zeit verschoben wir den ausführlichen Besuch dieser Gegend jedoch auf einen späteren Zeitpunkt und fuhren in Richtung Hana weiter. Der Hana Highway windet sich oft hoch über dem Meer durch dschungelartigen Regenwald an der zerklüfteten Küstenlinie entlang und bietet immer wieder phantastische Ausblicke. Zwischen Hana und Kahului sind 617 Kurven und 56 einspurige Brücken zu überwinden. Etwa 30 km vor Kahului endet die „Narrow Winding Road“ und eine breite Ausbaustrecke beginnt. Nach insgesamt 8 Stunden erreichten wir ziemlich erschöpft wieder unser Hotel. Auch wenn diese Rundfahrt sehr anstrengend ist, sollte man den Piilani Highway und die „Road to Hana“ auf keinen Fall versäumen und die Straße ist auch längst nicht so schlimm, wie es die T-Shirts mit der Aufschrift „I survived the road to Hana“ vermuten lassen.

Dienstag, 18.11.03

Am nächsten Morgen besorgten wir uns Tickets für die Show „Ulalena“ im Maui Theatre. Überraschenderweise sollten die Tickets direkt am Theater mehr kosten als bei einem der zahlreichen Activity-Broker in Lahaina. So sparten wir fast 30 $ und machten uns dann auf den Weg zur Südwestküste, wo wir einen erholsamen Tag verleben wollten. Durch die Wasserzufuhr aus dem regenreichen Haleakala Massiv konnten an der trockenen Küste traumhafte Strände mit Palmen und üppiger Vegetation entstehen, so wie man sie sich auf Hawaii vorstellt. Vorbei an der Kealia Pond National Wildlife Refuge erreichten wir als erstes den Ort Kihei, der sich über 10 km Länge an die Küste schmiegt und über zahlreiche hervorragende Strände verfügt. Von den zum Teil schmalen Strandabständen, die durch Lavafelszungen voneinander getrennt sind, hat man einen herrlichen Blick über die Maalaea Bay auf die West Maui Mountains. Richtig paradiesisch wird die Küste aber erst südlich von Makena, wo die Hotelkomplexe und die touristische Infrastruktur aufhören. Am Puu Olai, einem 110 m hohen Aschekegel, liegt die in Big und Little Beach unterteilte Makena Beach, die der Traumvorstellung eines Hawaiianischen Strandes entspricht. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick auf Molokini, eine kleine, hufeisenförmige Insel, die aus den Überresten eines weitestgehend im Meer versunkenen Kraters besteht und die bis zu 45 m aus dem Meer ragt. Noch weiter südlich wird die Straße immer schmaler und führt schließlich als einspuriger Weg durch die Ahihi-Kinau Natural Area Reserve, einem Schutzgebiet für die seltene Meeresflora und -fauna, sowie für den jüngsten Lavastrom Mauis aus dem Jahre 1790. Bei diesem gewaltigen Ausbruch des Haleakala entstand die Lavalandzunge des Cape Kinau, ein Teil des heutigen Schutzgebietes. An der La Perouse Bay endet die befahrbare Straße inmitten eines riesigen Feldes aus geröllartiger aa-Lava. Auf dem Rückweg stürzten wir uns in die gewaltige Brandung an der Big Beach und genossen das Bad im angenehm warmen Pazifik. Da uns die Brandung beim Verlassen des Wassers geradezu an den Strand gespült hat, waren wir völlig versandet. So fuhren wir ins Hotel zurück, wo eine Dusche dafür sorgte, dass wir wieder sandfrei wurden. Wir haben dann schon am frühen Nachmittag gegessen, um rechtzeitig zur Ulalena-Vorstellung fertig zu sein. Zu Fuß erreichten wir das Theater und gönnten uns an der Bar im Foyer einen MaiTai zur Einstimmung. Die Ulalena-Show, benannt nach einem Wind, der in der Abenddämmerung über Maui streicht, ist eine Mischung aus Musical, Tanztheater und einem Schuss Akrobatik. Sie erzählt die Geschichte Hawaiis von der mystischen Entstehung bis zur „Eroberung“ durch die Europäer. Uns hat die Aufführung sehr gut gefallen. Nach der Vorstellung gingen wir auf der Front Street, die direkt am Wasser entlang führt, zurück zu unserem Hotel.

