Statt auf dem Highway 1 die Fahrt an der Westküste in südlicher Richtung fortzusetzen, wählten wir den Weg über die schmale, teilweise unbefestigt Port Underwood Road. Diese Strasse schlängelt sich immer an der Küste entlang und bietet zahlreiche spektakuläre Ausblicke auf die vielen kleinen Buchten des Queen Charlotte Sound und der Cloudy Bay.
   
   
Südlich von Blenheim besuchten wir die Montana Winery, eines der größten Weingüter des Landes. Die knapp einstündige Führung durch die Anlage mit anschließender Probe war sehr interessant und der Wein sehr schmackhaft. Im Shop kauften wir dann auch noch ein paar Flaschen und gingen etwas bedudelt von der Weinprobe zum Auto zurück. Hier mussten wir erst einmal etwas essen und eine kurze Pause einlegen, um wieder fahrtüchtig zu werden.
   
   

Mitte des 19. Jahrhunderts war Kaikoura eine Hochburg der Walfangindustrie und in gewisser Weise ist es das auch noch heute. Foto- und Filmkameras haben heute die Harpunen abgelöst, aber noch immer verdankt der Ort den Meeresbewohnern seine wirtschaftliche Grundlage.Wir hatten Glück und konnten auf
unserer Wal-Tour gleich drei der riesigen, bis zu 20 m langen Pottwale beobachten und auf spektakuläre Weise abtauchen sehen.

   
   
Christchurch ist nicht nur die Hauptstadt Canterburys, sondern auch die größte Stadt auf der Südinsel und ihr wichtigstes Wirtschaftszentrum. Bereits 1850 war Christchurch als Hauptstadt geplant und angelegt worden. Bemerkenswerte Gebäude und Monumente sowie viele Parks lassen die koloniale Vergangenheit lebendig werden. Die Strassen um den Cathedral Square sind gitternetzartig angelegt und werden von vier breiten Alleen eingefasst. Dieses strenge Konzept wird durch den Avon River aufgelockert, der sich durch Innenstadt und Grünanlagen windet.
   
   
Wir machten uns auf den Weg zur Banks Peninsula, einer riesigen Halbinsel vor den südöstlichen Toren von Christchurch. Ihren Namen hat die Halbinsel von Joseph Banks, einem Naturkundler, der James Cook auf vielen seiner Reisen begleitet hat. Geologisch ist die heutige Banks Peninsula das Ergebnis gewaltiger Eruptionen von drei Vulkanen und der Kräfte der Erosion, die die Vulkankegel abgetragen und teilweise zum Meer hin geöffnet hat. So sind zahlreiche malerische Buchten und der fjordähnliche Akaroa Harbour, ein wunderschöner Naturhafen mit türkisfarbenem Wasser entstanden.
   
   
Der Mt. Cook National Park verdankt seinen Namen natürlich dem alles überragenden Gipfel des in der Maorisprache Aoraki genannten Mt. Cook. Einer Legende der Maori zufolge entstanden der Berg und die benachbarten Gipfel, als ein Junge namens Aoraki und seine drei Brüder vom Himmel mit einem Kanu hinab fuhren, um Papatuanuku (Mutter Erde) zu besuchen. Das Kanu blieb auf dem Meeresgrung stecken und wurde zur Südinsel Neuseelands. Aoraki und seine Brüder versteinerten und wurden zu den Gipfeln der Südalpen. Noch heute ist der Aoraki das größte Heiligtum der auf der Südinsel lebenden Maori vom Stamm der Ngai Tahu. 1953 wurde das 700 km² große Gebiet zum Nationalpark erklärt.
   
   
In Oamaru fuhren wir zunächst zur Bushy Beach, südlich der Stadt, um die die Gelbaugenpinguine, die als bedrohte Tierart unter besonderem Schutz stehen, bei Ihrer Rückkehr vom täglichen Fischfang zu beobachten. Zwei ortskundige Beobachter zeigten uns zunächst zwei im dichten Buschwerk versteckte Küken und dann kamen auch schon die ersten Altvögel an den Strand und watschelten in Richtung der durch Buschwerk geschützten Klippen.
   
   
Anschließend fuhren wir weiter zur Zwergpinguinkolonie, die sich in unmittelbarer Stadtnähe am Ende der Waterfront Road befindet. Unter Leitung des Department of Conservation wurden hier, in einem ehemaligen Steinbruch, Brutkästen installiert, so dass sich über die Jahre eine Kolonie von etwa 150 Vögeln gebildet hat. Während der Brutzeit wechseln sich die Altvögel mit dem Fischfang und der Betreuung der Eier bzw. Küken ab, bis die Jungvögel soviel Futter brauchen, dass beide zum Beutefang ausschwärmen müssen. Diese Kolonie ist abgeriegelt und nur unter Aufsicht des DOC zugänglich (Eintritt). Von einer Zuschauertribüne aus konnten wir die kleinen, possierlichen Tierchen beobachten, wie sie vom Strand den Weg zu ihren Brutstätten hinaufwatscheln und teilweise von den Jungvögeln vor den Brutkästen erwartet werden. Da die Zwergpinguine erst nach Einbruch der Dunkelheit an Land gehen, ist das Ganze zwar sehr schön zu beobachten, ein Fernglas ist hilfreich, aber nur sehr schlecht zu fotografieren. Wir fanden es trotzdem sehr lohnenswert und konnten insgesamt 68 Zwergpinguine bei Rückkehr beobachten.
   