Mittwoch, 19.11.03

Am nächsten Morgen machten wir uns schon um kurz nach 8:00 Uhr auf den Weg um noch einmal die berühmteste Straße Mauis, „The Road to Hana“, in Angriff zu nehmen. Im Hookipa Beach Park, wenige Kilometer östlich von Kahului machten wir eine Pause und sahen den Windsurfern bei ihren akrobatischen Kunststücken zu. Die ersten 30 km des Hana Highway ab Kahului sind gut ausgebaut, danach weißt ein Schild mit der Aufschrift „Narrow Winding Road Next 30 Miles“ auf das Ende der Ausbaustrecke hin. Leider war auch heute das Wetter wieder sehr bedeckt und auf dem Weg in Richtung Hana hat es fast die ganze Zeit geregnet. Ohne Stopp fuhren wir durch bis zur Kipahulu Area des Haleakala National Park. Das Kipahulu Valley, ein großes Regenwaldtal zieht sich vom Ostrand des Haleakala Kraters bis zur Küste des Pazifik hinunter. Satte Farben beherrschen hier die Küste: azurblaues Meer, schwarzer Fels, silbrige Wasserfälle, grüner Wald und grüne Wiesen. Schon in früher polynesischer Zeit, vor über 1.200 Jahren, wurde hier Ackerbau betrieben. In der Oheo Gulch hat das aus den Höhen des Haleakala herabfließende Wasser des Oheo Stream in faszinierender Kurvenführung und zahlreichen Kaskaden einen Lavastrom durchschnitten. Insgesamt 24 Becken am Fuße der einzelnen Kaskaden laden mit kristallklarem Wasser zum Baden ein. Wer allerdings darauf hofft, eines der Becken für sich alleine zu haben, wird aufgrund des starken Besucherandranges enttäuscht werden. Wir gingen auf dem Kuloa Point Trail an den Pools und den sie verbindenden Wasserfällen entlang und hatten außerdem einen schönen Blick auf die bizarre Lavaküste. Dieser Weg war aufgrund des Regens teilweise schon recht matschig. Eigentlich hatten wir vor auch noch auf dem Pipiwai Trail zu den Makahiku und Waimoku Falls zu wandern, was wir aufgrund des schlechten Zustands dieses Weges jedoch aufgaben. Nach einer Stunde im Nationalpark machten wir uns auf den Rückweg. Nach nur fünf Kilometern hielten wir an den 30 m hohen Wailua Falls, die direkt an der Straße liegen. Über Hana, das sich aufgrund seiner abgeschiedenen Lage seinen ursprünglichen Hawaiianischen Charakter weitgehend hat erhalten können, fuhren wir zum Puaa Kaa State Wayside Park, wo sich ein kleiner Wasserfall in ein schönes Becken ergießt. Die Palmengesäumte Keanae Peninsula ermöglicht einen Blick zurück auf den spektakulären Verlauf des Hana Highway. Ohne weiteren Stopp fuhren wir zurück nach Lahaina, wo wir nach über neun Stunden Fahrt wieder unser Hotel erreichten.

Donnerstag, 20.11.03

Eigentlich hatten wir heute vor uns das Maui Ocean Center, ein recht neues Aquarium zur Meeresfauna und –flora rund um die Hawaii-Inseln, anzusehen und in einer der schönen Badebuchten Schwimmen zu gehen, doch es kam anders. Der Haleakala war heute zum ersten Mal wolkenfrei, so dass wir unsere Pläne änderten und uns auf den Weg zum höchsten Punkt Mauis machten. Von Kahului erreichten wir über den Haleakala Highway (Hwy 37 und 377) und die Haleakala Crater Road (Hwy 378) den Gipfel des 3.055 m hohen Vulkanberges. Auf keiner anderen Straße der Erde gelangt man über eine Entfernung von nur knapp 60 km vom Meeresniveau auf über 3.000 m. Man durchquert dabei mehrere Klima- und Vegetationszonen, vom feuchttropischen Tiefland zur subalpinen Wüste. Der Name Haleakala, „Haus der Sonne“, geht auf eine Legende der polynesischen Einwanderer zurück: Der Halbgott Maui, dessen Namen die Insel trägt, stieg eines Nachts auf den Vulkan und lauerte der Sonne auf, bis sie ihre Strahlen über den Kraterrand streckte. Mit Seilen fesselte er ihre Strahlen und hielt sie solange zurück, bis sie versprochen hatte, künftig so langsam über das Himmelszelt zu wandern, dass Mauis Mutter, die Göttin Hina, ihre täglichen Arbeiten bei Tageslicht würde verrichten können. Die Hauptattraktion des Haleakala National Park  ist die riesige Gipfelmulde des Haleakala, die fälschlicherweise als Krater bezeichnet wird. In Wirklichkeit handelt es sich um ein 12 km langes, 4 km breites und über 800 m tiefes Verwitterungsbecken. Starke, durch Steigungsregen verursachte Niederschläge haben den obersten Teil des Vulkans zu diesem auch Erosionscaldera genannten Verwitterungsbecken ausgeweitet, was den Haleakala zum größten ruhenden Vulkan der Welt macht. Durch kleinere Ausbrüche in jüngerer Zeit entstanden in diesem Kessel etwa ein Dutzend kleinere Vulkankegel in verschiedenen, reizvollen Farbschattierungen. Die Aussichtspunkte am Puu Ulaula, dem 3.055 m hohen auch Red Hill genannten Gipfel und am gut 50 m tiefer gelegenen Visitor Center boten spektakuläre Blicke auf den westlichen Teil Mauis, in die Gipfelmulde und  auf Big Island, Molokini, Kahoolawe, Lanai und Molokai. Wir waren froh, dass wir unsere dicken Winterjacken dabei hatten, die vor der Kälte und dem eisigen Wind schützten. Vom Kalahaku Overlook hatten wir einen schönen Blick in den „Krater“ des Haleakala und auf sieben seiner kleineren Vulkankegel. In den Krater selbst führt keine Straße, aber er lässt sich auf fast 50 km gut ausgeschilderten Wegen erwandern. In einem kleinen Areal am Parkplatz dieses Aussichtspunktes wächst  „ahinahina“ oder Silversword, eine zur Familie der Sonnenblumen gehörende, vom Aussterben bedrohte Pflanze. Silversword ist endemisch, d.h. es wächst nur auf Hawaii und nur am Haleakala hat man die Chance es zu sehen. Die Blätter sind silberfarben und dolchartig geformt, sie stehen bei der Jungpflanze in einem großen, den Stamm verdeckenden Büschel zusammen. Im Alter zwischen 7 und 20 Jahren entwickelt sich im Mai/Juni, ähnlich wie bei Agaven, ein Stand mit 100 bis 500 rötlich-lilafarbenen Blüten, der zwischen Juli und August eine Höhe von 1 bis 3 m erreicht. Die Pflanze blüht nur eine Woche, sobald sich die Samen entwickelt haben, stirbt sie ab und verdorrt. Der Leleiwi Overlook bot einen weiteren Blick in Krater, aus einer etwas anderen Perspektive. Der 116 km² große Haleakala National Park umfasst nicht nur das Haleakala Massiv, sondern auch das große Regenwaldtal des Kipahulu Valley, das sich bis zur Küste erstreckt. Diese gegensätzlichen Welten von Gebirge und Küste sind als International Biosphere Reserve auch von den Vereinten Nationen unter Schutz gestellt. Auf dem weiteren Weg zurück zu Küste hatten wir von der Haleakala Crater Road einen schönen Blick auf den schmalen Schwemmlandteil, der den Haleakala mit dem kleineren Vulkan Puu Kukui im Westen verbindet. Nachdem wir uns mit einem Kaffee in Kahului wieder etwas aufgewärmt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Iao Valley State Park, um das schöne Licht des Nachmittags auszunutzen. Als wir ankamen waren jedoch Regenwolken aufgezogen und wir erlebten das dramatische Licht eines tropischen Regenschauers. Auf dem Rückweg zum Hotel konnten wir dann noch schöne Regenbögen über dem Haleakala und dem Puu Kukui erleben.

Freitag, 21.11.03

Auch heute fuhren wir noch einmal in das Iao Valley. Diesmal waren jedoch die im Iao Valley gelegenen Tropical Gardens of Maui unser Ziel. In diesem schön angelegten kleinen botanischen Garten konnten wir zahlreiche tropische Blumen und Gewächse bestaunen, darunter auch einige Orchideen. Anschließend fuhren wir ein drittes Mal in den Iao Valley State Park hinein, doch auch heute blieb der erhoffte Sonnenstrahl auf der Iao Needle aus. Nach einem Einkaufsstopp in Kahului fuhren wir zum Maui Ocean Center, haben dann aber den Touristen-Nepp mit 19 $ Eintritt pro Person nicht mitgemacht. Auch der geplante Badestopp an der Südküste fiel aus, da die Strände aufgrund einer Sturmwarnung für die Nordküste hoffnungslos überfüllt waren. So fuhren wir zum Hotel zurück in gingen stattdessen in den Swimmingpool. Nach dem Abendessen unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang durch Lahaina.