   
Die Moeraki Boulders 30 km südlich von Oamaru waren lange Zeit Stoff für Legenden. Mit ihrer fast perfekt runden Form liegen die grauen Kugeln an einem nur etwa 50 m langen Strandabschnitt. Die tonnenschweren Murmeln der Boulder liegen zum Teil im Sand vergraben oder tauchen aus der lehmigen Uferböschung auf. Es sieht aus, als würden Riesen hier ein Billardspiel veranstalten oder als habe ein Landschaftskünstler sich hier verewigen wollen.Der wissenschaftlichen Erklärung zufolge handelt es sich um rund 60 Millionen Jahre alte gewaltige Drusen, dass heißt Steine um deren Kristalines Zentrum (eine fossile Muschel oder ein Stück Holz) sich im lehmigen Meeresboden Silizium und Eisenoxyde abgelagert haben. Dabei sind Ionen von allen Seiten gleichmäßig zum Kern der Verhärtung vorgestoßen, sonst wären die Formationen nicht kreisrund. Etwa 4 Millionen Jahre muss es gedauert haben, bis auf diese Weise der Untergrund von Verhärtungen mit bis zu 2 m Durchmesser durchsetzt war. Als sich der Meeresboden vor etwa 10 Millionen Jahren anhob, konnte der Prozess der Erosion beginnen und legte schließlich durch das Abwaschen des umgebenden Lehms die Moeraki Boulder frei.Einer Maori-Legende nach sind die Kugeln versteinerte Proviantkörbe eines verunglückten Kanus, mit dem die ersten Maori von Hawaiki nach Neuseeland kamen.
   
   
   
Die Schönheit der Natur macht den Reiz der südöstlichen Ecke der Südinsel aus. Versteinerte Bäume, herrliche Wasserfälle, goldfarbene Strände, hohe Klippen und geheimnisvolle Höhlen bilden die einzigartige Mischung an Attraktionen dieser Gegend, die ihren Namen "Catlins" einem Landbesitzer aus den 1840er-Jahren verdankt. Eine abwechslungsreiche Küste mit Klippen und herrlichen Stränden ist zur Heimat für viele unterschiedliche Tiere geworden; so findet man hier den seltenen Hectordelfin, Pinguine, Robben und Seelöwen.
   
   
   
Wir begannen unsere Catlins-Rundfahrt an den Purakaunui Falls. Ein zehnminütiger Spazierweg durch Buchen- und Podocarp-Wald führt zu einer Aussichtsplattform, von der man einen herrlichen Blick auf die Wasserfälle hat. Der Fluss fällt hier 20 m über eine Terrassenlandschaft in die Tiefe.
   
   
Vom Florence Hill Lookout hatten wir einen schönen Blick auf die Tautuku Bay.
   
   
Isoliert durch die Foveaux Strait, nur 27 km von der Südinsel entfernt, liegt Stewart Island, kleinste der drei Hauptinseln Neuseelands. In den Maori-Legenden heißt es, sie sei der Anker von Mauis Kanu, während die Nordinsel ein großer gefangener Fisch und die Südinsel das Kanu selbst sei. Der größte Teil der 1.683 km² großen Insel, durch die der 47. Breitengrad verläuft, ist Natur pur. Deshalb ist Stewart Island gleichermaßen bei Botanikern wie Zoologen beliebt und gilt als Paradies für Pflanzen und Tiere: Über 80 % der Gesamtfläche stehen unter Schutz und die zum Teil unberührte Wildnis, die auf Wanderwegen erkundet werden kann, zeigt ein Bild von Neuseeland aus voreuropäischer Zeit. Um diesen Status zu bewahren, wurde dieser Teil der Insel im März 2002 zum Rakiura National Park erklärt.
   
   
In Invercargill war für uns das "Tuatarium" im Southland Museum das Highlight. Hier konnten wir einige Tuataras (Brückenechsen), die als lebende Fossilien gelten, aus aller nächster Nähe betrachten. Die Tuatara ist die einzige überlebende Art einer 225 Millionen Jahre alten Reptiliengattung. Alle anderen Vertreter dieser Gattung sind seit ca. 60 Millionen Jahren ausgestorben, nur durch die geografische Isolation Neuseelands hatte die Tuatara hier eine Überlebenschance. Henry, das älteste Exemplar im Tuatarium, wird auf etwa 120 Jahre geschätzt und ließ sich würdevoll fotografieren.
   
   
   
Allen "Surfern" liebe Grüsse aus Kiwi-Country!
   
Geli & Gunter