Samstag, 22.11.03

Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten, gingen wir an den Hafen von Lahaina. Von der Hafenmole konnten wir den Surfern zusehen, die sich vom Anfänger bis zum Könner im Wasser tummelten. Ich habe dann Geli mit unserem gesamten Gepäck am Flughafen von Kahului abgesetzt und das Auto zurückgegeben. Letzteres klappte bei Alamo wieder einmal sehr schnell und  völlig problemlos. Unser Flug nach Honolulu hatte dann fast ein Stunde Verspätung, was aber och nicht einmal eine Ansage wert war. Auf dem nur etwa halbstündigen Flug hatten wir schöne Ausblicke auf die Nordwestküste von Maui und auf Molokai. In Honolulu übernahmen wir den neuen Mietwagen und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel, dem Ohana Maile Sky Court in Waikiki. Das als Studio mit Kitchenette bezeichnete Zimmer verfügte leider über keine richtige Kochgelegenheit sondern nur über eine Mikrowelle, einen Kühlschrank, etwas Geschirr und eine Spüle. Damit sind die Möglichkeiten der Selbstverpflegung etwas eingeschränkt, aber es sind ja auch nur drei Tage. Wir fuhren dann noch zu einem Supermarkt und haben uns für die Nächsten Tage mit allem Nötigen und Möglichen versorgt. Von unserem Zimmer im 22. Stock haben wir einen Blick auf die Bettenburgen von Waikiki und den berühmten Waikiki Beach. Hier auf Oahu ist der Verkehr erwartungsgemäß noch viel dichter als auf Maui. Im Vergleich zu unserem Aufenthalt vor sechs Jahren hat die Verkehrsdichte um ein Vielfaches zugenommen.

Sonntag, 23.11.03

Auch heute mussten wir wieder mit bedecktem Himmel und gelegentlichen Schauern vorlieb nehmen, wurden dafür aber bereits beim Frühstück mit einem herrlichen Regenbogen belohnt, der die Skyline von Waikiki überspannte. Als ersten Programmpunkt statteten wir dem USS Arizona Memorial in Pearl Harbor einen Besuch ab, dass wir bei unserem letzten Aufenthalt auf Oahu verpasst hatten. Seit dem 11.09.01 dürfen keinerlei Taschen mehr mit in die Anlage genommen werden, so dass wir noch einmal zum Parkplatz zurück mussten um unsere Kamerataschen  zu deponieren. Ansonsten ist nach bester amerikanischer Art alles hervorragend durchorganisiert. Nach einem etwa halbstündigen Film über die Ereignisse und Hintergründe des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor wurden wir mit einem Boot zum eigentlichen Memorial gefahren. Am 7. Dezember 1941 griffen mehr als 350 japanische Kampfflugzeuge, die von Flugzeugträgern aus gestartet waren, den Heimathafen der US-Pazifikflotte an. Innerhalb weniger Minuten wurden 21 amerikanische Schiffe versenkt oder schwer beschädigt, 2.403 Amerikaner starben, 1.178 wurden verwundet. Die USS Arizona sank innerhalb von nur neun Minuten und 1.177 Soldaten starben, 1.102 von ihnen ruhen noch heute in ihrem rostigen Unterwassergrab. Das 56 m lange Denkmal, das sich über den Mittelteil des Schlachtschiffes spannt, besteht aus drei Hauptteilen: dem Eingang mit Versammlungsraum, einem Mitteltrakt für Gedenkfeiern und für die allgemeine Aussicht sowie der Schreinkammer, in der die Namen der auf der Arizona Gefallenen in Marmor eingraviert sind. Über den Pali Highway (Hwy 61) fuhren wir an die dem Wind zugewandte Ostseite der Insel. Noch am Stadtrand von Honolulu bogen wir zum Punchbowl, den Überresten des erloschenen Vulkans Puowaina ab. Puowaina bedeutet „Hügel der Menschenopfer“ und man glaubt, dass die Ureinwohner in einem Tempel auf dem Berg den Hawaiianischen Gottheiten Menschen geopfert haben. Heute beherbergt der riesige Krater den National Memorial Cemetery of the Pacific, ein beeindruckendes Gräberfeld mit Gedenktafeln an fast 30.000 Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg sowie dem Korea- und Vietnamkrieg. Vom Kraterrand hat man einen schönen Blick auf Waikiki und den Diamond Head und auf die Innenstadt von Honolulu. Ein weiterer kurzer Abstecher führte uns zum Nuuanu Pali Lookout, einem 365 m hoch gelegenen Aussichtspunkt mit einem phantastischen Blick auf die Kaneohe Bay. In einer blutigen Schlacht schlug hier 1795 König Kamehameha I die  Oahu-Krieger und trieb die Unterlegenen über die Klippen in den sicheren Tod. Einhundert Jahre später fand man beim Bau des Old Pali Highway am Fuß  der Klippen über 500 menschliche Schädel, traurige Überreste des historischen Dramas. Von Kailua fuhren wir auf dem Kalanianaole Highway (Hwy 72) an der Küste entlang nach Osten. Der Highway folgt zunächst der Koolau Range und verläuft ab Waimanalo Beach an der Küstenlinie und bietet Ausblicke auf die als Vogelschutzgebiete ausgewiesenen Vorgelagerten Inseln Kaohikaipo und Manana Island, sowie auf Makapuu Beach. Am Halona Blowhole wird bei ausreichend starker Brandung Meerwasser durch eine Lavaröhre zu einer Öffnung gepreßt, aus der es dann als fauchender Springbrunnen entweicht. Wir hatten das Glück das Blowhole in voller Aktion erleben zu können. Der Bilderbuchstrand Sandy Beach ist aufgrund gefährlicher Unterwasserströmungen zum Schwimmen, Schnorcheln und Tauchen nur bedingt geeignet. Die Hanauma Bay, die „gebogene Bucht“, entstand, als das Meer die Flanke eines Vulkans wegspülte und sie gehört zu den schönsten aber auch meist frequentierten Badebuchten von Oahu. Scharfkantige Lavafelsen, weißer Sandstrand, Palmen und eine türkisfarbene Lagune voller Korallengestein und farbenfroher tropischer Fische schaffen eine traumhafte Landschaft, wie man sie in Hawaii erwartet. Am Kraterrand des 232 m hohen Diamond Head, der vor ungefähr 150.000 Jahren letztmalig ausbrach und zu diesem Zeitpunkt fast 1.100 m hoch war, bietet ein Aussichtspunkt einen schönen Blick auf den 368 m hohen Koko Crater, einen weiteren erloschenen Vulkan. Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir Station in einem Internetcafe und haben ein letztes Mal auf unserer Reise Mails von Freunden und Bekannten gelesen und beantwortet. Vom Hotel aus machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch die belebten Strassen von Waikiki zu einer Pizzeria. Die Pizza war sehr lecker, störend waren nur die zahlreichen Fernsehapparate, auf denen Sportübertragungen in voller Lautstärke liefen.

Montag, 24.11.03

Von Honolulu aus führt der Kamehameha Highway als Hwy 99 nach Haleiwa. Die Straße verläuft durch riesige Ananasplantagen der Firmen Dole und Del Monte. In Waimea machten wir am schönen Strand der Waimea Bay eine erste Pause. An der Sunset Beach im Zentrum der Nordküste Oahus, deren Brandung zu den besten Surfmöglichkeiten der Welt gehört, wollten wir einem Surfwettbewerb zusehen, die Veranstaltung hatte jedoch noch nicht begonnen. Dafür nutzten wir im Turtle Bay Resort die Gelegenheit und beobachteten die akrobatischen Kunststücke einiger Surfer. Über Kahuku und Laie erreichten wir schließlich unser Hauptziel des heutigen Tages, das Polynesian Cultural Center. Das seit 1963 von den Mormonen betriebene ausgedehnte Freilichtmuseum zeigt sieben typische Inselkulturen Polynesiens. Es gibt Häuser und Bauten aus Samoa, Neuseeland, dem ursprünglichen Hawaii, den Marquesas und Tahiti, von Fidschi und Tonga. Studenten der benachbarten Brigham-Young-Universität, die aus den verschiedenen Inselstaaten stammen, tragen die Trachten der jeweiligen Inseln und führen traditionelle handwerkliche Praktiken und Tänze vor. Das Ganze ist ein wenig wie ein polynesisches Disneyland aufgemacht, mit sehr viel Show und Unterhaltung aber bietet dennoch einen kleinen Einblick in die verschiedenen Kulturen. Am besten hat uns der Beitrag Samoas gefallen, da der Hauptdarsteller dort eine richtig unterhaltsame Vorführung geboten hat, bei der er sowohl sich selbst als auch die Zuschauer auf die Schippe genommen hat. Nach etwa drei Stunden verließen wir bei immer trüber werdendem Wetter das Polynesian Cultural Center und fuhren an der Wind zugewandten Ostseite der Insel gen Süden. Über den Likelike Highway (Hwy 63) kamen wir nach Honolulu zurück. Das Wetter auf dieser Seite der Koolau Range war dann wieder besser und wir erreichten im Stau des Feierabendverkehrs wieder unser Hotel in Waikiki. Wir beendeten unseren letzten Tag auf Hawaii mit einem Bad im Pool und Spa des Hotels.

Dienstag, 25.11.03

Um 4:00 Uhr ging der Wecker und wir machten uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Mietwagenstation. Die Rückgabe klappte wieder problemlos und mit dem Shuttlebus wurden wir zum Flughafen gefahren. Leider gab es keine zusammenhängenden Sitze am Notausgang mehr, so dass wir getrennt sitzen mussten. Ich konnte dafür wieder bequem meine Beine ausstrecken. Wir hatten dann wieder einmal das Glück für eine ganz besondere Sicherheitsüberprüfung ausgewählt zu werden: Der Laptop wurde gleich zweimal durchleuchtet und der Inhalt aller unserer Taschen wurde per Hand inspiziert. Sehr pünktlich verließen wir Oahu und ich konnte einen letzten Blick auf Honolulu, Waikiki und den Diamond Head werfen. Der Flug verlief abgesehen von einigen Turbulenzen sehr ruhig und der Film „Uptown Girls“ sorgte für kurzweilige Unterhaltung. In Los Angeles angekommen nahmen wir den Hotelshuttle und bezogen ein schönes großes Zimmer im Crown Plaza Hotel. Wir waren durch Zufall in dem gleichen Hotel gelandet, in dem 1995 unsere 15monatige Reise durch Nordamerika begonnen hatte. Fast genau acht Jahre später geht jetzt unsere zweite Reise in die Freiheit hier zu Ende. Nach einem leckeren, allerdings auch recht kostspieligen Abendessen im Restaurant des Hotels machten wir es uns in unserem Zimmer gemütlich.

Mittwoch, 26.11.03

Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet und einem kurzen Spaziergang in die Umgebung des Hotels ruhten wir uns noch ein paar Stunden aus. Kurz nach 12:00 Uhr verließen wir das Hotel und wurden mit dem Shuttlebus zum Flughafen gefahren. Das Gepäck wurden wir ohne größere Probleme los und auch mit Plätzen am Notausgang hat es wieder geklappt. Auf dem Weg zum Gate gab es dann noch eine ausgiebige Sicherheitskontrolle aber alles war relativ schnell erledigt. Die Abflugzeit hatte sich schon um eine halbe Stunde nach hinten verschoben und wir kamen zusätzlich noch mit etwas Verspätung los. Dank der unterhaltsamen Filme „Tomb Raider II“ und „Hollywood Homocide“, sowie netter Gespräche mit unserem Sitznachbarn aus Auckland verging die Zeit recht gut. Wir konnten auch beide noch ein wenig schlafen.

Donnerstag, 27.11.03

Um kurz nach 9:00 Uhr Ortszeit waren wir in London, wo wir 6 Stunden auf unseren Anschlussflug nach Hamburg warten mussten. Wir suchten uns eine halbwegs ruhige Ecke und legten uns wie die Landstreicher quer auf die Sitzbänke. Auch hier konnten wir noch etwas Schlaf aufholen. Der letzte Streckenabschnitt war mit nur eineinhalb Stunden ein wahres Kurzprogramm und wir kamen überpünktlich in Hamburg an. Unser Jahr Freiheit war nun endgültig zu Ende. Zu unserer großen Freude wurden wir am Flughafen von Sigrid und Thomas mit dem kleinen Alexander, Antje und Uwe und Siggi und Bernd empfangen. Nach einem kurzen Schnack in großer Runde machten wir uns auf den Weg nach Kiel. Bei uns zu Hause haben wir dann eine Zeit lang geklönt, ehe unsere Freunde sich verabschiedeten und wir, ziemlich geschlaucht vom Flug und von der Zeitumstellung, nach einem Jahr wieder ins eigene Bett fielen.